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Debatte Zukunft der ArbeitDas Lebenselixier des Kapitalismus

Kommentar von Silke van Dyk

Ehrenamtliche Arbeit ist nicht die schöne neue Welt des Miteinanders. Engagierte übernehmen notwendige Aufgaben, der Staat spart Geld.

Ohne ehrenamtliche Mitarbeit geht es meistens nicht: Sprachlernklasse der Hauptschule Peter Ustinov in Hannover Foto: dpa

H elfen hat Konjunktur. Ehrenamtliche verteilen Lebensmittel, organisieren Rechtsberatung für Geflüchtete, engagieren sich in der Pflege und kümmern sich um benachteiligte Familien. „Du bist unersetzlich!“ heißt die neue Kampagne des für das Ehrenamt zuständigen Ministeriums, das uns ermöglicht, endlich per Mausklick mal so richtig „Danke“ zu sagen. Danke dafür, dass Engagierte existenziell notwendige Aufgaben übernehmen, die sich eines der wohlhabendsten Länder lieber nichts kosten lassen möchte.

Ehrenamtliche Hilfe hat den Nimbus eines frisch gebackenen Apfelkuchens – alle mögen es, so wunderbar günstig, freiwillig und gemeinsinnig. In der öffentlichen Debatte über die Flüchtlingshilfe und die Politik der Essener Tafel hat dieses Bild erste Risse bekommen. Es ist höchste Zeit, den Blick auf die Fallstricke und die politische Ökonomie des Helfens zu richten.

Seit Ende der 1990er Jahre beobachten wir einen Umbau des Sozialstaats, bei dem es nicht nur um Kosteneinsparungen, sondern um den ideologisch motivierten Übergang von der staatlichen Versorgung zur staatlich angeleiteten Selbstsorge geht. Wir erleben die Umdeutung der sozialen Frage zu einer Frage der fürsorglichen Gemeinschaft, die – weil es weniger altertümlich klingt – als Caring Community Karriere macht. Der Wandel der Sozialpolitik ist aber nicht allein dafür verantwortlich, dass private Hilfe an Bedeutung gewinnt: In Zeiten, da immer weniger Frauen ganztägig und unbezahlt als Ressource der Sozialpolitik zur Verfügung stehen, da Geflüchtete auf Unterstützung angewiesen sind und die Zahl der Pflegebedürftigen in die Höhe schnellt – in diesen Zeiten ist die Nachfrage nach freiwilliger Hilfe besonders groß.

Der Staat übernimmt aktiv die Regie der Freiwilligengesellschaft, ruft den Bundesfreiwilligendienst ins Leben, verabschiedet ein Ehrenamtsstärkungsgesetz und setzt in der Pflegepolitik auf ehrenamtliche Hilfe. CDU, CSU und SPD haben sich im Koalitionsvertrag der Förderung des Engagements verschrieben, wünschen sich im ländlichen Raum Bürgerbusse statt öffentlichem Nahverkehr und streben eine Engagement-Erziehung an Schulen an.

Silke van Dyk

ist Professorin für Politische Soziologie an der Universität Jena. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Soziologie der Sozialpolitik und des Wohlfahrtsstaats sowie die Soziologie des Alters und der Demografie.Auf dem taz.lab referiert sie zu Postwachstumspolitiken in Zeiten von Rechtspopulismus und sozialer Spaltung.

Unbezahlte Sorgearbeit

Anders als im Neoliberalismus à la Reagan und Thatcher, der nur das Individuum und seine Familie kannte („There is no such thing as ­society.“), entsteht ein Community-Kapitalismus, der die „Ressource Gemeinschaft“ ausbeutet und das Potenzial von Nachbarschaften, Gemeinden und Freiwilligen entdeckt. Das Interesse an dieser Ressource ist mehr als eine politische Laune: Feministische AutorInnen weisen seit Langem auf die fundamentale Bedeutung unbezahlter Sorgearbeit im Kapitalismus hin, der als reine Marktwirtschaft nicht überlebensfähig ist. Im Zeitalter der Post-Hausfrau richtet sich der spähende Blick auf neue Akteure, die die Sorgelücken in der Kinderbetreuung, Bildung und Pflege schließen sollen.

Besonders beliebt: fitte RuheständlerInnen, die ihre freie Zeit nicht auf Reisen, sondern als Grüne Dame im Krankenhaus oder als Nachmittagsbetreuung in der Ganztagsschule verbringen. Aber auch Langzeitarbeitslose rücken ins Blickfeld: In der SPD wird die Idee eines „solidarischen Grundeinkommens“ ventiliert, das diejenigen erhalten sollen, die im ALG-II-Bezug gemeinnützigen Tätigkeiten nachgehen. Faktisch ist dies ein Vorschlag zur Etablierung einer staatlich subventionierten Schatten-Hilfeökonomie.

Wir erleben die Umdeutung der sozialen Frage zu einer Frage der fürsorglichen Gemeinschaft

Anders als der radikale Neoliberalismus ist der Community-Kapitalismus für unterschiedlichste Akteure attraktiv – und womöglich gerade deshalb erfolgreich: Nicht nur Regierungen und politische Parteien pushen die Ressource Gemeinschaft, auch für Wohlfahrtsverbände, Kirchengemeinden und alternative, kapitalismuskritische Bewegungen ist etwas dabei. Caring Communities sind aber keine schöne neue Welt des Miteinanders jenseits des Kapitalismus, sondern sein kostengünstiges Lebenselixier.

Die Caritas Deutschland bringt es unverhohlen auf den Punkt: „Bürgerschaftliches Engagement ist systemrelevant, nachhaltig und erbringt eine ausgezeichnete Rendite – ohne Risiko. Ein klare Kaufempfehlung.“ Was auf den ersten Blick so begrüßenswert klingt, basiert auf dem Abbau sozialer Rechte, der Ausbeutung unbezahlter Arbeit und belebt Formen karitativen Helfens, die durch persönliche Abhängigkeit, Ungewissheit und Hierarchien zwischen vermeintlich Wohltätigen und Hilfsbedürftigen geprägt sind.

Abbau des Sozialstaates

Der politische Diskurs kennt nur eine Problematisierung von Engagement – die Überforderung der Engagierten, die gerade in der Flüchtlingsdebatte gerne als Beleg für die vermeintlich erreichte Grenze der Belastbarkeit instrumentalisiert wird. Geldwerte Aufwandsentschädigungen und Qualifizierungsangebote für Engagierte sind politische Antworten auf die diagnostizierte Überforderung. Beides ist ein zweischneidiges Schwert: Das Ehrenamt wird mancherorts zum Vehikel für informelle Tätigkeiten im Graubereich zwischen Erwerbsarbeit und Engagement, in dem arbeits- und tarifrechtliche Standards nicht gelten und Freiwillige ohne Ausbildung quasiprofessionelle Aufgaben erfüllen. Die strukturell überforderte Hilfe ist dabei nicht nur eine staatlicherseits ausgebeutete Hilfe, sie ist immer häufiger auch eine prekäre Hilfe, die mit niedrigen Aufwandsentschädigungen für Langzeitarbeitslose und arme RuheständlerInnen das Überleben sichert.

Ohnmächtig ist die engagierte Hilfe aber nicht. Die Abwehr der Überforderung kann exkludierende Formen annehmen, wie im Fall der Essener Tafel, die zwischenzeitlich die Bedürftigkeit über den deutschen Pass bestimmte. Vielversprechend hingegen ist das rebellische Engagement: Rebellisches Engagement hilft, springt ein, schließt Versorgungslücken, aber es nutzt das Engagement politisch, um ebendiesen Umstand zu skandalisieren. „Es ist uns keine Ehre!“ proklamieren zum Beispiel die Medibüros, die ehrenamtlich medizinische Versorgung für Geflüchtete organisieren. Sie helfen und sie kämpfen zugleich. Für eine ­solidarische Gesundheitsversorgung für alle.

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80 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Das Problem ist nicht der Kapitalismus der Kapitalismus im Gegensatz zum Sozialismus verfolgt kein gesellschaftliches Ziel, das Problem ist der Staat. Der Staat hat in unserem System der freien Marktwirtschaft dafür zu sorgen das alle genug zu essen haben, das für Kranke, Alte und Sterbende gesorgt ist etc.

    Das Problem ist der Rückzug des Staates, eine Lösung wäre es wieder die Wehrpflicht und wichtiger den Zivildienst einzuführen für Männer und Frauen, da die Bundeswehr nicht viele neue Soldaten braucht könnte man darüber die meisten in den Zivildienst dirigieren und hätte dann hier einen Pool günstiger Arbeitskräfte die dem Staat die Rückkehr in jene Bereiche ermöglichen würde die er sträflich aufs Ehrenamt abgeschoben hat.

  • Das Ehrenamt kann sowohl ein wertvoller Zusatz als auch Objekt des Missbrauchs sein. Je nachdem ob es Schlüsselpositionen im sozialen Leben besetzt oder eher an der Peripherie arbeitet. Für Ersteres stehen bspw die Tafeln, wo teilweise in Jobcentern Broschüren davon ausliegen; Ein klarer Missbrauch durch staatl. Institutionen.

    Das Ehrenamt im bspw Sport hat dagegen den Charakter der reinen Freizeitbetätigung ohne Notfunktion.

    Hier muss unbedingt differenziert werden.

    Nicht der Kapitalismus macht sich in sozialen Schlüsselressorts dünne, sondern der Staat der den Kapitalismus hofiert und sich dazu für ihn verbilligt.

    • @lions:

      Nur mit den Schlüsselpositionen die Ehrenamtliche besetzen sollen ist der Artikel ziemlich dünne bis nichtssagend. Er benennt keine, nennt nicht deren Außmaß. Der Artikel ist selbstverliebt in fette Sätze wie „Caring Communities sind aber keine schöne neue Welt des Miteinanders jenseits des Kapitalismus, sondern sein kostengünstiges Lebenselixier.“

      • @Rudolf Fissner:

        Ja, so sieht´s leider aus. Die Autorin wollte etwas wichtiges sagen, hat aber das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

        • @lions:

          Keineswegs, die von der Autorin beschriebenen Probleme begegnen einem in der Flüchtlingsarbeit tatgtäglich, z.B. wäre ohne die vielen ehrenamtlichen HelferInnen (stimmt, ein großer Anteil sind ältere Damen) eine Unterstützung geflüchteter Menschen so gut wie nicht zu leisten, und das nicht nur im Krisenjahr 2015. Merkels "Wir schaffen das" war also ein "Ihr schafft das", während der von ihr vertretene Staat sich reichlich dünn gemacht hat.

          Auch die Probleme von Überforderung und Abhängigkeiten kommen mir sehr bekannt vor, genauso die Frage der prekären Beschäftigung im "Ehrenamt".

          Die Autorin benennt also in einer Art Impulsreferat eine Menge wichtiger Probleme und schüttet gar nix mit dem Bade aus. Gut so.

          • @Flipper:

            Was glauben Sie, was ich mit "wichtiges" meine? Im Artikel fehlen nur die Aspekte, die tatsächlich ein gutes Miteinander durch Ehrenamt darstellen.

            Der Artikel hat in einziger Benennung der missbräuchlichen ehrenamtl. Tätigkeiten was generell Diffamierendes.

            Hier fehlt mir die Differenzierung.

  • „Caring Communities sind aber keine schöne neue Welt des Miteinanders jenseits des Kapitalismus, sondern sein kostengünstiges Lebenselixier.“

     

    Ein selenloser Kapitalismus ist auf Ehrenamtliche nicht angewiesen. Die ganze Hospitzarbeitarbeit in Deutschland wird beispielsweise nicht gebraucht als „Lebenselexir“ für den Kapitalismus.. Die Leute sterben auch so. Produktiv werden sie nie mehr sein. Und die Begleitenden aus der Hospitzbewegung könnten produktiv eingesetzt werden.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie lassen eine Sache außer acht: damit der moderne Kapitalismus funktionieren kann (Akzeptanz!), muss der Anschein der Humanität aufrechterhalten werden. Dann aber bitte möglichst kostengünstig, oder sogar kostenfrei.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Sie haben Recht. Hospizarbeit ist kein Lebenselexier für eine kapitalistische Gesellschaft. Sie ist eines seiner Feigenblätter. Für die Sterbenden ist sie ein letzter Akt von Würde.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Wie kommen Sie darauf das als Feigenblätter zu bezeichnen. Kann ich nicht nachvollziehen. Mit einem Feigenblatt will man metaphorisch etwas verstecken. Was versteckt die Hospitzarbeit? Möchten Sie Sterben als öffentliches Spektakel sehen?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Eine Grundlage des Mißverstehens ist es, nicht verstanden werden zu wollen oder andere nicht verstehen zu wollen.

           

          Mein Tipp: lesen Sie meinen Kommentar nochmals durch und ventilieren ihn. Dann werden Sie feststellen, dass meine Sätze und Ihre Auslegung nicht zusammenpassen.

           

          Wie ich bereits schrieb: Hospizarbeit ist kein Lebenselexier für eine kapitalistische Gesellschaft. Sie ist eines s e i n e r Feigenblätter.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Ich will Sie nicht missverstehen. Ich verstehe sie gar nüscht. Ich habe Sie lediglich darum gebeten was ihrer Meinung nach durch das „Feigenblatt“ Hopitzarbeit verdeckt wird.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              Gut. Lassen wir unsere Scheingefechte hinter uns. Ich glaubte aus Ihrem frühen Kommentar herauszulesen, für Sie sei Kapitalismus keine seelenlose, sondern eine beseelte Veranstaltung. Meine (vielleicht zu ungenaue) Gegenrede zielte hierauf ab.

               

              Als jemand, der in frühen Jahren erst ehrenamtlich, später im Rahmen des Erwerbslebens tief in viele fremde Abgründe aus der Nähe geschaut hat, sage ich: auch wenn es an einigen Stellen Hilfsangebote für Hilfsbedürftige gibt, werden in vielen Situationen des Lebens Menschen in ihrer Not oft alleine gelassen. Menschen, die aufgrund sozialer, kognitiver, gesundheitlicher oder finanzieller Handicaps aus den gesellschaftlichen Rastern gefallen sind. Bei denen das Konzept der 'Hilfe zur Selbsthilfe' nicht mehr greift, weil ihre Kapazitäten dazu nicht (mehr) ausreichen.

               

              Eine Gesellschaft, die solche Sachverhalte schafft oder zulässt, ist für mich jenseits von Links-Mitte-Rechts-Zuordnungen vor allem eines: zutiefst inhuman. Und als Humanist schwillt mir da der Kamm. Mächtig.

              • @76530 (Profil gelöscht):

                Bei Sterbenden wird „Hilfe zur Selbsthilfe“ nie greifen. Wie absurd. Zum Zuhören in der Endphase brauchen Sie immer einen Freiwilligen. Einen Angehörigen, einen Freund oder eben einen Ehrenamtlichen.

                 

                Mehr machen Ehrenamtliche im wesentlichen nicht. Was er nicht braucht ist ein staatliche fnanzierter Angestellter, der lediglich seinen Job macht.

                 

                Menschen fallen heutzutage vermehrt aus dem Raster, weil schlicht die Netzwerke nicht vorhanden sind. Kleinere Familien, viele Singlehaushalte, die Anonymität der Stadt.

                 

                Angesichts der auf dem Kopf stehenden Bevölkerungspyramide wird dies gar nicht durch einen erweiterten Pflegeberuf zu stemmen sein, kompensiert werden können.

                Ehrenamtliche Tätigkeit wird notwendiger werden als sie es heute ist.

                Inhuman sind jene Konzepte, die unabhängig vom Wirtschaftssystem, die Verantwortung allein beim Staat sehen und die persönliche Verantwortung an der Haustür abgeben.

                • 7G
                  76530 (Profil gelöscht)
                  @Rudolf Fissner:

                  Sie kämpfen mit Windmühlenflügeln. Wo bitte steht denn geschrieben, dass sich persönliche und gesellschaftliche Verantwortung auschließen?

                   

                  Ich wehre mich lediglich gegen den behaupteten Kurzschluss, dass Eigenverantwortung die staatliche Verantwortung auschließt.

                   

                  Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

                  • @76530 (Profil gelöscht):

                    Das Fazit ihrer Antwort zur Hospitzarbeit lautete extremst ablehnend: „Und als Humanist schwillt mir da der Kamm. Mächtig.“

                     

                    Und in ihrem Zweieck Eigenverantwortung und staatliche Verantwortung kommt übrigens persönliche gesellschaftliche Verantwortung nicht vor.

                    Alle drei schließen sich nicht aus der und jede Art der Verantwortung hat seine eigenen Stärken.

                     

                    Die Schwarz-Weiß-Sicht auf Ehrenamtliche Tätigkeit kann ich hier und im Artikel deshalb nicht nachvollziehen. Daraus ein Neoliberalismusgedöns zu machen halte ich für peinlich.

                    • 7G
                      76530 (Profil gelöscht)
                      @Rudolf Fissner:

                      Sehr aufschlussreich, auf welche Aussagen Sie sich beziehen und auf welche nicht.

                       

                      Um es kurz zu machen: die von Ihnen zitierte Aussage bezieht sich n i c h t auf die Hospizarbeit. Das geht - jedenfalls bei sorgfältiger Lektüre - aus meinen Ausführungen im zweiten Absatz eindeutig hervor.

                       

                      Hospizarbeit ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Zu wichtig, um sie unausgebildeten Menschen zu überlassen, die oft nicht mehr als ihren guten Willen aufweisen können. Das ist nicht ihnen vorzuwerfen, sondern denjenigen, die sie verheizen.

                       

                      Ein Zweites: lesen Sie meinen Beitrag vom Mittwoch, 22: 22 Uhr. Dann werden Sie auf meine Aussage stoßen, dass ehrenamtliche Betätigung sinnvoll sein k a n n. Kann heißt: in bestimmten Bereichen für bestimmte Menschen. Aber nicht für jeden an jeder Stelle.

                       

                      Auf weitere Kommentare zu Aussagen, die ich nie getroffen habe, werde ich nicht mehr eingehen. Dafür sind mir Zeit und Energie zu schade. Sich Zeit bei einer Erwiderung zu lassen kann übrigens ist hilfreich. Und Korrekturlesen.

                      • @76530 (Profil gelöscht):

                        Ohne eine Ausbildung werden sie als Ehrenamtlicher gar keine Hospitzarbeit machen können. Da gelten bundesweite Regelungen. Man wird dort auch nicht verheitzt, sondern übernimmt soviel Arbeit wie man will und kann.

                      • 7G
                        76530 (Profil gelöscht)
                        @76530 (Profil gelöscht):

                        Sehen Sie, ich habe selbst das beste Beipiel gegeben: ... ist übrigens hilfreich.

  • Grüne Damen übernehmen an keiner Stelle Aufgaben der Pflege. Never. Sie schließen keine Sorgelücken. Jeder Patient bekommt seinen Arsch gewaschen in der von der Pflege dafür veranschlagten Zeit. Grüne Damen übernehmen den Part Mitmenschlichkeit. Dine für die die klassische Pflege keine Zeit hat und auch noch nie Zeit hatte. Jedenfalls nicht in dem Ausmaß. Es findet also auch kein Rückbau von Pflege durch grüne Damen statt.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Wenn Sie unter 'Pflege' auschließlich die gemäß der jeweiligen Pflegestufe festgelegten und garantierten Leistungen verstehen, dann ja.

       

      Ich habe da noch so ein altertümliches, natürlich längst obsoletes Konzept von 'Pflege' im Hinterkopf, ein Konzept in dem grüne Damen komplett überflüsig wären

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @61321 (Profil gelöscht):

        Frage: wie sieht dieses "längst obsolete Konzept von Pflege" aus?

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Wenn eine Grüne Dame für eine Frau im Krankenhaus aus dem Zeitungsladen das Goldene Blatt besorgt, mit ihr Spazieren geht (weil vlcht ängstlich und alt) oder eine Halbe Stunde einfach nur redet, dann ist dies nicht „Pflege“. Solcherlei Aufgaben übernehmen diese.

        • 6G
          61321 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          @Wolfgang Leiberg @Rudolf Fissner

           

          Am Beispiel Pflegeheim: Sie werden sicherlich wissen, dass die mit der Stoppuhr ermittelten und festgeschriebenen Zeiten für die verschiedenen vorgeschriebenen essentiellen pflegerischen Verrichtungen und Leistungen praktisch keinerlei mehr Raum für nur wenig darüber hinaus gehende menschliche Zuwendung und Ansprache lassen. Es sind keine Zeitkonten für Letztere im Katalog der durchzuführenden Maßnahmen vorgesehen.

          Damit sind Pfleger_Innen faktisch zu Pflegeautomaten reduziert, während für "das Menschliche" FSJler und sonstige Freiwillige zuständig sind, sofern sie denn vorhanden. Früher war's außerdem noch der Zivi, dem man noch am ehesten Zeit für nicht abzurechnende Zuwendung gegenüber den Patienten ließ.

          Das ist eine erzwungene brutale und über die letzten Jahre weiterhin forcierte Degenerierung der Pflegeberufe, die absolut von keinem und von keiner, die sich für diesen Beruf entscheidet goutiert wird und es hat nichts mit Qualitätssteigerung des Berufsprofils, sondern schlicht mit Verarmung desselben zu tun.

          Darum sehe ich hier einen Bereich, wo die Entwicklung zumindest teilweise umgedreht und freiwillige und ehrenamtliche Leistung wieder etwas zurückgedrängt (nicht völlig hinausgedrängt) werden sollte

          • @61321 (Profil gelöscht):

            Diese Sicht hat auch ihre Berechtigung. Aber kann es sein dass Sie sich mit der historischen Entwicklung täuschen? Hat sich nicht der Pflegeschlüssel verbessert. Werden heute nicht weniger zu Pflegende pro PflegerIn beträut?

            • 6G
              61321 (Profil gelöscht)
              @Rudolf Fissner:

              Über die konkreten Zahlen gestern und heute weiß ich nicht Bescheid.

              Im Pflegeheim meiner Mutter ist das Personal notorisch unterbesetzt, da es schlicht keine Pufferkapazität für Krankheitsausfälle gibt. Entsprechend schlecht die allgemeine Stimmung und der Zustand der Angestellten, die im Dienst sind und die mit der Situation kämpfen.

              Praktisch alle Menschen aus meiner Bekanntschaft, die in Krankenhäusern oder Pflegeheimen arbeiten bezeugen eines: es ist ein höchst verschleißender Job, bei dem man nach ein paar Jahren kaputt ist, der eine früher, die andere später

  • Das in den Bereichen „Kinderbetreuung, Bildung und Pflege„ Ehrenamtliche sich breit machen halte ich schlicht für ein Gerücht. Gerade in diesen Berufsgruppen herrscht ein Mangel an Qualifizierten so was von. Und er wird nicht durch Ehrenamtliche kompensiert. Man nimmt als Lehrer Quereinsteiger. Bezahlt. Aber nirgendwo unbezahlt und ehrenamtlich.

  • Das Miteinander ist nie immer schön. Auch dann nicht wenn staatlich Angestellte ehrenamtliche Tätigkeiten übernehmen. Vielleicht sogar oft unmotiviert, unausgeschlafen, gebunden an Zeitvorgaben, ... wie das halt so ist, wenn man angestellt ist.

    Das Miteinander wird also auch durch Staatliche nicht "schöner"

     

    Es sind oftmals die Ehrenamtlichen die einen Staatlichen Bedarf erst wahrnehmen und artikulieren. Nennt sich auch Soziale Bewegungen. Parteien ohne Bezug zu Ehrenamtliche politisieren im Dunkeln und haben keine Ahnung was aktuell passiert. Ehrenamt & Politik haben so im Idealfall eine Bottom-Up Top-Down Beziehung.

     

    Eine reiner Top-Down Ansatz ohne Ehrenamtliche von unten wird immer zu spät kommen, unagil die falschen Entscheidungen treffen, zu lange daran festhalten, eher ideologisch statt effektiv handeln.

     

    Letzendlich ist auch all die unbezahlte Arbeit von Mitgliedern diverser Parteien nur eine ehrenamtliche Tätigkeit. Es wäre gruselig wenn diese abhängig von staatlichen Bezahlungen stattfinden würde.

    • @Rudolf Fissner:

      Nanu, garnichts hums heiße Thema social entrepeneurship? Die perfekte Vermählung von Markt, Profit und bürgerlicher Wohltätigkeit. Muss man Pinochets Erben schon soufflieren?

      • @El-ahrairah:

        Sorry. Was wollen Sie mit dem Satz „Muss man Pinochets Erben schon soufflieren?“ ausdrücken. Könnten Sie das mal genauer deklinieren, z.B am Beispiel der Hospitzarbeit in Deutschland.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Ich schließe mich an. Ich habe in diesem Land bislang noch keinen Erben von Pinochet angetroffen. Habe ich schon wieder etwas übersehen?

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Gemeint ist damit sicher der Start der totalen Deregulierung der Märkte, Geburtsstunde des entfesselten Neoliberalismus in Pinochets Chile in 1973. Staatliche Fürsorge wurde quasi eingestellt und lief fortan nur noch über Privatinitiativen, Kirchen und NGO´s.

            • @lions:

              Bestimmt! Was anderes kann man sich bei Hospitzarbeit ja auch nicht vorstellen. Und nicht zu vergessen die neoliberalen Volxküchen.

               

              Bisschen Banane die Assoziation. Wollen wir nicht besser über Hitler und Stalin reden?

              • @Rudolf Fissner:

                Wenn Sie @El- Ahraira verstehen wollen, dann gewiss nicht so, dass die ehrenamtl. Kompensatoren in Fürsorge neoliberaler Natur sind, sondern eher auch nur Missbrauchsopfer.

                Grundsätzlich würde ich aber auch behaupten, dass bspw Hospitzarbeit oder grüne Dame ein schon notwendiges Ehrenamt ist, da die Entsendung von Seelsorge auch teilweise von außerhalb der Institutionen Krankenhaus und Hospitz kommen sollte, um die Patienten zum einen vor Betriebsblindheit/ ökonom. Routine zu bewahren und zum anderen Kontakt zur nicht mediz. Außenwelt zu halten.

                Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Ehrenamt Schöffe. Es ist als solches und im Laiencharakter unabdingbar, da damit die Staatsnähe gemildert werden kann, und ein Urteil das Prädikat "im Namen des Volkes" schon eher verdient. Ehrenämter sind auch an wichtigen Stellen durch Profession nicht ersetzbar.

                @El- Ahraira Aussage ist sicher tendenziell und zur Warnung vorm Übertreten der roten Linie gemeint.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Danke.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wie bereits zutreffend in der Überschrift ausgeführt: Ehrenamtliche Arbeit ist n i c h t die schöne neue Welt des Miteinanders.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Die These der Überschrift ist so falsch wie Ihre Ausführungen zu Kennedys Zitat.

      Der Kapitalismus schafft Absatzmärkte, menschliche Arbeitsleistung ist im Kapitalsimus ein Produktionsfaktor wie Rohstoffe, Energie und anderes. Das Ehrenamt ist antikapitalistisch, da es sich der monetären Bewertung entzieht und ohne Gegenleistung in Anspruch genommen werden kann also einem freien Markt von Angebot und Nachfrage entgegenwirkt. Auch als "Schweinefass" zur Beruhigung des Prekariats eignet es sich nur bedingt, eine aktive Unterdrückung durch die Staatsmacht ist wesentlich effektiver und schafft neue Märkte wie Sicherheitsdienste oder privat geführte Gefängnisse.

      Da in Deutschland das Ehrenamt von der Regierung aktiv unterstützt und nicht bekämpft wird liegt die Schlussfolgerung nahe, dass es sich hierbei um eine soziale Marktwirtschaft und nicht um eine freie Marktwirtschaft ("Kapitalismus") handelt.

      • @Saccharomyces cerevisiae:

        Das Ehrenamt maskiert Markthärten bzw Marktversagen und ist somit eine Stütze des Kapitalismus.

        • @El-ahrairah:

          Warum sollte der "Kapitalismus" ein Ungleichgewicht des Marktes "maskieren" wollen?

          Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis in der freien Marktwirtschaft. Das Gleichgewicht stellt sich von alleine ein.

          Bitte begründen Sie Ihre These mit Argumenten. Oder ist das nur eine Parole die die Ausführungen von "Wolfgang Leiberg"?

          • @Saccharomyces cerevisiae:

            Weil ein offenes Marktversagen die Akzeptanz der marktradikalen Politk sinken lässt. D.h. wenn arme Menschen ihre Nachfrage nicht erfüllen können werden sie die Beste aller Welten anzwrifeln.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Saccharomyces cerevisiae:

        Danke für Ihre Beleerungen! Was wäre dieses Forum ohne Sie und Ihre Beiträge?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Dazu passt das Zitat von Franz Xaver Krenkl.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Saccharomyces cerevisiae:

            Auf diese Art von 'Können' verzichte ich gerne.

  • Ich kann Ihre Neugierde gerne befriedigen:

    Ich arbeite in einem Beruf und habe ein Einkommen.

    Ich übe 4 ehrenamtliche Tätigkeiten aus, 3 davon umfassen die Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben und die vierte ist im sozialen Bereich.

    Der jährliche Aufwand liegt bei ca. 250 Stunden.

     

    Da Sie, wie Sie selbst anführen, bisher "ausschließlich über die monetäre Frage" schrieben, sehe ich bei Ihnen nur die monetäre Situation. Auch jetzt schreiben Sie ausschließlich über Ihr für Sie nicht ausreichendes Einkommen.

    Die frühen an, "trotz jahrzehntelanger Arbeit" Armutsrentner zu sein.

    Die Armutsgrenze liegt bei 781 €/Monat. Sie haben somit (Rentenartfaktor und Zugangsfaktor je 1,0 angenommen) 25 (West) bzw. 26 (Ost) Rentenpunkte erwirtschaftet.

    Das ist nicht sehr viel nach "jahrzehntelanger Arbeit". Haben Sie länger pausiert, waren Sie selbständig tätig oder haben Sie nicht in Vollzeit gearbeitet?

    Lag es an der schlecht bezahlten Tätigkeit oder am Leben in einer strukturschwachen Region?

    Nun, sie hatten es selbst in der Hand. Sie hatten die freie Berufswahl, die Freizügigkeit und auch das Recht, nicht ständig voll erwerbstätig sein zu müssen.

    Sollten Sie, nach Ihrer Ansicht, nicht durch eigene Verantwortung in diese Lage gekommen sein, so ist das weniger eine Frage der Solidarität sondern eher der Arbeits- und Sozialpolitik der Regierungen des letzten Jahrzehnten.

    Das von Ihnen angeführte Zitat existiert nicht.

    Lediglich Reverend M. Thomson wendet sich 1858 ironisch an die Jugend "...not what you can do for your country but what your country can do for you.

    Vermutlich wollten Sie aus John F. Kennedys Antrittsrede 1960 zitieren:"Ask not what your country can do for you - ask what you can do for your country."

    Sie fordern Solidarität für sich ein. Waren Sie denn Solidarisch? Haben Sie denn "etwas für dieses Land" getan? Und nein, eine bezahlte Tätigkeit und (vom Arbeitgeber einbehaltene und abgeführte) Steuern und Sozialabgaben zählen nicht zu solidarischem Handeln.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Saccharomyces cerevisiae:

      Na, da habe ich wohl den richtigen Knopf gedrückt?

       

      Die von Ihnen John F. Kennedy zugeordnete Aussage entstammt wohl Wikipedia. Ich hingegen kenne das Zitat in der von mir gebrauchten Version von einem Song der Rockgruppe 'Vanilla Fudge' aus den 1960er Jahren, vermutlich von dem Album "The beat goes on". In jenem Song ist die Originalstimme eines amerikanischen Präsidenten zu hören, der ziemlich sicher n i c h t J. F. Kennedy war.

       

      Weit wichtiger als die Klärung dieser Urheberschaft ist mir der Sachverhalt, die Frage von Wechselwirkungen zwischen Individuum und Gesellschaft. Die von Ihnen beschworene (Eigen) Verantwortung "übersieht" - sicherlich aus gutem Grund - die andere Seite. Eine Frage politischer Opportunität, die ich nicht teile.

       

      Verantwortung ist jedoch keine Einbahnstraße, sondern gilt für a l l e. Auch und besonders für die von Ihnen aufgeführte Arbeits- und Sozialpolitik und deren Urheber. Was hilft eine freie Berufswahl, die ins Leere führt? Wenn nämlich keine angemessene Arbeitsplätze bei angemessener Bezahlung zur Verfügung stehen? Die Folge sind prekäre Arbeitsverhältnisse mit niedriger Entlohnung ohne sozialversicherungspflichtige Beiträge. Für weitere Einzelheiten ist hier nicht der passende Ort.

       

      Mir sind übrigens Menschen lieber, die sich an Duft und Anblick von Rosen erfreuen, als solche, die Rosen sezieren.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Nein, Sie haben bei mir keinen "Knopf gedrückt", so weit reicht Ihr Einfluss nicht.

        Die von mir angeführten Zitate stammen nicht aus der "Wikipedia", dort werden Sie Reverend Thomson vermutlich auch nicht finden.

        Ihr Verweis auf "vanilla fudge" ist ebenfalls komplett falsch. Zum einen IST es JFKs Antrittsrede, zum zweiten wird dort davon ebenfalls gesprochen, was der einzelne für sein Land tun kann.

        Quelle für Sie: https://www.nzz.ch/the-beat-goes-on-1.16951307 https://www.youtube.com/watch?v=21Gyqlpy6z4 (Einführung ab 28:34; Zitat 29:07-29:15)

        Was reden Sie plötzlich von sozialen Wechselwirkungen? Darum geht es doch gar nicht.

        Wenn Sie drauf bestehen, Ihre anti sozialen Thesen weiter anzuführen, bitte. Eine Diskussion ist so nicht möglich.

        Beschweren Sie sich ruhig weiter über Ihr Schicksal, Sie hatten und haben es selbst in der Hand.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Saccharomyces cerevisiae:

          Eine vorhersehbare Reaktion, der eine letzte, kurze Erwiderung folgt.

           

          Falls es Ihnen noch nicht aufgefallen ist: dies ist ein Forum, in dem Menschen mit unterschiedlichen Ansichten und Einsichten zu Wort kommen. Menschen, die zu p a u s c h a l e r Befürwortung oder Kritik des Ehrenamtes neigen und andere, die eine differenziertere Meinung dazu haben.

           

          Das Schöne: die Meisten schaffen es, sich ganz ohne Be- und Entwertungen, ohne Belehrungen zu äußern.

           

          Gerne hätte ich Sie auf dieser Seite begrüßt.

  • Es gibt richtige Ausschrebungen dür Ehrenämter und die Träger/Vereine haben verstanden, wie man sich ein tolles Image verpasst und möglichst wenig Lohnarbeit dabei einsetzt. Andererseits wird diese Art von Ehrenamt immer verbunden bleiben mit Zufälligkeit. Hier ist mal ein ehemaliger Arzt oder Ingenieur aktiv, dort ist es jemand, der von der Sache eigentlich nichts versteht, aber guten Willens ist. Die Frage, welche Qualität wo und wie abrufbar ist, die stellt sich hier meist nicht, weil Ehrenamt eben nicht eine bezahlte Arbeit ist, wo klare Kriterien gelten. Andererseits gibt es auch Ehrenämter, wo steuerfreie €450 und eventuell bestimmte Privilegien abgegeben werden, da ist es dann schon ein Geschäft.

    • @Andreas_2020:

      Das es Ausschreibungen für ehrenamtliche Tätigkeit gibt halte ich füt Fake News Geraune.

       

      Sie meinen wahrscheinlich Stellen von Vereinen, wo eine bezahlte Person zentrale Arbeiten übernimmt, die die ehrenamtliche Tätigkeit aller koordiniert.

  • „Bürgerschaftliches Engagement ist systemrelevant, nachhaltig und erbringt eine ausgezeichnete Rendite – ohne Risiko. Ein klare Kaufempfehlung.“

     

    So zynisch also kann man sein, wenn man als Katholik im Dienste „christliche Nächstenliebe und Wohltätigkeit“ unterwegs ist – und ganz nebenbei eine gewisse „Rendite“ nachweisen will. Dem eigenen Ego, meine ich, und außerdem auch seinen diversen „Stakeholdern“.

     

    Nun ja. Von Frauen und ihren Problemen brauchen katholische Würdenträger ja auch keine Ahnung haben. Mehr noch: Eine eventuelle Ahnung dürfen manche von ihnen nicht einmal offen zugeben. Auch nicht vor sich selber. Katholische Führungskräfte haben mit ihrer Kirche und ihrem Herrn liiert zu sein. Mit sonst niemandem.

     

    Für einige katholische Würdenträger gibt es offenbar immer noch genau zwei Sorten Frauen: Madonnen und Huren. Dazwischen gibt es nur „Weiber“. Das sind Lebewesen, die aus einer Rippe Adams gemacht und zu eigenen Entscheidungen nicht fähig sind. Ob das, was diese Lebewesen tun, Konsequenzen hat und welche das ggf. sind, ist vollständig irrelevant. So lange sie tun, was Männer ihnen auftragen, ist alles gut.

     

    In der Karibik, heißt es, hätte der Sozialismus ein menschliches Antlitz. Wenn das stimmt, hat der Kapitalismus „im Westen“ ein katholisches – und umgekehrt.

    • @mowgli:

      "So zynisch also kann man sein, wenn man als Katholik im Dienste „christliche Nächstenliebe und Wohltätigkeit“ unterwegs ist – und ganz nebenbei eine gewisse „Rendite“ nachweisen will. Dem eigenen Ego, meine ich, und außerdem auch seinen diversen „Stakeholdern“. "

       

      Bei solch einer Denke wundert es mich nicht, wieso so wenige Menschen aus explizit "linken" Zusammenhängen eine alte Frau im Alterheim auf ihrem letzten Weg begleiten. Die Angst dabei ertappt zu werden wie man egoistisch dem Kapitalismus zu dient scheint zu groß zu sein. Sie müssen es daher wohl verheimlichen. Selbst über ihre eigenen alten sterbenden Eltern und deren Begleitung durch Ehrenamtliche können sie nicht überall sprechen.

    • @mowgli:

      Wenn, dann hat der Kapitalismus einen protestantischen Anstrich.

      • @Hanne:

        Die Theorie, dass da Religion im Spiel sei, ist auch schon ziemlich olle. Ausschlaggebend waren Ausbildungsvorteile,

  • "Seit Ende der 1990er Jahre beobachten wir einen Umbau des Sozialstaats, bei dem es nicht nur um Kosteneinsparungen, sondern um den ideologisch motivierten Übergang von der staatlichen Versorgung zur staatlich angeleiteten Selbstsorge geht."

     

    Sozialausgaben / BIP

    2000: 608 Mrd.€ / 2.117 Mrd.€ = 28,7%

    2016: 918 Mrd.€ / 3.144 Mrd.€ = 29,5%

     

    Um welche Kosteneinsparungen geht es denn, bitte? Das "Ausbluten des Sozialstaats" oder wie hier "Abbau" ist ein wohlfeiles Ammenmärchen.

    Klar vom Feeling her hat man so ein Gefühl, ne?

    • @Wurstprofessor:

      Wie mit vielen Sozialkennzahlen wurde auch mit der Sozialleistungsquote in den vergangenen Jahren getrickst, so daß ein Vergleich über 1,5 Jahrzehnte kaum noch aussagekräftig ist.

      Es wurden bspw. ab 2009 die der GKV vergleichbaren Grundleistungen der Privaten Krankenversicherung mit in die Sozialabgaben eingerechnet. Das führte mal eben zu einem Sprung in der Quote um ca. 3,5% nach oben.

       

      Nächster Kritikpunkt an dieser Kennzahl ist, daß sie direkt proportional zur Anzahl der Bedürftigen ist. Wenn also in ein paar Jahren die "Babyboomer" in Rente gehen, wird die Sozialleistungsquote deutlich ansteigen, ohne daß die Qualität der Leistungen sich verbessert.

  • Die Autorin beklagt die Transformation vom nie existierenden Wohlfahrtsstaat zum Sozialstaat. Dabei lässt sie geflissentlich außer Acht, dass die Gesellschaft sehr wohl mit entscheidet, in wie weit "der Staat", also die Gesellschaft, die soziale Absicherung gewährleistet. Dass Teile der Gesellschaft ihr Engagement über die Pflicht (in Form von Steuern und Abgaben) hinaus durch aktive Teilnahme und Mitgestaltung, also in Form von Ehrenämtern, erweitern ist ihr wohl zuwider.

    Ach ja, Frau van Dyk, da ist noch etwas. Ich selbst übe vier Ehrenämter aus, zwei davon mit erheblichen Zeitaufwand. Ich werde dabei nicht ausgebeutet, für mich sind diese Ehrenämter die Möglichkeit, die Gesellschaft bewusst und aktiv mit zu gestalten. Andere schwingen nur große Reden, wir handeln und gestalten aktiv mit.

    Warum soll "der Staat" sich um alles kümmern müssen? Die meisten ehrenamtlichen Tätigkeiten würden dann nicht vom "Staat" bereitgestellt sondern einfach nicht mehr ausgeführt.

    Der Wohlfahrtsstaat entmündigt seine Bürger indem er die individuelle Eigenverantwortung abschafft und im Gegenzug umfassende Zustimmung fordert.

    • @Saccharomyces cerevisiae:

      Sobald das Ehrenamt gesellschaftlich notwendig wird und wichtige Aufgaben wegbrächen, wenn Sie aus beliebigen Gründen diese Aufgaben nicht mehr übernähmen, wird aus der freudigen Mitgestaltung schnell eine schmerzhafte Verpflichtung.

       

      Spätestens sobald Leute sterben, wenn Sie ihnen nicht mehr ihre Zeit schenken.

       

      Der Staat darf natürlich von ehrenamtlicher Arbeit profitieren. Er darf sie aber nicht im großen Umfang für das Funktionieren der Gesellschaft voraussetzen.

       

      Anders gesagt: Wenn eine bestimmte Tätigkeit gesellschaftlich notwendig ist, sollte sie auch finanziert werden.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Haben Sie Auch Belege für Ihre Thesen?

        Wieso soll es eine "schmerzhafte Verpflichtung sein, wenn Ehrenämter nicht mehr wahrgenommen werden.

        Da hier sehr emotional und subjektiv und nicht rational und objektiv kommentiert wird sollte noch einmal die Situation klar gestellt werden.

        Die Gesellschaft, also auch in Gestalt der jeweiligen Gebietskörperschaften, hat sich verpflichtet gemeinsame Aufgaben zu erfüllen. Es handelt sich vor allem um die Kommunen, der vielgeschmähte "Staat" hat damit weniger zu tun. Aber nicht jede ehrenamtliche Tätigkeit ist eine Verpflichtung der Gesellschaft oder gar eine hoheitliche Aufgabe.

        Beispiel: Der privat organisierte Singkreis im Seniorenheim oder der Schriftführer des örtlichen Fußballvereins wird sicher nicht durch Angestellte im öffentlichen Dienst ersetzt wenn die Ehrenamtlichen ausbleiben. Hingegen ist die Feuerwehr eine hoheitliche Aufgabe der Gemeinde. Stehen zu wenig Freiwillige zur Verfügung, so müssen Berufsferuerwehrleute eingestellt werden.

        Dazu ein Beispiel: Die Sollstärke der örtlichen Feuerwehr beträgt nach dem Bedarfsplan 57 Wehrleute. Diese werden im Moment von Freiwilligen gestellt. Der finanzielle Aufwand der Kommune für Aufwandsentschädigungen beträgt pro Jahr ca. 20.000€. 57 Berufsfeuerwehrleute kosteten die Stadt 2,2 Millionen Euro jährlich (2500€/Monat brutto * 13 Entgelte/Jahr + AG Anteil der Sozialversicherungen (20%)). Dieses Ehrenamt spart also der Kommune pro Jahr 2,2 Millionen Euro.

        Bei den Rettungsdiensten ist es ähnlich.

         

        Hören Sie doch auf, nur vom "Staat" zu reden. Wir leben nicht in einer zentral verwalteten Gesellschaft sondern in einem föderativen System.

        Ehrenamt ist Solidarität, gerade und vor allem mit dem eigenen Umfeld in Gemeinden und Kreisen.

        Ist es nicht gerade die Solidarität, welche hier im Kontext des sozialen Handelns gefordert wird?

        • @Saccharomyces cerevisiae:

          "Stehen zu wenig Freiwillige zur Verfügung, so müssen Berufsferuerwehrleute eingestellt werden."

          Sie irren gewaltig!

          Eine Legislaturperiode saß ich für eine Kreistagsfraktion als sachkundiger Bürger - ehrenamtlich - im Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Rettungswesen und Katastrophenschutz, worunter auch die Feuerwehr fällt. Dadurch, dass Mitglieder der FFW zur Arbeit woandershin pendeln und die Einsatzbereitschaft oft gefährdet wird zwingt den Gedanken auf, andere Bürger zwangszuverpflichten. so wie hier: https://www.abendblatt.de/region/schleswig-holstein/article207448793/Friedrichstadt-zwingt-50-Buerger-zum-Feuerwehr-Dienst.html

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Saccharomyces cerevisiae:

          Was den von Ihnen hier bemühten sozialen Kontext angeht: in meinem Wohnort, einer kleinen Gemeinde in Mittelhessen gibt es seit einigen Jahren ein Bürgernetzwerk, in dem sich Bürger gegenseitig helfen. Ich n e h m e bestimmte Hilfen in Anspruch und g e b e sie an anderen Stellen selbst. Dieses Konzept ist für mich praktizierte Solidarität, an der ich gerne teilhabe.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Aber natürlich, Herr Leiberg, immer nur dann etwas geben wenn (zuvor) auch genommen wird. Das ist keine Solidarität sondern Tauschandel.

            • @Saccharomyces cerevisiae:

              Es wird dort keine Absprachen geben, dass ich für Leisung/Produkt A den Anspruch auf Leistung/Produkt B habe. Insofern ist es per Definion auch kein Handel.

              • 7G
                76530 (Profil gelöscht)
                @Rudolf Fissner:

                Stimmt. Genau. Jede Hilfeleistung ist ein separater Vorgang. Und es gehört nicht zum Konzept, dass ich im Gegenzug zu einer von mir vollbrachten Leistung eine andere erhalte.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Saccharomyces cerevisiae:

              Ich habe das Konzept beschrieben, nicht ob und was ich gegeben oder genommen hätte. Das ist etwas Anderes.

               

              Auch wenn Sie dieses Konzept Tauschhandel nennen: Ich finde es gut, denn es hebt Einsamkeit und Isolierung auf, bringt Nachbarn einander näher.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Saccharomyces cerevisiae:

          Solidarität - welch wohl klingender Begriff.

           

          Ist es Solidarität, wenn es für mich (einschlägig qualifiziert) in meiner näheren Umgebung keine Möglichkeiten zum Nebenverdienst gibt - und ich dann meine Arbeitskraft für umsonst im Ehrenamt ausüben soll? Wo ist da die E h r e? Die Ehre, sich freiwillig ausbeuten zu lassen?

           

          Ps. Meine Rede ist von Tätigkeiten im sozialen Bereich.

          • @76530 (Profil gelöscht):

            Ja, haben Sie denn ein Grundrecht auf einen Nebenverdienst vor Ort?

            Niemand zwingt Sie in ein Ehrenamt, von "sollen" und "Ausbeutung" kann also keine Rede sein.

            Aber, so entnehme ich Ihren Ausführungen, Solidarität ist für Sie ausschließlich eine monetäre Frage.

            Der Steuerzahler hat also gefälligst "solidarisch" zu sein, den Mund zu Halten und zu zahlen, aber derjenige, der sein Ehrenamt solidarisch ausübt soll sich auch noch dafür schämen dass er die Gesellschaft entlastet?

            Denken Sie bitte einmal gründlich über den Begriff Solidarität nach.

            • 7G
              76530 (Profil gelöscht)
              @Saccharomyces cerevisiae:

              Ich habe mich beim Lesen Ihrer Ausführungen gefragt, von welcher/m Arbeit/ Einkommen Sie arbeiten und wie Sie es persönlich mit ehrenamtlicher Tätigkeit halten.

               

              Sie können meinen Ausführungen selbstverständlich das entnehmen, was Sie möchten. Ich schrieb hier bislang ausschließlich über die monetäre Frage, aber deshalb sehe ich durchaus auch andere Aspekte.

              Ihre Ableitungen laufen deshalb ins Leere.

               

              Und noch eines: wenn ich als Armutsrentner trotz jahrzehntelanger Arbeit auf Nebenverdienste angewiesen bin, so sagt dies viel aus, wie weit her es in diesem Land mit Solidarität ist.

               

              Von einem früheren US-amerikanischen Präsidenten (ich glaube es war Harry S. Truman) stammt die Aussage: "What your country can do for you is what you do for your country." In heutigen Zeiten ist es oft umgekehrt: viele Menschen tun etwas für dieses Land - und erhalten nichts.

               

              Soviel zum Thema Solidarität.

  • Ehrenamt als Lebenselexiers des Kapitalismus?

    Es ist etwas dran, dass einige Aufgaben der Gesellschaft freiwillig von Gesellschaftsmitarbeitern übernommen werden, und damit der politischen Verantwortung entziehen. Macht das nicht auch eine Gesellschaft aus?

     

    Denn umgekehrt wird ein Schuh draus: wenn sämtliche ehrenamtliche Arbeit wegfallen würde, dann ist der Kapitalismus endlich am Ziel, nämlich das alles und jedes einen klaren monetären Wert bekommt und bezahlt werden muss. Noch gibt es immer diese Verweigerer, die einfach aus Nächstenliebe oder Langeweile etwas machen, und damit dem Kapital das Abschöpfen des Mehrwerts verwehren!

    • @fly:

      Daran musste ich auch denken. Was will der Autor eigentlich? Wie sie schon schreiben alles in einen monetären Rahmen zwengen? Und darüber hinaus individuelle freiwillige soziale Aktivitäten in einen staatlichen Rahmen zwängen? Weil es dann garantierter besser läuft?

  • Was soll mir dieser Artikel sagen? Ich verstehe die Aussage nicht? Am Ende dringt das einzige Problem durch, dass ich der ehrenamtlichen Tätigkeit sehe: Die Vermischung von Leuten, die keine Arbeit haben (aber gerne eine hätten) und dann ausgenutzt werden, da sie lieber etwas ehrenamtlich machen als nichts tun.

     

    Zur Erinnerung: Der Staat, das sind wir alle. Es ist nicht der Staat, der die Ehrenämter braucht, es sind wir alle. Und das Ehrenamt wird idR freiwillig übernommen. Eine Lösung des Problems (das ich in dem Artikel nicht beschrieben finde und auch (von dem Punkt am Anfang meines Kommentars) nicht sehe), wird nicht mal skizziert. Aber Hauptsache eine schöne Schlagzeile...

    • @Strolch:

      Ist es ein Unterschied ob viele Personen wenige Personen gratis arbeiten lassen oder ob wenige Personen viele Personen gratis arbeiten lassen?

      Nein, aber letzteres wird schon lange als Sklaverei bezeichnet, während ersteres so geannt werden müsste.

      In einem kapitalistischen oder Marktsystem ist jede unbezahlte Arbeit Sklaverei.

    • @Strolch:

      Der Artikel problematisiert, dass zunehmend staatliche Aufgaben (die bezahlt werden müssten) in den Bereich des Ehrenamtes verlagert werden. Die "schöne Schlagzeile" bringt das schon auf den Punkt. "Wir" brauchen die Ehrenämter eben nicht, sondern sollten diese Tätigkeiten, die zunehmend Jobs im sozialen Bereich ersetzen, anständig bezahlen. Die Lösung, für die ein Artikel keineswegs "sorgen" muss (manchmal geben Artikel auch Denkanstöße) ist auch ganz einfach: Kein Ehrenamt im sozialen Bereich, wenn es sich um eine Tätigkeit handelt, für die der Staat sorgen müsste.

      • @Cleopatra:

        Welche Ehrenamtstätigkeiten in diesem Bereich haben Sie dabei im Auge?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Cleopatra:

        Absolute Zustimmung zu Ihrer Schlussfolgerung. Ich habe reichhaltige Erfahrungen dieser Art gemacht: keine bezahlte Arbeit im sozialen Bereich da, und die gleiche Arbeit als Ehrenamt angeboten.

         

        Zynismus der übelsten Sorte!

      • @Cleopatra:

        Ja und nein. Wenn wir 50 Jahre zurück denken, hat der Staat viel weniger Aufgaben übernommen - schauen Sie sich nur die gestiegenen Sozialabgaben an. Es wurden viele der Ehrenamttätigkeiten in der Familie, in der Gemeinschaft oder durch Kirchen abgedeckt. Wie ich eingangs gesagt habe, darf (besser: sollte) das Ehrenamt nicht mit der bezahlten Tätigkeit konkurrieren. Aber der Artikel schreibt zunächst das früher viele Aufgaben (unbezahlt) von Frauen übernommen wurden, die jetzt nicht mehr zur Verfügung stehen. Demnach gab es früher mehr Ehrenamt. Im nächsten Satz heißt es dann, der Staat wolle das System seit den 90er Jahren umbauen, zu mehr Ehrenamt. Sehen Sie den Widerspruch? Deshalb verstehe ich den Artikel nicht.

         

        Selbsteverständlich kann man hergehen und jeden Handgriff, den man übernimmt, sei es daheim wenn man die Kinder hütet, sei es beim ehrenamtlichen Engagement kapitalisieren und ein Preisschild dran kleben, damit alles gerecht in Geld gemessen wird. Aber wer hat einen Nutzen davon? Diese Forderung verstehe ich daher nicht.

  • Sportvereine, Feuerwehren, etc. sind schon ewig vorhandene ehrenamtliche Tätigkeiten, die es schon ewig gibt.

    Größtenteils von Männern ausgeführt, das ändert sich ja glücklicherweise langsam.

    Das nennt man eigentlich normales Zusammenleben.

     

    Aber schön das es feministische AutorInnen gibt, die auch am Ehrenamt was zu meckern finden. Wir haben ja sonst keine Probleme.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Peterbausv:

      Ich habe in dem Artikel keine Stelle gefunden, an der gemeckert würde. Es lohnt sich - wie so oft - ein differenzierter Blick. Es gibt Menschen, für die ein Ehrenamt eine sinnvolle Sache sein k a n n. Und es gibt andere Menschen, auf die genau dies n i c h t zutrifft. Etwa für jene, die sich wegen niedrigem Budget einen Nebenjob zur Rente suchen, keinen finden und dann ihre Arbeitskraft für lau anbieten sollen.

       

      Verarschen kann ich mich selbst. Und zwar viel besser.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        'Was auf den ersten Blick so begrüßenswert klingt, basiert auf dem Abbau sozialer Rechte, der Ausbeutung unbezahlter Arbeit und belebt Formen karitativen Helfens, die durch persönliche Abhängigkeit, Ungewissheit und Hierarchien zwischen vermeintlich Wohltätigen und Hilfsbedürftigen geprägt sind.'

         

        Also das ist kein meckern?

        • @Peterbausv:

          Ich habe im übrigen vollstes Verständnis für ihren Unmut, keinen Job zu finden und stattdessen ehrenamtliche Stellen angeboten zu bekommen.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Peterbausv:

            Ich habe offenbar aufgrund eigener Befindlichkeiten Ihre Aussagen falsch verstanden. Ein blinder Fleck, dessen Folgen ich bedaure. Ihren Hinweis auf Hierarchien zwischen vermeintlich Wohltätigen und Hilfsbedürftigen teile ich mit Ihnen.

             

            Für Ihr Verständnis, das dem ein oder anderen Foristen sichtbar fehlt, danke ich Ihnen.