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Ganzkörperbadeanzugverbot in FrankeichLieber nackt als im Burkini​

Sie sind angeblich eine Gefahr für Frankreichs Sicherheit: Ganzkörperbadeanzüge werden verboten, weil sie gegen „gute Moral und Säkularismus“ verstoßen.

39 Euro Strafe soll das Tragen dieses Badegewandes kosten Foto: ap

Paris taz |Wieder einmal werden Frauen für einen ideologischen Kampf instrumentalisiert, der in seiner vermeintlichen Grundsätzlichkeit groteske Züge annimmt. Nach dem Nobelort Cannes hat jetzt auch die Gemeinde Sisco auf der Insel Korsika Frauen das Tragen eines Ganzkörperanzugs am Strand verboten. Und zu allem Überfluss hat ein Gericht in Nizza das Burkini-Verbot an öffentlichen Stränden für rechtens erklärt.

Drei Frauen vom Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) hatten am Freitag Beschwerde gegen das Burkini-Verbot in Cannes eingelegt. Nach Angaben der Stadtverwaltung urteilte das Verwaltungsgericht in Nizza jedoch am Samstag, dass die Maßnahme im Einklang mit dem Gesetz zur Laizität stehe.

Das Gericht verwies in dem Urteil darauf, dass das Burkini-Verbot im Zusammenhang mit dem Ausnahmezustand in Frankreich und dem Anschlag von Nizza verhängt worden sei. Tatsächlich könne das Tragen eines nicht der Norm entsprechenden Kleidungsstücks am Strand in diesem Kontext nur als „eindeutiges religiöses Symbol interpretiert“ werden, hieß es in dem Urteil.

Schon Ende Juli hatte der Bürgermeister von Cannes David Lisnard den Burkini als „Uniform des extremistischen Islamismus, nicht der muslimischen Religion“ verboten. Da Frankreich und seine religiösen Stätten Ziele von Terroranschlägen seien, könnten Frauen mit Burkinis eine Gefahr für die öffentliche Ordnung werden, so die Argumentation von Lisnard.

Harter Sommer für Musliminnen

Derselbe konservative Bürgermeister hatte ein Jahr zuvor nicht gezögert, der Familie des Königs von Saudi-Arabien einen Teil des öffentlichen Strandes zur exklusiven Benutzung zur Verfügung zu stellen. Und das selbstverständlich ganz ohne irgendwelche Kleidervorschriften.

Opportunistisch und sogar heuchlerisch findet die lokale Sektion der Liga für Menschenrechte (LDH) das Burkini-Verbot. Der LDH-Vorsitzende Hervé Lavisse zog sogar einen Vergleich zu den „Sittenwächtern im Land der Mullahs“. Aus seiner Sicht handelt es sich bei der Anordnung des Bürgermeisters um einen flagranten „Machtmissbrauch“.

Regelrecht gewaltsam ging es bislang aber nur auf Korsika zu. In dem Ort Sisco lieferten sich korsische Jugendliche und Familien maghrebinischer Herkunft am Samstag einen regelrechten Kleinkrieg, bei dem auch Harpunen und Macheten zum Einsatz gebracht wurden. Fünf Menschen mussten wegen Verletzungen behandelt werden. 100 Polizisten waren notwendig, um die Ruhe wieder herzustellen.

Die Auseinandersetzungen ausgelöst hatte das Fotografieren der Burkini-Damen. Und der Ruf der Jugendlichen, dass man in Sisco zu Hause sei und „so etwas“ ich zulassen werde. Daraufhin hatte der Bürgermeister ein Burkini-Verbot erlassen.

An französischen Stränden dürfte einer Frau im Burkini in diesem Sommer jedenfalls eine weitaus größere Aufmerksamkeit zuteil werden als etwa einer Nacktbadenden. Wie beim Burka-Verbot sollen Verstöße gegen das Burkini-Verbot übrigens mit einer Buße von 39 Euro belegt werden.

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87 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Kann mir mal jemand erklären wie man die Unterdrückung von Frauen durch Kleidervorschriften mit Kleidervorschriften beenden will?

    Absurder geht es doch gar nicht!

    Frauen sollen selbst entscheiden können, was sie an oder ausziehen!

    Was soll denn passieren, wenn eine erwachsene Frau sagt: "Ich will aber einen Burkini tragen am Strand"

    Sprechen wir ihr dann ihre Entscheidungsfähigkeit ab?

    Offensichtlich ist es immer noch völlig normal, über die Köpfe von Frauen hinweg entscheiden zu wollen, was im Zweifel "gut für sie ist" oder sie einzuschränken, weil sonst die öffentliche Ordnung gestört ist.

    Macht das doch bitte zur Abwechslung mal mit Männern!

  • ist das verbot eigentlich geschlechtsspezifisch? oder ist burkini-drag erlaubt?

  • "Warum fördern, dass Frauen sich verstecken sollen, und sich konservativ islamischen Werten unterwerfen, verstehe ich nicht."

     

    Verbessert denn ein Burkini-Verbot die Situation der betroffenen Frauen?

     

    Oder fördert das Verbot nicht vielmehr genau das, was sie hier kritisieren?

  • Wieder einmal werden Frauen für den Kampf für Frauenrechte instrumentalisiert... Mir kommen die Tränen

  • ich freu mich auf den tag,an dem ich als Frau einfach selbst entscheiden kann,was ich anziehe.

    • @pippilotta_viktualia:

      Dürfen Sie das denn nicht? Wen müssen Sie fragen?

      Tun sie's doch einfach. Holen Sie ihren Burkini aus dem Schrank. Falls Sie braun werden wollen, haben Sie allerdings im Bikini die besseren Chancen ;-)

    • @pippilotta_viktualia:

      Dann können Sie sich ja in die Lage der Burkaträgerinnen versetzen... Die würden sich auch gerne selbst entscheiden dürfen. Würden gerne frei sein von familiärem und religiösem Druck. Würden sicher auch gerne ihre Meinung frei äußern dürfen, zB. so wie Sie hier in diesem Forum.

       

      Allerdings müssen sowohl Sie, als auch die Burkaträgerinnen, akzeptieren, dass es in diesem Land eine freiheitlich demokratische Grundordnung gibt, die nicht verhandelbar ist.

      Falls Sie das nicht akzeptieren können, und zB. mit Hakenkreuz-T-Shirt, IS-Flagge, und hoffentlich bald auch Burka, durch die Stadt laufen wollen, müssen Sie sich eben ein anderes Land suchen. Das steht Ihnen selbstverständlich frei.

      • @karlei:

        Gleiches Recht für alle: Wann wird endlich das Zeigen jedweder religiösen, weltanschaulichen und politischen Symbole außerhalb des grundgesetzlich geschützten Bereichs der eigenen Wohnung unter Strafe gestellt?

    • @pippilotta_viktualia:

      Wie wahr...

       

      Aber ich finde es auch interessant, wie weltbewegend es augenscheinlich sein muss, was Frauen so anhaben. Sonst hätte nicht wirklich so ziemlich Jede® - von den Islamisten über die "liberaleren" Machos, die Modeindustrie und die französischen Laizisten bis hin sogar zu den Emma-FeministINNENen (und natürlich jede Frau und jeder Mann für sich persönlich) - eine so dezidierte Meinung darüber, welche Kleidung zu einer Frau gehört, die ihrerseits den eigenen Vorstellungen, wie eine Frau zu sein habe, entspricht.

       

      Vielleicht kann sich das mal ändern, keine Ahnung. Solange können Sie aber auch einfach den Spieß umdrehen und sich allmorgentilch vor dem Schrank diebisch freuen, welche Macht die "Hand am Kleiderbügel" Ihnen gibt. Denn die ist offenbar gewaltig...

    • @pippilotta_viktualia:

      Diese Frage ist eine Frage und kein Widerspruch oder eine Zustimmung : Inwiefern sind Frauen bei der Kleiderwahl beschränkter?

    • @pippilotta_viktualia:

      Düefen Sie das nicht?

       

      Wenn ja wieso?

  • Narzisstische französische Mainstream Männer zwingen Muslima wegen narzisstisch religiösen Islamisten-Männchens ihren Strimel auf. Ist doch immer das gleiche Spiel.

  • Lustig, daß man hier dauernd den FKK-Vergleich liest (wobei der sowieso Äpfel mit Birnen vergleicht). In den gemäßigten Islamischen Ländern gilt ja auch überall ein totales Bikini-Verbot ;-)

     

    Davon abgesehen ist es auch nicht Aufgabe eines Staates vermeindlich moralische Erziehung durch Verbote zu leisten!

     

    Auch wenn ich zu meinem eigenen Erschüttern zugeben muß, tatsächlich mal einer Äußerung vom Bundesuhu de Maizière zustimmen zu müssen. Aber er hat nun mal recht: Es ist in einem demokratischen Rechtsstaat auch keine Optionen etwas zu verbieten, nur weil man es "nicht gut findet". Diese Denkweise ist aber leider wahrlich eine Deutsche Spezialität.

     

    Ein Grund für ein Verbot wäre eben eine real drohende Gefährdung. Welche konkrete Bedrohung geht jetzt genau noch mal von einem Burkini aus?

     

    Es bleibt doch echt nur noch Kopfschütteln. Welche alte Sau ficht das eigentlich an, ob eine Frau jetzt Bikini, Badeanzug oder halt eben etwas mehr Stoff trägt?

     

    Es ist immer ein ganz guter Spiegel der Gesellschaft, wenn man sich die Säue mal genauer ansieht, die so regelmäßig durch durch die Dörfer getrieben werden. In der Hinsicht ... gute Nacht Deutschland.

    • @Nachtvogel:

      Haha., ich dachte immer Steinmeier sei der Bundesuhu :D

  • Naja man müsste den Frauen eher anders helfen aus Ihrer Gehirnwäsche auszubrechen ... nur wie ist halt die Schwierigkeit ... Frau ohne BUrkini gleich selbstbewusst und selbstbestimmt ist fürchte ich eine zu einfache Gleichung ...

    • @Mario Rinder:

      Das stimmt auch nicht - sie sehen das an unseren Feminist*innen_x

  • Muslimische Frauenbekleidung und LGBT:

     

    Die allerhöchste und meist auch einzig übriggebliebene Messlatte "linker" Diskursbefindlichkeit.

  • Frankreich hat das Recht zu definieren, was sie am Strand haben wollen und was nicht. Wenn es so wichtig ist, dann sollen die Burkini-Frauen eben in Tunesien oder Algerien baden gehen. In Saudi Arabien dürfen sie wahrscheinlich nicht mal das.

    • @Andreas_2020:

      Da hat aber nicht "Frankreich" definiert, sondern zwei Stadtverwaltungen und ein Verwaltungsgericht.

       

      Und ansonsten scheint die öffentliche Meinung in Frankreich zu diesem Thema keineswegs eindeutig Pro oder Contra zu sein. Mit welchem Recht behaupten Sie also eine solche Eindeutigkeit in der Haltung?

       

      Mir scheint in dieser Angelegenheit nur eines ganz eindeutig: Das Ihnen die betroffenen Frauen offensichtlich am Arsch vorbeigehen.

  • ja wat denn? Im Sonnenlicht westlich/europäischer Aufklärung ist der weibliche Bikini ein Symbol von `Sonnenschein Gesundheit´ und von freiheitlich/freudiger Gesinnung! Der diskutierte Burkini entspringt der religiösen Tradition wärmerer tropischer Regionen islamischer Kultur... ist einerseits ein Schutz vor hartem Sonnenlicht, zum anderen ein Schutz vor männlicher Sex-Lust Fantasie.. Rational passt der Burkini nicht in die europäischen Breitengrade, weil er das notwendige D- Vitamin des Sonnenlichts blockiert.. Mir tun die eingepackten Muslima Mädel in Europa leid, weil sie im Namen familiärer Koran Doktrinen sich Krankheiten durch Vitamin D Mangel aussetzen!

  • Wenn ich Urlaub in Tunesien, Marokko oder Ägypten mache, erwarte ich auch keinen FKK-Strand wie ich ihn an der Ostsee vorfinde und dort auch nutze. Er wäre dort einfach kulturell nicht passend. Genauso wenig passen Burkinis in unser kontemporäres Europa, wogegen sie an nordafrikanischen Küsten selbstverständlich nicht nur zu tolerieren, sondern durchaus alltäglich sind. Soviel Einsicht sollten alle Beteiligten haben. Es geht um Akzeptanz nationaler oder regionaler Kulturtraditionen.

    • @Nikolaj Nikitin:

      Naja aber müssten alle Touristinnen ob in Marokko oder in Ägypten nicht jetzt den Burkini tragen um den richtigen Vergleich zu ziehen? Bikini ist dort noch erlaubt wie der Burkini in Frankreich bis vor kurzem.

      • @Rooni:

        Nein, sicherlich müssen sie in Touristenorten keinen Burkini tragen, aber am Strand eines Nichttouristenortes wäre der Burkini schon angebracht. Man sollte eben ein Gefühl für die örtliche Situation entwickeln und dieses bei der Auswahl der Badekleidung berücksichtigen.

  • Welche Frau ist nicht davon begeistert, bei 30 Grad Celsius sich am Strand mit einem Ganzkörperanzug zu verhüllen? Sicherlich hat das auch nichts mit den Wünschen einer patriarchalischen Gesellschaft zu tun, die ihre Frauen in Strandkleider stecken, damit die weiblichen Konturen auch ja nicht zum Vorschein kommen. Man kann den Frauen aber wenigstens raten, sich Vitamin D3 Tabletten zu besorgen, denn Osteoporose ist das Mindeste, was man bekommt, wenn man seinen Körper vor der Sonne versteckt.

    • @Ricky-13:

      Die bekommt man von Milchkonsum auch. Diskutiert irgendwer über ein Milchverbot?

      • @HerrvonSinope:

        Milchkonsum/Milchverbot? - Was soll das denn für ein Argument sein? Es geht hier um die Gleichberechtigung der Frau, und wer angesichts solcher Burkinis, die einige Frauen im 21. Jahrhundert tragen müssen – und jetzt bitte nicht damit kommen, dass irgendeine Frau auf der Welt sich am Strand tatsächlich freiwillig so ein Kostüm anziehen würde – nicht einsieht, dass viele Frauen immer noch als eine Art Besitztum von Männern angesehen werden und die Frauen sich einem Patriarchat unterordnen müssen, der ist entweder naiv oder schlimmeres.

        • @Ricky-13:

          Sicherlich sind Burkinis eine patriarchale Bevormundung von Frauen.

           

          Aber das ist ein Verbot von Burkinis sicherlich auch ...

           

          Oder glauben Sie, dass ein Burkini-Verbot die Emanzipation der betroffenen Frauen fördert?

          • @Der Sizilianer:

            Man sollte den religiösen Obermuftis, die den Frauen Niqab und Burka aufzwingen, in Europa Berufsverbot erteilen.

          • @Der Sizilianer:

            Bei Ihrem Kommentar erschließt sich mir die Logik nicht so ganz. Sie geben zwar zu, dass Burkinis eine patriarchale Bevormundung von Frauen sind, aber gleichzeitig zweifeln Sie an, dass ein Verbot dieses unsinnigen Kleidungsstücks, besonders an westlichen Stränden, für die muslimische Frau nichts bringen würde.

             

            Vielleicht würde es ein erster Schritt sein oder eine erste Befreiung für die muslimische Frau aus einem Patriarchat. Aber unsere falsch verstandene Toleranz - eigentlich müsste es ja Akzeptanz heißen - lässt wohl Freiheit und Selbstbestimmung für die muslimische Frau nicht zu. Emanzipation war auch vor 200 Jahren für die westliche Frau ein langer steiniger Weg, aber wenn man nie den ersten Schritt wagt, dann wird dieser Weg der Befreiung aus einer dominierenden Männergesellschaft, die sogar darüber bestimmt was die muslimische Frau in der Öffentlichkeit und selbst an westlichen Stränden bei Hochsommertemperaturen anzuhaben hat, nie beginnen.

             

            Irgendwann wird sich die muslimische Frau auch aus diesem Patriarchat befreien, aber wenn der aufgeklärte westliche Bürger sogar noch dabei hilft, diesen Prozeß durch falsch verstandene Toleranz aufzuhalten, dann wird die muslimische Frau noch in 100 Jahren unter dem Patriarchat der Männer stehen.

            • @Ricky-13:

              Es sind aber eben offenbar gerade nicht muslimische oder nicht-muslimische Frauenverbände, die hier "den ersten Schritt" wagen - sondern es sind (nicht nur, aber) vor allem konservative bis reaktionäre Männer, die hier die harte Hand von "Vater (!) Staat" einfordern.

               

              So kann man keine Frauenemanzipation fördern - denn so wird lediglich die eine patriarchale Bevormundung durch eine andere ersetzt.

               

              Den "langen steinigen Weg" der Emanzipation, den westliche Frauen hin zu mehr Gleichberechtigung gegangen sind - den sind sie selbst gegangen. Kein Mensch - erst recht kein Mann - hat sie dazu genötigt. "Sei emanzipiert! Sei selbstbestimmt!" - das funktioniert nicht.

               

              Glauben Sie denn, die betreffenden Burkini-Trägerinnen bekommen nun von ihren Patriarchen einen Badeanzug oder einen Bikini geschenkt?

               

              Die Frauen, die von Patriarchen zum Tragen der Burka gezwungen werden - die werden in den betreffenden Kommunen nun wahrscheinlich gar nicht mehr an einen Strand gelassen. Diese Frauen sind bestimmt sehr, sehr dankbar dafür ...

              • @Der Sizilianer:

                „Den "langen steinigen Weg" der Emanzipation, den westliche Frauen hin zu mehr Gleichberechtigung gegangen sind - den sind sie selbst gegangen. Kein Mensch - erst recht kein Mann - hat sie dazu genötigt.“

                 

                Vollkommen richtig! Das war ja auch das Fazit im letzten Satz meines vorherigen Kommentars, dass die muslimische Frau sich aus der Bevormundung selbst befreien muss.

                • @Ricky-13:

                  Wenn Sie das so sehen - warum beharren Sie dann auf einem patriarchalen Verschleierungs-Verbot?

                   

                  Was denken Sie: Warum gibt es in den Kreisen, die so vehement für ein Verschleierungs-Verbot trommeln, kaum jemand, der mit der gleichen Vehemenz beispielsweise einen flächendeckenden Ausbau der Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen fordert sowie bundesweite Werbekampagnen in allen möglichen Sprachen für diese Hilfsangebote?

                   

                  Denn DAS könnte eine konkrete Möglichkeit sein, von patriarchaler Gewalt (Vergewaltigung, Misshandlung, Zwangsverheiratung, Zwangsverschleierung ...) betroffene Frauen auf dem "langen steinigen Weg" ihrer Emanzipation wirklich zu unterstützen. Aber wie gesagt: Seltsamerweise kommt da in den Kreisen der Burka-Verbieter_innen so gut wie niemand drauf ...

                   

                  Komisch, oder?

                  • @Der Sizilianer:

                    Nachtrag: Sie schreiben " ... einen flächendeckenden Ausbau der Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen ... sowie bundesweite Werbekampagnen in allen möglichen Sprachen für diese Hilfsangebote" und weiter schreiben Sie "Vergewaltigung, Misshandlung, Zwangsverheiratung, Zwangsverschleierung [...] Seltsamerweise kommt da in den Kreisen der Burka-Verbieter_innen so gut wie niemand drauf ." Da haben Sie sich jetzt aber selbst ein Bein gestellt, denn Sie geben ja mit diesen Sätzen zu, dass die muslimische Frau im Besitz des muslimischen Mannes ist, denn Zwangsverheiratung und Zwangsverschleierung gibt es nur dort, wo die Frau entrechtet ist, also den Rang einer Sklavin hat. Zerstören kann man solche Zustände eigentlich nur durch Verbote, und das Burka-Verbot wäre ja dann der erste logische Schritt um der Muslima aus dieser Sklaverei zu befreien, aber es ist wohl schwierig die Jahrzehnte einer falsch verstandenen Toleranz einfach über Bord zu werfen, darum wird sich auch nichts ändern. Schade für die Muslima, aber der Europäer hat sich nun einmal für die Toleranz (tolerare (lat.) = ertragen) entschieden und die Moral bleibt damit auf der Strecke. Wir könnten aber der Toleranz eine neue Aufgabe geben und erklären das Leid der Muslimas als neues Objekt für unsere geliebte Toleranz.. Hauptsache die Toleranz bleibt erhalten, alles andere ist uns egal.

                  • @Der Sizilianer:

                    Sie fragen: "Wenn Sie das so sehen - warum beharren Sie dann auf einem patriarchalen Verschleierungs-Verbot?"

                     

                    Weil Europa ein westliches und christlich geprägtes Land ist und wir uns nicht auch noch einen islamischen Feminismus - also die politische Bewegung, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde, der Selbstbestimmung von Frauen und gegen Sexismus ist - aufbürden lassen sollten. Wer hier das Gastrecht in Anspruch nimmt, der hat sich an die Gepflogenheiten des Gastlandes zu halten, genauso wie man als Europäer sich auch in einem muslimischen Land deren Brauch, Ritus, Sitte, Tradition, etc. (suchen Sie sich einen Begriff aus, der Ihnen gefällt) anpassen muss. Bei uns ist es nun einmal nicht Usus, unsere Frauen unter einem riesigen Stofffetzen zu verstecken, damit ein anderer Mann sie auch ja nicht mit seinen Blicken auszieht, denn das ist der eigentliche Grund weshalb einige muslimische Frauen als wandernde Zelte herumlaufen müssen. Das besitzende Männchen will seinen Besitz nicht anderen Männchen zeigen. Der muslimische Mann lebt in einer Welt die wir zum Glück schon überwunden haben, denn unsere Frauen sind Lebenspartner aber kein Besitz. Wie ich auch oben schon geschrieben hatte, es müsste eigentlich Akzeptanz heißen, aber wir akzeptieren es im Grunde nicht sondern tolerieren es nur, aber jede Toleranz hat auch seine Grenzen.

                    • @Ricky-13:

                      "Der muslimische Mann lebt in einer Welt die wir zum Glück schon überwunden haben, denn unsere Frauen sind Lebenspartner aber kein Besitz."

                       

                      Das ist schon sehr, sehr Schwarz-Weiss gestrickt, oder? Wenn ich mir allein schon die Zahlen zum Thema "Sexuelle Gewalt in Deutschland" ansehe, dann habe ich arge Zweifel, ob der heterosexuelle, "westlich-christliche Mann" so ganz allgemein seine Partnerinnen wirklich nicht mehr als Besitz begreift ... sprich: Ein flächendeckender Ausbau von Frauenhäusern und -beratungsstellen dürfte auch im Interesse vieler westlich-christlicher Frauen sein.

                       

                      Ich melde mich später nochmal zu Ihren Kommentaren - momentan fehlt mir leider die Zeit. Ich danke für Ihr Verständnis.

                      • @Der Sizilianer:

                        Da habe ich weiter oben, eigentlich mehr aus Spaß, einfach mal die provozierende Frage gestellt - "Welche Frau ist nicht davon begeistert, bei 30 Grad Celsius sich am Strand mit einem Ganzkörperanzug zu verhüllen?" - und jetzt ist solche Diskussion dabei herausgekommen.

                         

                        In weiten Teilen stimmen wir beide ja auch überein und das sich die muslimische Frau aus ihrer Unmündigkeit befreien muss, da sind wir doch auch dakour. Die anderen Dinge, die wir unterschiedlich sehen, sind ja nur Bruchstücke eines Mosaiks. Wer jetzt recht behält, ob Sie oder ich oder keiner von uns beiden, das wird die Zukunft zeigen. Es ist ohnehin egal, ob sich hier nun einige Leser streiten, denn wenn uns die Geschichte eines gelehrt hat, dann, dass es immer anders kommt als man denkt. Mit Ihnen kann man aber wenigstens eine normale Diskussion führen. Bei vielen anderen Kommentatoren hat man das Gefühl, dass sie die "Wahrheit" für sich gepachtet haben und jeder, der anderer Meinung ist oder von dieser Meinung abweicht, sofort als rechter Idiot oder islamophober Hetzer tituliert wird. Aber in einer Demokratie (haben wir eigentlich eine?) kann jeder ja seine Meinung sagen (solange sie nicht ad hominem geführt wird) und entgegengesetzte Meinungen beleben ja auch oftmals die Diskussion. Trotzdem bin ich als Mann natürlich auf der Seite der Überschrift dieses Artikels "Lieber nackt als im Burkini" und hoffe, dass das Gegenteil, also "Lieber Burkini als nackt" in unserer modernen europäischen Welt nicht einkehrt.

  • Ich finde es gut, dass Frankreich Burkinis verbietet. Wer nackt Baden will, geht an FKK-Seen, oder entsprechende Strände. Burkinis sehe ich als öffentliches Ärgernis. Ich finde auch, dass sich Muslimas nicht als Opfer darstellen sollten, da sie ganz bewusst mit Burkinis baden gehen um zu provozieren. Dazu: Burkinis sind ein Sicherheitsrisiko. Kann jeder probieren, mit Klamotten oder Gewändern zu schwimmen. Selbst geübte Schwimmer ermüden schnell und kommen nicht vom Fleck. Burkinis sind ja nicht mit Neoprenanzügen vergleichbar. Logisch, sonst könnte jemand Körperpartien erkennen, was vermieden werden soll. Im Hallenbad geht's auch um Hygiene. Warum fördern, dass Frauen sich verstecken sollen, und sich konservativ islamischen Werten unterwerfen, verstehe ich nicht. Konservative Muslime sollten lernen, dass das in einer freien Gesellschaft nicht möglich ist. Warum Linke Islamisten fördern verstehe ich nicht. Ich will nicht sagen, dass eine Frau die Burka trägt Islamisten ist. Aber wenn sie das im Westen tut, steht sie entweder unter der Fuchtel vom Ehemann oder ist tatsächlich Islamisten und will provozieren. Ich komme aus Bosnien und habe Bezug dazu.

    • @Goran Brnic':

      Achso...

      Ich soll also das Konservative der "islamischen Welt" ablehnen, aber das konservative der "christlichen Welt" akzeptieren.

      Das klingt ja total einleuchtend

  • Die Burkinis im Schwimmbad zu verbieten ist eine Sache - da gibt es Badevorschriften aus verschiedenen Gründen - u.a. wegen der Hygiene und der Reinigung des Badewassers. Aber Burkinis am Strand zu verbieten klingt absurd. Wenn wir Kopftuch oder Burkini nicht verbieten, dann führt dies jedoch dazu, dass Eltern (durchaus nicht nur die Väter) und Ehemänner dies ihren Töchtern und Frauen vorschreiben. Für Mädchen in der Schule bedeutet daher das Kopftuchverbot gleichzeitig kein Kopftucherlass der Eltern und umgekehrt wird aus der bei uns noch existierenden öffentlichen Freiheit die elterliche Unfreiheit.

    Am Strand werden Eltern jedoch ihren Töchter häufig einfach das Baden verbieten - was die Töchter dann noch mehr einschränkt. Daher sollten Kopftuchverbote z.B. für die Schule gelten aber nicht für den öffentlichen Raum. In der Schule wird aus dem Kopftuchverbot eine Freiheit für die Schülerinnen.

    Wir verbieten ja auch Beschneidungen bei Mädchen selbst dann wenn die Mädchen sich unter dem elterlichen Druck einverstanden erklären.

    • @Velofisch:

      Warum sollten denn Burkinis schlecht sein für die Hygiene? Eher umgedreht. Wir mussten früher mit Badekappen unser Harr bedecken, weil es besser für die Filteranlagen war.

      • @Rooni:

        Haar!!!

  • Das ist mir alles zu viel Kulturkampf.

  • Burka verbieten finde ich okay, da diese Stoffkäfige, in denen die Frauen gehalten werden, wirklich bedrohlich wirken. Besonders nachts.

    Zumindest kann man darunter auch gut Männer und Waffen verstecken. Und es gibt ein Vermummungsverbot.

     

    Aber Burkinis? Warum sollen die denn verboten werden? Das ist rein ideologisch begründet.

    • @scaspener:

      Burkinis zu tragen ist auch rein ideologisch.

  • Komisch, warum geht der Autor denn nicht darauf ein, dass die "instrumentalisieren Frauen" mit dem Burkini wieder einmal im Zeichen einer Religion unterdrückt werden, in dem sie dieses Teil tragen müssen??

    • @ChristianP:

      wer unterdrückt sie?

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Blockwarte sind geil aufs Verbieten.

    Und dann noch Damenunterwäsche... doppelt geil.

  • Liebe Muslima,

     

    zieht Euch einfach nen Schwimmanzug mit Bademütze oder Kapuze an und drüber eine lange weite Bluse. Ist nicht verboten und tut denselben Zweck.

     

    Lächerlich, dieses Gesetz, welches wohl von modernen Kreuzfahrern erdacht wurde.

  • "...hat ein Gericht in Nizza das Burkini-Verbot an öffentlichen Stränden für rechtens erklärt." Die Richter in Frankreich sind eindeutig alle rechtsradikal und Populisten.

    • @Jürgen Matoni:

      Das ist genau so ein Pauschal-Urteil wie Sie es den Populisten grad vorwerfen.

      Es ist wirlich nervig, wenn so viele Leute mit derart einfach gestrickten und undifferenzierten Weltbildern unterwegs sind.

  • Lieber Herr Balmer,

     

    es trifft schon zu, dass die allein (bzw. nur mit Hut und/oder Sonnenbrille) getragene Bikinihose seit geraumer Zeit ein wesentlich üblicheres Bild an der Cote d'Azur darstellt als ein Burkini. Und die Begründung, letzeren zu verbieten, weil er die öffentliche Ordnung gefährde, ist ironischerweise auch kein Stückchen perfider als die Begründung, warum er getragen wird. Es ist nämlich dieselbe, und auch von den Propagatoren eines Burkini-Gebots werden Frauen instrumentalisiert.

     

    Insofern kommt es auf die Einstellung des Staates zur Religion an, wie tolerant er der (öffentlichen) Umsetzung eines solchen Gebots gegenübertritt. Frankreich gibt sich in der Tradition der Säkularisierung nach der Revolution der Illusion hin, ein westeuropäischer Staat könne ein weltliches, humanistisches Wertesystem zur Grundlage des öffentlichen Lebens machen, das ohne religiöse Einflüsse auskommt. Das stimmt natürlich nicht, denn was wir für "humanistisch-laizistisch" halten, ist und bleibt durchaus stark von ursprünglich christlichen Moralvorstellungen geprägt.

     

    Davon abgesehen aber ist und bleibt es ein hoheitliches Privileg, die weltlichen Regeln für den öffentlichen Raum aufzustellen und zu entscheiden, wieviel davon der Religion des Einzelnen eingeräumt werden muss - insbesondere wenn es sich um eine Religion handelt, die einerseits eben NICHT den hohen Verwandschaftsgrad zum eigenen, staatlichen Wertesystem aufweist, dabei aber aus sich selbst heraus die gleichen Anspruch erhebt im weltlichen geschenen mitzureden, wie es das Christentum zumindest früher getan hat.

    • @Normalo:

      "Davon abgesehen aber ist und bleibt es ein hoheitliches Privileg, die weltlichen Regeln für den öffentlichen Raum aufzustellen und zu entscheiden..."

       

      Das darf aber nicht willkürlich geschehen, sondern muß plausibel begründet sein - wichtige Grundlage der modernen Gesellschaft, der Demokratie und des Rechtsstaates. Aber die Begründung für dieses Gesetz ist, wie Sie ja selber ganz richtig erkannt haben, alles andere als plausibel.

      • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

        Rechtsstaat bedeutet, dass der Staat sich selbst(!) eine Rechtsordnung gibt und sich dann daran hält. Das ist hier - zumindest nach Ansicht des erwähnten Nizzaer Gerichts - durchaus erfolgt.

         

        Und solange das der Fall ist, muss sich der Staat in einer Demokratie ausschließlich vor seinen Bürgern dafür rechtfertigen, WELCHES Recht er setzt, nicht vor irgendeiner höheren Vernunft oder dem kiebigen Nachbarn im Osten, der seine eigenen Vorstellungen von richtig und falsch hat. Das Volk ist der Souverän, und es herrschat absolut und darf das auch völlig willkürlich tun. Das ist das Privileg der ultimativen Machtquelle.

         

        Natürlich gibt es Minderheitenrechte, aber auch die bestimmt ein Staat grundsätzlich selbst. Und wenn in Frankreich die Rechte von Minderheiten in einigen Punkten graduell anders bewertet werden als in Deutschland, dann ist das kein Verstoß gegen die einzig wahre Gerechtigkeit, die wir Deutschen gepachtet haben, sondern grundsätzlich mal einfach nur Ansichtssache. Deutschland lässt sich ja auch nicht von irgendwelchen ausländischen Gutmenschen reinreden, wenn es z. B. Religion (als Träger der Religionsfreiheit) so eng definiert, dass Gruppierungen wie Scientology nicht darunterfallen, auch wenn sie es z. B. nach der Definition in den USA durchaus tun.

  • Sehr geehrter Autor,

    "wieder einmal werden Frauen [...] instrumentalisiert? Die Frage müsste doch nach wie vor heißen, ob Frauen nicht eher von einer patriarchalischen gesellschaft oder einer Religion instrumentalisiert werden, wenn sie nicht wie andere Frauen das übliche und mit Sicherheit bequemere Badekostüm tragen dürfen.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Brigitte Sanders:

      Warum nicht gleich Zwang zum Adams- und Evakostüm für alle, weil's doch am bequemsten ist?

    • 8G
      889 (Profil gelöscht)
      @Brigitte Sanders:

      Selbst wenn das "nicht eher" so sein sollte - was täte das zur Sache?

      • @889 (Profil gelöscht):

        Das IST die Sache.

        • 8G
          889 (Profil gelöscht)
          @Brigitte Sanders:

          Nein. Sie führen zu dem Verbot, um das es geht, ein zweites in die Diskussion ein, und wollen nun das eine durch das andere legitimieren.

           

          Den Begründungszusammenhang bleiben Sie dabei schuldig.

          • @889 (Profil gelöscht):

            Die Begründung lautet ganz einfach: Ich bin nicht damit einverstanden, dass sich Frauen selbst beim Schwimmen verschleiern oder bedecken müssen, während ihre Männer in der Badehose baden gehen. Es ist ein Frauenthema.

            Und erzählen Sie mir nichts von religiösen Begründungen, denn wenn ein Allah das von den Frauen verlangt, ist er ein Männerallah. ich denke allerdings, dass es um die Unterdrückung der Frauen in patriarchischen Familien geht und um sonst gar nichts.

            • 8G
              889 (Profil gelöscht)
              @Brigitte Sanders:

              Und nun schließen Sie auf irgendeine Weise, die noch darzulegen wäre, dass sie nicht mehr müssten, wenn sie nicht mehr dürften?

               

              "ich denke allerdings, dass es um die Unterdrückung der Frauen in patriarchischen Familien geht und um sonst gar nichts."

               

              Und wobei genau hilft das denen, wenn sie nun auch nicht mehr an den Strand dürfen?

              • @889 (Profil gelöscht):

                Das wäre ein weiterer Beweis dafür, dass die Frauen Untertanen ihrer Männer sind.

                • 8G
                  889 (Profil gelöscht)
                  @Brigitte Sanders:

                  Nein, das beweist nur, dass ich auf das eingehe, was sie schreiben. Und frage Sie nun zum vierten Mal, was das zur Burkini-Diskussion beitragen soll. Also noch mal: Welchen konkreten Nutzen hätte das Burkini-Verbot für die Frauen, die sich in der von Ihnen beschriebenen Situation befinden?

                  • @889 (Profil gelöscht):

                    Die Frage ist falsch gestellt, kleiner Spinner. Ebenso könnten fragen, was der Nutzen daran ist, sich zu überfressen. Die Frage muss lauten, wie man den verschleierten Frauen beibringt, dass ihre Tracht weder notwendig noch im Kontext zur westlichen Kultur, in der sie ja leben wollen, steht.

                    Im Schwimmbad geht es darüber hinaus auch noch um die Frage der Hygiene. Ich würde nicht ins Wasser gehen wollen, wenn gleichzeitig Frauen im Burkini baden. Fragen Sie da auch, welchen konkreten Nutzen ich als Frau habe oder erteilen Sie mir gleich ein Schwimmverbot? - Männer!!!

          • 1G
            12294 (Profil gelöscht)
            @889 (Profil gelöscht):

            Ich sehe da durchaus einen Zusammenhang. Keine Kleidungsvorschrift dieser Welt ist natürlich, sie sind alle kulturell bedingt. Ob es nun darum geht, irgendetwas vorzuschreiben (Bekleidung an sich) oder ein Kleidungsstück zu verbieten. Und was Burkina-BefürworterInnen gerne anführen - nämlich dass der Burkini multivalent ist, also nicht zwangsläufig die Unterdrückung der Tragenden symbolisiert - das trifft ja auch auf das Nacktsein zu: es ist kann auch schlicht heißen, mir ist (zu) warm. Im Falle eines Ge-/Verbotes legt man sich dann auf eine kulturelle Interpretation einer Bekleidungssituation fest.

            • 8G
              889 (Profil gelöscht)
              @12294 (Profil gelöscht):

              "Kulturell" heißt ja nicht beliebig....

               

              Ich warte noch auf Brigitte Sanders' Antwort, wieso aus dem einen Verbot ein anderes folgen soll.

  • Wenn es vor 50 Jahren schon solch kleingeistige Kleiderordnungen gegeben hätte, hätte es vielleicht weder Hippies noch Punks gegeben...

     

    Was es braucht, sind Möglichkeiten, sich gegen Kleidungsver- bzw. Gebote zu wehren, sei es durch den Staat, die örtlichen Religionswächter, die strengen Eltern oder doofe Ehegatten.

    • @Helmut van der Buchholz:

      Moment, der Unterschied liegt darin, dass Hippies und Punks ihr Equipment freiwillig trugen, den Frauen werden Niqab und Burka aber aufgezwungen. Freiwillig würden diese Stoffkäfige nur ganz wenige anlegen.

    • @Helmut van der Buchholz:

      Es ist genau umgekehrt: Wenn es NICHT solche rigiden Kleiderordnungen gegeben hätte (denn genau die gab es ja), hätten sich Hippies und Punks ANDERE Mittel zur Auflehnung gegen die Gesellschaftsordnung suchen müssen als ihr nonkonformes Äußeres. Und es ist gar nicht mal sicher, dass sie das dann wirklich noch gewollt hätten...

    • @Helmut van der Buchholz:

      Was wollen Sie erklären? Ich bin zu doof, um sowas zu verstehen.

      • @Jürgen Matoni:

        Dass es um keinen Deut besser ist, wenn der Staat mir vorschreibt, was ich anzuziehen habe und was nicht, als wenn es der Imam, der Ehegatte, die Moralapostel oder sonstwer tun.

  • "warum lesen rechtsgesinnte die taz?"

     

    Bin seit 30 Jahren Abonnent, habe noch nie rechts von der SPD gewählt. Finde Diskussionen in der TAZ anregend, auch wenn ich die meisten Auffassungen nicht mehr teile.

     

    Deutschland wird bunter und der Islam gehört zu D- ok. Noch können wir uns aussuchen, wie bunt und wie islamistisch D wird.

     

    Von 100 Flüchtlingen, die schutzbedürftig sind und die nach D wollen, weisen wir 99 ab und lassen sie erst gar nicht nach D, im Prinzip mit der Begründung und dem Recht, dass die Bevölkerung in D nicht allen 100 helfen will. Moralisch oder unmoralisch, es ist so.

     

    Es wird also ausgesucht. Verbot der Burka bringt den Vorteil, dass das Gefühl der Überfremdung bei der Bevölkerung in D nicht strapaziert wird und erhöht damit die Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung in D.

    • @A. Müllermilch:

      Übrigens ist die Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung in den Gebieten am geringsten, in denen der Anteil Neuzugezogener und hautfarblich kulturell anders Wirkender am kleinsten ist.

      • @nzuli sana:

        Hui, das müssen Sie noch mal genau auseinanderdröseln. Ich habs nicht kapiert.

  • Auf der einen Seite möchte man natürlich keine Diskriminierung einzelner Badegäste sehen, auf der anderen Seite kann man aber auch verstehen, wenn sich mondäne Badeorte wie Cannes gegen vermeintliche oder auch tatsächliche äußere Attribute der Illiberalität, wie es der Burkini in vielen westlichen Augen nun mal ist, wenden.

  • Ich verstehe nicht, wie man Kleidungsverbote rechtfertigen kann. Wie soll das weitergehen? Eine Frau muss in der Öffentlichkeit mindestens 50% ihrer Haut unbedeckt lassen? Sollte es nicht jedem und jeder selbst überlassen sein, was er oder sie beim Baden trägt?

     

    So etwas gehört toleriert bis aktiv ignoriert, bis die Frauenverhüller es selber leid sind und nach und nach Vernunft annehmen, weil es zu nervig ist und es weder auf die eine noch auf die andere Weise irgendwen interessiert.

     

    Verbote machen aus bestimmten Kleidungen erst ein Statement der Selbstbestimmung. Das kann doch nicht so schwer zu verstehen sein? Das Verbot von Vermummung (also Verhüllung des Gesichts) kann ich verstehen, aber ein Verbot von langer, loser Kleidung ist völliger Irrsinn.

     

    Nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen heraus, sondern auch, weil es schlicht nicht funktioniert. Im Iran kostet jeder lackierte Fingernagel eine Geldstrafe. Meint irgendwer, das führt zu nicht lackierten Nägeln? Mit solchen Massnahmen macht man nämlich aus eigentlich völlig nebensächlichen Dingen ein Symbol der Selbstbestimmung und des Widerstands.

     

    Ach, egal.

  • 3G
    31878 (Profil gelöscht)

    Die Korsen haben sich immer schon gegen "Fremdbesetzung" gewehrt. Das gefällt mir. Was mir nicht gefällt ist die Auseinandersetzung mit Harpunen und Macheten.

    Religiöse Verhüllungen? Was soll das! Ich möchte auch keinen katholischen Pope sehen, der mit seinem langen Gewand ins Wasser schreitet.

    Es wäre vieles einfacher, wenn wir uns den jeweiligen Kulturen anpassen, beidseitig!

    Ich käme nie auf die Idee in südlichen Ländern eine Kirche im Bikini anzuschauen oder in einem extrem kurzen Minirock. Das kränkt die dort Ansässigen. Sie leben dort. Ich bin zu Besuch. Wenn ich auch dort leben möchte, muss ich mich anpassen. Soll ich mich, nur weil es meinen Sitten entspricht, in einem muslimischen Land nackt an den Strand legen. Die Kommentare dazu möchte ich hören, von den Folgen meinerseits ganz zu schweigen.

    Möchten doch die hier Ankommenden unsere Gebräuche bitte auch respektieren. Wenn das nicht geht, aus ihrer Sicht, dann gibt es halt keinen Strandbesuch.

    • @31878 (Profil gelöscht):

      So ein Unsinn.

      In Europa gibt es keine stirkte Kleiderordnung, also ist es auch nicht Teil unserer Sitten im Bikini rumzulaufwen, sondern einfach Trend.

      Du erzeugst mit solchen Maßnahmen ganz klar aktiv Menschen zweiter Klasse, da Sie sich an Verbote halten müssen, die speziell auf Ihre Art zu leben zielen. Ich finde Typen in rosa Hemden lächerlich, also verbiete ich damit in Dicos rumzulaufen?

      Unsere Gesetze verbieten das nackt rumlaufen in der Öffentlichkeit und ein Burkini entspricht dieser Sitte viel mehr als Bikini-Mode.

      Btw. warum lesen rechtsgesinnte die taz?

      • @HerrvonSinope:

        Zu Ihrem btw:

        Es gibt Menschen, die interessieren sich auch dafür, was ANDERE Menschen denken - insbeondere solche, die nicht genauso denken wie sie selbst. Das führt halt nur vereinzelt dazu, dass sie dadurch plötzlich selbst anders denken, aber wenigstens können sie ihre Gegenüber mitunter besser verstehen.

         

        Dafür reicht es halt nicht, nur im eigenen ideologischen Sud zu kochen und die Qualität von Publikationen nach ihrer politischen Grundausrichtung zu beurteilen. Es ist nämlich auch informationsmäßig von Vorteil, sich einzelne Vorgänge verschieden "gesiebt" zu Gemüte zu führen: Wenn man in der taz einen Bericht liest und dann zum selben Thema in der Welt oder der FAZ nachschaut (oder umgekehrt), kommen nicht selten neue Tatsachen udn Aspekte zutage, die der jeweils anderen Quelle irrelevant erscheinen oder auch schlicht nicht in den ideologischen Kram passen. An der Stelle ist kein Journalist perfekt - Viele wollen es auch gar nicht sein.

         

        Also hilft es, die Augen nach links UND rechts offen zu halten, wenn man an mehr als nur der Bestätigung der eigenen Meinung interessiert ist. Das hilft auch, wenn man nicht immer gleich in Verachtung, Unterstellung von Egoismus oder gar Verschwörungstheorien verfallen will, wenn man mal auf einen Andersdenkenden trifft.

        • @Normalo:

          Wer sich in alle Richtungen informiert, kann aber keine Rechtsgesinnung entwickeln, sofern er zu diffenrezietrtem Denken in der Lage ist. Das wiederum liegt ja nahe wenn man das Bedürfnis hat sich unterschieldich zu informieren.

           

          @chobobo Alles Recht wurde nicht zu Ende gedacht. Dieses Merkmal auf eine solche Gesinnung zurückzuführen liegt also nahe. Ist natürlich nicht wissenschaftlich, soll es auch nicht sein. Denn es handelt isch um ein Kommentarfeld. Solche Fragen sollen die Diskussion anregen und das hat doch offenbar auch funktioniert...

          • @HerrvonSinope:

            "Wer sich in alle Richtungen informiert, kann aber keine Rechtsgesinnung entwickeln, sofern er zu diffenrezietrtem Denken in der Lage ist."

             

            Das kommt zumindest mal darauf an, ab wo bei Ihnen "rechtsgesinnt" anfängt. Schon da gilt es zu differenzieren. Wenn Sie z. B. Alles ab "Seeheimer Kreis" für "rechts" halten sollten, würde ich widersprechen und Ihnen umgekehrt mangelnde Differenzierung vorwerfen, wenn Sie sich nicht vorstellen können, dass auch differenzierte Denker (und neben bei eine Mehrheit der deutschen Wähler) auf Basis der gleichen Fakten zu nach Ihrer Ansicht "rechten" Ergebnissen kommen könnten.

             

            Einige AfD-Wähler aus meiner Bekanntschaft habe ich auch immer für viel zu differenziert gehalten, um sich auf sowas einzulassen. Aber auch die haben eben Gefühle und persönliche Prioritätesetzungen, die bei ihnen angesichts der Politik von CDU, SPD und FDP zu einem inneren "Jetzt reicht's!" und damit zur Zuwendung zu diesem windigen Haufen geführt haben. Verstehen kann ich das auch nicht wirklich, aber diesen Leuten die Denkfähigkeit abzusprechen, dafür kenne ich sie zu gut.

             

            Gleiches gilt auch für Politiker. Wer z. B. in Guido westerwelle immer einen willigen Vollstrecker der gesellschaftsfeindlichen Interessen seiner Klientel gesehen hat, schätzt nach meiner ansicht falsch ein. Der Mann hatte lediglich eine bestimmte Vorstellung davon, was "Freiheit" bedeutet und wie man in Freiheit zu Wohlstand kommen KANN, die er ein Leben lang höchst idealistisch vertreten hat. Wenn Sie sich das nicht vorstellen können, lesen Sie zu wenig FAZ.

      • @HerrvonSinope:

        Weil nicht alles, was von deiner Meinung abweicht oder vielleicht nicht ganz zuende gedacht wurde gleich "rechts" ist. Ich könnte bei deiner Aussage, dass du "Typen in rosa Hemden auch lächerlich findest" auch sagen, dass du maskulinistisch-sexistisch bist, was genauso Quatsch wäre, wenngleich ich dein Lächerlichkeitsempfinden ablehne.

         

        Ich denke der Punkt, auf den Riaria hinauswill ist, dass es einen mehr oder weniger einheitlichen Durschnitt davon gibt, was Bademode in Europa angeht und da stehen Bikini, Badeanzug, Badehose und Badeshorts sicher weiter in Verbreitung (und im Normalitätsempfinden) als ein Burkini. Selbiges gilt mMn. für FKK, wobei das selbst in Europa teilweise heikel gesehen wird.

         

        Das heißt natürlich nicht gleichzeitig, dass man Menschen, die einen Burkini tragen wollen, diesen verbieten muss, sondern dass man darüber nachdenkt - und diskutiert - wie man sich zu den Bedürfnissen des Tragens positionieren möchte. Diskutieren im Rahmen variierender Meinungen schafft Prozess, aber nicht nur Dinge lesen zu wollen, die dem eigenen Weltbild genehm sind.

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Vom Prinzip her haben Sie recht, dass ist alles andere als freiheitlich und liberal.

    Heuchlerisch ist der Einspruch vieler Aktivisten aber dennoch, denn eben diese bleiben Ruhig wenn es um extremistische Moslems geht. Da herrscht weitläufig eine falsch verstandene tolleranz, die eben auch die Intolleranz dieser Menschen akzeptiert. Genau das dürfte man, wenn man konsequent freiheitlich denkt nicht tun und bei den eigenen religiösen spinnern tut man es auch nicht!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Woher kommt eigentlich das Wort "Tolleranz"? Hat das was mit "toll finden" zu tun?

       

      Doch zur Sache: Das Burkini-Verbot ist eine klare Diskriminierung religiöser Minderheiten. Wenn ich will, hüpfe ich im Anzug ins Meer und niemand hat es mir zu verbieten. Dasselbe gilt für Burkini, egal, was irgendwelche Leute von Rechtsaußen da hineininterpretieren.

  • Die ganze Erbärmlichkeit christlich-nationalistischer Kulturchauvinisten zeigt sich im Zynismus ihrer Argumente.

    • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Und die wären, bitteschön?

    • 2G
      2730 (Profil gelöscht)
      @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

      Ach, wie sehr ich diese Art von eloquent vorgetragenen und vor allem differenziert elaborierten Argumente schätze...

      • @2730 (Profil gelöscht):

        Es ist schon schön, gell? 100% Kampfbegriffe, 0 Kalorien!