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Klimaprotest in BrandenburgHandgemachter Kohleausstieg

Im Jänschwalde haben Ak­ti­vis­t*in­nen ein Kohlekraftwerk blockiert. Die Anlage sollte trotz hoher Emissionen wieder verstärkt betrieben werden.

Klimaaktivist am Braunkohlekraftwerk Jänschwalde Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Nacht liegt über dem etwas nordöstlich von Cottbus gelegenen Jänschwalde, nur die unzähligen Lichter an den Kraftwerksblöcken überstrahlen die Einöde. Eine Person mit Tarnbemalung im Gesicht liegt auf einem Förderband und sagt: „Meine Arme sind angekettet, damit die Blockade länger hält!“ Das zeigen Videoaufnahmen, die Ak­ti­vis­t*in­nen auf einem Twitter-Account mit dem Namen „Jänschwalde abschalten! Unfreiwillige Feuerwehr“ in den frühen Montagmorgenstunden verbreiten.

Etwa 40 Ak­ti­vis­t*in­nen sind auf das Gelände von Deutschlands drittgrößtem Kohlekraftwerk eingedrungen. Ein Teil besetzt die Kohlebunker auf dem Kraftwerksgelände und machte sich an Förderbändern fest. Zwei weitere Gruppen blockieren die Gleisverbindungen zwischen dem Tagebau Jänschwalde und dem Kraftwerk. In einer Pressemitteilung äußert sich die Gruppe: „Wir nehmen hier und heute den Kohleausstieg selbst in die Hand“, so Jette Klamnitz, die Teil der Aktion ist.

Jänschwalde gehört zu den traurigen Top 5 der Kohlekraftwerke in Europa mit den höchsten CO2-Emissionen. Das zeigen Daten aus dem Jahr 2019, veröffentlicht von der britischen Denkfabrik Ember. Vor zwei Jahren verkündete die Bundesregierung, dass Jänschwalde bis 2028 abgeschaltet werden soll. Zwei Blöcke waren bereits vom Netz. Das neue Energiesicherungsgesetz sieht nun aber die Möglichkeit zur Wiederinbetriebnahme bis März 2024 vor. Am 1. Oktober sollen die alten Blöcke zurück ans Netz, auch wenn das der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG) Schwierigkeiten bereitet und sie zudem Emissionsgrenzwerte überschreiten, wie die „Tagesschau“ berichtet.

Es ist ein holpriger Weg, den die Braunkohle in der Lausitz nimmt. Der angrenzende Tagebau machte zuletzt im Frühjahr Schlagzeilen. Das Verwaltungsgericht Cottbus urteilte, dass der Betrieb am 15. Mai einzustellen sei. Über Jahre wurde mehr Grundwasser als genehmigt abgepumpt, wie Recherchen der Deutschen Umwelthilfe ergaben. Die LEAG befürchtete Energieengpässe. Anfang Mai kassierte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg dann die Entscheidung. Öffentliche und wirtschaftliche Interessen überwiegen, hieß es. Außerdem seien der Krieg in der Ukraine und mögliche Versorgungsengpässe zu berücksichtigen. Die Braunkohlevorkommen reichen allerdings ohnehin nur noch bis zum kommenden Jahr.

Der Innenminister droht mit „empfindlichen Strafen“

Für die Ak­ti­vis­t*in­nen ist das eine Ausrede, um den Profit mit Kraftwerk und Grube weiter voranzutreiben, anstatt auf erneuerbare Energien umzurüsten. Der russische Angriffskrieg dürfe nicht als Rechtfertigung genutzt werden, schreiben sie.

Beim Personal des Kraftwerks kommt die Aktion offenbar nicht gut an. Die Ak­ti­vis­t*in­nen berichten davon, dass Förderbänder, unter denen sie sich angekettet hatten, kurzzeitig wieder in Betrieb genommen und damit Leben gefährdet wurden. Außerdem seien sie bedroht worden.

Nach Angaben der LEAG mussten zwei Blöcke heruntergefahren werden. Ein Unternehmenssprecher nennt die Aktion einen „Angriff auf die Versorgungssicherheit“. Für die Polizei sei klar, dass es sich nicht um einen legitimen demokratischen Protest handle, da der Betrieb gestört werde – so Maik Kettlitz, Pressesprecher der Polizeidirektion Süd in Cottbus. Nun werden die Blockaden geräumt, der CDU-Innenminister poltert von „empfindlichen Strafen“.

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38 Kommentare

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  • Die Aktivisten sollten lieber die Behördengebäude der Regionalplanung blockieren, bis sie Flächen für Solarparks ausgewiesen haben.

  • Irgendwie aus der Zeit gefallen. Da überlegen sich Leute, wie sie mit 300 € Einmalzahlung energie- und inflationsmäßig über den Winter kommen sollen, und angekettette Passivisten wollen Energie weiter verknappen...



    Wir werden ja sehen, wie das mit Energiesparen und Heizungrunterdrehen klappt. Ob sich die Kommentarspalten hier kräftig ausdünnen, weil man mit Fausthandschuhen an den Fingern keine Tastatur bedienen kann :-)

  • @RUDOLF FISSNER

    Ich denke, hier sind Sie der/diejenige, der/die was "gegen Kommunisten/Sozialisten" hat.

    War Stalin ein Kommunist? Nun, ich mag ihn nicht. Ist Bernie Sanders ein Sozialist? Nun, ich kann mit ihm was anfangen.

    Differenzierung heisst das. Das Ihre -- Polemik.

    • @tomás zerolo:

      @tomás zerolo

      "War Stalin ein Kommunist? Nun, ich mag ihn nicht. Ist Bernie Sanders ein Sozialist? Nun, ich kann mit ihm was anfangen."

      Sie stellen Fragen. Was hat das damit zu tun, dass das 1988 fertig gestellte Kraftwek Jänschwalde ein Produkt der DDöR, bzw. der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) war?



      Was Sie da mögen oder nicht mögen ändert doch an diesen Fakten nichts.

      Das ist schlicht ein Hintergrund, den man beim Spruch der "Aktivistis" ("Wir löschen die Brände, die die Politik gelegt hat!") ruhig wissen kann.

      Da ist es es doch ziemlich wumpe, was Sie oder ich da im speziellen mögen. Und völlig Überflüssig sind zudem ihre Unterstellungen.

      Und: Zielt der Spruch der Aktivistis gegen "die Politik" auch gegen den Sozialdemokraten Bernie Sanders? Will der Spruch den Kohle-Kommunismus der DDöR kritisieren und die Kohle-Kommunisten von heute? Oder ist es nur simpler populistischer Die-Politik-Antikapitalismus, der einfach nur alles andere ausblendet?

  • @MUSTARDMASTER

    1. Der Innenminister ist nun mal Vertreter des Staates. Ich bin so frei, an ihm höhere Massstäbe anzulegen, als an Aktivist*innen



    2. Die Aktivist*innen sind gewaltfrei, ihre Aktion richtet sich nicht gegen Menschen. Was man vom Innenminister nicht sagen kann.

  • "Wir löschen die Brände, die die Politik gelegt hat!"

    ... ist deren Motto.

    Was hat man den nun gegen Kommunsten/Sozialisten? Das Feuer des Kraftwerks wurde gezündet in der guten alten DDöR. :-)

  • Mutige Aktivistis.

  • 40, in Worten Vierzig. Wenn es 40.000 gewesen wären, hätte es mir Hoffnung gemacht. So führten die Aktivisten nur vor, wie gering ihr Rückhalt in der Bevölkerung ist.

    • @V M:

      Genau so ist es, denn eine Idee wird erst dann zur materiellen Gewalt, wenn sie die Massen ergreift, nicht nervt oder belästigt.

    • @V M:

      so ein Quatsch

      • @Christoph Buck:

        Ich sags mal so: Die Anzahl der Teilnehmer an diesen Veranstaltungen sink in Richtung 0. Gleichzeitig steigt der C02-Ausstoss kontinuierlich. Das müsste doch zu denken geben.

        • @V M:

          Die Anzahl bei direkten Aktionen, bei denen man damit rechnen kann in Gewahrsam zu landen ist selten im dreistelligen Bereich

      • @Christoph Buck:

        Da ist schon was dran. Bei uns in der Stadt gibt es schon seit längerer Zeit keine FFF Demos mehr weil sich keiner mehr findet der die Demos überhaupt noch anmelden will. Mit entsprechendem Rückhalt aus der Bevölkerung wäre das ganz anders. 1989 hatten wir hier von 80000 Einwohnern +60000 auf der Straße am Montag und haben in kürzester Zeit ein Regime hinweggefegt. Wäre die Beteiligung heute deutschlandweit auf gleichem Niveau hätten wir bereits substantielle Änderungen. Ich denke heute würde sogar eine deutlich geringere Beteiligung ausreichen als 89. Sagen wir 30-40% der Bundesbürger gehen gleichzeitig demonstrieren. Was denken Sie wie schnell die Politik dann umschwenken würde.



        Ich bezweifle nur ob von den derzeitigen Aktivisti so eine breite Unterstützung überhaupt gewünscht ist.

        • @Šarru-kīnu:

          Du kannst doch Latschdemos nicht mit direkten Aktionen ins Verhältnis setzen.

        • @Šarru-kīnu:

          Damals: Wir hassen dieses System! Wir wollen frei sein! Wir wollen Kapitalismus!

          Heute gibt es einen guten Grund, faul auf dem Sofa zu liegen. Und FFF und XR wollen Wohlstand ruinieren? "Ohne mich", sagt der deutsche Mich(el).

          • @Troll Eulenspiegel:

            Vielleicht braucht es dann ja eine Botschaft die die einfachen Leute motiviert sich zu engagieren? Oder wir machen weiter ganz selbstrefeferentiell auf Hobbyrevoluzzer und scheren uns nicht wirklich drum ob wir damit je was erreichen werden.

            • @Šarru-kīnu:

              Was unterscheidet sie eigentlich von diesen "einfachen Leuten" konkret? Was muss jemand tun um nicht mehr "einfach" zu sein?

  • Die Störer haben an, bedroht worden zu sein? Ja, was haben die denn in Jänschwalde erwartet? Offene Zustimmung der Arbeiter?

    • @Dirk Osygus:

      Nachdenken bei den Arbeitern.



      Oder auch Vorausdenken - was die Zukunft bringt, was unseren Kindern droht, wenn so weitergemacht wird.

      • @StefanMaria:

        Es wird wohl eher ein Nachdenken bei den Cottbussern über die "Aktivistis" geben. Die Stadt Cottbus wird kontinuierlich mit Fernwärme aus dem Kraftwerk beliefert.

      • @StefanMaria:

        Was glauben Sie denn, worüber und an wen die Arbeiter dort tagtäglich nachdenken? Ganz sicher an die Zukunft und an ihre Kinder. Was sie jedoch offensichtlich ablehnen, ist unsinniges Stören zum Beispiel eines organisierten Ausstiegs aus der Kohle, welcher sie nicht als Arbeits- und damit Zukunftslose zurücklässt. Auf den Klimawandel und seine Auswirkungen muss man diese Menschen ganz sicher nicht hinweisen. Helfen würden ihnen konkrete Vorschläge und Pläne für deren Bewältigung. Und im Gegensatz zu den "Aktivisten" wissen sie offensichtlich um die Notwendigkeit des zeitweiligen Abweichens von Zielvorgaben, welche vor der aktuellen Kriegslage in der Ukraine und deren unvorhersehbaren Auswirkungen formuliert wurden, definieren diese nicht als Vorbereitung eines fundamentalen Rückschritts, verbunden mit Weltuntergangsvisionen.



        Sind halt Pragmatiker.

        • @Trabantus:

          Warum sollten die nicht an ihre Kinder und Groß-Eltern denken. Cottbus wird vom Kraftwerk mit Fernwärme beliefert. Ich vermute, dass eher die Aktivistis sich da keine Gedanken gemacht haben.

      • @StefanMaria:

        Wenn die Arbeiter an ihre Kinder denken, fürchten die vor allem das die Kinder wie jetzt schon 2 Generationen nach der Wende nach dem Schulabschluss die Region gen Westen verlassen weil es keine Perspektiven gibt. Was es mit einer Region macht wenn komplette Abijahrgänge nach dem Abschluss die Stadt verlassen, sehen wir in der Lausitz jeden Tag. Als ob die Schließung eines einzelnen Braunkohletagebaus auch nur eine marginale Auswirkung auf die Entwicklung des Klimas für unsere Kinder hätte. Die meisten Arbeiter die dort jetzt aktiv sind haben in Ihrer Jugend in den frühen 90ern schon mal erlebt wie Menschen von außerhalb mit leeren Versprechungen ganze Landstriche deindustrialisiert haben. Damals haben die Eltern die Existenz verloren und heute ist man selber dran. Würden Sie Ihren Familiensitz und ihre Existenz opfern für ein vages Versprechen auf was eigentlich genau? 0,5% niedrigere Wahrscheinlichkeit von Extremwetterlagen in Sri Lanka?

        • @Šarru-kīnu:

          Jaja, knapp 7% Arbeitslosigkeit sind das obere Ende der Hölle. Gut, in diversen anderen Regionen in D ist die Arbeitslosigkeit höher, aber hey, wird reden ja über die gefühlte Perspektivlosigkeit, nicht?



          Und: Wer genau hatte damals noch Kohl in überwältigender Mehrheit gewählt? Achja ...

        • @Šarru-kīnu:

          Ihrer Argumentation zufolge müssten Siebe schwimmen: Schließlich hat ein Siebloch nur einen marginalen Anteil an der Gesamtfläche.



          Und wenn trotz Braunkohletagebau bereits ´2 Generation nach Schulabschluss die Region gen Westen verlassen´, dann ist Braunkohle eben KEIN zukunftsichernder Industriezweig.

          • @Euromeyer:

            Siebe schwimmen problemlos wenn sie aus einem Material bestehen, dessen Dichte geringer als die Dichte des Wassers ist. Mit den Löchern im Sieb hat das nicht viel zu tun.



            Natürlich ist die Braunkohle kein zukunftsträchtiger Industriezweig. Weiß hier jeder auch die betroffenen Arbeiter. Trotzdem ist halt der größte Arbeitgeber in der Region inzwischen das städtische Krankenhaus und der öffentliche Dienst. Wer hier her kommt um die sofortige Schließung des letzten Rests von Industrie fordert der uns gelassen wurde, hat besser echte Alternativen im Gepäck.



            Ihr wundert euch auch noch ernsthaft über die Reaktion der Betroffenen und führt die hier vor als dumme Hinterwäldler.

        • @Šarru-kīnu:

          Es ist richtig so nachzudenken. Was hilft? Da wird zum Beispiel eine deutsche Produktionsstätte für Windräder geschlossen, weil Fördergelder auslaufen, aber Kohleförderung mit falschen Versprechungen fortgeführt.



          Da gibt’s aber keine Zukunft in der Kohle. Die ganzen vergangenen Jahre hätte die Industrie schon verändert werden müssen bei euch. Dann wäre jetzt auch für die Zukunft Arbeit da und die Kinder könnten bleiben. Aber da wurden weiter Gewinne abgesahnt, von denen bei euch nichts blieb. Und jeder tag mehr Kohleabbau schadet. Wir werden schon nicht erfrieren, das ist doch Panikmache.



          Und wenn die Ziele der Klimaaktivisten durchgesetzt werden, gibt’s Arbeit in Deutschland, auch bei euch.



          Mal umschauen wie die Natur kaputt geht. Durch Trockenheit oder Brände. Das ist hier und nicht in Sri Lanka. Und wenn die Katastrophen wie im Ahrtal zu uns kommen, werden die Bürger allein gelassen und die Politiker sind überfordert.



          Das ist die Politik der Braunkohleindustrie. Denen ist eure Zukunft doch egal.



          Fordert von der Politik, dass Industrie angesiedelt wird, die Zukunft hat und lasst euch nicht mit ein paar Monaten Arbeit mehr hinters Licht führen. Eure Kinder bleiben nicht, wenn alles kaputt ist. Und die Klimaaktivisten haben mehr für die Zukunft übrig, die wollen Arbeit vor Ort, die wollen eine lebenswerte Zukunft und nicht kurzsichtige Versprechen wie die von CDU oder AFD.



          Fragt die Politiker vor Ort wie sie zukünftig Arbeitsplätze schaffen wollen und helft den Aktivisten zu verhindern, dass euer Land noch mehr zerstört wird.

          • @StefanMaria:

            Politik schafft keine Arbeitsplätze und siedelt keine Industrie an. Den Politikern glaubt hier sowieso niemand aber das war in der DDR auch schon so.



            Die Klimaaktivisten die ich hier getroffen haben kommen zu 99% aus größeren Städten und sind hier nur mal auf Stippvisite bei den Hinterwäldlern in der Provinz. Da habe ich noch nie auch nur den Hauch von Empathie für die Probleme der Region feststellen können. Es hat Gründe warum die Grünen in unserem Wahlkreis bei der letzten BTW nur 2% geholt haben.

            • @Šarru-kīnu:

              Nur Politik kann hier wirklich eingreifen. Das muss sie aber auch wollen und sich nicht abhängig machen von der Wirtschaft. Politik sollte die Strukturen schaffen, in denen sich alle Bevölkerungsteile, ob Flüchtling, Arbeiter oder Industrieller wohlfühlen können. Das tut Politik leider zu wenig.



              Klar sind die meisten Protestierenden anders, aber gebt ihnen eine Chance, redet mit ihnen (freundlich) über eure Probleme, vielleicht tragen sie die dann in die Städte zurück.

  • "Für die Polizei sei klar, dass es sich nicht um einen legitimen demokratischen Protest handle, da der Betrieb gestört werde – so Maik Kettlitz, Pressesprecher der Polizeidirektion Süd in Cottbus."



    Naja, wie auch von der CDU Law-and-Order-Kommentare als Reaktion auf solche Protestaktionen zu erwarten sind, ist es nicht sonderlich verwundernswert, dass die regelmäßig rechtsbeugende Polizei Desinteresse an demokratischen Verständnis ausdrückt. Tatsächlich gehört ziviler Ungehorsam und Widerstand zur Demokratie dazu.[1] Ohne diese wären bspw. viele Menschenrechte, die es heutzutage mehr oder weniger gibt, in der Vergangenheit nicht erkämpft worden. Durch parlamentarische oder Regierungs-Beschlüsse allein sind die jedenfalls nicht eingeführt worden. Klimakrise bzw. das vergangene Herbeiführen und gegenwärtige Befeuern dieser ist heutzutage ein existenzielles Problem, was versucht wird zu verdrängen und politisch auszusitzen. Gut, dass sich Aktivist*innen, dass nicht gefallen lassen und ein Zeichen gegen die Zerstlörung der Zukunft von ihnen und ihren Mitmenschen setzen. Sie kämpfen gegen eine Regierungspolitik, die Klimaziele ignoriert und notwendige Klimapolitik sabotiert. Auch eine Demokratie, so kritikwürdig sie ist, braucht eine Grundlage. Von Menschen befeuerte Naturkatastrophen, soziale Verwerfungen, Grundversorgungsengpässe sollten keine Ergebnisse demokratischer Politik sein. Zumal sie die Demokratie zerstören.



    [1] www.deutschlandfun...ert-zur-demokratie

    • @Uranus:

      lieber Uranus, so einfach kannst du es dir doch nicht einfach machen. Du meinst eine Sabotageaktion die Gesetzte bricht hat etwas mit Demokratie und Rechten zu tun. Wenn Rechte Morgen um 04:00 bei der Taz Redaktion auftauchen und alle Eingänge versperren und eine "Demonstration gegen woke Medien" ist das genau so ein Bullshit wie diese Aktion hier. Der Grund warum Deutschland der No 1 CO2 Erzeuger in Europa ist weil wir keinen Atomstrom nutzen, Frankreich hat 1/3 weniger Austoß alleine durch nukleare Stromerzeugung. Und die Pappnasen die jetzt gegen Kohle protestieren haben damals den CASTOR-Transport blockiert. Das mann die eigene Dummheit nicht sieht wenn sie doch so nah ist....

      • @DerOedeBloede:

        Sicherlich hat ziviler Ungehorsam etwas mit Demokratie zu tun. Ich habe es auch begründet, warum dies in dem Falle gut gerechtfertigt werden kann. Weitere Unterfütterung bietet der von mir verlinkte DLF-Bericht. Es gibt da auch noch mehr. [1] "Wenn Rechte ..." - sollen sie doch machen oder auch: wenn sie es wollen werden sie es machen. Dann wird es daraufhin Gegenproteste/Aktionen geben. Letztlich ist mein Punk nicht, jeden Protest zu rechtfertigen, sondern auch die Begründung und Position mit einzubeziehen. Proteste von Nazis sind aufgrund deren Positionen an sich illegitim.



        Nein. "Der Grund, warum Deutschland der NO CO2 Erzeuger in Europa ist", weil die Energiewende seit Jahrzehnten verschleppt und sabotiert und worden ist. Ungenügend erneuerbare Energien, kein Umbau des Stromnetzes, kein Aubau einer Speicherinfrastruktur. Atomkraft ist keine Lösung. Es gibt kein Endlager, Uran ist endliche Ressource, dreckige Förderung usw.. Gegen Atomkraft gibt es 100 gute Gründe.[2] Dagegen haben in Vergangenheit und Gegenwart zu Recht Aktivistis gekämpft. Das war richtig. Falsch war es, alles so weiter laufen zu lassen - nicht nur die alte Energiestruktur sondern insgesamt Kapitalismus, insbesondere dessen Wachstum.



        [1] www.deutschlandfun...eden-fall-100.html



        [2] www.100-gute-gruende.de/gruende/

  • Den Aktivisten scheint entgangen zu sein, dass für die erneuerbaren Energien, deren Ausbau sie fordern, mangels Speicherkapazitäten ein Backup benötigt wird, damit es auch dann Strom gibt, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Und da Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, muss dieses Backup ein fossiles sein. Was anderes gibt´s nicht.

    "Der russische Angriffskrieg dürfe nicht als Rechtfertigung genutzt werden, schreiben sie." Aha. Warum? Darum. Die Versorgungssicherheit in der Energiekrise kümmert die Aktivisten offenbar nicht. Für junge, gesunde Leute mag ein Blackout nicht unbedingt lebensbedrohlich sein, aber es gibt viele andere, für die eine 24/7-Stromversorgung lebensnotwendig ist.

  • "Der Innenminister droht mit 'empfindlichen Strafen'"

    Sind wir noch ein Rechtsstaat, oder entscheidet jetzt der Innenminister über die Strafe?

    • @tomás zerolo:

      Auf einen Schelm anderthalbe:Entscheiden jetzt 40 Aktivisten aus eigener Legitimation heraus gegen ein Gerichtsurteil oder sind wir noch ein Rechtsstaat? :-P

      Sorry ,aber wer sich auf Rechtsstaat usw. beruft,muß dann leider auch die dazugehörigen Elemente akzeptieren ,die eventuell nicht die eigene Sache/ Ansicht stützen.



      Das ungenehmigte Betreten von Betriebsgelände und Eingriffe in die Produktion sind jedenfalls klar Gesetzesverstöße.



      Da wäre es doch glaubwürdiger und konsequenter nicht auf der legalen Schien zu argumentieren.

  • Von der FDP erwartet das keiner, die machen blinde Interessenpolitik für wenige Privilegierte. Aber von ehemaligen "Volks"parteien wie CDU, CSU und SPD kommt immer noch kein Fahrplan zum Ausstieg, Wie verantwortungslos sind diese Parteien, die trotz des völligen Scheiterns ihrer Politik immer so weiter machen wollen.



    Jammern, dass die Schweizer an die Deutsche Grenze ein Endlager setzen wollen, aber immer noch völlig gedankenlos AKWs und Kohlekraftwerke weiter betreiben.



    Es ist leicht mit Unwahrheiten und Polizeigewalt Baumhäuser und friedliche Besetzer zu räumen, aber schwer ist mit den Folgen der Klimakatastrophe umzugehen - wie in Ahrweiler Totalversagen zu sehen war, wenn echte Katastrophen kommen.



    Schämt euch.

    • @StefanMaria:

      Naja, all jene Parteien gewinnen auch immer mal wieder Wahlen. Sicherlich auch weil teils nicht so viele Menschen wählen gehen, aber sie werden dennoch von vielen immer wieder gewählt. Zuletzt CDU in NRW und S-H. CDU, CSU sind an sich "wirtschafts"/kapitalnah gewesen und die SPD ist neoliberalisiert worden bzw. hat sich neoliberalisiert. Deswegen finde ich Ihr Anführungszeichensetzen abgesehen "Volks"Parteien vom kritikwürdigen Volksbegriff zutreffend.

    • @StefanMaria:

      Stimme zu.



      Danke.