Föderalismus bei Schulpolitik: Kein zweiter verlorener Sommer!
Wenn die Länder es wieder nicht hinbekommen, die Schulen im Sommer fit zu machen, gehört der Bildungsföderalismus auf den Prüfstand.
S icherheit? Fehlanzeige. Zwar bringt die Delta-Variante Deutschland hoffentlich keine folgenschwere vierte Welle. Aber es könnten gefährliche Mutationen folgen. Und diese Pandemie wird wahrscheinlich nicht die letzte gewesen sein. Die Gesellschaft muss sich zwingend darauf einstellen. Und verdammt weit oben auf der Liste der dringenden Anpassungen steht das Schulsystem. Der letzte Sommer war ein verlorener Sommer. Das darf dieses Jahr nicht wieder passieren!
Bis zum Herbst ist ein Riesenprogramm zu bewältigen. Gebäude müssen umgebaut werden, für neue klimagerechte Schulen braucht es Lüftungskonzepte, Breitbandausstattung fehlt vielerorts ebenso wie Rechner- und Geräteausstattung für Kinder. Schüler:innen-Terminals müssen stabil und das WLAN ausgebaut werden und natürlich dringend Fortbildungen. Aber es braucht vor allem eines: eine koordinierte Linie der Bildungsminister:innen.
Was war das eine Kakofonie, die die Kultusminister(:innen) konferenz (KMK) im vergangenen Jahr produziert hat. Es dauerte Monate, bis endlich ein Digitalpakt verhandelt war, im Juli 2020, viel zu knapp, um nach den Sommerferien in ausreichend Geräte umgewandelt zu sein. Es wurde November, bis Geld für den technischen Support des Digitalunterrrichts bereitgestellt war. In der Zeit schmierten die immerhin entwickelten Lernplattformen fröhlich ab. Die Expertise, die die KMK zu Lüftungsanlagen eingeholt hatte, interpretierten Länder und Städte so, wie es ins Konzept passte. Und die Kriterien für Öffnung und Schließung der Schulen verhandelten sie gleich ganz unter sich.
Ja, nicht nur Eltern sind nach diesem Corona-fast-ohne-Schule-und-wenn-dann-mit-abstürzenden-Lernplattformen-Jahr am Anschlag. Das gilt auch für engagierte Lehrer:innen und Expert:innen in den Bildungministerien. Aber nun müssen alle Schulen pandemiefit gemacht werden. Wenn die Kultusminister:innen das nicht gemeinsam und für alle Schüler:innen hinbekommen, hat der Bildungsföderalismus in Deutschland versagt und gehört auf den Prüfstand.
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