piwik no script img

Merkels FernsehanspracheLetzte Warnung

Kanzlerin Merkel appelliert an die Solidarität der Deutschen. Sie spricht von der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg.

Die Bundeskanzlerin bei der Fernsehansprache Foto: Bundesregierung/dpa

Berlin taz | Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Mittel: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Mittwochabend mit einer Fernsehansprache an die BürgerInnen gewandt, um ihnen die Maßnahmen gegen die Corona-Epidemie zu erklären. Diesen Weg nutzte sie zum ersten Mal in ihrer Amtszeit jenseits ihrer Neujahrsansprachen.

Merkel ließ keinen Zweifel daran, wie die Bundesregierung die Lage einschätzt. „Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst“, sagte Merkel. Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es keine Herausforderung an das Land gegeben, bei der es so sehr auf gemeinsames solidarisches Handeln ankomme.

Merkel wiederholte, was WissenschaftlerInnen seit Wochen predigen. Richtschnur des Handelns der Regierung sei es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und Zeit zu gewinnen. Zeit, damit ein Medikament und ein Impfstoff entwickelt werden könne – und Zeit, damit Erkrankte bestmöglich versorgt werden können.

Sie appellierte dringlich an jeden Einzelnen, die Ratschläge der Virologen zu befolgen. Kein Handschlag mehr, gründlich und oft die Hände waschen, mindestens eineinhalb Meter Abstand zum Nächsten – und am besten kaum Kontakte zu alten Menschen, die besonders gefährdet sind. Sie wisse, wie schwer das sei, sagte Merkel. Man kenne Zuwendung als körperliche Nähe oder Berührung. „Doch im Augenblick ist leider das Gegenteil richtig“, sagte sie. „Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.“

Knapp vor Ausgangssperre

Die Bundesregierung hat – in Absprache mit den Bundesländern – in den vergangenen Tagen das öffentliche Leben drastisch eingeschränkt. Versammlungen mit großen Teilnehmerzahlen sind verboten, Theater, Kinos oder Museen bleiben geschlossen, die Öffnungszeiten für Cafés oder Gaststätten wurden deutlich begrenzt.

„Halten Sie sich an die Regeln, die nun für die nächste Zeit gelten“, sagte Merkel. Sie deutete an, dass weitere Maßnahmen folgen könnten. Die Regierung werde stets neu prüfen, was sich korrigieren lasse – „aber auch: was womöglich noch nötig ist“.

Merkel brachte auch ihre ostdeutsche Herkunft ins Spiel. Für sie, für die Reise- und Bewegungsfreiheit ein schwer erkämpftes Recht gewesen sei, „sind solche Einschränkungen nur in der absoluten Notwendigkeit zu rechtfertigen“. Sie sollten in einer Demokratie nie leichtfertig und nur temporär beschlossen werden. „Aber sie sind im Moment unverzichtbar, um Leben zu retten.“

Es gehe nicht einfach um abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern um Menschen. Das sei ein Vater oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder ein Partner.

Hilfen für die Wirtschaft

Merkel sicherte betroffenen Unternehmen umfassende Unterstützung zu. Für die Wirtschaft, für große Unternehmen, Geschäfte, Restaurants oder Freiberufler sei es jetzt schon schwer. Und die nächsten Wochen würden noch schwerer. „Ich versichere Ihnen: Die Bundesregierung tut alles, was sie kann, um die wirtschaftlichen Auswirkungen abzufedern – und vor allem um Arbeitsplätze zu bewahren.“ Die Regierung könne und werde „alles einsetzen, was es braucht, um unseren Unternehmern und Arbeitnehmern durch diese schwere Prüfung zu helfen“.

Merkel ging auch auf Hamsterkäufe ein, die in vielen Supermärkten für leere Regale sorgten. Alle könnten sich darauf verlassen, dass die die Lebensmittelversorgung jederzeit gesichert sei. Wenn Regale einen Tag mal leer geräumt seien, würden sie nachgefüllt. „Vorratshaltung ist sinnvoll, war es im Übrigen immer schon“, betonte Merkel. „Aber mit Maß; hamstern, als werde es nie wieder etwas geben, ist sinnlos und letztlich vollkommen unsolidarisch.“

Nach Einschätzung von Experten könnte die Corona-Epidemie rasch voranschreiten. Das Robert-Koch-Institut warnte vor bis zu zehn Millionen Infizierten bis Juni, sollten sich die Menschen nicht an Abstands- und Hygienevorgaben halten. Laut RKI gibt es im Moment ein exponentielles Wachstum. Die Epidemie werde noch viele Wochen und Monate unterwegs sein. Derzeit seien mehr als 10.000 Menschen infiziert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

48 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Angela hat da ne ziemlich gute Rede gehalten!!

  • Gut und richtig, dass empfohlen wird die Ratschläge der Virologen zu befolgen.

    Warum werden nicht genauso konsequent die Ratschläge der Klimatologen befolgt?

    • @Kai Nothdurft:

      Weil, wenn das Schiff am untergehen ist und alle zu den Rettungsbooten laufen, es ziemlich egal ist, ob das Schiff mit Ökofarbe gestrichen ist.

      • @Thomas Schöffel:

        Ich muss mich für den "Troll"Vorwurf entschuldigen, es war vermutlich nicht Ihre Absicht, die Klimakrise herunterzuspielen. Sorry. Denn die Covid-19 Krise ist schon recht akut, so vorübergehend sie sein könnte.

      • @Thomas Schöffel:

        Auf die richtige Frage von Kai haben Sie Null-Antwort: Denn das Schiff ist noch nicht untergegangen, Millionen von Menschenleben können noch gerettet werden. Sie sind ein Troll, der versucht, das Thema Klima herunterzuspielen.



        Meine Antwort auf NothD. wäre, dass wir in einer Voll-Proll-Kultur leben, in der das Warenprogramm, Amazon, Facebook und Denken überhaupt von den Dümmsten (exponentiell im Internet und per Influenca-Viren) bestimmt wird; die Politiker laufen nur noch hilflos hinterher. Klima ist für diese Prolls noch nicht persönlich genug, während es für die kleine Schicht von Gebildeten seit mindestens 30 Jahren das Verhalten und z.B. den Einsatz für erneuerbare Energien informiert hat.

        • @Ataraxia:

          Lieber R&B, daß wir einem von Vollhonks und Trotteln bevölkerten Land leben, da stimme ich Ihnen ja zu. Das trifft aber sicher auf jedes Land zu. Ich möchte nur darauf aufmerksammachen, wenn ich Sie hustend und jammernd in der Wohnung vorfinde, finde ich es dringlicher, Ihnen einen Rettungswagen zu rufen, anstelle noch den Klimarettungsartikel zuendezuschreiben.

          • @Thomas Schöffel:

            Na, wir sind uns da einig, trifft auch tatsächlich auf Menschen allgemein zu. Alles Gute - ich muss sagen, diese Krise hat bei mir zum Teil durch zu intensive Kommunikation mit sehr viel verschiedenen Menschen einen Erregungspegel ausgelöst, den ich jetzt wieder herunterfahre...

  • Wagenknechts Wochenschau #06

    Corona-Krise:

    Handeln, bevor es zu spät ist | Bessere Zeiten – Wagenknechts Wochenschau #06

    Höre: www.youtube.com/watch?v=HlGUrEOE9po

  • Aktuelle Hochrechnungen des RKI beziehen sich strikt auf exponentielle Möglichkeiten zur Verbreitung des Coronavirus, nicht auf geänderte Bedingungen. In China gibt es Tag heute keine Neuinfektionen. Die Letalität betrifft nicht automatisch jeden, sondern Hochrisikofälle. In Deutschland waren gestern 10000 infiziert, davon gab es 26 Verstorbene. Damit erreicht Covid-19 eine Letalität, die der herkömmlichen Grippe gleicht. Es geht nicht um eine Todesgrippe die alle betrifft, es geht um eine neue Grippe, mehr nicht. Werdet endlich warm, sorgt für einen geordneten Übergang und vor allem für das Ende dieses aufgeblasenen Illustionstheater Bundesregierung (GroKo).

    • @Picard:

      Auch "exponenziell" ist relativ.

      Dieses Virus unterscheidet sich wohl insofern von anderen "normalen" Seuchen, als es viel infektiöser ist, also bei Kontakt mit einem Infizierten mit drastisch höherer Wahrscheinlichkeit auch zu einer Ansteckung führt. So sieht es zumindest die große Mehrheit der Wissenschaftler, und so stellen sich auch alle Ausbrüche dar, von denen ich bislang aus erster oder zweiter Hand erfahren habe: Eine Fahrt im vollen Reisebus z. B. mit einem oder zwei Infizierten an Bord produziert nicht etwa fünf, zehn oder fünfzehn neue Ansteckungen, sondern nahe fünfzig (den Fahrer eingeschlossen). Das macht die exponenzielle Verbreitungkurve deutlich steiler.

      Davon abgesehen: Heute sind es 10.000 (nachgewiesene!) Fälle. Aber wieviele sind es in ein, zwei Wochen? Es sollte völlig klar sein, dass es keine effektiven Maßnahmen mehr gibt, wenn diese Zahl wirklich dramatische Größen bereits erreicht hat.

  • Neueste Entwicklung in Tschechien: ab heute darf man nur noch mit Mundschutz vor die Tür, die Supermärkte sind von 10-12 Uhr vormittags für Senioren ab 65 reserviert. Ansonsten darf man nur noch raus zum Arbeiten, zum Arzt, zum Lebensmittel, Medikamente und Drogerieartikel kaufen, und spazieren in der Natur ist erlaubt.

    Da es Lieferengpässe bei Mundschutzmasken gibt, haben viele angefangen, selbst welche aus Baumwolle zu nähen.

    Die Diskussion, Mundschutz zu tragen, läuft hier in Tschechien seit dem Wochenende, sogar die Politiker tragen sie bereits in den Pressekonferenzen. In D fehlt diese Diskussion vollständig. Aber D ist ja leider eh hinterher in dieser Krise, muss man feststellen. Fangen Sie, liebe Leser dieser Zeilen, bitte an, Mundschutz zu tragen! Viele Menschen sind infiziert, merken aber (noch) nichts davon und verbreiten munter den Virus weiter. Der Mundschutz hilft, andere nicht anzustecken. Da keiner weiß, ob er/sie schon betroffen ist, hilft es, wenn JEDER Mundschutz trägt.

    • @Katrina:

      "In der allgemeinen Bevölkerung sind die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zum persönlichen Schutz sowie zum Schutz von anderen Personen vor der Ansteckung mit Erregern respiratorischer Infektionen einegute Händehygiene,Einhalten von Husten- und Niesregelnund das Abstandhalten (ca.1 bis 2 Meter) von krankheitsverdächtigen Personen.

      Wenn sich eine an einer akuten respiratorischen Infektion erkrankte Person im öffentlichen Raum bewegen muss, kann das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (z.B.eines chirurgischen Mundschutzes) durch diese Person sinnvoll sein, um das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen, welche beim Husten oder Niesen entstehen, zu verringern (Fremdschutz). Für die optimale Wirksamkeit ist es wichtig, dass der Mund-Nasen-Schutz korrekt sitzt (d.h.eng anliegend getragen wird), bei Durchfeuchtung gewechselt wird, und dass während des Tragens keine (auch keine unbewussten) Manipulationen daran vorgenommen werden.

      Hingegen gibt es keine hinreichende Evidenz dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, signifikant verringert. Nach Angaben derWHOkann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen, durch das zentrale Hygienemaßnamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden können."

      www.rki.de/SharedD...019/FAQ_Liste.html

      Hat das RKI eher unter Aktionismus eingeordnet.

  • "Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es keine Herausforderung an das Land gegeben, bei der es so sehr auf gemeinsames solidarisches Handeln ankomme."

    Doch die gibt es seit Jahrzehnten, aber die Klimakrise wird konstant ignoriert. Vermutlich weil sie nicht mit voller Kraft während IHRER Amtszeit in Europa ausbricht. Außerdem schadet das Bekämpfen der Klimakrise mehr dem Status quo der Wirtschaftselite, im Fall von Corona passen Wirtschaftsinteressen und humanitäre Interessen. Sonst sähe es wohl sehr düster aus für unsere Senioren, denn seit wann interessiert sich die Union für Menschenleben wenn es um Profitinteressen geht.

  • Laut ihrer Biografie konnte Merkel schon zu DDR-Zeiten in die Bundesrepublik einreisen, damit ist die Aussage mit dem "schwer erkämpften Reiserecht" völlig aus der Luft gegriffen.



    Sie wälzt die Verantwortung einmal mehr auf die kleinen Leute ab, was bitte soll zB eine allein erziehende Mutter machen die plötzlich für mindestens 2 Monate auf Kurzarbeit gesetzt wird? oder die Azubis die nach Hause geschickt werden? Ich könnte diese Aufzählung fortsetzen aber damit würde ich mich weitestgehend nur wiederholen.



    Die Stillegung halte ich durchaus für die richtige Entscheidung, nur kommt die mindestens 2 Wochen zu spät und es kommen nur sehr allgemeine Plattitüden wie daraus resultierenden finanziellen Probleme für die kleinen Leute abgefangen werden sollen.



    die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens wäre eine Lösung aber auch dazu gibt es wie zu erwarten keine konkreten Aussagen.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Corinna Hartmann:

      Bedingungsloses Grundeinkommen? Echt jetzt?



      Seien sie froh, wenn wir danach noch Sozialhilfe bekommen.

      • @4813 (Profil gelöscht):

        Ja echt jetzt. Genau jetzt.

  • "Laut RKI gibt es im Moment ein exponentielles Wachstum."

    Das gibt es allerdings nicht nur im Moment, sondern schon von Anfang an. Und bei der Ausbreitung jeder Seuche. Weil jeder, der angesteckt wird, auch selbst wieder ansteckend ist.

    Auch die Einhaltung der Abstandsregeln etc. ändert nichts daran, dass die Kurve exponentiell verläuft. Dadurch verändert man lediglich die Skala auf der X-Achse, sprich es zögert sich zeitlich hinaus.

    Korrigiert mich bitte, sollte ich falsch liegen.

    • @Existencielle:

      "Dadurch verändert man lediglich die Skala auf der X-Achse, sprich es zögert sich zeitlich hinaus." (Existencielle)



      Damit scheinen Sie richtig zu liegen. Allerdings sagen ja die Virologen auch gar nichts anderes: Es geht darum die Zeitachse zu verlängern, also Zeit zu gewinnen damit nicht (wie in Italien) in kurzer Zeit eine Flut von Infizierten in den Krankenhäusern landet und damit das Gesundheitssystem, das ohnehin schon länger am Limit arbeitet, zum kollabieren zu bringen. Und dann macht das durchaus Sinn.



      Unsere Lehren daraus zu ziehen heißt in erster Linie: Für die Zukunft die gesundheitspolitischen Weichen wieder auf Vernunft umzustellen. Schluß mit der Rotstift-Politik am Gesundheitssystem! Krankenhäuser dürfen nicht wie gewöhnliche Betriebe mit Wirtschaftlichkeitsdiktat geführt werden. Es ist nicht deren Aufgabe Profit abzuwerfen! Zum Teufel mit der neoliberalen Seuche!

    • @Existencielle:

      Die Steigung könnte auch linear sein. Der Mensch geht häufig von einer linearen Zunahme aus und hat Probleme die Langzeitwirkung von exponentiellem Wachstum zu realisieren. Das ist was psychologisches, hat mit unseren Erfahrungen zu tun.



      Wir wollen vom exponentiellem Wachstum zu linearem Wachstum zu exponentieller Abnahme.

    • @Existencielle:

      Sie liegen leider fast richtig: In Hubei hat man es auf linear heruntergedrückt, indem eine wirklich harte Ausgangssperre durchgezogen wurde. Ob das in Deutschland, gar in Berlin, so machbar ist, bezweifle ich. Und solange Kontakte da sind, haben wir eine exponentielle, ab Durchseuchung (so ca. 1/3 infiziert) dann eine S-förmige Kurve.

      Das RKI hat mMn eklatant heruntergespielt, was wirklich auf uns zukommt. War nicht hilfreich. "Jetzt ist das Virus eben da".

      • @MS77:

        Das Virus ist seit Januar da, das sind 10 Wochen. Wir hatten also Zeit, um ganz schnell die Nachrüstung der Krankenhäuser und Arztpraxen zu bewerkstelligen. Abstandsregeln halten die meisten Menschen ein, zumindest ältere und gefährdete Menschen sind vorsichtig; und die jungen Menschen erkranken nur dann, wenn sie Atemwegs Probleme oder andere Erkrankungen haben. Ich finde nicht, dass das RKI die Probleme herunter gespielt hat. Dumm war die Krankenhausgesellschaft, die nicht sofort Hilfen für die Krankenhäuser gefordert hat. Stattdessen waren sie Bremser. Das war fatal!

  • Diese Ansprache finde ich sehr gut. Sie hat alle wesentlichen Aspekte angesprochen und war intellektuell und emotional ausgereift. (Danke an die Schreiber*innen!).



    Ich hätte mir gewünscht, dass diese Rede schon vor zwei Wochen gehalten worden wäre.



    Dennoch verstehe ich, dass es in einer Gesellschaft, in der die Meinungsvielfalt sehr ernst genommen und deshalb gelebt wird, zu einer solchen beträchtlichen "Verzögerung" kommt.



    (Diktaturen haben es bei so etwas einfacher ...)

    Hoffen wir, dass es allen Menschen weltweit gelingt sich verantwortungsbewusst und solidarisch



    zu verhalten und genug Selbstbeherschung und Geduld aufzubringen.



    Hoffen wir weiterhin, dass die medizinische Wissenschaft ein/e Heilmittel/Impfung findet.

    Insgesamt wird die Menschheit aus dieser Krise lernen. Ich hoffe sehr, dass es ausreichend viel ist und wirklich nachhaltig.

  • Stellen wir doch mal die Frage nach der Verhältnismäßigkeit im Vergleich zur medial und politisch so gut wie inexistent gebliebenen Welle der normalen Grippe 2017/18, die mit gerade mal 21500 Toten quasi unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfand ...

  • 0G
    00677 (Profil gelöscht)

    "Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es keine Herausforderung an das Land gegeben, bei der es so sehr auf gemeinsames solidarisches Handeln ankomme."



    Ja, so kann man auch seinen Mangel an Solidarität, an Menschlichkeit in der "Flüchtlingskrise" leugnen...

  • Vor ziemlich genau 7 Wochen wäre ihre Stunde gewesen, der erste Fall bei Webasto mit dem unsäglichen Gejammere von Ausgrenzung. Was sie jetzt noch sagt oder anordnet, entspricht dem berühmten Brunnen, den man dann zudeckt, wenn das Kind erst mal hineingefallen ist. Reagieren, das kann sie, Agieren sollte sie können. Viele werden noch aufwachen, wenn ihre Illusionen (z.B. ohne Geschwindigkeitsbegrenzung rasen als freier Bürger) nicht endlos weitergehen. Der kluge Mann und die kluge Frau bauen vor, Fehlanzeige bei Merkel. Und der Mehrheit ihrer Wähler.

  • Sollte man die Aussage von Frau Dr. Merkel "Seit [...] dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt." ernst nehmen, könnte man womöglich zu dem Schluß kommen, es wäre in diesem Falle nützlicher gewesen, die Dame hätte anstatt Physik neuere Geschichte studiert ...

  • Es gibt noch immer viel zu stark durchwachsene Ansagen zur Aufrechterhaltung des Einkommensflusses der (s.g.) Arbeitnehmer und der Urlaubsansprüche (damit diese nicht für die Kinderbetreuung genommen werden müssen). Insbesondere (s.g.) Arbeitgeber des öff. Dienstes tun sich hier nicht positiv hervor.

  • 10 Mio Infizierte wenn Hygiene und Abstandsregeln nicht eingehalten werden sagt das RKI. Kann man auf deren Internetseite nicht finden was damit gemeint ist.



    Auf den Seiten der Gesundheitsämter auch nur blabla.



    Frisöre offen, Kaffeeterassen aber zu. Im Schlossgarten Stuttgart wird gegrillt, auf den Parkbänken zocken die Kids und Schule ist zu. Ich befürchte das ist kein echter Plan. Das spüren die Leute und das ist nicht gut. Ausgangssperre wird daher kommen.

    • @Tom Farmer:

      Ausgangssperre ist Quatsch. Gefährdet sind ja nicht alle Menschen gleichmäßig. Wenn Kids im Park sind, dann ist das in meinen Augen okay. Bei alten und gefährdeten Menschen wäre es schlecht. Aber ob die Kurve des Anstiegs der Infektionen (meist ohne Erkrankung) nun flacher wird, das wissen wir nicht und müssen warten. Wir können ja nach Ostern sehen, wie es ausschaut.

    • @Tom Farmer:

      Durchaus möglich.

      Nur wie lange wird es dauern bis die ersten Leute dann aufeinander losgehen?



      In China hat sich die häusliche Gewalt ungefähr verdreifacht.

      taz.de/Probleme-mi...ile2=1583712000000

      Waren Sie schon mal in einer Drucksituation an einem eingeschränkten Ort über längere Zeit?

      Ich schon, schickes BW Camp. Wie sorgt man dafür, dass die Leute nicht ausflippen, durch einen klaren Tagesrhythmus, Aufgaben, sportliche Aktivität, Disziplin, etc.

      Das fällt bei einer Ausgangssperre und ihr Werk oder Büro hat zu fast alles weg. Sorgen wegen ihrer Zukunft oder weil sie Angst haben krank zu werden und sie können dann auch nicht mal raus, dann wird die Zündschnur bei vielen Menschen extrem kurz und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, ein 90 kg Typ der in nem Zelt durchdreht, ungefähr kleine Wohnungsgröße, ist scheißgefährlich.

      Ja, eine Ausgangssperre kann sinnvoll sein, aber sie ist kein Allheilmittel, man muss sich auch der negativen Folgen bewusst sein und eine realistische Einschätzung haben, wie lang man die durchhalten kann.

      • @Sven Günther:

        Ja, das sehe ich auch. Es ist aber bei diesem Thema keinesfalls opportun ein Problem mit einem anderen Problem zu relativieren. Coronabekämpfung steht über allem, die Mittel definiert. Alternativen keine.



        Ich bedauere das sehr, von den Argumenten bis zu den zeitlich fragwürdigen Einzelmaßnahmen.

        • @Tom Farmer:

          Das ist nicht als Relativierung gedacht gewesen, es geht um Abwägung.

          Dummheit, nichts anderes sind Coronaparties oder hunderte Leute vor dem Aldi, weil es Desinfektionsmittel gibt, kann aber auch nicht staatlich verboten werden, aber da spielen auch so viele andere Dinge mit hinein.

          Beispiel aus meiner Umgebung, meine Großeltern, 96 und 81 Jahre alt, hatte ich 3 mal angerufen, wenn ihr einkaufen müsst, sagt Bescheid, meine Verlobte und ich sind beide mobil von zu Hause arbeiten, wir holen euch das.

          Glauben Sie das hat funktioniert?

          Nein und warum nicht, weil meine Großmutter mir nicht sagen wollte, das sie gewisse Hygieneartikel braucht. Nach 4 Tagen kam mir das komisch vor und nachdem ich dreist am Telefon angelogen wurde, aber wer hat denn die Überwachungsanlage um Hof installiert, da konnte ich meine Bobe mit Einkaufstasche sehen. Ich also hab meine Mutter und Onkel in Israel angerufen, damit die sie zur Vernunft bringen, da kam das raus.

          Für die Frau lag es komplett jenseits ihrer Vorstellungskraft mir so eine Einkaufsliste zu geben und meiner Mutter wurde gesagt, wir haben unser Leben gelebt und sind im reinen mit euch und G'tt, wir haben keine Angst zu sterben.

          Die Leute gehen außer in ihren Garten oder zum einkaufen nicht raus, aber auch das einkaufen ist gefährlich, aber glauben Sie, das einsperren hilft?

    • @Tom Farmer:

      10 Mio. Infizierte...



      Wer kennt die zu Grunde liegenden Zahlen, Annahmen und Modelle des RKI und Anderen?



      Wer versteht sie, wer überprüft sie?



      Ausgangssperre über x Wochen? Wie lange machen wir mit?

      Der deutsch-französische Kabarettist Alfons hatte in einem seiner Interviews in der Fußgängerzone nach deutschen Tugenden gefragt. Ein Vorschlag von ihm war "Blinder Gehorsam". Momentan muss ich oft daran denken.

      • @shashikant:

        Methodenkritisch ist das RKI nicht. Es will nur die Infektionskurve (ohne Erkrankung) flacher sehen. Es fehlen qualitative Studien, um zu begreifen, wie groß die Risikogruppe ist und wie früh diese Menschen das erkennen können. Erst dann kann man sehen, wieviel Nachrüstung die Kliniken benötigen. Ich finde das RKI ziemlich blind. Es sortiert halt die Daten der Gesundheitsämter, und die sind letztlich willkürlich.

      • @shashikant:

        Dafür braucht man keine großartigen Modelle, man sieht sich einfach die Wachstumsraten an und kann das hochrechnen. Das läuft überall so, wo man nicht sehr massiv (und geschickt) gegensteuert.

        Ich befürchte aber inzwischen auch, dass wir geschickt nicht können und massiv nicht wollen. Da hilft nur auf ein Wunder zu hoffen.

        • @Mustardman:

          Mustardam: das ist aber falsch. Nicht die Infektion ohne Erkrankung ist schädlich, sondern die Erkrankung; und da auch nur die schweren. "Einfach hochrechnen", tja - so schlicht geht das nicht. Meinen aber fast alle Journalisten.

          • @Monika Frommel :

            Danke für Ihre Kommentare. Machen Sie weiter so!



            Ich fürchte, daß die Menschen sonst jede Skepsis vor politischen Maßnahmen verlieren. Die Politiker haben sich nie um das Wohl Aller gekümmert. Wieso sollten sie das jetzt auf einmal tun?

      • 8G
        80198 (Profil gelöscht)
        @shashikant:

        Ich wundere mich auch weshalb ich sogar in der FAZ andere Meinungen lese oder weshalb die Holländer alles anders machen. Wer nachdenkt kommt darauf, das da etwas nicht stimmen kann....

        • @80198 (Profil gelöscht):

          Hallo,



          vielleicht stimmt es, aber ich habe den Eindruck, die meisten Menschen sind momentan bereit, so gut wie jede Anweisung zu befolgen. Und einige Zeitungen, ich meine auch die taz, schreiben, die Regierung haben bisher sehr viel richtig gemacht. Wieso bekommt man dann aktuell keine Atemschutzmasken? Wieso sehe ich überall tolle Autos, habe aber schockierende Erfahrungen als Patient in Kliniken und bei Ärzten gesammelt?

      • @shashikant:

        Einige haben wohl immer noch nicht begriffen, oder wollen vielleicht auch nicht begreifen, womit wir es hier zu tun haben, deswegen fasse ich mal kurz zusammen: wir stehen am Anfang einer sehr wahrscheinlich weltweiten Pandemie!

        "Wer kennt die zu Grunde liegenden Zahlen, Annahmen und Modelle des RKI und Anderen?"

        Sehr wahrscheinlich die Wissenschaftler beim RKI. Allerdings stehen sie hier gleich vor mehreren kaum zu bewältigenden Herausforderungen:



        1.) Zwar kann man einen Pandemieverlauf relativ genau vorraussagen, aber die dahinterstehenden mathematischen Modelle sind äußerst komplex, teils widersprüchlich und man kann sie nur bedingt mit früheren Pandemien vergleichen - es fehlt einfach an Daten.



        2.) Das Coronavirus an sich. Wissensstand heute: die Letalität ist recht gering, die Ansteckungsgefahr aber sehr hoch. D.h., die Todesfälle können leicht in die Mio gehen, wenn sich nur "genug" infizieren!



        3.) Auch ist z.Z. über das Virus selbst zu wenig bekannt, da (noch) nicht genug infiziert sind. So gelten aktuell "nur" Ü60 und Menschen mit Vorerkrankungen als Risikogruppe. Es gibt aber keine Garantie, daß das auch so bleibt. Z.B. könnte man bei einer Infiziertenzahl von z.B. 1 Mio feststellen, daß die Letalität für Kleinkinder z.B. 3% beträgt. Wenn von den 1 Mio Infizierten also 100000 Kinder sein sollten, dann würde dies 3000 tote Kinder bedeuten !



        4.) Das Virus könnte jederzeit mutieren, auch so, daß die Letalität massiv erhöht wird !

        Und dies hat alles nur mit dem Virus an sich zu tun, die Folgen die es mit sich bringen könnte, z.B. Panik und Plünderungen noch nicht berücksichtigt.

        Will hier nun meinerseits keine Panik verbreiten, will lediglich auf den Ernst der Lage hinweisen: wenn das Virus nicht von allein stirbt, z.B. Aufgrund steigender Temperaturen, dann ist die Pandemie wohl nicht mehr aufzuhalten. Deswegen muss man alles tun um zumindest den Verlauf zu verlangsamen. Auch mit drastischen Mitteln wie Ausgangssperren.

        • @Tobias Schmidt:

          Hallo Herr Schmidt,



          vielleicht habe ich es nicht begriffen, aber am Willen, zu verstehen, hängt es hoffentlich nicht. Es geht mir auch nicht darum, daß eine bestimmte Position richtig ist, sondern darum, daß die Bevölkerung gegenüber der exponentiell sich entwickelnden Einschnitte in die persönliche Freiheit aufmerksam und kritisch bleibt oder wird.



          zu 1): Das ist für mich ein Widerspruch. Wenn die Verläufe gut vorhergesagt werden können, müsste es auch halbwegs genaue mathematische Modelle geben. Das SIR-Modell de.wikipedia.org/wiki/SIR-Modell ist für Personen mit entsprechender mathematischer Ausbildung überschaubar. Ich sehe allerdings nicht, wie sich die sich ändernden Verhaltensvorschften der Regierung in das Modell integrieren lassen? Wenn sich diese nicht genauer berücksichtigen lassen, kann die Prognose nicht sehr genau sein, meine ich. Mir geht es aber im Wesentlichen darum, kritisch zu bleiben. Mehrmonatige Ausgangssperren können nämlich auch einen psychischen Schaden anrichten, und wenn niemand genauer weiß, was die Ausgangssperren bringen, sollte dies auch so gesagt werden.



          Das, was jetzt passiert, wäre in Bezug auf den Klimawandel, den ich für gravierender halte als die Corona-Pandemie, z. B. völlig unmöglich. Angenommen dort würde ein Politiker fordern, aus Klimaschutzgründen müsse man auf allen Autobahnen max. 60 km/h fahren. Die Leute kämen aus dem Lachen nicht mehr raus.



          Oder Tempolimit auf Autobahnen wegen Verkehrstoten. Da macht keiner mit.



          Bei Corona haben Alle Sorgen und folgen den Anweisungen, obwohl nach meinem Gefühl keiner weiß, was welche Maßnahme tatsächlich bringt. Dies sollte meines Erachtens transparent gemacht werden.

        • @Tobias Schmidt:

          Jede Grippe funktioniert so. Der Unterschied ist lediglich, dass wir bei fast allen Viren eine Herden-Immunität haben. Die bekommen wir auch bei diesem Corona Virus.

          • @Monika Frommel :

            Es gibt ja viele, die eine Durchseuchung der Bevölkerung fordern, um eben diese Herdenimmunität zu entwickeln und dadurch auch die Risikogruppen zu schützen.

            Halte ich für gut gemeint aber auch hochgradig gefährlich, da man eben noch nicht ansatzweise genug über dieses Virus weiß.

            Zwar ist die Entwicklung einer Herdenimmunität bei Grippeviren eher die Regel als die Ausnahme, aber sie ist eben auch nicht garantiert.

            Und selbst wenn, es würde Zeit brauchen. Zeit, die wir in Anbetracht der Ansteckungsgefahr und der damit verbundenen raschen Ausbreitung von Corona einfach nicht haben.

            Außerdem: das Coronavirus mag ja in die Kategorie Grippeviren fallen, es ist aber, wieder: nach allem was bis jetzt bekannt, wesentlich gefährlicher als alle Grippeviren der jüngeren Vergangenheit, sowohl im Hinblick auf Ansteckungsgefahr als auch Letalität.

            Beispiel: die H1N1 Grippe infizierte 2009 61 Mio US Amerikaner, tötete 12500.

            Spanien meldet aktuell 200 Tote. Bei einer Infiziertenzahl, die selbst bei Einberechnung der pessimistischten Dunkelziffer, noch keine Million beträgt.