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Forscher über neue Migrationsdebatte„Es gibt noch Raum“

Wie überlastet sind die Kommunen wirklich? Der Migrationsforscher Marcus Engler sagt, dass Geflüchtete nicht ausgewogen verteilt werden.

Screening in einer Erstaufnahme­einrichtung in Eisenhüttenstadt, Brandenburg Foto: Doro Zinn
Dinah Riese
Interview von Dinah Riese

wochentaz: Herr Engler, immer wieder hören wir, die Kommunen seien bei der Aufnahme von Geflüchteten am Limit. Stimmt das?

Bild: DeZIM
Im Interview: Marcus Engler

44, ist Sozialwissenschaftler. Er forscht am DeZIM-Institut zu Flucht- und Migrationsbewegungen sowie zu Flüchtlings- und Migrationspolitik.

Marcus Engler: Dafür müsste man zuerst einmal bestimmen können, wo dieses Limit denn liegt. Es gibt keinen objektiven Maßstab, um zu beschreiben, wie viele Menschen ein Land oder eine Kommune aufnehmen kann. Das wird vor allem politisch ausgehandelt. Die rechtlichen Instrumente, die wir haben – das Asylrecht im Grundgesetz, im europäischen Recht, nach der Genfer Flüchtlingskonvention –, regeln, wer Schutz bekommt. Aber nicht, wie viele. Dafür gibt es gute Gründe.

„Die Belastungsgrenze ist erreicht“ – solche Alarmrufe aus den Kommunen gibt es seit Monaten. Wie groß ist das Problem?

Das Aufnahmesystem ist auf so hohe Zahlen von Geflüchteten erst mal nicht vorbereitet. Das betrifft neben der Unterbringung auch die Infrastruktur in den Behörden, Kitas oder Schulen. Auch nichtstaatliche Hilfs- und Beratungsorganisationen sind überlastet. Es sind Engpässe, die vorher schon da waren. Und jetzt will der Bund die Mittel auch noch kürzen. Wir müssten sehr viel mehr über soziale Verteilungsfragen und die Stärkung der öffentlichen Infrastruktur sprechen. Es gibt allerdings große Unterschiede zwischen den Kommunen – und leider keinen mit Daten unterfütterten Überblick über die Gesamtlage bundesweit.

Wie kann das sein?

Die Verteilung auf die Kommunen verläuft regional sehr unterschiedlich. Auf Bundesebene gibt es den Königsteiner Schlüssel, der den Ländern je nach Steuereinnahmen und Bevölkerungszahl einen bestimmten Anteil an Geflüchteten zuweist. Der letzte Schritt aber, von den Landkreisen auf die Kommunen, ist nicht einheitlich geregelt. Da ist dann die Frage: Wo gibt es leerstehende Gebäude, die schnell bezogen werden können? Genauso aber spielt eine Rolle, wie sich die Bür­ger­meis­te­r*in­nen positionieren, ob es Widerstand aus der Bevölkerung gibt oder sogar rechtsextreme Drohungen. Immer wieder hören wir, dass sich Kommunen der Verteilung entziehen. In der Konsequenz müssen dann andere Kommunen sehr viele Menschen auf einmal versorgen.

In Upahl in Mecklenburg-Vorpommern sollten 400 Menschen in einer Kommune mit rund 700 Ein­woh­ne­r*in­nen untergebracht werden. Bei Protesten wurde beinahe eine Ratsversammlung gestürmt. Kann so etwas klappen?

Der Landrat hat händeringend nach Unterbringungsorten gesucht und sich in den Kommunen unzählige Absagen eingeholt. Das Grundstück für das Containerdorf gehört dem Kreis, sodass dieser darüber entscheidet. Solche großen Unterkünfte sind aus vielen Gründen problematisch, aber immer noch besser als Turnhallen. Grundsätzlich kann das funktionieren, auch dafür gibt es Beispiele. Das kommt tatsächlich sehr stark auf die politische Kultur vor Ort an.

Was meinen Sie damit?

Es steht außer Frage, dass viele Kommunen gerade stark gefordert sind. Aber wie man damit umgeht, ist eine politische Entscheidung: Will ich die Herausforderung meistern, oder will ich es nicht? Und im Moment ist die politische Diskussion oft nicht lösungsorientiert, sondern setzt vor allem auf populistische Symbolpolitik.

Es liegen doch sehr konkrete Vorschläge auf dem Tisch: Abschiebegewahrsam ausweiten, Migrationsabkommen, mehr sichere Herkunftsstaaten. FDP und Union wollen außerdem Geldleistungen für Geflüchtete durch Sachleistungen ersetzen, mehr Grenzkontrollen …

… das sind alles Maßnahmen, die eine sehr deutliche Botschaft senden sollen, nach innen und nach außen: Wir schotten uns ab. Diese Maßnahmen werden seit Jahren vorgeschlagen und zum Teil schon umgesetzt. Kurzfristig werden sie nicht zu spürbar sinkenden Zahlen Geflüchteter führen. Sichere Herkunftsstaaten wirken, wenn überhaupt, nur im Zusammenspiel mit dem Ausbau von Rückführungen, was viele Herkunftsstaaten aber nicht wollen. Wer an der Grenze aufgegriffen wird, hat trotz allem das Recht, einen Asylantrag zu stellen. Sachleistungen sind schon jetzt möglich, viele Kommunen machen das aber nicht, weil es viel zu teuer und zu kompliziert ist. Und Sozialleistungen können laut Verfassung nicht noch weiter abgesenkt werden.

Wenn das alles wirkungslos ist, warum wird es dann überhaupt diskutiert?

Das ist strategisches Kalkül. Es geht darum, Handlungsfähigkeit zu demonstrieren. In Bayern und Hessen wird bald gewählt, nächstes Jahr sind Landtagswahlen in mehreren ostdeutschen Bundesländern. Und jedes Mal, wenn die Themen Flucht und Migration in Wahlkämpfe geraten, erleben wir eine völlig unsachliche Diskussion, die extreme Positionen hervorbringt und letztlich zu einer Verstärkung von Ängsten und Konflikten beiträgt. Seit etwa einem Jahr fährt die Union da eine gezielte Kampagne. Von der profitiert allerdings vor allem die AfD, obwohl ja das Gegenteil die Absicht der Union ist. Und die Ampelparteien sind ein Stück weit eingeknickt. Am deutlichsten ist die Veränderung bei den Grünen.

Was wären aus Ihrer Sicht die richtigen Lösungen?

Es gibt durchaus noch Raum in den Kommunen. Die Frage ist, wie schnell man dort Unterkünfte zur Verfügung stellen kann. Es braucht da ganz klar mehr Unterstützung vom Bund. Wobei wir immer wieder hören: Ja, ein bisschen Platz haben wir noch. Aber bitte nur für Ukrainer*innen. Das ist leider auch die Realität. Und man muss ja sagen, dass zum Glück noch niemand einen Aufnahmestopp für Ukrai­ne­r*in­nen gefordert hat. Dabei sind die mit etwa einer Million Menschen die weitaus größere Gruppe. Die Ungleichbehandlung von Geflüchtetengruppen ist schon sehr auffällig.

Mehr Unterkünfte also. Aber das ändert ja an der Ausgangslage nichts.

Anders als die Union und Teile der Ampel halte ich es für sehr sinnvoll, die Debatten um Flucht und Arbeitsmigration stärker zusammen zu denken. Wir sehen ja, dass die dringend benötigten Fachkräfte eher zögerlich nach Deutschland kommen oder nicht lange bleiben. Insofern wäre es sinnvoll und würde auch die Aufnahmesysteme entlasten, Menschen konsequenter dabei zu helfen, schnell in Ausbildung und Arbeit zu kommen. Die Ampel hat mit dem Chancenaufenthaltsrecht und der Reform der Fachkräfteeinwanderung sinnvolle Maßnahmen verabschiedet. Statt in dieser Richtung weiter zu denken, geht es in der Debatte nur noch um Rückkehr und Grenzschließung. Aus meiner Sicht eine reine Schimäre.

Wie meinen Sie das?

Menschen fliehen aus sehr komplexen Gründen. Es ist politische Folklore, dass man sie davon abhalten kann, indem man Grenzregime hochrüstet oder es den Menschen schwer macht, wenn sie hier ankommen. Nicht mal die hochgerüsteten EU-Außengrenzen in Griechenland samt brutaler Pushbacks oder die hohen Todeszahlen auf dem Mittelmeer sorgen dafür, dass weniger Geflüchtete kommen. Und es deutet wenig darauf hin, dass wir in Zukunft weniger Fluchtbewegungen haben werden. Im Gegenteil: Die Welt ist instabiler geworden. Es gibt weltweit die Ressourcen und Instrumente und mit dem Globalen Flüchtlingspakt sogar ein entsprechendes Abkommen, um das Thema wirklich anzugehen. Was fehlt, sind das nötige politische Commitment und die Weitsicht.

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32 Kommentare

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  • Vielleicht US Modell kopieren. Kostengünstig und erfolgreich. Illegale können sich existenz aufbauen, wenn sie sich gesetzeskonfirm verhalten, bekommen dann in 5-8 Jahren Staatsbürgerschaft. Integration, Sprache lernen und Krankenversicherung ist ihre Sache. 80% schaffen es. Kehrseite: rest landet in der Gosse. Proteste gegen Illegale gibt's dagegen kaum

    • @Eckhard Hanseat52:

      "Illegale" können auch nur ""illegal" arbeiten, dazu kommt, daß hier in D auch die "Halblegalen" und die "Fastlegalen" keine Arbeitserlaubnis kriegen.

  • Mal eine Frage zu Upahl:

    "Grundsätzlich kann das funktionieren, auch dafür gibt es Beispiele."

    Wo gibt es ein Beispiel, dass eine abgelegene Gemeinde mit 700 Einwohnern und ohne nennenswerte Infrastruktur erfolgreich 400 Migranten aufgenommen hat?

    Das Problem ist ja nicht die zahlmäßige Größe der Aufnahmeeinrichtung, sondern das Verhältnis 700:400.

    Die zuständigen Behörden scheinen dort einen Ort gesucht zu haben, an dem sie 400 Menschen "entsorgen" können.

    Bevor Missverständnisse aufkommen. Natürlich ist D nicht "voll". Aber man muss die Menschen, die zu uns kommen, doch mit Verstand verteilen und den Kommunen helfen, statt Gelder zu kürzen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      "Die zuständigen Behörden scheinen dort einen Ort gesucht zu haben, an dem sie 400 Menschen "entsorgen" können."



      Meines Wissens nach hat das dort zuständige Landratsamt sich wohl sehr lange und intensiv um eine dezentrale Unterbringung im gesamten Kreisgebiet bemüht. Ich meine mich diffus an eine Größenordnung von rund 80 Absagen privater Vermieter und anderer Kommunen zu erinnern, so dass dann die zentrale Unterbringung auf dem kreiseigenen Grundstück die letzte Möglichkeit war. Es scheint dort also grundsätzlich schon genügend potentielle Möglichkeiten für eine Unterbringung zu geben, nicht aber die Bereitschaft dazu diese auch zur Verfügung zu stellen.

  • Gefühlt beschweren sich Kommunen (sind das eigentlich die Landkreise oder die Gemeinden?) am heftigsten, wenn gerade Landtagswahlkampf ist oder wenn eine neue Umfrage einen neuen Rekordwert für die Rechtsextremisten erbringt. Mit der Frage, ob vor Ort der Wohnungsmarkt angespannt ist oder Kitaplätze fehlen, hat das weniger zu tun.



    Im Moment ist das natürlich nur anekdotische Evidenz, aber es wäre mal eine Untersuchung wert. Vermutlich schreien besonders viele CD:SU-Bürgermeister (weniger :innen ...) laut auf, weil sie sich ein besseres Wahlergebnis ihrer Partei und zum Dank Fördermittel von der Landesregierung erhoffen, und sich damit zudem ein wenig selbst der Verantwortung entledigen: Allerdings sind sie ja gerade dafür gewählt worden und werden auch nicht schlecht bezahlt (Landräte noch besser).



    Jedenfalls kenne ich lokal trotz teurer Wohnungen und langem Warten auf Kitaplätze keine:n Bürgermeister:in – auch nicht von der CDU – die sich groß beschweren oder von Obergrenzen fabulieren würden; hier wird glücklicherweise einfach angepackt!

  • Na sicher ist die Ungleichbehandlung augenfällig.

    Die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, wie Ukrainerinnen und Syrer, ist politisch viel leichter vermittelbar als die Aufnahme von Menschen , die wegen einer besseren Lebensperspektive aus Staaten kommen, die sich - politisch stabil - auf einem demokratischen Weg befinden.

    Eine Gleichbehandlung könnte hier eine Diskriminierung sein.

    • @rero:

      "...die wegen einer besseren Lebensperspektive aus Staaten kommen, die sich - politisch stabil - auf einem demokratischen Weg befinden."

      Welche Staaten sollen das sein?

  • Ich bin ein wenig erstaunt dass Herr Engler mit keinem Wort darauf eingeht wo sich denn die Wohnungen befinden: Ostdeutschland hat bis zu 10% und mehr Leerstand! www.deutschlandatl...ungsleerstand.html

    Es sind eben nicht die Regionen Bayern und Hessen, wo "demnächst gewählt wird".

    Also bitte ein wenig mehr geografisch konkret werden, wenn die existierende Wohnungsnot in Metropolregionen mal eben eben lapidar allgemen mit "Es gibt durchaus noch Raum in den Kommunen." verneint wird.

  • "Es gibt durchaus noch Raum in den Kommunen."

    Das ist doch eine sehr steile These. Angesichts des Vorwurfes der angeblich populistischen Symbolpolitik hätte es insoweit ganz konkreter Beispiele bedurft.

    • @DiMa:

      Kommunen sind ja nun auch Kleinstädte. Und es ist nicht zu leugnen, dass die Wohnungsnot dort bei weitem nicht so groß ist und auch Freiflächen vorhanden. Davon abgesehen in manchen Gegenden auch viel Leerstand. So steil ist die These also nicht.



      Realität ist, dass in die Gegenden mit viel Leerstand meist keine Geflüchteten reinen Gewissens geschickt werden können. Und Realität ist, dass es Geflüchtete oft in die Großstädte zieht. Bei Ukrainer:innen, die sich frei bewegen dürfen, fällt das sehr ins Gewicht.

      Ändert nichts daran, dass es Platz in Kommunen gibt.

  • In dem Artikel fehlt eine Aussage zu der Folge der gegenwärtigen Migration und Verteilung für die Demokratie. Die Aussagen sind sehr akademisch und beachten nicht die Stimmung in der Bevölkerung. Dieser erlebt Deutschland als williges Hauptzuwanderungsland für Flüchtling*innen, während sich andere EU-Länder einen schlanken Fuß machen und/oder - wie Dänemark - eine äußerst restiktive Linie fahren. Das wird unweigerlich zu starken Stimmenzuwächsen für die Afd führen.

    • @Katzenberger:

      Das Konzept akademische (Wann und warum wurde das eigentlich zum Schimpfwort?) Argumente, also solche die verifiziert und faktenbasiert sind zu Gunsten der Stimmung in der Bevölkerung, also Bauchgefühl und Ressentiments, zu ignorieren ist wohl DIE Definition von Populismus. Dass die so behaupteten Wahrheiten keine sind und andere EU-Länder in Relation zur Bevölkerung deutlich mehr Geflüchtete und Migranten aufgenommen haben als DE, Zypern gar mehr als doppelt so viele, macht eine solche dumpfe Argumentation auch nicht besser.



      Ebenfalls reine Behauptung ist der als quasi-naturwissenschaftlich unterstellte Zusammenhang zwischen der Bereitschaft das Grundrecht auf Asyl auch in der Praxis zu gewähren und wachsendem Zuspruch für eine proto-faschistische Partei. Es gibt hier keinen zwingend deterministischen Zusammenhang und Hass und Menschenfeindlichkeit waren historisch betrachtet idR auch keine Rezepte die Dinge nachhaltig zum Besseren verändert hätten.



      de.statista.com/in...er-in-eu-laendern/

      • @Ingo Bernable:

        Dumpfe Argumentation?

        Dass es auf Zypern Anfang des Monats laut zyprischer Medien zu "progromartigen Zuständen" kam, ist für Sie dann irrelevant?

        Für eine gelungene Aufnahme von Flüchtlingen muss man die Einheimischen mitnehmen.

        Gegen die Einheimischen funktioniert es nicht.

        Welches Land wieviel Flüchtlinge pro Einwohner aufgenommen hat, hilft da in der Diskussion nicht weiter.

        • @rero:

          Die pogromartigen Zuständei haben wir hierzulande ja längst ebenfalls und zwar bezeichnenderweise schwerpunktmäßig dort wo der Ausländeranteil am niedrigsten ist. Das spricht also nicht gerade für einen tatsächlichen Zusammenhang, sondern deutet eher auf Ressentiments und Xenophobie als Ursache. Deshalb halte ich auch eher wenig von den Behauptung man müsse die Menschen mitnehmen, sie in ihren Sorgen und Nöten ernst nehmen, ... Das sind rechte Nebelkerzen. Es geht um die Wahrung eines Grundrechts und andere Grundrechte macht man ja auch nicht davon abhängig ob sich andere ausreichend mitgenommen fühlen oder mit pogromartigen Zuständen drohen. Oder meinen sie man sollte beispielsweise enge Grenzen für die Pressefreiheit ziehen weil andernfalls der rechte Mob damit droht Redaktionsgebäude abzufackeln und Journalist*innen anzugreifen?

      • @Ingo Bernable:

        Nun, vielleicht müssen sich Akademiker nun mit der gleichen Sinnhaftigkeit beschimpfen lassen wie alte weiße Männer. Beides ist, aus meiner Sicht, Pfeffer.

        Populismus ist ebenfalls zu sagen heder kann/darf kommen ohne konkrete Optionen zu nennen wie man das schafft. Zur Wahrheit gehört dass es Städte in Deutschland gibt die noch Platz hätten und es gibt Städte und Orte, die total überlastet sind.

        Und das Recht auf Asyl bedeutet nicht dass man sich das Land seiner Wahl auf der Welt aussuchen kann wo man leben möchte.

        • @Müller Christian:

          Als Mensch mit deutschem Pass hat man grundsätzlich die Möglichkeit, ziemlich frei zu entscheiden, in welchem Land der Welt man leben möchte. Mit welchem Recht spricht man das anderen ab?

          Innerhalb des Landes der Wahl kann es natürlich sein, dass es nicht realistisch ist, dass man in dem Ort angemessenen Wohnraum findet, in dem man gerne leben würde (nehmen wir hier als Beispiel die Traumstadt Berlin). Das Recht auf den Versuch sollte man dennoch haben. Wenn ich gerne in Paris leben möchte, kann ich das ja auch versuchen.

          • @blutorange:

            Als Mensch mit deutschem Pass darf man fast überall mit relativ wenig Aufwand rein. Dauerhafter Aufenthalt ist eine andere Sache. Für Menschen mit deutschem Pass stellt sich die Asylfrage auch nicht - es gibt keine Fluchtursachen. Ganz wenige Deutsche sind irgendwo anerkannte Flüchtlinge - fast immer protestantische Fundi-Familien, die mit dem Schulzwang hierzulande nicht klarkommen.



            Wäre es hier anders, käme man mit dem Pass auch nicht so weit. Daher ist Ihr Vergleich leider etwas schief.

          • @blutorange:

            Können Sie natürlich, Frankreich ist wie Deutschland in der EU. Sie haben das Recht auf Freizügigkeit. Diese gilt aber nicht weltweit.

            • @Furth im Wald:

              Genau darauf zielt die Frage ab, mit welchem Recht man anderen den Anspruch auf diese Freiheit abspricht...

          • @blutorange:

            @Blutorange: FALSCH, der (bundes)-deutsche Pass erlaubt jederzeit, Deutschland zu verlassen (ok, gibt ein paar ganz kleine Ausnahmen), aber KEIN Recht sich in JEDES andere Land einzureisen...

            • @Achim Schäfer:

              Nein, aber es ist doch recht leicht, mit diesem Pass eine solche Erlaubnis zu bekommen.

        • @Müller Christian:

          "Zur Wahrheit gehört dass es Städte in Deutschland gibt die noch Platz hätten und es gibt Städte und Orte, die total überlastet sind."



          Welche Alternative zum Königsteiner Schlüssel schwebt ihnen vor?



          "Und das Recht auf Asyl bedeutet nicht dass man sich das Land seiner Wahl auf der Welt aussuchen kann wo man leben möchte."



          Auch das halte ich für Polemik ohne reale Grundlage. Die Hürden für reguläre Migration sind - trotz anhaltendem Fach- und zunehmendem Arbeitskräftemangel - erheblich. Wenn aber jemand hier berechtigt um Asyl ersucht, können sie diese Person auch nicht einfach abweisen ohne sich dabei von Grund- und Menschenrechten zu verabschieden.

          • @Ingo Bernable:

            Kleine Rechenaufgabe: Wenn in einer Region 1% und in einer anderer Region +10% der Wohnungen leer stehen, wo stehen dann bei gleiche Anzahl an Wohnungen die meisten Wohnungen leer?

            www.deutschlandatl...ungsleerstand.html

            Der Königsteiner Schlüssel orientiert sich nicht an konkreten notwendigen Potentialen. Er setzt eine Gleichverteilung der Lebensverhältnisse in DE voraus, die nicht gegeben ist.

          • @Ingo Bernable:

            Es geht nicht darum was ich möchte, sondern was die Flüchtlinge möchten. Ich kann doch jeden Flüchtling verstehen wenn er in eine bestimmte Stadt möchte, da dort bereits Verwandte oder Bekannte wohnen oder er oder sie für sich dort die besten Perspektiven sieht. Absolut legitim, nur können wir das schlicht nicht nehmen schaffen, da es an Aufnahmeeinrichtungen, Schulen und Lehrern fehlt.

            Übrigens stimmt es nicht was Sie schreiben, das Asylrecht erlaubt es eben nicht dass man sich ein Land seiner Wahl auf der Welt raus suchen kann wo man lebt.

            Und gerade der eine Satz von Ihnen beschreibt dass Dilemma perfekt: "...jemand berechtigt um Asyl ersucht". Unterscheiden Sie überhaupt Asyl und wirtschaftliche Migration?

            • @Müller Christian:

              "Ich kann doch jeden Flüchtling verstehen wenn er in eine bestimmte Stadt möchte"



              Meines Wissens nach gilt die angesprochene Verteilung nach Königsteiner Schlüssel und dann die Residenzpflicht.



              "Unterscheiden Sie überhaupt Asyl und wirtschaftliche Migration?"



              Selbstverständlich. Bei den gegenwärtigen Hauptherkunftsländern Ukraine, Afghanistan und Syrien würde ich im Allgemeinen schon unterstellen, dass die Menschen dort berechtigten Anlass dazu haben sich auf die Flucht zu begeben. Mal ganz davon abgesehen davon, dass auch rein ökonomische Not durchaus lebensbedrohlich werden kann.

  • // Es gibt durchaus noch Raum in den Kommunen. //

    Da müssen sie mal mit Bürgermeistern reden. Von außen betrachtete sieht alles immer ziemlich einfach aus. Wenn man aber wirklich Flüchtlinge irgendwie unterbringen möchte geht’s in Details und dann sind manche frustriert.

    • @Der Cleo Patra:

      So sieht das leider aus. Es gibt tatsächlich noch genügend leerstehende Objekte und containerfähige Liegenschaften, aber nur, wenn ich die Geflüchteten dort abstelle und mich nicht weiter darum kümmere. Wo sollen denn in dem erbärmlichen Kaff, die Betreuenden herkommen?

  • Ich weiß nicht - man soll ja nicht immer nur meckern, von rechts her schon gar nicht. Aber das ist gefühlt der 1784igste Artikel der erklärt wie dumm jede Politik zur Migrationsbegrenzung ist und dass wirklich alle vernünftigen Gründe von Menschenrechten, wirtschaftliche Vorteile, internationale Abkommen, gesunder Pragmatismus und vieles mehr für Migration sprechen - was genau ist oft nicht so klar: nur Schutzsuchend oder generell, nur aus benachteiligten Regionen oder generell? Umgekehrt gibt es natürlich Medien, wo gefühlt der 1784igste Artikel das genau Gegenteil ohne Abstriche erklärt. Das ist auch ok, man kann verschiedene Dinge lesen.

    Wäre es aber nicht doch interessant die verschiedenen Dinge mehr abwägend zusammenzudenken. Meint etwa Herr Engler wirklich gar keine Begrenzung und Steuerung - oder einfach 10% mehr als jetzt, oder 100% - und dann begrenzen und steuern? Meint er eine offene Mighration für alle, nur für Benachteiligte? Sollte es ein globales Recht auf den deutschen Sozialstandard geben oder nur in Deutschland - warum nur in Deutschland? Auch weltoffene Menschen lehnen global ca. 50% aller Menschen ab, weil sie zu rechts, national, feindlich gegenüber neuen gesellschaftlichen Entwicklungen und vielen Dingen mehr sind - wie geht man damit in einer globalen Gesellschaft um? Ich finde es gibt viele Fragen, die keine endgültige Lösung haben, schon gar keine einfache. Ich kann nicht sehen, dass das, was wir in Deutschland machen dabei so vollkommen daneben ist, dass man erstmal zur Korrektur nur noch kontra sein muss.

    Ich fände daher mehr Gedanken über dieses schwierige Abwägen gut, das keine endgültige und richtige Lösung haben wird.

    • @Markus Michaelis:

      Um "offene Migration" gehts in dem Interview ned und der 1785ste Artikel in anderen Medien, welcher die ganze inhumane "Asylsituation" noch inhumaner gestalten will und immer wie in weite Teile der Parteienlandschaft rein Asyl- und (Arbeits-)-Migration in einen Topf wirft, bringt "uns" ned weiter, im Gegenteil, es wird weiter gefährlicher für erkennbare "Nichtbiodeutsche". Egal ob 4.Generation oder grade da.

    • @Markus Michaelis:

      Gesunder Pragmatismus aber würde jetzt bedeuten, das Ruder dermaßen rumzureisen das es nur so kracht. Jeder der das nicht kapiert stärkt Parteien die wir nicht haben wollen.

    • @Markus Michaelis:

      Sehr guter Kommentar.

      • @Leningrad:

        Da schließe ich mich an.