Extremwetter in Großbritannien: Hitze durch Klimakrise
Mehr als 40 Grad in Großbritannien? Eine Studie zeigt: Die Treibhausgase haben das extreme Wetter im Königreich viel wahrscheinlicher gemacht.
Und trotzdem stand am Dienstag, dem 19. Juli, plötzlich eine 40 auf manchen britischen Thermometern, erstmals überhaupt auf den Inseln. Im ostenglischen Coningsby stieg die Temperatur auf 40,3 Grad Celsius – ein neuer Rekord, und zwar nicht nur knapp über der vorherigen Höchsttemperatur von 38,7 Grad von 2019.
Die internationale Forschungsinitiative World Weather Attribution hat sich das extreme Wetter genauer angeguckt und auf Spuren der Klimakrise untersucht. Sie ist führend auf diesem Gebiet. Das Ergebnis: Ohne die menschengemachten Treibhausgase hätte es die extreme Hitze um den 19. Juli eher nicht gegeben. Der Klimawandel hat die Wetterlage mindestens zehnmal wahrscheinlicher gemacht.
Das ermitteln Klimaforscher:innen und Meteorolog:innen, indem sie das Wetterereignis als Erstes ganz genau untersuchen und riesige Mengen Daten dazu sammeln. Dann vergleichen sie anhand von historischen Messdaten, zu welchen Ergebnissen dieselben Umstände in der Vergangenheit geführt haben.
Wahrscheinlich ist der Klimakriseneffekt noch größer
Außerdem speisen sie Klimamodelle mit den Daten, lassen sie mit und ohne die industriellen Treibhausgase des Menschen in der Atmosphäre laufen – so kann man den Anteil des Klimawandels ermitteln.
Ohne Klimawandel hätten dieselben meteorologischen Umstände wohl zu mehreren Grad weniger geführt. Die Klimamodelle gaben etwa zwei Grad Unterschied aus. Laut der Klimaforscherin Friederike Otto vom Londoner Imperial College, die die Forschungsinitiative zusammen mit Kolleg:innen von der niederländischen Wetterbehörde leitet, unterschätzen die globalen Klimamodelle europäischer Sommerhitze allerdings systematisch. Das heißt: Wahrscheinlich ist der Effekt sogar noch größer. Das legt auch der Vergleich mit den historischen Wetterdaten nahe.
Die Studie selbst hat nicht die in Forschungskreisen üblichen Prüfverfahren durchlaufen. World Weather Attribution veröffentlicht die Ergebnisse stets selbst statt in Fachmagazinen. Die Idee: Die Öffentlichkeit braucht die Antworten auf die Forschungsfragen in diesen Fällen schnell, nicht erst nach monatelangem Prozedere.
Die Ergebnisse gelten dennoch als gesichert, denn die verwendeten Methoden sind etabliert und konventionell publiziert – sind also sehr wohl von unabhängigen Fachkolleg:innen auf Herz und Nieren geprüft.
Bei Hitzewellen zeigt sich bei den Studien der Gruppe ein deutliches Bild: Der Klimawandel hat jede einzelne deutlich wahrscheinlicher gemacht. Die Hitzewelle im Westen von Kanada und den USA im vergangenen Jahr wäre demnach sogar „praktisch unmöglich“ gewesen ohne Klimawandel. Auch die Hitzewelle, die im Mai in großen Teilen Indiens und Pakistans herrschte, war deutlich auf den Klimawandel zurückzuführen, der sie 30-mal wahrscheinlicher gemacht hatte.
Bei anderen Extremwetterformen sind die Ergebnisse teils nicht so eindeutig. Im vergangenen Jahr hatte World Weather Attribution beispielsweise die Dürre in Madagaskar untersucht und war zu dem Schluss gekommen, dass der Klimawandel keine signifikante Rolle gespielt habe. Die krassen Folgen des ausbleibenden Regens seien eher auf die Armut in der Region zurückzuführen.
Anders sah es wiederum bei dem Starkregen aus, der im vergangenen Jahr die katastrophalen Überschwemmungen im Ahrtal ausgelöst hatte. Der Klimawandel hatte die Wahrscheinlichkeit für dieses extreme Wetterereignis laut Studie von World Weather Attribution um das 1,2- bis 9-Fache erhöht. Außerdem verstärkte er den Regen noch, steigerte die maximale Tageswassermenge um 3 bis 19 Prozent.
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