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Krieg in der UkraineGeschenk mit Eskalation

International bröckelt die Solidarität mit der Ukraine. Die neue US-Administration könnte für etliche Staaten sogar eine Erleichterung sein.

Noch ist ungewiss, welchen politischen Ansatz zum Ukrai­ne­krieg Donald Trump verfolgen wird Foto: Julia Demaree Nikhinson/ap

Diese Woche schien die Woche der Entscheidungen zu sein. Die USA sagten nach langem Zögern zu, dass die Ukraine Mittelstreckenraketen US-amerikanischer Herkunft auch auf russischem Territorium einsetzen darf – wenn auch nur auf dem Kursker Gebiet. Der erste Einsatz folgte unmittelbar. Russland antwortete mit Oreschnik, einer experimentellen Mittelstreckenrakete, deren Reichweite die Ukraine so sehr übersteigt, dass ihr Einsatz offenbar vor allem als Zeichen an den Westen gedacht war.

Die Zusage aus den USA wirkt wie ein Abschiedsgeschenk des noch amtierenden US-Präsidenten Joe Biden. Und fast schon wie Resignation – denn die internationale Solidarität bröckelt. Besonders eindrücklich zeigte sich dies beim G20-Gipfel in Brasilien. Ein paar dürre Sätze zur Kriegslage in der Ukraine schafften es ins Abschlussdokument. Keine fulminante Verurteilung der Gewalt durch Russland, kein Appell für eine Friedensinitiative, keine Positionierung zu Aggressor und Opfer. Brasilien, Indien, Indonesien sehen dies nicht als Topthema auf ihrer politischen Agenda.

Treiber der neuen Eskalation und Diskussion ist die Ungewissheit, welchen politischen Ansatz zum Ukrai­ne­krieg Donald Trump verfolgen wird. Im Raum steht seine Behauptung aus Wahlkampfzeiten, er werde den Krieg „binnen 24 Stunden beenden“. Wie das gehen soll, bleibt offen.

Die vermutlich klarste Sicht auf einen möglichen Trump-Ansatz bietet ein im April diesen Jahres von dem Trump nahestehenden America First Policy Institute veröffentlichter Report. Die Autoren Keith Kellog und Fred Fleitz gehörten beide zum Nationalen Sicherheitsteam der ersten Trump-Präsidentschaft. Einerseits kritisieren sie umfangreich die Regierung Biden. Die habe vor Beginn der russischen Großoffensive im Februar 2022 weder ausreichend militärische Hilfe an die Ukraine gesandt, noch harte diplomatische Anstrengungen unternommen, um Putin von der Invasion abzuhalten.

Anschließend habe sie zu zögerlich, zu langsam und zu wenige Waffen geschickt. Vor allem daran habe es gelegen, dass seit Ende 2022 ein blutiger Stillstand eingetreten sei, der nunmehr mit immer weiteren Waffenlieferungen verlängert werde. Die Analyse hat Plausibilität: Der vor wenigen Wochen von dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj vorgestellte „Siegesplan“ stieß bei keinem einzigen westlichen Partnerland auf offene Ohren.

Der Vorschlag von Kellog und Fleitz: sofortiger Waffenstillstand, Einfrieren des derzeitigen Frontverlaufs, abgesichert durch eine demilitarisierte Zone, Verzicht der Ukraine auf eine Nato-Mitgliedschaft für mindestens 20 Jahre – und gleichzeitig die militärische Ertüchtigung der Ukraine, um Russland an erneutem Wortbruch zu hindern. Was genau den russischen Präsidenten außer ein paar weniger Sanktionen dazu bringen sollte, sich angesichts seiner derzeitigen Geländegewinne auf Verhandlungen mit einem derartigen Ergebnis einzulassen, führen die Autoren nicht weiter aus.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Rolle Deutschlands ist nach Ampel-Aus unsicher

Zwei weitere Aspekte fallen in dem Papier auf: Es wird betont, wie wichtig die Unberechenbarkeit Trumps sei, um außenpolitisch etwas zu erreichen. Und zweitens: Für eine Trump’sche Außenpolitik sei es essenziell zu verhindern, dass sich die Achse zwischen Russland, China, Nordkorea und Iran weiter etabliert. Der Biden-Regierung werfen die Autoren vor, den Ukrainekrieg von der legitimen Verteidigung zum Stellvertreterkrieg gegen Russland verwandelt und damit eine funktionierende Arbeitsbeziehung zwischen den USA und Russland verunmöglicht zu haben.

Diese Analyse passt zur aktuellen Stimmung in den USA. Man könne angesichts der diversen eigenen Probleme nicht immer weiter Geld in die Ukraine pumpen, finden viele. Hinzu kommt, dass die USA ihre eigenen Munitionsbestände nicht auf Jahrzehnte ausdünnen wollen. Auseinandersetzungen mit China könnten bevorstehen.

Alarmiert durch die Ausführungen Trumps macht der polnische Premier Donald Tusk Druck. Kurz nach dem Wahlsieg des erratischen Republikaners kündigte Tusk an, sich mit führenden EU-Staats- und Regierungschefs treffen zu wollen.

Welche Rolle Deutschland in dieser Runde spielen wird, ist nach dem Ampel-Aus unsicher.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass in puncto Ukrainehilfe ein Riss durch Europa gehen könnte. Für die Nachbarn Russlands bleibt es eine Herzensangelegenheit, keinerlei russische Gebietsansprüche anzuerkennen – auch für ihre eigene Sicherheit. Andere Länder könnten sich hinter Trump verstecken.

Die Perspektive, Millionen Geflüchtete aufnehmen und auf Jahre hinaus einen blutigen Stellungskrieg finanzieren zu müssen, ist schlicht nicht attraktiv.

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47 Kommentare

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  • Die EU war im Gegensatz zu den USA immer aus rechtlichen Gründen dagegegen das russische Auslandsvermögen zur Verfügungn zu stellen.Nur wenn sich Russland am Wiederaufbau nicht beteiligen will,würde man das Auslandsvermögen einziehen.Das russische Oligarchenvermögen kann man gar nicht besteueren,weil es über Briegkastenfirmen verschleiert ist.Angenommen die Ukraine hätte das gesamte Auslandsvermögen ,über 50 Prozent des Gesamtvermögens zur Verfügung,dann wäre es zumindest keine Bittsteller Position sowohl gegenüber Trump als auch gegenüber dem Weltmarkt.Ologarchismus und Offshore Zentren als zentrale Motoren der jetzigen Entwicklung,diese Sichtweise haben z.B die beiden Ökonomen Acemoglu und Piketty.

  • Dieser Krieg, der ja nicht vom Himmel gefallen ist, sondern sich lange im Hin und Her der Einflussnahme von Großmächten ankündigte, kann nur beendet werden, wenn China und andere Staaten ihre Unterstützung für Russland aufgeben. das wird niemals geschehen und schon gar nicht, wenn das ein Haudrauf Trump verlangt. Die Verweigerung der Soldaten, die kritischen Militärs, die könnten - genau wie auch in Israel, zusammen mit verschärftem Waffenboykott was bewirken.

    • @Kaffka:

      Ich denke, China wird es nicht tun. Ich zitiere mal einen Chinesen sinngemäß: "Erst sollen wir euch helfen, Russland zu besiegen, dann sind wir auf eurer Speisekarte."



      ABER: China könnte eine Rolle spielen, wenn man bereit wäre, die Ukraine als neutralen Staat zu erhalten.

      • @Kartöfellchen:

        So wie Russland Sicherheitsinteressen haben mag, hat Ukraine exakt genauso Sicherheitsinteressen.



        Und Handlungsfreiheit als souveräner Staat. Warum auch nicht?



        Ich verstehe Ihren Punkt also nicht.

        Bei China müsste Taiwan auf dem Tablett kommen, da ist auf Russland setzen erfolgversprechender, leider für die Menschen.

  • Die Behauptung, es sei ein Stellvertreterkrieg, halte ich für sehr gewagt. Ich halte es eher für einen halbherzigen Versuch, die Vereinbarungen des Budapester Memorandums einzuhalten. Hätte es das nicht gegeben, wäre die Ukraine jetzt Atommacht und das Problem wäre vielleicht ein ganz anderes.



    Zudem ist das eine menschenverachtende Sichtweise. Es besagt implizit, dass die Menschen in der Ukraine sowieso egal seien.

    • @Jörg Schubert:

      Sowieso egal, das oder ähnliches höre ich häufig in Diskussionen mit "Putinverstehern"

    • @Jörg Schubert:

      Manchmal hat man schon den Eindruck, dass es der ukrainischen Regierung nur um das Territorium, aber nicht um die dort lebenden Menschen geht.

      • @Francesco:

        Sie meinen nicht, dass da irgendwie ein Zusammenhang bestehen könnte?

      • @Francesco:

        Komisch, das würde mir zuerst und genau bei Putin einfallen. Ihnen nicht?



        Siehe Deportationen von Kindern, Personenminen, Angriffskrieg, ...

    • @Jörg Schubert:

      Die Ukraine hatte nie die Verfügungsgewalt über die auf ihrem Territorium gelagerten oder stationierten Atomwaffen.

      • @Francesco:

        Sie konnten diese damals mangels Abschusscodes nicht einsetzen, das ist korrekt. Aber es wäre wohl naiv zu glauben, dass die Ukraine es nicht innerhalb von fast 30 Jahren geschafft hätte die Atomwaffen für sich nutzbar zu machen.

    • @Jörg Schubert:

      Ein paar Fragen,damit ich Ihre "Agenda" verstehe



      1. Die Ukraine ist also der Rechtsnachfolger der Sowjetunion und nicht Russland?? Und wenn das so ist , warum hat die Ukraine nicht den Sitz im UN Sicherheitsrat übernommen?



      2. Die Sprengköpfe waren Besitz der Ukraine und nicht der Sowjetunion?



      3. Sollten Turkmenistan , Kasachstan , Armenien usw.usw. ebenfalls Atommächte sein? (Waren ebenfalls Topol M stationiert)

      • @Denis Kezman:

        Zu allen 3 Punkten: Die Ukraine war nicht Rechtsnachfolger der UdSSR, aber die Atomwaffen die in der Ukraine lagen bei Auflösung der UdSSR gehörten der Ukraine. Gleiches galt für Belarus und Kasachstan. Diese hatten zwar zu dem Zeitpunkt noch keine operative Kontrolle über diese, da Russland über die Abschusscodes verfügte, aber es ist wohl ersichtlich, dass die es innerhalb der letzten fast 30 Jahre geschafft hätten die Atomwaffen für sich nutzbar zu machen. Das Budapester Memorandum wurde damals geschlossen, damit die 3 genannten Staaten ihre Atomwaffen abgeben und dafür wurde ihnen diverse Zusicherungen gemacht. Die Ukraine hatte damals das drittgrößte Atomarsenal der Welt. Es ist offensichtlich, dass sich Russland nicht an die Vereinbarungen von damals gehalten hat und Clinton, der das Memorandum ja damals mit initiiert hat, bedauert dies auch im Nachhinein als Fehler und ist überzeugt, dass Russland die Ukraine nicht angegriffen hätte, wenn diese ihre Atomwaffen behalten hätten.

  • Letztendlich wird es für die Ukraine leider sowieso kein gutes Ende mehr geben können.



    Auf beiden Seiten des Spektrums gibt es leider zu viele Menschen, die den Kopf in den Sand stecken und Angst vor Wahrheit. Es sollte weder eine Lösung sein der Ukraine einfach keine Waffen mehr liefern, noch auf mehr Waffen zu setzen. Beides wird nicht zu dem erwünschten Frieden führen. Eigentlich sollte man spätestens seit Herbst 22 wissen, dass Russland bereit ist im Fall einer Niederlage auch Nuklearwaffen zu benutzen:



    www.fr.de/politik/...g-zr-93353317.html



    Was ich erschreckend finde ist, dass trotzdem immer so getan wird, als wenn Putin sich das nicht trauen würde.



    Letztendlich werden beide Seiten große Abstriche bei Ihren Zielen machen müssen, unabhängig davon es fair ist oder nicht.

    • @Alexander Schulz:

      Die russen haben halt geglaubt, sie könnten Atomwaffen in der Ukraine einsetzen ohne dass das nennenswerte Folgen für sie selbst haben würde. Aber in so einem Fall wäre es garantiert zu einem Einsatz der Nato gekommen, was mit dem Telefonat damals wohl sehr deutlich gemacht wurde und Putin ist nicht so dumm es mit der Nato direkt aufzunehmen. Die hätten die Ukraine auch nie angegriffen, wenn diese in der Nato gewesen wäre und wenn die Nato der Ukraine sofort nach Kriegsbeginn direkt geholfen hätte, statt nur Waffen zu schicken, wäre das ganze sehr schnell vorbei gewesen. Putin hat von vornherein darauf gesetzt, dass die Nato sich weitgehend raushalten wird und das macht er bis heute. Und leider ist er damit relativ erfolgreich, die westlichen Staaten sind nach wie vor zu feige, da kommen dann solche ausreden wie man wolle nicht zum Kriegsteilnehmer werden (obwohl in den Augen Russlands sind längst alle Unterstützer der Ukraine der Feind und auf digitalem Wege werden wir permanent von Russland angegriffen). Wir befinden uns längst im Krieg, es sind lediglich keine Soldaten von uns im Einsatz.

    • @Alexander Schulz:

      Welche Abstriche zum Status Quo Ante sehen Sie bei Putin-Russland konkret gerade im Köcher?

  • "Die Perspektive, Millionen Geflüchtete aufnehmen und auf Jahre hinaus einen blutigen Stellungskrieg finanzieren zu müssen, ist schlicht nicht attraktiv."



    Das ist falsch. Der Satz müsste lauten:



    "Die Perspektive, Millionen Geflüchtete aufnehmen ODER auf Jahre hinaus einen blutigen Stellungskrieg finanzieren zu müssen, ist schlicht nicht attraktiv."



    Denn wenn der russische Faschismus sich durchsetzen sollte, dann werden Millionen Menschen die Ukraine, Moldau und die Baltischen Staaten verlassen. Ich kenne niemand mehr in der Ukraine, der sich auf Papierfetzen wie das "Budapester Memorandum" (Die Sicherheitsgarantie von Russland, USA, GB und FR für die Unverletzlichkeit der Grenzen der Ukraine im Gegenzug für die Abgabe der ukrainischen Atomwaffen) verlassen würde. Und ich wage die Vorhersage, dass ein einseitiges "Einfrieren" des Krieges nicht nur zu Millionen Flüchtlingen führen wird - eben weil jeder weiß, dass Russland wieder angreifen wird - sondern auch dazu, dass sich die Ukraine Atomwaffen zulegen wird. Weil nur darin Sicherheit zu finden ist: "Eine Atommacht kann man nicht besiegen" ( Wagenknecht , Putin, Mützenich). Nehmen wir sie beim Wort!

    • @Schytomyr Shiba:

      Und ich Idiot dachte immer die Atomwaffen waren Sowjetisches Eigentum ,

      • @Denis Kezman:

        Da gab es die Sowjetunion nicht mehr. Ansonsten wäre das Budapester Memorandum - auch ein Vertrag mit dem russischen Faschismus, der das Papier nicht wert war - nicht nötig gewesen.

    • @Schytomyr Shiba:

      Das „und“ ist sicher zutreffend, weil auch durch einen noch Jahre weitertobenden Krieg weitere Menschen aus der Ukraine fliehen werden (sei es vor direkten Kampfhandlungen, sei es einfach, weil man in einem verarmten und zerstörten Land keine Zukunftsperspektive mehr hat.



      Atomwaffen wird die Ukraine sicher nicht bekommen, weil das auch ihre westlichen Unterstützer nicht zulassen würden (die Ukraine müsste dafür aus dem Atomwaffensperrvertrag austreten – an dessen Erosion man auch im Westen kein Interesse haben durfte); ob es möglich ist, unter Kriegsbedingungen ein Atomprogramm aufzubauen, ist ohnehin fraglich (Russland würde nicht zuschauen…).



      Es ist verlockend, sich an der eigenen Radikalität zu berauschen; irgendwann sollte man aber realistisch genug sein, die Notwendigkeit einer Verhandlungslösung zu sehen.

      • @O.F.:

        Was ist daran radikal? Russland und Nordkorea haben die Messlatte gelegt: Sicherheit vor einer Imperialistischen Atommacht gibt es nur mit Atomwaffen. Und die "westlichen Unterstützer" haben auf die Ukraine genau so lange Einfluss, wie sie eben Unterstützer sind. Werden sie zu Erpressern, ist der Einfluss weg. Und die technischen Möglichkeiten der Ukraine sollte man nicht unterschätzen: Die können das, wenn sie es wollen. Und Polen wird helfen - ob die deutschen Tankies, Rubelnutten und AFD NAZIS heulen und jammern, wird keine Rolle spielen - denn für die Ukraine, Polen, die baltischen Staaten geht es ums Überleben. Die wissen, wie "Verhandlungen" mit dem Faschismus ausgehen: Den Preis für die "Verhandlungen" mit dem deutschen und dem russischen Faschismus haben sie schon mal gezahlt - Genozid, Deportationen, Gulag, Folter.



        Glaubt ihr Friedensengel von der warmen Ofenbank wirklich, die lassen sich von Deutschland und Russland noch mal verarschen? Ihr versteht Osteuropa wirklich kein bisschen.

        • @Schytomyr Shiba:

          Polen ist selbst keine Atommacht und genau wie die Ukraine Unterzeichner des NPT. Dessen Erosion würde allerdings einen Domino-Effekt auslösen, den auch die westlichen Unterstützer der Ukraine nicht wollen. Die Idee einer nuklear aufgerüsteten Ukraine ist also realitätsfern.

        • @Schytomyr Shiba:

          Das ist, neben dem unmöglichen Ton, auch sachlich absurd: Polen wird nicht aktiv in den Krieg mit der Atommacht Russland eingreifen. Keine polnische Regierung wird Warschau opfern, um Kiew zu retten. Das Risiko wäre viel zu groß - und um das zu verstehen, muss man nicht einmal Pazifist sein.

      • @O.F.:

        Sie sehen Russland am Verhandlungstisch, habe ich das richtig verstanden? Falls ja: Woraus beziehen Sie Ihr Vertrauen? Hat Russland sich bisher an Vereinbarungen, Regeln und Gesetze gehalten? Und falls ja, wo und wann?

        • @TheMe:

          Ja, natürlich – und damit stehe ich nicht allein: weder Russland noch die Ukraine können die gegenwärtige Pattsituation auflösen und „der Westen“ und Russland muessen am Ende einen neuen modus vivendi finden, egal wo die Front letztlich verläuft. Man wird also verhandeln. Dass Russland sich an keine Vereinbarungen hält, ist abgeschmackte Kriegspropaganda; Russland ist genauso vertragstreu und vertragsbrüchig wie andere Staaten auch. Ich rate dazu, ein bisschen nüchterner auf Russland und etwas kritischer auf Deutschland und den Rest der Nato zu blicken.

          • @O.F.:

            "weder Russland noch die Ukraine können die gegenwärtige Pattsituation auflösen"



            Angesichts der voranschreitenden Frontverläufe zugunsten Russlands könnte man zu der Ansicht kommen, dass Putin anderer Meinung ist.



            "Dass Russland sich an keine Vereinbarungen hält, ist abgeschmackte Kriegspropaganda"



            Russland hält sich an die Vereinbarungen, die ihm gerade passen. Nicht mehr und nicht weniger. Das zu leugnen, ist Propaganda.



            "Russland ist genauso vertragstreu und vertragsbrüchig wie andere Staaten auch. "



            Ich wüsste jetzt spontan keinen anderen Staat, der seinem Vertragspartner Atomwaffen gegen territoriale Integrität getauscht und diesen Vertrag gebrochen hätte.



            "...ein bisschen nüchterner auf Russland und etwas kritischer auf Deutschland und den Rest der Nato..."



            Wie wär's mit realistischer und faktenbasierter auf alle? Das würde bestimmt helfen.

            • @Encantado:

              Der Frontverlauf verschiebt sich zu Gunsten Russlands, aber eben nur in einem eingeschränkten Masse: Russland wird nicht die ganze Ukraine erobern (und hätte auch nicht genug Soldaten, um ein so großes Gebiet dauerhaft zu besetzen). Das weiß man auch im Kreml - man wird also verhandeln müssen. Ich habe übrigens nicht geschrieben, dass Russland stets vertragstreu ist, sondern dass es sich nicht anders verhält als andere Großmächte. Vertragstreu waren die immer nur, wenn es in deren Interesse lag - genau deshalb muss man Lösungen finden, die im Interesse aller Seiten sind.

            • @Schytomyr Shiba:

              Womit wir wieder beim Unterschied zwischen Argument und Diffamierung wären... Sie merken, dass Sie sich so gegen (Selbst-) Kritik immunisieren?

        • @TheMe:

          Russland hat Vereinbarungen, Regeln und Gesetze gehalten und gebrochen. Wie fast alle anderen Staaten auch. Und gerade im Glashaus sollte man nicht mit allzu großen Steinen werfen.

          Aber gut. Ein Beispiel. Der Vertrag von Fredrikshamn. Seit dem (1809) ist zwischen Russland und Schweden Frieden.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            "Seit 1809 ist zwischen Russland und Schweden Frieden."



            Deswegen hat Schweden ja auch keinerlei Ambitionen, z. B. der NATO beizutreten.



            Offenbar hat Russland ein echtes Imageproblem. Wie das wohl kommt?

  • Die schlicht nicht attraktive Perspektive ist aber schlicht realistisch.



    Ich habe den Eindruck, dass es schrecklicherweise erst passieren muss. Erst dann können und müssen neue Denk - und Handlungsräume entstehen.



    Ich wünschte, der Mensch wäre anders gestrickt!

    • @poesietotal:

      Ich glaube zu wissen, was Sie mit "Der Mensch" meinen.



      Gottseidank gibt es einige mit einem schönen Strickmuster, aber die Mehrheit richtet sich nach der vorherrschenden Mode. Und die ändert sich zur Zeit halt nicht laufend, sondern entwickelt sich stur in Richtung absoluter Geschmacklosigkeit.



      Die am meisten zutreffende Beschreibung m. M. n. in Sachen "Mensch" lieferte Hannes Jaenicke am 20. Sept. 2018 bei Maischberger.

  • "...die Ukraine Mittelstreckenraketen US-amerikanischer Herkunft auch auf russischem Territorium einsetzen darf..."

    Die USA haben der Ukraine keine Mittelstreckenraketen geliefert. Geht auch nicht, da sie USA im Zuge des INF Vertrages ihre vernichtet haben und erst dabei sind, wieder welche zu beschaffen. Was die Ukraine bekommen hat, sind Kurzstreckenwaffen. Womit sich auch das Thema "Schläge tief in Russland" von selbst erledigt. Russland ist 9000 km tief. Da könnte man übrigens auch mit Taurus nur an der Oberfläche kratzen.

    "Was genau den russischen Präsidenten außer ein paar weniger Sanktionen dazu bringen sollte, sich angesichts seiner derzeitigen Geländegewinne auf Verhandlungen mit einem derartigen Ergebnis einzulassen, führen die Autoren nicht weiter aus."

    Genau da liegt das Problem. Auch Trumps Berater sind der irrigen Ansicht, dass sie Staaten und Politiker wie Schachfiguren auf der Erde bewegen können. Putin müsste es schon sehr schlecht gehen, wenn er auch nur darüber nachdenkt, die Vorschläge anzunehmen...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      ganz richtig. Nur ein Bröckeln der Eliten in Russland und verstärkte Verweigerung der Militärs kann was bewirken.

      • @Kaffka:

        Oder Weihnachten und Ostern an einem Tag...

  • "A lässt B kollabieren", "Ein C zwingt A und B zum Friedensschluss", "A und B verstehen beide, dass Weiterkämpfen keinen Sinn hat" - das sind grob die aus Friedenswissenschaft und Geschichte bekannten Muster.



    Dann muss vor allem Putin-Russland einen Anreiz haben, das Verheizen einzustellen - das Wissen, dass sie nie noch weiter gewinnen werden. Anders als Minsk muss das für eine absehbar lange Zeit gelten.



    Auch die angegriffene Ukraine wird eine akzeptable Lösung brauchen. Am besten hätte man sie zeitnah vor dem Eingraben der Russen zur Gegenoffensive bis genau zum Status Quo Ante ermächtigt, natürlich auch zu Angriffen auf den Angreifer.

    Alles nicht leicht, doch die Ukraine nun deutlich stärken ist sogar auch noch im kleinteiligen deutschen Interesse (Präzedenzfall, Destabilisierungsflüchtlinge). Ohne einen harten Widerstand würde Putin jedenfalls weiterfechten und -töten lassen. Das letzte Telefonat dürfte es wirklich jedem klargemacht haben.

    • @Janix:

      "Alles nicht leicht, doch die Ukraine nun deutlich stärken..."

      Mit was denn? Es scheint immer noch Leute zu geben, die glauben, hier gibt es irgendwo überquellende Waffenlager oder Fabriken, die per Knopfdruck beliebige Mengen Kriegsmaterial ausspucken. Fakt ist aber, dass es selbst bei der eigenen Armee an allen Ecken und Enden fehlt. Es wird ja schon geliefert, was irgendwie entbehrlich ist. Selbst die eigene, löchrige Luftabwehr wurde weiter geschwächt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das Zeug liegt rum. Allein, was die USA zum verschrotten in der Wüste stehen haben würde die Ukraine in kürzester Zeit gewinnen lassen. Was wir hier sehen, ist, dass man bewusst die Ukraine nicht gewinnen lässt. Ein zynisches Spiel und eine dumme Strategie.

        • @Hannes Mustermann:

          Was zum Verschrotten in der Wüste steht, ist alt und nicht mehr einsatzfähig. Und was rauskommt, wenn man Schrott wieder fahrbar macht und neu anstreicht sehen wir beim Leo I. Davon hat die Ukraine ein größere Anzahl bekommen. Der Effekt ist wenig größer als. Null.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie nennen einen m.E. genauso zu bedenkenden Punkt. Da hätte eine frühe große Handlung mehr bewirkt als das langsame Nachtröpfeln nun. Und inzwischen stünde eine 2021 geplante Fabrik.



        Bei der "Friedensdividende", sprich: bewusster Verschleiß der Bundeswehr möchte ich ungern mit Steinen auf Merkel & Vorgänger werfen, darauf hatte ich auch lange gehofft.

        • @Janix:

          Man ist schlicht und einfach arrogant an die Geschichte rangegangen. Es wurde ernsthaft gedacht, Russland könne der Westen mit Links besiegen.

          Blättern Sie mal in alten Zeitungsartikeln der Jahreswende 22/23. Nachdem es hieß, dass (ein kleine Anzahl) deutsche Panzer geliefert werden, ist ein regelrechter Siegesrausch ausgebrochen. Das diese Panzer eben auch nur normale Waffen sind und keine Wunderwaffen, mussten die ukrainischen Soldaten auf die harte Tour lernen. Einen Plan B gab es nicht und wer danach gefragt hat, wurde hart angegangen.

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Scholz hat die Panzer so lange hinausgezögert, dass die Russen sich eingraben konnten. Man sieht aktuell im Kursk, dass die Leopard sehr wohl hoch überlegen sind.



            Man hat zu wenig und zu spät geliefert. Der Krieg könnte schon zu Ende sein.

            • @Hannes Mustermann:

              "Man sieht aktuell im Kursk, dass die Leopard sehr wohl hoch überlegen sind."

              Also gestern hat das ukrainische Militär gemeldet, dass man ca. 40% des besetzten Gebietes aufgeben musste. Wohl auf Grund der "Überlegenheit" des Leo.

              Aber im ernst. Es gibt keine nennenswerten Berichte über Panzergefechte in diesem Krieg. Wo soll der Leo also die eingebildete Überlegenheit bewiesen haben? Im Werbeprospekt von KMW?

              Übrigens. Ein "hoch überlegener" Panzer dürfte auch mit eingegrabenen Gegnern keine Probleme haben 😉

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            Teils. Die USA kann schon auch Russland zurückdrängen, dann braucht man aber Lufthoheit und Dominanz bis in den Aufmarschraum hinein. So haben die USA die letzten Kriege auch geführt.

            Diese Härte war nicht da, sie wäre sicher auch begründungspflichtig gewesen.



            Wunderwaffen ohne nötigen operativen Rahmen sind keine.

    • @Janix:

      "Das letzte Telefonat dürfte es wirklich jedem klargemacht haben."



      Nein, leider nicht. Es gibt zu viele Menschen, die gewisse Aspekte der Realität einfach ausblenden. Es ist z.B. für viele in Deutschland völlig unverständlich, dass es eine Seite geben kann, die Krieg unbedingt will - solange irgendein Vorteil sichtbar ist. Und auch die Wahrnehmung eines "Vorteils" kann einer starken Verzerrung unterworfen sein.



      Deswegen ist vieles nicht klar.