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Krise der LinksparteiEin Tropfen reicht, um das Fass zum Überlaufen zu bringen

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Gerade hat die Linkspartei eine neue Führung gewählt, treten prominente Mitglieder aus. Davon wird die Welt allerdings auch nicht besser.

Von einer Partei im Niedergang ist es wesentlich leichter, Abschied zu nehmen Foto: Hendrik Schmidt/dpa

E s dürfte einer der kürzesten politischen Aufbrüche der Geschichte gewesen sein. Nicht einmal eine halbe Woche hat es gedauert, bis in der Linkspartei die vorsichtige Euphorie des Bundesparteitags in Halle schon wieder verflogen ist. Noch bevor die neugewählten Vorsitzenden Ines Schwerdtner und Jan van Aken ihre großangelegte Haustürkampagne starten konnten, haben bekannte Berliner Linke ihnen bereits die Türen vor der Nase zugeschlagen. Dass der Kreis um Ex-Kultursenator Klaus Lederer und Ex-Sozialsenatorin Elke Breitenbach ausgerechnet auf den Tag genau ein Jahr nach Sahra Wagenknecht aus der Linken ausgetreten ist, entbehrt dabei nicht einer gewissen Tragik.

Es waren Lederer, Breitenbach & Co, die jahrelang gegen den „Linkskonservatismus“ von Wagenknecht angekämpft hatten. Weitsichtig wollten sie nicht warten, bis es ihrer nationalpopulistischen damaligen Parteifreundin und deren Kom­bat­tan­t:in­nen gelungen ist, die Linke in eine Ruinenlandschaft zu verwandeln, um dann ein neues Parteiprojekt zu starten. Damit ist der Reformflügel der Berliner Linken gescheitert, weil auf der Bundesebene bei den einen das Bewusstsein für die Notwendigkeit und bei den anderen der Mut zur Trennung fehlte. Zum für sie bestmöglichen Zeitpunkt hatte Wagenknecht schließlich selbst den Bruch vollzogen. Angesichts des vom BSW mit beförderten gefährlichen gesellschaftlichen Rechtsdrifts ausgerechnet jetzt die Waffen zu strecken, macht die Welt nicht besser.

Der lange Kampf für eine Linke, die „wieder politik- und gestaltungsfähig“ werden muss, wie Lederer noch Anfang des Jahres in seinem Buch „Mit links die Welt verändern“ schrieb, hat viele aus seinem Lager zermürbt. Was nicht zuletzt an der toxischen Diskussionskultur in der Partei liegt. Der Streit um den richtigen Umgang mit dem Nahost-Konflikt und linkem Antisemitismus, der Anfang Oktober zum Eklat auf dem Berliner Landesparteitag geführt hatte, ist nur der Tropfen, der für einige jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Angesichts des starken gesellschaftlichen Rechtsdrifts ausge­rechnet jetzt die Waffen zu strecken, macht die Welt nicht besser

Als „innerparteilichen Friedensvertrag“ bezeichnete das nd, das frühere Neue Deutschland, die Verständigung auf dem anschließenden Bundesparteitag auf einen breit getragenen Antrag. Tatsächlich war das nicht mehr als ein kurzzeitiger Waffenstillstand. Denn das Problem der Linkspartei waren in der Regel nie ihre Beschlüsse, sondern, dass Papier geduldig ist.

Trotzkistische Gruppen wurden toleriert

Dass die Linke „jeder Art von Antisemitismus“ entgegentreten müsse, steht bereits in ihrem Grundsatzprogramm von 2011. Insbesondere die aus den beispiellosen Verbrechen an den Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus resultierende besondere Verantwortung Deutschlands „verpflichtet auch uns, für das Existenzrecht Israels einzutreten“, heißt es dort weiter. Zugleich stehe die Partei „für eine friedliche Beilegung des Nahost-Konflikts im Rahmen einer Zwei-Staaten-Lösung“. Trotzdem wurden in ihren Reihen stets (minoritäre) Gruppen vor allem trotzkistischer Provenienz toleriert, die ganz andere Vorstellungen haben.

Zu einem öffentlich sichtbaren Problem wurde das nach dem terroristischen Massaker vom 7. Oktober 2023, das in diesen Kreisen zu einer „von der Hamas angeführten Offensive gegen Israel“ verklärt wird, wie es der „Sozialismus-von-unten“-Aktivist Ramsis Kilani formuliert hat. Bis heute rechtfertigt das Linken-Mitglied in Berlin-Neukölln den Terror der Hamas: „Für revolutionäre Sozialisten hatten und haben die Palästinenser immer jedes Recht, sich mit allen erforderlichen Mitteln gegen die von den Imperialisten unterstützte zionistische Siedlerkolonie zu wehren, die ihr Land besetzt und sie unterdrückt“, schrieb Kilani im Juni dieses Jahres in der Zeitschrift International Socialism.

Doch statt seinen Rauswurf zu fordern, solidarisierten sich auf dem Bundesparteitag rund 140 Teil­neh­me­r:in­nen – darunter ein Bundestagsabgeordneter, eine Europaparlamentarierin und mehrere Bundesvorstandsmitglieder – in einer schriftlichen Erklärung mit ihm, weil Kilani angeblich wegen seines „Engagements in der Palästina-Solidarität mit unlauteren Mitteln angegriffen“ werde.

Mittlerweile soll in Berlin ein Ausschlussverfahren eingeleitet worden sein. Das kommt allerdings etliche Austritte zu spät. Bei einer Partei im Aufwind schweißt der Erfolg selbst jene zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören. Von einer Partei im Niedergang ist es wesentlich leichter, Abschied zu nehmen. Es scheint ja nichts mehr zu gewinnen und nicht mehr viel zu verlieren zu geben. Da sinkt die Bereitschaft auch zu falscher Toleranz. Aber bei allem Verständnis für ihren tiefen Frust ist es fatal, wenn die Falschen gehen. Für die Verbliebenen wird es jetzt noch schwerer, den Absturz ins außerparlamentarische Nichts zu verhindern.

Links lesen, Rechts bekämpfen

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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36 Kommentare

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  • "Trotzdem wurden in ihren Reihen stets (minoritäre) Gruppen vor allem trotzkistischer Provenienz toleriert, die ganz andere Vorstellungen haben."

    Wohl war. Was eine skurrile Gruppierung wie "Marx21", die seit Jahren den Islamismus verharmlost und immer wieder den Schulterschluss mit deren Vertretern sucht, in der "Linken" verloren hat, fragen sich wohl nicht nur Leute wie Klaus Lederer.

  • Die Partei hätte in D allenfalls als linkere SPD eine Chance auf dauerhafte Wählergunst. Die vielen unvereinbaren radikalen Subgruppen werden sie nun für fast jeden potentiellen Wähler aus diversen Gründen unwählbar machen und aktuell ist das auch gut so.

  • Es liest sich oft so, als wäre Wagenknecht aufgrund äußerer Umstände das Standing in dieser Partei gelungen und vergessen, dass sie einfach auf breite Zustimmung mit ihren Äußerungen gestoßen ist. Unser hiesieger Kreisverband z.B. schimpft genauso über das BSW wie sie weiterhin hinter deren Überzeugungen stehen und für sich proklamieren.

  • Scheinbar ist das hauptsächliche Dilemma, das Teile der Linken immer noch die Weltrevolution und den Kampf gegen den Imperialismus ganz oben auf der Liste haben und die konkreten realpolitischen Probleme die der Bevölkerung unter den Nägeln brennen mal wieder beiseite schiebt.

  • 'Der lange Kampf für eine Linke, die „wieder politik- und gestaltungsfähig“ [ist]', so meine These, müsste mit der Reflexion darüber beginnen, was 'Links-sein' im 21. Jahrhundert bedeutet und was eine linke Politik entsprechend will und kann.

    Meine simple Vorstellung von linker Politik beruht auf vier Säulen:



    (i) Demokratische Mitbestimmung stärken, statt elitärer Repräsentation



    (ii) Eintreten für soziale Gerechtigkeit im Sinne eins sozialen Ausgleichs



    (iii) Demokratisierung und Ausrichtung der Wirtschaft am Allgemeinwohl



    (iv) Internationalismus mit dem Ziel solidarischer Kooperation

    Und vielleicht muss die Linke dann zu dem Schluss kommen, dass nichts davon erreicht werden kann, wenn man sich als eine Partei, wie jede andere, am Wettbewerb der repräsentativen Demokratie beteiligt, dass man neue Wege finden muss und dass eine Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft in konkreten Projekten und als außerparlamentarischer Opposition der bessere Weg ist. Wer in der sogenannten liberalen Demokratie 'Regierungsfähigkeit’ demonstrieren will, muss sich schon vorher von den o.g. Säulen linker Politik verabschieden und in den Wettbewerbsmodus für den Dauerwahlkampf schalten.

    • @Stoersender:

      Es sei daran erinnert, dass 1200 Zeichen für eine Doktorarbeit zu wenige und für eine 'Welttheorie' zu viele sind. Da wäre es gut, wenn

      - Lesen mit Verstehen oder wenigstens dem Versuch zu Verstehen einhergeht.

      - Kritik sich nicht nur im Kreis der Konventionen dreht und von Wikipedia oder einer KI inspirieren lässt.

    • @Stoersender:

      Statt außerparlamentarischer Opposition vielleicht mal kümmern?



      " .... Die Grazer KPÖ hatte bereits unter Kahrs Vorgänger Ernest Kaltenegger einen vom Rest der Partei verschiedenen Weg beschritten und sich nicht auf große weltanschauliche Fragen fokussiert, sondern eine sehr niederschwellige, bürgerorientierte Politik verfolgt. ...." (aus dem Wikipedia Artikel zu Elke Kahr, KPÖ Bürgermeisterin in Graz)



      Die Politik dort kann man sehen, auch kleine Erfolge, die den einfachen Bürgern zu gute kommen werden wahrgenommen und bürgen für Regierungsfähigkeit. Trotzkismus und Trotz (BSW) sollte in der Realpolitik eines demokratischen Landes nichts zu suchen haben.

    • @Stoersender:

      Sorry aber alles was Sie schreiben wurde mehr oder weniger ohne Erfolg ausprobiert.



      Das Problem ist in der Parte die Linke, genau solche Theoretiker wie Sie.



      Wieder irgendwelche sozialistischen Träumereien formulieren "Demokratisierung und Ausrichtung der Wirtschaft am Allgemeinwohl", anstatt sich Gedanken um die Realität zu machen.



      Mit bloßem schreiben und wünschen, kann man einfach keine Politik machen.

      • @Whatever1984:

        Das Problem sind eher leute, die andere leute für ein problem halten.

  • Ich würde mir einfach sehr wünschen, dass diese Partei sich bald wieder fängt und vor allem weiter im Bundestag vertreten bleibt. Trotz des Zirkus der letzten Wochen.

    • @alxffm:

      Aber wer sollte sie wofür wählen?

  • X-fach umbenannt - SED, PDS, Die Linkspartei.PDS, Die Linke - die WASG steckt auch noch mit drin - ganz viel alter Filz, alte DNA - nach der Abspaltung von Wagenknecht und ihren DDR- und Russland-Fans konnte man tatsächlich hoffen, dass jetzt mal Ruhe, Ordnung und Kurs reinkommt, aber falsch gedacht...



    'Es braucht eine Linke in Deutschland' - ja, aber nicht diese 🤷‍♂️

  • Auf obiges, ins deutsche übersetzte Zitat Kilanis folgt im Original u.a. folgender Satz: "However, our solidarity with the struggle of an oppressed people cannot remove the need for a critique of the tactics and strategies employed by Palestinian organisations." Was dann nicht folgt, ist eine Verurteilung des Hamas-Überfalls und Massakers an israelischen Zivilisten, sondern ein historischer Abriss linker palästinensischer Fraktionen, einschließlich der Diaspora, und ihres politischen Scheiterns. Am Ende schreibt er noch: "Even when arguing against a strategy based on military action alone, we cannot deny the fact that armed resistance has sent shock waves through the states at the centre of Western imperialism." Kilanis Artikel liest sich für mich anti-imperialistisch & anti-zionistisch, aber nicht antisemitisch. Er ist ein Palästinenser, der 2014 durch israelische Bomben 7 enge Familienmitglieder verloren hat, 5 davon deutsche Staatsangehörige und Kinder im Alter von 4 bis 12 Jahren. Israel als in seinen Augen siedlerkolonialen Staat scheint er abzulehnen. Aber was bedeutet bei solch einer Biographie die Rede vom Existenzrecht Israels - Grund genug für einen Parteiausschluss?

    • @traficante:

      Und jemanden mit "solch einer Biographie" ist der Gedanke, dass es falsch sein könnte, den Gazastreifen zu militärischen Zwecken vollständig zu Untertunneln, um dann einen weiteren Krieg gegen Israel anzufangen, nicht zuzutrauen?

      Wem die "shock waves through the states at the centre of Western imperialism" wichtiger sind als das Leben der eigenen Verwandschaft, pflegt einen nationalistischen Opferkult. Zumal die dafür nötigen Vorstellungen vom "Western imperialism" und dessen Beziehung zu Israel ohnehin mehr phantasiert als real sind.

      Und wer imaginiert, dass die Palästinenser:innen gar nicht anders können, unterstützt den Opferkult mit einer rassistischen Phantasie.

      • @lifopiw:

        Ihre nicht weiter begründete Behauptung, Kilani seien die "shock waves" wichtiger als das Leben der eigenen Verwandtschaft, überrascht mich nicht nur in ihrer Empathielosigkeit, fand doch die Tötung seiner Angehörigen bereits 2014 statt. Ich finde es eher bemerkenswert, dass ein Mensch, dem so etwas durch das israelische Militär widerfahren ist, nicht durch völlig unreflektierten Hass auffällt, sondern sich um rationale Analyse und Parteienaktivismus zumindest noch bemüht. Warum verschweigt Breuckers Artikel die Tragik von Kilanis deutsch-palästinensischer Familiengeschichte, inwiefern könnte ihre Thematisierung das Argument, Kilani müsse aus der Linkspartei ausgeschlossen werden, verkomplizieren? Kilanis Imperialismusanalyse klingt für Sie wie eine Phantasterei, eine Einschätzung, die Ihnen selbstverständlich zusteht - wie lautet denn Ihre Analyse der Nahost- und Außenpolitik der USA und ihrer westlichen Verbündeten? Sehen Sie statt geopolitischer Kämpfe um Einflusssphären und die Beibehaltung des politökonomischen Status quo das Primat universeller Menschenrechte am Wirken?

  • Als Linker möchte ich sagen, dass es Schade ist, dass Menschen den Terroranschlag vom 7.10.2023 als "Befreiungskampf" ansehen.



    Hätten die Hamas-Kämpfer Uniformen getragen und primär militärische Ziele angegriffen, könnte man sie als Kombatanten ansehen und nur dann wäre es völkerrechtlich als Befreiungskampf ansehbar gewesen.

    Jedenfalls steht die Partei (auch mit den Stimmen des Parteitags) klar gegen solche rechtfertigenden Positionen und Antisemitismus. Ich hätte es daher besser gefunden, die Genossen und Genossinnen hätten die Partei nicht verlassen.

    • @kimiOfDieLinke:

      Dass Befreiungskämpfer keine Uniformen tragen, dürfte historisch nicht so ungewöhnlich sein. Ebenso, dass sie auch zivile Ziele angreifen.

  • Wieso sollte Die Linke angesichts der internen Vorgänge noch irgendetwas zum Wohle der Menschen beitragen können? Keine Träne kann man deren vertanen Chancen nachweinen.

  • Ich kann es irgendwie nicht verstehen, warum es die Linke/PDS aufgegeben hat, eine Partei für die Ossis zu sein, war doch sehr erfolgreich damit. Nach der "Neuausrichtung" (das Ergebnis ist nunmehr sichtbar) und westdeutschen, linkistischem Personal (van Aken, Breitenbach, Wissler etc.) fing der Absturz an. Für Grünistisches gibt es ja bereits die Grünen und ihre Lastenfahrräder. Die Linke hat die Drogerie-Verkäuferin in Teltow, den unterbezahlten Tankwart in Suhl, die Security-Mitarbeiter in Dessau der AFD überlassen. So was kommt von so was. Viel Vergnügen mit trotzko-realo-etc. Auseinandersetzungen. Marx lesen würde helfen.....

    • @Leningrad:

      Ganz einfach, weil es immer weniger Ossis gibt.



      Was der Linken, man kann selbst dazu stehen wie man will,



      im Osten massiv Stimmen gekostet hat, war die Open Border Sache. Da wurde nicht, leider für die Partei, aber zum Glück für die Menschlichkeit, nicht zugehört.

      • @Whatever1984:

        Aha, und was mit Mendy, der Drogerieverkäuferin geschieht, gehört nicht zum Thema Menschlichkeit. Mann oh Mann.

  • Die Partei die Die Linke wird die Welt mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr besser machen. Warum hält Herr Beucker noch so verkrampft an ihr fest?

    Es ist Zeit für etwas Neues. Etwas was ohne den DDR Balast daher kommt, ohne Marxismus und ohne proletarischen Internationalismus, ohne Nelken und ohne Liebknecht; kurz ohne festgezurrte Ideologie.

    • @DiMa:

      "Etwas was ohne den DDR Balast daher kommt, ohne Marxismus und ohne proletarischen Internationalismus, ohne Nelken und ohne Liebknecht..."



      Nö, gerade nicht ohne Liebknecht!



      Der hat schließlich nach langem inneren Ringen gegen die Kriegskredite gestimmt und schwer dafür bezahlt.

  • Die jeweiligen Austritte und die eine Neugründung haben m.E. nicht nur und nicht vor allem mit Personen zu tun, und auch nicht mit Nahost.

    Die Wagenknecht-Abspaltung ist eine Reaktion darauf, dass die Linke immer stärker die postmaterialistische Haltung der urbanen akademischen Milieus bedient hat. Das BSW vertritt in jeder Hinsicht dagegen die materialistische Einstellung der Peripherie.

    Der Austritt von Lederer & Co. hat dagegen mit einer anderen Bruchstelle zu tun, die so eigentlich nur Berlin betrifft: Älteres, ost-sozialisiertes Großstadtbürgertum vs. junges migrantisches Proletariat.

  • Vielleicht ist das gewissen "Linken" immer noch nicht ganz klar:

    Antisemitismus ist per se Faschismus.

    Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller, Stockholm 25.5.24: "Die Vernichtung der Juden und die Zerstörung Israels sind Ziel und Wunsch der Hamas. Das ist genau dasselbe wie im Iran. Auch in der Islamischen Republik Iran ist die Vernichtung der Juden seit ihrer Gründung, d.h. seit 1979, Staatsdoktrin.



    Wenn es um den Terror der Hamas geht, sollte der Iran immer mit in die Diskussion einbezogen werden. Es gelten die gleichen Prinzipien, weshalb der grosse Bruder Iran den kleinen Bruder Hamas finanziert, bewaffnet und zu seinem Handlanger macht. Beide sind gnadenlose Diktaturen. Und wir wissen, dass alle Diktatoren immer radikaler werden, je länger sie regieren. Heute besteht die Regierung des Iran ausschliesslich aus Hardlinern. Der Staat der Mullahs mit seinen Revolutionsgarden ist eine skrupellose, expandierende Militärdiktatur. Die Religion ist ein Deckmantel. Der politische Islam bedeutet Menschenverachtung, öffentliche Auspeitschungen und Hinrichtungen im Namen Gottes. Der Iran ist vom Krieg besessen."

    So die Kumpels gewisser "Linker". Extrem rechtsextrem.

    • @shantivanille:

      Das ist objektiv falsch: weder waren alle Antisemiten Faschisten (lesen Sie einmal die europäische republikanische Literatur des 19. Jahrhunderts), noch waren alle Faschisten Antisemiten (in Mussolinis Italien hat der Antisemitismus erst in einer Spätphase eine Rolle gespielt, der PNF hatte jüdische Mitglieder und führende Faschisten haben den Antisemitismus explizit abgelehnt); und dann wäre da noch Smotrich, der sich ja selbst als Faschisten bezeichnet).



      Dass die „Vernichtung der Juden“ iranische Staatsdoktrin ist, stimmt ebenso wenig: im Iran leben c. 10000 Juden, ohne bedroht zu werden. Aus iranischer Sicht ist die Existenz des Staates Israel ein Problem (wenn auch kein absolutes – ich erinnere daran, dass Iran die arabische Friedensinitiative von 2002 unterstützt hat), aber nicht Juden, die in islamischen Staaten leben.



      Das Herta Mueller-Zitat ist unsäglich pump; die verschiedenen Konflikte im NO versteht man sicher nicht, wenn man sie in simple Schablonen presst und den Beitrag Israels und seiner westlichen Unterstützer ignoriert.

      • @O.F.:

        "Aus iranischer Sicht ist die Existenz des Staates Israel ein Problem (wenn auch kein absolutes)..."

        Ihre regelmäßigen Versuche, das iranische Regime aufzuhübschen und den muslimischen Antisemitismus kleinzureden, sind ja nun auch nichts Neues. Das ist die Art von Bagatellisierung demokratiefeindlicher und antiwestlicher Bewegungen, die Sie ja gerne als "Differenzierung" labelen. Der Iran unterstützt bis heute sämtliche Gruppierungen, die sich die Vernichtung Israels zum Ziel gesetzt haben. Und die israelfeindlichen Ausfälle speziell des ehemaligen iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadinejad sollten hinlänglich bekannt sein, ebenso wie die regelmäßige Holocaust-Leugnung auch anderer Vertreter des Regimes. Dass die iranischen Juden nicht bedroht werden, dafür sind sie sicherlich dankbar, und werden daher leichter über die systematischen Diskriminierungen hinwegsehen. Kann man auch alles wissen, so man denn will www.bpb.de/themen/...tnote-reference-24

    • @shantivanille:

      "Auch in der Islamischen Republik Iran ist die Vernichtung der Juden seit ihrer Gründung, d.h. seit 1979, Staatsdoktrin."



      Dennoch gibt es im Iran noch i.mer eine nennenswerte jüdische Bevölkerung.

  • Linke Gedanken und Ideen sollten meiner Meinung nach im Bundestag ebenso wie in der Gesellschaft vertreten sein und gelebt werden können. Ich bedauere es, dass ich Die Linke aufgrund ihrer Opfer-Hierarchie, die ich falsch finde, nicht mehr wählen kann.

    • @*Sabine*:

      Ich bin da ganz ihrer Meinung. Diese Opfer-Hierarchie (etc.) zerlegt die linken Parteien und beschleunigt den Aufstieg der radikalen Rechten.

      Die linken Parteien sind längst keine "Macher" mehr.

    • @*Sabine*:

      Was stört Sie an den im Artikel erwähnten Aussagen im Grundsatzprogramm der Linkspartei zum Antisemitismus,Holocaust und dem Existenzrecht Israels?

      Welche Hierarchie wollen Sie bezüglich von Opfer. Welche Gruppe steht da bei Ihnen vor anderen Opfern? Warum brauchen Sie überhaupt eine Opferhierachie?

      • @Rudolf Fissner:

        "Warum brauchen Sie überhaupt eine Opferhierachie?"

        Ich brauche keine Opferhierarchie. Durch den wirklich guten Anspruch der Linke/n jedoch, auf der Seite der Schwächsten (!) zu stehen, gerade das, wofür ich sie lange gewählt, bewundert und auch idealisiert (ich bin ziemlich begeisterungsfähig) habe, erfordert eine Opferhierarchie: schwach, schwächer, am schwächsten

        Um Ihre Fragen kurz zu beantworten:



        Mich hat es abgestoßen, als ich begriff, dass die Rechte, besonders auch auf uneingeschränkte und schadensfreie Bewegungsfreiheit, fast überall und jederzeit, von Personengruppen wie beispielsweise Juden, westlich sozialisierten Frauen, Homosexuellen/LGBTQIA+ usw. zu Gunsten der Rechte anderer Personengruppen marginalisiert wurden.

        Außerdem lassen Linke meiner Meinung nach zuviele Ausreden/Entschuldigungen/Rechtfertigungen bei Fehlverhalten der von ihnen als am "schwächsten" definierten Personengruppe gelten, die sie anderen Personengruppen verweigern.

  • „Für revolutionäre Sozialisten hatten und haben die Palästinenser immer jedes Recht, sich mit allen erforderlichen Mitteln gegen die von den Imperialisten unterstützte zionistische Siedlerkolonie zu wehren, die ihr Land besetzt und sie unterdrückt"

    - Mit Personen in der Linkspartei, die so etwas Furchtbares äußern und damit durchkommen, ist diese Partei für mich als Sozialisten unwählbar geworden.

    • @R. Mc'Novgorod:

      Das geht mir leider auch so. Ich kann keine Partei gutem Gewissens wählen, in der hochproblematische Leute wie im berliner Bezirk Neuköln führende Posten bekleiden. Eine solche "Linke" hat mit meinem Verständnis emanzipatorischer Politik nichts mehr zu tun. Ein wahres Dilemma, weil Die Linke leider die einzige Partei ist, die Umverteilung programmatisch fest verankert hat. Dennoch zeigen mir die Entwicklungen der letzten Jahre immer deutlicher, dass zu einem tiefen Entfremdungsprozess geführt haben und diese Partei in der form unwählbar für mich geworden ist.

    • @R. Mc'Novgorod:

      - und welche Alternative gibt es dann noch? Anstatt der LINKEN? Tierschutzpartei? (Übrigens gar nicht so weltfremd, wie der Name es vermuten lässt...)

    • @R. Mc'Novgorod:

      Das ist echt starker Tobak, so was kann nur in irgendwelchen westberliner linkistischen Diskussionszirkeln entstehen. Kann weg!