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Medienschelte nach AfD-ErfolgFrust­abbau-Tradition

„Die Medien“ sind immer irgendwie schuld an allem, auch am Erfolg der AfD? Gegen die Sender ARD und ZDF bildet sich gerade eine ganz große Koalition.

Alice Weidel bei „Anne Will“ Foto: dpa

Wer mal so richtig kritisch rüberkommen will, der sagt Sätze wie: „Die Medien sind schuld an … [hier bitte schlimme Ergebnisse oder Entwicklungen einfügen: Brexit, Trump, AfD].“

Solch pauschale Kritik klingt sehr nach meta, danach, den Blick geweitet zu haben, dass man Medienmainstream hinterfragt.

Das Blöde dabei: „Die Medien“ sind immer irgendwie schuld an allem. Natürlich sind „die Medien“ auch schuld daran, dass Einhörner plötzlich (wieder) so populär sind. Natürlich haben sie auch ihren Teil dazu beigetragen, dass es die FDP wieder in den Bundestag geschafft hat (kritisiert nur keiner) –, und selbstverständlich sind „die Medien“ auch für den Aufstieg der AfD verantwortlich.

Wer auch sonst? Journalisten sind nun einmal die größten Multiplikatoren. Und so ist es für alle PolitikerInnen einfach, auf „die Medien“ – und im Speziellen auf ARD und ZDF – einzuprügeln. Das ist auch nicht neu.

Unangenehm dünnhäutig

Das hat Gerhard Schröder 2005 in der Elefantenrunde gemacht, als er die große Verschwörung gegen sich und seine Partei witterte. Und vor ihm fanden schon Adenauer und Strauß und Kohl die öffentlich-rechtlichen Medien bescheuert – zumindest die, die ihnen nicht untertänig waren.

Nach der aktuellen Wahl knüpften Martin Schulz (SPD) und Joachim Herrmann (CSU) in der „Berliner Runde“ sowie Dorothee Bär (CSU) und Katarina Barley (SPD) bei „Hart aber fair“ an diese gute, alte Frust­abbau-Tradition an. Herrmann forderte gar: Es wird darüber zu diskutieren sein, „in welchem Ausmaß die beiden öffentlich-rechtlichen Sender in den letzten Wochen massiv dazu beigetragen haben, nicht die AfD klein zu machen, sondern groß zu machen“.

Ja, es ist wohlfeil, wenn die Politikerinnen und Politiker der Parteien, die ordentlich Stimmen verloren haben, nun ARD und ZDF für ihre AfD-Fixiertheit verprügeln, wenn man selbst nur das Mikro unter die Nase gehalten bekommen muss und sofort anfängt, über die AfD zu reden.

Aber: Auf der anderen Seite scheint die Kritikunfähigkeit mittlerweile ebenso groß wie das Beitragsaufkommen. Viele Verantwortliche bei ARD und ZDF sind unangenehm dünnhäutig und nicht weniger selbstgerecht als die PolitikerInnen.

Lieber nicht drüber reden

Als bei „Hart aber fair“ SPD-Ministerin Barley darauf zu sprechen kam, dass in vielen Medien eine Jamaika-Koalition ja schon ordentlich ausgelotet, vorhergesagt und sonst was wurde, grinste Frank Plasberg nur: „Haben Sie bei der SPD so wenig zu tun, dass Sie so oft über die Medienlandschaft reden müssen?“

Höhöhö, genau, lieber nicht drüber reden.

Rainald Becker schmollte schon in der „Berliner Runde“: „Herr Herrmann, heute Abend mit dem Finger auf die Öffentlich-Rechtlichen zu zeigen, das ist eigentlich ein bisschen schwach.“

Ja, ist schwach, aber man wünscht sich, dass die Öffentlich-Rechtlichen in einer ruhigen Minute mal auf sich selbst zeigen würden.

Vielleicht machen sie das sogar, aber dann lassen sie davon wenig nach außen dringen. Nach der schon angesprochenen Elefantenrunde hieß es tags darauf aus Mainz: „Das ZDF weist die pauschale Kritik an der Wahlberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender zurück.“ Und: „Die Themensetzung und die Berücksichtigung der politischen Parteien wurden in der gesamten Berichterstattung journalistisch sorgfältig vorbereitet und umgesetzt.“

Gerne mit der AfD

Das mag alles sein, nur entzündet sich die Kritik nicht daran, dass die Themensetzung nicht „journalistisch sorgfältig vorbereitet und umgesetzt“ gewesen sei, sondern daran, dass „journalistisch sorgfältig vorbereitet und umgesetzt“ überproportional häufig über folgende Themen gesprochen wurde: Flüchtlinge, Islam, Angst, Abschiebung und innere Sicherheit. Gerne mit der AfD.

Für Ex-ZDF-Chef Nikolaus Brender ist die Sache mit dem Großmachen der AfD durch ARD und ZDF übrigens klar: „Der Vorwurf stimmt nicht.“

Tja. Dann ist ja alles geklärt.

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28 Kommentare

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  • Richtig. "Journalisten sind nun einmal die größten Multiplikatoren". Dementsprechend tragen sie auch Verantwortung.

    Im Handbuch des Journalismus (Schneider, Raue 1998) sind der Überschrift (also der Schlagzeile) 5 Seiten gewidmet. Und mit drei Appellen an Redakteur*innen versehen: Diese mögen

    "1. [...] den Willen haben, politische Nachrichten mit strikt unparteiischen Überschriften zu versehen.

    2. [...] aus diesem Willen folgern, daß er seine Worte wägen muß.

    3. Ironie paßt zu Kommentaren und Glossen aller Art, [...] doch muss auch dort der übermütigen Schlagzeile oder ironischen Pointe der sachliche Untertitel folgen. Über der politischen Nachricht ist Ironie deplatziert."

    Und genau jene nüchterne Sachlichkeit ist es, die ich bei medialer Berichterstattung allzu oft vermisse. Mir scheint, als funktioniere Journalismus viel zu häufig nach Gesetzen des Marktes, also einem Buhlen um Abonnenten, Zuschauer*innen, Hörer- und Leser*innen. Und so heißen einfache Diskussionsrunden dann schon "Rede-Duelle" oder "Fünfkampf" anstatt Diskussionsrunde oder Streitgespräch. So könnten solche Schuldzuweisungen auch als in-die-Verantwortung-nehmen übersetzt werden - unterm Strich kommts gleiche raus...

  • Ich denke schon, dass DIE Rundfunkmedien am Ergebnis der AfD einen großen Anteil haben.

     

    Ignorieren sollte man medial nichts, aber unverhältnismäßig und taktisch unklug viel auf bestimmte politische Themen/Parteien eingehen fördert diese entsprechend.

     

    Dieser Macht sollten sich die Medienmacher_innen bewusst sein und Fehler auch reflektieren.

    • @Hanne:

      Es gab nun mal viele islamistische Anschläge in Deutschland und Europa und es ist völlig normal das dies die Leute interessiert und dies Interesse von den Medien bedient wird.

      Wäre die RAF heute noch genauso aktiv wie in den Siebzigern hätten wir auch eine Sondersendung nach der anderen.

      • @Suchender:

        Es geht doch um die AfD und wie oft sie in den Schlagzeilen und Sendungen eingeladen war, wenn ich das richtig verstanden habe.

  • In der Debatte Merkel-Schultz haben die 4 (in Worten: vier !) Moderatorinnen eindeutig auf das Flüchtlingsthema fokussiert, obwohl gerade das ja wenig Unterschiede zwischen beiden Kandidaten hergab. Andere Themen blieben liegen.

     

    Damit haben sie der AfD zugespielt. Nächstens bitte maximal ein Moderator je zwei eigentlichen Teilnehmern einer Debatte.

  • Ich bin etwas verwundert, dass hier nur die öffentlich-rechtlichen Sender unter die Lupe genommen werden. Viel dramatischer und wirklichkeitsverzerrender finde ich Nachrichtenportale wie welt.de, focus.de, bild.de etc. Ich weiß von vielen Bekannten, dass diese Portale extrem meinungsbildend sind. Was sind denn die Schlagzeilen dort? Wenn sich zwei Migranten an einem Hauptbahnhof prügeln oder eine Oma überfallen wird, ist das bei denen eine der Hauptnachrichten. Und das Stunde für Stunde. Tag für Tag! Das prägt die Realitätswahrnehmung ungemein! Im Übrigen setzt auch der Spiegel immer mehr auf solche Schlagzeilen, eben weil es letztlich nur um Klicks geht.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Wir haben es doch mittlerweile mit Medien zu tun, die stets irgendwelche Themen hypen und sie solange in Endlosschleife bedienen, bis selbst das Interesse der Macher zu erlöschen beginnt. ZDF-Spezial, Brennpunkt bei jedem Furz im Wasserglas, während man andere und wichtiger innenpolitische oder gar außenpolitische Themen ignoriert.

     

    Man muss im Grunde eine ganze Reihe ausländischer (und nicht nur englischsprachiger) Medien konsumieren, um zu wissen, was hierzulande Sache ist. Man muss im Internet recherchieren, um zu wissen, was in der Welt neben Trump und dem koreanischen Fettprinz auf der Atombombenerbse noch abgeht. Hierzulande herrscht da weitgehend Funkstille. Nicht mal die Situation in den europäischen Ländern wird hierzulande eingehend erörtert und in Bezug auf die Griechenlandkrise wurde gelogen, was das Zeug hielt.

     

    Ist schon fast wie in den USA. Dort frage ich mich, ob die Leute eigentlich das TV zur permanenten Lautuntermalung brauchen? Das hat eher den Charakter von Dauerwerbesendungen für irgendwelche Ramschprodukte, die niemand braucht, als das es das wäre, was man früher mal Nachrichten nannte (heute auf Deutsch bevorzugt "aktuelle Informationen").

    • @849 (Profil gelöscht):

      Kommentar auf eigenen Wunsch gelöscht, weil doppelt an falscher Stelle erschienen.

    • @849 (Profil gelöscht):

      So sehe ich das auch.

  • Yeppey: Fernsehgenossenschaft mit Dekoder statt Rundfunkbeitrag!

  • Tatsächlich hat mich die Empörung über Spiegel-Onlines Russophilie in der Krimkrise und das offensichtliche FDP- sowie AFD-Pushing dort bei der Wahl zur taz gebracht. Das Genossenschaftsmodell scheint mir tatsächlich ziemlich sexy für einen Medienkonzern. So verzettelt man sich auch nicht so leicht und reitet tote Pferde weiter. Z.B. ist der Denkzettel, den die Wähler im Medienrausch jetzt wegen der Flüchtlingswelle 2015 (!) ausgesprochen haben, doch jetzt schon vergilbt. Sind die absehbare Finanzkrise und die verpatzte Energiewende daneben egal? Ich glaube nicht.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Hart und unfair. Wäre der bessere Name. Auch bei Phoenix ist rechts krass überrepräsentiert. Sogar ein Professor für Politpsychologie, der noch Kritik an einem anderen geübt hat, weil der wie die AfD argumentiert hat, benutzte selbst das Unwort "Flüchtlingsfrage". Das ist die "Judenfrage" von heute.

     

    Die Rolle des erzrechten Veldenheimer Kreises am Dresdner Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung und anderer "Extremismus"forscher wie Patzelt, der ja fast schon Gottesurteile spricht. https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_J._Patzelt

    Der hat in derselben Sendung die Wähler, die jetzt von der CDU/CSU zur AfD abgewanderzt sind, implizit als vernünftig bezeichnet. Das wäre der "vernünftige Teil" bzw. der "der Vernunft zugängliche Teil" am rechten Rand der CDU/CSU gewesen. Der hasst auch alles "gar Linke" (O-Ton), wie immer wieder sehr deutlcih wird.

     

    An den wissenschaftlichen GRundlagen der Extremismustheorie ist genügend Kritik geübt worden im politikwissenschaftlichen Diskurs, aber die kommt in den Medien fast gar nicht vor. Auch in der taz nur ganz selten.

     

    Anderes Thema: der Hashtag zur Wahl: #ichbindeutschland - das könnte auch von den Identitären kommen. Staat und Gesellschaft werden in typisch totalitärer Manier miteinander identifiziert, wie bei Carl Schmitt, Rechtsgelehrter (im doppelten Sinne) des 3. Reiches.

     

    Um die Hartz-IV Proteste kleinzukriegen hat die SPD mit den Grünen diese nationalistischen "Deutschland"-Kampgnen angefangen.

    Die Eskalation war danach Schritt für Schritt da.

    Erst wurde von der SPD die Patriotismusdebatte geführt, das Fahnenschwenken sollte salonfähig werden.

     

    Dann die CDU mit zig Deutschland-Kampagnen u.a "Du bist Deutschland", womit mal Adolf Hitler gemeint war. In der zeitgenössischen Deutung hat da der Staat den Menschen angesprochen: Sei der Staat!

     

    Jetzt hieß es "#ichbindeutschland" zur Wahl. Nun ist es soweit. L'etat, c'est moi.

     

    "Mein Name ist Deutschland" - auch ein Nazi-Lied von Kraftschlag.

     

    Renazifizierung von oben

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Was ist mit den "Lagern" in Nordafrika, für die keine*r so recht das passende Wort finden will.

       

      "Flüchtlingslager" ist eindeutig menschenverachtend.

       

      "Lager" wird meist gebraucht. Die völlige Verweigerung des Denkens und politische Apathie!

       

      "Internierungslager" stand letztens in der taz - aber sind die Flüchtlinge dort Kriegsgefangene oder eine "feindselige Bevölkerung" in einem Krieg gegen die Flüchtlinge? "Internierungslager" gibt es nur im Krieg.

       

      Zu Friedenszeiten werden "Konzentrationslager" gebaut. Das hat zunächst wenig bis gar nichts mit den Folter-und-Vergewaltigungs-Zuständen zu tun, sondern mit dem Zweck - der "Konzentration" von sozial wie politisch entrechteten Menschen (sog. Staatsfeinden) mit dem Zweck, ihnen die Bewegungs- und Handlungsfreiheit zu nehmen und sie an der Inanspruchnahme von Rechten zu hindern.

      Ein anderes Wort als "Konzentrationslager" habe ich auch nicht in der politischen Theoriekiste für die Foltergefängnisse in Nordafrika..

       

      Die Nazis haben nicht nur einfach KZ's gebaut, wie meist suggeriert wird, das war tatsächlich ein Euphemismus der Nazis für die so genannten Vernichtungslager wie Auschwitz. Insofern wird das auch konsequent verharmlost und es wird weiterhin die beschönigende NS-Sprachregelung gebraucht.

       

      Wenn Journalisten nicht den Mut haben, die Dinge beim Namen zu nennen, dann verweigern sie auch ihre Aufgabe als 4. Säule der Demokratie.

      Was sind das in Nordafrika bitte schön für Lager? Da wäre eine gesellschaftliche Diskussion sehr angebracht. Der französiche Marschall Macron will eine EU-Armee, um sie im Innern gegen Kriminelle und Terroristen einzusetzen, wer immer auch damit gemeint ist und um ökonomische Kriege in der Welt zu führen, wie es die EU-Verfassung vorsieht. Atomwaffen hat man ja genug.

       

      Das ist der Extremismus der Mitte.

       

      Wenn die CDU/CSU und die FDP da (nach den Koalitionsverhandlungen mit den Grünen ) begeistert auf Macrons Vorlage eingehen sollten , wird das gar nicht heiter werden.

  • Na endlich kommen mal die Medien ins Visier.

    Vor Monaten haben doch richtig Geld investiert, um die Wahlanalyse von Prof.Korte, Duisburg, zu kaufen. Und ich konnte schwarz auf weiß lesen: Steinbrück wurde - wissenschaftlich belegt - konsequent von den Medien runter geschrieben.

    Und das war dieses Mal auch so! Und das Interessanteste war: man hatte Gabriel doch schon so schön runter geschrieben und da kam aus dem Nichts Schulz. Schulz hatte bei der Europawahl grandios abgeschnitten (über 30% Europaweit!!). Und da sprangen die Umfragen hoch und die Medien konnten so schnell mit dem Runterschreiben nicht nachkommen en. Aber sie haben es dann beharrlich und konsequent doch wieder geschafft, auch haben sie es geschafft, den armen Gabriel hoch, höher am höchsten zu schreiben. Plötzlich war Gabriel nicht mehr unbeherrscht, unkontrolliert, sondern sympathisch ruhig, diplomatisch. Nichts konnte den Einfluss der Medien besser beschreiben als dieser Umschwung von total unbeliebt zum fast beliebtesten Politiker. Gabriel ist der Gleiche geblieben, die Medien sind die Gleichen geblieben: SPD-Kandidaten konsequent runterschrieben.

    • @SUDEK:

      Der Außenministerposten hat von Haus aus hohen Sympathiewert und davon profitierte auch Gabriel. Deutsche Außenminister gelten international als Vermittler und mäßigend, dazu mit innenpolitischer Zurückhaltung. Diesen Effekt kann man den Medien wirklich nicht zuschreiben.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Mehr als 2100 Tote in Indien durch einen Monsun Anfang dieses Monats und 19 Tote durch den Hurrikan Irma in den USA. Worüber wurde ausführlich berrichtet?

  • Die vergrößerte Medienpräsenz war eine Strategie, den Paralleldiskurs aus den vielgefürchteten "Neuen Medien" und deren Echokammern herauszubekommen und wieder Deutungshoheit zu erlangen. Totschweigen hätte einen viel größeren Push für die AfD gebracht.

  • Ich denke, die Medienarbeit der AfD läuft nach dem bewährten Rockstar-Erfolgsmuster: "Es ist mir egal was ihr über mich schreibt, Hauptsache ihr schreibt über mich und ihr schreibt meinen Namen richtig."

    So wird man populär!

  • Es ist nicht zu leugnen, dass Medien Politik machen, nicht nur darüber berichten. Doch ich denke das ist weniger geplant, als vielmehr reißerisch bzgl Einschaltquoten angelegt. Ich gucke lange schon kein TV mehr, weil bspw die Polittalks wie Plasberg, Anne Will & Co mir so rüberkamen. Ich kann es mir lebhaft vorstellen: Diskussion über Populismus und ne Hand voll Vertreter etablierter Parteien und einer von der AfD. Alles schießt sich auf den ein und der geht in die gut geübte Opferhaltung - 0:1. Erstere gehen aber selbstfühlend als moralische Sieger raus. So geht das!

    Doch Hauptsache es hat wieder richtig Wellen gemacht - Point for ÖRR. Und liebe taz, die letzten Wochen wird des öfteren tags darauf dieser Quatsch von euch auch noch mal durchgekaut- Point for taz?

    • @lions:

      Ein wunderbarer Kommentar , es ist schon schlimm das die öffenlich rechtlichen nach Quote geilen, auch viele Zeitungen tun es. Es ist so als ob Zeitungen immer die gleiche Meinung haben, ich sehe kaum unterschiede zwischen den einzelnen zeitungen. wohltuend ist die Nachdenkseiten zulesen.

  • Pauschale Kritik ist doof. Verantwortung ist nämlich immer konkret. Kritik, die wirklich treffen soll, muss es also auch sein. Es besteht sonst die Gefahr, dass sich die, auf die man zielt, hinter Leuten verstecken, die gar nichts dafür können, dass irgendwas schief gegangen ist. Die zu Unrecht Kritisierten fühlen sich dann völlig zu recht unfair behandelt. Im schlimmsten Fall üben sie anschließend Solidarität. Aber nicht mit dem Kritiker, sondern mit dem Kritisierten.

     

    Diesem Umstand haben gefühlt 100 % aller Machthaber ihre Macht zu verdanken. Die angebliche Verantwortung, die diese Menschen übertragen bekommen haben, ist nämlich so beschaffen, dass sie nicht wirklich wahrgenommen werden kann. Kein Vorgesetzter kann für seinen Untergebenen entscheiden. Er kann allenfalls anordnen. Ob und wenn ja wie die Anordnung umgesetzt wird, entscheidet allerdings der Untergebene. Der Vorgesetzte kann nur hoffen, dass das Ergebnis so aussieht, wie er versprochen hat, dass es aussehen würde.

     

    Bei ARD und ZDF ist das nicht anders als überall sonst. Nein "die Medien" sind nicht verantwortlich für das Erstarken der AfD. (Mit-)Verantwortlich sind allenfalls die, die über die Zusammensetzung des Programms oder die Schlagzeilen in den Zeitungen entschieden haben – und (mit-)verantwortlich sind die, die im Interesse ihrer Karriere die (eindeutig falsche) Entscheidung ohne Widerspruch umgesetzt haben, überproportional häufig über Flüchtlinge zu sprechen, über Islam, Angst, Abschiebung und innere Sicherheit, gerne mit der AfD.

     

    Wer die "Dinge" tatsächlich "beim Namen nennen" will, weil er sich irgendwie der Wahrheit verpflichtet fühlt, der könnte einstweilen mit den Namen derer anfangen, die angeblich alles richtig gemacht haben. Sie haben ja sicherlich nichts dagegen.

  • Auch Ihr Artikel, Herr Kruse kommt so leicht spöttisch daher und ist der Sache wenig angemessen. Es handelt sich offenbar um eine berechtigte Kritik von Frau Barley gestern. Wenn 54 % der Talk Shows in 2016 mit dem Thema Immigration zu tun hatten, dann erwarte ich:

    a.) Eine sofortig Überprüfung seitens der Verantwortlichen über die Themenauswahl. Auch von Ihnen, da ist keine Objektivierung im Artikel.

    b.) Wenn derlei Daten nicht vorliegen, die Schaffung einer Datenbank.

    c.) Die Überprüfung des best practice unter welchen Kriterien wer eingeladen wird und wie oft.

     

    Derlei "Stammdaten" und Objektivierung des "Einkaufs" kann man heutzutage von jeder Frittenbude verlangen. Bei jedem Kick wird statistisiert welcher Ribery wie oft am Ball war.... ätzend bei derlei wichtigem Thema keine Zahlen zu haben!

     

    Leider hat Frau Barley die wichtigste Frage nicht gestellt: Wie oft in diesen 54 % Talk Shows war die AfD zu dessen Kernthema eingeladen und war das adäquat bei einer in 2016 5 oder 8 % Partei.

     

    Neulich hat die TAZ wegen Fake News berichtet: Je öfter man was hört desto eher glaubt man daran. Gilt das auch für die vielen AfD Auftritte im Fernsehen? Ja denke ich!

     

    Die Kritikfähigket der Medien zu diesem Thema ist etwa genauso ausgeprägt wie das der Banken bei der Bankenkrise oder Autoindustrie beim Dieselskandal.

    Ich finde das nur noch traurig diese Arrgoganz auch gestern der Herr Brender: Man schiele niemals bei Talk Shows auf die Quote. Leuuteeee, wer seid ihr, was tut ihr?

  • Es ist natürlich kein Wunder, dass niemnad wagt gegen die Kuckucksmutter der Afd, gegen die BILD aufzumucken, die einfach nicht darüber hinweg gekommen ist, dass sich die breite Öffentlichkeit eben nicht auf das schmierige Flüchtlinge raus zerren ließ sondern bewundernswert innitiativ für die Betroffenen engagierte.

  • "überproportional häufig über folgende Themen gesprochen wurde: Flüchtlinge, Islam, Angst, Abschiebung und innere Sicherheit."

     

    War das nicht auch genau der Kurs den die CSU gefahren ist, der AfD die Themen nehmen, um sie zu schwächen?

    Und nun ging der Schuß nach hinten los und ARD und ZDF sind Schuld?

    • @nutzer:

      Das ist aber überhaupt nicht der Punkt und Adressat.

      Wenn die CSU sich gegen die Wand fährt ist das was anderes als wenn das ein Fernsehsender mit der Bundestagswahl macht!

  • Vielen Dank, dass das mal angesprochen wird! Wenn auch nicht direkt in den öffentlichrechtlichen Medien (ich sag mal: Fernsehen).

  • Ich habe mich geärgert über die "Fake-Facts" bei den Hochrechnungen. Bsp:

    CDU verliert 8,5%, SPD verliert 8%, CSU verliert aber nur 1,1%, weil das Ergebnis bundesweit umgerechnet wird. In Wahrheit hat die CSU 10% verloren, weil sie nur in Bayern gewählt werden kann. Naja, dem Dummvolk vor der GEZ-Glotze kann man das so verkaufen, dafür zahlen sie schliesslich Demokratieabgabe.

  • "Flüchtlinge, Islam, Angst, Abschiebung und innere Sicherheit. Gerne mit der AfD." Tja, das sind ja auch exact DIE brennenden Themen von heute, auch wenn man es nicht wahrhaben will...