Finanzministerium gegen Milliardärsteuer: Keine Sorge für Superreiche
Die G20-Staaten denken über eine internationale Vermögenssteuer nach. In der Bundesregierung finden das einige gut – und andere so gar nicht.
![Schild mit dem Schrifttzug "tax the rich" Schild mit dem Schrifttzug "tax the rich"](/picture/7137561/624/35646181-1.jpeg)
Brasilien bringt eine internationale Milliardärsteuer bei einem Treffen der G20 auf die Agenda – Deutschland hält dagegen Foto: dpa
BERLIN dpa | Das FDP-geführte Bundesfinanzministerium lehnt eine auf Ebene der G20 diskutierte Steuer für Milliardäre ab. „Wir halten die Idee einer globalen Mindestvermögensteuer nicht für zielführend“, heißt es in Ministeriumskreisen. Auch international sei die vom diesjährigen G20-Vorsitzland Brasilien vorgestellte Idee nicht konsensfähig. Beim Treffen der Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer in dieser Woche in Rio de Janeiro werde das Thema daher auch nicht konkret beraten.
Das Finanzministerium setzt sich stattdessen dafür ein, stärker gegen Vermögensverschleierung und Steuerumgehung vorzugehen. „Das muss grenzüberschreitend bekämpft werden“, hieß es.
Das Konzept Brasiliens sieht vor, dass Milliardäre jährlich mindestens zwei Prozent ihres Vermögens an ihren Heimatstaat abführen. Das könne zu Einnahmen von bis zu 250 Milliarden Dollar führen, die zur Bekämpfung von Hunger und Konflikten, zur Pandemievorsorge und für Klimaschutz eingesetzt werden könnten. Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hatte sich offen für die Idee gezeigt.
Die Milliardärsteuer ist nicht das einzige umstrittene Thema, das im Abschlussdokument des Finanzminister-Treffens ausgeklammert werden soll. Die unterschiedlichen Bewertungen der G20-Staaten zum russischen Krieg gegen die Ukraine und zum Nahost-Konflikt sollen nicht im Kommuniqué, sondern nur in einem gesonderten Papier des Gastgeberlandes aufgegriffen werden.
Seit Beginn des Ukraine-Kriegs waren mehrfach keine Abschlusserklärungen zustande gekommen, weil auch Russland Mitglied der G20 ist und eine Erwähnung des Krieges ablehnte. Deutschland wird bei dem Treffen in Brasilien von Finanz-Staatssekretär Heiko Thoms vertreten, Finanzminister Christian Lindner (FDP) reist nicht an.
Leser*innenkommentare
1Mj3tI39F
„Wir halten die Idee einer globalen Mindestvermögensteuer nicht für zielführend“, heißt es in Ministeriumskreisen.
Nee, wozu auch. Man kann doch bestimmt noch ein bisschen beim Bürgergeld kürzen. Und vielleicht noch das ein oder andere Entwicklungshilfeprojekt einstampfen.
Aber bitte keine Steuern. Schonmal gar keine Vermögenssteuer. Oder Kerosinsteuer. Oder gar das Dienstwagenprivileg abschaffen.
Thüringer
@1Mj3tI39F ... oder gar eine - für alle gleiche - Erbschaftssteuer.
Oder (oh Graus) eine Gleichbehandlung von Arbeits- und -arbeitslosen - Kapitaleinkommen.
Don Geraldo
Das ständige Wiederkäuen der Vermögenssteuer ist doch nur ein Ablenkungsmanöver.
Um die Steuereinnahmen zu erhöhen, würde es schon reichen, die Steuervorteile, die nur Reiche nutzen können, endlich abzuschaffen.
Irgendwo konnte man lesen daß Frau Klatten ihr ererbtes Vermögen noch Lebzeiten an ihre Kinder übergeben will. Dadurch umgeht man zwar die Erbschaftssteuer, aber irgendwie schaffen es solche Leute auch, die Schenkungssteuer zu umgehen.