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Energiewende in der IndustrieViel Steuergeld für Wasserstoff

Eine vom Bund geförderte Stiftung soll beim Import des umwelt­freundlichen Energieträgers helfen. Verbände fordern Nachhaltigkeitskriterien.

Soll vom Test zur Regel werden: Wasserstoff in der Industrie, hier in einem Kupferwerk in Hamburg Foto: Markus Scholz/dpa

Berlin taz | Bisher kommt das Thema Wasserstoff in praktisch jeder Rede zur Klimapolitik vor – doch in der Praxis ist das Gas, das eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der Industrie spielen soll, noch kaum zu finden. Damit sich das ändert, unterstützt die Bundesregierung jetzt mit viel Geld neue Projekte und Instrumente.

So ging am Montag in Hamburg eine neue Stiftung namens H2Global an den Start, die eine zentrale Rolle beim Import von Wasserstoff aus anderen Ländern spielen soll. Die Stiftung, die von zunächst 17 Industrieunternehmen getragen wird, soll in einem doppelten Auktionsverfahren grünen, also mittels Strom aus erneuerbaren Energien produzierten Wasserstoff in sonnenreichen Ländern einkaufen und diesen an Unternehmen in Deutschland weiterverkaufen.

Die Differenz zwischen Angebots- und Nachfragepreis soll in der Einführungsphase bis 2030 vom Staat getragen werden. Dazu stellt der Bund insgesamt 900 Millionen Euro bereit. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) nannte die Gründung ein „historisches Projekt“, das für die Energiewende dringend erforderlich sei. „Für das Klimaziel im Jahr 2030 müssen jetzt diese Weichen gestellt werden“, sagte er.

Schon 2024 soll den Plänen zufolge der erste geförderte Wasserstoff zur Verfügung stehen. In welcher Form er nach Deutschland transportiert wird und welche Kosten dabei anfallen, ist aber noch offen. Auf dem Seeweg dürfte die Umwandlung in Ammoniak günstiger sein als der Transport von Flüssigwasserstoff, sagte Nikolaus Schües von der Reederei F. Laeisz.

Geteiltes Echo

Bei Umweltverbänden und Grünen stieß die Ankündigung auf ein geteiltes Echo. „Langfristige Abnahmeverträge sind ein sinnvolles Instrument, um Importe zu ermöglichen“, sagte Christiane Averbeck von der Klima-Allianz. „Die Schnelligkeit, in der die Stiftung aufgesetzt wurde, lässt uns aber befürchten, das Nachhaltigkeitskriterien nicht ausreichend berücksichtigt werden.“

Auch die Grünen-Abgeordnete Ingrid Nestle meint: „Im Grundsatz verfolgt H2Global einen sinnvollen Ansatz, nämlich Investitionsanreize für die Wasserstoffproduktion zu schaffen.“ Kritisch sieht sie aber, dass in der Stiftung nur Unternehmen vertreten sind. „Eine Beteiligung der Zivilgesellschaft an dem Projekt hat bisher kaum stattgefunden.“

Neben internationalen Projekten unterstützt die Bundesregierung auch Anlagen zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff in Deutschland; dafür sind insgesamt 8 Milliarden Euro vorgesehen. Eine Milliarde davon fließt nach Bayern, hieß es am Montag.

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4 Kommentare

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  • Na ja, wenn Milliarden investiert und verdient werden können, dann lohnt sich Energie sparen auch nicht. Wäre außerdem schädlich für das Wachstum!



    Wir hatten ja in der Vergangenheit nur ein Problem mit den Folgen schädlicher Adjektive vor dem Wachstum: "unbegrenztes", "umweltfreundliches", umweltverträgliches", klimafreundliches", "klimaverträgliches", "klimaneutrales" und "nachhaltiges". Letzteres wird von FfF genauso begrüßt wie vom BDI, VDA, CDU/CSU/SPD/FDP/LINKE/GRÜNE Endlich ist Wachstum für niemanden in Politik und Gesellschaft ein Problem. Es hatte nur das richtige Adjektiv gefehlt!



    Und mit H2 haben wir nicht nur ein Instrument, sondern einen bunten Strauß von Möglichkeiten: "grün" (Sonne und Wind aus Bioanbau), "grau" (Restmüll +10T CO2 für 1T H2) , "blau" (Erdgas plus CCS-Industrie) und "türkis" (Methanaufspaltung im Hochtemperaturreaktor plus C-Entsorgungsindustrie).



    Und das Wasser knapp und Wasserdampf ein Treibhausgas ist, muss niemanden interessieren.

    Es war einmal, dass "Energie sparen" unsere effizienteste, umweltfreundlichste und ressourcenschonendste Energiequelle war, und unsere Abhängig von OPEC&Co reduzierte.

  • "...Import des umwelt­freundlichen Energieträgers..."



    Und der wird dann in D rückverstromt, damit man damit die ach so umweltfreundlichen E-Autos und Wärmepumpenheizungen betreiben kann?



    Warum erinnert mich das so an Neokolonialismus, statt Förderung der Erneuerbaren hierzulande? Interessant wären auch die Ausschreibungskriterien. Wenn das mal kein grauer oder -igitt- gelber Wasserstoff wird...



    "...dürfte die Umwandlung in Ammoniak günstiger sein..."



    Ja klar. Weil Ammoniak ja eine so einfach und angenehm handhabbare Substanz ist. Statt an Stickstoff könnte man den Wasserstoff auch an Kohlenstoff dranpappen und z.B. auf Methanol oder Dodecan verarbeiten. Aber das wäre wohl zu einfach. Und warum einfach, wenn's auch umständlich geht. Wir brauchen ja Wachstum, Wachstum, Wachstum...



    Immerhin wissen wir jetzt, wo die Einnahmen aus der CO2-Steuer hin gehen sollen.

  • Bundesregierung CDU Afrikabeauftragter, Günter Nooke war 2020 mit Vertretern Deutscher Bank, Voith Hydro u. a. in Demokratischer Republik Kongo, Möglichkeiten auszuloten, am Kongofluss Kraftwerk zu errichten (Inga 3), damit Wasserstoff für deutschen Markt zu produzieren.



    „Eierlegende Wollmilchsau“ nennt Nooke Projekt. Hinweise auf verheerend ökologisch-soziale Wirkungen Inga 3, u. a. Umsiedelung von 35 000 Menschen, ignoriert Nooke , solche Argumente könne man sich angesichts grassierender Armut im Kongo nicht leisten. Genau an dieser Armut wird Inga 3 aber nichts ändern, da produzierte Energie nach Deutschland gehen soll, während die Lebensgrundlagen Zehntausender Menschen für immer zerstört sind, im Kongo Strom fehlt



    Zur Wasserstoffspaltung braucht`s Lithiumabbau mit gravierenden Klima-, Umweltschäden, den es global nicht ausreichend gibt. Klimaumweltschäden, evtl. Emissionshandelspreis geht zulasten Kongos Klimabilanz nicht Deutschlands. Ist das neue Variante von Kolonialismus, sich in Deutschland nach innen klimaneutral zu geben, ohne für Schäden hier z. B. im Kongo bei Wasserstoffproduktion für Deutschland aufzukommen?



    In Chile wird auf Atacama-, Maricunga-Salzfläche Hochebene in Anden Lithiumgewinnung ohne Klimaumweltschäden Expertise erkundet. Fast gesamter Lithiumabbau in Chile findet derzeit in der Atacama statt, Neben der SQM entwickelt australisch-kanadisches Salar Blanco Unternehmen dazu mit staatlich chilenischem Kupferminenbetreiber Codelco Lithium-Projekt in der Maricunga. Baubeginn 2021.



    Chiles Wasserressourcen, Wassermanagement ist zu fast 100 % privatisiert . Dies und unzureichender Schutz der indigenen Rechte gehen auf gültige Augusto Pinochet Militärjunta Verfassung 1980 zurück. Massenproteste im Herbst 2020 führten nachdem Trinkwasser immer teurer dazu, dass neue Verfassung erarbeitet werden soll. Bisher ohne Vollzug

    www.dw.com/de/zune...3%BCste/a-52039450

  • Also Solarzellen und Windstrom zählt der Verbraucher mittels EEG-Umlage und Wasserstoff für die Industrie künftig über seine Steuern! Grandios.