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Keith Kelloggs Wege aus dem KriegImmer für eine Überraschung gut

Kommentar von Barbara Oertel

Zur Abwechslung ist nicht alles aus Trumps Zauberkiste katastrophal. Der designierte Sondergesandte nimmt nun die Ukraine und Russland in die Pflicht.

Trumps Ukraine-Sondergesandte in spe: Keith Kellogg Foto: Andrew Harnik/AP/dpa

D onald Trump ist immer für eine Überraschung gut. Offenbar sind jetzt zur Abwechslung auch einmal positive Momente möglich. Noch nicht offiziell im Amt, könnten mit dem Ukraine-Sondergesandten in spe, Keith Kellogg, für die künftige Politik gegenüber Kyjiw Pflöcke eingeschlagen werden. Zwar ist es nach wie vor das Ziel der künftigen Trump-Administration, die Waffen in der Ukrai­ne zum Schweigen zu bringen.

Erwähnenswert ist allerdings, wie das erreicht werden soll: Nicht nur schnell und schmutzig bei der Unterstützung Kyjiws den Stecker ziehen, um das vom Krieg geschlagene Land an den Verhandlungstisch zu zwingen. Auch auf den Kreml, der bisher kein Jota von seinen Vorbedingungen abzuweichen bereit ist und fast täglich neue Drohungen gegenüber dem „kollektiven Westen“ ausstößt, will Washington Druck ausüben.

Das Motto lautet: Bist du nicht willig, dann könnten die Waffenlieferungen an die Ukraine, in welchem Umfang auch immer, fortgesetzt, wenn nicht sogar erhöht werden. Bei diesem Szenario müsste sich die Ukraine ihrerseits grundsätzlich für Friedensverhandlungen offen zeigen, dem Einfrieren des Konfliktes an den bestehenden Frontlinien zustimmen sowie das Ansinnen, der Nato beizutreten, ad acta legen – und all das auf unbestimmte Zeit.

Noch vor einigen Monaten wären solche Gedankenspiele zum Scheitern verurteilt gewesen. Doch die Tonlage in der Ukraine ändert sich. Von einer Rückeroberung aller von Russland seit 2014 völkerrechtswidrig besetzten Territorien spricht Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mehr – aus gutem Grund. Militärisch hat Kyjiw dem Aggressor immer weniger entgegenzusetzen. Es mangelt an Personal und Waffen, im Osten droht die Frontlinie komplett zusammenzubrechen.

Sicherheitsgarantien für Kyjiw

Die Bevölkerung ist zermürbt und ausgelaugt – kein Wunder, angesichts steigender Opferzahlen und einer zu weiten Teilen zerstörten kritischen Infrastruktur vor dem mittlerweile dritten Kriegswinter. Aktuell würde sich mehr als die Hälfte der Ukrai­ne­r*in­nen mit Konzessionen an Russland abfinden. Nur welchen? In den besetzten Gebieten werden mit brutalen Mitteln weiter Fakten geschaffen. Welche Sicherheitsgarantien wird es für die Ukraine geben und wer wird diese in der Praxis durchsetzen?

Diese Fragen müssten zuallererst die europäischen Verbündeten Kyjiws beantworten. Die jedoch zerlegen sich weiter und proben, wie im Falle Deutschlands, bei Waffenlieferungen partiell den Alleingang. Das ist mehr als fahrlässig. Zwar geht es zuallererst um die Ukrai­ne, aber nicht nur. Selbst wenn die Waffen schweigen, ist der Krieg noch nicht zu Ende. Und das gilt eben nicht nur für die Ukraine.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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2 Kommentare

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  • Ich denke nicht, dass sich ein Sonderbeauftragter von Trumps Gnaden das Recht herausnehmen kann über das Schicksal der Ukraine zu entscheiden und Putins Landraub und Kriegsverbrechen zu legitimieren.

    Es sind Ukrainner*innen die für ihr Land und ihre Freiheit gekämpft haben, gestorben sind und etliches Gräuel ertragen mussten. Sie alleine haben das Recht über das Schicksal ihres Landes zu entscheiden und die USA haben es zu akzeptieren.

    Ich hoffe nur, dass die Europäer genug Mut haben, bei einer solchen Forderung ggf der USA die kalte Schulter zu zeigen und dieses dann auch zum Anlass nehmen würden sich von Trumps Amerika zu emanzipieren. Der erste Schritt dazu wäre notfalls der Ukraine im Alleingang Waffen zu liefern und zwar solange wie notwendig.

  • Es ist bezeichnend, dass es jemanden wie Trump braucht, der der eingefahrenen europäischen Strategie mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine sowas wie Bewegung aufdrückt.



    Nur unter diesem Druck kann sich in dem uneinigen Europa überhaupt was ändern.