Geplanter Ausbau der A5: Anachronistischer Größenwahn
Geht es nach der Autobahn GmbH, soll die A5 bei Frankfurt künftig zehnspurig sein. Von der Verkehrswende scheint man dort nichts zu halten.
G eht es nach der Autobahn GmbH, wird die A 5 bei Frankfurt am Main auf einer 29 Kilometer langen Strecke zehnspurig. Breiter als alle anderen deutschen Autobahnen. Bis 2030 würden den Abschnitt zwischen dem Frankfurter Flughafen und Friedberg täglich 200.000 Autos und Lastwagen nutzen, heißt es in einer Studie der bundeseigenen Firma. Dafür sei die Straße viel zu schmal, der Ausbau nahezu alternativlos.
Lange waren die Ergebnisse der Studie unbekannt, vor Kurzem wurden sie öffentlich. Die Stadt Frankfurt reagierte erschrocken. Und Anwohner:innen fürchten um ihre Wohnorte, die neuen Spuren würden Häuser und Gärten verschlingen.
Forscher:innen und Aktivist:innen versuchen seit Langem verzweifelt darauf hinzuweisen, dass das Verkehrsaufkommen nicht in solch luftige Höhen steigen muss, wie die Autobahn GmbH in ihrer Rechnung annimmt. Bund, Land und Kommunen könnten den ÖPNV ernsthaft ausbauen und somit attraktiver machen. Autofahren könnte die Bundesregierung dagegen unattraktiver machen, zum Beispiel mit einem Tempolimit auf Bundesstraßen und Autobahnen. Dann könnten spätestens 2040 sogar weniger Menschen mit Kraftfahrzeugen unterwegs sein als heute – auch auf der A 5.
Mehr Spuren = mehr Verkehr
In der Studie steht kein Wort über den CO2-Ausstoß, den der Ausbau der A 5 mit sich bringen würde. Pkw, Busse und Lkw mit Verbrennungsmotor sind klimaschädliche CO2-Schleudern, 20 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen entstehen im Verkehr.
Mehr Straßen und Spuren führen zu mehr Verkehr. Auch daran erinnern Expert:innen immer wieder. Lebender Beweis sind die USA, wo gigantische Highways mit bis zu vierzehn Spuren alles andere als freie Fahrt versprechen.
Es ist schwierig genug, den Autos, die es schon gibt, ihren Status streitig zu machen. Ihnen sogar mehr Platz zu geben, als sie eh schon haben? Wenn das vor Ort kaum jemand will? Und wenn Anwohner:innen Häuser und Gärten opfern müssten? Das ist reiner Größenwahn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers