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Kommentar Steinmeier und SPDDen Bogen überspannt

Bettina Gaus
Kommentar von Bettina Gaus

Steinmeier ist nicht das erste Staatsoberhaupt, das mit taktischen Manövern unter Druck gesetzt wird. Es wäre schön, wenn er diesmal hart bleibt.

Richtete eine Mahnung an die Parteien: Frank-Walter Steinmeier Foto: ap

E in Bundespräsident ist kein Wackeldackel, der immer brav mit dem Kopf nickt, wenn ihn jemand anstupst. Und die Verfassung ist kein Schreibspiel, das sich mit einfallsreichen Tricks gewinnen lässt. Frank-Walter Steinmeier hat recht mit seinem Hinweis auf die hohe Bedeutung des Wählerwillens und mit seiner scharfen Mahnung an die Parteien, sich nicht vor der politischen Verantwortung zu drücken.

Im Grundgesetz steht, dass sich der Bundestag nicht selbst auflösen kann. Wer das nicht gut findet, muss um eine Mehrheit für eine Änderung kämpfen. Statt zu versuchen, die Verfassung zu umgehen, ohne sie zu brechen.

Steinmeier ist nicht das erste Staatsoberhaupt, das mit taktischen Manövern unter Druck gesetzt wird. Alle haben am Ende nachgegeben, aber vielleicht hat die SPD jetzt den Bogen überspannt. Vielleicht bleibt der Bundespräsident in diesem Fall hart. Das wäre schön. Er zeigte damit Respekt vor der Verfassung, auf deren Verteidigung er einen Eid geschworen hat.

Denn natürlich richtet sich die Mahnung von Steinmeier vor allem an die SPD. Ja, die FDP war für das Scheitern der Jamaika-Sondierungen verantwortlich. Aber zumindest hat sie verhandelt. Die SPD sagte hingegen bereits am Wahlabend ab. Das war damals verständlich, ebenso verständlich wie der Wunsch nach einer Denkpause in der Opposition. Aber die Situation ist heute eine andere als unmittelbar nach der Bundestagswahl. Bisher haben die Sozialdemokraten ihre Absage an eine Neuauflage der Großen Koalition niemals inhaltlich begründet. Kein Wunder. Ideologische Gräben lassen sich kaum ins Feld führen, wenn man weiterhin geschäftsführend und ohne größere Konflikte gemeinsam regiert.

Was erhofft sich die SPD eigentlich von Neuwahlen? Nicht einmal nachts um zwei kann die Parteispitze glauben, sie werde daraus als stärkste Fraktion hervorgehen. Das bedeutet: Sie tritt mit der Botschaft an, nicht regieren zu wollen. Warum sollte man sie dann wählen? Dafür gibt es doch die Linke.

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Bettina Gaus
Politische Korrespondentin
Jahrgang 1956, ist politische Korrespondentin der taz. Von 1996 bis 1999 leitete sie das Parlamentsbüro der Zeitung, vorher war sie sechs Jahre lang deren Korrespondentin für Ost-und Zentralafrika mit Sitz in Nairobi. Bettina Gaus hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt 2011 „Der unterschätzte Kontinent – Reise zur Mittelschicht Afrikas“ (Eichborn).
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74 Kommentare

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  • RotRotGrüne Minderheitsregierung oder Krisenkabinett aller Bundestagsparteien mit der UNION in der Opposition?

    Erleben wir seit der Bundestagswahl 24. September 2017 über Marathon Koalitionssondierungen die dann nach Wochen absehbar scheitern, siehe "JAMAIKA" eine Ermattungsstrategie des Öffentlichen als Fortsetzung asymmetrischer Demobilisierung der Debattenkultur im Bundesstag durch Bundeskanzlerin Angela Merkel & Company zum Zwecke, einer fortgesetzt geschäftsführenden Regierung CDU/CSU/SPD, bis der Ruf nach einem Allparteien Krisenkabinett ertönt?, weil die wirkliche Lage in Deutschland argumentativ geleugnet bleibt, die der rotgrüne Bundeskanzler Gerhard Schröder 2005 mit Verweis auf den Ausnahmezustand seit Nine Eleven2001, unabsehbare Folgen der Agenda 2010/Hartz IV Gesetze 2003 dazu getrieben hat, durch Bundespräsident Horst Köhler den Bundestag aufzulösen vorgezogene Neuwahlen anzuberaumen?

     

    Bedeutet das, angesichts unserer militärischer Interventionen mit und ohne UNO-Mandat seit 2002 Afghanistan, Syrien 2015, mit Anschwellen Strömen Geflüchteter aus Kriegsgebieten, Mali 2016, Idee einer EU Verteidigungsunion, Banken- , Sozial- UNION, Anstreben von UN-Sitz und Stimme der EU ein "Krisenkabinett" aus allen Fraktionen des Bundestags zu bilden, Linkspartei, AfD regierungsverantwortlich einzubinden, oder nach Entzug Bundeskanzlerin Angela Merkels Plazet für eine Regierungsbildung wg Ausbleiben des Erfolgs durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeiner einer Minderheitsregierung aus RotRotGrün mit martin Schulz als Bundeskanzler der UNION auf der Bundestags Oppositionsbank das Wort zu reden?

  • 3G
    39167 (Profil gelöscht)

    Die Entscheidung von Schulz am Wahlabend war richtig.

    Jetzt jedoch haben sie die einmalige Gelegenheit Profil zu zeigen. Gespräche führen und soziale Themen in den Vordergrund stellen,Erhöhung des Mindestlohns, Renten, sozialer Wohnungsbau, etc.etc.

    Wenn die CDU nicht einlenkt, dann kann die SPD dies öffentlich machen, wie die FDP, und hätte den dann stattfindenden Wahlkampf praktisch schon erledigt.

    Ist die Frage ob die SPD die oben genannten Themen ernst nimmt und Lösungen finden will?

  • Es ist O.K., dass der Bundespräsident alle Parteien nochmals aufruft, ernsthaft Koalitionsmöglichkeiten zu prüfen. Das ist seine Pflicht.

    Aber er wird nicht umhin können, bald Neuwahlen anzusetzen.

    Neuwahlen sind sinvoll und bieten folgende Chancen für eine Lösung der gegenwärtigen Pattsituation:

    1. Nach den Sondierungsgesprächen sehen die Wähler jetzt klarer bezüglich der Ziele der verschiedenen Parteien. Neuwahlen werden ein anderes Ergebnis bringen

    2. Neuwahlen können einen drastischen Abbau der Überhangmandate bringen. Hier liegt es an den Medien, das Für und besonders Wider des Stimmensplittings herauszustellen.

    3. Die Opportunisten in SPD und FDP, die glauben, mit einer Koalitionsverweigerung eine höhere Zustimmung bei künftigen Neuwahlen zu erreichen, werden eines Besseren belehrt werden. Deshalb wird nach Neuwahlen eine Regierungsbildung einfacher möglich sein.

  • Ich erwarte von Steinmeier nicht, dass er sich an das GG hält. Er hat es im Fall Kurnaz jahrelang nicht getan, sondern die grundsätzlichen Menschenrechte für ein Linsengericht verraten und jahrelang (bis heute) nur gelogen. Kurnaz' RA sagte mir damals, er sei von rot/grün fünf Jahre lang nur angelogen werden. Ich halte es für eine Katastrophe, dass dieser Mann BP wurde. Liegt an der üblichen kollektiven Amnesietendenz.

  • Mit diesem Beitrag, liebe @Bettina Gaus, haben Sie mich wirklich sehr enttäuscht, denn er ist einfach inhaltlich nicht stimmig und erstaunlich tendenziös.

     

    Ich bin nicht für Neuwahlen - nicht nur wegen der Kosten nahe 100 Mio €, sondern auch wegen der Erwartung, dass sie "bequemere" Mehrheitsverhältnisse wohl nicht herbeiführen würden. Und ich bin auch kein SPD-Wähler - aber überzeugter Demokrat. Und deshalb liegt es aus meiner Sicht nicht nur im Interesse der SPD, sondern auch aller Demokraten, das erwartbare Risiko zu vermeiden, dass die SPD nach einer weiteren GroKo-Periode völlig marginalisiert wird und dann die Opposition nur noch aus Splitterparteien besteht. Die SPD braucht dringend die zweite Chance (die erste hat sie in der Legislatur 09-13 leider vertrödelt), sich wieder zu einem starken linken Gegenpol zum neokapitalistischen Zeitgeist zu entwickeln - quasi eine "Neue Linke", mit vielen zutreffenden Vorstellungen der aktuellen Linken durchaus d'accord, aber eben realistisch und durchsetzungsorientiert.

    • @Bitbändiger:

      Verfassung geht halt nach Möglichkeit vor politischer Opportunität. Der Bundestag ist gewählt. An der Wahl gibt es nichts zu beanstanden, und wenn die Parteien aus dem Wahlergebnis keine Regierungskoalition schmieden WOLLEN, weil sie Angst vor Stimmenverlusten haben, dann ist das zunächst mal kein stichhaltiges Argument, die Wahl - effektiv - für ungültig zu erklären. Daran ändert sich auch nichts, wenn einzelne Parteien besonders GROSSE Angst vor Stimmenverlusten haben. Und ein nationales Interesse von Verfassungsrang an der Existenz einer Partei namens "SPD" gibt es auch nicht.

       

      Aber keine Sorge: Wenn KEINER wirklich will, also nicht nur die SPD weiter keine GroKo, sondern auch die Union keine Minderheitsregierung, dann wird auch Steinmeier sich nicht querstellen. Er tut nur gut daran, als Präsident ALLE Parteien daran zu erinnern, dass so ein Wahlergebnis ein verbindlicher AUFTRAG ist und kein Vorschlag, den man nach persönlichem Gusto annehmen oder ausschlagen kann.

       

      Im Übrigen noch ein kleiner persönlicher Seitenhieb in Richtung SPD:

       

      If you can't stand the heat, get out of the kitchen!

       

      Wer als Partei meint, mal ein politisches "Sabbatical" zu brauchen, der soll sich dann auch gefälligst trollen, nicht zur Wahl antreten und Anderen die Verantwortung überlassen. Die Welt da draußen macht auch nicht einfach vier Jahre Pause.

  • Danke Frau Gaus für die treffliche Beschreibung oder besser auch Hinweis auf die töricht schnelle Positionierung die SPD.

    Zeigt wie der Herr Schulz am Wahlabend in der Elefantenrunde inhaltlich daneben lag, und bestätigt auch seine Unfähigkeit im Tagesgeschäft eine Partei zu führen und an Morgen zu denken.

    Allein nicht den inhaltlichen Preis versuchen nach oben zu treiben bei der CDU für eine Koalition(?), wie doof ist denn das? Der hat doch alle Druckmittel jetzt in der Hand!

    Warum tut es nix? Weil keine Idee, kein Personal, keine Kreativität. Schlimmer Zustand da bei den Sozen. Produziert nur weiteren Stimmenverlust....

    • @Tom Farmer:

      Mal abgesehen, mein guter @Tom Farmer, von Ihrer doch recht unterschichtigen Ausdrucksweise: Ich finde es gerade immer wieder faszinierend, festzustellen, dass Menschen (wie z.B. Sie), denen der Hass auf die SPD förmlich aus allen Poren spritzt, sich mit allen möglichen Beschimpfungen wortreich darüber aufregen, von ihr nicht regiert zu werden.

       

      Können Sie mal versuchen, den Widerspruch zwischen den Äußerungen

       

      - SPD = töricht - unfähig - doof - ideenlos - ohne Personal - nicht kreativ

       

      gegen

       

      - SPD muss unbedingt an morgen denken und mit der Union koalieren

       

      aufklären?

      • @Bitbändiger:

        SPD Hass? ....ist mir fremd.

        Unterschichtige Ausdrucksweise? Danke für Ihre Wertung. Inhalt wo sie stehen anstatt mich runterzuputzen wäre konstruktiver. Das tun Sie nicht, warum?

        Die SPD hat, ich nehme an aus Politikverdrossenheit der Gesamtbevölkerung ein Personalproblem, wie alle Parteien, nur bei der SPD am.meisten spürbar.

        Das führt zu kurzsichtigen Entscheidungen wie am Wahlabend.

        Jetzt den Preis bei der CDU für eine GroKo hochzutreiben und endlich Profil zu gewinnen wäre gut.

        Leider ist das bei der SPD wie scheinbar bei auch in ihrer Aussage zu deuten: Vor lauter Angst weiter Stimmen einzubüßen kriecht man in das Schneckenhaus.

        Ich finde das kopflos und undurchdacht und mit dieser Haltung bekommt die SPD keinen Fuß auf den Boden. Warum di noch wählen, wenn sie nicht regieren will?

        Auf den Pfad der Linken wollen die? Ach so....

      • @Bitbändiger:

        Danke, @Bitbändiger für den Einwurf.

         

        Geht also nicht nur mir so, dass die Dauerschleife der SPD-Verächtlichmachung eigentlich nur noch anödet und auch nicht von geistiger Kreativität sprüht.

         

        Jeder Beobachter der Politszene in D weiß, dass die SPD schon seit den Endjahren unter Helmut Schmidt gravierende inhaltliche und strategische Fehler begangen hat. Alles bekannt, oftmals aufgetischt.

         

        Die Dauerhäme, meist von Leuten vorgetragen, die den Verein sowieso nie gewählt haben, ist irgendwie nur abstoßend und fördert nicht gerade einen spannenden Diskurs innerhalb des Spektrums links von der CDU.

         

        Hinzu kommt: das unglaubwürdige Ablästern der Kommentatoren aus dem neurechten Umfeld, die überall von SPON über ZEIT und Tagesschau bis hier auf taz.de die SPD bar jeder inhaltlichen Kritikpunkte einfach nur "runterschreiben" wollen.

         

        Mehrheiten links von der CDU wird es für absehbare Zeiten nur mit einer (hoffentlich dann wieder linkeren) SPD geben.

  • Wieso hat die SPD den Bogen überspannt? Weil Sie nach der schweren Wahlniederlage die Konsequenzen gezogen hat mit dem "Willen" sich neu zu orientieren?

     

    Nee!

     

    Die SPD hätte aber die Möglichkeit die Situation sinnvoll zu nutzen und mit maximalen sozialen Forderungen in eine evtl. neue Groko zu gehen.

    Das müsste die SPD ggf. dann auch - weiter wie früher funktioniert für die SPD nicht.

    • @Justin Teim:

      Wer maximal Forderungen stellt (und die im Kompromiss nicht runterschraubt) der sollte schon dann auch die maximal Zustimmung erhalten.

       

      Die hat die SPD nicht.

  • Warum kann es nicht eine von der SPD tolerierte Minderheitsregierung der CDU/CSU geben?

     

    Dieser Durchregierungsfetisch ist mittlerweile einfach nur noch übel.

  • Der weitere Nagel auf dem Sargdeckel der (echten politischen) Demokratie (die wir nicht haben und auch nicht bekommen sollen), was uns Stück für Stück weiter in die (politische) Diktatur führt, ist doch nicht die Frage einer gegenwärtigen Regierungsbildung oder dem aktuellen Verhalten von Parteien, sondern dass den Menschen langsam aufgeht, dass sie wählen können, was sie wollen, nur die Lebensumstände ändern sich nicht wesentlich zum Positiven.

    Der Neoliberalismus wird beschlossen und nicht gewählt, auf ihn wird allenfalls verzichtet, aber er lässt sich nicht abwählen.

  • Meine Güte, was für ein Aufstand. Eine Tatsache ist es, welche nicht zu leugnen ist: In dem Wahlergebnis spiegelt sich die Zerissenheit des deutschen Wahlvolkes. In den Niederlanden ist es fast deckungsgleich. In beiden Ländern sind die Sozialdemokraten bis zur Unkenntlichkeit abgestürzt. Grund ist die Auflösung politischer Prinzipien zugunsten einer miesen Koofmich-Mentalität mit nervtötenden Werbeblocks, die den Wähler bescheißen wollen. Marktkonforme Demokratie eben.

     

    Wer statt politischer Zielsetzung auf Umfragen setzt und versucht sich einer auch wie immer gearteten Wählergruppe anzubiedern, macht Politik wie Waschmittelreklame. Dabei mischen die Medien ganz oben mit. Es ist ein Riesengeschäft noch aus der Unterhose von Christian Lindner herauslesen zu wollen, was er bei dem Platzen der Sondierungsgespräche gefühlt hat.

     

    Das hat nichts mit Staatslenkung zu tun. Das ganze hohle Gerede von Verantwortung gegenüber dem Land, es regierbar zu machen, ist reine Volksverarschung.

     

    Die sogenannten Volksparteien haben bei dem Neoliberalismus auf das falsche Pferd gesetzt. Nachdem die Parasiten des Neoliberalismus, Arbeitgeberverbände, INSM, Bertelsmann- oder LIDL-Stiftung, "Leistungsträger" und gewerbsmäßige Hazardeure dieses Land systematisch ausgesaugt haben, müssen sich jetzt die Politiker fragen lassen, warum die Infrastruktur der einer DDR vor 1989 sogar noch teilweise nachhinkt, warum Rentner in Zukunft in Armut leben müssen, wie heute bereits 20% der Kinder, warum es notwendig ist einer hauchdünnen Oberschicht Steuerhinterziehung zu gestatten, es keine Vermögenssteuer gibt und die Obdachlosigkeit zunimmt?

     

    Der Neoliberalismus hat dem Staat unendlichen Schaden zugefügt, wofür diese Parteien die komplette Verantwortung tragen. Mit Ausnahme der Linken haben alle Anderen dies gefördert und fördern es weiter. Auch die Grünen, wie man jetzt gesehen hat. Wozu also Neuwahlen, wenn es keine grundlegend andere Politik gibt?

  • Taktisch gesehen ist es doch gerade jetzt klug von der SPD sich weiter zu verweigern. Sie möchte (sagt sie zumindest) andere Politik machen. und in einer neuen GroKo ist das schier nicht möglich. Jahre des Mutti-Stillstands sind mehr als genug ins Land gezogen. Nicht alles war schlecht, aber vieles hätten die einfach besser und nach vorne gewandt machen können. Das C bei den Unionsparteinen ist doch sowieso nur noch zur Deko da. Christliche Werte wie Menschenrechte und Nächstenliebe werden im Hyperkapitalismus zu Schimpfwörtern und zur Wahlkampfwaffe. Es ist richtig, dass sich die SPD verweigert. Es ist jetzt aber an der Zeit, dass sie sich auch auf ihre Ursprünge besinnt und endlich Politik für das ganze Volk macht. Sozialere Politik kann auch meiner Meinung nach besser in einer Minderheitsregierung durchgestzt werden. Dann können alle die CDU "jagen" wie es der Herr Tweed-Jacket sagte. Und bei dieser Jagd wird die AFD inhaltlich sicherlich als erster die Puste ausgehen. Was doch eigentlich ganz nett ist.

  • WARUM...

    verdammt noch mal, trampeln jetzt alle wieder auf der alten oma spd herum. das ist so bequem für den mainstream - eine partei ohne programm, ohne personal, ohne politik in einer grossen koalition, deren verwesungsgeruch schon jetzt abschreckend wirkt. warum soviel beisshemmung gegenüber der cdu-parteivorsitzenden angela merkel, die sich bei unsäglichen 9% verlusten nicht zum rücktritt versteht, die nicht weiss, was sie hätte anders machen sollen und die diesen regierungsauftrag nicht erfüllt hat, weil sie eben nur moderieren, aber nicht regieren kann. sondierungen dienen doch dazu, die kontroversen punkte sichtbar zu machen, erst die koalitionsverhandlungen benötigen kompromisse. merkel hat soviel angst vor einer minderheitsregierung, weil sie dann eben nicht nur das verfahren, sondern auch ihre politik öffentlich kommunizieren muss - und da sie keine politischen ziele - ausser "weiter so" - kennt, geschweige denn kommuniziert, ist sie schon jetzt nicht die geeignete kandidatin für eine erneute kanzlerschaft. vor neuwahlen kann auch spd-schulz mit einem auftrag des bundespräsidenten eine minderheitsregierung führen. und wenn alle stricke reissen, dann bleibt statt einer groko auch eine kooperation mit der cdu/csu in gesetzgebungsfragen - aber ohne der regierung anzugehören.

    • 3G
      39167 (Profil gelöscht)
      @hanuman:

      Das ist die einzig richtige Stellungnahme dazu, danke!

  • Klar kann die SPD regieren. Sie könnte eine Minderheitsregierung unter Martin Schulz vorschlagen. Sie will nur nicht die große Koaltion unter Angela Merkel fortsetzen.

    Die Frage stellt sich bei der Abwahl der Bundeskanzlerin. Will die SPD lieber Merkel in einer Art Minderheitsregierung unterstützen oder will sie Verbündete für einen Sturz von Merkel sammeln.

  • Keine Neuwahlen! Das kann man mit Verweis auf das Grundgesetz fordern oder sich wünschen, man sollte aber eine humanitäre Frage bedenken:

     

    Wird Katrin Göring-Eckhardt in diesem Fall weiterhin wie eine Hündin leiden müssen ( http://www.spiegel.de/politik/deutschland/katrin-goering-eckardt-ich-habe-gelitten-wie-eine-huendin-a-1179559.html ) oder wird sie endlich erlöst und wie?

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...liebe Frau Gaus, ich, und wohl die meisten, der hier in Deutschland lebenden Menschen, haben den Bundespräsidenten NICHT GEWÄHLT.

    Ich frage mich, wie kann man/frau dann von einem "Staatsoberhaupt" sprechen? Dieser Mensche wurde nicht durch des Volkes Stimme legitimiert, folglich handelt es sich auch nicht um ein sog. Staatsoberhaupt.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      *gähn* Jedem, dessen Hintern an der Wahlurne nicht durch den Wähler persönlich getätschelt wurde, die Legitimation abzusprechen, ist ja langsam sowas von langweilig.

    • @81331 (Profil gelöscht):

      "Der Staat" bestimmt, wer und was sein Oberhaupt ist. Der Staat ist ein komplexes Gebilde und besteht auch, aber nicht nur aus dem Volk. Soviel vorab.

       

      Unser Staat ist eine Demokratie, also eine HERRSCHAFT des Volkes, nicht eine wie auch immer geartete "Oberhauptschaft". Bei Herrschaft geht es um Macht. Der Bundespräsident übt - grob überschlägig und unter Berücksichtigung von Schaltjahren - im Schnitt 365,2 Tage im Jahr KEINE reale politische Macht aus. Das dürfte mit der Kraft seiner demokratischen Legitimation (immerhin basiert die Zusammensetzung des Wahlgremiums ja auf echten Wahlergebnissen) noch so gerade vereinbar sein, oder?

       

      Alles weitere hat nichts mit Herrschaft zu tun sondern nur mit Symbolik. Deren Gestaltung kann man als Volk auch mal delegieren, finde ich. Und solange es so in der Verfassung steht und Sie für Ihre Meinung keine ausreichende Mehrheit zusammentrommeln, bleibt es auch delegiert.

       

      Damit IST der Bundespräsident das Staatsoberhaupt - ohne den geringsten Abstrich an der Demokratie.

      • @Normalo:

        Ich stimme zwar mit User Virilio nicht überein, ein Demokratiedefizit sehe ich aber ebenfalls. Dies betrifft nicht die Institution des BundesPräsi, aber eine fehlende Art "Ökonomieverfassung".

        • @Gerhard Krause:

          Meinen Sie, es gäbe eine Mehrheit für so eine "Ökonomieverfassung"?

           

          Und was soll dann in der drinstehen?

           

          In unserer Jetzigen Verfassung steht schon mal, dass

           

          - die Würde des Menschen unantastbar sowie-

          - das Eigentum geschützt ist, aber - gegen Entschädigung! - für das Gemeinwohl verpflichtet werden kann, dass

          - die Wahl und die Ausübung des Berufes frei ist und dass

          - die Bundesrepublik ein freiheitlicher, sozialer Rechtsstaat ist

           

          (und einiges an Freiheiten mehr, die aber wirtschaftlich nicht so unmittelbar relevant ist). Und dass im Übrigen Jeder tun und lassen kann, was er will (so der ursprüngliche Wortlaut des Art. 2 Abs. 1 im Entwurf, klang den parl. Räten nur nicht schnarrend-beamtisch genug).

           

          Das ist schon mal gar nicht so wenig an wirtschaftlicher Verfasstheit, wenn man die Fülle von jurstischen Schlüssen daraus zieht, die zwischenzeitlich gezogen worden sind. Die Frage ist halt, ob einem diese Regeln und die Schlüsse daraus gefallen. Die aktuellen Wahlergebnisse unterlegen eigentlich die These, dass das bei der Mehrheit der Bevölkerung der Fall ist...

           

          Daher erlauben Sie mir bitte eine lästerliche Suggestivfrage:

          KÖNNTE es sein, dass Sie mit einer "Ökonomieverfassung" eigentlich eine ÄNDERUNG der bislang geltenden Regeln anstreben, die SIE für richtig halten (und unterstellen, weil die nunmal richtig ist, müsste in einer richtigen Demokratie ja das Volk auch dafür sein und so wäre es dann demokratisch, das aus IHRER Sicht Richtige zu tun)?

           

          In dem Fall würde ich ausnahmsweise auch mal einfach nur lautstark und kategorisch widersprechen. Das ist SED-Logik.

      • 8G
        81331 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        ...DAS sehe ich vollkommen anders.

        Wie Sie richtig bemerkt haben, es geht um eine "Herrschaft des Volkes".

        Und der Bundespräsident wurde NICHT vom Volk gewählt.

        Und, ich bezweifle auch, dass die Zusammensetzung des von Ihnen genannten Wahlgremiums irgend etwas mit Demokratie zu tun hat.

        Echte Demokratie sieht, zumindest für mich, anders aus.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @81331 (Profil gelöscht):

          "Das" Volk ist eine Abstraktion, eine Zusammensetzung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen mit jeweils eigenen Interessen. Ich erinnere mich nicht an eine - wie auch immer geartete - Initiative von Teilen dieses Volkes zur Direktwahl des Bundespräsidenten. Etwa in Form eines Volksbegehrens.

           

          Ihre Kritik zielt auf die repräsentative Form der Demokratie, wie Wru Wallin bereits ausführte. Ich sehe indes kein Land, in dem die von Ihnen favorisierte "echte (direkte) Demokratie" verwirklicht wäre.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          Wie gesagt: Der Bundespräsident "herrscht" nicht wirklich (dazu fehlt ihm die Macht), also ist der Modus seiner Wahl auch keine wirkliche Frage der Durchsetzung der Herrschaft des Volkes.

           

          Und wenn Sie nichts von repräsentativer Demokratie halten (Details dazu hier drunter bei WRU WALLIN), bitte. Ich fühle mich in dieser Demokratie sehr wohl und bin froh, nicht Teil eines Volks von - im Zweifel völlig überforderten - Kontrollfreaks zu sein, die Alles selbst persönlich entscheiden wollen.

           

          Tut mir leid, wenn Ihnen das anders geht. Aber wenn Sie mal Stimmen suchen sollten, um unsere Verfassung entsprechend zu ändern: Meine kriegen Sie nicht.

        • @81331 (Profil gelöscht):

          So, bezweifeln Sie das? Die Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt besteht aus den (vom Wahlvolk gewählten) Mitgliedern des Bundestages sowie aus von den Landtagen (ebenfalls vom Wahlvolk gewählt) ernannten Landesvertretern. Das entspricht ja wohl dem Kern der repräsentativen Demokratie, die in der Staatsverfassung unseres Landes verankert ist. Das anzuzweifeln, kommt m.E. einem Anzweifeln des Grundgesetzes gleich, was ich für wesentlich undemokratischer halte.

  • 3G
    35730 (Profil gelöscht)

    "Die Absage der Wähler an eine große Koalition" ist, was die SPD umsetzt, neben der Oppositionsführung vor der AfD. Wenn sie umfällt, würde mich das in der rückratlosen Gesellschaft nicht wundern. Bleibt sie stabil, wird es den Mutigen im Land Kraft geben.

  • In den schwarz-gelb-grünen Sondierungsgesprächen haben sich zwei "neue" Blöcke herauskristallisiert.

     

    Auf der einen Seite die ökoliberalen Grünen und die sozialliberalisierte Merkel-Union, auf der anderen Seite die national- und neoliberalen "Freidemokraten" und bayerischen "Christsozialen".

     

    Als Schlußfolgerung aus den Gesprächen sollte die CDU ihre "Schicksalsgemeinschaft" mit der CSU auflösen, sie ist politisch nicht mehr zeitgemäß. Dann könnte es mit den Grünen und der SPD zu einer stabilen bürgerlich-sozialliberalen Koalition reichen. FDP, CSU und AfD (die ja maßgeblich aus der FDP und dem rechten Rand der Union hervorging) bildeten dann den neoliberal-nationalistischen Block der Opposition, die Linke den sozialistischen.

     

    Damit hätte man eine stabile Mehrheitskoalition ohne Neuwahlen.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @cursed with a brain:

      Erhellender Kommentar. Danke.

      Aber das alte Good-Cop-Bad-Cop-Spiel aufgeben wird wohl nichts. Dazu müßte es innerhalb der CDU eine Spaltung geben, denn etwa in Sachsen ist die CDU in Teilen noch rechter als die CSU.

      • @85198 (Profil gelöscht):

        Im Augenblick ist die Zeit jedenfalls noch nicht reif für eine Spaltung der Union. Aber die Gegensätze in dieser Partei ließen sich m.E. seit jeher v.a. durch die Machtperspektive als sozusagen ideologischem Kern übertünchen. Wenn dieser nun wegfallen sollte, könnte vieles möglich sein...

  • Bettina Gaus hat dazu - zu Ihrem - @

    Alles Abschließende gesagt ~>

     

    Die Verfassung dieser Republik - das Grundgesetz - GG -

    Ist kein Wunschkonzert.

    kurz - Da wird nix "verlangt" - kerr!

    &

    Aber auch darin hat sie recht -

    Verfassungstreue - muß leider bei

    Frank-Walter Steinmeier - aus gegebenem Anlaß - gell!

    Angemahnt werden. Newahr.

    Traurig aber wahr.

    &

    Daher ist ihm nur zu raten -

    "Quid quid agis, prudenter agas et respice finem"

    ~~ „Überlege vor der Tat, damit nichts

    Törichtes daraus entstehe.“

    So jet halt.

  • Die SPD sitzt ja nicht nur lustlos herum und wartet auf schöneres Wetter. Sie hat das letzte Wahlergebnis zum Anlass genommen, sich selbst und ihre politische Grundausrichtung der letzten 20 Jahre gründlich zu hinterfragen.

     

    zu diesem Anlass haben mehrere Stellen "Positionspapiere eingereicht, wie es denn nun programmatisch weitergehen soll. In sogenannten "Regionalkonferenzen" soll auch die Parteibasis in diese laufende Grundsatzdiskussion mit eingebunden werden. Es ist inzwischen sogar die Rede davon, die Ergebnisse dieser Debatten in ein neues Grundsatzprogramm fliessen zu lassen, welches das "Berliner Programm" von 1989 ablösen könnte.

     

    Jetzt zu verlangen, diesen dringend notwendigen Erneuerungsproßess nach gerade mal sechs Wochen wieder einzustellen und erneut die Regierungsverantwortung zu übernehmen, ohne Programm, ohne Leitlinie und ohne Personal, so als ob nichts gewesen wäre, ist nicht nur illusorisch und zynisch.

     

    Es wäre letztlich ein weiterer Sturzbach auf die Mühlen der Politikverdrossenheit.

  • Spannende Interpretation, dass die LINKEn "nicht regieren wollen". Woher haben Sie das denn?

    • @Winter Johanna:

      Vielleicht will sie grundsätzlich regieren, aber in dem Fall wartet sie offenkundig immer noch auf das Volk, das ihrer Regierung würdig ist, bzw. auf Koalitionspartner, denen eine Koalition mit der Linkspartei wichtiger ist als ihr Wahlprogramm...

  • Mir leuchtet nicht ein, dass die SPD die einzige Partei sein soll, die um der Staatsraison willen keine Eigeninteressen haben darf und bis zur Selbstaufgabe gehen soll. Da kann gleich die AUflösung der Partei und ihr Beitritt als Flügel zur Union gefordert werden.

    Mir erschließt sich nicht, wo langfristig der Sinn liegen soll, wenn die SPD sich mit einer Neuauflage der GroKo zu Tode verantwortet, nur um anderen damit den Hintern zu retten, die genauso Teil des in die Krise geratenen Gesamtsystems sind, wie sie selbst. Warum wird bei denen alles abgeladen und das vornehmlich von Leuten, die für die SPD sonst nur Hohn übrighaben und gar nicht daran denken, ihr jemals die Stimme zu geben?

    Die Erwartung, sichere Bank zu sein, wenn alles andere nicht klappt, überfordert jede Partei und darf deshalb nicht süffisant bei den Sozialdemokraten abgeladen werden.

    "Bisher war es aber immer so!" ist kein richtiges Argument, eben weil es das Eigeninteresse der Partei in Abrede stellt.

  • Tja, tja.

     

    Falls die SPD wirklich noch einmal in eine Koalition mit Merkel spaziert, wird sie 2011 maximal 15% erreichen. Die zweimalige Erfahrung in vorhergehenden Legislaturperioden (plus die einmalige der FDP) müsste eigentlich jeden Gedanken an so ein Experiment im Keime ersticken. Aber die Schwarze Witwe wartet offensichtlich geduldig auf ihr nächstes Opfer und so wie es jetzt aussieht, wird es auch irgendwann kommen.

  • Wählerwillen

     

    Man könnte sich rein theoretisch ein System überlegen, bei welchem das gesamte Parlament die Regierung stellen würde, nicht nur die Gewinner. Sondern die gesamte Regierung bestehend aus Regierungschefs und Ministern würden anteilsmäßig gemäß der Wahlergebnisse gewichtet verteilt - eine "ganz große Koalition" sozusagen. Das wäre zumindest eine noch gerechtere Abbildung des gesamten Wählerwillens.

    (Das ist z.B. das System in der Schweiz.)

     

    Das würde eine aktive Regierungsbeteiligung + Verantwortung sämtlicher im Bundestag vertretenen Parteien bedeuten.

    Was einerseits dazu führen könnte, daß die Forderungen sämtlicher Parteien gemäß ihres Stimmenanteils einfließen könnten - der gesamte Wählerwille würde abgebildet.

    Okay, wir hätten dann gemäß der Mehrheiten der letzten Wahlen eine deutlich linkere, sozialere, gerechtere und ökologischere Politik als bisher - fraglich ob, die Deutschen das wirklich wollen, wohl kaum.

    Andereseits gäbe es nicht mehr die Möglichkeit, bequem von der Oppositionsbank mit großen Worten rumzupupen ohne mitanzupacken. Das wiederum würde dazu führen, daß regierungsunfähige, unwillige Schaumschläger schnell wieder rausflögen.

    Okay, auch sehr undeutsch.

    Der Deutsche ist geradzu süchtig danach, sich von Mundarbeitern rumkommandieren zu lassen, also klugscheissenden Sprücheklopfern, die aber selbst nicht mitanpacken.

     

    Da es meiner Vorraussicht nach in Zukunft aber immer schwieriger werden wird, regierungsfähige Koalitionen zu finden, wäre dort ein weiterer Vorteil eines abgeänderten Systems, so daß man vielleicht eben nicht diesbezügliche Gedanken dogmatisch kategorisch unbeachtet auschließen sollte.

    • @Sabbelkopp:

      Die Schweiz kann sich diese quasi oppositionslose Regierungsbildung leisten, weil sie

       

      a) die sehr starken direktdemokratischen Elemente ihres Regierungssystems als Ausgleich hat und

       

      b) ein auf absehbare Zeit auch weiter hochprofitables nationales Geschäftsmodell fährt, mit einem grundsätzlichen Dauer-"Weiter so" also ganz hervorragend leben kann.

       

      In Deutschland, das

       

      a) diese direktdemokratische Kultur erst noch entwickeln müsste (und dafür möglicherweise auch schlicht zu groß ist) und

       

      b) entschieden flexibler agieren muss, um auch weiter eine solide wirtschaftliche Grundlage zu haben,

       

      würde das von Ihnen vorgeschlagene Modell wohl eher dazu führen, dass aus dem Parlament ein verkrusteter Regierungsverein würde, der sich vor allem selbst zu kontrollieren hätte und dabei im Zweifel - mehr oder minder absichtlich - jämmerlich versagen würde. Die Oppositionsbank mag von außen über die Maßen bequem wirken, aber richtiges Meckern will gelernt sein und ist letztlich das beste Korrektiv, dass es für eine Regierung gibt.

  • Die SPD sagte am Wahlabend ab. Das ist richtig erkannt. Aber warum sagte sie ab ? Die SPD-Basis hatte die Nase voll von der Politik des Herrn Gabriel + Co. Das kann man nicht horizontal justieren, in dem man einen Herrn Schulz vorschickt. Schulz: Unterstützer des LuxLeaks-Skandals.

     

    Wir brauchen keine Neuwahlen.

    Wir brauchen eine Politik für die Armutssituation von Hartz 4-Kindern, von Rentnern, die sich Monat für Monat mit Grundsicherung durchschlagen müssen, wir brauchen gute Schulen, in denen man sich nicht ekeln muss, auf die Toilette zu gehen.

     

    Wir brauchen keine Schulbuchausleihe wie in Rld.-Pfalz, die mehr Geld kostet, nichts einbringt und lediglich einige wenige im Land gehaltsmäßig sehr gut ernährt.

     

    Wir brauchen so vieles, aber keine Neuwahlen.

    • @Pink:

      Wo "wir" schon so genau wissen, was "wir" wirklich brauchen, brauchen "wir" ja eigentlich ÜBERHAUPT keine Wahlen, oder?

       

      "Wir" brauchen nur ein paar kluge Köpfe, die das AUCH wissen und IMMER an einem Strang ziehen (nennen wir sie mal "Staatsrat") und ein Parlament, das schön abnickt, was die klugen Köpfe wollen (hier schwebt mir irgendwas mit "Volk..." vor, damit der Gauland das Wort nicht mehr monopolisieren kann). Dann wäre da noch ein Ministerium nötig, das sicherstellt, dass das Volk auch Bescheid weiß, warum es nicht wirklich wählen muss und dass es besser tut, was die klugen Köpfe vorschlagen (der Name sollte irgendwie solide klingen, ohne kuschelig zu wirken - fällt mir bestimmt noch ein). Die könnten sich dann auch gleich um Gauland & Co. kümmern, dass die nicht mehr mit ihren fiesen Ideen querfeuern (wobei das mit den geschlossenen Grenzen, so grundsätzlich...).

       

      Ja, so wird das bestimmt super! "Wir" machen das schon.

       

      [/satire]

       

      Liebe® Pink,

       

      in einer Demokratie ist es üblich, "uns", also das Volk, eben genau durch Wahlen entscheiden zu lassen, was "wir" wirklich brauchen. Erst wenn das geklärt ist, lässt sich ein Primat der Sachpolitik vor dem Prozedere begründen.

      • @Normalo:

        'in einer Demokratie ist es üblich, "uns", also das Volk, eben genau durch Wahlen entscheiden zu lassen, was "wir" wirklich brauchen.'

        Aha. Und wie oft hintereinander müssen wir das entscheiden, Sie 'Normalo'?

        Ich könnte mir vorstellen, dass ein Großteil des sog. 'Volks' der Analyse von 'Pink' durchaus zustimmen würde. Wenn Demokratie zum Selbstzweck (andere würden vielleicht 'Theater' sagen) wird, anstatt gesellschaftliche Probleme zu lösen, ist sie gefährdet.

        • @Flipper:

          Ich bin ganz bei Ihnen, dass einmal Wählen pro Legislaturperiode eigentlich reichen sollte. Nur ist das Argument, dass ja die politischen Anliegen X, Y, und Z (die gar nicht notwendigerweise auf der Agenda der Wählermehrheit stehen) viel wichtiger wären, in Zusammenhang tendenziell undemokratisch.

    • @Pink:

      Vielleicht lernt die verehrte Wählerschaft ja irgendwann, daß all die genannten Probleme nicht gelöst werden, sondern noch schlimmer werden, wenn weiterhin neoliberale Selbstbedienungsparteien wie CDUCSU, FDP und vor allem auch die AfD mehrheitlich gewählt werden.

      Insofern sind Neuwahlen eine Gelegenheit, soziale Mehrheiten zu schaffen. Fakt ist - in der GroKo hat die CDU jedes Vorhaben wie zB Mietpreisbremse und Mindestlohn blockiert und bis zur Unkenntlichkeit mit zahllosen Ausnahmen verwässert.

       

      Im Unterschied zur FDP muß die SPD nicht weiter mit CDU reden, da nach 8 Jahren GroKo schon alles gesagt wurde.

       

      Das Ergebnis: Was man der FDP zugesteht, soll nun der SPD verwehrt werden: Die Erkenntnis, derzeit gibt es keine Gemeinsamkeiten - die CDU muß sich bewegen, da keiner mit ihr kann.

    • @Pink:

      Sie haben vollkommen Recht das wir genügend Baustellen haben die zu finanzieren wären, aber warum werden dann Parteien angegriffen, die wie in der Flüchtlingsfrage , die Realität im Auge behalten. Ab und zu wäre Deutschland First auch zu überlegen.

  • Ich bin ziemlich glücklich darüber, dass gerade jetzt der erste (und auch noch der zweite) Mann im Staat Jurist und ein erfahrener, unglamouröser Sachpolitiker aus dem Maschinenraum der Demokratie ist.Genau das bewahrt ihn noch am ehesten davor, sich jetzt bei irgendwem (Volk/Medien, Parteifreunde, Lobby) durch willfähriges Handeln einschleimen zu wollen.

     

    Dass er dieser Tage neben den Parteivorsitzenden auch den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichtes konsultiert, zeigt, dass es ihm nicht um eine selbstherrliche Auslebung seines Machtanspruches geht sondern um die richtige Entscheidung. Die braucht es jetzt, denn es steht Einiges auf dem Spiel. Auf der einen Seite steht der reale Druck der Regierbarkeit des Landes. Auf der anderen Seite sieht Steinmeier völlig zu Recht, dass ein ordnungsgemäß zustande gekommenes Wahlergebnis nicht zum "Vorschlag" an die Parteikader verkommen darf, den diese ablehnen können, wenn er ihnen nicht in den machtpolitischen Kram passt.

    • @Normalo:

      Ja klar -

       

      Da bin ich auch froh - daß unser aller -

      Herr Bundespräsident den -

      Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts

      Konsoltiert!

       

      (& nicht den - doch doch -

      Präsidenten des BA für Verfassungsschutz - gell!

      (ps - In alter Gewohnheit - wa!)

      • @Lowandorder:

        Im Maschinenraum wird's dann und wann dreckig, und man hat nicht die elegischen Freiheiten, sich nur um das Reine, Wahre und Richtige zu kümmern wie im Schloss Bellevue. Es zeichnet eben den guten Juristen aus, dass er säuberlich zwischen den Jobbeschreibungen "Bundespräsident" und "Drecksack v. D." (oder auch "Leiter des Kanzleramts") unterscheiden kann.

         

        Als Rheinländer volkstümlichen Gemüts könnten Sie aber natürlich auch schlicht feststellen, dat der jute Herr Steinmeier als hück "jett Feineres" is - und sich mit niederen Dienstgraden nicht mehr abgibt...

        • @Normalo:

          Schonn.

           

          Aber es zeichnet den guten Juristen aus -

          Daß er weiß - wann was nicht geht. Punkt.

          &

          But. Each time - is a new time.

          Si´cher dat.

          Auch wieder wahr.

  • "Sie tritt mit der Botschaft an, nicht regieren zu wollen. Warum sollte man sie dann wählen? Dafür gibt es doch die Linke."

     

    Warum SPD wählen? Die SPD vertritt ja irgendwas: Homoehe, Mindestlohn, Mütterrente, Rente mit 63 - alles was schön und gut ist und niemandem wehtut.

     

    20% der Wähler haben sich davon angesprochen gefühlt und geglaubt, dass genau dies die Probleme unserer Zeit sind.

     

    Warum auf der SPD rumhacken? Die SPD versteht nicht, dass sie mit diesem Programm nicht mehr Wähler gewinnen kann und fühlt sich ungerecht behandelt.

     

    Die Linke ist auch keine Alternative für die SPD-Wähler, dafür sind diese einfach zu straatstragend und die Linke zu Kapitalismusfeindlich.

     

    Die Realität ist, an dem Merkel führt zur Zeit kein Weg vorbei. Nicht weil es so gut ist, sondern warum eigentlich? Dass die Spd das Merkel nicht unterstützen will, ist doch nachvollziehbar. Wer erwartet denn von dem Merkel irgendwelche zukunftsweisenden Richtungsentscheidungen? Niemand. Da kann die Spd das Mitregieren dann zu recht auch ganz sein lassen.

     

    Abwarten, bis es mit dem Merkel irgendwann - vielleicht in 20 Jahren - vorbei ist, dann kann auch wieden zukunftsorientierte Politik gemacht werden.

  • Au contraire! Selbstverständlich soll sich der Bundestag nicht ständig selbst auflösen können, aber davon sind wir ja auch weit entfernt. Nicht umsonst ist möglichen Neuwahlen ja auch ein geradezu peinliches Prozedere vorangestellt. Ein Eingreifen Steinmeiers ist nicht nur nicht notwendig sondern auch nicht ganz ungefährlich. Das Amt des Bundespräsidenten ist unpolitisch und überparteilich, er ist nicht dafür da die Arbeit der Parteien zu machen, weder um Jamaika doch noch aufs Pferd zu hiefen noch um die SPD an ihre sogenannte staatsbürgerliche Pflicht zu erinnern. Der Bundespräsident ist kein Moderator, keine moralische Instanz und keine Vaterfigur und er selbst sollte sehr darauf achten, dass er nicht am Ende nur die öffentliche Meinung repräsentiert und wir in die Richtung eines präsidialen Populismus driften. Aber was rede ich, der ganze Artikel will ja nichts anderes als die SPD breitzuschlagen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      So ziemlich Alles, was Sie über die Aufgaben des Bundespräsidenten sagen, ist richtig, aber Sie vergessen Eines: Er ist AUCH Verfassungsorgan und Teil der Exekutive. Seine Entscheidungskompetenzen sind (bewusst und zu Recht) extrem begrenzt. Aber das kann und soll ihn nicht hindern, diejenigen Entscheidungen, die tatsächlich ihm obliegen, gewissenhaft und mit wachem Sinn für die Vorgaben und Intentionen des Grundgesetzes zu treffen.

  • Das ist doch ganz einfach; wenn die SPD wieder mit der CDU/CSU koaliert, wird sie bei den nächsten Wahlen weiter marginalisiert. Wenn es zu Neuwahlen kommt, passiert das gleiche. Vor diesen Möglichkeiten steht die SPD - zumindest mit dem aktuell vorhandenen Personal. Um aus diesem Dilemma rauszukommen, gibt es nur zwei äußerst unwahrscheinliche Möglichkeiten;

    es erscheint eine Lichtgestalt, die die SPD in den Wahlkampf führt oder es bildet sich eine Regierungskoalition unter Führung der SPD.

    Und mal ganz nebenbei, die hehren Ideale der Verfassung trägt man gerne vor sich her, aber im Ernstfall...

  • Nach der Wahl das Gleiche wie vor der Wahl. Das Draufhauen auf die SPD geht - nach kurzer Jamaika-Pause weiter. CDU und andere Konservative können sich bequem zurück lehnen.

    • @Bürger L.:

      Naja, für die Scheiße, die die SPD unter Schröder, Münterfering und Eichel gebaut hat, gepaart mit der Tatsache diesbezüglich nicht einmal auch nur ansatzweise Einsicht zu zeigen, kann man da gar nicht oft und hart genug draufkloppen!

      • @Sabbelkopp:

        Keine Ahnung und Spass dabei...

  • Aber gewählt wurde doch, als Chefin der stärksten Fraktion, Angela Merkel. Sie muss die Regierungsbildung, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, organisieren. Wenn sie, bei anhaltender Ablehnung einer stabilen Koalition, seitens anderer Fraktionen, nicht wenigstens versucht eine Minderheitsregierung zu bilden, hat sie ihre Wahl schlicht nicht angenommen. Falls sie damit eine Neuwahl herbeiführt sollte sie auch nicht wieder antreten.

    • @Bibo:

      Die Neuwahl wird nicht von Merkel herbeigeführt, sondern von dem Bundespräsidenten. Merkel hat darauf keinen Einfluss. Steinmeier muss sich überlegen, ob er - sollte Frau Merkel - nur mit der einfachen Mehrheit gewählt werden, als Bundeskanzlerin ernennt oder Neuwahlen ausruft. Das ist eine der wenigen Entscheidungen, in den es auf den Bundespräsidenten entscheidend ankommt. Und daher stimme ich Frau Gaus zu: Ich hoffe, dass Steinmeier ein starker Präsident wird.

    • 3G
      38071 (Profil gelöscht)
      @Bibo:

      Das ist in diesem Fall nun völliger Unsinn, denn es war ja nicht die Union die die Sondierungen beendete und sie muss überhaupt nichts. Maßgebend ist das GG und da steht nichts davon, dass sie eine Regierung bilden muss. Schon gar nicht eine Minderheitsregerung. Das ist nur deiner Phantasie entsprungen. Genau für den Fall dass sich keine Mehrheiten finden, ist die Möglichkeit der Neuwahlen vorgesehen.

      • @38071 (Profil gelöscht):

        Das ist richtig. Müssen tut niemand etwas auf dieser Welt. Ich habe nur dieses Wort im Zusammenhang mit Frau Merkel nicht verwendet. Merkel kann schlicht und ergreifend keine Neuwahl herbeiführen - das liegt nicht in ihrer Hand. Mehr wollte ich nicht sagen.

        • @Strolch:

          @Strolch @Matteo Nun würde ich "muss" lieber durch "müsste" ersetzen.

          Ich meinte das nicht im juristischen Sinne, sondern das sie gefordert ist etwas zu unternehmen, das Wahlergebnis umzusetzen. Im Übrigen kann auch der BP nicht direkt Neuwahlen ansetzen. Das Prozdere wurde hier schon in einem anderen Artikel erläutert.

  • "Sie tritt mit der Botschaft an, nicht regieren zu wollen. Warum sollte man sie dann wählen? Dafür gibt es doch die Linke."

     

    Hm. Wäre möglich – und sogar erklärlich. Das ist schließlich immer so, dass Leute, die keinen eigenen Stil haben, versuchen, den Stil anderer zu kopieren (um nicht zu sagen: zu okkupieren).

     

    Allerdings: Ich bin noch nicht überzeugt davon, dass die Rechten in der SPD schon begriffen haben, wieso ihre Karrierechancen seit Jahren schrumpfen. Solche Leute machen immer andere verantwortlich für ihr Scheitern, nie sich selber. Die bilden sich vermutlich ein, sie hätten durchaus ein eigenes Konzept. Dieses Konzept sei allerdings so genial, dass niemand außer ihnen es versteht. Sie glauben womöglich, sie bräuchten nur noch ein paar zusätzliche Chancen. Irgendwann, wenn sie ihr Mantra lange genug wiederholt haben, würde das Volk ihre Großartigkeit schon noch erkennen, mögen sie hoffen. Gut vorstellbar für mich, dass sie sich irren.

     

    Dass Steinmeier bisher noch keine Neuwahlen ausgerufen hat, ehrt ihn. Dass er die Zeit, die er dadurch gewinnt, wahrscheinlich damit verbringt, seine Partei in eine neue große Koalition zu manövrieren, nicht. Wäre die breite Brust, die SPD-Granden wie er öffentlich zur Schau tragen, nämlich echt und nicht nur fake, käme für SPD-Spitzengenossen eher eine Minderheitsregierung Merkel in Frage, als ein desaströses „weiter so!“. Eine Minderheitsregierung, schließlich, ließe sich von einer inhaltlich stabil aufgestellten SPD zu Einzelthemen ganz gut unter Druck setzen.

     

    Aber wie schon gesagt: Ich glaube nicht, dass die „Entscheidungsträger“ an der Parteispitze tatsächlich ein eigenes Konzept haben. Sie haben vermutlich bloß Privatziele. Und natürlich eine Werbestrategie. Aber nicht mal die haben sie sich selber ausgedacht. Die ist gekauft.Von Mitgliedsbeiträgen. Bei Leuten, die die gleiche Strategie auch an die Union, die FDP, die Grünen und sogar die Linke und die AfD verkaufen (würden). Geld ist schließlich total unpolitisch.

  • 4G
    41069 (Profil gelöscht)

    Gut, Steinmeier ist nicht Wackeldackelfteiheitsprediger Gauck, er hat mehr politische Bildung und Erfahrung. Doch sicht die SPD eine Perspektive weg von Bevormundung, hin zu mehr Einfluss (die Grünen gehen gerade den umgekehrten Weg). Ob die SPD mit diesem Personal eine andere Politik entwickelt, weg vom Neoliberalismus, ist fraglich. Gönnen wir Partei etwas Auszeit. Die Grünen sind mit ihrer CDUnahen Politik gut gefahren. Selbst Automobilkonzerne und Rüstungsindustrie gehören jetzt zu ihren Großspendern. Die jetzige Verlängerung der Militäreinsätze ohne UN-Mandat lässt die Kassen klingeln.

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Leider vergisst die Autorin in ihrer Aufgeregheit etwas. Einen wie immer herbeiphantasierten Wählerwillen gibt es nicht. Wenn jemand eine Partei wählt, dann will er dass diese das Ruder führt und nicht das Stützrad einer anderen ist, die dann von dem Programm mit dem die gewählte Partei antrat nichts übrig läßt. Was wäre denn bspw. in Jamaica von den Grünen übrig geblieben?

     

    Ich würde den Verräterverein SPD nie wählen. Das habe ich übrigens auch noch nie aber Wahlverhalten unterliegt eben nicht irgendwelchen Naturgesetzen wo bestimmte Dinge unmöglich sind. Eigentlich reicht bei der SPD schon ein neues Programm, frisches Personal und das Ende der Blockade gegen die Linke um den Verein wieder auf Augenhöhe mit der Union zu hieven. Das ist zwar völlig unglaubwürdig, aber im Mittel sind deutsche Wähler tatsächlich so doof, darauf reinzufallen.

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Das ist mir zu naiv. Wenn jemand die Grünen wählt, glaubt er nie im Leben, dass diese das Ruder führt. Das wäre bar jeden Realitätssinn. Dies gilt im übrigen auch für die FDP, die Linke und die AFD. Bei einer Wahrscheinlichkeit, dass sechs Parteien in den Bundestag einziehen, kann ein Wähler nicht davon ausgehen, dass gerade seine Partei das Ruder führt. Wenn dies der Wähler wollte, würde es nur zwei Parteien in unserem System geben.

       

      Was sicher richtig ist, ein Wähler wählt keine Koalition. Und dies muss man der SPD ins Stammbuch schreiben. Das ist Blödsinn. Aber ein Wähler kann erwarten, dass die Parteien regieren wollen. Wenn die SPD das nicht will, soll sie sich auflösen. Wenn die Koalitionsverhandlungen scheitern, kann immer noch eine Minderheitsregierung gebildet werden. Für die SPD wären m.E. zum jetztigen Zeitpunkt Neuwahlen verheerend.

      • 3G
        38071 (Profil gelöscht)
        @Strolch:

        aber ganz sicher wählt er eine Partei damit diese in einer wie auch immer gearteten Konstellation ihre wichtigsten Programmpunkte durchsetzt. Die Grünen haben ja am Ende der Sondierungen von ihrem Programm nichts übrig gelassen und ich bin sicher dass das die Wähler dieser Partei nicht vergessen.

         

        btw

        wird gerne vergessen, dass die SPD durchauus regieren wollte. Nur hat ihre Konstellation keine Mehrheit. Irgendwie ist es schon Rosinenpickerei. Der Linken oder der afd wirft auch niemand vor, dass sie nicht mit der Union regieren wollen.

        • @38071 (Profil gelöscht):

          Bei Ihrem ersten Punkt gehe ich mit - wobei ich zugegebenermaßen nicht genau weiß, wie viel die Grünen von Ihrer Position aufgegeben hätten für Jamaika. Die FDP stellt es ja so dar, dass die Grünen "zu viel" durchgesetzt hätten. Darauf kommt es aber auch nicht (mehr) an.

           

          zum zweiten Punkt. Es ist mir für eine Partei, die immerhin 20% erhalten hat zu einfach, wenn diese sagt. Ich rede nicht mit Euch. Was ist an Gesprächen verkehrt? Wenn es bei den Positionen dann keine Einigkeit gibt, kann man die Verhandlungen immer noch scheitern lassen.

           

          Mir wäre derzeit eine Minderheitsregierung am liebsten. Diese müsste sich um Bündnis bemühen und echte Kompromisse suchen und Diskussionen könnten von der Opposition (die dann ja die Mehrheit hat) nicht nur polemisch geführt werden. Das würde vielleicht der Demokratiemüdigkeit entgegen wirken. Dies macht eine Regierung sicher träger. Aber eventuell macht es auch die Politik wieder glaubwürdiger.

  • Sorry, es gibt keine im Grundgesetz festgelegte Pflicht für eine Teilnahme an der Bildung einer Regierung. Der Wählerwille war auch anscheinend die SPD abzustrafen.

    Bevor man hier hochtrabend argumentiert, sollte man vielleicht lieber Frau Merkel austauschen die FDP wieder ins Boot holen und dann fragen die Schwarzen und Gelben bei der AfD nach. Dann wären zumindest die Fronten klar.

  • 4G
    41716 (Profil gelöscht)

    Das ist mal wieder nur eine Seite der Medaille.

    Die andere sehe so aus. Der Wähler wünscht sich mehr Einfluss durch die kleinen Parteien und weniger Einfluss durch die beiden GroKo Parteien. So sieht das Wahlergebnis zumindest aus. Der Wähler hat weder GroKo noch Jamaika gewählt, aber Wunsch nach mehr Einfluss durch alle.

    Eine erneute GroKo stünde damit entgegen des Wählerwillens, denn die CDU/CSU und SPD könnten fast immer noch alles umsetzen, ohne die kleinen Parteien ins Boot zu holen.

    Das die SPD der GroKo eine Absage erteilt hat, ist nach dieser Seite der Medaille dann ja richtig, denn nur so kann der Wunsch der Wähler Einfluss finden.

    Zur Not muss man halt den Weg einer Minderheitsregierung gehen und sich seine Mehrheiten durch gute Gesetzesvorlagen holen, anstatt durch durchgeplante Verträge.

    Beide Seiten der Medaille sind mit der Verfassung vereinbar, kein mehr keine weniger. Wäre schön, wenn die Presse das auch so sieht und nicht nur die eine Seite zeigt.

    • @41716 (Profil gelöscht):

      Ob "der Wähler", der für eine Partei nur eine Stimme bei der Wahl hat, mehr Einfluß gleich von mehreren kleinen Parteien wünschte, kann ich mir persönlich nicht vorstellen. Wie hat der das deutlich gemacht? Konnte der mehrmals wählen oder gab es neben den Parteien auch noch die Auswahlmöglichkeit "Mehr Einfluß für kleinere Parteien" als Zweitstimme?

       

      Obwohl, irgendwie hätte das was, wenn jetzt Sondierungsgespräche zwischen AfD, FDP, LINKE, Grünen und CSU beginnen würden.

    • @41716 (Profil gelöscht):

      ...Der Wähler wünscht sich mehr Einfluss durch die kleinen Parteien und weniger Einfluss durch die beiden GroKo Parteien...

      Wer oder was ist " der Wähler"?

      Ich z.b. wollte nicht, dass FDP oder AFD mehr Einfluß haben. Oder welche Parteien meinen Sie?

  • Prima!

     

    Ich freue mich schon auf den nächsten spannenden Wahlkampf!

    Besonders auf die Plakate der Parteien mit den Köppen usw.

    Davon kann man nie genug kriegen.

    Und es kostet auch noch jede Menge Steruzahlergeld.

    Natürlich geht es wieder nur um Inhalte.