Krise bei Volkswagen: 1.000 Befristete müssen gehen
Der Verkauf von E-Autos läuft schleppend. Volkswagen baut Stellen in seinem Zwickauer Werk ab, wo nur vollelektrische Fahrzeuge gebaut werden.
In Zwickau werden nur vollelektrische Fahrzeuge von VW sowie den zum Konzern gehörenden Marken Audi und Seat produziert. Aber immer schlechter verkauft. Von Januar bis September 2024 sind die E-Autoverkäufe des Volkswagenkonzerns in Europa im Vergleich zu demselben Zeitraum im Vorjahr um 14 Prozent auf 293.000 zurückgegangen. Insgesamt wurden in Deutschland im Jahr 2024 fast 200.000 Elektroautos weniger zugelassen als im gleichen Vorjahreszeitraum.
Im Zwickauer Werk waren nach der Umstellung des Werks auf Elektroautos fast 3.000 Beschäftigte befristet eingestellt worden. Derzeit arbeiten hier noch weitere 9.500 fest Angestellte. Das Jahr 2024 habe sich angefühlt wie ein „Sterben auf Raten“, heißt es in einem Schreiben der verbliebenen Beschäftigten, das die IG Metall verbreitete. Die Politik habe keine attraktiven Rahmenbedingungen für die E-Mobilität geschaffen.
Ende 2023 hatte die Bundesregierung unter Federführung von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und auf Druck von Finanzminister Christian Lindner (FDP) die Kaufprämie für reine Elektroautos („Umweltbonus“) gestrichen, um Geld zu sparen.
Habeck fordert günstigen E-Volkswagen
Die Beschäftigten beschuldigten auch den VW-Vorstand, der angekündigte Innovationen nicht umgesetzt habe. „Hier geht es nicht nur um befristete Arbeitsverhältnisse, sondern um den wichtigsten Industriezweig Deutschlands, der am Abgrund steht“, heißt es in dem Schreiben.
Auch Wirtschaftsminister Habeck sieht Nachholbedarf bei der Konzernführung, die bei E-Autos bisher auf das falsche Fahrzeugsegment setze. Es müsse bezahlbare Angebote für etwa 20.000 Euro geben, sagte der Grünen-Politiker am Freitag in Berlin. „Ihr heißt Volkswagen und nicht Luxuswagen“, betonte Habeck. Deutschland müsse aufpassen, dass nicht chinesische Firmen sowie der US-Konzern Tesla den Zukunftsmarkt der Elektromobilität dominierten.
Gleichzeitig könne auch die Politik mehr machen, um den Elektroautomarkt anzuschieben, sagte Habeck. Er hatte am Donnerstag Vorschläge dafür gemacht: ein Ladestromguthaben von 1.000 Euro beim Kauf von gebrauchten oder neuen E-Autos, Kaufprämien für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen. Das ist allerdings deutlich weniger als der Umweltbonus, mit dem reine Elektroautos mit 4.500 Euro gefördert worden waren.
VW steckt in der Krise. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen stehen im Raum. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die 3.000 Mitarbeiter des vor der Schließung stehenden Werks in Brüssel ohne Sozialplan dastehen. Das Werk wird im Februar geschlossen. Auch andere Standorte des Konzerns wie der in Osnabrück sind schlecht ausgelastet. ExpertInnen kritisieren wie Habeck die Modellpolitik des Konzerns, weil es erst im Jahr 2027 ein E-Auto zum Preis von 20.000 Euro geben soll.
Krise auch bei anderen europäischen Herstellern
In den laufenden Tarifverhandlungen fordert das Unternehmen von den Mitarbeitern eine Lohnkürzung von zehn Prozent. Die IG Metall verlangt dagegen den Erhalt aller Standorte und eine Beschäftigungsgarantie für die rund 130.000 MitarbeiterInnen von VW in Deutschland.
Am Montag wollen Vertreter des Unternehmens und der Gewerkschaft zu ihrer fünften Tarifrunde zusammenkommen, die dieses Mal gleich auf zwei Tage angesetzt wurde.
Auch andere europäische Hersteller sind wegen schwacher Konjunktur und wegen der starken Konkurrenz aus China auf dem E-Automarkt in der Defensive: Ford, Renault und Stellantis haben mit Überkapazitäten zu kämpfen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Im Schnitt lag die Auslastung der ihrer Werke in Europa 2023 nur bei 60 Prozent. Renault hat bereits seit 2021 tausende Stellen gestrichen. Bei Stellantis werden Ende des kommenden Jahres fast 20.000 Menschen weniger arbeiten als 2021. Ford schließt das Werk in Saarlouis.
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