Kampf um Kohledorf: Letzte Rettung Polizei
Die zuständigen Verwaltungen wollen Lützerath nun doch räumen lassen. Klimaaktivisten appellieren an den Polizeipräsidenten.
Vergangene Woche hatte der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel (auch CDU) noch Nein gesagt, als ihn die Bezirksregierung Köln um Vollstreckungshilfe angegangen war. Lützerath gehört zu Erkelenz. Die Absage wirkte wie eine Widerstandshandlung.
Bei der Pressekonferenz am Mittwoch traten Pusch und sein Parteikollegen Muckel gemeinsam an. Beide in offenem weißen Hemd und saloppem blauen Sakko. Muckel nickte immer wieder, als Pusch erklärte, wie schwer er sich die Entscheidung gemacht habe, wo er doch in der Gegend aufgewachsen sei. Der Landrat sprach vom Schutz des Klimas und dass er nicht nur nach Recht, sondern auch nach seinem Gewissen urteilen müsse. „Sind wir in der Lage, eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen?“
Die Antwort gab er selbst. „Nach intensiver Abwägung“ werde er die zuständige Aachener Polizeibehörde um Vollzugshilfe bitten, „im Interesse meiner Bürger“. Vor allem müssten „die Spekulationen aufhören“. Muckel nickte eifrig weiter.
Petition an Polizei
Mit einer Räumung ist nun ab Mitte Januar zu rechnen. Das winzige Lützerath ist seit zwei Jahren von gut 100 Personen besetzt. Der Tagebaubetreiber RWE darf nach einer Einigung von Bund und Land von Anfang Oktober noch 280 Millionen Tonnen Braunkohle verbrennen und verstromen.
Ebenfalls am Mittwoch wurde vor dem Aachener Polizeipräsidium Amtschef Dirk Weinspach eine Petition mit 33.000 Unterschriften überreicht. „Alle diese Personen“, heißt es darin, warnen, dass bei einer gewaltsamen Räumung Lützeraths „Menschenleben gefährdet und Verletzungen in Kauf genommen werden“.
Es drohe „ein eskalierender Akt“. Mindestens müsse es „ein Moratorium geben!“, also Aufschub. Man wisse, dass Grünen-Mitglied Weinspach eine Räumung nicht aus Überzeugung vorantreiben würde, sondern aus Dienstpflicht. In der Petition heißt es auch: „Eine Klage gegen die Räumung wird sicherlich eingereicht werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Russlands Nachschub im Ukraine-Krieg
Zu viele Vaterlandshelden