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Vom Beschweigen zur ZustimmungEs braucht eine emanzipatorische Kritik am Islamismus

Die Berliner Jusos wollen den Begriff „Islamismus“ nicht mehr verwenden. Das spricht für die zunehmende Verwirrung in der gesellschaftlichen Linken.

Gedenken an Samuel Paty: Der französische Lehrer wurde von einem 18-jährigen Dschihadisten in einem Pariser Vorort getötet, 2020 Foto: Jonathan Rebboah/imago

D ie zunehmende Verwirrung in Teilen der Linken hat nun auch die Berliner Jusos erreicht. Ihr jüngster Vorstoß: Sie wollen das Wort Islamismus nicht mehr verwenden. Die „begriffliche Nähe zum Islam“ sei „problematisch“, so der Antrag, der am vergangenen Wochenende auf der Landesdelegiertenkonferenz verabschiedet wurde. Das Wort Islamismus sei „stigmatisierend“. Man werde sich künftig mit keinen Anträgen mehr befassen, „die den Begriff ‚Islamismus‘ allein stehend verwenden“.

Armer Kevin Kühnert, was der da wohl denkt? Im Jahr 2020, damals noch Juso-Chef, beklagte Kühnert in einem viel beachteten Text das Schweigen der Linken zum Islamismus. Der französische Lehrer Samuel Paty war kurz zuvor von einem 18-jährigen Dschihadisten in einem Pariser Vorort enthauptet worden, nachdem er im Unterricht über Mohammed-Karikaturen gesprochen und Meinungsfreiheit gelehrt hatte. Die Linke müsse ihr „unangenehm auffälliges Schweigen“ beenden, schrieb Kühnert daraufhin – und diskutierte den Vorwurf, „in linken Weltbildern gebe es ‚richtige‘ und ‚falsche‘ Opfer oder Täter“.

Fünf Jahre später ist aus Schweigen oft Zustimmung geworden. Viele Linke sind heute außerordentlich laut, wenn es um Islamismus geht; sie relativieren oder verharmlosen ihn aktiv. Wie sonst lässt sich erklären, dass nach dem genozidalen Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel Linke bei den folgenden, teils antisemitischen, teils islamistischen „Protesten“ in westlichen Städten mitmarschierten?

In den USA verkleideten sich manche Menschen auf Demonstrationen gar als Hamas-Terroristen oder liefen mit der Fahne der islamistischen Mörderbande. Auf einer Kundgebung der islamistischen Gruppierung Muslim Interaktiv, die eine reaktionäre und menschenverachtende Ideologie propagiert, applaudierten Linke und riefen „Siamo tutti antifascisti“, eine Parole gegen Faschismus unter Anhängern, die sich dem Totalitarismus verschrieben haben.

Begriffsbrainstorming ersetzt keine politische Arbeit. Nicht das Wort Islamismus bedroht Muslime, sondern Islamisten selbst. Gerade säkulare und liberale Muslime werden von denen angefeindet, die den Islam radikal auslegen, Frauen unterdrücken, Schwule und Juden hassen.

Von wegen mutig

Von „Stigmatisierung“ sprechen übrigens gerne diejenigen, die es zu bekämpfen gilt: Islamisten selbst. Die nutzen den Vorwurf des antimuslimischen Rassismus, um damit pauschal die zu diskreditieren, die sich gegen islamistische Gewalt und für Freiheit einsetzen: Menschenrechtsaktivisten, Wissenschaftler, Journalisten.

Mutig und fortschrittlich wäre gewesen, wenn die Jusos einen kritischen Blick auf den politischen Islam geworfen hätten – jenen legalistischen, strukturell wirksamen Islamismus, der zu oft noch vom Staat als Dialogpartner hofiert wird, alles unter der Prämisse des „inter­religiösen Dialogs“ oder vermeintlicher Antidiskriminierung. Dass der politische Islam nach eigener Auffassung Gewalt ablehnt, macht ihn deshalb nicht harmlos.

Gibt es noch linke Islamismuskritik? Sicher! Aber leider viel zu wenig. In der radikalen Linken sind Positionen, die eine emanzipatorische Islamkritik beinhalten, mittlerweile in der Minderheit. Heute ist die antiimperialistische Linke wieder angesagt und ihr Kampf gegen „den Westen“. Dass viele dieser Positionen reaktionär und autoritär sind, stört Sympathisanten wenig.

Wortakrobatik ersetzt keine politische Arbeit

Die verletzten Gefühle von Islamisten ­sollten Linke gerne in Kauf nehmen, wenn sie dafür Betroffene dieser Ideologie schützen können. Nicht das Wort ist das Pro­blem – ­sondern die Angst davor, es auszusprechen. Wer den Islamismus nicht benennt, ihn durch ­Wortakrobatik zu ­umschiffen versucht, wird ihn erst recht nicht bekämpfen können.

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Erica Zingher
Autorin und Kolumnistin
Beschäftigt sich mit Antisemitismus, jüdischem Leben, postsowjetischer Migration sowie Osteuropa und Israel. Kolumnistin der "Grauzone" bei tazzwei. Freie Podcasterin und Moderatorin. Axel-Springer-Preis für jungen Journalismus 2021, Kategorie Silber.
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48 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion vorübergehend geschlossen.

  • Dumm, ignorant, weltfremd, ideologisch verbohrt! Anders kann man es nicht sagen. Und - ich empfehle dringend die Lektüre von Samuel Schirmbecks Büchern, z.B. "der islamische Kreuzzug und der ratlose Westen" oder "Gefährliche Toleranz: Der fatale Umgang der Linken mit dem Islam ".

  • Islamismus muss klar benannt, verurteilt und bekämpft werden.

    Wenig hilfreich ist allerdings die oft unsaubere Trennung auch durch manche unserer Politiker*innen zwischen „islamisch“ und „islamistisch“. Eine Muslima, die fünfmal am Tag betet und ein Kopftuch trägt, ist deshalb nicht automatisch eine Islamistin. Traurig, das überhaupt erwähnen zu müssen.

    Islamismus ist m. E. eine faschistische Ideologie im Sinne Umberto Ecos. Das teilt er (der Islamismus) mit christlichen Evangelikalen genauso wie mit national-religiösen Juden und allen anderen religiösen Fanatikern.

    Dass es vermeintlich Linke gibt, die darin eine emanzipatorische Bewegung erkennen ist absurd.

    Deshalb: Einstehen für Religionsfreiheit sollte selbstverständlich sein, auch wenn man (wie ich) selbst mit Religion nichts am Hut hat, dabei ist aber immer auf der klaren Trennung von Religion und Politik zu bestehen.

  • Vielen Dank für diesen Artikel.



    Ein infantiler Trend, den man weithin beobachten Kann: Wir verbieten einfach ein Wort, dann ist das Problem nicht mehr da:-)))

  • Man kann es adultistische und sexistische Gewaltkultur nennen, aus der sich die Mentalität von Machtanspruch und Terrorismus erzeugt und erneuert. Das schließt auch die Christen und andere Isten mit ein.

  • Ich finde der Artikel greift zu kurz, weil hier eine Sonderrolle für den Islamismus gesehen wird.

    Das eigentliche Problem ist aber dass der antirassistische Grundsatz, das alle Menschengruppen grundsätzlich gleich funktionieren, da der Mensch an sich überall gleich ist, einfach negiert wird. Es wird daher in weiten Teilen der Linken schlicht geleugnet, dass "Nicht-Weiße" genauso rechts sein können wie "Weiße". Nur so kann man auf die Idee kommen, dass der politische Islam eine linke Kraft sei.

    Der Amerikazentrismus tut sein übriges, in dem eine historische Dichotomie "Schwarz vs Weiß" aufgebaut wird, die es so in der alten Welt nie gegeben hat.

  • ... immerhin Berliner Jusos, und nicht die aus Traben Trabach, Hachenburg, Oberammergau... Ich habe kein Bild zu diesen "Herrschaften", aber eines liegt nahe, sie können, oder wollen, nicht klar denken.

  • Heidi Reichinnek ist ein gutes Beispiel für das beschriebene Phänomen: "Mit Islamisten reden!» lautet der Titel des Beitrags, den Reichinnek damals mit zwei Co-Autoren für die Rosa-Luxemburg-Stiftung verfasste. Reichinnek und ihre Mitautoren sind überzeugt, dass die Islamisten sich im «Dialog» mit westlichen Antikapitalisten mässigen lassen würden. Gemeinsame Werte gebe es einige, etwa die Abneigung gegen den «Raubtierkapitalismus». Islamisten würden nämlich für eine gerechte Verteilung des Reichtums eintreten. Auch die «Zerschlagung korrupter Netzwerke» stehe auf ihrer Agenda. Die Aussagen sind umso bemerkenswerter, als zum Machtgeflecht der Muslimbruderschaft auch die Hamas gehört

    • @Emmo:

      "Islamisten würden nämlich für eine gerechte Verteilung des Reichtums eintreten."

      Bitte, wo ist das realisiert?

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Besonders perfide offenbart sich die Heuchelei jener, die islamistische Gewalt verschweigen, um keine "Stigmatisierung" zuzulassen. Denn es sind oft dieselben, die gleichzeitig mit bemerkenswerter Vehemenz die Schutzmechanismen gegen Antisemitismus – siehe den Streit um die IHRA-Definition – vollständig zu demontieren trachten, wo immer sich die Gelegenheit bietet. Denn da geht es plötzlich um die „freie Meinungsäußerung“. So wird von jüdischen Menschen abverlangt, dass sie Hetzjagden, rote Hamas-Dreiecke und genozidale Aufrufe zur Intifada über sich ergehen lassen.

    • @Michaela Dudley:

      In meinen Augen ist die IHRA-Definition mitnichten ein "Schutzmechanismus gegen An tisemitismus". Wenn die Grenzen dessen, was Antisemitismus ist, so weit verwischt wird, dass jede Kritik an der Politik des Staates Israel als antisemitisch aufgefasst werden kann, schadet es dem Kampf gegen Antisemitismus mehr als es nutzt. Gerade Ihre Ausfälle in diesem Forum zeigen das immer wieder. Wenn es nach Leuten wie Ihnen geht ist jeder zweite Post hier in irgendeiner verballhornten Verständnisvariante antisemitisch.



      Diese Definition wurde geschaffen um Mitarbeiter von Gedenkstätten zu sensibilisieren (!!) nicht um eine Beweisführung in Sachen Antisemitismus zu leisten. Das betont sogar der Autor dieser Definition und wendet sich gegen die Verwendung in anderem Kontext.

  • Ich kann es echt nicht mehr lesen, wenn JournalistInnen statt "Homosexuelle" einfach "Schwule" schreiben.



    Als hätten Islamisten und andere Homophobe keine Probleme mit lesbischen Frauen oder anderweitig nicht lupenrein heterosexuellen Menschen!

  • Der Begriff „Islamismus“ ist ein spezieller politischer Begriff, der sich im 20. Jahrhundert etabliert hat, um politische Ideologien zu bezeichnen, die den Islam zur Begründung autoritärer oder gewaltbereiter Ziele zu nutzen. Sie ist historisch-politisch gewachsen, nicht linguistisch neutral.- Und sie vermischt Religion mit Ideologie – was bei anderen Glaubensrichtungen vermieden wird.



    Für das „Christentum“ gibt es keine fest etablierte Entsprechung wie „Christentismus“. Stattdessen spricht man von: “Christlichem Fundamentalismus“ oder „Evangelikalem Extremismus“



    In diesem Fall nicht die Religion zur Hauptkategorie machen, sondern die politische, gewaltbezogene Ideologie klar benennen.

    • @Okay:

      "Islamismus" und “Christlicher Fundamentalismus“ bedeuten letztendlich das selbe. Da irgendwelche Abstufungen zu suchen, ist eine akademische Spitzfindigkeit.



      Die Nähe des Islamismus zum Islam zu negieren wäre gleichbedeutend wenn man behaupten würde, das Christentum habe nichts mit den Kreuzzügen zu tun.

    • @Okay:

      Danke für die korrekte Einordnung. Ansonsten wird ja oft entweder mit zweierlei Maß gemessen - indem Juden- und Christentum geflissentlich aus der Kritik ausgenommen werden - oder es wird einem mit allgemein anti-religiösen, platten vulgär-atheistischen Argumenten gekommen, die ihrerseits wie aus der Zeit gefallen wirken.

    • @Okay:

      "Und sie vermischt Religion mit Ideologie – was bei anderen Glaubensrichtungen vermieden wird."

      Umkerh der Ursache Wirkung. "Islamisten" - verstanden als Extremisten von Gewaltanwendung/Unterdrückung/ Mord udn Totschlag im Namen einer Religion - vermischen die Religion mit dem Staat bzw. machen die Religion zum Gesetzt nahc IHRER AUSLEGUNG.

      Das Christentum ist eine friedlicher Glaube und wurde von der Institution Kirche bzw. von Monarchen missbraucht. Das ist aber überwunden. Daher auch kein "Christen..mus". Freiwilliger Ein- und Austritt....keine lebenslage und ungewählte Mitgliedschaft!



      Und bitte nicht wieder die Kreuzritter. Wir wollen doch eine lernende Gesellschaft sein - oder?

    • @Okay:

      "Evangelikale" ist doch genau so ein Begriff...

  • Dankeschön, Frau Zingher, für Ihren wichtigen und richtigen Artikel, den man so in der TAZ nicht unbedingt erwartet hätte. Manchmal schlägt Intelligenz doch noch die Ideologie.

  • Es wird ja generell mit zweierlei Maß gemessen. Christentum ist für viele eh eine red Flag, über Christ*innen darf gespottet und sich lustig gemacht werden, aber das mehr als verstaubte Frauen und Männerbild religiöser Muslime ist über jede Kritik erhaben. Und während in sozialen Medien deutsche Konvertitinnen vom Islam schwärmen und erzählen, wie toll es ist Hijab zu tragen müssen Ex-Muslime hier und überall auf der Welt Drohungen und Gewalt fürchten und unsichtbar sein. Die Rechten sind auch so stark geworden, weil sie sich das Thema angeeignet haben. Dass sich die Linke mit islamistischen Strömungen einlässt, die Menschen nur in Gläubige und Ungläubige einteilt, macht sie dann doch sehr Unglaubwürdig.

    • @Platanebanane:

      Shure! “aber das mehr als verstaubte Frauen und Männerbild religiöser Muslime ist über jede Kritik erhaben.“‘Nicht allen Banane! Woll

      Sitze im DITIB-Glashaus - vulgo - Moschee in



      Köln-Ihrrenfeld um einem Konzert mit Ney🪈zu lauschen. Der Maitre de plaisir hat mir überraschend einen der reservierten Plätze zugewiesen - 2. Reihe - vor mir vier mit Kopftüchern - (sonst eher wenige) - die Mutter hat ihr Hauszelt links auf den einen freien Stuhl drapiert.



      (Auf Intervention eines schick gekleideten Herrn - muß sie es knurrend unter ihren 🪑 knüllen. Ihr Sohn!,)



      Ein türkischer Schuß wird mir zur Seite gesellt - Architekturstudi. Darmstadt. - Moschee-Architekt grad dort: Baumängelrüge um nicht zahlen zu müssen!;) 🙀 - ihre Mutter kommt im Chor auf die Bühne mit herrlichen - mit Pailletten besetzen Kopftüchern leger getragen! Ich schmunzel!



      Sie: “Aber nein! Doch nur auf der Bühne!



      Nicht so wie die Pinguine vor uns!“



      Die 🪈Ney-Flöte! Herrlich! Newahr



      Normal

      • @Lowandorder:

        Besucht mensch außerhalb von Konzerten erwähnte Moschee, wird um Schuhe aus, Respekt vor dem Gebet anderer gebeten, bedeckte Oberarme für alle und Kopfbedeckung für Frauen.

        Ich finde es dabei interessant, dass hierzulande keiner mehr auch nur die Paulusbriefe einmal zu lesen scheint. Korinther, 11. Kapitel, hier nach der Einheitsübersetzung.



        "... Jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und dabei sein Haupt bedeckt hat, entehrt sein Haupt. Jede Frau aber, die betet oder prophetisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt, entehrt ihr Haupt. Sie unterscheidet sich dann in keiner Weise von einer Geschorenen. Denn wenn eine Frau sich nicht verhüllt, soll sie sich doch gleich scheren lassen. Ist es aber für eine Frau eine Schande, sich die Haare abschneiden oder sich kahl scheren zu lassen, dann soll sie sich auch verhüllen. Der Mann darf sein Haupt nicht verhüllen, weil er Bild und Abglanz Gottes ist; die Frau aber ist der Abglanz des Mannes. Denn der Mann stammt nicht von der Frau, sondern die Frau vom Mann. Der Mann wurde auch nicht für die Frau erschaffen, sondern die Frau für den Mann. Deswegen soll die Frau Acht haben auf ihr Haupt um der Engel willen. ..."

        • @Janix:

          Weiter geht es nach Luther wie folgt:



          "Doch im Herrn ist weder die Frau ohne den Mann noch der Mann ohne die Frau; 12 denn wie die Frau von dem Mann, so ist auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott. 13 Urteilt bei euch selbst: Steht es einer Frau wohl an, dass sie unbedeckt vor Gott betet? 14 Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, 15 aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben. 16 Ist aber jemand unter euch, der darüber streiten will, so soll er wissen, dass wir diese Sitte nicht haben – und die Gemeinden Gottes auch nicht."



          Also, lange offene Haare reichen und ohne Frau/Mann ist der andere Teil nix!

        • @Janix:

          Ja.



          Das Christentum hat sich nämlich weiterentwickelt.

          Selbst regelmäßige Kirchgänger interessiert diese Passage nicht mehr.

          Im Gottesdienst steht die Pfarrerin unverhüllten Hauptes vor einen.

          Paulus ist nicht Jesus.

          Religion ist, was die Menschen daraus machen.

          Deshalb wirken die Islamisten hierzulande so antiquiert.

    • @Platanebanane:

      Das Frauen- und Männerbild von dem sie reden ist ja vor allem ein patriachales und bei weitem nicht aus dem Islam ableitbar. Aus dem Europäisch-Partiachalen Geschlechtsbild, das durch Kolonisation über die halbe Welt hinweg (auch in die SWANA-Region) verbreitet wurde schon eher.

      Ich würde mich als Muslimin jedenfalls auch nicht über Christ:innen und Jüd:innen lustig machen. Das wäre ja respektlos, mal abgesehen davon, dass wir an den selben Gott glauben und eine gemeinsame Geschichte und gemeinsame Propheten haben.

      Und ja wir unterscheiden zwischen Gläubigen und Ungläubigen. Als ungläubig bezeichnet der heilige Koran diejenigen die anderen Menschen schaden, sich bereichern oder nach Macht streben. Gläubig sind die, die an Liebe, Gerechtigkeit, Gnade, etc. (All dies sind Dinge die wir in Gott vereint sehen, es sind Namen Gottes) glauben, ob sie das nun Gott nennen oder nicht. (Gott liebt auch die, die Sein Wort nicht Kennen und Gutes tun).

      Aber am Islam herumzukritisieren ohne den heiligen Koran zu kennen ist eben auch respektlos.

      • @Notyourgirl:

        Die Idee dass das "Europäisch-Partiachale Geschlechtsbild, das durch Kolonisation über die halbe Welt hinweg verbreitet wurde" für die rigiden Moralvorstellungen dieser Welt verantwortlich sein soll, ist nicht nur historisch falsch, sondern (ironischerweise) auch extrem eurozentrisch, sowie mit einem Hauch Rassismus versehen, da eine grundsätzliche menschliche Andersartigkeit unterstellt wird - als ob die Welt Europäer brauchte, um das Patriarchat kennenzulernen.

        Übrigens sehe ich da auch noch eine Prise Anglozentrismus ("Viktorianische Prüderie" soll die angebliche Leitkultur Europas gewesen sein) sowie eine grundsätzlich rechte Weltsicht, die danach trachtet, den eignen Stamm als gut und die andere Seite als Wurzel allen Übels darzustellen.

        Die arabische Halbinsel war übrigens nur wenige Jahrzehnte europäisch kolonisiert, Persien überhaupt nicht. Oder meinen Sie die vorherigen 300 Jahre türkischer Kolonialherrschaft... ;)

        "Aber am Islam herumzukritisieren ohne den heiligen Koran zu kennen ist eben auch respektlos." - Nein es ist emanzipatorisch und links. Solange "der Islam" seine Gültigkeit auch in Deutschland beansprucht, so lange müssen hiesige linke Kräfte ihn kritisieren!

      • @Notyourgirl:

        Die Islamisten können ihr patriarchales Geschlechterrollenbild aus dem Koran ableiten.

        Scheint also zu gehen.

        Platanebanane hat übrigens nicht den Koran oder den Islam kritisiert.

        Er bezog sich auf Linke und Islamisten

  • Das mag auf die antiimperialistischen Linken zustimmen, aber diese Verallgemeinerung genauso ist lächerlich wie deren Haltung. Die Antiimperialisten sind zwar laut, aber eine kleine Gruppe ohne Gewicht.

  • Danke für diesen klugen und ausgewogenen Artikel!

  • Na, dieser Artikel wird einen Sturm der Entrüstung von Links auslösen. Weil er wahr ist.

  • Okay was soll mir, einer antiautoritär linken Muslimischen Transfrau dieser Artikel jetzt sagen?

    Islamismus und “Der politische Islam” ist ein begriff der auch Menschen wie mich stigmatisiert. Wir sprechen bei der CSU oder der AfD ja auch nicht vom Christianismus, oder?



    Autoritäre Kräfte die den Islam für sich instrumentalisieren kann man gerne als genau das bezeichnen, autoritäre Macker und Despoten. Dabei unseren Glauben, im kern antiautoritär, antikapitalistisch und feministisch, als bezeichnendes Merkmal für Kräfte die den Islam selbst mit Füßen treten heranzuziehen ist nicht nur rassistisch, es führt auch dazu dass wir uns als Muslime nicht politisch äußern können ohne unter Rechtfertigungsdruck zu stehen.

    Und ja der Islam ist politisch. Das ist auch gut so. Unser Glauben leitet uns dabei Armen zu helfen, Profitgier entgegenzutreten und im Angesicht des erstarkenden Faschismus nicht den Mut zu verlieren.



    Nur wehe wir sind dabei offen als Muslime zu erkennen, dann wird sofort Distanzierung gefordert. Aber niemand fordert von atheistischen Linken, sich bei jedem Satz vom Stalinismus oder Frau Wagenknecht zu distanzieren, oder?

    • @Notyourgirl:

      Das ist ein klassisches Beispiel für die Argumentation des "keinen wahren Schottens".



      Den Islam als im Kern antiautoritär und feministisch zu bezeichnen, wirkt einigermaßen befremdlich. Mag ja sein, dass Sie ihn so lesen und seien Sie sich vergewissert, nichts läge mir ferner, Ihnen vorgeben zu wollen, wie Sie Ihren Glauben zu interpretieren haben, aber für die meisten Nicht-Muslime dürften das nicht die ersten Wesenszüge des Islam sein, die einem einfallen.

      Was ich aber an Ihrem Beitrag nicht verstanden habe ist, warum Sie sich durch die genannten Begriffe stigmatisiert fühlen. Stigmatisiert in welcher Hinsicht?

      Und ob es gut ist, dass der Islam politisch ist, würde ich nicht unterschreiben. Ich denke, die Trennung von Staat und Religion sollte noch deutlich weitergehen.

      "Nur wehe wir sind dabei offen als Muslime zu erkennen, dann wird sofort Distanzierung gefordert."

      Ist das wirklich so oder ist das nicht vielmehr die Annahme einer Opferrolle, um sich elegant Diskussionen entziehen zu wollen? Ja, das kommt zwar vor, betrifft aber auch längst nicht nur Muslime, wenn man bedenkt, wie viele deutsche Juden genötigt werden, sich zu Israel zu äußern.

    • @Notyourgirl:

      "Und ja der Islam ist politisch. Das ist auch gut so. Unser Glauben leitet uns dabei Armen zu helfen, Profitgier entgegenzutreten und im Angesicht des erstarkenden Faschismus nicht den Mut zu verlieren. "

      Im Mittelpunkt der Islamisten stehen aber Unterdrückung von Frauen und Andersdenkenden, das Gebot "Ungläubige" töten zu dürfen, öffentlich zelebrierte Enthauptungen, mit Waffengewalt erzwungene Regierugnsübernahmen, die für dei Mitbürger zu Hunger udn Elend führen, mit Ein- und Ausreiseverboten, Missachtugn von Menschenrechten etc.

      "Aber niemand fordert von atheistischen Linken, sich bei jedem Satz vom Stalinismus oder Frau Wagenknecht zu distanzieren, oder?"



      Bitte? nicht alle Atheisten sind Kommunisten bzw. BSWler (also Populisten)



      "..Dabei unseren Glauben, im kern antiautoritär, antikapitalistisch und feministisch.." Bitte, bitte, zeigen Sie mir den Staat, der das umgesetzt hat! Ich reise hin und schau mir das selbst an!

    • @Notyourgirl:

      Und wie würde es sich als Mensch mit den Merkmalen und Zügen, die Sie auszeichnen in einem politisch-islamischen Staat oder einem islamistischen Staat so leben?

    • @Notyourgirl:

      Alle abrahamitischen Religionen, und dazu gehört auch der Islam, zeichnen sich nicht gerade durch eine besonders feministische Haltung aus. Jetzt kann man natürlich Cherrypicking betreiben und sich einige schöne Passagen raussuchen und in eine feministische Lesart setzen - Ändert aber nichts daran, dass Männer die Verfasser sämtlicher Schriften waren und -surprise- es die Frauen sind, die sich unterzuordnen haben.



      Was den Islam angeht, fanden bis heute leider kaum kritische Auseinandersetzung innerhalb der Gemeinschaften statt, im Gegenteil: Äußere Kritik wird von sich gewiesen und Extremismus, der sich auf problematische Koranzitate oder Auslegungen beruft, hat dann schnell einfach nichts mit Islam zu tun und muslimische Kritiker sind eh Nestbeschmutzer. Kritiker als Rassisten zu bezeichnen ist auch nur ein weiterer Versuch, Religionskritik am Islam zu delegitimisieren und potentielle Kritiker abzuschrecken. Damit wird aber eben auch eine Weiterentwicklung von Religion und Gemeinschaft verhindert.



      Zuletzt die Frage, warum Sie besagten "Autoritären Mackern und Despoten" nicht entschiedener entgegentreten, wenn Sie den Islam nicht von eben jenen repräsentiert sehen wollen?

    • @Notyourgirl:

      "Aber niemand fordert von atheistischen Linken, sich bei jedem Satz vom Stalinismus oder Frau Wagenknecht zu distanzieren, oder?"

      Nein, das verlangt niemand. Aber ist Ihnen mal der Gedanke gekommen, dass es daran liegen könnte, dass der 11. September, das Bataclan-Massaker, die Morde am Breitscheid-Platz usw. nicht von fanatischen Stalinisten verübt worden sind?

      Dass die Poller und quergestellten LKWs an den Zufahrten zu Volksfesten die Besucher nicht vor kommunistischen Anschlägen schützen sollen, oder dasss Samuel Paty nicht geköpft wurde, weil am Beispiel der Stalinismuskritik das Recht auf Meinungsfreiheit erklären wollte?

      Für all' das sind Sie nicht verantwortlich und die meisten Muslime auch nicht. Aber vielleicht würde die muslimische Community nicht so unter Kollektivmißtrauen stehen, wenn man nicht jahrelang so getan hätte, als ob die Motive der Attentäter nichts mit dem Islam zu tun hätten.



      Es wäre auch hilfreich gewesen, wenn man mal öfter gelesen hätte, ein Attentat konnte verhindert werden, weil es aus dem Umfeld des Täters Hinweise an die Polizei gegeben hätte.



      "Distanzierung" erwarte ich von Muslimverbänden, aber nicht vom syrischen Mitarbeiter meines Optikers.

    • @Notyourgirl:

      Es könnte Ihnen sagen, (in Ihrer Selbstzuschreibung als Linke), dass es Zeit ist sich von den Islamisten und deren hochproblematischer Weltanschauung zu distanzieren, statt sich an Wortklaubereien aufzuhängen. Es sind die Taten und hochproblematischen Weltbilder der Islamisten, die bei der nichtmuslimischen Bevölkerung jenseits einer ideologisch überdrehten Linken eine wachsende Skepsis gegenüber dem Islam entstehen lassen und nicht die Bezeichnung. Zumal sich Islamisten explizit auf den Islam berufen und ihre Untaten in dessen Namen begehen. Wie würden Sie diese denn stattdessen bezeichnen? Anders als diese begeht die CDU meines Wissens keine Attentate und Vertritt auch kein problematisches, sprich mit dem Grundgesetzt nicht vereinbares Weltbild. Für die AfD würde ich diese Aussage nicht unterschreiben, allerdings definiert sie sich meines Empfindens nach eher völkisch denn christlich.

    • @Notyourgirl:

      Feministisch?

      Für die Ewigkeit in Stein gemeißelt gilt:

      Sure vier, Vers 34: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie ausgezeichnet hat.“ Oder Sure zwei, Vers 228: „Die Männer stehen eine Stufe über ihnen. Gott ist mächtig und weise.“ Oder Sure zwei, Vers 223: „Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. Geht zu eurem Saatfeld, wo immer ihr wollt .“ .

    • @Notyourgirl:

      Antikapitalistisch?

      Khomeini ließ Kommunisten in den Knast werfen.

      Erdogan antikapitalistisch? Chamenei antikapitalistisch? Wer hat sich den größten Teil der iranischen Wirtschaft unter den Nagel gerissen?

      Welches islamische Land zeigt auch nur die geringste Tendenz von Antikapitalismus?

    • @Notyourgirl:

      Im Kern antiautoritär? Echt jetzt?

      "Islamischer Fundamentalismus und Faschismus basieren auf einem Kult mörderischer Gewalt, der Tod und Zerstörung verherrlicht und Geistesleben verachtet – ‚Tod dem Intellekt! Lang lebe der Tod!‘, wie es General Francisco Francos Kumpan Gonzalo Queipo de Llano so kernig ausgedrückt hatte. Beide [Ideologien] stehen der Moderne feindlich gegenüber – außer, wenn es sich um die Entwicklung von Waffen handelt – und beide sind hoffnungslos nostalgisch in Bezug auf vergangene Imperien und damit verbundenen verschüttgegangenen Ruhm und Glanz. Beide [Ideologien] sind besessen von realen und imaginären [erlittenen] ‚Erniedrigungen‘ und [als Konsequenz] rachsüchtig. Beide [Ideologien] sind chronisch infiziert mit dem Gift antisemitischer Paranoia . Beide [Ideologien] neigen zu Führerkult und Führeranbetung und der Hervorhebung eines einzig wahren Buches. Beide [Ideologien] haben sich der sexuellen Unterdrückung verschrieben – insbesondere der Unterdrückung jeglicher sexueller ‚Abweichung‘ – und in Bezug auf ihr Gegenüber, der Unterdrückung der Frau und der Verachtung alles Weiblichen."

      de.wikipedia.org/wiki/Islamfaschismus

  • Ein wichtiger Artikel. In dieser Hinsicht lohnt sich der Blick nach Frankreich, wo Melenchons Linkspopulisten schon seit geraumer Zeit mit der Muslimbruderschaft zusammenarbeiten.



    In der Tat setzt sich hier die aus dem Antiimperialismus bekannte Tendenz fort, dass Linke ungeniert mit den reaktionärsten Kräften, die es weltweit gibt, kooperieren. Das hat man früher mit der "Zwei-Lager-Theorie" gerechtfertigt, heute knüpft der Postkolonialismus da mit anderen Begriffen nahtlos an. Der Feind steht für diese Linken immer im Westen.

  • Ich finde die Idee genial. Probleme, über die niemand mehr redet, die sind weg. Ganz einfach.



    Riecht zwar schon ein bisschen nach Totalitarismus und Diktatur, aber es dient ja der guten Sache. Von daher sei es verziehen. Orwell kommt nie aus der Mode.

  • Wie recht sie doch hat.

  • Ein extrem wichtiger Artikel - gerade in der taz. Applaus das er so veröffentlicht wurde👍



    Kühnerts einstige Diskussion "in linken Weltbildern gebe es ‚richtige‘ und ‚falsche‘ Opfer oder Täter“ ist längst Alltag bei Linken - siehe Tesla, siehe Israel - um nur die beiden offensichtlichsten Beispiele heranzuziehen.



    Tesla und Musk waren bis vor wenigen Jahren Ikonen am linken Himmel - unter Progressiven, bzw solchen die sich selbst als solche verstanden - war der Besitz eines Teslas Erkennungszeichen untereinander und ein Statement nach außen.



    Tesla ist noch heute technisch ganz vorne dabei, innovativ, maßgeblich an der Revolution unserer Mobilität beteiligt - alles egal, da der Hauptaktionär von Tesla sich als Rechter entpuppt hat.



    Egal wie 'gut' das Unternehmen Tesla auch ist bezüglich grüner Umbau/ emissionsfreier Antrieb, egal auch das Tesla nicht Elon Musk allein, sondern das Werk von knapp 130.000 Mitarbeitern ist, Mitarbeitern aller Hautfarben, Geschlechter und kultureller Herkunft - Tesla ist Täter in der linken Denkweise.



    Diese Engstirnigkeit, diese Voreingenommenheit ist schon verwunderlich, bis vor einigen Jahren dachte ich, das sei ein Alleinstellungsmerkmal der Rechten.

  • Ein wahres Wort.



    Zusätzlich müsste man das Wort "CHRISTISMUS" noch erfinden.



    Diese Radikalen gibt es ja als Perversion jeder Religion.



    In letzter Zeit wird mehr an Worten als an Taten herumgedoktert.



    Neulich erklärte mir jemand, dass das Wort "Ausländer" diskriminierend sei.



    Ich habe ihm gesagt, er könne gern ein besseres Wort für jemanden erfinden, der nicht Staatsbürger dieses Landes ist.



    Er hatte komischerweise keine Idee.

  • Danke, Frau Zingher!



    Genau dieses Phänomen ist mit ein Grund für über 20% AfD Wähleranteil.

    • @Emmo:

      Es sind immer noch die 20% selber, die die AFD wählen, aber es ist natürlich nett, es anderen in die Schuhe zu schieben...

    • @Emmo:

      Die andauernde Wiederholung dessen, unter so ziemlich jedem Artikel von Seiten von verschiedenen (?) Menschen hier im Forum, macht es nicht wahrer. Just fascists doing fascist things.

    • @Emmo:

      Ist das so simpel? Einfach nur gefragt.