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Kolumne Luft und LiebeKommentarloses Kopulieren

Kalifornien hat ein neues Gesetz für einvernehmlichen Sex. Wie haben eigentlich die Leute Sex, die sich über „Yes means yes“ aufregen?

„Du willst es doch auch“ gilt nicht. Bild: zettberlin / photocase.de

E igentlich ist es nicht so kompliziert. Es gibt ein Problem, und ein Staat versucht, eines der Dinge zu tun, die ein Staat tun kann, nämlich ein Gesetz zu erlassen. Der Staat ist Kalifornien, das Gesetz ist das „Yes means yes“-Gesetz und das Problem folgendes: An Unis und in Wohnheimen kommt es immer wieder zu Vergewaltigungen. Die US-Behörde für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung schätzt, dass in den USA fast jede fünfte Studentin auf dem Campus Opfer sexueller Übergriffe wird.

Bisher war es so, dass die Täter sich oft damit herausreden konnten, das Opfer habe sich nicht gewehrt und sie hätten deswegen gedacht, alles sei okay. Das führte dazu, dass viele Täter nicht verurteilt wurden und sich die Opfer extrem verarscht fühlten, was immer noch euphemistisch ausgedrückt ist.

Jetzt gibt es ein Gesetz, das sagt: Nee, ist nicht okay. Wenn zwei Leute, die an einer staatlichen Hochschule in Kalifornien studieren, miteinander Sex haben wollen, müssen sie einander vorher zeigen, dass sie einverstanden sind. „Ja“ sagen oder nicken, zum Beispiel. Sie müssen das bei vollem Bewusstsein tun, also nicht schlafend, besoffen oder bekifft. Zusätzlich zum Gesetz soll es Aufklärungsmaßnahmen geben, mit denen unter anderem Erstsemester sensibilisiert werden.

Okay, Bühne frei für die Aufreger: Krass, rufen die Leute, wie soll das gehen? „Zum Date immer ein juristisch wasserdichtes Vertragswerk mitnehmen, das von beiden Teilnehmern vor dem Sex unterschrieben werden muss“, überlegt sich einer. „Muss das jetzt auch noch notariell beglaubigt werden?“, fragt ein anderer. „Am besten eine Beischlafanfrage über WhatsApp senden und Antwort abwarten.“ Ja, haha, ihr Scherzkekse. Ich habe eine Ahnung, dass ihr es entweder nicht gerafft habt oder komischen Sex habt.

Weil, sagt mal, wie macht ihr das denn sonst? Wenn ein „Ja“ vor dem Sex schon zu viel ist, heißt das, ihr seid vorm und beim Sex immer stumm? Macht das Spaß? Ist das so ein neues Ding: kommentarloses Kopulieren? Ohne Mimik und Gestik? Oder redet ihr über was anderes? Wetter, Job, Busfahrpläne?

Natürlich ist es nervig, für einvernehmlichen Sex ein Gesetz zu brauchen. Nein, es ist keine perfekte Lösung. Es gibt überhaupt wenige Gesetze auf der Welt, die perfekte Lösungen für irgendwas bieten. Wie toll wär eine Gesellschaft, die keine Gesetze bräuchte, und wie entspannt alles wär, wenn die Leute von alleine gute Menschen wären. Das wär cool. Nun ja.

Es wird im Zweifelsfall auch in Kalifornien immer noch schwierig sein, eine Vergewaltigung zu beweisen. Aber wenn es auch nur eine einzige Frau gibt, der durch dieses Gesetz eine Vergewaltigung erspart wird: dann ist es gut. Oder wenn es auch nur einen Fall gibt, in dem es zu einer Verurteilung des Täters kommt, der sonst freigekommen wäre: dann hat es geholfen.

Und wenn es dann vielleicht sogar irgendwann so ist, dass es auf der Welt insgesamt weniger Sex gibt, weil es in den Fällen nicht passiert, wo eine der beteiligten Personen nicht wollte: dann ist das für manche Leute ärgerlich, aber eine solche Welt wäre insgesamt eine bessere.

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Margarete Stokowski
Autorin
Jahrgang 1986. Schreibt seit 2009 für die taz über Kultur, Gesellschaft und Sex. Foto: Esra Rotthoff
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37 Kommentare

 / 
  • "Machtausübung durch schlechtes Gewissen" - auch eine interessante Deutung, aber ich bleibe bei der meinen: Es ist ein PR-Gag. Die für dieses Gesetz Verantwortlichen sind im Vorfeld medial stark wegen ihrer Machtlosigkeit gegen Vergewaltiger kritisiert worden. Da sie keine vernünftige Idee hatten, wie sie dem Vergewaltigungsproblem begegnen könnten, spielten sie den Medien eben einfach vor, sie hätten eine und räumten damit das ihnen und ihren Pöstchen gefährlichere Schlagzeilenproblem aus dem Wege. Wie dieser Artikel zeigt, gibt es Journalisten, die darauf reinfallen. So funktioniert Propaganda.

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    "Die US-Behörde für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung schätzt, dass in den USA fast jede fünfte Studentin auf dem Campus Opfer sexueller Übergriffe wird."

     

    Geschätzt? Wie gut geschätzt? Oder doch verschätzt???

  • Woher soll ich immer wissen, was ich will, bevor ich das getan habe, was ich eigentlich nicht wollte?

    Da wird man doch mit einem Gesetz gar nicht auskommen. Schon das 'Ja' der Eheleute war übrigens allzuoft überhaupt nicht hilfreich für ein gutes Miteinander.

    Weniger Sex = bessere Welt?

    Eine Gleichung, für die es gar keinen Beweis geben kann, muss angezweifelt werden.

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Rainer B.:

      "Weniger Sex = bessere Welt?"

      Wohl eher umgekehrt. Die meisten genverten Leute scheinen mir einfach chronisch untervögellt zu sein...

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    "Die US-Behörde für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung schätzt, dass in den USA fast jede fünfte Studentin auf dem Campus Opfer sexueller Übergriffe wird." - Kommentar gelöscht. Bitte vermeiden sie Unterstellungen!

  • 4G
    4845 (Profil gelöscht)

    Und wie sollen die Sexualpartner denn ihr gegenseitiges Einverständnis belegen? Müssen Sie dies vor Zeugen bekunden oder doch besser mit einer schriftlichen Einverständniserklärung, zur Sicherheit mit einer notariellen Beurkundung?

     

    Mal wieder gut gemeint, aber völlig an der Realität vorbei...

  • Erfreulich klare Leserkommentare. Der entscheidende Punkt ist der, dass man auch in Kalifornien die Unschuldsvermutung nicht abschaffen wird. Wenn es also auf "Aussage gegen Aussage" ankommt, hilft dieses Gesetz gar nichts. Dann sagt der (angebliche ?) Täter eben nicht mehr, sie habe nicht "nein" gesagt, sondern sie habe "ja" gesagt oder nonverbal ihre Zustimmung geäußert. Was zu widerlegen wäre, solange es die Unschuldsvermutung gibt.

    Helfen würde dann tatsächlich in der nächsten Stufe nur noch das Erfordernis einer "nachweisbaren" Zustimmung, also zB ein Handyvideo oder eine schriftliche Erklärung, wo beide Seiten "ja" sagen.

    Ob es dafür dann auch noch Stimmen gäbe, die das gut fänden, solange damit auch nur ein Täter überführt würde oder ein Opfer verhindert?

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Dr. McSchreck:

      Vor allem wie unrealistisch.. ich meine wie unromantisch bzw. abtörnend im Moment der höchsten (gegenseitigen) Erregung vor dem "Vollzug" doch noch erst eine mündliche Erklärung einfordern zu müssen, weil die heißen, fordernden Küssen des Partners vor Gericht nicht gelten....

  • @D.J.: "Sex wird als etwas Bedrohliches angesehen." - Wenn man/frau locker damit umgeht? Wenn man/frau "Nein" sagen darf, heißt das ja auch, dass man/frau locker anfragen darf, ohne dass es ein Affront wäre & dass man/frau locker "Ja" sagen darf, ohne dass es die altbekannten Sprüche ("Schlampe!", "Hat's nötig!" usw.) gibt. Bin diesmal völlig einer Meinung mit Christine Rölke-Sommer. Meine Erfahrung: Je mehr über die "echte", "wahre", "gute", "gelungene", "überlegene" Sexualität philosophiert wird, desto weniger steckt meist dahinter. Das merkt man an der neuen sexuellen Grausamkeit, am Vokabular: "Flittchen", "frigide", "hat noch nie 'was mit 'nem Mann gehabt", "hat sie nass gemacht", "trockenlegen", "fickbar bleiben" usw. (alles: "linkes" bzw. "feministisches" Milieu, also nicht die, die gemeinhin als "böse Sexisten" dastehen), an der Beschönigung von sexueller Belästigung als "Kavaliersdelikte" usw.. Stand doch auch in der "Zeit": Das ist alles ein Symptom einer neuen Prüderie, von Leuten also, die ihren tollen, enthemmten Sex vermutlich zu 99 % am Bildschirm erlebt haben & deswegen frustriert sind, was aber niemand merken soll. Vergewaltigung ist übrigens kein Sex, auch wenn das im Porno vielleicht manchmal so aussieht.

  • "Aber wenn es auch nur eine einzige Frau gibt, der durch dieses Gesetz eine Vergewaltigung erspart wird: dann ist es gut. "

    Hmm... Da könnte man auch Frauen und Männer auf dem Campus strikt trennen, vor den Wohnheimen Wachpersonal aufstellen und gemischtgeschlechtliche Parties verbieten.

     

    Ich bin auch der Meinung, dass Sex nur zwischen zwei (oder mehreren) mündigen Personen mit explizitem Einverständnis ablaufen sollte.

    In der Realität gibt es aber Vergewaltigungen, und die Täter_innen lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Zum einen die, welche eine Gelegenheit ergreifen, z.B. wenn ein Opfer wehrlos oder hilflos ist (bewusstlos, total besoffen...). Diese reden sich auch gerne selbst ein, dass ja alles OK ist, dass sie niemandem schaden, dass es dem Opfer vielleicht ja doch gefällt usw. Dann gibt es aber noch die anderen, denen es tatsächlich darum geht, dass die andere Person nicht einverstanden ist. Es geht um Gewalt, um Dominanz, um die In-Besitz-Nahme einer anderen Person.

    In beiden Fällen geschieht die Tat, unabhängig davon, ob das Opfer einverstanden ist oder nicht. Entweder es ist nicht in der Lage, sich auszudrücken, oder es spielt keine Rolle.

     

    Das Problem, in dem es hier vermutlich geht, sind die vielen Fälle von im Nachhinein "ungewolltem Sex". Ich denke, viele von uns kennen das irgendwoher, oder hat schon davon gehört: man ist auf einer Party, recht stark angeheitert, und dann ist da dieser Mensch. Man geht zusammen heim, und hält es für eine wirklich gute Idee, und wacht am nächsten Morgen in einem fremden Zimmer auf, und merkt, dass die Idee wohl doch nicht so brilliant war (es ist zum Beispiel die/der Ex, mit dem man eigentlich nie wieder schlafen wollte...)

    Und ja, man ist sauer auf die andere Person, auf sich selber und auf die Gesamtsituation.

    Fehler machen gehört zum Leben.

    • @Fanta:

      Das Einzige, wobei dieses Gesetz hilft, ist (hoffentlich), dass Anzeigen erfolgreicher werden, da man als Opfer rechtlich besser abgesichert ist.

       

      Andererseits wird es, so vermute ich, zu mehr falschen Anschuldigungen kommen. Es ist zu hoffen, dass das nicht passiert. Ich denke nach wie vor, einem potentiellen Opfer hat man erst einmal zu glauben, die Anschuldigungen ernst zu nehmen. Sollten sich aber vermehrt Fälle von falschen Anschuldigungen häufen, gerät diese grundsätzlich wohlwollende Haltung gegenüber den Opfern wahrscheinlich wieder ins Wanken, das wäre extrem schade und wirklich verheerend für alle.

      • @Fanta:

        "Andererseits wird es, so vermute ich, zu mehr falschen Anschuldigungen kommen"

        Kollateralschaden ?

        Wenn nun der vermeintliche Peiniger geltend macht, er ist Opfer einer hinterlistigen Denunziation, ist das doch auch ein Opfer, das ernstzunehmen gilt und dann wird´s schwierig. Selbst wenn die Tat nicht bewiesen würde, bleibt an einem von beiden was kleben. Das Resultat wird Aussage gegen Aussage sein. Kann es bewiesen werden, fällt es eh unter konventionelles Strafrecht. Dieses Gesetz ist ein sinnloser Papiertiger und über das Recht hinaus so manches mal der Hexenhammer.

  • Bin ich doof..? Ich meine das diese ganze,

    "SEX - JA/NEIN " Debatte hinweist auf eine seltsame Art `rationaler Ideologisierung /Instrumentalisierung´ des Sexuellen.. ( evtl. könnte von `digitalisierung´ des Sexuellen geredet werden? )

    Das Spiel des Flirtens, das ästhetisch- erotische Spiel des "Make Love- Not War" im Stile gemeinsamer Lebensfreuden, gemeinsame Ideen im Sinne einer freien Fantasie für Freude und Hoffnung... * Seufz* ..

    wo ist dat geblieben ?

    • @vergessene Liebe:

      Ja eben, die vergessene Liebe

  • Ein Gesetz wird keine Vergewaltigung verhindern und zudem zum Missbrauch verleiten. Moral ist ein Mitgift aus der Kindheit. Ein Mensch der vorher nicht entschieden Nein zusagen wagte, wird es aufgrund eines Gesetzes auch nicht tun. Genauso wenig wird der, der den nicht einvernehmlichen Sex beabsichtigt, das Nein aufgrund eines Gesetzes akzeptieren.

    Jeder, der zur sex. Nötigung neigt, ist psychologisch behandlungsbedürftig, da er nicht dem schieren sex. Trieb folgt, sondern dem nach Macht bzw. Unterwerfung.

    Es gibt keine klare Abgrenzung des Willens durch Worte, da auch zum Ja genötigt werden kann, wenn sich das Opfer in Notlage befindet. Des weiteren ist eine Willenbekundung dahingehend nicht für Dritte nachvollziehbar. Ein Gesetz ist unsinnig und selbst mit Symbolcharakter eine taube Nuss.

  • genau -

     

    Der letzte Absatz bringt's auf den Punkt.

     

    & juristisch aufoktroyierte

  • welche welt geht eigentlich unter, wenn mal eine/r nein sagt/den kopf schüttelt, sich sonstwie abwendet?

    • D
      D.J.
      @christine rölke-sommer:

      eben, genau das ist doch der kritikpunkt am artikel, oder nicht

  • "Wie haben eigentlich die Leute Sex, die sich über „Yes means yes“ aufregen?" Naja, ohne juristisch aufoktroyierte Einverständniserklärung eben. Mehr so spontan, leidenschaftlich, aus dem Moment heraus, weißte?

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Christian:

      Kenne manche Leute halt nicht... die stehen mehr so auf Anträge in dreifacher Ausführung und öffentlichen Gelöbnis bevor es zum "Vollzug" der partnerschaftlichen Pflicht kommt...

  • Dieses Gesetz ist nicht nur "keine perfekte Lösung". Es ist überhaupt keine Lösung. Die Einhaltung des Gesetzes lässt sich ebenso wenig kontrollieren wie anständiges oder unanständiges Verhalten zuvor. So oder so muss man sich im Falle einer Gerichtsverhandlung auf die Aussagen der Beteiligten verlassen, und die dürften in einem solchen Falle so oder so widersprüchlich sein. Ob mit oder ohne Gesetz, es besteht immer die Gefahr, Schuldige freizusprechen oder Unschuldige zu verurteilen. Solange es auf dieser Welt enthemmte Perverslinge auf der einen und ebenso enthemmte Intriganten auf der anderen Seite gibt, entsteht solches oder solches Unrecht. Man kann in dieser Sache nur an den Anstand der Menschen appellieren. Alles andere ist ein sarkastischer PR-Gag, der die Opfer verhöhnt.

    • D
      D.J.
      @Ein alter Kauz:

      das ist doch - sicher meist unbewusst - der sinn der übung. sexualität wird als etwas bedrohliches angesehen, das heißt, wenn schon kopuliert wird, dann wenigstens mit dauerndem schlechtem gewissen, jedenfalls wenn nicht die von anderen vorgegebenen regeln beachtet werden.

      in teilsäkularisierter form das, was geistliche der vormoderne forderten. die regeln haben zwar kaum jemanden abgehalten, fröhlich zu kopulieren, aber das war gar nicht so wichtig. machtausübung durch schlechtes gewissen.

      • D
        D.J.
        @D.J.:

        p.s.. nicht dass ich missverstanden werde - ich wollte nicht behaupten, dass das regelwerk der vormoderne ähnlich gewesen wäre - die parallele sehe ich im aufbau eines komplizierten, wenig hilfreichen regelwerks überhaupt - im katholizismus bis vor gar nicht so langer zeit z.b. die zahlreichen verbotenen tage oder verbotenen stellungen.

        und nochmals - es geht nicht um mehr rücksicht und sensibilität, sondern um absurditäten wie faktisches sexverbot nach alkoholgenuss.

        und das sind die prinzipiellen parallelen zum regelwerk der vormoderne.

  • D
    D.J.

    "also nicht ... besoffen oder bekifft."

     

    Gegenfrage: Noch nie besoffen oder bekifft Sex gehabt?

    • 3G
      3053 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      Verstehe das Problem nicht beide besoffen oder auf sonst was, sex, happy -> kein Problem.

       

      Wenn ich angst habe, dass ich am nächsten Tag angezeigt werde ist es vielleicht doch keine gute Idee mit ihr zu schlafen…

      • D
        D.J.
        @3053 (Profil gelöscht):

        wenn ich die autorin richtig verstehe, hätte sie mit letzterem kein problem - auch wenn es bei ersterem beiden spaß gemacht hätte und beide sich eine lautes ja entgegengekreischt hätten.

        wenn mir jemand vor einigen jahren gesagt hätte, dass jemand hierzlande - nicht nur in den usa - so etwas gut findet, ohne gleich ausgelacht zu werden, hätte ich, naja sagen wir, mich arg gewundert.

         

        sorry, umschalttaste geht nicht

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    "Die US-Behörde für Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung schätzt, dass in den USA fast jede fünfte Studentin auf dem Campus Opfer sexueller Übergriffe wird."

     

    Vielleicht sollten die sogenannten Studierenden mehr auf dem Campus studieren als kopulieren.

    • @849 (Profil gelöscht):

      Diese hohen Zahlen kommen u.a. dadurch zu Stande, dass auch anzügliche Bemerkungen oder sexistische Witze als sexuelle Übergriffe gezählt werden.

      Das wird der Sache m.E. nicht gerecht, da versuchte und vollzogene Vergewaltigung bzw. sexuelle Nötigung eine andere Kategorie darstellen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Rotbarsch:

        Und sicher wird auch jede dritte sexuelle Handlung post festum und im Zustand wiedererlangter "sobriety" hinzugezählt, die sich bekiffte und/oder betrunkene notgeile "sorority sisters" auf einschlägigen Parties einhandeln.

  • Die Zahlen, dass in den USA fast jede fünfte Studentin auf dem Campus Opfer von sexuellen Übergriffen wird, sind erschreckend.

    Keine Frage, es musste ein Gesetz her!

    Es klingt für mich im ersten Moment nicht sehr ausgereift, aber möglicherweise war es einfach nicht anders zu lösen.

     

    Aber ich bin grundsätzliche gegen Argumentationen wie: "Solange es einer Person hilft, rechtfertigt es, die 'Freiheiten' aller anderen Personen einzuschränken". Denn dies ist eine Totschlag-Argumentation, vor allem wenn es um Frauen oder Kinder geht.

     

    Man darf hier jetzt nicht, die Opposition als mutwillige Täter stigmatisieren, die den Frauen nur an die Wäsche wollen. Sondern es als Kritik gegenüber des auf den ersten Blick 'unausgereiften' Gesetzes aufnehmen.

    Denn es ist ja für alle klar, dass sexuelle Übergriffe schlecht sind und bestraft werden müssen!

  • Oh je - der menschliche Geist und sein Ausdruck in der Welt, wird ja immer mehr in die Binäre Logik elektronischer Maschinen gezwängt, dann scheint oberflächlich alles klar, aber letztendlich werden wird man dumm und unterdrückt und all die unterschiedlichen Ausdrucksformen menschlicher Interaktion werden in den Modus Ja/Nein gezwängt.

  • Klingt für mich tatsächlich etwas weltfremd. Meine Uni Zeit liegt noch nicht lange zurück, aber ich bin mir doch recht sicher, dass an unserem campus bei gefühlt 99% aller vollkommen einvernehmlichen one night stands bei mindestens einem, wenn nicht beiden Partnern mindestens Alkohol im Spiel war.

     

    Ein Gesetz, das völlig normales Verhalten kriminalisiert, trägt meiner Ansicht nach eher zu einer Verharmlosung der Problematik bei.

  • Leider ist es etwas am Kern der Sache vorbeigeredet.

    Wer miteinander einvernehmlichen Sex hat, der brauch dieses Gesetz nicht. Die können das auch ohne explizites "Ja" bzw. "Kopfnicken". Es gibt andere Signale die man als Mensch senden und auch deuten kann.

    Auch bezweifle ich, dass jemand durch das Gesetz vor einer Vergewaltigung bewahrt wird. Wer eine Frau vergewaltigen will, der stört sich nicht an Ermangelung eines "Ja"s. Es geht dabei doch wohl eher um Macht als um Sex. Schutz können letztendlich nur Sicherheitsmaßnahmen der Universitäten bieten.

    Dass es zu mehr Verurteilungen von Tätern (!) kommen könnte, ist ebenfalls zu bezweifeln. Wenn Aussage gegen Aussage steht kann hier maximal genauso viel gemacht werden, wie vorher auch. Es sei denn natürlich, die Beweislast wird umgekehrt, was aber sehr bedenklich ist. Man denke daran, dass es sehr wohl auch Männer gibt, die zu Unrecht bezichtigt werden.

    Der Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen ist etwas schwierig. Ab wie viel Promille bin ich wirklich so betrunken, dass ich nicht mehr Entscheidungsfähig bin?

    Alles im allen denke ich, dass es am sinnvollsten ist, Aufklärung zu betreiben und die Universitäten ein bisschen in die Pflicht zu nehmen (die Tatenlosigkeit dieser war es ja letztendlich, die ein Hauptkritikpunkt war).

  • Frau Stokowski, hatten Sie schon mal Sex und haben vorher Alkohol getrunken, bis Sie angeheitert waren/ gekifft? Oder ihr(e) Partner(in)?

     

    Dann wurden oder haben Sie unter dieser Gesetzgebung vergewaltigt, weil man angeheitert kein rechtsverbindliches Einverständnis zu Sex geben kann.

     

    Ein weiteres Problem: nicht alles, was nach x Bier eine gute Idee ist, ist es auch noch nüchtern betrachtet am nächsten Morgen. Und komischerweise ist eine Person, die angeheitert einem One-Night-Stand zustimmt nach diesem Gesetz dann ein Opfer einer Vergewaltigung, wenn sie das am nächsten Tag bereut; wäre sie aber statt mit dem One-Night-Stand-Partner mitzugehen in ihrem Auto heimgefahren voll verantwortlich für ihre Trunkenheit am Steuer.

     

    Mehr aus Neugier würde mich interessieren, wie ein Fall zu bewerten ist, bei dem zwei Betrunkene miteinander Sex haben.

  • Ein - mit Verlaub - ziemlich oberflächlicher und schnodderiger Kommentar zu diesem Thema. Es ist natürlich recht einfach, die plakativsten Aussagen (notarrieller Vertrag, Whatsapp) derjenigen, die das Gesetz kritiseren herauszupicken und lächerlich zu machen. Dies wird der Sache allerdings nicht gerecht. Schlicht, weil es übersieht, dass hier von vielen wichtige, interessante Fragen aufgeworfen werden, die nicht ansatzweise geklärt sind. Ich will nicht auf alle eingehen, aber am deutlichsten wird die Problematik bei einer "unwirksamen" Einwilligung wegen Trunkenheit oder Drogenkonsum. Man merkt schlicht und ergreifend nicht immer, ob jemand Drogen genommen hat.Wenn ich mit einem Partner schlafe, ohne das zu wissen, nutzt auch ein ausdrückliches "Ja" nichts. Und ab wieviel Promille ist eigentlich jemand - wie sie sagen - besoffen? So besoffen, dass das möglicherweise erfolgte "Ja" gar nicht wirksam ist. Und was ist eigentlich wenn beide besoffen waren? Haben sie sich dann gegenseitig vergewaltigt, denn der Einverständnis beider Personen war ja dann unwirksam?

    Aber warum sich mit solchen Kleinigkeiten aufhalten, man sagt einfach Gesetze sind nie perfekt und gut ist. Es ist natürlich ein einfacher "Winner" zu sagen, wenn nur eine Frau weniger vergewaltigt und nur ein Vergewaltiger mehr bestraft wird, hat das Gesetz sich schon gelohnt. Wer würde dem schon widersprechen? Was mich aber richtig an dem Kommentar ärgert, ist das was nicht geschrieben, aber vermutlich gedacht wird. Dieser Satz ist nämlich noch zu ergänzen mit "Und wenn aufgrund dieses Gesetzes auch mal ein Unschuldiger als Vergewaltiger verurteilt wird, dann ist das eben ein Kollateralschaden".

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Sophokles:

      "Es ist natürlich ein einfacher "Winner" zu sagen, wenn nur eine Frau weniger vergewaltigt und nur ein Vergewaltiger mehr bestraft wird, hat das Gesetz sich schon gelohnt. "

       

      Also nach dem Motto, der Zweck heiligt die Mittel, selbst wenn ein paar Unschuldige "gehängt" werden, denn die seinen wird der Herr schon auserwählen... Hauptsache man erwischt unter der Masse darunter auch die Täter...

  • Der letzte Absatz bringt's auf den Punkt.