Ehrenbürgerwürde für Friede Springer: Enteignen, nicht würdigen

Die Witwe Axel Springer soll Ehrenbürgerin von Berlin werden. Damit belohnt die Stadt Steuervermeidung und unmoralische Geschäftspraktiken Springers.

Friede Springer und eine Briefmarke ihres Mannes Foto: Tobias Schwarz/Reuters

„Friede Springer ist ein Vorbild für uns alle“, so begründet der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die Entscheidung des Senats, der Verlegerin und Witwe des Gründers des gleichnamigen Medienkonzerns, Axel Springer, die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.

Vorbild, wirklich? Dass die Parole „Springer enteignen“ heute noch genauso berechtigt ist wie nach den Schüssen auf Rudi Dutschke 1968 ist vor allem Friede Springer zu verdanken. Damals wie heute verdient der Konzern, vor allem mit dem Zugpferd Bild, sein Geld mit Hetze gegen Arme, Migrant:innen, Linke, systematischer Verletzung von Persönlichkeitsrechten und Fake News.

Damit nicht genug, spielt sich die Bild mit sorgfältig orchestrierten Kampagnen selbst als politischer Akteur auf, wie zuletzt gegen das Heizungsgesetz.

Friede Springers Zögling Mathias Döpfner hat dieses Erfolgsrezept erfolgreich in die digitale Medienwelt übertragen. Döpfner ist eine Art deutscher Rupert Murdoch, ein erzkonservativer Medienmogul mit Allmachtsfantasien, der gerne mal seinen Chefredakteuren SMS mit Inhalten wie „Please Stärke die FDP“ schickt.

Reichensport Steuersparen

2002 setzte Friede Springer Döpfner als Vorstandsvorsitzenden ein, 2019 übertrug sie ihm ihr Stimmrecht und schenkte ihm Unternehmensanteile im Wert von einer Milliarde Euro – durch eine Gesetzeslücke gänzlich steuerfrei. Auch Friede Springer tat die Schenkung nicht weh, sie bleibt mit einem geschätzten Vermögen von über 3 Milliarden Euro eine der reichsten Deutschen.

Springer und Döpfner hätten es also nicht nötig, den Staat um Hunderte Millionen zu bescheißen, machen es aber trotzdem. In den ideologischen Kosmos des Springer-Konzerns, in dem reiche Menschen keine Steuer zahlen müssen, passt das natürlich super. Was daran nun vorbildhaft sein soll, weiß wahrscheinlich nur Kai Wegner.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Redakteur für Arbeit und Soziales im Berlin Ressort.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.

Ihren Kommentar hier eingeben