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Lokführerstreik der GDLSie müssen nerven

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Der Lokführerstreik der GDL löst Frust aus. Soll er auch, denn bei der Bahn wird nur der Chef großzügig bezahlt. Die Bahn kann durch diesen Streik nur attraktiver werden.

Gurr: Taube am Bahnsteig des Erfurter Hauptbahnhofs: am 15.11. um 22.00 Uhr begann die GDL ihren Streik Foto: Jacob Schröter/imago

A m Donnerstag dürften viele Bahnreisende über den Streik geflucht haben. Dabei sollten sie sich weniger über die Lokführergewerkschaft GDL aufregen, sondern vielmehr über die Konzernführung der Deutschen Bahn. Denn diese ist nicht nur schuld daran, dass man sich auch sonst kaum auf die Bahn verlassen kann. Bei ihr liegt auch die Verantwortung für den Streik.

Natürlich ist die GDL der Konzernführung lästig. Mit rund 10.000 Beschäftigten organisiert sie weitaus weniger Angestellte als die Konkurrenzgewerkschaft EVG. Dafür ist die GDL weitaus kämpferischer und bekannt dafür, dass sie schneller streikt. Es war ein Fehler der Deutschen Bahn, bei der ersten Gesprächsrunde Verhandlungen zu Arbeitszeitverkürzungen auszuschließen. Sie stieß die GDL damit unnötig vor den Kopf.

Die Ma­na­ge­r*in­nen müssten eigentlich wissen, dass Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auch im Interesse des Konzerns liegen. Denn nur wenn sich Ar­beit­ge­be­r*innen attraktiv machen, finden sie genügend Personal. Und auch bei der Deutschen Bahn wird dies immer mehr zu einem Problem: Regelmäßig muss sie deshalb Züge ausfallen lassen.

Das ist nicht wirklich überraschend, wenn man sich die Arbeitsbedingungen der Lok­füh­re­r*in­nen genau anschaut: Sie tragen eine hohe Verantwortung, dass es auf den Schienen des Landes zu keinen Unfällen kommt, müssen Schichtdienst schieben und auch an Sonn- und Feiertagen Züge durchs Land fahren.

Dafür verdienen sie unterdurchschnittlich. Lok­füh­re­r*in­nen gehen im Schnitt mit 3.120 Euro brutto (ohne Zuschläge) nach Hause. Das sind 980 Euro beziehungsweise ein Viertel weniger als das Durchschnittsgehalt in Deutschland.

Da ist es kein Wunder, dass die Lok­füh­re­r*in­nen ihre Arbeit niederlegen und streiken. Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel die Konzernspitze verdient. Bahn-Chef Richard Lutz ging vergangenes Jahr inklusive Boni mit 2,24 Millionen Euro nach Hause. Das war doppelt so viel wie ein Jahr zuvor. Vielleicht sollte sich die GDL bei ihren Forderungen mal an diesen Gehaltssteigerungen orientieren.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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36 Kommentare

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  • Ein Streik muß wirkungsvoll sein. Hier trifft es aber immer weniger die Unternehmen, sondern die Bahnkunden und die Volkswirtschaft. Die Entwicklung zu Spartengewerkschaften stellt hier ein Problem dar. Die Gewerkschaften treten in Konkurrenz zueinander. Unsere Gesellschaft ist heute wie ein Getriebe, der Ausfall eines der vielen Zahnräder blockiert die Volkswirtschaft. Gewerkschaften sind ein sinnvolles Instrument in der Volkswirtschaft. Mit dieser Entwicklung werden sie aber zu einer zuhmenden Belastung. Das viele Unternehmen nicht mehr in der Tarifbindung sind, hat doch nichts mit der mangelnden Wirkung der Gewerkschaften zu tun. Viele kleinere Unternehmen sehen sich nicht mehr in der Lage die massiven Einkommensforderungen zu erwirtschaften, durch Verlassen der Arbeitgeberverbände werden sie unabhängig von Tarifforderungen. Große Unternehmen können es und weichen in andere Länder aus, um in der Summe eine ausreichende Wertschöpfung zu erzielen. Das wird aber immer schwieriger, da viele Staaten sich dagegen wehren nur die billige Werkbank für die Industrieländer zu sein.

  • "Natürlich ist die GDL der Konzernführung lästig." - So dramatisch ist so ein Streik doch für die Bahn gar nicht. Sie verkauft zwar für den Streiktag keine Tickets und muss Fahrpreise zurückzahlen, aber es entstehen ja auch weniger Kosten, weil kein Zug fährt. Der Streik schädigt in erster Linie die Privatkunden der Bahn, die nicht zur Arbeit fahren können, Besuche absagen müssen, Urlaube absagen müssen und die Kosten dafür selbst (!!!) tragen müssen und die Firmenkunden, die ihre bestellten Waren nicht bekommen und daher die Produktion einstellen oder einschränken müssen. Nur all diese Menschen sitzen leider nicht in den Verhandlungen mit der GDL, können also gar nicht beeinflussen, ob Forderungen durchgesetzt werden können oder nicht. Sie können sich allenfalls frustriert komplett von der Bahn abwenden und generell andere Fortbewegungsmittel wählen, was aber auch nicht im Sinne der GDL sein kann, da nämlich dann kaum noch Lokführer benötigt würden. Warum wählt man Arbeitskampfmaßnahmen also immer gezielt so aus, dass die Kunden, von denen die GDL-Mitglieder letztendlich leben, maximal geschädigt werden? (Welchen anderen Zweck soll es sonst haben, nicht einmal einen Streik an den Weihnachtsfeiertagen auszuschließen? Es kann sicher niemand plausibel erklären, warum man einen Arbeitskampf nicht zumindest für die Zeit der Feiertage und 1-2 Tage vorher pausieren kann. Herr Weselsky sitzt dann am Heiligabend wahrscheinlich lachend vor dem Fernseher und freut sich, dass Senioren die Feiertage in diesem Jahr alleine im Heim verbringen müssen und Familien sich auf Zoom treffen statt gemeinsam zu feiern. Und so etwas soll nötig sein für einen Arbeitskampf? Genauso ist einzuordnen, dass oft erst ganz kurzfristig über bevorstehende Streiks informiert wird. Der Bahnkunde soll also keine Chance haben, sich eine Alternative zur Bahn zu überlegen und soll maximal geschädigt werden.)

    • @J.K.1976:

      Die Wut sollte nicht in die Richtung der Gewerkschaften gehen. Vielmehr ist die gesamte Privatisierung der Deutschen Bahn zu hinterfragen. Denn das Tarifsystem ist das Problem und nicht die Gewerkschaften die ganz normal ihr Arbeit machen. Die Bahn gehört verstaatlicht und somit ist das Personal zu verbeamtet und darf erst gar nicht streiken und die Manager gehören entlassen, die seit bald 30 Jahren die deutsche Eisenbahn runterwirtschaften und trotz schlechter Arbeit sich die Taschen voll machen.

  • Sehr guter Kommentar!

    Volle Unterstützung für die GDL!

    Für Gehaltssteigerungen für alle Bahnbediensteten nach dem "Vorbild" von Bahnchef Richard Lutz! :-)







    Müssen nur wollen... . ;-)

  • "Bahn-Chef Richard Lutz ging vergangenes Jahr inklusive Boni mit 2,24 Millionen Euro nach Hause."

    --> Wieso bekommt der Mann noch Boni? Wofür? Dafür, dass es überhaupt ein Zug aus der Reparaturwerkstatt schafft?

    Schön wie sich die Kommentarspalte hier auch an den Lokführern und deren Streik für bessere Arbeitsbedingungen und höheren Lohn abarbeitet, während der wahre Skandal (nochmal: der Bahn-Vorstand erhält Boni. Der Bahn-Vorstand!) zwar im Artikel erwähnt wird, aber hier niemanden auch nur im Ansatz zu stören scheint.

  • Mit Zuschlägen liegen die Gehälter bei bis zu 5.000 Euro (abhängig von Dienstalter, Standort und Erfahrungs- und Ausbildungsgrad). Klar Schichtbetrieb ist dabei inklusiv - aber das dürfte einen Lokführer nicht überraschen. Damit kann man aber halt nicht auf Tränendrüse drücken.

  • Es ist das gute Recht der GDL zu streiken.



    Es ist mein gutes Recht zu sagen, dass mit das so was von egal ist.



    Ich fahre schon lange keine Bahn mehr - zu dreckig, zu unzuverlässig, zu unpünktlich.

    • @Rudi Hamm:

      Danke.

      There is only one boss. The customer. And he can fire everybody in the company from the chairman on down, simply by spending his money somewhere else.

      Und ich habe mich entschieden aus den von Ihnen genannten Gründen nur noch Bahn zu fahren, wenn es nicht anders geht.

  • Macht endlich Schluss mit den Spartengewerkschaften. Einfach unerträglich diese Partikularinteressen….

    • @Andi S:

      Von wegen mein schmaler Kapitalistenfreund! Keine Marktwirtschaft ohne Gewerkschaften, sonst sind wir ganz schnell beim Manchester-Kapitalismus Adam Smith'scher Prägung. Wer will das denn?

      Etwas mehr von diesen Spartengewerkschaften wäre genau nach meinem Geschmack, damit endlich mehr Leute die Wonnen und Freuden des allein seelig machenden Kapitalismus besonders im Bereich der öffentlichen Daseinsfürsorge und Infrastruktur erfahren können!

      Es ist immer wieder so billig und durchschaubar, wenn Leute bei Gewerkschaftsforderungen - berechtigt oder nicht - von Partikularinteressen sprechen, um diese - ebenso durchschaubar - zu diskreditieren.



      Was ist denn mit der Mieterhöhung, der Preisanpassung des Energieversorgers, den Preisen an der Tanke, der Inhaltsreduzierung des bekannten und beliebten Produkts im Supermarktregal und die natürlich "vollständig gerechtfertigten" sog. Erfolgsboni der Vorstände? Sind das etwa keine Partikularinteressen?



      Warum wird sich denn darüber nicht genau so empört?

      Je mehr der berüchtigte Markt "regeln" soll, desto stärker und durchsetzungsfähiger müssen Gewerkschaften nun einmal sein.

    • @Andi S:

      Was für ein Unsinn. Ich war lange Jahre gewerkschaftlich organisiert. Bei einer Gewerkschaft die sich aus einem Zusammenschluß bildete. Verdi ist im Verrgleich zur GDL ein zahnloser Tiger mit angepasstem Personal.



      Wesselsky vertritt seit Jahren "Seine" Lokführer mit beachtenswertem Mut. Allen Anfeindungen zum Trotz. Viel zu oft wurde er dafür durchs Dorf gejagt. Wie sehr gewerkschaftliche Arbeit fehlt sieht man an der immer weiter schwindenden Tarifbindung in deutschen Firmen. Wer etwas anderes erzählt hat vermutlich nur Angst um seine Dividende.

  • Den Gehaltssteigerungsvergleich mit dem Chef ziehe ich auch immer. Aber Vorsicht, nicht die gleiche prozentuale Steigerung, denn dann geht die Schere nur weiter auseinander. Absolut muss es sein. 1 Mio. Gehaltssteigerung für jeden Lokführer, wie der Chef. Diese Forderung muss man formulieden. Alleine wegen dem Diskurs, den man dann endlich mal verschiebt.



    Achja, wer mehr als 65% der Bahnen pünktlich ans Ziel gelokt hat, der sollte mehr bekommen. Schließlich hatte dieser Lokführer mehr Erfolg als der Bahnchef...

    • @pete pete:

      Keine schlechte Idee, aber nicht umsetzbar, da tatsächlich nicht finanzierbar. Ich möchte da nicht zu sehr auf die Pauke hauen.

      Wie wäre es stattdessen, dass die Häufigkeit von Streiks und deren Zeit kurz vor wichtigen Terminen im Jahreskalender mit in die Vergabe von Erfolgsboni einfließen?



      Schließlich sind Streiks ja keine Fälle "Höherer Gewalt".

      Des Weiteren könnte man für privatwirtschaftlich organisierte Betriebe mit mehr als 50% Staatsbesitz eine verpflichtende Malus-Regelung einführen, sofern das Management auch Boni bekommt.

      Oder noch besser, die Bonusregelungen werden an nachhaltige Erfolgskriterien gekoppelt und deren Auszahlung auf bis zu zehn Jahre gestreckt. Selbstverständlich nur bei jeweilige Erfolgsprüfung auch im jeweiligen Jahr der Teilauszahlung.

      Tatsächliche und auch nachhaltige Leistung soll sich auch lohnen! Denn genauso wenig wie man den Heizer auf der E-Lok brauchte, benötigte man den Lufthansa-Manager im DB-Vorstand.

  • Mit Zuschlägen verdienen Lokführer im Schnitt 4100€ Brutto in Vollzeit. Die Angabe ohne Zulagen bei einem Schichtbetrieb sind gutes Marketing der GDL. Wir sind hier natürlich alle für bessere Gehälter bei gleichzeitigem Ausbau der Infrastruktur und billigeren Tickets.

    • @Šarru-kīnu:

      Also ich verdiene als TGV-Lokführer inkl. Zulagen keine 40.000€ Brutto im Jahr. Ich frage mich woher diese Zahlen kommen. Die Tarifverträge sind einsehbar und da ist klar zu entnehmen wie sich die Gehälter gestalten. Und ich finde es mittlerweile frustrierend, trotz fünfjähriger Ausbildung und Qualifizierung mit zahlreichen Prüfungen, sowohl auf deutscher als auch französischer Sprache, dann beim Einkauf im Aldi vor dem Käseregal mir Gedanken machen zu müssen, ob ich den Käse für 5 € wirklich brauche oder nicht (Nur mal so als alltägliches Beispiel ;-)...

    • @Šarru-kīnu:

      Die Zulagen sind eine Entschädigung für Nachtarbeit, Arbeit fernab der Familie, Arbeit am Wochenende und sonstige Zumutungen, die die allermeisten die mit den Zulagen argumentieren selbst unter keinen Umständen akzeptieren würden...

      Wer mit den Zulagen daher kommt, muss dann halt damit leben, wenn die Lokführer demnächst eine generelle Arbeitszeit von 8-16.30 Uhr fordern, Mo-Fr und dann Ende. Dann könnt ihr eure Zulagen behalten!

      • @Nafets Rehcsif:

        Wenn man Lokführer wird, sollte ja wohl klar sein, dass man auch mal nachts arbeiten muss. Dafür muss man sich während der Fahrt kein Bein ausreißen und hat seine Ruhe.

        • @sonicprisma:

          Aha. Und schon sind wir mitten drin in der Neiddebatte. Das hört sich so an wie wenn das jeder könnte. Ich für mich möchte gut ausgebildetes, konzentriert arbeitendes Personal, das für hunderte von Fahrgästen Verantwortung übernimmt.

          • @Tom Lehner:

            Naja....die DB hat ja mit Bundesbehörden und Ex-Behörden (Post/Telekom) Abwerbeinitiativen am Laufen. Sofern das vorgeschlagene Gehalt (41000 € Jahresbrutto) akzeptiert wird kann jeder Arbeitnehmer sofort zur DB wechseln. Unabhängig von den Qualifikationen..und man bekommt sogar noch soweit ich mich erinnere 2500 € Handgeld.

            Gute Fahrt ! :)

  • Trotzdem ist es unbillig eine Arbeitszeitverkürzung zu fordern, die sich mit dem vorhandenen Personal einfach nicht umsetzen lässt. Das ist traumtänzerisch. Die damit verbundenen Streiks empfinde ich als unverschämtheit gegenüber den Kunden.

    • @mwinkl02:

      Achso, dann darf man das nicht fordern, weil der Boss zu wenig Personal eingestellt hat?

      Das ist ja praktisch...

      Im Übrigen soll so ein Streik eine Zumutung sein. In dem man seine Arbeit verweigert, kann das Unternehmen nicht produzieren und die Kunden nicht bedienen. Ganz genau das ist es, was einen Streik erst wirksam macht.

      • @Nafets Rehcsif:

        Aber der Streik ist ja keine Zumutung. Wer ärgert sich denn noch darüber ? Die Personen die ich kenne und noch mit der Bahn unterwegs sind haben sich für die Streikphase ins Homeoffice verabschiedet, den Termin um einen Tag nach Hinten oder nach Vorne verschoben, nehmen ein Fahrzeug aus dem Firmenfuhrpark oder setzen sich bei Fernstrecken ausnahmsweise in den Flieger.

        • @SeppW:

          Ich hoffe Sie beklagen sich auch sonst nicht über "Partikularinteressen". Denn in so einer komfortablen Position mit "work from remote" ist nicht jeder arbeitende Mensch. Deshalb trifft dieser Streik schon und ist natürlich mehr als nur eine Unannehmlichkeit "im Betriebsablauf". Genau das soll er ja auch. Denn ein Streik, welcher nicht weh tut, kann man sich gleich schenken.



          Insofern macht die GdL zur Zeit alles richtig! Mehr von solchen Gewerkschaften und Deutschland ginge es in vielen prekären Berufen besser!

  • Lokführer streiken gerne, weil die Auswirkungen massiv sind und der Druck damit weitreichend ist. Als Gegenbeispiel sind die Angestellten von Amazon genannt. Wenn ein Logistikzentrum bestreikt wird, wird die Versendung der bestellten Ware umgeleitet zum nächsten Zentrum. Der Kunde merkt davon in der Regel kaum bis nichts.

    Streiken ist ein Grundrecht. Im konkreten Fall allerdings pure Konfrontation. Wie soll ich als Kunde Sympathie entwickeln, wenn bereits nach der ersten - gar nicht so schlechten - Verhandlungsrunde gestreikt wird? Nun gut, meine Sympathie benötigt es nicht. Dann können mir die Arbeitsbedingungen allerdings völlig egal sein.

    • @Mopsfidel:

      Wer auf deine Sympathie angewiesen ist, dem geht's am Ende wohl wie den Angestellten in den Logistikzentren...

      Du musst dir nicht weniger Streikmacht für die GdL wünschen, sondern mehr für die Angestellten von Amazon.

  • Die Bahn ist kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern strukturell ineffizientes, allein von politischen Willen (man könnte auch sagen: Ideologie) und dem Geld der Steuerzahler am Leben erhaltenen Logistikkonzept aus dem 19. Jahrhundert. Lineale Systeme sind nicht hinreichend störungsresistent, dass sie in komplexer Umgebung zuverlässig funktionieren. Brennt in Hamburg ein Kabelschacht, ist Berlin unerreichbar; kippt in Frankfurt ein Zug um, geht zwischen Köln und München nichts mehr. Das ist kein modernes Verkehrskonzept. Zudem ist so ein System auch noch erpressbar - siehe Streik der Lockführer. Das ist sicherlich nicht das Mobilitätskonzept mit Zukunft und allein akzeptable, so lange es individuelle Alternativen gibt: das Auto.

  • Das Management ist eben noch von Gestern, hat nichts dazu gelernt und schönt die Bilanzen noch immer nach altem BWL Lehrbuch an dem Gehalt der Mitarbeiter.



    Bahn-Chef Richard Lutz, einer von vielen der bundesdeutschen Manager mit dem Herz am eigenem Geldbeutel, ohne Skrupel sich die Taschen zu füllen, und wenn die Grenzen erreicht sind die 'Fliege' zu geben.

  • Für eine dreijährige Ausbildung ohne besondere Anforderungsmerkmale ist der Verdienst nicht so schlecht. Den über alle Berufe gemittelten Durchschnittsverdienst kann man da kaum als Vergleich heranziehen. Und die gerade bei Lokführern wirklich nicht unbeträchtlichen Zulagen gezielt im Vergleich nicht zu berücksichtigen ist nicht seriös.

    • @TheBox:

      "Für eine dreijährige Ausbildung ohne besondere Anforderungsmerkmale ist der Verdienst nicht so schlecht."

      Das ist schlicht dreist. Die Anforderungen sind hoch. Es ist eben wesentlich mehr, als Lok einschalten und Gas geben. Von der Verantwortung für hunderte Menschenleben mal ganz abgesehen...

    • @TheBox:

      Eine einigermaßen arrogante Einstellung. Der Lokführer darf also froh sein für sein bisschen Arbeit so viel zu bekommen.



      Würden Sie mir das im Zug sagen würde ich Sie aus dem Abteil befördern und rausschmeißen.

      • @Tom Lehner:

        Wer also eine andere Meinung hat, wird rausgeschmissen?

        Auch eine Einstellung. Und ja. Es ist nun mal ein Unterschied, ob man ungelernt ist, eine Ausbildung oder ein Studium macht. Ist das arrogant? Keine Ahnung. Aber wenn ich ohne Ausbildung soviel verdiene wie ein Arzt, der Minimum zehn Jahre mehr Ausbildung hinter sich hat als ein Ungelernter, mache ich den Job des Ungelernten. Und der Lokführer ist im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen gut bezahlt.

        Aber mir ist das egal. Ich fahre keine Bahn. Schon seit Jahren. Nach einem Winter, in dem ich regelmäßig bei Schneefall am Bahnsteig stand und die Anzeige von einem Zug auf den anderen sprang, aber kein Zug kam, habe ich beschlossen, es sein zu lassen. Mittlerweile ist die Pünktlichkeitsquote weiter gefallen.

        Und bevor es heißt: Da können ja die Lokführer nichts dafür. Mag sein - aber bei der Bahn kann ja keiner was für irgendwas. Die Bahn ist zudem gerade kein Unternehmen, das einen begeistert. Und wenn es noch teurer wird, (11% Lohnsteigerung sind ja so erbärmlich, dass man sofort streikt), oder noch dreckiger, da man das Geld einsparen muss, springen halt noch ein paar Leute ab.

        PS Und der Bahnvorstand bekommt m.E. auch zu viel für den Zustand der Bahn. Aber hier geht es um die GDL.

        • @Strolch:

          Immerhin haben Sie mit ihrem PS noch gerade noch so die Kurve bekommen.

          Nun stellt sich im real existierenden und somit alternativlosen Kapitalismus aber die Frage, warum sollte sich eine Gewerkschaft auf einmal selbst beschränken und gerade jenem Vorstand aus der Bredouille helfen, welcher sie in den letzten Jahrzehnten mindestens so schamlos belogen wenn nicht auch betrogen hat, wie jener der DB?



          Ich denke Herrn Weselskys Tage als Gewerkschaftsvorstand wären gezählt, würde er Herrn Lutz die Quasi-Verdoppelung dessen Bezüge einfach achselzuckend vorübergehen lassen.



          Wenn Herr Lutz samt aller "Erfolgsboni" bald doppelt soviel Geld einstreicht wie im Vorjahr, warum sollten die Lokführer auf mehr Geld verzichten?



          Wenn der Eigentümer der Bahn (Quizfrage: wer ist das wohl?) so viel Geld für einige, wenige Managerseelen übrig hat, die nichts "auf die Schiene" bekommen, warum dann nicht auch für die anderen Bediensteten, die am Ende des Tages doch die eigentliche Arbeit leisten müssen, und das Rund um die Uhr?

          Oder etwas plakativer ausgedrückt, wenn sich der Eigentümer bei den Managerverträgen mit deren fragwürdigen Boniregelungen hat über den Tisch ziehen lassen, warum sollten sich dann die übrigen Angestellten des Unternehmens plötzlich in Zurückhaltung üben?



          Nach den Gesetzten des Marktes, welcher ja alles und jedes quasi alternativlos regelt, wären sie bei so einer bescheidenen Zurückhaltung schlicht und ergreifend dumm.



          Nun mag man Herrn Weselsky so Einiges vorwerfen, aber sicherlich nicht, dass er dumm wäre.



          Für mich macht ihn das zusammen mit seiner frischen, klaren, eindeutigen Sprache und seinem Durchsetzungsvermögen zu einem sympathischen Menschen.

    • @TheBox:

      Das ist natürlich vollkommen theoriewidrig. Du, als guter Kapitalist, musst doch sofort zustimmen, dass Angebot und Nachfrage den Preis regeln.

      Wenn es zu wenig Lokführer gibt, dann verdienen die halt irgendwann mal mehr. Ob die Ausbildungszeit 3 Tage oder 13 Jahre beträgt spielt da keine Rolle.

      Wenn das alles so easy peasy ist, so ganz ohne spezielle Anforderungen, wieso findet sich dann kaum noch wer, der den Job noch macht?

      www.ksta.de/wirtsc...25-bewerber-305101

      • @Nafets Rehcsif:

        Nur bei zu wenig Leuten, braucht es eigentlich keinen Streik, denn das regelt die Marktwirtschaft von alleine. Also: Warum machen den die Lokführer nicht einfach einen anderen besser bezahlten Job? Da müssen sie doch gar nicht streiken. Sie können doch einfach gehen. Je mehr das machen, umso eher wird die Bahn das Gehalt der verbleibenden Lokführer erhöhen und die Bedingungen attraktiver machen. Der Streik zeigt eher, dass das für die Lokführer nicht so einfach ist.

    • @TheBox:

      Ganz genau, der Vergleich hinkt, da der Maßstab ein anderer sein sollte, nämlich der Vergleich mit dem durchschnittlichen Einkommen der Arbeitnehmenden:



      /



      "Im Jahr 2022 betrug der Durchschnitt der monatlichen Nettolöhne/ Nettogehälter je Arbeitnehmer in Deutschland 2.244 Euro. Das Nettogehalt stellt das Gesamtgehalt nach Abzug von Steuern und dem Arbeitnehmeranteil der Sozialversicherungsbeiträge dar. Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst je Arbeitnehmer betrug im gleichen Jahr 3.333 Euro.



      /



      de.statista.com/st...mer-in-deutschland



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      "Gehälter in Deutschland werden Umfragen zufolge 2023 voraussichtlich um rund fünf Prozent steigen. Das geht aus Erhebungen mehrerer Beratungsfirmen und eines Forschungsinstituts in der Wirtschaft hervor.



      Die Unternehmensberatung Willis Towers Watson (WTW) prognostiziert dabei Gehaltssteigerungen von 4,5 Prozent. Die Berater von Kienbaum gehen von einem Anstieg um 4,9 Prozent aus. Das Ifo-Institut und der Personaldienstleister Randstad erwarten sogar um 5,5 Prozent höhere Löhne im kommenden Jahr.



      WTW und Kienbaum haben jeweils rund 800 Unternehmen befragt. An der Ifo-Randstad-Umfrage nahmen knapp 1000 Personalleiter teil. Die Erhebungen geben somit einen Überblick (...).



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      www.handelsblatt.c...nnen/28884430.html



      /



      www.sparkasse.de/a...nsinsolvenzen.html