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Die USA unter TrumpWenn schon, dann gleiches Unrecht für alle

Unter Donald Trump als US-Präsident drohen uns vier schlimme Jahre. Es ist Zeit, unsere eigene Sicherheit zu priorisieren.

Finsterer Blick, finstere Zeiten Foto: Mark Peterson/Pool New York Magazine/ap/dpa

I m neuen Jahr habe ich mich bisher vor allem über eine Sache gefreut: Dass ich an Silvester nicht den Vorsatz gefasst habe, ein besserer Mensch zu werden. Der wäre nämlich schon nach sieben Tagen zum Teufel gewesen. Denn seit Los Angeles mit seinem Geld, seinen SUVs und seinem Öko-Ruf im Öko-Verbrecherstaat abbrennt, dachte der Teufel in mir … Sie wissen schon. Es war falsch, es war dumm, es war gemein. Aber so bin ich nun mal.

Vor allem jetzt, zehn Tage, bevor die fleischklopsgewordene Mischung aus Arroganz und Ignoranz wieder den Thron im Weißen Haus besteigt. Denn Donald Trump hat eine Superpower: Er ist nicht nur selbst gemein und dumm, sondern er bringt auch in vielen Menschen, die sich mit ihm beschäftigen, das Gemeine und Dumme an die Oberfläche.

Und damit lässt er auch mich denken, was ich nicht denken will: Geschieht euch recht, wenn Klimawandel, Dürre, Geldgier, Politikversagen und jahrzehntelanger ökologischer Raubbau mal eurer Land verwüsten. Und sich die vor allem auch von euch angestoßenen Katastrophen nicht immer nur auf den Philippinen und in Mosambik austoben. Und ja, das ist dumm und zynisch, denn es trifft auch in Kalifornien viele Unschuldige und die Armen zuerst und am härtesten. Selbst wenn Mar-a-Lago brennen würde, gäbe das bei Trump kein Umdenken.

Die nächsten vier Jahre werden schlimm, wenn wir kein Gegenmittel finden. Was könnte das sein? Diesen irrlichternden Kriminellen und Abrissarbeiter an der Demokratie zu ignorieren? Es würde die Luft aus ihm rauslassen, wäre aber womöglich noch gefährlicher. Über ihn lachen? Das bleibt uns schnell im Hals stecken. Oder ihn beim Wort nehmen? Und für uns beanspruchen, was er reklamiert, wenn er Grönland kaufen, Kanada annektieren und den Panamakanal wieder besetzen will? Denn Trumps Argument, das er sich von Putin abgeschaut hat, heißt ja: Die USA bräuchten diese Territorien für ihre „wirtschaftliche Sicherheit“.

Also gleiches Unrecht für alle. Dann legen wir die US-Kohlekraftwerke, Flugzeuge, Autos und Fracking-Bohrlöcher still, weil sie unsere Sicherheit gefährden. Wir schalten den asozialen Murks von Musk und Zuckerberg ab, weil er unsere Sicherheit gefährdet. Wir ziehen unser Kapital aus den US-Banken ab, weil die unsere Sicherheit und die Stabilität der Weltwirtschaft gefährden. Wir boykottieren und sanktionieren ihre Gentechfirmen und Regenwaldzerstörer, weil sie unsere Sicherheit gefährden.

In der Konsequenz heißt das: Wir verweigern die Zusammenarbeit mit einer US-Regierung, die unsere Sicherheit gefährdet. Und wir konzentrieren uns auf die 49 Prozent und die vernünftigen Teile des Landes, die das achten, was Donald Trump zutiefst zuwider ist: Law and Order. Unrealistisch? Aber auch nicht verrückter als Trump.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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7 Kommentare

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  • Es wäre zumindest mal ein Anfang, ja.

  • Naja… Die US-Flugzeuge (Boeing) legen wir natürlich nicht still, weil das wären ungefähr die Hälfte von denen die wir selbst haben.

    Das US-Frackinggas ist die Rückversicherung der EU am Gasmarkt, auch da lassen wir schön die Finger weg.

    Bei Hard- und Software sind wir lieber auch ganz ruhig, ohne die USA und Asien haben wir noch nicht einmal mehr einen Taschenrechner.

    Bei den gentechnisch veränderten Lebensmitteln haben wir auch nicht viel Auswahl, wer auf den Import von Lebensmitteln angewiesen ist, der muss halt nehmen was er am Weltmarkt bekommt.

    Und eine Kraftprobe mit dem US-Dollar übersteht der Euro höchstens eine einzige Nacht, bis zur Öffnung der Börsen am nächsten Morgen halt, deshalb wird man keiner einzigen US-Bank auch nur ein Haar krümmen…

    Man kann Trump für einen Trottel halten, das ändert aber nichts daran, dass die Trottel in Brüssel und Berlin weit in der Überzahl sind.



    Wieso stehen wir 4 Jahre nach Trumps erster Amtszeit eigentlich noch immer (schon wieder?) mit runtergelassenen Hosen da?

  • Ich finde es optimistisch von 4 Jahren auszugehen. Ich befürchte er wird es irgendwie deichseln ewig im Amt zu bleiben...

  • Herrn Trump die Aufmerksamkeit zu verweigern, die er so nötig braucht, wäre schon mal ein Anfang.

  • Voll dagegen halten. Schwäche stachelt den nur an. Ist wie mit den Arschlöchern früher auf dem Schulhof. Knickst du ein, macht er erst recht weiter, nur um zu sehen wie weit er gehen kann. Trump hat Freude daran andere zu erniedrigen um sein Ego zu füttern. Der respektiert nur Stärke.

  • Wieso nur 4 schlimme Jahre, wir wissen doch gar nicht was nach



    Trump kommt?



    Trump ist jetzt nur der Bulldozer der vorgeht.



    Es werden jetzt in den USA endgültig die Weichen gestellt



    und die Demokratie nach und nach umgewandelt.



    Die Menschen die hinter Trump stehen haben einen Plan



    und Trump ist nicht mehr der jüngste.



    Vance sollte auch beachtet werden.



    Schlimmstenfalls könnte es auch einen Bürgerkrieg geben



    auch keine guten Aussichten für Europa.



    Die demokratischen Länder sollten sich auf die Socken machen um die Demokratie bei uns zu festigen.



    Unabhängig von den USA.

    • @Captain Hornblower:

      Erstmal abwarten. Trump hatte nur 1,6 % Vorsprung. Es gibt auch viele Amerikaner die ihn scheiße finden.