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Ehemalige Ministerin über FFFWasser hier, Stroh-Rum da

In einer Kolumne arbeitet Kristina Schröder sich am Verzicht zugunsten der Umwelt ab. Diese Narrative gehen zunehmend auf den Keks.

Kinder und Jugendliche sollten auf eins verzichten: die Ratschläge ihrer Vorgängergeneration Foto: Jens Büttner/dpa

K ristina Schröder, Bundesministerin a. D., hat sich in ihrer letzten Welt-Kolumne den Fridays for Future und dem Thema Verzicht gewidmet. Fundamentaler Fehler von Fridays For Future sei der Glaube, wir könnten ökologische Probleme durch Verzicht lösen, schrieb sie auf Twitter dazu.

Klar, Fridays for Future doof zu finden, ist ein Distinktionsmerkmal, um im Kolumnist*innen-Abklingbecken mitschwimmen zu dürfen. Aber mir gehen diese Narrative, die Schröder und andere permanent verbreiten, zunehmend auf den Keks. Aus vier Gründen.

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1.) Tut doch alle nicht so, als sei Verzicht zugunsten der Umwelt durch Fridays for Future in die Welt gekommen. Müll zu vermeiden, Wasser zu sparen, lieber Rad zu fahren – das stand in meiner Kindheit schon in jedem Yps-Heft und in jeder Micky Maus. Nur fanden die Erwachsenen zwar Öko-Kinder irgendwie niedlich, haben ihnen dann aber doch einen Lebensstil vorgelebt, der den Kleinen diesen Umweltscheiß schnell wieder austrieb. Also erst Wasser gepredigt, dann Stroh-Rum gesoffen.

2.) Und heute wird dann den Kindern vorgeworfen, dass sie ja genauso seien wie die Erwachsenen. Natürlich darf bei Schröder an dieser Stelle der Hinweis auf die „bizarre Tour von Greta über den Atlantik zum UN-Klimagipfel“ nicht fehlen, inklusive der Rückreise der Skipper. Im Flugzeug! Das erinnert mich an die Lehrerin, die irgendwelche plastikvermeidenden Sechstklässler fragte, ob sie auch aufs Smartphone verzichten würden.

Da waren die baff, erzählte die Lehrerin stolz. Glückwunsch, du hast Elfjährige aufs Kreuz gelegt. Dabei waren es nicht die Kinder, die diese iPhone-Easyjet-Welt erfunden haben. Wir haben sie dort hineingeboren – und jetzt, da sie dieses Leben infrage stellen, halten Erwachsene den Jugendlichen vor, dass sie auch nicht viel besser seien. Wieder: Wasser hier, Stroh-Rum da.

3.) Und überhaupt, bringe Verzicht ja eh nichts. „Er widerspricht der menschlichen Natur“, schreibt Schröder – und schlägt den weiten Bogen: „(B)ereits der freudlose Calvinismus setzte auf die innerweltliche Askese. So richtig durchgesetzt hat er sich damit aber nicht.“ Mal ganz abgesehen davon, dass der Erfolg des Calvinismus, sagen wir mal, Ansichtssache ist: Was ist eigentlich die Natur des Menschen? Und wenn diese im Verzicht auf Verzicht besteht, warum fasten dann alle ständig?

4.) Und dann die Pointe: Statt Verzicht würden neue Technologien das schon regeln. Schließlich habe man ja auch nicht auf Kühlschränke verzichtet, sondern FCKW ersetzt. Es ist dieser absurde Gedanke, dass die Erderwärmung ein Schnupfen ist, gegen den es doch auch was von Ratiopharm geben muss.

Nein, Verzicht ist gut. Als Erstes sollten Kinder und Jugendliche auf eins verzichten: auf die Ratschläge ihrer Vorgängergenerationen.

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Jürn Kruse
Ist heute: Redaktionsleiter bei Übermedien und freier Autor. War mal: Leiter des Ressorts tazzwei bei der taz. Davor: Journalistik und Politikwissenschaft in Leipzig studiert. Dazwischen: Gelernt an der Axel Springer Akademie in Berlin.
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23 Kommentare

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  • Wenn ich das so lese ... wir werden 2100 nur mit Glück unter 6°C landen.



    Warscheinlich wirds mehr, bei einer dann verdoppelten Weltbevölkerung und unerträglichem Leid - nicht nur weit weg in Afrika.

  • Inwiefern hat die zitierte Lehrerin elfjährige „aufs Kreuz“ gelegt, wenn sie diese auf Widersprüche in ihrer Argumentation hinweist? Der korrekte Ausdruck ist „zum Nachdenken anregen“ und „dem moralischen Impetus den Wind aus den Segeln nehmen“. Man lernt, in dem man seine eigene Position (zumindest auch) hinterfragt, und in dem man in der Lage ist Gegenpositionen zu verstehen.



    Menschen diskursfähig zu machen ist das Gegenteil von „sie aufs Kreuz legen“. Das tut man, wenn man sie nur in dem Bestärkt, was ihr (elterliches) Umfeld ohnehin als „richtig“ empfindet, und über das Kind verkündet wissen will. Denn so züchtet man kleine moralische Besserwisser, deren Eisbrecher/Helikopter-Eltern nicht damit zu recht kommen, wenn den lieben Kleinen (und damit ihnen) mal widersprochen wird. Böse Welt.

    Wer verzichten will, soll verzichten und damit der Welt gutes tun - niemand hält einen auf. Problematisch wird es nur, wenn man andere zum Verzicht auf das (beliebige) eigene Konsumniveau nötigen will (das natürlich immer gerade richtig ist). Besonders Problematisch ist die Steigerung, wenn man selbst nicht verzichtet (z.B. überdurchschnittliches Flugreiseverhalten von Wählern der Grünen), diesen aber von anderen einfordert. Spätestens dann wird es lächerlich mit den Ansprüchen und der Wirklichkeit.

    Hätte man bereits als Kind eine Lehrerin gehabt, die einen auf diese Widersprüchlichkeit angesprochen hätte - vielleicht wär man nie zu einem Abziehbild eines moralisch entrüsteten Ökospießers geworden der immer recht hat - egal was er gerade für richtig hält.

  • Verzicht für die Unteren



    Gewinne für die Oberen. Viele Transporte auf der Welt wären überflüssig, ginge es nicht in erster Linie um überbordende Gewinne. In China oder Indien produziert, und hier teuer verkauft. Am besten noch der Transport im Flugzeug, da ja alles online bestellt wird, und nicht mehr im lokalen Geschäft. Dafür gibt es dann auch wieder CO2 Ausstoß beim Transport von Päckchen und Paketen. Gutes Beispiel sid die Gefrierbrötchen, die von Polen nach D gekarrt werden, weil die hiesigen Brotfabriken 0,x ct teuerer sind.

  • Das war doch die mit der Flexiquote



    Das ist eigentlich alles was mir einfällt,



    warum ist dir Äusserung dieser Ex Ministerin einen Artikel der?

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Der Verzichts-Nummer haftet natürlich immer etwas Moralisches an.

    Tu dies nicht, tu das. Lass dies und auch jenes. Sonst bist Du ein schlechter Mensch.

    Das wird weder das Klima noch sonst etwas retten.

    Weil, wer zwingt den Einzelnen zum besseren, mehr moralischen Verhalten?

    Niemand. Wie auch?

    Der Staat wird irgendwas in lasche Gesetze gießen, was keinen kratzt.

    Und nun?

  • Jute statt Plastik, wir haben wieder 80er Diskurse. Langweilig.

    Verzicht der Individuen alleine wird das Problem nicht lösen. Das gilt es festzuhalten. Es mag vorbildlich sein und ein gutes Gewissen machen, wenn Einzelne Verzicht üben. Als Hebel ist es klitzekleine.



    Wichtig , und das wird immer unter schätzt, ist der Druck auf die Politik, die Industrie zu regulieren . Jenseits von einer viel zu langweiligen, und in ihrer Ausgestaltung meist unsoziale, CO2 - Steuer, sind direkte Regulierungen der Produzenten der eigentliche Hebel.



    Aber da legt man sich mit den Großen an.

  • 0G
    06137 (Profil gelöscht)

    Was ist falsch an Argument #4? Zumindest ist der Verlass auf technische Lösungen realistischer als die vage Hoffnung, einen relevanten Teil der Menschheit zum Verzicht auf Wohlstand überreden zu können. Das mag ja bei denen, die eh genug haben, vielleicht noch klappen, aber was ist mit dem Rest der Welt?

    • @06137 (Profil gelöscht):

      Technische Lösungen helfen nicht bei einer grundsätzlich fehlgeleiteten Wirtschaft. Mit Futtermittel aus Südamerika werden hier Unmengen an Hühnerfleisch hergestellt, die dann per Subvention in den afrikanischen Markt gepresst werden, und dort die Bauern in den Ruin treiben. Was hilft da Technolgie, was hilft Verzicht. Das einzige was helfen würde wäre mehr Vernunft bei der Gestaltung der Wirtschaft. Allerdings wird diese Vernunft nicht vom "Markt" bereitgestellt, weil der fördert noch das unsinnige Wirtschaften.

      • 0G
        06137 (Profil gelöscht)
        @Martin_25:

        Der Fall den Sie hier beschreiben, ist ja gerade kein Beispiel für einen Markt ("...die dann per Subvention in den afrikanischen Markt gepresst..."). Der Markt würde eine effiziente Ressourcennutzung bewirken, wenn man ihn denn ließe. Das heißt, wenn alle Ressourcen einen entsprechenden Preis hätten. Das haben selbst Grüne und FFF verstanden, daher die Forderung etwa nach einem CO2-Preis.

    • @06137 (Profil gelöscht):

      Da haben Sie recht.

      Die anderen Punkte sind aber nicht besser.

      Man merkt, Herrn Kruses Kinder sind noch klein.

      Wenn sie in der Grundschule sind und ein Smartphone haben wollen, wird er merken, die Argumentation "Kind, ich habe keines, wozu brauchst Du dann eines?" nicht sehr lange zieht. So erging es mir.

      Mit dem Fliegen ist das ähnlich. Wenn Kind feststellt, dass sie als Einzige ihrer Klasse noch die geflogen ist und alle sie wie einen Dinosaurier oder ein Bettelkind betrachten, ist der Flug das Highlight beim Schüleraustausch.

      Kinder sind nämlich von der "iPhone-Easyjet-Welt" auch begeistert, wenn man es ihnen nicht vorlebt.

      Insofern stimmen auch Argument 1 und 2 nicht.

    • @06137 (Profil gelöscht):

      So wie die Dinge stehen wird's beides brauchen: Verzicht *und* Technologie. Und eine gehörige Portion Glück.

      Untermauerung gefällig? In der Autoindustrie hat die menschliche Gier[1] jede technische Verbesserung des Wirkungsgrads der Motoren locker aufgefressen. Wo anders überall auch.

      [1] Hersteller wie VerbraucherInnen, im besten Teamwork, wie Dealer und Junkie.

      • 0G
        06137 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Effizienzsteigerung fällt für mich unter technische Lösungen.

        • @06137 (Profil gelöscht):

          Für mich auch. Und die werden eben von der Gier der Menschen mehr als aufgefressen (s.u.).

      • 8G
        80576 (Profil gelöscht)
        @tomás zerolo:

        Stimmt faktisch nicht. Vergleiche Sie mal den realen Verbrauch eines alten spartanischen VW Käfers mit dem eines gut ausgestatteten VW Golf von heute. Sie werden feststellen: es ist beim Golf ungefähr die Hälfte.

        • @80576 (Profil gelöscht):

          Stimmt faktisch doch: wer früher einen Käfer fuhr fährt heute ein Touran (oder gar ein Touareg): technischer Vorteil weg.

          Wer heute ein Golf fährt fuhr früher Fahrrad: technischer Vorteil auch weg.

          Und daran wirken VerbraucherInnen und Autoindustrie (Wachstum!) im Duo Infernale Dealer/Junkie.

          Alles nur statistisch gesehen, aber in diesem Fall macht's eben der Mittelwert.

          • 8G
            80576 (Profil gelöscht)
            @tomás zerolo:

            Bestechende Logik.

  • 0G
    05158 (Profil gelöscht)

    Das paßt hier rein wie.....



    Egal ich tu's:

    .."Man verliert nicht immer, wenn man entbehrt."

    ..."Das wahre Glück



    Ist die Genügsamkeit,



    Denn die Genügsamkeit



    Hat überall genug...."

    Johann Wolfgang von Goethe in Verbindung mit Kristina Schröder. Ein Traum!

  • Zitat: "Nein, Verzicht ist gut. Als Erstes sollten Kinder und Jugendliche auf eins verzichten: auf die Ratschläge ihrer Vorgängergenerationen."

    Schließe mich durchaus an, gebe aber zu bedenken: Verzicht um des Verzichts willen ist auch nicht das Wahre. Der Mensch ansich ist für die Erde schließlich gut verzichtbar. Für sich selbst allerdings weniger.

    Es kommt darau an, fürchte ich, das, worauf Menschen wirklich nicht verzichten können und deswegen auch besser nicht verzichten sollten, von dem zu trennen, worauf sie um ihrer Existenz willen besser verzichten sollten. Ganz einfach ist das allerdings nicht. Schon gar nicht für eine generation, denen von der Vorgängergeneration das Denken entweder gar nicht beigebracht oder aber gleich wieder ausgetrieben wurde, damit sie besser handhabbar sind. Wenn wir alle zusammen was lernen können von der "Vorgängergeneration", dann ist es wohl das.

    Merke: So mies, dass sie nicht als plausibles Exempel für Fehler und Verzichtbares dienen könnte, ist nicht mal Kristina Schröder. Ihr gebührt also mindestens so viel Respekt wie dem genervten Jörn Kruse. Schließlich: Was hätte der Mann heute in seinem taz-Text thematisieren sollen, gäb es Kristina Schröder nicht? Und worüber hätte die taz-Leser*innenschaar nachdenken sollen ganz ohne den Text eines Jörn Kruse?

    • 0G
      06137 (Profil gelöscht)
      @mowgli:

      Erstens einmal sollte man sich von dem nach Frömmelei und muffigem Calvinismus klingenden Begriff "Verzicht" verabschieden, sonst wird es schon mal gar nichts damit. Besser von effizienter Ressourcennutzung reden. Zum zweiten ist das Leben kein Wunschkonzert, und die da den Verzicht predigen, sollen doch erst einmal erklären, wie sie einen relevanten Teil der Weltbevölkerung dazu bewegen wollen, auf Wohlstand zu "verzichten", auch und gerade den Teil der Menschheit, der schon zufrieden wäre, von absoluter Armut zu relativer Armut aufzusteigen. Da erscheint mir doch die weitere Erforschung und Umsetzung technischer Lösungen weitaus realistischer und pragmatischer.

  • Kann sie nochmal "Deutschenhass" sagen?

    Wer zur Hölle nimmt diese Frau bitte ernst?

  • Strunzdumme Plinse sie war und ist.

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @petermann:

      aufn Punkt.

    • 9G
      99140 (Profil gelöscht)
      @petermann:

      Zustimmen ich muss