FDP-Chef kritisiert Schülerstreiks: Profis gegen Lindner
Richtige Klimapolitik sei nichts für SchülerInnen, sondern für „Profis“, meint Christian Lindner. Doch diese Profis unterstützen die Proteste.
In den sozialen Netzwerken schlug Lindners Kritik hohe Wellen; viele KritikerInnen warfen dem FDP-Chef ein krudes Politikverständnis vor. Die Äußerung sei anmaßend, twitterte etwa Konstantin von Notz von den Grünen. „Ganze Menschengruppen für unmündig erklären – das ist extrem unliberal und fertig“. Auch Kevin Kühnert kritisierte Lindner und dessen Vorstellung von demokratischer Teilhabe. „Wir leben nicht in einer Aristokratie“, konstatierte der Juso-Vorsitzende.
Lindner wollte sich anschließend falsch verstanden wissen und ruderte zurück. Mit „Profis“ seien nicht PolitikerInnen und Erwachsene gemeint, sondern etwa WissenschaftlerInnen und IngenieurInnen. Jede*r könne „außerhalb der Schulpflicht“ demonstrieren, allerdings seien mit dem Pariser Klimaschutzabkommen bereits Ziele formuliert. Es brauche nun Fachleute, um diese umzusetzen.
Profis aufseiten der Bewegung
Diese Fachleute stellten sich am Montag allerdings hinter die streikenden Schüler*innen. „Die Klima-Profis sind klar auf Seiten der Schüler!“, twitterte Stefan Rahmstorf vom renommierten Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung – und übte seinerseits Kritik an Lindner: „Die Schüler gehen auf die Straße, weil die Politiker trotz schöner Worte die Klimaziele verfehlen.“
Rahmstorf gehört zu den Untersützer*innen des Aufrufs „Scientists for Future“, mit dem Wissenschaftler*innen die Schüler*innenstreiks untersützten. Den Appell hatten in der vergangenen Woche zunächst 716 Erstunterzeichner*innen unterstützt. An diesem Dienstag wollen die Initiatoren in der Bundespressekonferenz ihren Aufruf und die Gesamtzahl der UnterzeicherInnen präsentieren. Es seien bereits Tausende, teilte Volker Quaschning, der die „Scientists for Future“ mit ins Leben rief, auf Twitter mit.
Auch Quaschning übte Kritik an Lindners Profi-Äußerung. Er bilde seit vielen Jahren die Profi-Ingenieure für die Energiewende aus, schrieb er. „Wir haben bereits heute funktionierende Lösungen. Aber Politiker wie Sie verhindern konsequent deren Umsetzung.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Absagen vor Kunstsymposium
Logiken der Vermeidung