Kampf um Kohledorf: Letzte Rettung Polizei

Die zuständigen Verwaltungen wollen Lützerath nun doch räumen lassen. Klimaaktivisten appellieren an den Polizeipräsidenten.

Polizisten vor einem verschneiten Ortsschild

Die Polizei zeigte am 5. Dezember Präsenz in Lützerath Foto: Federico Gambarini/dpa

AACHEN taz | Der Kreis Heinsberg will die Polizei doch bitten, den besetzten Ort Lützerath im rheinischen Braunkohlegebiet Garzweiler zu räumen. Das hat Landrat Stephan Pusch (CDU) überraschend angekündigt.

Vergangene Woche hatte der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel (auch CDU) noch Nein gesagt, als ihn die Bezirksregierung Köln um Vollstreckungshilfe angegangen war. Lützerath gehört zu Erkelenz. Die Absage wirkte wie eine Widerstandshandlung.

Bei der Pressekonferenz am Mittwoch traten Pusch und sein Parteikollegen Muckel gemeinsam an. Beide in offenem weißen Hemd und saloppem blauen Sakko. Muckel nickte immer wieder, als Pusch erklärte, wie schwer er sich die Entscheidung gemacht habe, wo er doch in der Gegend aufgewachsen sei. Der Landrat sprach vom Schutz des Klimas und dass er nicht nur nach Recht, sondern auch nach seinem Gewissen urteilen müsse. „Sind wir in der Lage, eine Entscheidung von solcher Tragweite zu treffen?“

Die Antwort gab er selbst. „Nach intensiver Abwägung“ werde er die zuständige Aachener Polizeibehörde um Vollzugshilfe bitten, „im Interesse meiner Bürger“. Vor allem müssten „die Spekulationen aufhören“. Muckel nickte eifrig weiter.

Petition an Polizei

Mit einer Räumung ist nun ab Mitte Januar zu rechnen. Das winzige Lützerath ist seit zwei Jahren von gut 100 Personen besetzt. Der Tagebaubetreiber RWE darf nach einer Einigung von Bund und Land von Anfang Oktober noch 280 Millionen Tonnen Braunkohle verbrennen und verstromen.

Ebenfalls am Mittwoch wurde vor dem Aachener Polizeipräsidium Amtschef Dirk Weinspach eine Petition mit 33.000 Unterschriften überreicht. „Alle diese Personen“, heißt es darin, warnen, dass bei einer gewaltsamen Räumung Lützeraths „Menschenleben gefährdet und Verletzungen in Kauf genommen werden“.

Es drohe „ein eskalierender Akt“. Mindestens müsse es „ein Moratorium geben!“, also Aufschub. Man wisse, dass Grünen-Mitglied Weinspach eine Räumung nicht aus Überzeugung vorantreiben würde, sondern aus Dienstpflicht. In der Petition heißt es auch: „Eine Klage gegen die Räumung wird sicherlich eingereicht werden.“

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Eine Person sitzt auf einem Ausguck. Sie trägt eine blaue Hose und hat eine goldene Wärmedecke um die Schultern geschlagen. Außerdem trägt sie eine weiße Maske und eine Mütze. Szenerie aus Lützerath

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