Größte Klimasünder der Welt: Die dreckigen drei
Wer ist der größte Klimasünder? China? Die USA? Die EU? Es kommt drauf an, wie man rechnet. Das Ergebnis kann durchaus überraschen.
Schaut man auf die „historischen Emissionen“, mit denen die Staaten die Atmosphäre seit der Industriellen Revolution belastet haben, dann sind die USA der größte Klimaschädling. Es folgen laut einer Studie des Thinktanks „Climate Analytics“ die EU und China. Diese großen drei sind für etwa die Hälfte der bisherigen Erwärmung verantwortlich. Mit Abstand folgen dann Russland, Indien und Brasilien.
Nimmt man wiederum den aktuellen Ausstoß pro Kopf der Bevölkerung zum Maßstab, führen vor allem die reichen Ölstaaten mit hohem Einkommen: Katar mit 37 Tonnen, die Vereinigten Arabischen Emirate mit 21, dann Saudi-Arabien und Kuwait. Die USA, Kanada und Australien emittieren jeweils etwa 16 Tonnen pro Kopf. Die EU kommt auf einen Schnitt von etwa 7 Tonnen, weltweit sind es im Schnitt 5 Tonnen CO2 pro Kopf – weniger als 2 Tonnen pro Einwohner gelten als verträglich mit dem Klimaziel von 2 Grad.
Von einem „gerechten“ Wert weit entfernt
Unter den Konzernen belegt der chinesische Kohlegigant China Coal den ersten Rang bei den Verschmutzern. Im „Carbon Majors Report“ von 2017 listet der britische Thinktank Carbon Disclosure Project die dreckigsten Unternehmen der Welt auf. Demnach sind allein die 25 größten Verschmutzer für mehr als die Hälfte aller CO2-Emissionen seit 1988 verantwortlich, als der Klimawandel offiziell als Problem erkannt wurde. Nach China Coal kommen die Staatskonzerne Saudi Aramco, Gazprom und Iranian Oil. An Platz 5 folgt das erste private Unternehmen: ExxonMobil, dann Coal India, Petroleos Mexikanos, Russia Coal und Royal Dutch Shell. Erster und einziger deutscher Konzern auf der Liste ist RWE auf Rang 41.
Und damit kommen wir zu Deutschland. Die Bundesrepublik verursacht zwar nur etwa 2 Prozent aller Klimagase weltweit – aber die Deutschen stellen auch nur etwa 1 Prozent der Weltbevölkerung. Schon für einen weltweit „gerechten“ Durchschnitt müssten die Emissionen also halbiert werden.
In diesen Tagen dreht sich alles ums Klima. Aus dem einsamen Protest von Greta Thunberg in Stockholm ist eine globale Bewegung geworden. Sie ruft zum weltweiten Streik auf. Am 20. September protestiert „Fridays For Future“ in 400 deutschen Städten, weltweit soll es 2.000 Aktionen in 120 Ländern geben. Gleichzeitig stellt die Bundesregierung die Weichen für eine strengere Klimapolitik.
Die taz ist Teil der Kampagne „Covering Climate Now“. Mehr als 200 Medien weltweit setzen bis zum UN-Klimagipfel vom 21. bis 23. September in New York gemeinsam genau ein Thema: Klima, Klima, Klima.
++ Klima-Abos ++: Sie erhalten 5 Wochen die digitale taz und samstags die gedruckte taz am Wochenende, zusammen für 10 Euro. Davon gehen 2,50 Euro als Spende an atmosfair. SchülerInnen und Studierende können die taz 14 Tage lang kostenlos testen. (Beide Probeabos enden automatisch)
Historisch betrachtet ist Deutschland für etwa 4 Prozent des Problems verantwortlich. Mit etwa 9 Tonnen CO2 pro Kopf liegt es weltweit auf Rang 29 der dreckigsten Länder. Auch ist der deutsche Ausstoß pro Kopf und absolut deutlich höher als im Schnitt der EU. Der Grund: Deutschland ist ein reiches Land. Im weltweiten Vergleich steigt meist der CO2-Ausstoß mit Wohlstand und Sozialprodukt eines Landes an.
Die größten CO2-Schleudern in Deutschland sind die Braunkohlekraftwerke. Allein der Meiler Neurath im rheinischen Revier stieß 2018 rund 32 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus – fast so viel wie ganz Dänemark. Dichtauf folgen die Kraftwerke Niederaußem, Jänschwalde, Weisweiler, Schwarze Pumpe, Lippendorf und Boxberg. Unter den 10 größten CO2-Verschmutzern in der EU belegt Deutschland nach dem polnischen Werk Bełchatów die Plätze 2 bis 7 sowie Platz 9.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind