piwik no script img

Foto: Frank Hormann/dpa

Globale HitzewelleNur die Spitze des Heißbergs

Weltweit bricht wettertechnisch derzeit ein Rekord den nächsten. Ob in Kanada, China oder Ägypten. Wie gut kommen wir durch den Sommer?

S amstagfrüh am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen: Der Lokführer hängt sich aus dem Regionalexpress Richtung Stralsund: „Alles voll, keine Fahrräder mehr hier vorne, versuchen Sie’s weiter hinten.“ Am bislang heißesten Tag des Jahres war gefühlt die ganze Stadt auf der Flucht vor der Hitze. Schon um kurz vor 8 Uhr morgens ist der Zug gen Ostseestrand brechend voll.

Immerhin: Die Klimaanlage funktioniert. Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte nach wiederholten Havarien und liegen gebliebenen Zügen in den vergangenen Tagen kritisiert, das Krisenmanagement der Bahn sei „mäßig“, es dauere insbesondere im Regionalverkehr meist sehr lange, bis Hilfe vor Ort sei.

Bei Rekordtemperaturen jenseits der 35-Grad-Marke, wie sie am Wochenende auch insbesondere im Süden und Osten Deutschlands erreicht wurden, sind ausgefallene Klimaanlagen durchaus ein Sicherheitsrisiko, insbesondere für ältere und gesundheitlich beeinträchtigte Fahrgäste.

Am zurückliegenden Wochenende habe es aber keine Probleme gegeben, versichert ein Bahnsprecher auf taz-Anfrage. Die Klimaanlagentechnik werde sukzessive modernisiert. Zudem führten alle Fernverkehrszüge „ausreichend Wasservorräte“ mit, insgesamt 65.000 Liter „auf die ganze Zugflotte gerechnet“, so eine Konzernsprecherin.

Alarmstufe Rot

Mit 38,8 Grad Celsius, gemessen im bayerischen Landkreis Erlangen-Höchstadt, blieb der Samstag allerdings unter dem Rekord vom 25. Juli 2019, als in Duisburg und Tönisvorst (NRW) 41,2 Grad Celsius gemessen wurden. Im von Waldbränden besonders heimgesuchten Brandenburg galt in fast allen Landkreisen die höchste Waldbrandgefahrenstufe.

Weit extremer noch als in Deutschland hat die Hitzewelle die südeuropäischen Länder im Griff. Der italienische Wetterdienst warnte auch für die kommenden Tage vor „einer der intensivsten Hitzewellen aller Zeiten“. In Rom werden am Dienstag bis zu 43 Grad erwartet. In Rom, Bologna, Florenz und 13 weiteren Städten gilt die „Alarmstufe Rot“, die vulnerable Gruppen wie Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke vor Gesundheitsrisiken durch Hitze warnt.

In Griechenland blieb die Akropolis drei Tage in Folge während der schlimmsten Mittagshitze geschlossen. Auch Spanien, der Osten Frankreichs und Polen sind von extremer Hitze betroffen. Auf der Kanareninsel La Palma zerstörte am Samstag ein Waldbrand eine Fläche von 6.500 Fußballfeldern. Über 4.000 Menschen mussten evakuiert werden.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) lag bereits im Jahr 2022 die globale Durchschnittstemperatur 1,15 Grad über der vorindustriellen Zeit – das heißt, bis zur 1,5-Gradschwelle des Pariser Klimaabkommens fehlt nur noch ein Drittel Grad. Derzeit heizt sich die Erde durch das regelmäßig wiederkehrende Klimaphänomen „El Niño“ noch stärker als in anderen Jahren auf. Andreas Becker, Leiter der Klimaüberwachung beim DWD, rechnet deshalb damit, dass man „mit El Niño als Beschleuniger“ die 1,5-Grad-Hürde schon 2024 reißen könnte. Anna Klöpper, Berlin

Frankreich: Aus 2003 gelernt

Im Schatten der Großstadt: Lyon bei 37 Grad Foto: Laurent Cipriani/ap

Leichenhallen überfüllt, massenweise dehydrierte Menschen in den Krankenhäusern: Die Bilder des Hitzesommers 2003 sind in Frankreich auch 20 Jahre später noch nicht vergessen. Weder das Gesundheitswesen noch die Regierung waren auf die Temperaturen um die 40 Grad vorbereitet, die der Wetterdienst Météo France im August 2003 zwei Wochen lang maß. Rund 15.000 Menschen starben damals, die Hälfte davon war über 85 Jahre alt. 40 Prozent lebten allein und wurden oft erst Tage später gefunden.

Um solche Tragödien künftig zu verhindern, beschloss die Regierung 2004 einen Hitzeplan, der vier Gefahrenstufen umfasst. Wenn die dritte Stufe erreicht ist, müssen Stadtverwaltungen und Präfekturen an die „bonnes gestes“ erinnern, jene Verhaltensweisen, die bei großer Hitze Leben retten sollen. Außerdem müssen sie für Risikogruppen Vorsorge treffen. Bei Stufe vier tritt ein Krisenstab zusammen, der beispielsweise Versammlungen im Freien verbieten kann.

Seit 2004 werden auf kommunaler Ebene auch Alte oder chronisch Kranke registriert, die im Falle von Extremtemperaturen regelmäßig telefonisch kontaktiert werden. Daneben muss jedes Altersheim mindestens einen klimatisierten Raum haben, in dem die Be­woh­ne­r:in­nen sich bei großer Hitze aufhalten könnten. Um die alten Leute besser zu versorgen, wurde sogar offiziell der Pfingstmontag als Feiertag gestrichen und zum „Solidaritätstag“ umfunktioniert, um Geld für Alten- und Gesundheitsbetreuung reinzubekommen.

Zusätzlich zum Hitzeplan 2004 stellte Umweltminister Christophe Béchu Anfang Juni weitere Maßnahmen vor. Er setzt vor allem auf breit angelegte Informationskampagnen, um seine Landsleute vor „Canicules“, also extrem heißen Tagen zu warnen. Ähnlich wie bei Stürmen will der 49-Jährige auf Ebene der Départements ein Warnsystem per SMS installieren. Außerdem sollen in den öffentlichen Verkehrsmitteln Ratschläge verbreitet werden, was im Fall großer Hitze zu tun ist.

In Städten will Béchu jene Orte ausweisen, in denen es kühler ist. In Paris sind das vor allem Parks, die 24 Stunden am Tag geöffnet sind, aber auch Friedhöfe oder Kirchen. Besondere Sorge bereitet dem Minister die Wasserversorgung. In mehreren Départements ist seit dem Frühjahr das Rasensprengen, Befüllen von Pools und das Autowaschen verboten. Landesweite Einschränkungen werde es aber nicht geben, versicherte Béchu. Christine Longin, Paris

Kanada: Feuer außer Kontrolle

Feuer frisst Wald: Vom Little Blue River erhebt sich eine Rauchsäule Foto: BC Wildfire Service/reuters

An diesem Wochenende wüten in Kanada über 900 Waldbrände, und nach Angaben der Canadian Interagency Forest Fire Centre (CIFFC) sind zwei Drittel davon außer Kontrolle. Am heftigsten betroffen ist die Provinz British Columbia – allein am Samstag brachen dort 30 neue Feuer aus.

Die Provinzregierung hat bereits verschiedene Industrien und landwirtschaftliche Betriebe angewiesen, kein Wasser mehr zu verbrauchen, um alle Reserven für die Brandbekämpfung einsetzen zu können. Nahe der Stadt Revelstoke kam am Freitag eine 19-jährige Feuerwehrfrau ums Leben, als sie unter einem umstürzenden Baum eingeklemmt wurde.

Seit Beginn der diesjährigen Waldbrandsaison sind in Kanada nach Angabe der CIFFC bislang rund zehn Millionen Hektar Wald verbrannt – mehr denn je seit Beginn der Aufzeichnungen. Seit Januar wurden den Angaben zufolge insgesamt 4.088 Feuer registriert. Mehr als 150.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen, das ist die höchste Zahl an Evakuierungen seit 40 Jahren.

Kanada setzt längst auch das Militär zur Brandbekämpfung ein, und auch internationale Feuerwehreinheiten sind zur Unterstützung vor Ort. In British Columbia sind bereits Kräfte aus den USA und Mexiko im Einsatz, am Wochenende wurde weitere Unterstützung durch australische Feuerwehrteams dort erwartet.

Tödliche Feuer

Begünstigt wurden die außergewöhnlich starken Waldbrände durch ein drittes Hitzejahr in Folge. Schon im Mai waren in Kanada und den nördlichen Bundesstaaten der USA Temperaturen über 34 Grad gemessen worden, was damals die bereits lodernden Waldbrände in Kanadas Provinz Alberta weiter anfachte.

2021 waren in Kanada und den USA über 800 Menschen durch Hitze ums Leben gekommen. Auch jetzt erwarten die Brandbekämpfer keine Hilfe durch Regen – die extrem trockene und heiße Wetterlage bleibe wohl bis auf Weiteres bestehen, sagte Sarah Budd von der Feuerwehr in British Columbia. Bernd Pickert, Berlin

Ägypten: Der Anstieg des Anstiegs

Nah am Wasser gebaut: Ägyptischer Strand in Alexandria Foto: Fareed Kotb/Anadolu Agency/picture alliance

Die 20-Millionen-Stadt Kairo erlebt dieser Tage ähnlich wie viele europäische Städte eine extreme Hitzewelle. Für die nächsten Tage sind Temperaturen von bis zu 42 Grad vorhergesagt. Es ist nicht die erste extreme Hitzeperiode in Ägypten, einem Land, das eigentlich hohe Temperaturen im Sommer gewohnt ist, nur dass diese immer weiter ansteigen.

Nur Europäer und Hunde liegen in der Sonne

Aus einem ägyptischen TV-Spot

Inzwischen sind die wiederkehrenden ärztlichen Warnungen im Fernsehen im sommerlicher Alltag auf der Tagesordnung. „Alle mit Herzproblemen, Kinder und ältere Menschen sollten vorsichtig sein, auch diejenigen, die draußen körperlich arbeiten“, lautet etwa eine Warnung der ägyptischen Fernsehstation DMC während der letzten Hitzewelle vor drei Wochen, mit dem Hinweis, entweder zu Hause oder im Schatten zu bleiben und einem alten ägyptischen Sprichwort zu folgen: „Nur Europäer und Hunde liegen in der Sonne.“

Auch im Land am Nil schlägt der Klimawandel längst zu. „Die Sommer in Ägypten werden heißer und die Winter wärmer“, fasst Ahmad Droubi, einstiger ägyptischer Greenpeace-Mitarbeiter, zusammen, der heute für das Climate Action Network arbeitet. Die Hitzewellen kehren in immer schnellerem Takt wieder und brechen stets neue Rekorde. „In den letzten drei Jahrzehnten ist die Temperatur in Ägypten um 1,25 Grad angestiegen, und allein in den letzten 10 Jahren gab es einen Anstieg von etwas mehr als 0,5 Grad“, erklärt er.

„Das Beunruhigende ist der Anstieg des Anstiegs“, fasst er zusammen. Und der liegt über dem globalen Durchschnitt. In einem Bericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde Anfang letzten Jahres vorausgesagt, dass die Temperaturen in der Mittelmeerregion und vor allem in Nordafrika um 20 Prozent schneller steigen werden als im Weltdurchschnitt.

Das Lebenselixir geht aus

Die Hitzewellen im Sommer und die weniger kalten Winter haben vor allem Auswirkungen auf die ägyptische Landwirtschaft. Mehr Hitze bedeutet mehr Verdunstung, und das bedeutet, dass die Landwirtschaft mehr Wasser braucht. „Mit dem erwarteten Anstieg der Temperaturen in den nächsten 15 Jahren braucht der landwirtschaftliche Sektor in Ägypten zusätzlich fünf bis acht Prozent mehr Wasser, um die gleichen Ernten wie heute zu erzielen“, sagt Ayman Awad gegenüber der taz, der für die EU-Vertretung in Kairo Wasserfragen in Ägypten recherchiert.

Auch die lokale Weizenproduktion ist betroffen, und das in einer Zeit, in der ein großer Teil der Importe aus der Ukraine wegen des dortigen Krieges ausfällt. Für die über 100 Millionen Einwohner des Landes sind der Weizen und das Brot Lebenselixier.

Bei den Menschen trifft die Hitze vor allem die zwei Drittel der Bevölkerung, die laut Weltbank unter der Armutsgrenze leben oder knapp darüber sind. Ganz besonders schwer betroffen seien Menschen, die draußen im Sommer schweren körperlichen Arbeiten nachgehen.

Wie sehr sich das auch auf die Produktivität des Landes und damit auf die Wirtschaft niederschlägt, darüber gibt es ebenfalls keinerlei Zahlen. Übrigens ein Problem auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, wenn es darum geht, die Auswirkungen des Klimawandels zu untersuchen. „Über 90 Prozent aller Studien, die den Klimawandel betreffen“, sagt Droubi, „stammen von Universitäten und Institutionen außerhalb Afrikas.“

Für die meisten Menschen in Kairo bleibt das alles sehr abstrakt, auch wenn die Hitzewellen ein ständig wiederkehrendes Thema sind. In den sozialen Medien machte kürzlich der Witz die Runde: „Wir lassen in Ägypten keinen Anstieg aus: Bei uns steigen nicht nur die Preise, sondern es steigt auch die Hitze.“ Karim El-Gawhary, Kairo

China: Outdoorsauna und Kältebunker

Im Schacht ihres Vertrauens: Kühlzone in der Stadt Nanjing, 14.7.23 Foto: China News/imago

Eine erdrückende Hitze hat Shanghai diesen Juli in eine riesige Outdoorsauna verwandelt: Frauen bewegen sich mit ausladenden Sonnenschirmen durch die Straßenschluchten des Geschäftsviertels, die Männer schlängeln sich im Slalom durch den vorhandenen Schatten. Und in den pittoresken Cafés der französischen Konzession bleiben die Gastgärten und Dachterrassen bis in die späten Abendstunden leer. Wer es sich leisten kann, verbringt die Tage durchgehend klimatisiert.

Die Volksrepublik China wird diesen Sommer von einer beispiellosen Hitzewelle heimgesucht, die noch früher begann als gewöhnlich: In weiten Teilen des Landes erreicht die Tageshöchsttemperatur bereits seit Mitte Juni konstant über 35 Grad. In der Hauptstadt Peking wurde die 40-Grad-Marke in diesem Jahr bereits häufiger durchbrochen als in den letzten Jahrzehnten.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der staatlichen Wetterbehörde zeigt, wie stark China vom Klimawandel betroffen ist. So ist die Temperatur im Reich der Mitte seit 1900 statistisch alle zehn Jahre um 0,16 Grad angestiegen – höher als im globalen Durchschnitt. Immer lauter melden sich chinesische Klimaforscher zu Wort: Sie mahnen dringende Investitionen an, um die Städte für die globale Erderwärmung zu wappnen.

Dabei hat die Regierung seit der Jahrtausendwende durchaus beachtliche Fortschritte erzielt: Chinas Metropolen sind mittlerweile deutlich grüner, zudem werden bei der Planung von neuen Stadtvierteln stets auch Kälteinseln – etwa in Form von künstlichen Seen oder der Begrünung von Außenfassaden – mit eingeplant.

Tischtennisplatte im Luftschutzbunker

Dennoch helfen insbesondere im schwülen Süd- und Zentralchina nur mehr unkonventionelle Methoden: Die Städte Hangzhou, Wuhan und Chongqing haben diesen Sommer ihre vorhandenen Luftschutzbunker geöffnet, damit die Bevölkerung diese als Kühlinseln nutzen kann. Viele der Anlagen stammen noch aus der Zeit der japanischen Invasion Ende der 1930er Jahre. Mittlerweile wurden die Untergrundräume mit Klimaanlagen, Fernsehern und Tischtennisplatten ausgestattet. Sie bieten Schutz für Seniorinnen und Senioren, die sich oftmals keine Klimaanlage leisten können.

Abseits der individuellen Gefahr eines Hitzetods stellen die Temperaturen auch eine Bedrohung für die Lebensmittelversorgung dar. Sowohl beim Anbau von Reis als auch bei Sojabohnen ist dieses Jahr mit Einbrüchen der Ernteerträge zu rechnen. Und zwar aus unterschiedlichen Gründen: Die Maisproduktion im nordchinesischen Hebei wurde durch die anhaltende Dürre gefährdet. In der Provinz Henan im Landesinneren hingegen sind es die Regenfluten, welche die Weizenfelder zerstört haben.

Die Landwirtschaft passt sich bereits an die neuen Verhältnisse an. Immer mehr Früchte und Gemüsesorten werden statt auf offenen Feldern in Gewächshäusern angebaut, wo die Temperatur besser kontrolliert werden kann. Forscher arbeiten zudem konstant daran, Reissorten zu entwickeln, die auch mit weniger Wasser auskommen können.

Kerry in Peking

Durch den immensen Strombedarf der Klimaanlagen bricht mittlerweile im Sommer regelmäßig die Energieversorgung in einigen Teilen Chinas zusammen, was auch den Betrieb in den Fabriken über Tage hinweg lahmlegt.

Angesichts der angespannten Lage ist es umso wichtiger, dass sich die chinesische Regierung bei der globalen Debatte wieder stärker engagiert. Am Sonntag reiste erstmals seit Jahren der US-Klima­beauftragte John Kerry nach Peking. In der Volksrepublik wird er viel zu besprechen haben: Denn China ist nicht nur der mit Abstand größte Produzent von erneuerbaren Energien, sondern gleichzeitig auch der weltweit stärkste CO2-Verursacher. Fabian Kretschmer, Shanghai

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

28 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. Die Moderation

  • Der Klimawandel wurde vor Jahrzehnten gesät (schon in meiner Kindheit hieß es immer, dass es 5 vor 12 ist und ich bin 45), jetzt wird eben geerntet.

  • Welche Hitzewelle?



    In NRW, Berlin und Stralsund kann man froh sein, wenn mal 20 Grad erreicht werden.

    • @M0SES:

      Die, an den Orten die im Beitrag genannt wurden?

    • @M0SES:

      Die Hitzewelle, die dafür gesorgt hat, dass all das Wasser verdunstete, das gestern in NRW, Berlin und Stralsund schlagartig wieder runterkam.

  • +++In Städten will Béchu jene Orte ausweisen, in denen es kühler ist. In Paris sind das vor allem Parks, die 24 Stunden am Tag geöffnet sind, aber auch Friedhöfe oder Kirchen.+++



    das wäre doch eine recht einfache maßnahme. bei uns in eimsbüttel kann eines in die st.bonifatiuskirche am weiher wochentags+sonntags gehen. evangelische kirchen: fehlanzeige.

    wozu kirchensteuer zahlen, wenn die kirchen noch nicht mal in der lage sind, auf hitze mit öffnung freiwillig zu reagieren? hitze, die die alten, kranken+armen besonders trifft?



    + die kirchen versagen gegenüber ihrem eigenen, wichtigsten kirchenbesucherInnen-klientel (die alten).



    wie verpeilt sind die denn?

    und die parteien, was tun die hinsichtlich dieser kleinen forderung: kirchen bei hitze zu öffnen + dies ausreichend zu kommunizieren?????

  • Welches WIR meinen Sie?

  • Man kann sich immer nur noch über die Gelassenheit und "Ausdauer" von Wisschenschaftlern, Journalisten und Klimaschützern (Richtig wäre : Menschheitsschützer !) wundern, die unermüdlich immer wieder die seit Jahrzehnten (!) wissenschaftlichen Erkenntnisse und notwendige Maßnahmen vortragen.



    Und die Politik (er) - hier in D - insbesondere FDP, CDU; CSU - betreiben seit genau so langer Zeit hauptsächlich Abwiegelungs- und Verhinderungspolitik. ( "Realitäts-verweigerung ").



    Und das "Volk" ? honoriert dieses Verhalten mit "mehrheitlicher Zustimmung in den Umfragen! !!!



    Verstehe einer noch dieses Verhalten ??!!

    • @Thüringer:

      Wenn man das Waldsterben, den kalten Krieg, den Growian (!), die Atomkraftwerke und sämtliche (nicht eingetroffenen) Vorhersagen des Club of Rome entspannt überlebt hat, stumpft man gegenüber Weltuntergangsvorhersagen etwas ab. Dummerweise sogar dann, wenn sie zutreffend sind. Das hat allerdings weniger mit der CDU und der FDP zu tun.

      • @Nachtsonne:

        Naja gegen das Waldsterben (zumindest das durch den sauren Regen verursachte, es gibt ja wieder eines durch den Klimawandel) und gewisse andere Dinge wurde ja etwas getan und was auch immer das katastrophale am Growian gewesen sein soll.

        Und Grenzen des Wachstums gibt es (in gewisser Weise) ja allemal.

        Also ganz so sollte man das nicht stehen lassen.

    • @Thüringer:

      Blöd das, weil: Kopf in den Sand geht auch nicht da viel zu heiß.



      Das Problem, wie ich es sehe ist, dass einfach niemand niemand niemand bereit ist, von seinem Wohlstand abgeben zu wollen. Und mit zunehmenden Alter nimmt dies zu. Daher meine zwei dringlichste Wünsche:



      1. die Jugend an die Politik und insbesondere Demokratie heran führen



      2. Menschen über 65 haben kein Stimmrecht mehr (schwupps ist die CDU raus aus den Parlamenten)



      Im Ernst jetzt, warum sollen die "Alten" über die Zukunft der "Jungen" entscheiden?



      Und bis 16/18 dürfen die Jüngeren ja auch nicht mitreden, -wählen...



      M.



      PS: bin auch 63 und sehe dem Ende meiner Wahlerlaubnis mit Freude entgegen

      • @Matthias Brennecke:

        Mal etwas zum "Immensen Strombedarf" der Klimaanlagen. Klimaanlagen sind nichts anderes als Wärmepumpen. Die Korrelation zwischen heißen und sonnigen Tagen ist sehr hoch. Wenn z.B. draußen 36 Grad herrschen und sie die Klimaanlage innen auf 24 Grad stellen, dann reicht bei einer kleinen und halbwegs vernünftig isolierten Wohnung schon ein Balkonkraftwerk aus, um die notwendige Energie zu liefern. Auch aus diesem Grund sind Luft-Luft-Wärmepumpen eine feine Sache.

    • @Thüringer:

      ...niemals sollt ihr so tief sinken, von dem Kakao durch den man euch zieht,



      auch noch zu trinken

      Erich Kästner

  • Macht mal kein Drama. Der Sommer ist ganz normal in Baden Württemberg und weltweit gesehen, soll es in Südafrika schneien, aber das kann ich nicht verifizieren. In Süddeutschland ist es völlig normal.

  • pfütze des eisbergs -heißt das.

    ja ok, der ist geklaut, aber trotzdem witzig

  • Danke für die weltumfassende Recherche.

    Gut das im Artikel die Anpassung der Städte und kühle Schutzräume für Bewohner im Vordergrund stehen und auf den oft reflexhaft vorgetragenen Appell "jetzt könnten wir das Ruder noch herumreißen" verzichtet wird.

    Ich denke, wir können den Klimawandel nicht aufhalten, höchstens etwas abbremsen.

    Konsequenter Klimaschutz, der weltweit den Konsum auf das Notwendigste reduziert, würde das Ende der menschlichen Zivilisation (wie wir sie kennen) bedeuten.

    Der weltweite Verzicht auf Flüge, auf Kreuzfahrtschiffe, auf Privatautos, auf Fleischkonsum, auf Wegwerfprodukte und Einweg-Kleidung (Prixmark & Co) könnte den CO2 Ausstoß drastisch reduzieren, aber die menschlichen Gesellschaften würden in kürzester Zeit kollabieren.

    Ohne Wachstum und Konsum, fehlen Millionen Menschen weltweit Arbeit und Einkommen, Steuereinnahmen sinken dramatisch, Börsen und Altersvorsorgesysteme brechen zusammen. Zumal sich solche Massnahmen nicht in einer Demokratie durchsetzen lassen, sondern nur mit einem "klugen Tyrann", weil die Menschen dem Verzicht nicht freiwillige zustimmen würden.

    Sicher - wir können erneuerbare Energien massiv ausbauen, der Einzelne kann verzichten, auf einen Flug, ein Auto, den Fleischkonsum - aber Millionen neue Konsumenten werden zeitgleich in der dritten Welt dazu gewonnen.

    Der Klimawandel ist das große schaurige "Werk" des Menschen. Der kleine Mensch ist dabei die große Erde zu crashen.

    • @Paul Schuh:

      Ja wir können den Klimawandel nicht aufhalten, weil Millionen neue Konsumenten in der dritten Welt dazu kommen, die verglichen mit uns kaum CO2 verusachen und als erstes am Klimawandel in Massen sterben werden.

      Die Gesellschaft wird in der Form sowieso nicht weiter existieren.



      Ich kann nicht nachvollziehen wieso man keinen soft Shutdown wählt, bei einer Sache, bei der man vielleicht keine zweite Chance bekommt.

      Wie mit dem Kind und der heißen Herdplatte.



      Das muss unbedingt ausprobiert werden.

      Bei fast allem im Leben, wo es ums Leben geht, gibt es redundante Sicherheitssysteme, aber wenn es um Milliarden Menschen, die Spezies, oder sogar alles Leben auf der Erde geht nicht.

      Kann genau so gut sein, dass wir die Atmosphäre der Erde in etwas wie die auf der Venus verwandeln.

      Sich auf das Nötigste zu Beschränken, dieses gut zu verteilen, den Kapitalismus mit eventuellen kollateral Schäden zu überwinden, oder abgewandelt neu zu starten ist wohl keine Option.



      Vielleicht ergibt sich das ja noch, wenn die Weltbevölkerung ausreichend dezimiert wurde, wenn die Physik das dann noch zulässt.

      Kann mich auf jeden Fall über den Zeitpunkt meiner Geburt nicht beschweren.



      Wir leben vermutlich in der interessantesten Epoche der Menschheit.

    • @Paul Schuh:

      Das ist aber auch nur die halbe Wahrheit. Die Natur wird dem Menschen in nicht mehr allzu ferner Zeit klar machen das der Planet ausgereizt ist. Da wo keine Wasser mehr da auch keine Nahrung und auch keinen Tourismus. Da wo zu viel Wasser das gleiche nur dann noch mit verseuchten Böden.

      • @Garum:

        Ich denke, @paul Schuh will zurecht darauf hinweisen, dass der letzte Schuß unserer Zivilisationen nicht der sein sollte, alle Kräfte auf das Verhindern weiterer Klimasünden zu bündeln. Noch wichtiger ist eine Strategie, mit der in naher Zukunft unvermeidlichen Änderungen so gut wie irgend möglich zurecht zu kommen. Weltweit! Das verschlingt Billionen. Natürlich muss auch an einem Umbau unserer Lebensmodelle gearbeitet werden, allerdings nur parallel.

        • @Michael Eggers:

          Ich behaupte, es hat Priorität am Umbau unseres Lebensmodels zu arbeiten. Wir müssen ja noch den Rest des Planeten von der Funktionsfähigkeit eines solchen nicht Egoismus zentrierten Modells überzeugen.



          Wenn große Teile des Planeten unbewohnbar werden, diese aber mit Atomwaffen ausgestattet sind (China, Indien, Pakistan, bis dahin sicher auch Nordkorea und Iraq) hat das weitreichende Konsequenzen. Ich vermute mal, die würden nicht zusehen wie Europa und USA weiter Konsumtempel sind, während ihnen die Lebensgrundlage entzogen und evtl. auch die Möglichkeit zur Migration in dieses Lebensmodel nicht gewährt wird.

          Es benötigt dringend andere Lebensmodelle. Es bräucht sicher ne Menge psychosoziale Betreuung um den Trotz und die Kognitive Dissonanz zu überwinden, um sich dann durch etwas anderes als Konsum zu indentifizieren und neue Lebensziele zu entdecken.

  • "sondern gleichzeitig auch der weltweit stärkste CO2-Verursacher."

    Das liegt aber an der Externalisierung unserer Emissionen. Eigentlich sind das unsere Emissionen! Runtergerechnet auf einzelne Personen sind die Emissionen ein Bruchteil von denen einer europäischen, deutschen oder gar US Person!

  • Ist überhaupt schon jemand auf die Idee gekommen, die Wissenschaft (und die Verhandler des Pariser Abkommens) haben sich bei ihrer Prognose, wieviel CO² noch genutzt werden darf, geirrt ? ES ist und war überhaupt ein eizigartiges und gigantisches Experiment ohne Vorbild bisher, überhaupt eine Vorhersage zu treffen, Dass sich die Klimaentwicklung nicht linear verläuft, sondern aufgrund der unterschiedlichen 'Nebenwirkungen' eher potenziert, erleben wir doch im Abschmelzen der Polkappen und Gletscher. Wo solle denn noch Kühlung entstehen, die wir für unser Überleben brauchen ? Hatte das Pariser Abkommen eher den Nebeneffekt, Lindner, Wissing, Merz, Scholz & Co sogar noch etwas Spielraum zu lassen statt einen viel dringenderen Notstand auszurufen. Alles nur, weil im Notstand deutlich wird, dass das kapitalistische Wachstumssystem nicht mehr funktioniert und auch hier Ratlosigkeit übrig bleibt ?



    Hat jemand noch ein paar Eiswürfel für mich übrig, unser Kühlschrank hat keinen Strom mehr.....

    • @Dietmar Rauter:

      Apropos Eiswürfel: Das liegt an der berühmten Sollbruchstelle, mein Freund. Reinhard Mey sang schon (!) 1974 „Es gibt keine Maikäfer mehr“. Wundern wir uns also nicht über fehlende(s) Eis(würfel)…



      Guter Text übrigens!

  • Und wir??? wir machen im Schneckentempo unsere Klimapolik...



    Welch eine arogannte und lebensbedrohliche Poltik für die Menschen....

    • @KielerSprotte:

      ... das passt zumindest zum schädlichen Handeln der meisten Menschen: Tierprodukte, Flugreisen, Kreuzfahrt, Auto ...



      Klimaschutz ist zumeist doch nur eine vor sich her getragene Haltung, weil sie als gut gilt. Sie wird aber kaum durch eigenes Handeln unterfüttert.

    • @KielerSprotte:

      Kaum. Denn unsere Klimapolitik spielt global gesehen für das Klima eine vernachlässigbare Rolle.

      • @Tom Tailor:

        Mmh, das kleine Deutschland, mit seinen paar Bürgern. Ein Krake, der seinen "Hunger" günstig in aller Welt stillt. Unter den Folgen seiner Sucht nach immer noch mehr leiden etliche Regionen seit Jahren. Unsere Klimapolitik - inklusive Konsumverhalten - spielt eine große Rolle. Die Mehrzahl der Länder auf der Welt ist da erheblich machtloser.