Extremtemperaturen in Nordamerika: Klimakrise befeuert Hitzewelle
Die extremen Temperaturen im Westen Nordamerikas wären ohne den Klimawandel „praktisch unmöglich“ gewesen. Das zeigt eine neue Attributionsstudie.
Die Hitzewelle, die den Brand begünstigt hat, war außergewöhnlich und zog sich von Westkanada bis in den Nordwesten der USA. Wie viel Klimawandel in dem extremen Wetterereignis steckt, hat nun die World-Weather-Attribution-Initiative ermittelt, ein internationales Team renommierter Klimawissenschaftler:innen. Das Ergebnis: Die vom Menschen ausgelöste Erderhitzung hat die Hitzewelle mindestens um 150-mal wahrscheinlicher gemacht. Anders gesagt wäre sie ohne Klimawandel praktisch unmöglich gewesen.
„Was wir hier erleben, ist beispiellos“, sagte Friederike Otto, Klimaforscherin an der Uni Oxford. Das gilt sogar im Klimawandel. Dabei sind sich Klimawissenschaftler:innen einig, dass der Hitzewellen häufiger und intensiver macht. Laut Weltklimarat kann man das „mit hoher Zuverlässigkeit“ sagen.
„Trotzdem war es unerwartet, ein derartiges Hitzeniveau in dieser Region zu sehen“, sagte Geert Jan van Oldenborgh vom Königlichen Niederländischen Wetterinstitut. Wie Otto gehört er zu den Koryphäen der Attributionsforschung – dem Forschungsstrang der Klimawissenschaft, der den Anteil des Klimawandels am Wetter detektiert.
Tod durch Hitze
Die Wissenschaftler:innen stellen sogar zur Diskussion, ob das Klimasystem schon eine Schwelle erreicht haben könnte, ab der „nicht-lineare Interaktionen“ überhand nehmen. Das würde bedeuten, dass nur geringe Steigerungen bei der globalen Durchschnittstemperatur gleich zu deutlich krasseren Spitzentemperaturen führen.
„Dieses Ereignis ist so außergewöhnlich, dass wir nicht ausschließen können, dass wir schon heute Hitzeextreme erleben, die wir eigentlich erst bei einer weiter fortgeschrittenen Erderwärmung erwartet hätten“, meint Otto. Diese Option müsse weiter erforscht werden. Denkbar ist den Forscher:innen zufolge aber auch eine besonders ungünstige Kombination aus Klimawandel und natürlichen, aber sehr seltenen Wetterbedingungen.
Die neue Studie haben die Wissenschaftler:innen einfach selbst veröffentlicht, also nicht in einem Fachmagazin und ohne die Prüfung unabhängiger Kolleg:innen, wie das sonst üblich ist. Das macht die Gruppe oft so. Ihr geht es mit diesen Attributionsstudien vor allem darum, die Öffentlichkeit schnell darüber zu informieren, was aktuelle Wetterextreme mit dem Klimawandel zu tun haben.
Dafür nutzt das Team aber erprobte Methoden, die den konventionellen Veröffentlichungsprozess durchlaufen haben. Kurz gesagt wird dabei die reale Welt mithilfe komplexer Computermodelle mit einer ohne die Treibhausgasemissionen der menschlichen Wirtschaft verglichen.
Während sich im Westen von Kanada und den USA schon wieder sehr hohe Temperaturen ankündigen, kämpfen die betroffenen Regionen immer noch mit den Folgen der gerade vergangenen Hitzewelle, mit zahlreichen Bränden zum Beispiel und mit Gesundheitsproblemen. Hunderte Menschen starben infolge der extremen Hitze.
Darauf zielte die an der Attributionsstudie beteiligte Gesundheitswissenschaftlerin Kristie Ebi von der Universität von Washington ab, einem der stark betroffenen US-Bundesstaaten. „In den Vereinigten Staaten ist die Hitze der größte Treiber wetterbezogener Todesfälle“, sagte sie. Fast allen dieser Tode könne man vorbeugen, mahnte sie an. „Hitzeaktionspläne können gegenwärtige und künftige hitzebedingte Todesfälle reduzieren.“
Neben der Anpassung an steigende Temperaturen hilft, das muss man aus den Studienergebnissen folgern, aber noch etwas anderes: Klimaschutz.
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