Gründung der Werteunion-Partei: Mit Maaßen, aber ohne Mitte
Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen will seinen ultrakonservativen Verein zur Partei machen. Eine Brandmauer zur AfD gibt es nicht.
Nach Angaben von Maaßen soll deren Mitgliedschaft am Samstag in Erfurt bei einer Versammlung über eine Übertragung des Namensrechts auf eine neu zu gründende Partei abstimmen. Dafür bräuchte es innerhalb der Mitgliedschaft eine Zwei-Drittel-Mehrheit, denkbar wäre ansonsten eine Abspaltung.
Der 61-jährige Maaßen hat mehrfach angekündigt, eine eigene Partei zu gründen und mit dieser bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg im Herbst antreten zu wollen. Eine Abgrenzung zur AfD soll es dabei nicht geben.
In einem Gespräch mit einer rechten bis verschwörungsideologischen Plattform sagte er Anfang Januar, dass er sich selbst nicht als nationalistisch sehe, aber dennoch mit der AfD sprechen würde: „Ich bin gegen Brandmauern gegenüber Menschen, Gruppierungen und Parteien.“ So besteht zumindest das Risiko, dass er sich mit einer erfolgreichen Neugründung der AfD andienen könnte, um eine Mehrheit mit der extrem rechten Partei auszuloten.
Tipps für Frauke Petry
Der Versuch passt ins Bild: Angetreten war er eigentlich, um nach dem Versagen beim rechten Terrornetzwerk NSU Vertrauen in den Verfassungsschutz wieder herzustellen. Während seiner Zeit als Verfassungsschutzpräsident warfen ihm aber viele vor, seine schützende Hand über die AfD zu halten. Während seiner Amtszeit soll er etwa im direkten Gespräch der damaligen Parteichefin Frauke Petry Tipps gegeben haben, wie man eine Beobachtung umgehen könne, ebenso soll er sehr zurückhaltend bei der Beobachtung der rechtsextremen Identitären Bewegung gewesen sein.
Auch hatte er als VS-Präsident etwa die Existenz rechter Hetzjagden in Chemnitz 2018 angezweifelt, was ihn am Ende unter anderem den Job kostete. Nach seiner Demission beim Geheimdienst trat er als rechtskonservatives CDU-Mitglied dem Verein Werteunion bei und war zeitweise unter anderem für die Medienkanzlei Höcker tätig, die pikanterweise die AfD auch im Verfahren gegen den Verfassungsschutz vertritt. In der Union blinkte er nach rechts und hielt auch dort Koalitionen mit der AfD für denkbar.
Mit einer Direktkandidatur für den Bundestag in Südthüringen scheiterte er 2021 deutlich. Letztlich führte mangelnde Abgrenzung nach rechts auch zu seinem Anfang 2023 initiierten Parteiausschlussverfahren in der CDU, wo ihm „Sprache aus dem Milieu der Antisemiten und Verschwörungsideologen bis hin zu völkischen Ausdrucksweisen“ vorgeworfen wurde.
Maaßen blinkt gerne rechts
Der Vorwurf kommt nicht von ungefähr: Maaßen hat vielfältigen verschwörungsideologischen bis rechtsextremen Medien Interviews gegeben und sorgte mit Provokationen und teils auch antisemitischen Vokabular für eine Anschlussfähigkeit rechtsextremer Milieus an rechtskonservative Kreise. Er sprach von Staatsmedien, Kartellparteien, Ökosozialismus und Gender-Wokismus, beklagte sich über „Globalisten“.
Zuletzt klang es gar nach völkischer AfD, als er von einer „grün-roten Rassenlehre“ sprach, „nach der Weiße als minderwertige Rasse angesehen werden und man deshalb arabische und afrikanische Männer ins Land holen müsse“ oder wenn er einen „eliminatorischen Rassismus gegen Weiße“ beklagte.
Gerüchte um eine eigene Parteigründung halten sich bereits seit einigen Monaten. Ob diese erfolgreich wird, ist unklar. Es sind bereits diverse Parteineugründungen zwischen CDU und AfD gescheitert. Ausgegangen waren sie vor allem von ausgetretenen AfD-Politikern, denen die Radikalisierung in der AfD zu weit ging oder die keine Machtoptionen mehr hatten, und die mit neuen Projekten reihenweise in der Bedeutungslosigkeit versanken.
Donnerstag, 25. Januar
Friedrichshafen, Bahnhof, 14 Uhr
Hagen, Friedrich-Ebert-Platz, 18 Uhr
Kempten, Hildegardplatz (vorauss.), 18 Uhr
Mönchengladbach, Sonnenhausplatz, 18 Uhr
Mühlhausen, Obermarkt, 18 Uhr
Rostock, Neuer Markt, 17 Uhr
Siegen, Bismarckplatz, 17.30 Uhr
Weidenau, Bismarckplatz, 17.30 Uhr
Wiesbaden, Hauptbahnhof, 18 Uhr
Freitag, 26. Januar
Bad Säckingen, Münsterplatz, 17 Uhr
Delbrück, Alter Markt, 17 Uhr
Dorsten, Marktplatz, 17.30 Uhr
Eppingen, Marktplatz, 18 Uhr
Ettlingen-Oberweier, Ufgaustraße, 17.30 Uhr
Frankfurt am Main, Roßmarkt, 17 Uhr
Fürth, Grüner Markt, 17 Uhr
Helmstedt, Markt, 16 Uhr
Herford, Rathaus, 18 Uhr
Herne, Europaplatz, 17 Uhr
Hückeswagen, Bahnhofsplatz, 17 Uhr
Ingelheim, Fridtjof-Nansen-Platz, 17.30 Uhr
Königswinter, Rathausplatz Altstadt, 16 Uhr
Mosbach, Bahnhof, 18 Uhr
Neuruppin, Schulplatz, 17 Uhr
Neustadt am Rübenberge, Marktplatz, 16 Uhr
Neustadt in Holstein, Marktplatz, 17 Uhr
Nordhorn, Bahnhof, 17.30 Uhr
Oberursel, Marktplatz, 18 Uhr
Puderbach, Dorfgemeinschaftshaus, 17.30 Uhr
Reutlingen, Marktplatz, 17 Uhr
Rüsselsheim am Main, Bahnhofsplatz, 17 Uhr
Saalfeld, Markt, 16 Uhr
Saarbrücken, Landwehrplatz, 17.30 Uhr
Stadthagen, Marktplatz, 15 Uhr
Uelzen, Herzogenplatz
Unna, Rathausplatz, 16.30 Uhr
Wülfrath, Heumarkt, 16 Uhr
Samstag, 27. Januar
Aachen, Hauptbahnhof, 13 Uhr
Aichach, Stadtplatz, 16 Uhr
Aschaffenburg, Theaterplatz, 16 Uhr
Bad Breisig, Kurpar, 11 Uhr
Bad Honnef, Marktplatz, 18 Uhr
Bargteheide, Rathaus, 11.30 Uhr
Bautzen, Hauptmarkt, 14 Uhr
Berlin-Pankow, Ehemaliges jüdisches Waisenhaus, 18 Uhr
Biberach an der Riss, Marktplatz, 15.00 Uhr
Bingen, Bürgermeister-Neff-Platz, 12 Uhr
Bitburg, Bedaplatz, 14 Uhr
Böblingen, Elbenplatz, 15 Uhr
Borken, Marktplatz, 14 Uhr
Borkheide, Marktplatz, 16 Uhr
Brandenburg an der Havel, Nicolaiplatz, 13 Uhr
Buchholz (Nordheide), Peets Hoff, 13 Uhr
Bünde, Tönnies Wellensiek Platz, 12 Uhr
Cloppenburg, Platze an der Roten Schule, 14 Uhr
Cuxhaven, Ritzebüttler Marktplatz, 12 Uhr
Datteln, Neumarkt, 12 Uhr
Dillingen an der Donau, Schlossplatz, 13.30 Uhr
Dinslaken, Neutorplatz, 16 Uhr
Döbeln, Obermarkt, 14 Uhr
Dornstetten, Marktplatz, 14 Uhr
Düren, Kaiserplatz, 12 Uhr
Düsseldorf, DGB-Haus, 12 Uhr
Eichwalde, Marktplatz, 16 Uhr
Eisenach, Markt, 13 Uhr
Elmshorn, Alter Markt, 11.55 Uhr
Emden, Rathausplatz, 13 Uhr
Erftstadt, Marktplatz Lechenich, 14 Uhr
Eschwege, Marktplatz, 11 Uhr
Eschweiler, Dreieinigkeitskirche, 10 Uhr
Frankenthal, Rathausplatz, 12 Uhr
Frankfurt (Oder), Bahnhof, 13 Uhr
Füssen, Stadtbrunnen, 14.30 Uhr
Gelsenkirchen, Heinrich König Platz, 17 Uhr und Hans-Sachs-Haus, Ebertstraße 11, 17.30
Gera, Marktplatz, 15 Uhr
Göppingen, Schlossplatz, 12.30 Uhr
Goslar, Marktplatz, 12 Uhr
Gummersbach, Lindenplatz, 11 Uhr
Haltern am See, Marktplatz, 18 Uhr
Hamburg, Schatzmeisterstraße, 13 Uhr
Hankensbüttel, Mahnmal, Steimker Straße, 17 Uhr
Heide, Südermarkt, 10 Uhr
Heidenheim, Hauptstr. Elmar Doch Haus, 10 Uhr
Heilbad Heiligenstadt, Friedensplatz, 15.30 Uhr
Herten, Otto-Wels-Platz, 13 Uhr
Herzberg Elster, Markt 1, 15 Uhr
Hildesheim, Marktplatz, 15.30 Uhr
Hof, Kugelbrunnen, 16 Uhr
Hofheim, Kelereiplatz, 10 Uhr
Holzminden, Marktplatz, 11.55 Uhr
Husum/Nordfriesland, Kreishaus, 13 Uhr
Idar-Oberstein, Marktplatz Oberstein, 17 Uhr
Idstein, König Adolf Platz = Vor dem Rathaus, 13 Uhr
Ingolstadt, Xaver Mayer – Haus der Mode / Fußgängerzone 11 Uhr
Kaiserslautern, Stiftskirche, 11 Uhr
Kamen auf dem Alten Markt, 11 Uhr
Kirchheim unter Teck, Marktplatz, 12.30 Uhr
Kitzingen, Marktplatz, 16 Uhr
Köln, Roncalliplatz, 14 Uhr
Landsberg am Lech, Georg-Hellmair-Platz, 12.30 Uhr
Lindau, Bismarckplatz, 10.45 Uhr
Lörrach, Rathausplatz, 12 Uhr
Lübeck, Altstadt, 13 Uhr
Mannheim, Alter Messplatz, 16 Uhr
Marienthal, Schatzmeisterstr. 43, 13 Uhr
Marl, Rathausplatz, 15 Uhr
Memmingen, Marktplatz, 16 Uhr
Menden, Rathausplatz, 10.30 Uhr
Michelstadt, Rathausplatz, 11.30 Uhr
Moers, Synagogenbogen, 11 Uhr
Müllheim im Markgräflerland, Markgräfler Platz, 11 Uhr
Neukirchen-Vluyn, Vluyner Platz, 14 Uhr
Neumarkt i.d.Opf., Rathaus, 11 Uhr
Neuruppin, Rosengarten/OdF-Denkmal, 16 Uhr
Neustadt an der Weinstraße, Marktplatz, 15 Uhr
Oelde, Marktplatz, 16 Uhr
Öhringen, Marktplatz, 14.30 Uhr
Oranienburg, Bahnhof, 13 Uhr
Osnabrück, Marktplatz/Rathaus, 10.30 Uhr und Theater Osnabrück, 16 Uhr
Papenburg, St. Antonius Kirche, 14 Uhr
Passau, Klostergarten, 14 Uhr
Plauen, Altmarkt, 13 Uhr
Ravensburg, Bahnhof, 14.30
Rendsburg, Schloßplatz, 11.30 Uhr
Rösrath, Bahnhof, 11 Uhr
Sangerhausen, Marktplatz Sangerhausen, 14 Uhr
Schwäbisch Hall, Marktplatz, 12 Uhr
Schweinfurt, Marktplatz, 11.55 Uhr
Schwentinental, Haus der Kirche zum Rathaus, 10 Uhr
Schwerte, Postplatz, 11 bis 18 Uhr
Singen, Vesperkirche (Lutherkirche), 10 Uhr
Straubing, Ludwigsplatz, 14.30 Uhr
Stuttgart, Schlossplatz, 15 Uhr
Traunstein, Bahnhofsplatz, 14 Uhr
Trier, Hauptmarkt, 15 Uhr
Troisdorf, Kölner Platz, 15 Uhr
Tübingen, Marktplatz, 14 Uhr
Uslar, Am Rathaus, 13 Uhr
Villingen-Schwenningen, Latschariplatz, 12 Uhr
Waltrop, Rathaus, 15 Uhr
Wehrheim, Wehrheimer Mitte, 13.30 Uhr
Weißwasser/Oberlausitz, Marktplatz, 10 Uhr
Wermelskirchen, Rathausplatz, 16 Uhr
Wismar, Bahnhof, 12 Uhr
Wittenberg (Lutherstadt), Marktplatz, 16 Uhr
Wittstock, Marktplatz, 15 Uhr
Wohld-Schandelah, Gedenkstätte, 12 Uhr
Worms, Otto-Wels-Platz, 11 Uhr
Xanten, Marktplatz, 12 Uhr
Zossen, Dreifaltichkeitskirche, 17 Uhr
Zweibrücken, Hallplatz, 12 Uhr
Zwiesel, Stadtplatz Regen, 14.30 Uhr
Sonntag, 28. Januar
Ahrweiler, Bahnhof, 14 Uhr
Bernkastel-Kues, Forumsplatz Kues, 11 Uhr
Bremerhaven, Theodor-Heuss-Platz, 15 Uhr
Boppard, Rheinallee, am Musikpavillon, 11 Uhr
Cochem, Endertplatz, 15 Uhr
Demmin, Markt, 14 Uhr
Dülmen, Marktplatz, 15 Uhr
Heppenheim, Landratsamt/Parkanlage, 15 Uhr
Konz, Marktplatz, 11.45 Uhr
Lindenberg, Stadtplatz, 14 Uhr
Müllheim, Platz vor dem Jüdischen Friedhof, 15 Uhr
Neuss, Münsterplatz, 14 Uhr
Neuwied, Aula des Werner-Heisenberg-Gymnasium, 17 Uhr
Nordhausen, Rathausplatz, 17 Uhr
Trier, Porta Nigra, 14 Uhr
Wittlich, 14 Uhr
Montag, 29. Januar
Viersen, 10.30
Wiesdorf, Vor dem Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz, 19 Uhr
Dienstag, 30. Januar
Bad Kreuznach, Kornmarkt, 17 Uhr
Bielefeld, auf dem Jahnplatz, 18 Uhr
Donnerstag, 1. Februar
Hachenburg, Alter Markt, 18 Uhr
Freitag, 2. Februar
Brilon auf dem Marktplatz, 17 Uhr
Neheim, 16.30 Uhr
Simmern/Hunsrück, Hunsrückhalle, 17 Uhr
Viersen, Remigiusplatz, 16 Uhr
Samstag, 3. Februar
Augsburg, Rathausplatz, 14 Uhr
Berlin, Bundestag, 13 Uhr
Kempten, Forum Allgäu, 14 Uhr
Krefeld, Platz der Wiedervereinigung, 14 Uhr
Lörrach, Fabric Areal, 11 Uhr
Ludwigshafen, Berliner Platz, 14 Uhr
Neuwied, Luisenplatz, 11 Uhr
Nürnberg, Kornmarkt Nürnberg, 16 Uhr
6. Februar
Deggendorf, Oberer Stadtplatz, 18 Uhr
24. Februar
Stuttgart
Diese Liste wird nicht mehr aktualisiert. Neuer Ort: https://taz.de/Potsdamer-Radikalen-Treffen/!5986542
Termin-Hinweise bitte an: demohinweise ät taz.de
Da wären etwa Bernd Lucke mit Alfa oder den Liberal-Konservativen Reformern (LKR), Frauke Petry mit der Blauen Partei, Jörg Meuthen, der hoffte das katholische Zentrum wieder zu beleben oder Steffen Große mit der Ausgründung aus einem Sammelbecken aus Law-and-Order-Populist*innen und versprengter ausgetretener und rausgeekelter AfDler im Bündnis Deutschland. Mit den Freien Wählern gibt es eine weitere Konkurrenzveranstaltung in diesem umkämpften Segment.
Streit schon vor Beginn
Maaßen sagte, er lade verschiedene Kleinparteien ein, sich seinem Projekt anzuschließen. Vorbereitungen, die Kräfte zu bündeln, gibt es schon länger, angeblich soll es auch finanzkräftige Unterstützer*innen geben. Ebenso sollten zumindest zwischenzeitlich diverse AfD-Abgeordnete aus Landtagen und Bundestag zugesagt haben, einer möglichen Neugründung beizutreten.
Allerdings krachte es offenbar bereits während der Vorbereitung zur Parteigründung. Ein abgestimmtes gemeinsames Vorgehen scheiterte nach taz-Informationen, weil Maaßen es nun doch favorisierte, zunächst im Alleingang die Werteunion als Partei zu gründen.
Ebenso gab es Werteunion-interne Verstimmungen: So sollte Markus Krall, ein rechtsoffener und ultralibertärer Chrash-Prophet und ehemaliger Geschäftsführer des Goldhandels Degussa nun anders als ursprünglich geplant wohl doch nur eine untergeordnete Rolle spielen. Maaßen zufolge sei Krall nicht für eine Führungsposition geeignet, weil er manchmal über das Ziel hinaus schieße. Tatsächlich hatte Krall in der Vergangenheit krude Positionen vertreten, leugnet den menschengemachten Klimawandel und hat etwa bei einem Vortrag bei der AfD Sachsen vorgeschlagen, Arbeitslosen das Wahlrecht abzuerkennen.
Krall und Maaßen haben sich inzwischen scheinbar wieder zusammengerauft. So soll Krall laut Maaßen Impulse für die politische Programmatik geben, er schätze dessen „marktwirtschaftlich geprägte Expertise“. Krall selbst schrieb in einem Statement, die neue Partei sei wichtiger „als die möglichen Befindlichkeiten eines Markus Krall“. Es sei „jetzt nicht der Moment für beleidigte Leberwürste, für Pussies und für Warmduscher“. Am Samstag soll er eine Rede bei der Mitgliederversammlung der Werteunion halten.
Wundertüte und Projektionsfläche
Die inhaltliche Ausrichtung des neuen Projekt ist noch irgendwo zwischen Projektionsfläche und Wundertüte. Ziemlich sicher enthalten sein dürften eine restriktive Migrationspolitik, Law-and-Order-Forderungen, Sozialabbau, Rückbau von EU-Kompetenzen und Steuersenkungen für Reiche sein.
Und auch eine gute Portion Selbstüberschätzung wird kaum fehlen: Maaßen rechnet mit Rückenwind auch aus der Union. Nach seiner Einschätzung könnte er nach Ende des Jahres in drei Landtagen vertreten sein und bereits Regierungspolitik machen. „Ich mache nicht Politik für die Opposition“, sagte er einem rechten Medienportal. Danach wolle er in Berlin durchstarten. Maaßen hält es für realistisch, „dass wir dann auch schon direkt in politischer Verantwortung nach der Bundestagswahl 2025 sind“.
Das tatsächliche Potential einer künftigen Maaßen-Partei ist unterdessen schwer einzuschätzen. Neben der Anzahl der Parteien nimmt derzeit auch die der flüchtigen Umfragen zu, die wöchentlich wahlweise per „Umfrage-Hammer“ oder „Schock-Umfrage“ mit neuen Höchstwerten für die AfD beunruhigen oder Fantasiewerte für noch nicht einmal gegründete oder gerade in Gründung befindliche Parteien erheben.
So dürfte Vorsicht geboten sein, wenn es zuletzt vom Umfrage-Institut Insa hieß, dass das Bündnis Sarah Wagenknecht in Brandenburg aus dem Stand auf 13 Prozent kommen könnte. Eine sechs Tage zuvor veröffentlichte Forsa-Erhebung sah Wagenknechts Partei unter der Fünf-Prozent-Hürde bei 4 Prozent, was allerdings fast unterging.
Gemischte Gefühle
Ähnlich viel Aufregung gibt es nun um eine Umfrage zur mutmaßlich in Gründung befindlichen Maaßen-Partei. Laut einer Insa-Umfrage im Auftrag der rechtsextremen Zeitung Junge Freiheit könnten sich angeblich 15 Prozent bundesweit vorstellen, dessen Partei zu wählen. Dass der Insa-Gründer als ehemaliges Mitglied der Werteunion durchaus Sympathien für das Projekt haben könnte, wird aber über die landesweit verschickten Ticker-Meldungen nicht mitverbreitet.
Gemischte Gefühle dürften sich nach einer Parteineugründung besonders bei der CDU in Thüringen einstellen. Das langwierig und rechtlich schwer durchsetzbare Parteiausschlussverfahren gegen Maaßen wäre damit zwar obsolet, weil man nicht in zwei Parteien sein darf. Zudem wäre man die querschießenden Leute von der Werteunion los, die zuletzt immer wieder Aufregung gesorgt hatten – etwa durch Teilnahmen am von Correctiv aufgedeckten Potsdamer Geheimtreffen mit Neonazis und AfD-Politikern.
Auf der anderen Seite aber könnte eine Maaßen-Partei durchaus ein paar Prozente kosten – insbesondere in Thüringen, wo Maaßen bereits für die CDU antrat und in den eigenen Reihen durchaus Promi-Status genießt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Comeback der K-Gruppen
Ein Heilsversprechen für junge Kader
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Liberale in der „D-Day“-Krise
Marco Buschmann folgt Djir-Sarai als FDP-Generalsekretär