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Hetze gegen Tutsi in der DR KongoAllerhöchste Alarmstufe

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Im Osten Kongos wird Jagd auf Tutsi gemacht. Es ist das Ergebnis einer langen Kumpanei mit Völkermordtätern aus Ruanda.

Demonstrierende in Richtung der Grenze zwischen dem Kongo und Ruanda, 15. Juni Foto: reuters

W enn im Afrika der Großen Seen wütende junge Männer mit Steinen und Macheten durch die Straßen ziehen und dazu aufrufen, Tutsi zu jagen, ist allerhöchste Alarmstufe angesagt. Der Völkermord an Ruandas Tutsi 1994, dem rund eine Million Menschen zum Opfer fielen, hat die Geschichte der Region auf Dauer geprägt und wirft einen langen Schatten.

In Ruanda regiert bis heute die einst von Exil-Tutsi als Rebellenarmee gegründete Ruandische Patriotische Front (RPF) unter Paul Kagame, die 1994 dem Genozid ein Ende setzte und die Mörderarmee in die benachbarte Demokratische Republik Kongo (damals Zaire) vertrieb. Viele Völkermordtäter sind noch im Kongo militärisch aktiv und träumen von der Wiedereroberung Ruandas und der „endgültigen Lösung der Tutsi-Frage“, wie sie es nennen.

Ruanda ist 1996 und 1998 zweimal im Kongo einmarschiert, um zu verhindern, dass sich in der fernen Hauptstadt Kinshasa Regierungen etablieren, die mit den Völkermordtätern paktieren. Viele Kongolesen führen seitdem alles Leid ihres Landes auf Ruanda zurück und ignorieren die hausgemachten Gründe wie etwa die schamlose Selbstbereicherung einer schmalen Elite und die verbreitete Straflosigkeit für Gewalttäter.

Sie sehen in den im Kongo ansässigen ruandischsprachigen Tutsi eine fünfte Kolonne des Nachbar- und Feindeslands und nutzen die ehemaligen ruandischen Völkermordtäter als Alliierte für den Krieg gegen Ruanda, zu dem sie immer wieder erfolglos blasen. Die aus Kongos Demokratiebewegung hervorgegangene Regierungspartei UDPS (Union für Demokratie und sozialen Fortschritt) von Präsident Felix Tshisekedi zählt so manche antiruandischen Scharfmacher.

Die Pogrom- und Kriegsaufrufe, die jetzt wieder im Osten Kongos die Runde machen, sind Teil einer bis 1994 zurückreichenden Kumpanei zwischen Kongo und den Organisatoren des Völkermords an Ruandas Tutsi. Solange sich das Land davon nicht löst, wird das Afrika der Großen Seen nicht zum Frieden finden. Die internationale Zusammenarbeit mit der Region hat diese historischen Konfliktfaktoren in jüngster Zeit vernachlässigt. Ihre Überwindung gehört wieder ins Zentrum der Politik.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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2 Kommentare

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  • In Ruanda sitzen immer noch mehrere tausend Frauen wegen Beteiligung am Völkermord hinter Gittern. Ruanda hat meines Wissens auch einen der höchsten Frauenanteile in der Politik weltweit. Da Männer bei den Massakern als Todesopfer stark überwogen, betrug der Frauenanteil in Ruanda nach 94 fast 70%. Hier also explizit junge Männer als ausschließliche Täter zu nennen ist doch dann ein Vorurteil?

    • @Šarru-kīnu:

      Oje, oje.

      Es mag ja sein, dass heutzutage in Ruanda viele Frauen in der Politik zu finden sind, 1994 war das aber ganz sicher nicht so.



      Ich kann auch aus dem Text nicht ersehen, dass hier ausschließlich junge Männer als Täter genannt werden. Wo wird dann da was zum Alter gesagt? Und haben Sie denn schon mal was gehört von einer weiblichen Führung der FDLR?