Lage in der Ukraine: Eine menschliche Tragödie
Putin will die Ukraine von der Landkarte tilgen und geht dabei über Leichen. Die Menschen in der Ukraine brauchen jetzt unsere Hilfe und Unterstützung.
D as Worst-Case-Szenario, das sich viele bislang nicht vorzustellen vermochten oder nicht wahrhaben wollten, ist eingetreten. Russland hat auf breiter Front einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Die Begründung ist irrwitzig und verschlägt einem den Atem: Die Militäroperation diene dazu, den Nachbarn zu „entmilitarisieren und zu denazifizieren“.
Tatsache jedoch ist: Es geht um nichts Geringeres, als die Ukraine – einen Staat, der laut Wladimir Putin keine Existenzberechtigung hat – von der Landkarte zu löschen. Dabei geht der selbst ernannte und von purem Hass getriebene „Befreier“ und Kremlchef über Leichen, wenn es denn der „Wahrheitsfindung“ dient – ob in Mariupol, Odessa, Kiew oder Lwiw. Schon in den ersten Stunden seit dem Einmarsch russischer Truppen sind viele Tote und Verletzte zu beklagen. Und es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, was da noch kommen wird. Schon bald könnten es Tausende, wenn nicht Abertausende sein.
Wer jetzt, wie in Brüssel, davon redet, Putin werde einen „hohen Preis zahlen“, sollte vor Scham im Boden versinken. Denn diesen Preis werden, unabhängig von den Entwicklungen der kommenden Stunden und Tage, zuallererst die Menschen in der Ukraine bezahlen, vielleicht sogar mit ihrem Leben. Ein Großteil ist schon jetzt infolge der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim 2014 und Russlands achtjährigem verdeckten Krieg in der Ostukraine nachhaltig traumatisiert: Familien wurden auseinandergerissen, viele Ukrainer*innen haben ihre Heimat und ihr gesamtes Hab und Gut verloren. Dieses Grauen wird sich jetzt wiederholen.
Wie oft war in den vergangenen Tagen von westlichen Politiker*innen der Satz zu hören, man stehe fest an der Seite Kiews. Jetzt, wo für die Ukraine alles auf dem Spiel steht, muss das bedeuten: anstatt geostrategischer Schachbrettspiele, bei denen die Menschen nicht oder allenfalls als Statist*innen vorkommen, den Ukrainer*innen maximale Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen.
Alles andere hieße, sich mitschuldig zu machen an dieser menschlichen Tragödie. Denn genau das ist es, was sich gerade vor unseren Augen abspielt. Mitten in Europa.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung