Klimaaktivist gewinnt bei „Wetten dass“: 50.000 Euro für Lützerath
Der Lützerath-Besetzer Marten Reiß wird Wettkönig bei Thomas Gottschalk. Mit dem Preisgeld will er das Dorf vor den Braunkohlebaggern retten.
Doch am Samstagabend tauchte der gleiche „Marten aus Lützenrath“ – dank seines auf dem Kopf hochgebundenen Zopfes unverkennbar – dann tatsächlich bei Thomas Gottschalk im Klassiker der ZDF-Samstagabendshow auf. Und während sich Marten Reiß als 3-D-Grafiker vorstellte, schwenkte die Kamera ins Publikum, wo laut jubende Aktivist:innen Schilder mit Aufschriften wie „Lützerath lebt! Alle Dörfer bleiben“ hochhielten.
Reiß verkündete, auf zwei Tafeln mit je 1.000 Fingerabdrücken binnen einer Minute den einzigen abweichenden erkennen zu können – was er auch ohne Probleme dreimal erledigte. Anschließend erklärte Reiß, er habe sich schon als Kind für 3-D-Grafiken begeistert, und schob beiläufig ein, dass er regelmäßig 3-D-Scans von Lützerath erstelle, um die Geschichte des Dorfes zu erhalten, das leider abgerissen werden solle. Zum Sehen dreidimensionaler Grafiken brauche man einen Kreuzblick, müsse also bewusst schielen – und damit könne man auch kleine Abweichungen wie bei den Fingerabdrücken schnell erkennen.
Als Komoderatorin Michelle Hunziger ihn fragte, was er mit dem Preisgeld machen wolle, sagte Reiß, er werde es zur Rettung seines Dorfes verwenden. Im Publikum erklangen „Lützi bleibt!“-Sprechchöre, als wäre dies eine Aktion von Ende Gelände.
„Lützerath ist gerettet“
Mit seiner Wette überzeugte er auch das Publikum. Vielleicht war das übliche „Wetten dass?“-Publikum zur späten Stunde schon eingeschlafen, vielleicht hatte es wie Popsänger Robbie Williams schon fluchtartig die Show verlassen, vielleicht hatte die Lützerath-Aktivist:innen auch genug Follower mobilisiert. 52 Prozent der Telefonanrufe:innen stimmten nicht für die übliche Baggerwette oder den Fahrradakrobaten, sondern für Reiß. Ein Klimaaktivist als Wettkönig.
Gottschalk verkündete mit Blumen in der Hand: „Lützerath ist gerettet“. Leider ist bekannt, dass er des Öfteren mal Unsinn erzählt. Auf Twitter wurde dennoch gelobt, dass die Show mehr für die Klimabewegung getan habe als die Weltklimakonferenz. Andere sprachen gar von linksradikaler Fernsehgeschichte.
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