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Kommentar Straßenprotest in FrankreichDer Zorn der Schnecke

Tanja Tricarico
Kommentar von Tanja Tricarico

Es begann mit steigenden Benzinpreisen, jetzt geht es um marode Schulen und Migranten. Dieser Widerstand ist ein Schlag ins Gesicht von Macron.

Nicht nur Schall und Rauch: Der Unmut der Franzosen wird zur Gefahr für den Präsidenten Foto: dpa

D as Auto bringt sie auf die Straße. Natürlich, was sonst? Die innige Liaison mit dem Pkw ist eine amour fou – in Frankreich wie in Deutschland. Ohne geht es nicht oder kaum, zugleich entzündet sich an ihm eine Wut, die sich offenbar seit Monaten angestaut hat. Hunderttausende Menschen gingen am Wochenende in ganz Frankreich auf die Straßen.

Angestachelt wurden sie online, von einem virtuellen Netzwerk von Bürger*innen, die die Politik ihres Präsidenten Emmanuel Macron satthaben. Ihr Symbol: eine gelbe Weste – eine, wie sie in Frankreich in keinem Auto fehlen darf. Für die Protestbewegung steht sie weniger für Sicherheit als für eine deutliche Warnung.

Der Widerstand begann mit der Aufregung über gestiegene Spritpreise. Darum geht es längst nicht mehr. Die Protestbürger*innen beschweren sich über die hohen Mieten und marode Schulen, aber auch über Migrant*innen und das Tempolimit auf der Autobahn – alles, was in Frankreich vermeintlich die Schere zwischen Arm und Reich öffnet. Der Auto-Widerstand ist ein Schlag ins Gesicht für den Präsidenten.

Doch der schweigt bisher und weilt in Berlin, während sich zu Hause der Zorn Bahn bricht. Am Sonntag, am Volkstrauertag, appellierte Macron an die Verantwortung Deutschlands und Frankreichs, sich für den Weltfrieden einzusetzen und gegen nationalistische Strömungen anzugehen. Er sprach von einer gemeinsamen Sicherheitspolitik, dem Kampf gegen den Klimawandel und der digitalen Revolution.

Langsam, aber beharrlich

Ein Stück weit findet Letztere gerade in seinem Land statt, aber wohl anders, als Macron im Sinn hat. Der Unmut der Franzosen und Französinnen wird zur Gefahr für den Präsidenten. Die Bewegung aber stellt viel mehr als nur seine Person auf den Prüfstand. In etlichen EU-Ländern sind rechtsextreme Parteien an der Macht und buhlen um die Gunst der „Wutbürger*innen“.

Und in Frankreich sehen jetzt vor allem die rechten Parteien den Protest aus der Bevölkerung als Treiber für ihre extremistischen Parolen – und springen auf den Zug der Menschen auf, die es tatsächlich geschafft haben, Autobahnen lahmzulegen, die aber auch Hunderte Verletzte und sogar den Tod ihrer Unterstützer*innen in Kauf nahmen. Nichtsdestotrotz findet der Aufstand im Netz immer mehr Anhänger*innen und ist nicht zu kontrollieren.

Der Schlachtruf der „gelben Westen“ lautet „Opération escargot“ (Operation Schnecke). Das Motto ist nicht nur im wörtlichen Sinne zu verstehen, weil sie mit ihren Straßenblockaden den Verkehr blockierten. Eine Schnecke ist langsam, aber beharrlich. So leicht lässt sie sich nicht vom Weg abbringen.

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Tanja Tricarico
wochentaz
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Außen- und Sicherheitspolitik, Entwicklungszusammenarbeit, früher auch Digitalisierung. Leitet derzeit das Politik-Team der wochentaz. Privat im Einsatz für www.geschichte-hat-zukunft.org
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40 Kommentare

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  • Schade. Macron scheint es nicht zu schaffen, die Spaltung der Gesellschaft durch kluge Politik aufzuhalten.

  • Man kann die „Gilets Jaunes“ Bewegung auch als spannendes demokratisches Experiment sehen: eine Bewegung, in der viele dabei sind, die das erste Mal bei einer Demo mitmachen, und die außerhalb etablierter Strukturen (Parteien, Gewerkschaften etc.) steht und stehen will. Es geht dabei auch um den gesellschaftlichen Aushandlungsprozess, was die französische Bevölkerung bereit ist für den notwendigen ökologischen Umbauprozess zu akzeptieren - Steuerfreiheit für Schwerlastverkehr und Flugverkehr in Frankreich sollte nicht dazu gehören. Nicht umsonst rufen Umweltorganisationen und andere NGOs (z.B. Attac) nicht zu den Protesten auf. Und man sollte nicht vergessen, dass im Programm der meisten Parteien die Steuererhöhung für Kraftstoffe schon lange drinsteht - es hat sich bisher nur keiner getraut sie umzusetzen! Vieles von dem, gegen das die Gilets Jaunes protestieren, datiert schon lange vor der Amtszeit von Macron, die hat ja erst - das sollte man nicht vergessen - vor 18 Monaten angefangen. Insbesondere auch die hohen Abgaben und der Besteuerungs-Wahn gehören dazu, aber auch dass die Mittelschicht überproportional zur Kasse gebeten wird.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Dietlinde Quack:

      Nur, dass die Steuereinnahmen nicht für den ökologischen Umbau verwendet werden, sondern um die Haushaltslöcher zu stopfen, die die Steuererleichterungen für Superreiche verursacht haben. Komisch, dass Treibstoff für Luxusjachten auch Steuerfrei ist..cherche l'erreur.

  • 9G
    91690 (Profil gelöscht)

    Treffender als einer der " kleinen Leute " die blockiert wurde und dafür kein Verständnis haben kann man das nicht sagen... wenn Sie mir Ihrem Bäcker unzufrieden sind.. warum blockieren Sie um Himmelswillen den Klempner



    Hier wird ein ganzes Land lahmgelegt und das macht es nicht besser

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @91690 (Profil gelöscht):

      Und wenn Sie mit dem Klempner nicht zufrieden sind, blockieren Sie den Schornsteinfeger usw..Damit wird im übertragenden Sinne das ganze System lahmgelegt und das ist gut so, denn das System ist schlecht.

      • 9G
        91690 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        super... das ist kein Protest das ist einfach nur Destruktiver Blödsinn

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @91690 (Profil gelöscht):

          Destruktiver Blödsinn, wenn damit ein absurdes System, das die Zukunft der Menschheit wegen kurzsichtigen Profitstreben opfert, lahmgelegt wird?



          Absurd sind die Spekulationsblasen, der Transport von Waren über tausende Kilometer

          • 9G
            91690 (Profil gelöscht)
            @82236 (Profil gelöscht):

            und darum ging es gar nicht :-) also auch nur wieder ein destruktiver Kommentar

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Der Präsident der Fraktion der Wanderer Gilles Le Gendre hat heute Morgen im staatlichen Radiosender France Inter vedeutlicht, warum er und seine Mitwanderer die besten Wahlkampfhelfer für Marine Le Pen sind, die nach jüngsten Umfragen vorn liegt. Nämlich, indem er den Zuhören, die ihm in der interaktiven Phase der Sendung ihre Kritik vorgebracht haben, klar gemacht hat, dass sie nichts von der genialen Politik Jupiters verstanden haben. Er habe aber Mitleid mit den Leuten, die nicht über die Runden kommen.



    Genau das ist der wunde Punkt der neoliberalen Politik : Caritas statt Gerechtigkeit. Das zeigt auch, dass Gilles Legendre genau wie einige Forumsteilnehmer hier die Franzosen nicht versteht. Die Franzosen haben einen historisch sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der ihnen von Klein auf eingebläut wird. Die Republik ist gleichbedeutend für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung. Wie oft hört man von Franzosen, die sich auf Ämtern ungerecht behandelt fühlen:" On est en république, non?". Sie wollen also kein Mitleid, sondern Gerechtigkeit, vor allem bei der Besteuerung, Instrument der Umverteilung des Reichtums. Denn was sie sehen seit Macrons Amtsantritt, ist, dass er die Umverteilung des Reichtums von unten nach oben dermassen forciert hat, dass für die Franzosen die Schmerzgrenze jetzt erreicht ist.



    Gilles le Gendre hat zwar hervorgehoben, dass viele Arbeitsplätze geschaffen wurden, aber vergessen zu sagen, dass genauso viele Arbeitsplätze verloren gegangen sind, vor allem in den ländlichen Gebieten und dass von daher die Arbeitslosigkeit nicht sinkt und die Kaufkraft nicht steigt.



    In den Kleinstädten werden Fabriken dicht gemacht wie in der Creuse und die " Gilets jaunes" kommen aus diesen abgehängten Gebieten. Und wir haben bei Trumps Wahl gesehen, dass diese abgehängten Gebiete wahlentscheidend sein können.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @82236 (Profil gelöscht):

      Das als Unerträglichkeit empfundene Wundliegen des Gerechtigkeitsempfindens der Franzosen ist sicher der zentrale Aspekt bei der ganzen Geschichte. Das zieht sich durch ihre Geschichte hindurch, Aktion und Reaktion gab es während königlich-adligen genauso wie in republikanischen Régimes, siehe Jacqueries, Chouanneries, Aufstände i.d. Vendée, dutzende kleinerer vergessener Aufstände und die großen Revolutionen natürlich.



      Unmut über Kaufkrafteinbußen hin, Angst vor Mobilitätsverlusten auf dem Land her, eine ganze Menge wichtiger Fragen sind offen: Welchem(n) politischen Lager(n) steht das Gros der Leute auf der Straße nahe, welche Partei(en) könnte(n) mittelfristig profitieren, hat man es mit einer eher fortschrittlichen oder eher rückwärts gewandten Bewegung oder keinem von beiden zu tun? Ist es überhaupt schon eine Bewegung (ab wann ist eine Bewegung eine Bewegung) oder ist das nach der Adventszeit bereits wieder totgelaufen?



      Eine unbestreitbar fortschrittliche Bewegung, die der alternativen sozialen und ökologischen Landwirtschaft, hat zu ihren besten Zeiten auch immer wieder mit Aktionen Aufmerksamkeit erregen können aber mit ihren Anliegen leider nie bedeutende Anteile der Restbevölkerung auf ihre Seite ziehen können

      • 9G
        91690 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        Das gros der Leute steht seinem eigenen Geldbeutel nahe... politische Ansichten sind zum Ramschpreis zu haben ..Ökologie ist auch egal.. und here Gefühle gegenüber der grande nation auch

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        Die Provinz ist immer Girondine, konservativ und reaktionär, das zu Ihrer ersten Frage, Marine Le Pen profitiert jetzt schon am meisten davon. Ob die Bewegung sich totläuft hängt von den Weihnachtsgeschenken der Regierung ab, aber die hat ja schon alles, was sie verschenken konnte an die Superreichen verschenkt und das Volk auf nächstes Jahr vertröstet.



        Alles Weitere hängt von den Lastwagenfahrern ab, die das ganze Land lahm legen können und unter denen es viele Marinefans gibt.



        Eins ist sicher je länger die Regierung zögert und versucht mit Communication das Feuer zu ersticken desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Flächenbrand entsteht, den keiner mehr kontrollieren kann.

  • Interessant ist doch eher, wie "La France insoumise" dazu steht und inwieweit diese die Unruhen nutzen können.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Die France Insoumise gehört für die Mehrheit dieser Leute zur Pariser Elite.

  • Man kann die neoliberale Ideologie ebenso wenig mit Argumenten bekämpfen wie die Ideologie von Nazis. Da kann nur die Zivilgesellschaft deutlich machen, dass sie die Spaltung der Gesellschaft nicht duldet.



    Der Neoliberalismus treibt leider momentan einen Teil der Gesellschaft in die Hände der Rechten. Die Linke scheint da bisher kein Gegenmittel gefunden zu haben. In Frankreich treibt Macron die WählerInnen beständig in die Hände von Le Pen, zumal die Rechtsnationalisten im Gegensatz zur AfD ein Gespühr für soziale Gerechtigkeit haben.



    Der Neoliberalismus heutiger Prägung führt über kurz oder lang in den Totalitarismus. Die französische Zivilgesellschaft wehrt sich dagegen. Der moderne deutsche Michel passt sich lieber an.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Ich würde das Ganze ein klein wenig anders formulieren: Parteien wie AfD und FN sind bereits integraler Bestandteil des NeoLib. Da bedarf es keiner neuen Vereinigung, wie herum auch immer.

      Was Fronkreisch angeht: auch ich wäre lieber Franzose. Als solcher wäre ich mit meinem rebellischen Geist besser aufgehoben als im Mutterland der Schlafmützen. Mer könne ja eh' nix mache ...

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ist das nicht ein großer Haufen kleiner aufgebrachter Spießer, die schon lange mal auf der Straße rausbrüllen wollten, was sie alles aufregt und die bis ins Mark empört sind, dass der smarte Milchbubi den 'promised rosegarden' nicht halten kann, den er versprochen hat?

    • 9G
      91690 (Profil gelöscht)
      @61321 (Profil gelöscht):

      Und dazu komnt das die freischaffende Hypnosetherapeutin sich nicht mit ihrer vielleicht noch verständlichen Wut darüber begnügt das die Benzinpreise steigen psalmodiert si dann über eine vorgebliche Zulassungspflicht für Eoller die 50 € kosten soll um Schwimmbäder für den Ministerpräsidenten zu finanzieren ... Düstere Wahrheit : hier blockieren Leute um der Randale willen und um zu blockieren nicht ( nur ) wegen der hohen Preise .... Ob eine Co2 Steuer sinnvoll ist wird gar nicht mehr hinterfragt und ob es sinnvoll ist dass Millionen, jeder allein im seinem Auto, in die Städte pendeln auch nicht .. der gelobte Präident hat nicht alles sofort und gleich verbessert und nun muss er gekreuzigt werden ....



      Der Ztierte Dieselpreis von 1,9 € bezieht sich wohl eher auf die Zeit NACH einführung der Steuer und sit nicht, wie vielfach unreflektiert berichtet der derzeitige Preis der bei 1,49 liegt

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Ein Diesel war für mich vor drei Jahren eine Anschaffung, die ich für meinen Arbeitsweg brauche. Was ist daran "spießig", wenn Leuten, die weit mehr als ein halbes Jahresgehalt für ein Transportfahrzeug investiert haben, der Hut brennt, wenn plötzlich nur noch über Fahrverbote, Preiserhöhungen an Tankstellen, Wegfall der Pendlerpauschale, Verknappung der Parklätze am Arbeitsort etc. geredet wird?



      Vor ein paar Jahren wurde unser Arbeitsgericht dichtgemacht und in die 70 km entfernte Landeshauptstadt einverleibt. Jetzt werden die beiden Finanzämter in unserem Kreis an einem Standort zusammengelegt. Jeder kleine 12jährige Saubub in den Metropolen hat zum Daddeln bessere Internetanbindungen, als wir auf dem Land einer interessierten Gründerfirma anbieten können. Der Einzelhandel, die Kneipen, die Feuerwehr, die Vereine, das Ehrenamt, die Jobs, Ärzte, Krankenhäuser, die Grundschulen - alle melden mittlerweile Insolvenz an oder sind schon weg. Das Kursbuch der Deutschen Bundesbahn von 1958 zeigt, dass es vor 60 Jahren eine schnellere Verbindung zwischen einer Kreisstadt und der Landeshauptstadt gegeben hat (selbe Strecke). ÖPNV? Lach!



      Feldstudie? Lass mal - wenn Gummi brennt, wirst Du es riechen...

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @KOBA:

        Danke. Da wäre etwas das mich interessieren würde: Wieviele von den Giletisten im November 2018 hatten 2017 Macron gewählt?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @61321 (Profil gelöscht):

          Ich kenne leider keine Zahlen. Aber zumindest besäße dies eine gewisse Plausibilität. Enttäuschungen und Kränkungen können ein starker Antrieb sein.

          Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche ...

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Nein. Das sind die Bürger, die den selbstherrlichen Demagogen an der Staatsspitze satt haben.

      Und ja. Die Franzosen sind nicht solche duck­mäu­se­rischen Obrigkeitsanbeter wie die Deutschen.

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Schad, dass ich keine Zeit dafür habe, sonst würde ich mich glatt selber mal für eine kleine Feldstudie unter die Leute dort mischen und Augen und Ohren aufsperren



        FYI (Teil der Sendung)



        www.franceculture....e-colere-francaise

        • @61321 (Profil gelöscht):

          Sie verstehen nicht. Leute wie Macron höhlen die Demokratie aus und schaffen Freiräume für alles Mögliche.

          Und es ist bestimmt nicht zweckdienlich, wenn Sie hier die Protestierenden pauschal als "Haufen kleiner aufgebrachter Spießer" diffamieren. Das mag im Interesse des kleinen Sonnenkönigs sein. Es ist aber weder im Interesse Frankreichs, noch Europas.

          • 6G
            61321 (Profil gelöscht)
            @warum_denkt_keiner_nach?:

            Ich habe die Frage oben in den Raum gestellt. Kann sein dass das bereits diffamieren ist. Kann auch sein, dass ich da was völlig falsch einschätze.



            Meine Skepsis bleibt. Immerhin hat sich das Ganze (angeblich) an Spritpreisen entzündet. Was hierzulande Spießer (natürlich nicht nur die) vom Stapel lassen, wenn über Spritpreise geredet wird, wissen Sie. Koba oben und Jörg Engelhard (an anderer Stelle) sagen, dass es in Wahrheit um ganz andere Dinge geht und das mag so sein.



            Nichtsdestoweniger fühle ich mich nicht solidarisch mit Leuten, die das klar Voraussehbare und Vorausgesagte wählen und die hinterher krakelen, dass es eintrifft. Darum also noch mal meine zweite Frage, die möglicherweise nicht auf die Schnelle zu beantworten ist: Sind das evt. tatsächlich dieselben oder jedenfalls zu einem großen Teil?

            • @61321 (Profil gelöscht):

              Macron wurde nicht wegen seines Programms gewählt, sondern weil er nicht Le Pen ist. Damit erübrigt sich Ihre Frage.

  • In Frankreich droht ein Dieselpreis von 2 Euro - und ein Volksaufstand bricht aus.



    in Deutschland drohen flächendeckende Dieselfahrverbote - und nirgendwo wird Widerstand sichtbar. Schon interessant die Unterschiede zwischen Franzosen mit ihren revolutionären Tradition und den Deutschen mit ihrer Gehorsamstradition.

    • @yohak yohak:

      Ich schaetze, viele Dieselbesitzer gehen ganz informell und direkt gegen die Fahrverbote vor. Flaechendeckend sind oder werden die uebrigens bei weitem nicht.

      Eigentlich sollten sich Dieselbesitzer "vom Land" vor allem beschweren, dass sie bei der Einfahrt in die Stadt doppelt geschroepft werden, beim Parken (wo nebenan die Anwohner fast gratis parken) und bei der Fahrt im oeffentlichen Verkehr in die Umweltzone, wo Einzelfahrkarten etwa das doppelte dessen kosten, was Monatskartenbesitzer je Fahrt aufbringen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @yohak yohak:

      Was die Traditionen angeht, stimme ich Ihnen zu. Da liegt nicht nur der Rhein zwischen den beiden Ländern.

      Ob allerdings Streiks gegen Dieselfahrverbote (ein höchst egoistisches Interesse, legitim, aber nicht mehr) Ausdruck revolutionärer Tradition wären, darf bezweifelt werden.

      Bei Aktionen und Aufständen gegen Ungleichheiten der bekannten Art sähe meine Bewertung anders aus.

    • @yohak yohak:

      Deutschland hat die neoliberalen Reformen 15 Jahre früher verpasst gekriegt, da ist der Widerstandsgeist schon lange geschleift.

  • Die Strategie der Spaltung geht auf. Europa ist am Ende und Putin und Zuckerberg gewinnen.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    1968 war doch etwas mit Paris? Warum nicht heute wieder? Von Fronkreisch lernen!

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Wesentlicher Unterschied zwischen 68 und gilets jaunes: 68 hat sich selbstständig und autonom entwickelt und gelebt. Les gilets jaunes fangen auch selbstständig an, riskieren aber sehr stark von links und rechts, besonders aber von ganz rechts bis extrem rechts vereinnahmt zu werden. Ob Le Pen und Konsorten da nicht von AFD und Konsorten "lernen", anstatt BRD von Fronkreisch...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Meine Erwartung ist sicherlich nicht, dass 2018 die Geschehnisse von 1968 1:1 umgesetzt werden. Die früheren Fehler dürfen zudem gerne vermieden werden.

        Zu Zeiten der großen Polarisierungen (West-Ost, Kapitalismus-Kommunismus, Gut-Böse) waren die Verhältnisse deutlicher, die "Frontlinien" besser sichtbar.

        Seit 1989/1990 hat sich dies gründlich verändert, ist vieles in den großen, wabernden Nebeln von Avalon verschwunden. Scheinbar. Die Frontlinien verlaufen heute anders. Durch einzelne Länder, Familien, Freundschaften - und manchmal auch uns selbst.

        Ein Treppenwitz der Geschichte ist es für mich, dass diese Verkleisterung, Verschwurbelung und Maskierung federführend von früheren Bewohnern der einverleibten DDR (Merkel, Gauck, de Misere) betrieben wird.

        Mielke würde sich ins Fäustchen lachen!!!

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Leider ein bisschen spät. Aber lieber spät als nie.



          AFD=FN brauchen wir nicht zu diskutieren



          Lieber Fronkreisch als BRD -



          warum nicht beides?



          Elche sind gut - das war Gernhard - oder ?



          Macron hat ja natürlich gegen Le Pen gewonnen, wie jeder gegen Le pen gewonnen hätte, ob Melenchon, Hollande oder Mickey Mouse.



          Die Frontlinien - früher war es Ost-West,



          heute ist es Nord-Sud (habe ich in den 70ern schon in Afrika konstatiert - es wurde, glaube ich als Zitat Willy Brandt zugesprochen)



          der kommunismus-kapitalismus ist ja klassisch: Im Kommunismus beutet der Mensch den Menschen aus. Im Kapitalismus ist es - umgekehrt...



          Frontlinien ist das Eine - "de misere" ist einfach Klasse! Hut ab.



          Grüsse an alle Aufrechten und Selbstbewussten Michels und solche, die sich wehren in FR un DE, z. Zt in Österreich



          Venceremos

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

            Danke für die würdevolle Erwiderung zu später Stunde, die ich mir gerade in einer Schlafpause zu Gemüte führe.

            Auch wenn ich zu denen gehöre, die eine große Klappe haben, geht mir die Zuversicht peu à peu verloren. Da kommen aufmunternde Worte gerade Recht. Als Aufrechter fühle ich mich angesprochen - als Michel weniger.

            Ja, das Zitat mit den Elchen kommt vom legendären Robert G., der mir wie viele unserer frühen Idole fehlt.

            Auf die deutsch-französische Freundschaft. Die echte. Nicht die kapitalgesteuerte.

            Venceremos.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Ich muss mich korrigieren. Die Aussage wird Robert Gernhardt zugeschrieben, stammt aber von .... tätätä ... F.W. Bernstein aus dem gleichen Gestüt.

              Weitere Details finden Sie unter

              www.korrekturen.de...er_der_elche.shtml

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Der gleiche belebende Stallgeruch ist immer sehr gut. Ich war mir auch nicht sicher, ob Gernhardt, Bernstein, oder Wächter, im Elsass könnte man noch Tomy Ungerer assoziieren. Und schon ist der erfreuliche deutsch-französische Kreis wieder geschlossen.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

                  Hier bin ich dann lieber auf der deutschen Seite. Ungerer war meiner zarten Seele bisweilen etwas grenzwertig. ;-)

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ich liebe Fronkreisch und ich lebe in Fronkreisch. Aber 1968 war eine andere Dimension. Ich habe es aber noch nicht ganz durchschaut. On vera.