Klimaschutz und Kapitalismus: Wagen wir den Ausbruch!

Kritik an Konzernen und dem Staat greift zu kurz. Denn Klimaschutz widerspricht der Logik des Kapitalismus.

Klimaaktivist*innen in der Lausitz, 30.11. 2019 Foto: Jens Volle

Dürre, Ernteausfälle, Stürme und Hungersnöte – der Klimawandel ist ein Problem, eines, das immer größer wird. Da sind sich Klimabewegung, Wissenschaft und große Teile der Politik einig. Aber wie begegnen wir einer hoch abstrakten globalen Katastrophe, deren direkte Auswirkungen erst langsam spürbar werden?

Die junge Klimabewegung hat eine klare Antwort: System Change. Diese Forderung wird jedoch oft als utopisch verlacht oder gleich dämonisiert. System Change? Das klingt verdammt radikal. Die bürgerlich kapitalistische Gesellschaft hat indes ihre eigenen Antworten auf die Klimakatastrophe. Doch taugen ihre Ansätze?

Ein wiederkehrendes Motiv ist die Konsumkritik, also die Forderung nach einem Konsum, der das Klima möglichst wenig belastet. Fair-Trade oder Bio Produkte, ein verpackungsloser Einkauf, all das ist schön und gut. Einen ethischen Konsum, so es ihn denn gibt, muss man sich aber erstmal leisten können, und viele können das nicht.

Einer Hartz-IV-Empfängerin, die am Ende des Monats jeden Euro zweimal umdrehen muss, vorzuwerfen, dass sie nicht ethisch korrekt konsumiert, ist an Zynismus kaum zu überbieten. So wird der Klimawandel auf das Individuum abgewälzt. Schuld ist nicht das System, schuld bist du. Das sorgt für Überforderung und Verzweiflung und wird den Klimawandel nicht bekämpfen können.

Konkurrenzkämpfe und Zwang zum Wachstum

Unsere Kritik kann also nicht am Individuum aufhören. Aber wie steht es um Konzerne? Die ruinieren schließlich das Klima, oder? Wir leben im Kapitalismus, einem System, in dem Profit notwendigerweise über allem steht. Unternehmen, die keinen Gewinn verzeichnen, gehen bankrott.

Aus ihrem Konkurrenzkampf untereinander resultiert ein Zwang zum Wachstum, der maßlos ist und kein Ende hat. Dass also auch CO2-intensive Produktion in Kauf genommen wird, weil sie schlichtweg günstiger ist als nachhaltige, liegt in der Logik des Systems begründet. Konkreten Konzernen vorzuwerfen, sie würden das Klima verpesten und sein somit schuld am Klimawandel, ist daher verkürzt und nicht sinnvoll.

Nachhaltige Produktion rechnet sich nicht, dann kann ja der Staat eingreifen! Ganz so leicht ist es leider nicht. Denn auch der Staat unterliegt Zwängen. Seine Ökonomie konkurriert mit denen anderer Nationen. Staaten müssen abwägen: setzen sie Maßnahmen in Kraft, die Unternehmen an Umweltrichtlinien binden, beschränken sie deren Profit und gefährden damit die eigene Wirtschaft. Im globalen Kampf um Kapital wäre das ein massives Hindernis. Der Staat wird daher nie die Maßnahmen ergreifen, die nötig sind, um den Klimawandel zu stoppen. Er kann es gar nicht.

Die Kritik am Individuum, an Konzernen und am Staat scheitert. Effektiver Klimaschutz widerspricht nun einmal der Grundlogik unserer Wirtschaftsweise. Und da sich der Klimawandel nicht um unseren Standortvorteil schert, ist unsere Antwort entschieden: System Change!

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Jahrgang 2000, freier Journalist, schreibt für Zeitungen, interviewt im Radio und arbeitet als Protestfotograf, studiert Soziologie im Bachelor.

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