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Juso-Chef über die SPD„Wir müssen aggressiver auftreten“

Kevin Kühnert gilt vielen in der SPD als Hoffnungsträger. Bei Fragen der Spaltung zwischen Basis und Spitze gibt sich der Juso-Chef kompromissbereit.

Erlebt als schwuler Mann noch heute Diskriminierung: Kevin Kühnert Foto: André Wunstorf

taz: Herr Kühnert, in Frankreich protestieren die Gelbwesten gegen die Regierung. Wo stehen Sie – auf der Seite von Präsident Macron oder auf der des Protests?

Kevin Kühnert: Diese Frage ist mir zu schematisch.

Sympathien werden Sie doch haben?

Die Heilsversprechen von Macron haben das Leben der Menschen nicht verbessert. Er hat den Arbeitsmarkt liberalisiert und Arbeitsschutzstandards gesenkt – und wollte die Benzinsteuer erhöhen, was normale Beschäftigte getroffen hätte. Protest dagegen ist natürlich notwendig und hat meine Solidarität. Aber manche Gelbwesten wettern im selben Atemzug gegen den UN-Migrationspakt, gegen Zuwanderung und gegen die EU. Das delegitimiert den Protest noch nicht grundsätzlich, aber …

… ist Ihnen zu unordentlich?

Nein. Protest hat immer ein anarchisches Moment. Man muss sich ja nicht erst bei einer Gewerkschaft oder Partei anmelden, um auf die Straße gehen zu dürfen. Trotzdem fände ich gut, wenn die Gelbwesten einen Minimalkonsens formulieren würden. Etwa: Hey, wir sind wütend. Aber Rassismus lassen wir nicht zu.

Muss die SPD mehr auf linken Populismus setzen?

Wir müssen auf dem Feld von Verteilungsfragen und Sozialpolitik viel aggressiver auftreten. Das ist mittlerweile auch in den meisten Köpfen der SPD angekommen.

Mit Verlaub, davon merkt man von außen wenig.

Immer mehr Leute in der SPD sagen hinter vorgehaltener Hand, dass es im Rahmen der Erneuerung natürlich nach links gehen muss. Wenn Sie Leute auf der Straße fragen, ob Reiche stärker besteuert und so an der Finanzierung der Gesellschaft beteiligt werden sollen, kriegen Sie Zustimmungsraten von 80 Prozent.

Hinter vorgehaltener Hand? Das nützt doch nichts, Herr Kühnert.

Sie sind jetzt wieder auf der taktischen Ebene. Natürlich wird das noch viel lauter werden müssen. Aber die Verteilungspolitik allein ist nicht mehr der entscheidende Kampf für die Sozialdemokratie. Die eigentlich spaltende Frage haben Wagenknecht in Deutschland oder Mélenchon in Frankreich aufgemacht. Wollen wir einen progressiven Populismus à la Nancy Fraser, der Umverteilung und Minderheitenrechte nicht gegeneinander ausspielt? Oder haben wir die Leute mit der gesellschaftspolitischen Liberalisierung überfordert, war es zu viel Eheöffnung, Frauenrechte und Migrations-Hurra?

Lassen Sie uns raten: Sie sind bei Nancy Fraser?

Ja. Ich finde das Konzept richtig, das Bernie Sanders in den USA vertritt. Er hat die Stahlarbeiter im Rust Belt angesprochen ohne dabei zu verhehlen, dass er sich für Minderheiten einsetzt und die Grenzen nicht dicht machen will.

Nils Heisterhagen, ein Genosse von Ihnen, hält linksliberale Gesellschaftspolitik für ein Elitenkonzept. Er argumentiert, die SPD müsse sozialpolitisch linker und innenpolitisch härter werden.

Bild: dpa
Im Interview: Kevin Kühnert

Kevin Kühnert, 29, seit einem Jahr Vorsitzender der Jungsozialist*innen, hat mit seiner No-Groko-Kampagne 2017 beinahe die Regierung verhindert

Ich habe Heisterhagens Texte teilweise gelesen. Aber mir hat bis heute keiner erklären können, warum beide Aspekte – Umverteilung und Liberalisierung – im Widerspruch zueinander stehen. Das ist doch kein Entweder-Oder!

Ist der Kampf für Gleichberechtigung nicht gewonnen? Homosexualität ist, siehe Westerwelle, Wowereit oder von Beust, gesellschaftlich normalisiert worden.

Falsch.

Falsch?

Homosexualität wird toleriert. Aber bei weitem nicht so akzeptiert, wie es echte Gleichstellung erfordern würde.

Wieso?

Ich erlebe als schwuler Mann noch genügend diskriminierende Situationen. Zum Beispiel darf ich wegen meiner sexuellen Orientierung kein Blut spenden. Weil mir ein Lebenswandel unterstellt wird, der mich als Spender disqualifiziert. Was stimmt ist, dass wir über solche Diskriminierungen kaum noch reden.

Es gibt also eine latente Diskriminierung?

Es gibt den Pay Gap nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen heterosexuellen und anderen Lebensweisen

Kevin Kühnert, Juso-Chef

Es gibt den Pay Gap nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern auch zwischen heterosexuellen und anderen Lebensweisen. Diskriminierungen werden meist mit einem freundlichen Gesicht vorgetragen. Kramp-Karrenbauer formuliert ihre Ablehnung der Ehe für alle ja konziliant. Zum Glück gelingt heute mehr Jugendlichen ein lockeres Outing ohne Verwerfungen. Aber es gibt bei queeren Jugendlichen immer noch erschreckend viele Selbstmorde. Viele Tabus sind noch nicht überwunden.

Didier Eribon beschreibt in dem Buch „Rückkehr nach Reims“, dass es in der Pariser Elite kein Problem war, homosexuell zu sein, sehr wohl aber aus einem Arbeiterhaushalt zu kommen. Die harte Grenze für sozialen Aufstieg ist nicht mehr, einer Minderheit anzugehören, sondern aus der falschen Klasse zu kommen. Einverstanden?

Klasse ist häufig ein großer Bremsklotz, einverstanden. Aber Eribon wurde oft falsch interpretiert. Er plädiert für mehr Repräsentanz der Arbeiterklasse und ihrer Interessen. Aber er sagt zu Recht auch, dass Arbeiter homosexuelle und transsexuelle Kinder haben, Migranten sind oder dass Arbeiterinnen Diskriminierung als Frauen kennen. Frauen- oder Minderheitenrechte sind keine Themen, die erst ab 3.000 Euro netto im Monat relevant werden.

Die Entfernung zwischen Regierungen und Regierten wächst in vielen westlichen Demokratien. Die SPD setzt auf kleine Reparaturen im System. Reicht das, um den Groll der Basis zu besänftigen?

Das ist ein schwer auflösbarer Konflikt. Bei vielen Menschen ist der emotionale Dispo überzogen. Wer lange das Gefühl hat, die SPD baue sowieso nur Mist, schaltet ab – und nimmt reale Verbesserungen nicht mehr zur Kenntnis.

Andrea Nahles ist in der Partei sehr gut vernetzt, trotzdem hat sie sich im Fall Maaßen eine krasse Fehleinschätzung geleistet. Warum?

Die Nöte der jeweiligen Rollen zu verstehen ist wichtig. Die Spitzenleute haben den Koalitionsvertrag verhandelt, sind tief in Themen drin und addieren im Kopf, welche Erfolge noch kommen. Dieses Jahr gleiche Krankenkassenbeiträge für Beschäftigte und Arbeitgeber, nächstes Jahr die Grundrente und die Bildungsinvestitionen für die Kommunen. Die Perspektive vieler Mitglieder ist eine ganz andere. Die kriegen Zuhause im Sportverein nur negatives Feedback, im Sinne von: Mensch, eure Leute da oben sind schon wieder eingeknickt. Beide Perspektiven haben eine Berechtigung und müssen in Übereinstimmung gebracht werden.

Ende 2019 will die SPD eine Halbzeitbilanz der Groko ziehen. Rechnen Sie damit, dass Ihre Partei die Koalition verlässt?

Das kann ich heute nicht abschätzen, vielleicht bricht das Bündnis ja auch schon davor. Viel hängt von den nächsten Monaten ab. Wie wirkt sich der Führungswechsel in der Union aus? Wie weit muss Kramp-Karrenbauer den Merz-Leuten entgegenkommen?

Sie waren von Beginn an gegen die Groko, die die SPD nun in den Abgrund zieht. Hätten Sie militanter auftreten müssen?

Nö. Wieso?

Sie haben auf dem Bonner Sonderparteitag, als es um die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen ging, eine moderate Rede gehalten. Mit einer harten Ansage hätten Sie vielleicht gewonnen.

Ich kenne meine Partei ganz gut und weiß, wann ich wie auftrete, um meine Überzeugungen bestmöglich zu vertreten. Wäre ich in Bonn krawalliger aufgetreten, hätten wir weniger Zustimmung für unser Anliegen bekommen.

Echt? Die Entscheidung für die Groko auf dem Parteitag war knapp.

Ich musste ja nicht die überzeugten Groko-Gegner mit den roten Zipfelmützen für mich gewinnen, sondern die zweifelnden Delegierten. Die, die wissen wollten, wie es danach weitergeht. Außerdem: Wir als Jusos hatten kein Interesse daran, dass der Laden nach der Entscheidung implodiert.

Trotzdem haben wir das Gefühl, dass Sie ein zahmer Rebell sind. „Diese GroKo ist final erledigt“, twitterten Sie nach der Hessen-Wahl. Aber Taten lassen Sie nicht folgen, oder?

Es bringt doch nichts, wenn ich jeden Montag ein Facebook-Bild poste, auf dem steht, wir sind immer noch gegen die Groko

Kevin Kühnert, Juso-Chef

Die Haltung der Jusos zur Groko ist bekannt. Wir haben sehr grundsätzlich argumentiert, warum wir die Koalition für nicht sinnvoll halten – auch wegen demokratietheoretischer Aspekte. Es bringt doch aber nichts, wenn ich jeden Montag ein Facebook-Bild poste, auf dem steht, wir sind immer noch dagegen.

Weil Sie damit falsche Erwartungen wecken würden?

Klar. Wir Jusos sind für viele zu einem Fixpunkt einer politischen Kultur geworden, die sich mehr traut und zuspitzt. Und unsere Position ist unverändert. Aber ich weiß auch, dass es keine unmittelbaren Auswirkungen hat, wenn ich ständig das Ende der Groko fordere. Wir müssen dann attackieren, wenn die Attacke angebracht und erfolgsversprechend ist. Sonst benebeln wir die Leute mit Illusionen.

Viele in der SPD projizieren Hoffnungen auf sie. Belastet Sie das manchmal?

Einerseits fühle ich mich wie jeder Mensch geschmeichelt, wenn mir jemand sagt, ich mache meine Sache gut. Gleichzeitig geht mir alles etwas schnell und zu oberflächlich. Ich bin jetzt seit einem Jahr Juso-Chef. Und nur, weil ich ab und zu sinnvolle Sachen sage, qualifiziert mich das noch nicht automatisch für ein Spitzenamt.

Bayerns SPD-Fraktionschef Horst Arnold hat Sie als Parteichef vorgeschlagen.

Ja, mit einer spannenden Begründung. Ich hätte die Debatte über die Groko hingekriegt, ohne dass Verletzungen zurückgeblieben seien. Aber das allein ist ja noch keine Qualifikation für den Parteivorsitz. Diskutieren ohne zu verletzen können ziemlich viele SPD-Mitglieder.

Ein Journalist hat geschrieben: „Je dunkler es um die SPD wird, desto heller strahlt Kühnert.“ Empfinden Sie das als gefährlich?

Gefährlich?

Erinnert ein bisschen an Martin Schulz.

Aber die These ist dünn. Ich bin bewusst in eine Partei eingetreten. Der Ort, wo ich Politik machen will, ist eine große Kollektivorganisation. Auf dem Zettel steht SPD – und nicht Kevin Kühnert.

Aber Personal entscheidet heute Wahlen.

Die SPD hat auch andere Erfahrungen gemacht. Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück hatten in ihren Bundestagswahlkämpfen gute Beliebtheitswerte. Trotzdem fuhren sie für die SPD keine grandiosen Ergebnisse ein. Die Leute verstehen schon, dass wir ein komplexer Apparat sind. Und dass einer allein nicht alles vom Kopf auf die Füße stellen kann.

Nervt es Sie, dass Sie auf der Straße erkannt werden?

Ich sehe die Bekanntheit eher als Privileg. Es ist toll, im ICE oder sonstwo ungefiltertes Feedback für meine Arbeit zu kriegen

Kevin Kühnert, Juso-Chef

Wenn ich in Eile bin, erwische ich mich dabei, dass ich den Kopf nach unten halte. Damit mich möglichst keiner anspricht und ich meinen Zug erwische oder so. Ich bin ganz schlecht darin, Leute stehen zu lassen. Aber ich sehe die Bekanntheit eher als Privileg. Es ist toll, im ICE oder sonstwo ungefiltertes Feedback für meine Arbeit zu kriegen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?

Ich mache keine Karriereplanung. Die SPD ist im Moment eine 14-Prozent-Partei. Wer seine Karriereplanung darauf aufbaut, hat den Schuss nicht gehört.

Jetzt machen Sie sich klein. Sie werden doch auf dem kommenden SPD-Parteitag kandidieren, oder?

Ja, ich werde auf dem nächsten Parteitag für ein Amt kandidieren. Aber für welches, da habe ich noch keine Idee. Ich will erst schauen, wie der Erneuerungsprozess vorankommt. Wichtig finde ich, dass für den Vorstand mehrere Menschen antreten, die eine bestimmte Agenda unterstützen …

Was für Punkte meinen Sie?

Die ließen sich leicht entwerfen. Sie müssten zum Beispiel sagen: Wir heben unsere Hand im SPD-Vorstand nur für verteilungspolitische Projekte, die die Schere zwischen Arm und Reich schließen. Es geht auch um Machtfragen – und darum, Mehrheiten im Vorstand zu ermöglichen.

Traut die SPD sich, sich mit den Eliten anzulegen? Sie haben mal gesagt, SPDler würden nervös, wenn Welt-Chef Ulf Poschardt einen bösen Kommentar schreibt.

Stimmt leider. Danach hat mich übrigens Ulf Poschardt gefragt, ob wir uns mal zum Mittagessen treffen sollen.

So fängt es an. Sie haben doch schon eine Kolumne im Handelsblatt.

Eine unbezahlte Kolumne, wie ich betonen möchte.

Wie verdienen Sie eigentlich Ihr Geld?

Ich arbeite für ein Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus.

Arbeiten Sie da wirklich? Ihr Job als Juso-Chef ist doch recht aufreibend.

Es ist natürlich nur ein Teilzeit-Job. Und, da rollen viele mit den Augen, es ist ein Politik-Job. Aber anders geht es nicht. Meine Chefin hat Verständnis, wenn ich kurzfristig eine Stunde in einer Telefonkonferenz hängen muss – und dafür abends länger bleibe.

Wäre es nicht ehrlicher, das Amt als Juso-Chef zu bezahlen?

Das ist eine grundsätzliche Frage. Bei uns ist das politische Amt ein Ehrenamt, auch wenn der Aufwand natürlich vom Verband getragen wird. Für mich ist das kein Problem, ich bin kein sonderlich anspruchsvoller Mensch. Aber ich sehe mit Sorge, dass mein Amt für bestimmte Gruppen junger Menschen nicht leistbar ist. Wer eine Ausbildung macht, kann nebenher keinen Verband mit 80.000 Mitgliedern leiten.

Blüht Ihnen eigentlich auch die typische Funktionärskarriere? Schröder und Nahles waren früher Juso-Vorsitzende.

Diese Beispiele stecken tief in den Köpfen drin, weil sie jeder kennt. Aber seit dem Zweiten Weltkrieg gab es gut zwei Dutzend Juso-Vorsitzende, und viele sind nicht mehr im Politikbetrieb. Von links unten nach rechts oben, das ist mir zu einfach. Fragen Sie mich in ein paar Jahren nochmal.

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29 Kommentare

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  • Ob Herr Kühnert sein soziales Gewissen ablegt, sobald es um seine Karriere geht, ein gut dotierter SPD Posten oder sogar ein Ministerposten in einer Regierung? Wir wissen es nicht, doch da er kein Bernie Sanders ist, der seine Karriere ja schon hinter sich hat, ist zu befürchten, dass da auch eine gewisse Anfälligkeit besteht. Wer unter dreißig ist und nicht links ist, hat kein Herz, wer über 30 ist und Karriere machen will und immer noch links ist, ist ein Idiot! Das ist doch die Maxime, die seit einigen Dekaden in der SPD vorherrscht! Hier Vertrauen vom Wähler zurückzugewinnen ist doch momentan deshalb auch so schwierig. Ich befürchte die Strukturen in der SPD müssen sich grundlegend ändern, ansonsten wird die SPD verschwinden. Aber sie kann ja dann immer noch wieder mit innerparteilichen basisdemokratischeren Strukturen neu antreten. Ein Niedergang und verschwinden aus den Parlamenten kann dann auch zur grundlegenden Erneuerung genutzt werden. Mit den bisherigen Strategien und Geschwurbel wird das zumindest nichts!

    • @Frederik Andersen:

      Diese Befürchtung habe ich auch, dass soziale Politiker sich irgendwann dann doch dem "Geld der Wirtschaft" ergeben und das Volk wieder verraten.

      Der Artikel 48 Absatz 3 des Grundgesetzes – „Die Abgeordneten haben Anspruch auf eine angemessene, ihre Unabhängigkeit sichernde Entschädigung“ - schützt den Bürger ja auch nicht vor solchen "Volksvertretern", die nur noch Politik für die Reichen und Mächtigen machen, anstatt Politik für alle Bürger in diesem Land. Trotzdem sollte man nicht vorschnell über jemanden richten, der wenigstens versucht, die SPD wieder ins soziale Fahrwasser zu bringen. Falls die Agenda 2010 Befürworter aus der SPD aber nicht auf Kevin Kühnert hören wollen, dann wird die SPD in absehbarer Zeit eben zu Grabe getragen.

  • Wie wäre damit: Democracy in Europe Movement 2025 ?

  • Lieber Kevin: "[Macron] hat den Arbeitsmarkt liberalisiert und Arbeitsschutzstandards gesenkt – und wollte die Benzinsteuer erhöhen, was normale Beschäftigte getroffen hätte."

    Die SPD ist mit 4 Jahren Unterbrechung seit 1998 in der Regierung. Seitdem werden:



    *Sonntagszuschläge



    *Feiertagszuschläge



    *Nachtzuschläge



    *Urlaubsgeld und



    *Weihnachtsgeld



    besteuert. Das ist der eigentliche Grund, warum die Wähler der SPD den Rücken kehren: Sie tut nichts mehr für ihre Stammwähler, die Arbeitnehmer!

  • Juso-Chef über die SPD: „Wir müssen aggressiver auftreten“

    Dann sollten die SPD-Politiker, die zurück zu den sozialen Wurzeln der SPD wollen, nicht soviel Schwafeln, sondern sich an die Worte aus Faust 1 (Vorspiel auf dem Theater) von Goethe erinnern.

    "Der Worte sind genug gewechselt,



    Laßt mich auch endlich Taten sehn!



    Indes ihr Komplimente drechselt,



    Kann etwas Nützliches geschehn."

    Die SPD braucht endlich wieder Leute, die das „S“ in SPD noch kennen und keine Leute, die immer noch der Meinung sind, dass die Agenda 2010 Politik von Gerhard Schröder eine gute Idee war. Soziale Themen gibt es doch genug für einen Neuanfang der SPD. Leider sind aber viele soziale Brennpunkte, der unsozialen Agenda 2010 Politik (Kinderarmut, 940 Tafeln in Deutschland, zu wenig Sozialwohnungen, Rentnerarmut, Lohnsklaverei, Hartz IV inklusive unwürdige Sanktionen für ALG II Bezieher, Senkung des Spitzensteuersatz für die Reichen, .....), der Agenda-2010-SPD erst zu „verdanken“.

  • "Diese Frage ist mir zu schematisch."



    Perfekte Antwort.



    Er soll wirklich parteivorsitzender werden.



    So klug.

    • @Demokrat:

      Ihre Antwort toppt das noch!

      • @Rudolf Fissner:

        Sie schmeicheln aber.

  • Kühnert wird auch dann noch einen Politjob bekommen, wenn seine Partei die Zehnprozentgrenze unterschreitet. Darum gehts doch. Oder warum schlawienerte er schon bei der Wahl von Nahles zum Parteivorsitz? Und jetzt: Nach allen Seiten offen. Soll das die Zukunft der SPD sein?

  • Wenn die SPD allen Ernstes glaubt mit einem der noch nie gearbeitet hat, 4 verschiedene Kuriositäten anstudiert und natürlich nichtmal im akademischen Elfenbeinturm einen Leistungsnachweiß erbracht hat könne man wieder bei den ehemaligen Stammwählern punkten, ist ihnen nicht zu helfen.



    Gerade bei den "Arbeitern" und "Angestellten" ist Leistungsgerechtigkeit sehr wichtig.

    Aber abwarten - sie wissen es eh besser. Die SPD in Ba-Wü meinte auch sie müsse "weiblicher und jünger" werden, machte irgendeine weibliche Juso-Dame zur Generalsekretärin und fühlte sich voll progressiv, links und toll.

    Allein an der Wahlurne hat man nochmal knapp 7% verloren.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Das mit dem noch nie gearbeitet, müssen Sie auch noch unter den Artikel von Herrn Theurer schreiben, der hier in der taz gerade hier Schröder ein Denkmal für seine Hartz-Gesetze bauen möchte.

      Btw evtl. wollen die Jusos ja auch alte Wähler wiederholen, die jetzt bei den Grünen sind. Da wird man ohne Abi sogar Vizekanzler und Außenminister.



      Man muss aber Taxi fahren können und ggf. auch mal einen Polizisten bekämpfen.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Wenn in der Springerpresse WELT ein Artikel über Kevin Kühnert erscheint, dann liest man oft in den Kommentaren der WELT-Leser Ihren Satz „... mit einem der noch nie gearbeitet hat ...“. Merkwürdigerweise wird so ein Satz als Kommentar in der WELT aber niemals unter Artikeln geschrieben, die über Jens Spahn (CDU) handeln, obwohl der seit seinem 22. Lebensjahr im Bundestag sitzt und sich seitdem von den Bürgern mit Steuergeldern alimentieren lässt und das Wort „Arbeit“ sicherlich nur aus den Duden kennt.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Mangelnde formale Bildung ist nur dann ein Problem, wenn man nicht begreift wie der Laden "Bundesrepublik" läuft.

      Zumindest das versteht aber der Kühnert.

    • @Thomas_Ba_Wü:

      Noch nie gearbeitet? Das müssen sich junge Leute in der Politik oft anhören. Abgesehen davon, dass im Artikel steht, dass Kühnert Teilzeit für eine Abgeordnete im AGH arbeitet, möchte ich zu bedenken geben, dass die unbezahlte politische Arbeit, die er nebenbei leistet, kein Pappenstiel ist - und bei anderen jungen Leuten oft noch weniger Anerkennung erfährt, als bei einem so sichtbaren Amt. Mit Kommentator_innen wie Ihnen wird sich nichts daran ändern, dass das politische System weiter überaltert, statt auch attraktiv und partizipativer für junge Leute zu werden.

  • Aus meiner Sicht Herr Kühnert ist Ihre Parteivorsitzende aggressiv genug und auch sonst gibt es genug Aggressionen.

  • Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, als JUSO immer die SPD vor Augen zu haben, wie ein schlechtes Beispiel, um dann gerade dort die Karriereleiter zu erklimmen. Aber die vorsichtige Diktion des Herrn, sein Abwiegeln, Ausweichen und "Klarstellen" zeigt ja auf, dass er genau das beabsichtigt. Vermutlich mit Erfolg.

  • Macron wollte nicht "die Benzinsteuer erhöhen", sondern eine Ökosteuer einführen. Natürlich trifft das, wie hier das EEG, hauptsächlich die unteren sozialen Schichten. Zugunsten der Eigentümer der "grünen" Energieanlagen.

    Ausserdem ist es auch Unsinn, da Frankreich dank seiner AKWs nicht einmal die Hälfte des COs-Ausstoßen von Deutschland hat.

  • „Hey, wir sind wütend. Aber Rassismus lassen wir nicht zu“



    Ist das alles, was er nicht zulassen will? Von den Randalen, die von den Sympathisanten der Gelbwesten veranstaltet wurden, hat er sich interessanterweise NICHT distanziert. Wahrscheinlich gehört er zu jenen, die das als „engagiertes Demonstrieren“ bezeichnet. Möge er nie die Gelegenheit erhalten, Demonstrationen, gegen wen und was auch immer, zu organisieren!



    Noch was: Die Wortschöpfung „progressiver Populismus“ ist mir neu. Aber ich ahne bereits: Demnächst wird jeder Populist, der was auf sich hält, sich selbst als „progressiven Populisten“ loben und alle seine populistischen Konkurrenten als „reaktionäre Populisten“ verdammen!

  • "Aber mir hat bis heute keiner erklären können, warum beide Aspekte – Umverteilung und Liberalisierung – im Widerspruch zueinander stehen. Das ist doch kein Entweder-Oder!"

    Weil die dem Liberalismus innewohnende Individualität priorisiert und auch ökonomisch durchdekliniert wird, Kevin.

  • Die Fehlbesetzungen beim Personal der SPD haben einen neues Maximum erreicht. Der junge Herr hat offenbar wenig Lebenserfahrung und noch viel weniger Erfahrung in der Politik. Was ihn allerdings auszeichnet ist ein unerschütterliches Selbstvertrauen. Ich habe mich schon vor langem gefragt, ob er sich an den österreichischen Bundeskanzler Kurz ein Beispiel zu nehmen. Dieser hat zwar andere politische Zielsetzungen, ist aber genauso jugendlich eingebildet und fehl am Platz wie der JUSO.

  • 9G
    97684 (Profil gelöscht)

    "Blüht Ihnen eigentlich auch die typische Funktionärskarriere? Schröder und Nahles waren früher Juso-Vorsitzende."

    Was für ne Frage.

    Das sieht man doch jetzt schon bei dem ganzen ausweichenden Nebelpetarden werfen, das er da in dem Interview betreibt.Ganz der Pragmatiker, dem man jetzt schon den Realisten, den "gemachten Mann" der "Sachzwänge" anmerkt.



    Wies halt mit den Jahren so geht- mit dem gemeinenMann. Und als Resultate noch ne Menge mehr:



    Männliche Dysthymie und Besserwisserei des 50 jahrigen, damit dann Übergewicht als Panzer und Schutz gegen das Leben selber, Bluthochdruck, Diabetes.....

    • 9G
      97684 (Profil gelöscht)
      @97684 (Profil gelöscht):

      Ach, ich vergaß .

      Dementsprechend wird auch seine Politik aussehen.



      Verkopft, verquast,an den Bedürfnissen vorbei, kompliziert und unverständlich, pseudoethisch- bellizistisch, herrschaftstützend. Mit einem Wort - realistisch..Denn "wer Visionen hat sollte zum Arzt."



      So wie man SPD Politik halt kennt.

  • Also vor Kühnert, war Johanna Uekermann Vorsitzende der Jusos, die ist jetzt Mitglied des Parteivorstandes. Sascha Vogt, der das davor war, auch dort Mitglied.

    Franziska Drohsel ist hat die Wahl zur Bezirksstadträtin in Steglitz-Zehlendorf verloren und arbeitet jetzt als Juristin.

    Björn Böhning ist aktuell Beamteter Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Benjamin Mikfeld ist Abteilungsleiter für Leitung, Planung und Strategie im Bundesfinanzministerium und Niels Annen ist MdB und parlamentarischen Staatssekretär im Außenministerium und dann kommt Andrea Nahles, Vorsitzende der Jusos von 95 bis 99.

    Da erkenne ich doch ein Muster...

    • @Sven Günther:

      Ich erkenne nur das Muster, dass die Dröhsel die einzig ehrenwerte Person da ist. Die war auch politisch ziemlich okay, aber wohl eben nicht in diese ganzen parteitaktischen Spielchen involviert oder hatte keinen Bock darauf.

    • @Sven Günther:

      Als ob der Juso-Vorstand nur aus einem Vorsitz besteht. Schon mal auf die StellvertreterInnen geschaut? Dort haben auch schon Leute ehrenamtlich gearbeitet, die Vollzeitjobs in der Industrie gearbeitet haben. Ich habe ganz schönen Respekt davor. Aber schlagt ruhig weiterhin auf diese jungen Leute ein, die dafür brennen. Irgendwann muss man sich nicht mehr wundern, warum junge Leute sich für nichts mehr interessieren.

      • @Sven1234:

        Wo schlage ich denn auf Kühnert ein,



        weil ich aufzähle was die Vorgänger machen?

        Sinn dieser Jugendorganisation ist doch politischen Nachwuchs zu gewinnen, auch für höhere Positionen. Was sollte schlimm daran sein, eine solche Karriere zu machen?

        Und die Frage ging an Kühnert, in Nachfolge der Juso Vorsitzenden, das nicht jeder aus dem Juso Vorstand mal B9 bekommt, hab ich nie behauptet.

    • @Sven Günther:

      Das Muster sehe ich auch:

      Mehr Jusos weniger Wähler :)

  • Fazit: Die SPD ist ein Auslaufmodell. Was waren da früher für Persönlichkeiten. Und jetzt ..... sorry, als Hoffnung für die Zukunft, kommt der Typ nicht in Frage. Ich wünsche ihm Weisheit.

  • Ist die tazsche Frage zur Gleichberechtigung ernst gemeint? Im Sinne von Angela Merkel ist eine Frau als Staatschefin, also ist Gleichberechtigung hergestellt? Huch, habe ich verschlafen, wie das Patriarchat abgestorben ist?



    Kühnert analysiert das völlig korrekt: Homosexuelle werden ein bisschen weniger diskriminiert und dann soll es aber auch gut sein.