piwik no script img

Geflüchtete an EU-Außengrenze„Ich schäme mich für Europa“

Der grüne Europaabgeordnete Erik Marquardt ist auf der griechischen Insel Lesbos, wo Geflüchtete ankommen. Er schildert dramatische Szenen.

Die griechische Küstenwache eskortiert ein Flüchtlingsboot vor Lesbos Foto: AP
Ulrich Schulte
Interview von Ulrich Schulte

taz: Herr Marquardt, Sie sind auf Lesbos, der griechischen Insel, auf der im Moment Geflüchtete aus der Türkei ankommen. Warum sind Sie dort?

Erik Marquardt: Ich bin seit Dienstag hier und wollte mir ursprünglich die Zustände in dem Flüchtlingslager Moria ansehen. Eigentlich ist das Camp für 3.000 Geflüchtete ausgelegt, aber aktuell leben hier 20.000 Leute – davon rund 7.000 Kinder.

Wie ist die Situation in Moria?

Fürchterlich. Alles ist voller Dreck und Schlamm, die hygienischen Zustände sind eine Katastrophe. Kinder spielen zwischen Müllbergen. Nachts wird es empfindlich kalt, die Menschen schlafen in unbeheizten Zelten und haben keine ausreichende medizinische Versorgung. Europa duldet ein Camp, das weit unter europäischen Standards liegt.

Der türkische Präsident Erdoğan schickt seit Samstag Geflüchtete aus der Türkei an die europäische Grenze. Wie wirkt sich das auf Lesbos aus?

Die Küste von Lesbos ist nur rund zehn Kilometer von der türkischen Küste entfernt – hier sind immer wieder Schlauchboote mit Geflüchteten angekommen. Am Samstag war das Wetter zu schlecht für Überfahrten. Aber heute, am Sonntag, sind viele Boote angekommen. 30 bis 50 Leute sitzen darin dicht gedrängt, viele haben keine Rettungswesten.

Können sie problemlos an Land gehen?

Nein. Bei einem Boot war offenbar der Motor ausgefallen, es trieb am Sonntagvormittag in Sichtweite vor der Küste von Lesbos, nicht mehr navigierbar. Die griechische Küstenwache unternahm nichts, obwohl die Menschen darauf in Lebensgefahr schwebten. Ich rief daraufhin die Seenotrettungsleitstelle an.

Wie reagierte die Leitstelle?

Anfangs mit Ausflüchten. Die logen das Blaue vom Himmel herunter. Ein Beamter sagte, das Boot treibe nicht in griechischen, sondern in türkischen Gewässern. Das war aber offensichtlicher Unsinn. Dann hieß es, das Boot müsse den Notruf selbst absetzen. Aber auch das ist falsch. Ich beschäftige mich seit Jahren mit Flüchtlingspolitik und kenne mich aus. Mit einem Mayday Relay kann man einen Notruf für ein anderes Schiff weiterleiten.

Wie ging diese dramatische Geschichte aus?

Nachdem ich mehrfach telefoniert und Bilder von meinem Smartphone geschickt habe, schleppte die Küstenwache das Boot schließlich in einen Hafen. Dort hinderte die lokale Bevölkerung die Geflüchteten zunächst daran, auszusteigen. Auch die Eltern mit Kindern. Die MitarbeiterInnen der Küstenwache schauten wieder tatenlos zu.

Wie ist die Stimmung in der lokalen Bevölkerung?

Die Stimmung ist hier sehr gereizt. Gruppen junger Männer ziehen umher. Sie haben sich vermummt und bedrohen JournalistInnen oder MitarbeiterInnen von Hilfsorganisationen. Auch ich wurde beschimpft und angerempelt. Ein Freund von mir, der als freier Journalist arbeitet, wurde am Sonntag krankenhausreif geschlagen. Ich verstehe den Unmut der Bevölkerung, die Inseln werden seit Jahren im Stich gelassen. Aber das ist natürlich keine Legitimation für Gewalt. Eigentlich sollte die lokale Bevölkerung zusammen mit den Geflüchteten gegen die Zustände demonstrieren.

Warum hilft die Küstenwache nicht engagiert? Sie ist nach internationalem Recht zur Hilfeleistung verpflichtet.

Ich kann mir vorstellen, dass es politischen Druck gibt, nicht zu helfen.

Haben Sie für diese Behauptung einen Beleg?

Die griechische Regierung hat angekündigt, dutzende Kriegsschiffe in die hiesigen Gewässer zu entsenden – einige habe ich auch schon gesehen. Militär bringt eigentlich nichts, wenn man Geflüchtete abwehren will. Sobald Flüchtlingsboote in griechischen Gewässern sind, müssten ihnen ja auch die Kriegsschiffe helfen, ob sie es nun wollen oder nicht. Ich kann mir das nur so erklären, dass es um Drohgebärden geht, die einen politischen Willen ausdrücken.

Im Interview: Erik Marquardt

ist Europaabgeordneter der Grünen und Fotograf. Der 32-Jährige beschäftigt sich seit Jahren mit europäischer Flüchtlingspolitik und reist immer wieder an die Außengrenze der EU.

Wie geht es Ihnen mit Ihren Beobachtungen?

Ich schäme mich für Europa. Hier kommen erschöpfte Hilfsbedürftige an, und die Menschen rufen ihnen zu: Fahrt zurück in die Türkei! So etwas dürfen wir nicht hinnehmen.

Was muss politisch passieren?

Erdoğan versucht die EU zu erpressen. Darauf muss es eine gemeinsame, europäische Antwort geben. Ganz wichtig wäre, schnell humanitäre Hilfe zu leisten. Die Geflüchteten an der türkisch-griechischen Landgrenze brauchen Unterstützung. Außerdem wäre es sinnvoll, Geflüchtete von den griechischen Inseln zu evakuieren und ihre Asylverfahren anderswo zu entscheiden. Sonst kann die Lage hier eskalieren.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

48 Kommentare

 / 
  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Fremdschämen war - als es aufkam - eine 'Tugend', die Aufmerksamkeit erzeugt hat.

    Heute halte ich es für klüger, es jedem selbst zu überlassen, wie er mit seiner Scham oder der Abwesenheit derselben umgeht.

    Ob ich mich für Herrn Erdogan, für die EU oder die Deutschen Politiker schäme, hilft keinem. Auch nicht mir selbst.

    Den Flüchtlingen an der griechisch-türkischen Grenze am Allerwenigsten.

    Was ich am Schlimmsten in dieser causa finde: dass es mit Griechenland die Wiege der Demokratie trifft.

    Traditionen versus Neuzeit: 0-1.

  • Dieses heuchlerische Schämen ist zum Fremdschämen. Es war 5 Jahre Zeit die eigenen Positionen zu Migration und Asyl auf das reale Szenario einer Zuwanderung aus überbevölkerten und gleichzeitig armen und konfliktreichen Gebieten zu adaptieren. Es geht hier nicht mehr um Asyl oder akute Flucht sondern um Teilhabe am Leben in Europa und in der offenen westlichen Welt.



    Jetzt wieder die Karte der emotionalen Erpressung zu spielen, ist einem Politiker, der realen deutschen Politik nicht würdig.

  • RS
    Ria Sauter

    Es ist sogar hier im Forum Hass zu spüren obwohl derjenige sich als guter Mensch auf der richtigen Seite sieht. Es ist wohl schwer auf einen Nenner zu kommen.



    Es ist nun msl richtig, dass die meisten Flüchtlinge nach Deutschland wollen. Richtig ist auch, dass es hier eine sehr gute Versorgung gibt.



    Wer bezahlt das alles?



    Der ganz normale Steuerzahlet.



    Noch mehr Belastung wollen und können diese nicht tragen, ebenso wenig wie die Kommunen.



    Wir schaffen das auch diesmal nicht.



    Die Grünen möchten mehr Menschen aufnehmen. Sollen sie doch bitte mal einen ganz konkreten Plan vorlegen, wie das geht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      Ich sehe das ein klein wenig anders.

      Der Humanist in mir findet die gestrigen Vorschläge von Frau Barbock gut - und edel.

      Der Bilanzbuchhalter fragt: wer soll das bezahlen, wer hat soviel Geld?

      Der Armutsrentner sagt: nö. Erst mal ich. Ich habe ältere Rechte hier. Und habe Jahrzehntelang etwas für einige Menschen hier getan.

      Und - nun?

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Vor Ort helfen, so gut es geht. Aber keine offenen Grenzen für alle. So sieht dann wohl der kommende pragmatische Umgang aus. Den Rechten wird das nicht rechts genug sein, den Moralisten nicht moralisch einwandfrei. Die eine Grabenseite wird die andere mit Dreck bewerfen. Der Graben wird sich vertiefen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @80576 (Profil gelöscht):

          Ich stimme Ihnen darin zu, dass eine pragmatische Lösung einer dogmatischen vorzuziehen ist. Auch wenn ich dafür, wie gewohnt, verbale Haue von den Gesinnungsethikern bekomme.

          Denen, die eine pragmatische Lösung (Kompromiss) bekämpfen, muss dann gesagt werden: Freunde, wollt ihr eine Lösung - oder nur Recht behalten?

    • @Ria Sauter:

      Kommentar entfernt. Bitte achten Sie auf ihre Wortwahl.

      Die Moderation

  • Falls es jemanden interessiert, hier ist noch ein Artikel aus dem Guarian von kurz vor Weihnachten, in dem der MEP Damian Boselager von Volt über seinen Besuch in der Region berichtet:



    www.theguardian.co...-brussels-refugees

    Es war abzusehen, dass die Passivität bzw. fehlende Kompromissbereitschaft beim Flüchtlingsthema früher oder später wieder um die Ohren fliegen wird.

    Wir hatten jetzt lange genug Zeit, aber weder wurden die Fluchtursachen konsequent angegangen, noch wurde sich z.B. auf eine Verteilung der Geflüchteten geeinigt...

  • Mal sehen, ob die Grünen ihren eigenen Ansprüchen genügen (besonders fraglich im Südwesten) und sich in der Agonie einer nicht enden wollenden Diskussion um den Umgang mit Flüchtlingen besser schlagen als die Linke (inklusive durchwachsener Wahlergebnisse)

  • Ich glaube schämen ist das falsche Wort. Dafür müsste man sich mit dem neoliberalen EU-Projekt identifizieren. Das tue ich nicht. Ich sehe die Schweinerei genau darin: Waren und Geld fließen über alle Grenzen hinweg während die Menschen festgehalten oder weggeschickt werden, wie es politisch gerade passt. Aber auch hier muss für InternationalistInnen doch die Forderung klar sein: lasst die Menschen dahin, wo sie wollen! Oder warum sollte der Mensch weniger Recht als eine Ware haben (Kapitalismus, schon klar, müssen wir uns aber nicht zu eigen machen)? Also, natürlich Grenzen stürmen, Leute aufnehmen und die Erdogan-Rechnung mit weniger Aufregung durchkreuzen. Manche starren jetzt schon wieder wie die Schlange auf das Kaninchen und fragen sich ob das die Rechten weiter stärkt. Davon darf unsere Haltung nicht abhängen! Im Gegenteil solche Relativierungen machen uns schwach und angreifbar.

    • @RosaLux:

      Schön, wie einfach man sich aus der humanitären Verantwortung ziehen kann. Ein*e echte echte*r Europäer*in

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @RosaLux:

      Also sind Sie für die Abschaffung der EU-Grenzen ? Was wenn das der überwiegende Teil nicht möchte?

      Es gibt viele gute Gründe dagegen. Die Lösung sollte nicht sein solange Menschen nach Europa einwandern zu lassen bis alle Sozial- und Integrationssysteme zusammenbrechen oder die entsprechenden Abgaben verdoppelt werden müssen. Denn das entzweit die ohnehin bereits angerissene Gesellschaft.

      Es gibt eben kein internationales Grundrecht auf einen Platz in Europa. Alle Ressourcen sind endlich. Und da der Krieg in Syrien einfach nicht aufhört, sondern im Gegenteil immer weiter zu eskalieren droht (Türkei+Milizen + evtl. Nato vs. Syrien / Russland), ist die Frage ob man eher an der Ursache der Flucht, also dem Krieg, etwas ändern sollte. Und eines sollte man sich eingestehen, den Krieg "gewonnen" hat nun einmal Assad.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Oh ja, ich bin für die Abschaffung aller Grenzen und nochmal: für alles andere als für Menschen besteht das was sie so schockiert schon! Übrigens geht es hier aber nicht darum, was ich oder wer anders möchte. Überlegen Sie doch, auf was der Reichtum hier fußt: warum können wir T-Shirts für ein paar Euro kaufen, Handys mit seltenen Rohstoffen zu Spottpreisen etc. Und jetzt stehen Menschen wie sie da und sagen: die können aber nicht alle kommen. Naja, sie folgen den Spuren ihrer Ausbeutung, sehen aufgrund der systematischen Zerschlagung ihrer eigenen Infrastrukturen keine andere Perspektive. Und die anderen, die vor Kriegen fliehen und eine Perspektive suchen, tun das natürlich da, wo es Sicherheit und zumindest ein Minimum an Existenzsicherung gibt-würden Sie und ich nicht anders machen, aber bequem ist es eben schon, hier in die Tasten zu hauen und Menschen abzusprechen, dass sie das tun, was Menschen in besch...Situationen nun mal tun. Ich sehe innerhalb dieses globalen Ausbeutungssystems auch wenig gute Optionen, deswegen müssen wir darüber hinaus denken und heute schon solidarisch handeln wenn wir wollen, dass sich wirklich was ändert. Der Kampf gegen den Krieg gehört dazu. Aber Fluchtursachen bekämpfen heißt eben auch Kapitalismus abschaffen.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @RosaLux:

          Ich habe kritische Fragen gestellt, keine eigene Meinung verkündet.

          Das gegenwärtige Wirtschaftssystem ist leider sowohl dominierend als auch langfristig nicht tragbar. Aber wir können eben nicht das eine ändern, und das Wichtigere verschieben. Der Ansatzpunkt sollte also ein Anderer, oder eine simultane Änderung sein. Aufgrund der aktuellen Stimmung step by step, nicht auf einen Schlag. Es sei denn sie wollen das die Situation eskaliert und eine Gegenbewegung, die ja bereits existiert, alle Fortschritte zerstört.

        • @RosaLux:

          Auch der neoliberale Globalismus fordert die Abschaffung aller Grenzen. Sehen Sie ihn da als zufälligen Weggefährten oder als strategischen Verbündeten?

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Ich meine zu wissen, was ihr Punkt ist. In einem Punkt kann ich Sie wohl beruhigen, was ich ehrlich meine: es dürfte gegenüber den Kosten wohl das Wachstum als positives ausgleichendes Gegengewicht stark anziehen. Das wird gern, sagen wir, von Konservativen nicht gern erwähnt.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Gerhard Krause:

          Ich bin kein Wachstumsfreund, aber Ja. mittelfristig gibt es einen Nutzen. Kurzfristig gibt es mehrere positive wie negative Facetten, daher bin ich mir da nicht sicher .

          Ich befürchte jedoch das wir in Europa nicht die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung haben um eine Situation wie 2015 zu wiederholen. Ob die Infrastruktur noch existiert.. naja, Teilweise auf jeden Fall. Es ist leider der Fall, dass die Mehrheit der Menschen nicht für den Mist der in Syrien passiert verantwortlich sein möchte.

          • @83191 (Profil gelöscht):

            Ja, das ist gut möglich (Stimmungslage).

  • Wo kommen eigentlich die ganzen Undercover-faschos im Taz-Kommentarbereich her. Man früher konnte man hier wenigstens noch entspannt linke Lagerkämpfe ausfechten.

  • Liebe Taz - liebe KommentatorInnen



    Wie kann man helfen? Hat jemand eine Idee, welche Organisation vor Ort hilft und unterstützt werden kann? Die Zustände sind unmenschlich, ich würde gerne etwas tun. Könnte mir auch vorstellen selber dorthin zu fahren. Falls jemand etwas konkretes über Hilfskationen weiss... bitte schreiben. Danke.

  • Habe ich das richtig verstanden:



    Erdogan setzt die Migranten in Schlauchboote und bringt Sie somit in Lebensgefahr? Trifft dies zu dann handelt es sich bei dieser Personalie um einen Menschenschlepper. Der soll unser Verbündeter und Nato-Partner sein? Was da los?!

    • @Seitenwechsel:

      Sie verstehen falsch. Die Türkei setzt niemanden irgendwohin. So ich es verstehe kaufen sich die Flüchtlinge die Boote selber und setzen sich eigenverantwortlich in die Boote. Die Türkei hindert sie nur nicht mehr daran die türkische Grenzen zu übertreten. In diesem fall ist Griechenland der Böse. Und die sollen Nato-partner und Eu Mitglied sein?



      Das ist menschenverachtend. Die Türkei verlangt von der Internationalen Gemeinschaft seit Jahren eine Sicherheitszone in Syrien um die Syrer menschenwürdig dort vor ihrem Präsidenten zu schützen. Aber die Internationale Gemeinschaft hat nicht mehr als ein Schulterzucken dafür übrig. Ich hoffe, dass die Türkei standhaft bleibt und, dass zumindest die Europäer einlenken und das Leid der Menschen gemildert wird. Stichwort: westliche Werte

      • @Europäer237:

        Weder Griechenland, noch die Türkei ist Böse...Erdogan als Verteidiger des Menschenrechts darzustellen ist aber doch ein bisschen Vordergründig...eher wird die Geopolitik und die Expansionsstrategie, die wirklich clever ist, offensichtlich. Der Herr vom Bosporus kann sich nun entspannt zurücklehnen und das Theater genießen.

      • @Europäer237:

        Warum lassen Sie die strategische Bedeutung dieser "Schutzzone" weg.

  • bitte nicht ursache und wirkung verwechseln.

    der fehler hinter dem fehler wurde in moskau und ankara ausgebrütet.

    • @adagiobarber:

      Und der Fehler in Ankara und Idlib wurde in Washington ausgebrütet.

    • @adagiobarber:

      Und der Fehler hinter dem Fehler hinter dem Fehler in Washington.

  • "Ich schäme mich für Europa“

    Das find' ich jetzt aber mal echt 'n blöden Spruch. Gerade jetzt muss "Europa" positiv besetzt und die im Beitrag in Rede stehenden Ereignisse davon abgegrenzt werden.



    Im politischen Modell mag man ja mit dem Wort "Europa" die Verwaltungs- und andere Spitzen richtig bezeichnen, sowie an diese korrekt adressieren, aber Europa sind vielmehr die Menschen, die Millionen Helfer, Menschen mit humanistischer Haltung, aber auch Unschlüssige, die ein Vorbild brauchen die man ansprechen muss, womöglich auch Mut machen.

    Schlichter, der Ausspruch ist einfach schlechtes Marketing, oder das schlechtere Ergebnis einer beabsichtigten besseren Organisation von Reaktion.

    • @Gerhard Krause:

      "Europa" ist die Human-Wash Nachfolgerin der EWG. Europäische Wirtschafts Gemeinschaft. Gegründet zum Abbau von Wirtschaftshemmnissen.



      Wesentlich weiter sind sie heute nicht.

      Als humanitäre Organisation sah sich die EU noch nie.

  • Die EU hat sich noch nie in wesentlichem Maßstab für Menschenrechte eingesetzt, darum erwarte ich da auch nichts.



    Wir müssen begreifen, dass die EU für den reibungslosen Kapital-, Dienstleistungs- und Warenverkehr gedacht ist. Aus diesem Grunde müsste es eine europäische Staatengemeinschaft geben, die sich neu über eine eigene Sozialcharta definiert. Dazu bräuchten wir aber auch ein EU Parlament, dass die Interessen der Menschen repräsentiert und kein Operettenparlament sein will ohne substantielle parlamentarische Rechte.

    Während die bürgerliche Mitte mit dem Finger auf Assad oder Putin zeigt, lässt sie im Mittelmeer Menschen bewusst ersaufen oder in unendlich skandalösen Lagern vegetieren.

  • Nur mal zum Verständnis: die Menschen sind in der Türkei in Sicherheit. Viele sogar mit Erwerbseinkommen. Warum überhaupt nach Europa gehen?

    • @Kenni303:

      Weil in der EU, speziell auch in Deutschland, die Sozialleistungen mit am höchsten sind auf dieser Erde, auch für Migranten, Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge. Und die Grenzen natürlich offen stehen, falls nicht, werden sie nötigenfalls mit Gewalt überrannt, siehe Griechenland.

      • @Lara Crofti:

        Ich meine, dass in der Aussage viele Fehler stecken. Eher scheinen Verwandte, diese mögen ja seinerzeit aufgrund falscher Zusagen oder Ideen zu uns gekommen sein, als eine wesentliche Triebfeder.

        Außerdem sollten nun endlich mal richtig Vermögende ordentlich Kosten blechen. Sehen Sie die Menschen positiv: ein Grund für mehr Schulen, mehr Bautätigkeit use.

      • @Lara Crofti:

        Rechts(extremistische) Desinformation, was Sie hier betreiben. Die Sozialleistungen in Deutschland sind keineswegs "mit am höchsten sind auf dieser Erde", die Grenzen sind nicht offen, und ihr letzter Satz ist IMHO schlicht dümmliche Fascho-Agitrprop

        • @Kaboom:

          Dann muss allerdings die Frage erlaubt sein, warum die Mehrzahl der Flüchtlinge Deutschland (siehe ZDF-Video von gestern )als Ziel angibt und Schilder mit "Merkel help" gezeigt werden!

        • @Kaboom:

          Alles klar, nur weil meine Meinung von Ihrer abweicht, ist es gleich rechte Agitation. Sie können mir sicherlich viele Argumente aufzählen - die keinen finanziellen Aspekt beinhalten - weswegen Migranten nach Deutschland kommen wollen.

      • @Lara Crofti:

        Das ist zynisches Geschwätz.

        So unsympathisch einem die türkische Regierung sein mag (mir ist sie das zutiefst!) -- die haben ein echtes Problem: zwischen 3.5 und 4 Mio. Flüchtlinge auf ihrem Boden.

        Wir haben uns ja ins Hemd gemacht als in der grossen "Flut" 1 Mio nach Westeuropa kamen (ein Teil davon nach DE).

        Zum Vergleich: Deutschland und die Türkei haben ziemlich genau dieselbe Bevölkerungszahl: 83 Mio.

        Bei einem ungleich höheren BIP in DE (rund 5x).

      • @Lara Crofti:

        Genau, bei uns sind die Sozialleistungen am höchsten. Hätte Frankreich die, wäre der Weg vtl. anders.

    • @Kenni303:

      So ist das. Diese Leute haben bereits lange Zeit Schutz in gut ausgebauten türkischen Flüchtlingslagern, und sind damit im Sinne der EU keine asylberechtigten Kriegsflüchtlinge mehr nach der Genfer Flüchtlingskonvention.

      Sie sind Bauern in einem politischen Schachspiel, ein politisches Druckmittel Erdogans dem sie als Menschen egal sind. In der EU sind sie Bauern in einem politischen Schachspiel zwischen Migrationsbefürwortern und Migrationsgegnern.

      • @hup:

        Ihre Aussage zu Lagern in der Türkei ist Unfug. Es gibt massenhaft Berichte und Porträts zu Geflüchteten, die sich selbst überlassen sind, wahrscheinlich nicht dort zu lesen, wo Sie sich sonst "informieren".

  • Im Vorfeld des Herrn Marquardt lief übrigens eine Flug-Blatt Aktion. " stürmt die Grenze". 2 Aktivisten wurden inhaftiert.

    • @südtiroler:

      Richtig so!

  • Widerlich. Wegschauen, damit die anderen so unter Druck geraten, dass sie in ihrer Not die Drecksarbeit machen.

    Es ist unerträglich, wie wir GriechInnen und ItalienerInnen schon seit Jahren im Stich lassen.

    • @tomás zerolo:

      Wo kommt eigentlich diese Variante der modernen Dolchstoßlegende des „im Stich lassens“ her? Seit Jahren ist es akzeptierte Praxis, dass sowohl Italien als auch Griechenland einen Großteil der Flüchtlinge informell im Transit an z.B. Deutschland zur Beantragung des Asyls abgeben kann („Durchreisen lassen“) - entgegen des Dublinabkommens.

      Das ist eine massive Entlastung der EU Grenzstaaten - im Multimilliardenbereich.

      • @hup:

        Schauen Sie sich doch mal die realen Verhältnisse in Moria (oder irgendwo in Süditalien) an. Und lassen Sie lieber die Dölche stecken.

        Meines Erachtens ist es teil einer perfiden Strategie, die aber leider kurzsichtig ist: möge der Druck in Griechenland so steigen, dass die Populisten sich des "Problems schon annehmen". Nicht viel anders als in Ungarn, Rumänien, usw.

        Zynisch -- aber eben auch gefährlich.

  • Zitat



    "Ich schäme mich für Europa. Hier kommen erschöpfte Hilfsbedürftige an, und die Menschen rufen ihnen zu: Fahrt zurück in die Türkei! So etwas dürfen wir nicht hinnehmen."



    Zitat Ende

    Hier jemand der es nicht hingenommen hat und keiner will zuhören:



    www.martin-patzelt...ffener-Brief-.html