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Dokumentarfilm „Planet of the Humans“Kapitalismuskritik mit Fake-Facts

Michael Moores neuer Film behauptet, erneuerbare Energie sei kein Ausweg und die Ökos hätten sich mit den Reichen gemeingemacht. Stimmt das?

Hatte auch schon in der taz-Redaktion einen Auftritt: Filmemacher Michael Moore Foto: Carlo Allegri/reuters

Die zentrale Aussage des Films spricht der Regisseur nach einer Stunde und 23 Minuten aus dem Off: „Die Übernahme der Umweltbewegung durch den Kapitalismus ist nun komplett“, sagt Jeff Gibbs mit monotoner Stimme. Der Film zeigt eine Luxusvilla, Jachten, lachende Superreiche. Dann geht es weiter mit Bildern von Umweltschützern, die lächelnd Schecks von Firmen annehmen und ihre Sponsoren preisen. Davor und danach: Sequenzen von qualmenden Bioenergie-Fabriken, Naturzerstörung für Rohstoffe in Solaranlagen, sterbenden Orang-Utans und Umweltschützern, die ahnungslos sind oder kritischen Fragen ausweichen.

Der Film „Planet of the Humans“ sorgt in der Umweltbewegung der USA für Aufregung und bei ihren Gegnern für Freude. Regisseur Jeff Gibbs und Produzent Michael Moore nehmen sich darin die „grüne Energie“ vor. Ihr Fazit: Auch mit Ökostrom werden wir nicht die Welt retten. Denn die Umweltschützer von einst hätten sich mit den Reichen gemeingemacht und propagierten ein grün angestrichenes „Weiter so“, das die Ökosysteme kollabieren lasse. Das Kapital habe „die Kontrolle über die Umweltbewegung übernommen“, heißt es. „Es ist nicht das CO2, das den Planeten zerstört – es sind wir Menschen.“

Gibbs und Moore haben den 100-Minuten-Film angelegt wie andere Streifen des Oscar-Preisträgers wie „Bowling for Columbine“, „Roger and Me“ oder „Fahrenheit 9/11“: Beeindruckende Bilder von Umweltzerstörungen, kurze Interviews, die Verantwortliche schlecht aussehen lassen, AktivistInnen, die sich beschweren, Fakten und Daten, die kaum zu überprüfen sind. Der Streifen wurde am 21. April, dem in den USA groß gefeierten Umwelttag „Earth Day“, für 30 Tage kostenlos auf Youtube gestellt. Bisherige Aufrufe: 5,6 Millionen.

Der Erzähler Gibbs begibt sich in dem Werk auf eine Reise zu den Standorten von Ökoenergien – und staunt als selbst erklärter Umweltschützer darüber, wie dreckig diese sind: Große Minen zerstören für Grundstoffe die Landschaft, Solarparks müssen mit Gas angefeuert werden, Elektromobile fahren mit Kohlestrom, große Waldflächen werden für Biomasse gerodet, die Verbrennung von Holz verdreckt die Luft, fossile und nukleare Kraftwerke sichern die Grundlast für Erneuerbare.

Und: „Ökoenergien“ sind ein großes Geschäft, an dem auch Konzerne wie General Electric, Holzfirmen, Ölkonzerne und Banken verdienen, oft als Sponsoren der US-Umweltverbände wie des Sierra Club, des Environmental Defense Fund oder Nature Conservancy. „Erneuerbare ersetzen die fossilen Brennstoffe nicht“, sagt ein Experte. „Es wäre besser, sie direkt zu verbrennen. Wir werden hier mit einer Lüge gefüttert.“

Rockkonzerte ohne Solarpanels

Diesem Vorwurf setzen sich aber auch die Filmemacher aus. Denn das Werk hantiert häufig mit Halbwahrheiten, die die Fakten verkürzen und verdrehen oder Skandale sehen, wo keine sind. Er erwähnt nicht, dass die Umweltbilanz von E-Autos über ihren Lebenszyklus und mit immer mehr Ökostrom besser wird als die der Verbrenner. Er regt sich darüber auf, dass eine Tesla-Fabrik (Ziel: 100 Prozent Erneuerbare) doch noch einen Stromanschluss ans Netz bekommt oder dass Rockkonzerte der Ökobewegung nicht mit Solarpanels betrieben werden.

Er stellt Solarparks vor, die deutlich weniger Ertrag und deutlich höhere Kosten haben als üblich. Er polemisiert, seit 2010 sei „der Einsatz fossiler Energie in den USA gestiegen“ – und verschweigt, dass die CO2-Emissionen trotzdem sinken, weil Gas Kohle ersetzt. Er führt Deutschland als Beispiel an, dass auch hier die Erneuerbaren kaum zum Energiemix beitrügen und sich dann vor allem auf die Verbrennung von Holz konzentrierten – und operiert dabei mit alten und falschen Daten. Und er präsentiert einen Autor und Dozenten als Hauptzeugen, Ozzie Zehner, der sich im Abspann als Koproduzent zu erkennen gibt.

KlimawissenschaftlerInnen, unabhängige ForscherInnen oder die angegriffenen Vertreter der Ökoverbände, allen voran Bill McKibben von 350.org, kommen zu den Vorwürfen dagegen nicht zu Wort. Die Machart erinnert damit an die Polemik der „Klimawandelleugner“, die Gegenargumente ausblendet und Fakten nur anführt, wenn sie die eigene These stützen. Aus diesen Kreisen kommt auch schon Lob für den Film, den „die Umweltbewegung fürchtet“, wie es heißt.

Umweltszene debattiert lange vor dem Film

Dabei sind viele der Fragen, die „Planet of the Humans“ anspricht, in der Umweltszene der Vereinigten Staaten durchaus umstritten: Wie grün „Bioenergie“ wirklich ist, wie sehr das Ökoengagement der Industrie im „Greenwashing“ endet, ob sich die Verbände ihren Sponsoren von der Wall Street zu sehr an den Hals werfen, wurde auch schon vor dem Film mit Leidenschaft in der Umweltszene debattiert.

Trotzdem regt sich Kritik, die als kostenlose Werbung für den kostenlosen Film wirkt: Die linke Webseite „Films For Action“, die ihn ursprünglich bewarb, veröffentlichte einen kritischen Faktencheck der Filmemacher Josh Fox („Gasland“). Und Klimawissenschaftler wie Michael Mann fordern in einem offenen Brief von den Machern, den Film zurückzuziehen und sich zu entschuldigen, weil er „auf Fehlinformationen und nicht auf Wahrheit“ beruhe.

Für Regisseur Gibbs geht die Rechnung auf: „Wir wollten diese Diskussionen lostreten“, rechtfertigt sich in einem Interview mit dem US-Fernsehsender Hill TV. „Wir haben auch nicht alle Antworten.“ Sein Kollege Michael Moore meint im gleichen Interview, die Arbeit sei eine „Warnsirene“, sie seien schließlich selbst Teil der Ökobewegung. „Aber wenn die Umweltbewegung mit den Großkonzernen im Bett liegt, dann müssen gerade ihre Freunde ihr sagen: Ihr verbockt es gerade.“

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32 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Wenn alle Wasserkraftwerk Projekte im Amazonas umgesetzt werden, die geplant werden, gibt es diesen nicht mehr. Eine WKA besteht inkl. Fundament aus 7000 t Stahl u. Beton. Pro Tonne werden bei der Herstellung 7000t CO2 erzeugt, dazu kommen Gewinnung u. Transport sowie Recycling. Das Energieäquivalent liegt zw. 6 u. 9 GWh. Eine WKA braucht nicht Monate sondern Jahre, um das zu amortisieren. Dazu kommen schlecht recyclebare Flügel. Das sagt man uns nicht. Ebenso nicht, dass nur 3-4% der Primärenergie damit erzeugt wird. Demnächst will man zusätzlich H2 herstellen u. die E-Autos aufladen. Das bedeutet mehrere 100Tsd. WKA mehr plus Leitungen zu jeder WKA. Durch Neodym Gewinnung wird ein großer Umweltschaden angerichtet. Desgleichen durch die Lithium Gewinnung. Mit den Biogasanlagen sieht es nicht besser aus. In Dtl. laufen 9000 Stk. davon. seit 2005: 17 Tote u. 74 Verletzte, in 2017 32 Unfälle u. 5,5 Mio. Liter Gülle u. Jauche liefen aus, in 2018 56 Unfälle bei dem 38 Gewässer verunreinigt wurden. 5% des erzeugten Methans entweichen. 1,45 Mio. ha Anbaufläche für Biogas, diese soll sich vervielfachen, heißt die Hälfte der verfügbaren Ackerfläche Dtl. (11,9 Mio. ha) wird gebraucht, bedeutet Nahrungsmittelimporte o. Waldrodungen. Ich gebe M.Moore Recht!

  • Die besitzbürgerliche Ökoflügel zuckt auffallend nervös gegen diese Kritik von links.



    Michael Moore und Jeff Gibbs stören offenbar den ersehnten und lang geplanten Schulterschluss mit der herkömmlichen Kapitalfraktion zu sehr...

  • Wenn man einem Dokumentarfilm "Fake"vorwirft, muss man das an konkreten Beispielen mit klugen Argumenten tun. Dies unterlässt der Artikel, weil wer für Windkraft ist, Recht hat und gar keine sachlichen Argumente braucht. Anstatt zu argumentieren, wirft man dem Film Lügen vor. Das erinnert an die Pegidas, die immer "Lügenpresse" schreien, wenn ihnen ein paar Fakten nicht passen. Um ernstgenommen zu werden, muss man Fakten und Gegenargumente liefern. Der Autor wird wohl einem Windkraftwerbefilm keine "Fake-Inhalte" vorwerfen. Dort werden auch keine Arten- und Naturschützer gezeigt, die sich sich Sorgen um den Naturschutz machen. In den Medien werden Menschen, die Windkraft in Naturschutzgebieten kritisieren weder angehört noch ernstgenommen. Sie werden als "Klimaleugner" oder Schlimmeres diffamiert. Aber das ist wohl ganz objektiv und ausgewogen!!!! Um zu überzeugen, muss man mehr tun als die gängigen Abwehrsprüche auftzutischen. Ich treffe leider sehr wenige WKA-Fans, die ernstgaft argumentieren und Fakten liefern, die überzeugen. Irgendetwas lassen sie immer aus, meist ist es der Naturschutz. Vielleicht gibt es ja einen Folgeartikel mit richtig überzeugenden Argumenten. Das wäre dann guter Journalismus!

  • Tut mir leid, aber der Artikel überzeugt mich nicht. Was genau sind denn die Halbwahrheiten, die verkürzten Fakten und verdrehten Skandale? So sind das auch erstmal nur Behauptungen.. Wenn der Film nicht stimmt, dann muss auch eine Kritik Hand und Fuß haben.

  • Ich bin der Meinung, daß die Bildunterschrift stimmt. Ein tragfähiges Konzept, daß mit einer energetischen Umsteuerung den Wohlstand für alle sichert sehe ich nicht.

  • Zu ergänzen wäre, dass Ozzie Zehner mit dieser Art Thematisierung seinen Lebensunterhalt bestreitet. Und das seine "Qualifikation" ist, Gasthörer in Berkeley zu sein. Erinnert schwer an Frau Sonja Boehmer-Christiansen, LOL.

  • Wir brauchen gar nicht bis nach Südamerika oder Indonesien zu gehen, um den "Green-Energy-Wahn" zu beobachten:



    Auch in Deutschland wurden in 2019 auf ca. 20 % der Ackerfläche Energiepflanzen angebaut! Vor allem Mais, der dann in Biogasanlagen "verbrannt" wird. Und wir wundern uns über ausgräumte Landschaften und das Artensterben. Da wir durch den Flächenbedarf für die Energiepflanzen unser Tierfutter nicht mal ansatzweise selber erzeugen können, kaufen wir in Südamerika und Asien unser Tierfutter und zerstören auch dort die Lenbensräume. Ich finde Moore hat recht: viele "sustainable" und "renewable" Produkte retten nicht unseren Planeten sondern unseren Iiperialen Lebensstiel!

  • "So langsam frag ich mich ehrlich, ob das mit der Aufklärung in diesem Blatt noch was wird. Lange werd ich für's intellektuelle Scheitern ... .Auch wenn Scheitern im Erkenntnisprozess notwendig ist, bringt es gar nichts, wenn man aus dem Scheitern nicht lernen will."

    Es ist verlockend, es sich in einer bürgerlich grünen Blase gemütlich zu machen mit ein paar Maßnahmen, die bei relativ gehobenem Einkommen nicht wirklich weh tun und vom Ökomainstream getragen werden. Das Erwachen wird umso ungemütlicher werden, wenn nicht endlich auch darüber diskutiert wird, ob der grüne Kapitalismus wirklich eine Lösung ist. Denn auch der wird die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus nicht außer Kraft setzen können.



    Vielleicht erneuern wir erst einmal das politische Koordinatensystem. Der neue grüne deal ist kein linksliberales Konzept, sondern ein rechtskonservatives.

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Herr Pötter unterschlägt, dass es bei weitem nicht ausreicht, den CO2-Ausstoß pro genutzter Energieeinheit etwas zu senken. Dann macht die E-Mobilität den Planeten halt in 70 und nicht in 30 Jahren kaputt.

    Nur weil es aber noch schlimmer ginge, ist das keineswegs nachhaltig. Ohne eine funktionierende technologische CO2-Senke ist weder Solar- oder Windenergie, noch die Kernfusion nachhaltig. Es kann keinen Stahl, kein Beton, keinen Asphalt und auch kein Plastik zumindest halbwegs nachhaltig hergestellt werden, wenn das entstehende CO2 nicht an Ort und Stelle wieder gebunden wird. Es hilft gar nichts, wenn das CO2 "an anderer Stelle eingespart" wird. Das ist Augenwischerei.



    Moore spricht genau den wunden Punkt an, den kapitalistische Ökonomen wie Pötter nicht sehen wollen: Dass eine grüne Ökonomie nur durch noch rücksichtslose Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft profitabler werden kann als der Status Quo. Grüner Stahl, grüner Beton, grüner Asphalt, grüne Solarpanels und Windkraftanlagen benötigen einen zusätzlichen Aufwand, um den Dreck, den sie erzeugen, wieder wegzumachen.

    Linksliberale wundern sich darüber, wie man wissenschaftliche Erkenntnisse ignorieren kann und zur Leugner*in des Klimawandels wird. Mich wundert in dieser Hinsicht gar nichts mehr. Der erste thermodynamische Hauptsatz sorgt dafür, dass es immer mehr Mühe kostet, Unordnung zu beseitigen, als dieselbe Unordnung zu produzieren. Dieses Naturgesetz wird von den Enthusiasten eines "grünen Wachstums" seit Jahrzehnten genauso geleugnet, wie der Klimawandel von Rechten geleugnet wird.

    So langsam frag ich mich ehrlich, ob das mit der Aufklärung in diesem Blatt noch was wird. Lange werd ich für's intellektuelle Scheitern nicht mehr bezahlen. Auch wenn Scheitern im Erkenntnisprozess notwendig ist, bringt es gar nichts, wenn man aus dem Scheitern nicht lernen will.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Ihr Vorschlag wie es besser geht ?

  • Nicht verwunderlich, dass man aus "Klimaschutz"(- Profiteur-)Kreisen hektisch und schrill versucht, den Film zu eliminieren und Michael Moore & Co zu verunglimpfen. Die TAZ sollte nicht vorschnell von Fake schreiben. [...] Diejenigen, die den Film loben, sind also schon wieder "Klimawandelleugner"? Wie billig. Die Hauptbotschaft des Filmes aber ist zutreffend und beklemmend: Es ist der in Kreisen der "Klimaschützer" verbreitete naive Irrglaube an die Weltrettung durch naturfressende Technologien. Es ist die Auslieferung des Umweltanliegens an Industrie und Großfinanz. Deshalb ist der Film sehenswert und auch im Hinblick auf "Fridays for Future" wichtig. Man will die Hoffnung nicht aufgeben, dass dort doch noch erkannt wird, vor welchen Karren man sich spannen lässt. "Planet for the Humans" liefert Denkhilfe.

    Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte vermeiden Sie Unterstellungen.

  • Es ist ok, da zu warnen, es gibt tatsächlich sehr fragwürdige Tendenzen: Kohlekraftwerke werden zu Holzkraftwerken, die zählen dann zu den "Erneuerbaren", aber da werden komplette natürliche Wälder incl. der Wurzeln verheizt. Kein Plan zur Wiederaufforstung.

    Aber ein Rockkonzert wegen seiner Stromversorgung zu verunglimpfen ist ein lächerlicher Schuss in den Ofen, so einen Blödsinn schau ich mir wirklich nicht an.

    Und Sätze wie "„Erneuerbare ersetzen die fossilen Brennstoffe nicht“ sind schlichtweg dämlich und zeugen von beharrlicher Nullahnung und simplifizierender Polemik.

  • Interessant, dass Mike mal wieder mit satirischen Übertreibungen diesmal seine sonstigen Anhänger vor den Spiegel stellt. Muss ich mir mal ansehen.

    Aber in dem Artikel hier stehen doch einige merkwürdige Details:

    "...dass die Umweltbilanz von E-Autos über ihren Lebenszyklus und mit immer mehr Ökostrom besser wird als die der Verbrenner"



    Ist das so? Auch wenn man die Batterien mit in die Bilanz mit aufnimmt? Da bin ich nicht so sicher.

    "...und verschweigt, dass die CO2-Emissionen trotzdem sinken, weil Gas Kohle ersetzt"



    Spannend. Was genau ist Gas noch gleich wenn nicht fossiler Brennstoff? Und was genau entsteht nochmal wenn man Erdgas verbrennt?

    • @Jalella:

      Forscher aus Erlangen haben im Labormaßstab z.B. schon gezeigt das man aus Lithium Akkus dieses zu quasi 100% mit sehr einfachen Verfahren zurück gewinnen kann, die man in den nächsten Jahren sicher in großtechnischem Maßstab anwenden kann.

      Damit sollte die Umweltbilanz über die Jahrzehnte immer besser werden

    • @Jalella:

      Ja, die Umweltbilanz eines E-Autos ist langfristig wesentlich besser:

      1.Nicht nur für den Betrieb, sondern auch für die Herstellung der Akkumulatoren können zukünftig immer mehr regenerative Energien genutzt werden.

      2.Lithium-Ionen-Akkus halten im normalen Alltagsbetrieb erstaunlich lange, mehrere hunderttausend Kilometer Laufleistung sind kein Problem...anschließend geht’s zur Zweitverwertung als stationäre Energiespeicher, erst nach Jahrzehnten ist dann Recycling notwendig.

      3.Lithium muß nicht aus Südamerika importiert werden, das Zeug ist keineswegs selten, kann auch aus Meerwasser gewonnen werden, Kamerad Kapitalismus hat da halt momentan noch was dagegen...Kobalt wird immer weniger benötigt und die Chancen stehen gut dieses bald komplett ersetzen zu können.

      3.Was den E-Motor betrifft: Der hält auch sehr lange und die seltenen Erden für die Permanentmagnete sind nicht nur in China zu finden sondern auch z.B. im Erzgebirge.

    • 9G
      90857 (Profil gelöscht)
      @Jalella:

      Lese den Artikel als verzweifeltes Pfeifen im dunklen Wald,

      weil man den Autoren der Doku nicht mit den gängien Diffamierungen wie "Klimaleugner" oder gar "Neurechte" etc. kommen kann,

      und dennoch gerade einer Lebenslüge beraubt wird.

      • @90857 (Profil gelöscht):

        Ich sehe das ähnlich, weil ich davon überzeugt bin, dass Klimapolitik nicht mit marktkonformen Mitteln möglich ist. Gleichzeitig hoffe ich, dass die Stimmen, die gegen ein grünes "Weiter so" sind, nicht weiter diffamiert werden und endlich über Klimapolitik diskutiert wird, die sich nicht rigoros über die Interessen der armen Länder hinweg setzt und endlich auch die Lebenslage der ärmeren Bevölkerung im eigenen Land nicht mehr ignoriert. Klimapolitik ist Teil des Klassenkampfes.

    • @Jalella:

      tesla kommt teilweise auf 800.000km Lebensdauer gemessen an der Batterie. da fällt ihnen vorher sicher alles andere am Auto ab...

  • Das ist leider so gut wie alles korrekt was in dem Film gesagt wird. Abgesehen davon das es absolut egal ist, ob ein Rockkonzert zum Earth Day Strom zukaufen muss, da es in erster Linie um das zusammenfinden von Aktivisten geht, um eine kritische die Gesellschaft verändernde Masse zu sammeln. Der Kampagne helfen Vorwürfe an dieser Stelle natürlich nicht unbedingt weiter.



    Was viel schwerer wiegt ist die Zerstörung Borneos im Namen erneuerbare Energien. Ich muss an dieser Stelle immer vorspulen, ich ertrage es einfach nicht mehr, mir das anzusehen, was ein Volker Quaschning kritiklos als Energiewende feiert, es gibt Leute die nennen dies einen ökologischen Holocaust oder auch Ökozid.



    Das deutsche Energiewendemodell auf dem andere beruhen und das weltweit abgefeiert wird, war zudem ein "antikapitalistisches" Projekt siehe Hermann Scheer. Er hat es seinerzeit, 1999 in der solaren Weltwirtschaft formuliert. Eine harsche Rüge und leider in weiten Teilen berechtigt.

  • 9G
    90857 (Profil gelöscht)

    Im Grunde nicht neu, was die Mär von der sauberen, grünen Energie angeht, welche von Ressourcengewinnung und Verbrauch über eine großflächige Schädigung von Fauna und Flora bis zu den ungelösten Entsorgungsproblemen geht.

    Und dennoch, wie die Doku ebenfalls sehr deutlich festgestellt, im Grunde als Zappelstrom daherkommt, ohne Wind und bei Dunkelheit ausfallen muss; weil die Speicherung von zeitweise überschüssig erzeugtem Strom

    in den benötigten Größenordnungen und im gesamten Jahresverlauf (auch im Winterhalbjahr), auf absehbare Zeit weder ökonomisch wie ökologisch darstellbar sein wird.

    Neu ist lediglich, dass Linke wie Michael Moore und Grüne wie Jeff Gibbs ihren Frieden mit dem Kapital einfach nicht machen wollen.

    Da ist man hierzulande wohl schon weiter ...

    • @90857 (Profil gelöscht):

      Kapitalismus sind Dividendenzahlungen an Aktionäre in Krisenzeiten bei gleichzeitiger Entlassung von Angestellten. Kapialismus ist Lobbyarbeit der Energiekonzerne um die Energiewende zu verzögern oder ins -Acker in den Tank- leere laufen zu lassen. Kapitalismus ist das die Verursacher der Finanz- also Immobilienkrise 2008/2009 nie zur Verantwortung gezogen wurden, noch Gesetze geschrieben wurden die derartiges in Zukunft verhindern. Kapitalismus ist das eine Privatbank die Aufsicht über den Dollar übernimmt und gleichzeitig die Waffenlobby unterstützt damit die Leute auch immer schön weiter aufeinander losgehen anstatt sich um ihr Gemeinwesen und Gemeineigentum zu kümmern. Nur so als Beispiel.

      • 9G
        90857 (Profil gelöscht)
        @Paule :

        Sie rennen bei mir offene Türen ein ...!

        • @90857 (Profil gelöscht):

          Entschuldigung, tut mir leid, das war hier dann ein Ventil.



          Weil Ölpalmen nicht auf Torf wachsen, werden und wurden die zehn bis 15 Meter starken Torfflöze abgebrannt, einfach als Ergänzung..

  • „Es ist nicht das CO2, das den Planeten zerstört – es sind wir Menschen.“ Zitat

    Das ist zumindest vollkommen richtig.



    Als die Energiewende übrigens noch von denen vorangetrieben wurde,die es ernst meinten,passierte auch noch etwas und man war auf einem gutenWeg.Als dann die Energieriesen der Form nach die Waffen zu strecken schienen,nachdem sie schöne Ausgleichszahlungen für ihre so schweren Einbusen versichert bekommen hatten und sich selbst ins grüne Geschäft einklingten,war der Bock schon wieder zum Gärtner gemacht.

    • @Markus Müller:

      Markus Müller, wer soll die Energiewende Ihrer Meinung nach bezahlen? Wer soll da Milliarden investieren, wenn nicht die Energieriesen



      SIE und "die, die das ernst meinen" ?

      • @Berrybell:

        Ein Energiesystem bezahlt sich selbst über die Abschreibung der zu erwartenden Gewinne. Der Erzeugerpreis einer Kwh Strom aus Wind und PV liegt derzeit bei 8 bis 14 cent. Der private Kunde zahlt derzeit 28 bis 30, ein Geschäftsmodell mit Potential.

  • Sehr schön. Der Artikel müsste den Titel "Ökologie oder Kapitalismus" haben, aber das wäre ein Eingeständnis, dass die Filmemacher schon ganz richtig liegen. Und ein Eingeständnis des Scheiterns der Institutionen und Vereine, die sich Ökologie auf ihre Fahnen schreiben. Die einen, weil sie schon lange "ökologischen" Kapitalismus betreiben, die anderen, weil sie dagegen nichts unternommen haben oder dem machtlos gegenüberstehen.

    Jetzt kann man argumentieren, Ökologie ist nicht gleich Ökologie, genauso wie Demokratie ein dehnbarer Begriff. Die DDR war auch dem Namen nach demokratisch. Aber ähnlich wie bei Demokratie, wenn man ehrlich ist, bedeutet Ökologie,



    - dass die ganze Strecke berücksichtigt werden muss und nicht nur Teilaspekte, die man sich nach Belieben rausgreift.



    - Verantwortung zu übernehmen für sich, Mitmenschen und Umwelt



    - dass man nur so viel nimmt, wie man braucht, und nicht so viel, wie man glaubt zu brauchen



    - dass man Kosten/Schäden nicht auslagert (zu anderen Menschen und/oder in andere Länder und/oder in die Natur)



    - dass es kein Privileg sein kann, das vom Einkommen oder Bildungsstand abhängt



    - dass der Ansatz ab dem Start dem Etikett gerecht wird und nicht erst in 10, 20, 30 Jahren - oder nie

    Anhand dieser Liste kann nun jeder Öko mal abklopfen, um wieviel % sein Niedrigenergiehaus, E-Auto, Smartphone, Reisen, Waschmittel, Kaffee und Jeans ökologischer sind als die des konventionellen Nachbarn.

    5%? 20%? Das ist alles, dafür das aufgeblasene Gewese? Die Punkte 1-5 von oben widersprechen fundamental den Konzepten des Kapitalismus, Und entsprechend sieht der Mix aus Ökologie und Kapitalismus aus.

    Wie bei den Kirchen - Wasser predigen und Wein trinken. Und sich mit der jeweils herrschenden Ideologie vortrefflich arrangieren, egal, ob die inkompatibel ist.

  • Habe heute morgen den Film gesehen.



    Fakten gespickt mit Meinungsmache und normalen Leuten die sich ohne Wissen zu komplexen Themen äußern (spiegelt meine Erfahrung mit Leuten aus den USA wieder, tut aber nichts weiter zur Sache)

    Was richtig ist: woher kommen die Materialien auch für die Anlagen zur Transformierung erneuerbarer Energien. Meiner Kenntnis nach kann man nicht jede Stahlsorte in einem Elektro-Ofen kochen, von Kunststoffen, Kohle und Glasfaser mal gar nicht zu reden.

    Ein weiterer interessanter Fakt ist wer an den heutigen Strukturen verdient bzw. wer darin investiert. Es ist interessant das hier Namen genannt werden, die auch im Zusammenhang mit Cambridge Analytica, Förderung rechter Netzwerke, Brexit, etc... auftauchen. Leuten die eines nicht tun: In unser aller Interesse handeln. Komisch das man hierzu nichts von den Journalisten gesagt bekommt!

    PS: Auch bei der Corona Krise sind Namen bekannter amerikanischer Milliardäre als edle Spender im Umlauf... Wir sollten 3 mal darüber nachdenken welche Interessen diese Menschen leiten!

    • @danny schneider:

      "Fakten gespickt mit Meinungsmache und normalen Leuten die sich ohne Wissen zu komplexen Themen äußern "

      Damit haben Sie alle Filme von Michael Moore in einem Satz beschrieben.

    • @danny schneider:

      "normale Leute die sich ohne Wissen zu komplexen Themen äußern". Was wollen Sie damit sagen? Nur die vermeintlich superschlauen "Experten" haben ein Recht, Ihre Meinung zu äußern bzw. dass diese veröffentlicht wird; das gemeine Volk (Pack?) soll den Mund halten, malochen und glauben was die "Experten" sagen?

      Mit Demokratie und Bürgerbeteiligung hat das jedenfalls nichts gemein.

      Und was bei der "Expertenhörigkeit" herauskommt sehen wir ja aktuell: Die "Experten" des RKI hantieren mit täglich anderen, z.T. nachweislich falschen Zahlen, und Chefexperte Drosten ändert täglich seine Meinung.

      Tut mir leid, Herr Schneider, aber die Geschichte lehrt uns, dass das Bauchgefühl des Volkes häufig näher an der Realität war als die "Experten"".

  • Ich habe den Film jetzt nicht gesehen, würde ihn aber nicht verteufeln. Als Anregung und Warnung, dass es auch mit gutem Willen in die falsche Richtung gehen kann hat er womöglich seine Daseinsberechtigung.

    Dass die "grüne Wende" ihre Schattenseiten hat, ist sicherlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Mit Holzpellets wird genauso spekuliert, wie mit Öl um die Preise zu steigern.



    Immer größere Batterien müssen hergestellt und irgendwann auch entsorgt oder recycelt werden. Da fehlt es auch noch an Konzepten.



    In erster Linie müssen wir demütiger und bescheidener werden. Wir müssen vom Wachstum abstand nehmen und uns mit weniger zufrieden geben. Der individuelle Verkehr muss auf öffentliche Verkehrsmittel verlagert werden. Kurzstrecken mit dem (E-)Fahrrad oder dem E-Roller sind ebenso überlegenswert.



    Ich werde mir den Film auf jeden Fall anschauen und schauen, welche sinnvollen Aspekte enthalten sind.

    • @Meine_Meinung:

      Also wenn die Autoren in ihrem neuen Streifen mit Hilfe von Halbwahrheiten arbeiten, um ihr "diskussionswürdiges" Thema, was wie der Autor des Taz-Artikels bemerkt ohnehin längst in der Ökoszene diskutiert wird, in die öffentliche Debatte zu tragen, und obendrein "Experten" zu Rate ziehen, die direkt mit der Produktion des Filmes in Verbindung stehen, dann verschwindet bei mir persönlich augenblicklich aber auch absolut jedes Interesse mir diesen Mist anzugucken...



      Es soll Leute geben, die, ob nun bewusst oder unbewusst, allein der Freude des Erzählens halber Stimmung machen.



      Die Frage ist doch, was will der Film?



      Und ein Film, dessen primäre Aufgabe es zu sein scheint die Bemühungen bzw. die Umsetzungen unseres erwachenden ökologischen Bewusstseins an diversen Stellen zu diskreditieren, kann mir nicht mehr verkaufen er stünde auf Seiten der Umweltaktiven.



      Michael Moore hört sich selbst gerne reden wage ich zu unterstellen, sonst wäre das Konstrukt des Films auch anders...



      Und nutzen lässt sich das Gesamtkonzept eben ganz hervorragend von denen, die gegen ein aufkeimendes Umweltbewusstsein arbeiten, wirtschaften.



      Und alleine das sollte schon skeptisch machen...



      Und ich glaube auch nicht, daß es einen Michael Moore braucht, um mir erzählen zu lassen, daß aus einem ehrlichen oder auch vorgegaukeltem good-will etwas Negatives entstehen kann.



      Ist beides ohne weiteres locker möglich, und passiert im Großen wie in Kleinem.



      Ständig.



      Ein Film ist auch gerade dann gut, wenn er zwar Spielraum ohne Vorgabe des Ziels lässt, aber bestimmt nicht dann, wenn er mehr Verunsicherung hinterläßt, als vorher ohne ihn bestand.

      Aber Verschwöhrungstheoretiker stehen sicher auf diese Filme von Moore und Co. ...

      Danke für den Artikel. 👍