Getreideexporte aus der Ukraine: Ukrainisches Tierfutter

Statt in die ärmsten Länder der Welt wird das Getreide vor allem in reiche Staaten exportiert. In Spanien endet es schließlich als Schweinefutter.

Zwei Ferkel in Nahaufname

Ein spanisches Ferkel: Das südeuropäische Land ist größter europäischer Produzent für Schweinefleisch Foto: Sergio Perez/reuters

MADRID taz | Noch immer beschränkt Russland Getreideexporte aus der Ukraine. Grund sind verzögerte Schiffskontrollen. So warten laut ukrainischen Angaben derzeit 77 Schiffe in der Türkei auf deren Inspektion. Putin benutze Lebensmittel als Waffe, verurteilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das Verhalten Russlands am Samstag.

Doch die fehlenden Exporte treffen nicht, wie allgemein angenommen, die ärmsten Länder der Welt. Sie treffen vor allem auch die Schweinezucht in Spanien. Spanien führte seit August rund 2,3 Millionen Tonnen Getreide und Körner ein, ein Fünftel dessen, was dank des im Juli ausgehandelten Korridors trotz Krieg die Ukraine verließ. 45 Prozent der spanischen Importe waren Mais, 36,2 Weizen und 12,5 Prozent Gerste. Es wird vor allem zu Futtermitteln für Schweine, Kühe und Hühner verarbeitet. Der Rest sind hauptsächlich Sonnenblumen- und Rapskörner zur Ölproduktion.

Spanien ist damit Kunde Nummer 1, noch vor der Türkei mit 1,6 Millionen und China mit 1,5 Millionen Tonnen. Der größte afrikanische Importeur ist Ägypten mit gerade einmal 438.000 Tonnen, gefolgt von Libyen mit 246.000 Tonnen. Um die globale Ernährungssicherheit zu fördern, kündigte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Samstag an, mithilfe der westlichen Industriestaaten Getreide für 150 Millionen Dollar an die ärmsten Länder der Welt zu liefern.

Insgesamt exportierte die Ukraine seit August durch den mit Russland vereinbarten Korridor rund 12,2 Millionen Tonnen Getreide und Körner. Die ständig aktualisierten Zahlen werden von den Vereinten Nationen (UNO) veröffentlicht. Sie stammen vom Koordinierungszentrum JCC mit Sitz in Istanbul, in dem russische, ukrainische, türkische sowie Experten der UNO die Handelsschiffe inspizieren. 41 Prozent der ukrainischen Exporte sind Mais, 29 Prozent Weizen und der Rest Sonnenblumen, Raps und sonstige Getreidearten.

Importe gehen fast alle in Tierzucht

Für den menschlichen Verzehr produziert Spanien genügend eigenes Getreide und eigene Körner. Die Importe gehen somit fast alle in die Tierzucht. Spanien ist neben Deutschland der größte Produzent von Schweinefleisch Europas. Über 56 Millionen Tiere werden jährlich großgezogen und geschlachtet. Im Jahr 2020 wurden rund 5 Millionen Tonnen Schweinefleisch produziert. Spanien liegt damit auf Platz 4 weltweit, ganz knapp hinter Deutschland. Spanien produziert 1,7-mal so viel, wie im Land selbst konsumiert wird. Der Rest geht in den Export.

Der spanische Getreidebedarf sei trotz Ukrainekrieg gedeckt, versucht Landwirtschaftsminister Luis Planas die Bauern zu beruhigen. „Spanien versorgt sich im Wesentlichen durch Einkäufe in Kanada, den Vereinigten Staaten und Brasilien“, erklärte er vor wenigen Tagen. Lieferengpässe gebe es nicht. Allerdings steigen die Preise für Futtermittel und damit für Fleisch sowie für Eier. Mit seinen riesigen Zuchtbetrieben war Spanien bisher der Produzent, der am billigsten Schweinefleisch anbieten konnte.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.