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Größere AutosPkws in der EU immer breiter

In der EU zugelassene neue Autos sind in den 20 Jahren im Schnitt deutlich breiter geworden. Die Umwelthilfe fordert höhere Parkgebühren für große Autos.

Autos werden immer breiter – Tendenz steigend Foto: Paul Langrock

Berlin taz | In der EU zugelassene neue Autos sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten im Schnitt um zehn Zentimeter breiter geworden – Tendenz steigend. „Autos werden alle zwei Jahre einen Zentimeter breiter“, heißt es in einer Studie der NGO Transport & Environment, die am Montag veröffentlicht wurde.

Ein neuer Pkw hat durchschnittlich eine Breite von 180,3 Zentimetern, 2001 waren es nur 170,5 Zentimeter. Im EU-Vergleich sind Autos in Deutschland mit 181,5 Zentimetern am üppigsten. Ein besonders drastisches Beispiel: Das Modell Land Rover Defender wurde in nur sechs Jahren um 20,6 Zentimeter breiter.

Besorgniserregend sei, dass sich der Trend zu SUVs und Pick-ups mit einer Breite von mehr als 200 Zentimetern fortsetze, heißt es in der Studie. Allerdings werden nicht nur diese Modelle immer breiter, sondern auch die Standardfahrzeuge. „Wenn wir jetzt nicht handeln, wird den Menschen immer mehr kostbarer öffentlicher Raum durch immer größere Autos genommen“, sagt Barbara Stoll von Transport & Environment.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert Maßnahmen gegen die immer ausladenderen Fahrzeuge. Denn die übergroßen Autos blockierten zunehmend Gehwege und Grünflächen, außerdem gefährdeten sie Menschen, die zu Fuß oder auf dem Rad unterwegs seien. Außerdem führt die zunehmende Breite zu erheblichen Problemen im öffentlichen Verkehr, warnt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Das gilt etwa für enge Straßen, auf denen geparkt werden darf. „Es besteht die Gefahr, dass Busse oder Lieferfahrzeuge nicht mehr durchkommen“, sagte Resch der taz. „Monsterfahrzeuge sind sehr populär, deshalb wird das Problem zunehmen.“

Parkplätze zu klein

Rechtlich steht der steten Vergrößerung nichts entgegen. Die EU schreibt vor, dass Nutzfahrzeuge maximal 255 Zentimeter breit sein dürfen. Für Pkws gibt es keine Vorgaben, neue Modelle können theoretisch bis zu dieser Größe ausgedehnt werden. Das muss sich ändern, fordert Resch. „So wie es verbindliche Vorgaben zur maximalen Größe von schweren Nutzfahrzeugen gibt, braucht es endlich auch Größen- und Gewichtsvorgaben für Pkws, damit diese nicht weiter über stadtverträgliche Dimensionen hinauswachsen“, sagt er.

Auf regulären Parkflächen ist es für Fah­re­r:in­nen übergroßer Autos oft schwer, genug Platz zu finden. In herkömmliche Parktaschen etwa passen sie mitunter nicht. Deshalb werden Forderungen lauter, Parkplätze zu vergrößern. Die Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen zum Beispiel, die das technische Regelwerk für den Verkehr in Deutschland erstellt, hat sich dafür ausgesprochen. Sie empfiehlt breitere Parkplätze: statt 2,50 Meter sollen sie 2,65 Meter groß werden. Das bezieht sich allerdings nur auf Neubauten, nicht auf bestehende Parkplätze.

Für DUH-Geschäftsführer Resch ist das nicht die richtige Lösung. Sein Vorschlag: Die wuchtigen Fahrzeuge sollten außerhalb der Innenstädte abgestellt werden müssen, etwa auf Flächen, die für Lkws ausgewiesen sind. „Damit ist eine gewisse Stigmatisierung verbunden“, räumt er ein. „Die führt dazu, dass sich Käufer genau überlegen, ob sie sich so ein Fahrzeug kaufen oder nicht.“

Außerdem sollten Fah­re­r:in­nen von SUVs und anderen exorbitant großen Autos mehr fürs Parken zahlen müssen, fordert Resch. Die Städte und Gemeinden müssten für größere Autos auch höhere Gebühren festlegen.

Doch noch ist das nicht so einfach, wie das Beispiel Freiburg zeigt. Die Stadt wollte gestaffelte Preise beim Anwohnerparken einführen, Hal­te­r:in­nen großer Autos sollten mehr zahlen als die kleiner. Die Rich­te­r:in­nen des Bundesverwaltungsgerichts sahen darin eine nicht zulässige Unterscheidung und kassierten das Vorhaben. „Wir brauchen die rechtliche Regelung, die es den Städten erlauben, unterschiedlich hohe Parkgebühren einzuführen“, sagt Resch. Das wäre etwa mit einer Änderung der Straßenverkehrsordnung schnell möglich.

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15 Kommentare

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  • In jungen Jahren habe ich von Berufs wegen verunfallte Autos repariert. Ich weiß, was die - besonders bei einem Seitenaufprall - konnten bzw. nicht abkonnten. Niemand will mehr hinter der 5cm dünnen Tür eines R5 sitzen - und das ist gut so.

  • Tja, mehr Schein als Sein, wird in der Automobilindustrie seit 20 Jahren auf die Spitze getrieben. Außen immer größer, innen immer weniger Platz.

    Daraus lässt sich aber nicht zwingend schließen, dass Fahrzeuge immer schwerer ("wuchtiger") werden!

    Spätestens seit den 90ern, wo diverse karrosserietechnische Sicherheitsaspekte in alle Fahrzeuge Einzug hielten, wurde deutlich eine Tonne überschritten. Daran hat sich bei Verbrennern bis heute nichts geändert. Ein Passat wog auch vor 20 Jahren 1,5 Tonnen.

    Es geht eigentlich nur um die Größe ... am Ende des Verkaufsgespräches, steht der Käufer vor dem Auto und sitzt nicht darin. Zumindest von außen betrachtet, bekommt der geneigte Käufer heute "viel" Auto für immer mehr Geld.

  • Eigentlich sollten die BetreiberInnen älterer Parkhäuser damit anfangen, wo die Plätze noch enger sind, allein schon aus kommerziellem Eigeninteresse. Dort ist häufig zu beobachten, dass SUVs auf anderthalb bis zwei markierten Plätzen abgestellt werden, was doch eigentlich ein hinreichender Grund wäre, die doppelte Gebühr zu kassieren. Zumal dadurch auch die Anzeige der Anzahl freier Plätze nicht mehr stimmt, was zu noch mehr Ärger führen kann.

  • Besteuern nach Gewicht, und zwar progressiv. Dickschiffe sind nicht nur länger und breiter, sie wiegen auch mehr.

    • @Carsten S.:

      Steuer nach Gewicht ist eine gute Idee.

      Ich finde eine Steuer nach Luftwiderstand besser: Breite * Höhe * cw-Wert * Höchstgeschwindigkeit * Höchstgeschwindigkeit * Betrag X.

      Ja, Geschwindigkeit zwei mal. So verhält sich die Luft halt.

      Da ist dann alles drin: Größe, Umweltbelastung und Emissionen.



      Und wer Steuern sparen will, kann sich ja Tempo 130 fest einbauen lassen ;-).

    • @Carsten S.:

      Zu den schwersten Fahrzeugen gehören E-Autos, aufgrund des Akkus.

  • Gegenangebot: Viel mehr kleine Parkplätze für Kleinwagen und die dafür billiger machen.

  • Ich fahre seit vielen Jahren einen Kleinwagen, auch in der Stadt. Ich hatte im laufenden und auch ruhenden Straßenverkehr noch nie Probleme mit einem SUV, eher mit rücksichtslosen Radfahrern, denen die Verkehrsregeln vollkommen egal sind. Lasst den Leuten doch ihren Spass. Vielleicht hatte ich in diesen Jahren aber einfach nur Glück.

    • @Filou:

      Dicke Autos bremsen den Verkehrsfluss, teilweise muss angehalten werden um die Gegenspur vorbeizulassen, auch schö cht für den Radfahrer auf dem Fahrbahnradweg. Als Autofahrer: Innerstädtisch führt es zu mehr Staus, außerorts auf kleinen Landstraßen wird es auch mal Lebensgefährlich. Hier sollte die Politik ansetzen und Autobreiten wieder reduzieren.

  • Bitte was? Es ist nicht zulässig für Autos, die zwei Parkplätze einnehmen mehr Parkgebühren zu verlangen als für Autos, die auf einen Parkplatz passen? Welcher Richter hat denn da Angst um seinen eigenen SUV gehabt?



    Genauso die Forderung, Parkplätze größer zu machen. Damit noch weniger Autos parken können, während alle immer nach mehr Parkplätzen rufen.



    Ist schon nervig genug, dass auf Autobahnbaustellen die zweite Spur breiter gemacht wurde, statt den Leuten einen Grund zu geben, beim Autokauf besser aufzupassen. Aber da ohnehin nie kontrolliert wurde, ob die Autos, die da fahren auch da fahren durften, irgendwie schon konsequent, dann auch den Platz anzupassen.



    Wenn die Autos wenigstens innen auch mehr Platz hätten. Aber als mir mal ein SUV-Fahrer beim Umzug helfen wollte, musste er passen. Da konnte ich zu Fuß mehr bewegen.

  • Warum nicht bestehende Parkplätze verbreitern? In Parkhäusern und Garagen sind eventuell die Säulen im Weg, aber Parkflächen bei Einkaufs- oder Fachmarktzentren? Ausgewiesene Parkplätze in der Stadt? Am Bahnhof?

    Wer oft genug bei „Reise nach Jerusalem“ (nicht politisch gemeint) verliert, lässt es irgendwann vielleicht bleiben.

    • @wachpfosten:

      Im kommerziellen Bereich passiert das bereits. Neuere Einkaufszentren und Parkhäuser haben deutlich breitere Parkplätze. Ändert aber offenbar nichts am Autoverhalten.

  • Leergewicht begrenzen waere ne tolle Idee. Je hoeher das Gewicht, desto hoeher die Strassenabnutzung, Energieverbrauch und Unfallschaeden. Leichtbauautos brauchen wir.

    Aber was machen wir dann mit den ganzen E-Tankstellen, wenn die dazugehoerenen Autos an der Gewichtsbegrenzung scheitern?

    • @elektrozwerg:

      Das Leergewicht zu begrenzen verhindert aber nicht zwingend, dass Fahrzeuge größer werden. Größe ist bei den Fahrzeugen heute doch mehr Schein als Sein, um dem potenziellen Käufer zu suggerieren, dass er viel Auto für viel zu viel Geld bekommt, was spätestens bei der Betrachtung der Platzverhältnisse im Innenraum nicht mehr der Fall ist.

  • "Das wäre etwa mit einer Änderung der Straßenverkehrsordnung schnell möglich.



    Einmal zahlen"

    Viel Glück mit "Epic Fail" Wissing.

    Halte ich aber trotzdem für eine gute Idee. Bleiben wir dran.