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Frauen im Berliner SenatWillkommen im Jahr 2023

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Man kann von der Berliner GroKo halten, was man will. Immerhin ist sie divers. Berlin ist vielleicht nicht mehr so sexy wie einst, aber dafür modern.

Die designierten SPD-Senator:innen am 24.04. in Berlin Foto: Monika Skolimowska/dpa

B erlin ist nicht mehr arm und sexy, Berlin ist modern. Der neue Senat aus CDU und SPD ist weiblicher und diverser als jede Hauptstadtregierung zuvor: 7 Frauen und 4 Männer, eine im Iran geborene Justizsenatorin, ein Kultursenator, der aus einer Diplomatenfamilie aus Tansania kommt, eine Sozialsenatorin, deren Eltern aus der Türkei stammen.

Herzlichen Glückwunsch, Berlin – und willkommen in der Realität. Denn Deutschland ist längst ein Einwanderungsland, ein Viertel der Ber­li­ne­r:in­nen kommen aus der Türkei, Polen, Vietnam, Russland, Ukraine. In anderen Großstädten hat sogar die Hälfte der Ein­woh­ne­r:in­nen Migrationshintergrund. Und – man wagt es kaum zu schreiben, so altbacken klingt es – die Hälfte der Menschheit ist weiblich, also sollten Frauen gemäß diesem Anteil an der Bevölkerung auch in politischen Ämtern vertreten sein.

Die Wirklichkeit holt jahrelange Debatten ein: sowohl die über die Frauenquote als auch jene über die Einbindung von Menschen, die nicht in Deutschland geboren wurden oder deren Familien aus verschiedenen Teilen der Welt stammen. Was vor Jahren noch unvorstellbar erschien, wird zur Normalität: Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund haben ähnliche Chancen wie Männer und sogenannte Biodeutsche – in der Berliner Politik sogar in einer konservativen Partei.

Sind Quoten damit hinfällig? Nein. Erst der jahrelange Diskurs über beispielsweise die gesetzliche Beteiligung von Frauen in Führungspositionen und in Parlamenten haben dafür gesorgt, dass in der Hauptstadt nun mehr Frauen als Männer regieren. Gleichstellung heißt aber auch, dass Frauen und Mi­gran­t:in­nen nicht mehr so wie bislang etwa dreimal so gut sein müssen wie ihre Vorgänger, um anerkannt zu sein, sondern sie dürfen auch dieselben Fehler machen wie sie und denselben Unsinn erzählen.

In Berlin geht es schon los: Die neue alte SPD-Innensenatorin Iris Spranger fiel am Montagabend nach den Straßenblockaden der Letzten Generation mit fragwürdigen Kommentaren auf.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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12 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • @JOCHEN LAUN

    Wir erinnern uns noch an den Berliner Bankenskandal? Was zusammen mit ein wenig Austerität (damals hiess es noch was mit Gürtel) Berlin dazu brachte, den Wohnungsbestand billig zu verscherbeln?

    Was ham' wa für'n Reibach jemacht, wa.

    Jaja, die CDU und ihre Gemeinheiten.

  • die CDU ist alles andere als Modern, völlig egal ob männlich oder weiblich

  • Was will ich?



    Dass der Senat eine gute Politik für seine Bürger macht, oder dass um jeden Preis Geschlechtergleichheit herrscht, unabhängig der Qualität der Bewerber*innen.



    Also mir ist gute Politik wichtiger.

    • @Rudi Hamm:

      ...im Idealfall sollte beides möglich sein - eine sehr gute, menschliche,, soziale Politik - durch Geschlechter ausgewogene Akteure in der Politik...

  • Wirklich modern ist es erst, wenn das nicht tagesaktuell kommentiert wird, sondern höchstens von Historikern irgendwann ausgegraben wird. Divers an sich ist kein Qualitätsmerkmal für Leistung.

    • @fly:

      So ist es! Und Artikel dazu sind peinlich.

    • @fly:

      Exakt so ist es.



      Mich interessiert die Zusammensetzung eines Senats nicht, wohl aber die Politik welche sie macht.

  • Nabelschau und Indifferenz

    Willkomen bei der taz

  • Und Frau Schreiner wird schon dafür sorgen, dass die von Armut bedrohten (alleinerziehende Frauen voran!) noch ein Bisschen mehr Miete zahlen dürfen.

    Für die ach so diversen Aktionär*innen von DW & Co.

    Versteht mich nicht falsch: ich bin für Frauenquote, bis das Gender Pay Gap bei Null liegt, wo wir noch lange nicht sind. Wir müssen aber auch auf die Spaltung zwischen arm und reich achten, und da sehe ich bei der jetztigen Berliner Regierung schwarz.

    • @tomás zerolo:

      Für Bauen und Wohnen wird Herr Gaebler von der SPD verantwortlich sein. Frau Schreiner (CDU) hat andere Aufgaben, aber vermutlich hat sie von Herrn Wegner den Geheimauftrag erhalten, für Mieterhöhungen zu sorgen - irgendwie wird sie das schon wuppen, die CDU ist ja erfinderisch, wenn es um Gemeinheiten geht, nicht wahr...

  • Die Meßlatte liegt extrem niedrig, wenn Äußerlichkeiten als einziges Positivum einer neuen Regierung aufgelistet werden.

    • @Encantado:

      Tja, mehr gibt's eben nicht. Lustig ist, dass hierzulande bejubelt wird, was z. B. in Großbritannien unter den Konservativen schon längst Realität ist, ohne dass es an den Lebensverhältnissen des Großteils der Bevölkerung etwas Nennenswertes geändert hat.