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Debatte zu Merz' Waffen-LieferstoppDie Union muss sich der Realität stellen

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Die Aufregung bei CDU und CSU über den Teil-Lieferstopp von Waffen nach Israel ist groß – und sie ist komplett von der Lage in Gaza entkoppelt.

Hatte zuletzt auch die Rhetorik gegenüber Israel verschärft: Bundeskanzler Friedrich Merz Foto: Florian Gaertner/imago

S eit Bundeskanzler Friedrich Merz verkündet hat, die Ausfuhr von Rüstungsgütern, die in Gaza eingesetzt werden könnten, nach Israel zu stoppen, ist in Teilen der CDU und bei der CSU die Aufregung groß, flankiert wird diese vom Springer-Verlag. Die Vorwürfe dabei sind bodenlos: Sie reichen von „Täter-Opfer-Umkehr“, dem Einknicken vor dem „antisemitischen Mob der Straße“ über einen vermeintlichen Sieg von Hamas-Propaganda bis zum Bruch mit den Grundsätzen der Unionspolitik.

Was fehlt: die Auseinandersetzung mit dem, was in Gaza geschieht. Mit der Realität der israelischen Kriegsführung und dem Hunger der Zivilbevölkerung, mit den Bedenken des Armeechefs, der scharfen Kritik von ehemaligen Generalstabs- und Geheimdienstchefs sowie den Forderungen der Angehörigen der Geiseln nach einem Waffenstillstand. Stattdessen: das unbeirrte Festhalten an alten Glaubenssätzen. So wird deutsche Israel-Politik zu einer bedingungslosen Solidarität mit der israelischen Regierung, unabhängig davon, ob diese das Völkerrecht bricht.

Nüchtern betrachtet ist Merz’ Schritt zwar inhaltlich weder gänzlich neu noch materiell besonders wirkungsvoll, sondern vor allem symbolisch. Auch die Ampel hat die Waffenlieferung an Israel eingeschränkt. Der Unterschied: Merz, und damit ausgerechnet ein CDU-Kanzler, macht diesen Schritt öffentlich – und potenziert damit die Wirkung. Weil er erst vor wenigen Monaten die Ampel dafür im Bundestag scharf kritisierte, wirkt Merz allerdings nicht besonders stringent.

Angesichts der sich zuspitzenden humanitären Lage in Gaza hatten Merz und sein Außenminister Johann Wadephul zuletzt die Rhetorik gegenüber Israel verschärft – ohne Auswirkungen. Kaum hatte Wadephul nach seiner letzten Reise voller Forderungen das Land verlassen, kündigte Netanjahu an, den Krieg in Gaza zu verschärfen.

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Allein, um nicht jede Glaubwürdigkeit zu verlieren, musste die Bundesregierung jetzt Konsequenzen ziehen. Es ist ein überfälliger Schritt, andere müssten dringend folgen. Doch Merz hat weitreichenderen Forderungen aus anderen europäischen Ländern, wie etwa nach der Aussetzung des Assoziierungsabkommens oder einer völkerrechtlichen Anerkennung Palästinas, erneut eine Absage erteilt. Weshalb auch die Aufregung hierzulande nicht nachvollziehbar ist.

Bei seiner Entscheidung weiß Merz zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich. Ein großer Teil der Deutschen kann mit einer bedingungslosen Hardliner-Politik nichts mehr anfangen. Will die Union die grundsätzliche Unterstützung für Israel erhalten, muss sie sich endlich der Realität stellen.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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32 Kommentare

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  • In der CDU lesen sie zu viel die Springer-Presse. Und die ist Komplize beim Völkermord in Gaza. Merz rettet einsam die Ehre seiner Partei. Daß ich sowas mal schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht.

    www.theguardian.co...r-journalists-gaza

  • "Bei seiner Entscheidung weiß Merz zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich. Ein großer Teil der Deutschen kann mit einer bedingungslosen Hardliner-Politik nichts mehr anfangen."



    Vermutlich weiß der BK Merz das jetzt auch realistisch einzuschätzen im Hinblick auf seine Glaubwürdigkeit als Regierungschef. Es werden noch viele politische Entscheidungen kommen, die weit schwerer zu vermitteln sind als diese.



    Im europäischen Kontext ist die konsequente Haltung an dieser Stelle wirklich keine extrem überzogen wirkende Aktion, sondern ein Signal mit symbolischem Hinweis.



    Andere Nachbarn haben sich längst eindeutiger positioniert.



    www.rnd.de/wirtsch...DJFIA2E3SLTK4.html



    /



    Bei stern.de



    "Merz: Verhandelte Zweistaatenlösung beste Chance für Frieden und Sicherheit in Nahost



    29. Juli 2025 15:23"



    Hier ist zukünftig für Gaza und die Palästinenser eher der "Gordische Knoten" adressiert.



    Die Zivilgesellschaft in Israel selbst ist sich offensichtlich auch nicht darin einig, wohin der Weg gehen soll.



    "Zehntausende demonstrieren in Tel Aviv gegen Ausweitung des Gazakriegs"



    Quelle zeit.de 11.08.25

  • Es ist wie 2015 - die Kanzlerin machte was richtig, aber bekam dafür aus den eigenen Reihen den Kopf gewaschen, mit satter Mittäterschaft der Springerpresse gegen sie. Etwas richtig machen, das gehört sich offenbar für KanzlerInnen aus Sicht von v.a. vorlauten UnionspolitikerInnen einfach nicht! Vor allem die Not von humanitären Katastrophen wie dem Geflüchtetenansturm 2015 ehrlich benennen und pragmatisch reagieren, und nun die Not der Bevölkerung von Gaza ebenso ehrlich anerkennen und pragmatisch, ja eher homöopathisch reagieren - ehrlich währt bei zu großen Teilen der Union immer noch am kürzesten. Und noch schlimmer: Selbst die SPD meckert diesmal über den Kanzler. Sind wir nur noch eine verlogene Republik?

    Einzige Chance: Merz erinnere sich seiner Rivalität zu Merkel und nutze jedes Mittel, seine sinnvolle Entscheidung Realität werden zu lassen. Damit er nicht nun nach den ersten hundert Tagen schon nur noch als gerupftes Huhn regieren kann.

    • @Uwe Kulick:

      Abgesehen davon, dass ich die Entscheidung von Hr. Merz für falsch halte, sollte man bedenken, dass Fr. Merkel mit ihrer Flüchtlingsentscheidung 2015 nicht dem Rufen der Vox popoli gefolgt ist, sondern, auch nach eigenen Bekunden, ihrem Gewissen als evangelische Christin. Sie hat also gerade in diesem Fall nicht populistisch entschieden (und in der nächsten BT-Wahl bereits eine kleine Quittung bekommen. Seit dem hocken die Rechtsextremen im Parlament). Das unterscheidet 2015 von 2025.



      Wo ich Ihnen aber Recht gebe, ist, dass Hr. Merz mit dem Widerstand in der CDU/CSU offensiver umgehen müsste, also "führen" müsste. Als ersten sollte er Hr. Spahn mal ins Abseits befördern, der nur Unruhe stiftet und auch jetzt wieder zeigt, dass er die Fraktion nicht im Griff hat, was sein Job wäre. Er, Hr. Merz, muss doch seine Parteifreunde hinter sich versammeln. Das ist Fr. Merkel meistens gelungen. Und sie war nicht zimperlich (woran Sie ja freundlich in Ihrem Beitrag erinnern).

  • Wünschenswert wäre ein Perspektivwechsel: Wenn man sich für die Sicherung der Existenz Israels mitverantwortlich fühlt, ist man auch denen verpflichtet, zu deren Lasten die Gründung des Staates Israel ging und geht. Denn das sind Menschen mit gleichen Rechten.

    • @Ulrich Hartmann:

      Ein Perspektivwechsel wäre eher bei Ihnen wünschenswert.

      Ein fehlender jüdischer Staat war es, der vor allem zu Lasten der Juden ging. Schon ab den 1920ern organisierte der palästinensische Führer al-Husseini mit seinen islamistischen Banden Pogrome gegen jüdische Flüchtlinge. Ab 1941 wirkte er am europäischen Holocaust mit und plante mit den heranrückenden Nazi-Kommandos im Nahen Osten die Judenvernichtung in Palästina, was nur durch britische Streitkräfte verhindert werden konnte.

      Die Gründung Israels war nicht nur legitim, sondern als Schutzraum dringend notwendig, was die folgenden Jahrzehnte bewiesen haben.

  • Wenn man wirklich solidarisch mit Israel sein möchte, dann ist konsequentes Handeln in dieser Richting absolut das Richtige. Nicht solidarisch müssen, dürfen wir mit Kriegsverbrechern sein, auch nicht wenn es Israelis/Juden sind. Diese Scharfmacher sind mitverantwortlich dafür, dass Antisemitismus überall auf der Welt zunimmt, weil viele Menschen nicht zwischen Israelis und Juden differenzieren, schon gar nicht noch weitergehend gegenüber den Kriegsverbrechern dort. Erst dann wenn Israel zu Völkerrecht und Humanität zurückfindet, dann kann es besser werden. Vorher nicht.

    • @Perkele:

      Sollen diese "Scharfmacher" auch mitverantwortlich sein, dass Judenhasser nach dem 7. Oktober tagelang auf den Straßen gefeiert und Süßigkeiten verteilt haben? Das hatte keinen Bezug zu israelischen Politikern oder fehlender Differenzierung, sondern es wurde ein Massenmord an Juden verherrlicht. Es war schlimmster Antisemitismus, für den niemand sonst Verantwortung trägt außer den kriminellen Hamas-Unterstützern.

      • @_Mephisto_:

        Dem stimme ich zu, es war schlimmster Anti-Semitismus und so etwas betrachte ich als völlig unverzeihlich. Dennoch ist meine Betrachtung korrekt: durch die Handlungen der israelischen Scharfmacher wird der Anti-Semitismus befördert, daran kann es keinen vernuftbegründeten Zweifel geben.

    • @Perkele:

      "Diese Scharfmacher sind mitverantwortlich dafür, dass Antisemitismus überall auf der Welt zunimmt." Diese Behauptung ist leider historisch überhaupt nicht haltbar, vielmehr selbst antisemitisch, weil sie impliziert, DIE Juden seien selbst schuld am Antisemitismus, weil sie sich so und so verhalten. Und sie zeigt, dass die Trennung zwischen "Juden" und "Israel" nicht haltbar ist, weil beides den Antisemitismus gleichermaßen "triggert".



      Warum muss man dies immer und immer wieder wiederholen? Antisemitismus ist so alt wie das Judentum selbst, 2500 Jahre und länger, wie der Historiker Hr. Voigt in seinem Buch "Judenhass" (Hirzel 2024) schreibt, und nicht nur er, die Literatur darüber füllt Bibliotheken. Und er tritt auf, wo immer Juden auftreten (und, merkwürdig, auch darüber hinaus).



      Dieser (auch der von Ihnen aufgerufene Antisemitismus) war und ist der Grund, warum es einen Staat Israel geben muss, damit nämlich die Juden eine "Heimstatt" auf der Welt haben, in der sie sich verteidigen können (und dies offenbar auch müssen).



      Warum nur muss man dies immer und immer wieder wiederholen?

      • @Vigoleis:

        Das genau sage ich ja: Antisemitismus ist etwas anderes als Kritik an israelischen Scharfmachern. Und ich bleibe dabei: diese Scharfmacher befeuern den Antisemitismus, eben weil nicht differenziert wird zwischen denen und den Juden allgemein. Wer das leugnet sieht das Problem nicht oder will es nicht sehen. Und nein, ich bin beileibe KEIN Antisemit. Bregreif das!!

      • @Vigoleis:

        Leider sind sie im kompletten ersten Absatz einem Irrtum erlegen. An den Äußerungen von Perkele ist nun so rein gar nichts antisemitisch.

        Nicht nur die IHRA Definition gibt wieder das Kritik an Israel dann nicht antisemitisch ist, wenn diese "mit der an anderen Ländern vergleichbar" ist. Bedeutet es gilt Aussagen über Israel in richtig und falsch zu unterscheiden.

        Mit "Scharfmacher" hat Perkele die Regierung bezeichnet, also den Staat. Das seit dem Gazakrieg antisemitische Vorfälle sich gehäuft haben ist jeder Statistik zu entnehmen. Das die Scharfmacher, also die Regierungsvertreter durch ihre Handlungen und Äußerungen daran einen Anteil haben ist die Schlussfolgerung die Perkele daraus zieht. Die ist nicht nur berechtigt, sondern völlig frei von jeglichen Verdacht des Antisemitismus.

        Wissenschaftlich in jeder Hinsicht falsch ist, dass eine Trennung zwischen Juden und Israel nicht haltbar ist. Da werden nicht nur viele Juden ausserhalb Israels ganz anderer Auffassung sein.

        Das in Gänze auszuführen scheitert allerdings am Platz.

      • @Vigoleis:

        "Antisemitismus ist so alt wie das Judentum selbst, 2500 Jahre und länger"

        Nein, Sie vermischen hier Antijudaismus und Antisemitismus. Letzterer ist weitaus jünger als 2500 Jahre.

        • @Schleicher:

          Um Ausreden nie verlegen...



          Der Antisemitismus, den Sie meinen, ist der, der im Gewand des Rassismus auftritt und in seiner modernen Form tatsächlich erst ca. 250-300 Jahre alt.



          Dann gibt es noch den Antisemitismus als Antijudaismus (national konnotiert wie im RR, von "Judäa" abgeleitet) oder religiös (wie von Hr. Luther u.v.a.,). Dann gibt es noch Antisemitismus als Antizionismus (gegen den Staat Israel, gedacht als Antikolonialismus u.ä.).



          U.s.w.



          Alle die Formen wurden und werden sogar von Juden vertreten. Z.B. die religiös ultraorthodoxen Juden in Israel (die, die den Wehrdienst ablehnen) lehnen den modernen Staat Israel ab, sind also formal Antizionisten.



          Es gab gleichzeitig "assimilierte" Juden und orthodoxe Juden des Stettls, die nicht viel von einander wussten etc. Das ist doch sehr vielschichtig und vielgestaltig. Aber fast alle sehen sich "in der jüdischen Tradition" stehend, wie es die Witwe des Juden und Atheisten Hr. Marcuse anlässlich von dessen Tod in einem Brief an den "Aktivisten" und sozialisierten Christen Hr. Dutschke erläuterte.



          In diesem Sinne ist die Diskussion eine rein akademische und "das gegen den Juden sein" läuft immer auf dasselbe hinaus.

          • @Vigoleis:

            "Um Ausreden nie verlegen..."

            Die Bemerkung von Schleicher ist absolut korrekt.

            Der rassistisch motivierte Antisemitismus hat seine Ursprünge im 19 Jahrhundert und gipfelte im 20 Jahrhundert im völkischen Antisemitismus der Nationalsozialisten.

            Antijudaismus hat immer einen religiös geprägten Hintergrund und hat seine Ursprünge in der Spätantike mit dem Aufkommen des Christentums. Der Staatskult der Römer hat damit nur bedingt etwas zu tun. In diesem ging es darum, dass der Kaiser auch als gottgleich angesehen wird.

            Antijudaismus unterscheidet sich im wesentlichen vom Antisemitismus dadurch, dass der vermeintliche Makel durch eine Taufe behoben werden kann.

            Antizionismus weist sowohl ideologische als auch politische Aspekte der "Israelkritik" auf, denn er wird mit antijudaistischen (alttestamentarische Rache, Unversöhnlichkeit, Arroganz der Auserwählten) sowie antisemitischen (Geldgier, Blutrünstigkeit und Weltverschwörungsabsichten) Eigenschaften in Verbindung gebracht.

            Und zu guter letzt, lehnen ultraorthodoxe Juden in Israel nicht den modernen sondern den weltlichen Staat Israel ab. Gravierender Unterschied, denn letzteres hat etwas mit der Ankunft des Messias zu tun.

            • @Sam Spade:

              Schön, dass Sie alles noch vertieft und angereichert haben. Aber meine Ausführung zielte auf etwas ganz anderes (s. ab vorletzter Abs.). Vielleicht wollten Sie es nicht verstehen.



              Nennen wir es statt "Anti-"dies oder "Anti-"jenes doch einfach "Judenhass", der notwendigen Klarheit wegen. Was auch immer man dem Juden vorwarf und vorwirft, egal unter welchem Vorzeichen (Sie haben ja eine kleine Auswahl getroffen), es richtet sich letztlich immer gegen ihn als den "Jude-an-sich". Religiöser Jude, zionistischer Jude, orthodoxer Jude, assimilierter Jude, konvertierter Jude, Jude, der wuchert, Jude, der kuscht, Jude, der sich wehrt, Jude, der kein Jude sein will. Es geht immer gegen ihn als Mensch. Den Anlass kann man inszenieren oder man braucht keinen.



              Das ist der Kern von "Judenhass" seit Jahrtausenden.

      • @Vigoleis:

        Ich frage mich oft, welchen Zweck diese 'Stop, gehen Sie nicht weiter, Antisemitismus!, sei gecancelt' Kommentare eigentlich haben. Geht es darum, eine unbequeme Wahrheit zu leugnen (anstatt sich mit der durchaus statthaften Frage zu beschäftigen, ob irgendwelches Handeln der israelischen Regierung irgendeine Wirkung auf den Antisemitismus haben kann, weichen Sie der Frage aber aus und rufen Haltet den Dieb) oder eher darum, das eigene Gewissen nicht mir so einer lästigen Frage belasten zu müssen?

  • Merz hat bei Frau BG gegen seine eigene Parteibasis agiert und auch in diesem Fall dürfte die Basis der CDU/CSU nicht hinter seinen Aktionen stehen. Abgesehen davon sind Terroristen keine Gesprächspartner und sollten auch nicht als Informationsquelle für eine Berichterstattung dienen.

  • Vielen Dank für Ihren klaren Kommentar, der mir aus der Seele spricht, Frau am Orde. Sonst kein Freund März', kann ich nichts Falsches (außer vielleicht: zu spät?) an seiner Entscheidung finden. Dieser ganzen utilitaristische Unfug und das absichtliche Ignorieren bitterer Wahrheiten aus der rechten Ecke der Union geht mir dermaßen auf den Geist. Dass März vorgeworfen wird, er hätte sich parteiintern nicht genug abgestimmt, mag ja berechtigt sein. Mit dieser Abstimmung wäre aber halt immer noch nichts passiert, also gut (und klug) gemacht.

  • Die "völkerrechtliche Anerkennung" eines Staates Palästina zur jetzigen Zeitpunkt, an dem es keinen legitimierten Ansprechpartner gibt, kann nur symbolisch sein. Ich sehe nicht, was dieser Schritt an den Lebensbedingungen vor Ort verbessert.



    Die Hamas verbucht es als großen Sieg. Ghazi Hamad, führendes Mitglied der Organisation kürzlich in Al-Jazeera, (auch) ein Hamas-Lautsprecher:



    " Mit dem 7. Oktober wurden drei sehr bedeutende historische Erfolge erzielt. Erstens wurde die palästinensische Sache wieder in den Vordergrund gerückt. Warum erkennen diese Länder Palästina jetzt an? Hat irgendeines der Länder sich vor dem 7. Oktober getraut, Palästina anzuerkennen? Die Ereignisse des 7. Oktober haben der ganzen Welt die Augen geöffnet. Jetzt erkennen sie, dass das palästinensische Volk einen Staat verdient."



    Damit "Palästina" nicht der nächste failed state wird oder unter einem islamistischen Regime leidet, muss nicht nur Israel sein Vorgehen ändern, es muss sich auch in Bewusstsein und Handlungen der Gegenseite etwas ändern.

    • @Kai Ayadi:

      Mahmud Abbas ist seit 20 Jahren Vorsitzender der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, seit 19 Jahren Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde und seit Ende 2008 Präsident des Staates Palästina.

      • @ecox lucius:

        "Sowohl das Westjordanland als auch der Gazastreifen werden autoritär regiert. Nach 2006 wurden in keinem der beiden Gebiete mehr Wahlen abgehalten. Die Presse- und Meinungsfreiheit sind stark eingeschränkt. " (Wikipedia)

        • @Kai Ayadi:

          Was eine u.a. eine Folge der israelischen Besatzung ist.

        • @Kai Ayadi:

          "Sowohl das Westjordanland als auch der Gazastreifen werden autoritär regiert. Nach 2006 wurden in keinem der beiden Gebiete mehr Wahlen abgehalten. Die Presse- und Meinungsfreiheit sind stark eingeschränkt. "

          Das gilt für zahlreiche Länder, wollen Sie die alle ignorieren?! Ach das können Sie nicht, weil diese anderen Länder eine reguläre Armee haben! Alles klar.

  • Was ist denn die Realität?



    Friedrich Merz schadet seiner Koalition und hat ihr aus Polulismus den Verfallsstempel aufgedrückt.



    Da ohnehin jede Waffenlieferung an Israel durch den Bundessicherheitsrat genehmigut werden müssen, ist seine Entscheidung nur für die Beruhigung der Presse da.



    Ist es das wert, seine Regierung aufs Spiel zu setzen?

    • @Dirk Osygus:

      Vielleicht halt auch sowas wie Staatsraison, nur halt mal zu Gunsten universell geltende Menschenrechte?

    • @Dirk Osygus:

      Das sind genau die Fragen und Bedenken, die mir auch gekommen sind.



      Von "simpler" Realität zu sprechen und dabei zu wissen, dass kaum ein Außenstehender genau einordnen kann, was wirklich dort gerade passiert. Man davon ausgehen muss, dass sich Israel gerade auch gegen sehr einseitige Darstellungen zur Wehr setzen muss. Der "Krieg der Bilder" in vollem Gang ist. Die vorliegenden Zahlen (selbst wenn ich die aus Hamas-Quellen nehme) weder die Vorwürfe noch die Befürchtungen vollumfänglich zu bestätigen scheinen.



      Selbst bei Waffen, die der Sicherheit Israels dienen wie einem U-Boot (einem der größten Posten bei den Lieferungen) die unrealistische Möglichkeit eines Einsatzes im Gazastreifen ausdrücklich ausgeschlossen werden muss.



      "Bei seiner Entscheidung weiß Merz zwei Drittel der Bevölkerung hinter sich." Aus gutem Grund dürfen und sollten die Politikfelder Strafrecht, Finanzen und Außenpolitik nie von der Vox popoll abhängig gemacht werden, weil dort mehr auf dem Spiel steht als die im Wind schwankende Volksmeinung. Ich halte die Entscheidung des BK in diesem Fall für populistisch (damit an Fr. Merkel erinnernd) und mittelfristig für einen schweren Fehler im Sinne dt. Interessen.

      • @Vigoleis:

        Gerade die Sache mit den U-Boote ist definitiv nicht so simpel.

        de.m.wikipedia.org/wiki/Samson-Option

        www.spiegel.de/int...ines-a-836784.html

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Ja, natürlich. Die U-Boote sichern die Fähigkeit Israels für einen nuklearen Zweitschlag im Fall, dass es massiv, schlimmstenfalls nuklear angegriffen wird. Ein Land so groß wie Hessen kann dies nur mit U-Booten realisieren.



          Die Fähigkeit richtet sich primär gegen Iran.

  • Die bedingungslose (und wohl historisch bedingte) Solidarität mit Israel muss endlich ein Ende finden!



    Wir haben nicht mehr 1949 und Israel bricht täglich tausendfach das Menschenrecht.

    Nicht umsonst gibt es für Netanjahu bereits einen internationalen Haftbefehl!

    Wieso kann sich Deutschland (und Österreich) nicht endlich dazu durchringen, in ihrer Bewertung dieses Staates in der Jetztzeit anzukommen?

    • @Angelika70:

      Damit ist dann "Nie wieder ist jetzt" und der Kampf gegen Rechts auch hinfällig!

    • @Angelika70:

      'Die bedingungslose (und wohl historisch bedingte) Solidarität mit Israel muss endlich ein Ende finden'

      Nein, muss sie nicht. Wohl aber die bedingungslose Solidarität mit einer verbrecherischen israelischen Regierung, IDF und Siedlerbewegung.