Folgen der Coronakrise: Frauen und Eltern härter getroffen

Lockdown und Virus bedrohen bestimmte Gruppen viel stärker als andere, zeigt der TK-Gesundheitsreport. Die Zahl der Krankentage sank in der Krise.

Ein zweijähriges Kind spielt im Wohnzimmer, während seine Mutter Zuhause im Homeoffice an einem Laptop arbeitet.

Waren stärker psychisch belastet: Eltern im Homeoffice Foto: Julian Stratenschulte/dpa

BERLIN taz | Die Coronakrise bedroht die Gesundheit der Menschen in Deutschland direkt und indirekt. Doch die Risiken und Lasten der Pandemie sind nicht gleich verteilt. Das zeigen der Gesundheitsreport 2020 der Techniker Krankenkasse und neue Umfragen. Psychisch unter Druck waren demnach bisher vor allem Eltern, die Kinder betreuen und gleichzeitig aus dem Homeoffice arbeiten mussten. Das Risiko, sich mit Corona zu infizieren, war in Berufsgruppen besonders groß, in denen hauptsächlich Frauen arbeiten.

Einer der Ex­per­t:in­nen hinter dem Report, Thomas Grobe, sprach hinsichtlich des Infektionsrisikos unter den TK-Versicherten von „extremen Unterschieden zwischen einzelnen Berufsgruppen“. So lässt sich aus den Daten klar erkennen, dass sich unter allen Berufstätigen vor allem die Personen infizierten, die in Pflegeberufen arbeiten. Auch Er­zie­he­r:in­nen und Be­treue­r:in­nen liefen demnach eher Gefahr, sich anzustecken. In all diesen Berufen arbeiten überwiegend Frauen. Kaum betroffen waren dagegen Ar­beit­neh­me­r:in­nen in klassischen Schreibtischjobs und „typische Akademikerberufe“, so Grobe.

Auch aus den Umfragen, die zusammen mit dem Report präsentiert wurden, lässt sich ablesen, wie ungleich die Folgen der Pandemie verteilt sind. Das Umfrageinstitut Forsa und TU Chemnitz hatten insgesamt fast 4.000 Menschen interviewt. Auf dem Höhepunkt der dritten Coronawelle im Frühjahr 2021 fühlten sich demnach rund 42 Prozent der Bevölkerung psychisch stark oder sehr stark belastet. Ein Jahr zuvor – also in der ersten Welle – hatten das nur rund 35 Prozent aller Befragten so angegeben.

Unter arbeitenden Eltern im Homeoffice lag der Wert damals schon bei 45 Prozent und stieg bis zur dritten Welle sogar auf 54 Prozent, während sich bei den Menschen ohne Kinder im Homeoffice konstant nur 31 Prozent stark oder sehr stark belastet sahen. Unter Menschen, die in Präsenz arbeiten – ob mit oder ohne Kinder – gaben 46 Prozent an, sich belastet zu fühlen.

Auswirkungen des psychischen Drucks auf die Gesundheit der TK-Versicherten sind bisher aber nicht zu erkennen. Die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Belastung stieg 2020 zwar, allerdings schwächer als in den Vorjahren. Dass eine Welle psychischer Krankheiten nach dem Lockdown auf die Gesellschaft zukomme, sei „nicht auszuschließen“, sagte Arbeitspsychologe Bertolt Meyer, der an der Chemnitzer Studie mitgearbeitet hat. Prognostizieren ließe sich das aber nicht.

Die Zahl der Krankschreibungen insgesamt sank im Jahr der Pandemie sogar. Nur im März 2020 gab es kurz einen sprunghaften Anstieg, dahinter verbargen sich wohl vor allem Menschen mit Erkältung, die fälschlicherweise fürchteten, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Gerade Erkältungen blieben im weiteren Verlauf des Jahres dann aber oft aus – mutmaßlich eine Folge der Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen, die Infektionen generell vorbeugen.

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