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Debatte Rechtspopulistische Autor*innenWorte als Werkzeug

Der Schriftsteller*innenverband erwägt den Ausschluss von AfD-Mitgliedern. Es ist nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren.

Für die AfD und die Neue Rechte ist Sprache ein wichtiges Werkzeug im „Kampf um die Köpfe“ Foto: dpa

S chriftsteller*innen haftet ja gern das Klischee an, romantisch zu sein. Weniger romantisch dagegen ist, was gerade im Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di diskutiert wird: AfD-Mitglieder sollen aus dem Verband ausgeschlossen werden. Aus Liebe zur Freiheit soll die Freiheit beschränkt werden.

Bei der Gründungsversammlung des Schrift­stel­ler*innenverbands 1969 konstatierte der kürzlich verstorbene Dieter Lattmann, dass „unter Schriftstellern (…) der Sinn für Zusammengehörigkeit nicht sonderlich ausgeprägt“ sei. Die „Einigkeit der Einzelgänger“ wagten die Kolleg*innen trotzdem. Zum Zweck, „die kulturellen, rechtlichen, beruflichen und sozialen Interessen seiner Mitglieder zu fördern und zu vertreten sowie die internationalen Beziehungen der Schriftsteller zu pflegen … (und) für die Freiheit der Meinungsäußerung“ einzutreten.

Im Berliner Verband entbrannte kurz nach der Bundestagswahl eine Diskussion um eine Unvereinbarkeit mit einer AfD-Mitgliedschaft. Der vergangene Woche zum neuen Berliner Vorstand des Schriftsteller*innenverbands gewählte Michael Wildenhain vertritt ebenso diese Position. Auch wenn der Antrag knapp abgelehnt wurde, gibt seine Wahl die Richtung vor. Nun soll eine Abstimmung auf Bundesebene erfolgen.

Die Gegner*innen des Antrags verweisen darauf, dass die CSU in Teilen ebenfalls rassistisch und die AfD eine demokratisch gewählte Partei sei. Durch einen Ausschluss von AfD-Mitgliedern werde die Meinungsfreiheit beschränkt, ferner würden sich die AfDler im Falle eines Ausschlusses zu Opfern gerieren, weshalb das Vorhaben schwierig umzusetzen sei.

Der Kampf um die Deutungshoheit

Warum ist eine solcher Beschluss dennoch nötig? Hans-Thomas Tillschneider, kulturpolitischer Sprecher der AfD in Sachsen-Anhalt, forderte in einem Fernsehinterview, Theaterstücke müssten „ein gutes Gefühl für deutsche Geschichte hinterlassen“ – vermutlich ohne „eine einseitige Konzentration auf zwölf Unglücksjahre“, wie es die Präambel des Wahlprogramms der AfD Sachsen-Anhalt fordert.

So argumentiert die Neue Rechte, die – beispielsweise in Gestalt Tillschneiders, der enge Kontakte zur rechtsextremen Identitären Bewegung pflegt – in der AfD wiederzufinden ist. Dies kommt einer Verhöhnung der Opfer des Dritten Reichs, einer Vorabzensur und einem verfassungswidrigen Eingriff in die Kunstfreiheit gleich.

Für AfD und Neue Rechte ist Sprache ein wichtiges Instrument im Kampf um die Köpfe

Für die AfD und die Neue Rechte ist Sprache ein wichtiges (Manipulations-)Werkzeug im „Kampf um die Köpfe“. Kulturelle Hegemonie soll erlangt werden, also eine Deutungshoheit über den Zustand einer Gesellschaft und dessen Begrifflichkeiten. Das Werkzeug der Schriftsteller*innen, Worte und Geschichten, sind hierfür ein bedeutsames Instrument.

Rechtsextremist*innen bedienen sich Archetypen, wie sie auch in der Literatur verwendet werden, in ihren Erzählungen, weil sich die Rezipient*innen darin umgehend wiederfinden, damit identifizieren und der Zugang zur Geschichte erleichtert wird. So verbreiten sie ihre Ideologie, manifestieren sie Weltsicht. Einer ihrer häufigsen Archetypen ist der vom „rückständigen Muslim“.

Manipulativer Einsatz von Worten

Im Moment der „Täter-Opfer-Umkehr“ dient die Sprache den Rechten dazu, sich als Opfer zu gerieren – einer vermeintlichen linken Meinungsdiktatur, in der man nicht einmal das N-Wort benutzen dürfe. Das von Rassismus Betroffene die eigentlichen Opfer sind und nicht sie, die privilegierte, weiße Mehrheit, wird hier mit Hilfe von Sprache ins Gegenteil verkehrt.

Dieses Argumentationsmuster – man darf ja heute gar nichts mehr sagen! – käme vermutlich auch im Zuge eines Unvereinbarkeitsbeschlusses zum Tragen. Trotzdem gilt es, eine rote Linie zu markieren. Und zwar dort, wo geistige Brandstiftung geschieht, wo die Grenzen des Sagbaren verschoben werden.

Leonhard Seidl

geboren 1976 in München, ist Sozialarbeiter, Dozent für Kreatives Schreiben und Schriftsteller. Er ist Mitherausgeber von „Unsere Antwort. Die AfD und wir: Schriftsteller*innen und der Rechtspopulismus“ (Hirnkost Verlag).

Im Dritten Reich übernahmen sogar die Verfolgten die Sprache ihrer Unterdrücker*innen. Heute fließen Wörter, anfangs noch in Anführungszeichen, wie selbstverständlich in den Sprachgebrauch ein, wie die Entmenschlichung Flüchtender als Naturkatastrophe, als „Flüchtlingswelle“. Auto­r*innen, die derartige Wörter manipulativ einsetzen – und damit auch gegen schutzbedürftige Kolleg*innen aus aller Welt – verstoßen gegen die Satzung des Schriftsteller*innenverbands und gegen die Menschenrechte.

Eben weil Sprache und Geschichten ein exorbitant relevantes Propagandainstrument der AfD sind, werden deren Unterstützer*innen alleine durch eine schriftliche Positionierung des Verbands dessen wichtige Einflusssphäre und die damit verbundenen, jahrzehntelang gewachsenen Strukturen nicht kampflos aufgeben.

AfD-Mitgliedern das Qualitätsmerkmal verwehren

AfD-Mitglieder stehen konträr zu einer solidarischen Kultur unter Wortarbeiter*innen, unabhängig von ihrer Herkunft, und somit zur Satzung des Verbands. Auch darum sollten sie nicht auf die Struktur, auf Gelder und den Namen zurückgreifen oder sich damit tarnen können. Eine Mitgliedschaft in einem Berufsverband für Schriftsteller*innen kann als Qualitätsmerkmal und Zeichen für Weltoffenheit und fortschrittliches Denken gewertet und damit von AfD-Mitgliedern als Etikett verwendet werden.

Außerdem wäre uneingeschränkter Zugriff auf Daten und Informationen aus der Gewerkschaft wie Adressen und Einkünfte der Mitglieder eine mögliche Folge. Eine Partei, die „rechtsradikal und in beträchtlichen Teilen inzwischen rechtsextrem“ (Hajo Funke) ist, wird diese Informationen früher oder später gegen politische Gegner*innen einsetzen.

Ein Unvereinbarkeitsbeschluss wäre ein deutliches Signal für die Gesellschaft. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat es vorgemacht. Auch wenn es schmerzt: Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren.

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47 Kommentare

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  • "Worte als Werkzeug".

    Wie schrieb Herr Seidl: " Auch wenn es schmerzt: Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren." woran erinnert mich das, an die in Stein gehauenen Stalin-Sprüche in Treptow. Wo beginnen den böse "rechte" Autoren und wo enden kritische, konservative Geister?. Betrifft dieser Ausschluß auch Ernst Jünger, Ernst von Salomon usw.? Es gibt klare Regeln wie die Holocaustleugnung und NS-Zeit Verherrlichung um Personen auszuschließen. Das ist OK, doch alles andere ist stalinistische Gesinnungsschnüffelei und die Unfähigkeit zum Diskurs mit politischen Gegnern. Blockwarte, ausnahmsweise mal von links!

  • I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it (Tallentyre - The Friends of Voltaire) - So geht echte Meinungsfreiheit.

  • Bitte mal die Kirche im Dorf lassen,

    da will der Schriffstellerverband einige unappetitliche Kollegen loswerden -das ist sein gutes Recht. Trotzdem können diese Kollegen weiter publizieren, den die Grenzen der Meinungsfreiheit setzten in Deutschland Grundgesetz und Strafrecht. Merke: Der bundesdeutsche Schriftstelleverband ist nicht die Reichsschrifttumskammer und auch nicht der Schriftstellerverband der DDR. Herr Kubitscheck wird die Ausgeschlossenen sicher gern publizieren

  • Es ist genau der Geist dieses Artikels, der die Linke in eine echte scheiß Lage gebracht hat. Man hat die Grenzen des Sagbaren immer weiter beschnitten, so das es für viele Freigeister eine echte Last ist sich in linken Kreisen zu bewegen.

    An Fällen wie dem von Netta Barzilai kann man erkennen, wie wenig noch notwendig ist, um als Rassist zu gelten. Diese endlose Erweiterung des Rassismus-Begriffes hat dazu geführt das der Rassismus-Vorwurf auch einfach ignoriert werden kann. Denn wenn es nach der neuen Linken geht ist eigentlich jeder ein Rassist und wenn ein Wort jeden beschreibt büßt es seinen Sinn ein.

     

    Und überhaupt: Warum sollte sich die AfD denn als Opfer sitilsieren? Sie ist doch in diesem Fall tatsächlich das Opfer und spielt es nicht nur. Erst die “linke Meinungsdiktatur" abstreiten und dann solche Dinger vom Stapel lassen: “Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren.”

    Linke haben unter Kulturschaffender eindeutig ein Meinungsmonopol und damit sollte ein gewisses Verantwortungsbewusstsein und eine entsprechende Toleranz einhergehen. Doch scheinbar fordert man lieber Toleranz von Anderen, als sie selber aufzubringen.

     

    Sprache und Geschichten sind auch ein wichtiges Propaganda-Instrument der Linken. Warum hat sich darüber niemand im Verband der Schriftsteller beschwert? Schließlich wissen wir aus leidvoller Erfahrung, dass linke Ideen nicht weniger tödlich und totalitär sind als rechte.

    Der einzige Unterschied, welchen man den Linken zugute halten könnte ist das die Bösartigkeit ihrer Systeme ein (unvermeidbares) Nebenprodukt der Erzwingung von “Gerechtigkeit” war/ist und nicht das eigentliche Ziel, wie bei den Rechten. Aber nach x Diktaturen und abermillionen Toten kann man dieses Argument eigentlich auch nicht mehr gelten lassen...

  • Jeder vernünftige Verein schmeisst Nazis raus. Das ist beim Schriftstellerverband höchstens überfällig. Der Schluss, man müsse so “die Freiheit des Wortes beschränken”, ist gefährlich.

     

    Es gilt, gerade nicht die Freiheit des Wortes zu beschränken, sondern den Nazis offen auch im Wort entgegen zu treten.

     

    Die Meinungsfreiheit mit dem Ablehnen von Nazis wie das Kind mit dem Bade auszuschütten, ist gefährlich.

  • Der Schriftstellerverband hat eben verstanden, worum es geht. Da sitzen nämlich Menschen, die noch interpretieren können. Natürlich leben wir in einer Ideologie, und die heißt: "Leben und leben lassen". Wenn einer seinen Nachbarn nicht leben lassen kann, bloß weil er Christ, Muslim, arm, schwarz, Flüchtling, Hartz IV-Empfänger, homosexuell, grün oder links ist und ohne blauen Anzug und ohne Krawatte mit Hunden drauf herumläuft, dann muss man eben mal darauf hinweisen, was "Freiheit" bedeutet.

  • Gab es in Deutschland nicht vor 80 Jahren schon Bücherverbrennungen ?

    Welch überlegener Intellekt, der Meinungen verbieten muss, damit seine Ansichten richtig werden.

  • Tja, Rosa Luxemburg hat das mit der Freiheit der Andersdenkenden auch nicht so wörtlich gemeint: https://community.zeit.de/user/loki45/beitrag/2009/07/27/rosa-luxemburg-und-die-freiheit-der-quotandersdenkendenquot

     

    Bei intellektueller Hilflosigkeit muss dann eben auch mal der Zweck die Mittel heiligen.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @jhwh:

      Knapp daneben ist auch vorbei!

       

      Der Hinweis auf den ZEIT-Artikel macht den Unterschied zwischen Argument und Argumentierendem platt.

       

      Der - auch heute - kluge Satz Rosa Luxemburgs wird durch die im ZEIT-Text enthaltene Kritik nicht falsch. Und intellektuelle Hilflosigkeit kann ich in der Aussage Freiheit sei stets die Freiheit der Andersdenkenden nicht erkennen.

       

      Ich sehe die Hilflosigkeit eher dort, wo mit Hinweisen auf vermeintliche oder tatsächliche Fehler der Urheberin eine richtige Aussage diskreditiert wird.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Sie kennen doch meine Kommentare schon etwas länger. Ist Ihnen nicht der Gedanke gekommen, daß ich versucht habe, ironisch den Verteidiger der intellektuell hilflosen Zensoren zu spielen ?

         

        Noch etwas besser als Luxemburg trifft es übrigens Evelyn Beatrice Hall:

        „Ich missbillige, was du sagst, aber ich werde bis zum Tod dein Recht verteidigen, es zu sagen.“ (Dieses Zitat hat sie in einer Biographie Voltaire untergeschoben.)

  • Auch wenn es schmerzt: Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren.

     

    Dann sollte man aber konsequenterweise auch Teile des Korans und des alten Testamentes in Deutschland löschen.

     

    - oder "Mein Kampf" ist der größte Skandal!

  • " Es ist nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren."

    Krank

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Demokrat:

      Kunst ist es, Kritik zu üben ohne zu diffamieren oder zu beleidigen. Kunst kommt von Können.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Wenn das man so wäre.

        Auch mehr eine gesteuerte Spekulationblase...

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Genau

  • "Für die AfD und die Neue Rechte ist Sprache ein wichtiges (Manipulations-)Werkzeug im „Kampf um die Köpfe“. .... Das Werkzeug der Schriftsteller*innen, Worte und Geschichten, sind hierfür ein bedeutsames Instrument."

     

    Ist das wirklich ernst gemeint, dass Sprache nur für Rechte ein wichtiges Werkzeug ist? Worte ein Instrument nur für Rechte? Ich bin (fast) sprachlos hinsichtlich dieser angstbesessenen Argumentation ohne Vertrauen auf die Kraft überzeugender Argumente der Demokraten.

    Stattdessen Verbote, Ausgrenzung zur Säuberung bestimmter Institutionen. Das ist mittelalterliches Angstdenken. Eine neue Inquisition.

    • @Rolf B.:

      Welche evolutionäre Entwicklung soll das menschliche Gehirn gemacht haben, dass es heute Argumenten mehr Einfluß gibt wie im Mittelalter oder um nicht ganz so weit zurückzugehen wie vor knapp 90 Jahren in Deutschland.

  • Aha, da wird also ein (wenn auch altbekanntes) Freiheitsgefühl angestrebt, welches die Freiheit zum allgemeinen Schweigen als Ziel hat, dem aber leider die Freiheit des Nichtschweigens so sehr im Wege steht, daß diese "ausgemerzt" werden muß ???

     

    Es ist bedauerlich, das es inzwischen immer mehr dem äußeren Anstrich nach unpolitische/neutrale Vereine, Verbände usw. gibt, die sich einem politischen Ismus verschreiben und genau das tun, was sie anderen vorwerfen.

    • @wxyz:

      Der Schriftstellerverband ist eine Organisation der IG Druck und Papier.

       

      Die haben niemals behauptet, politisch neutral zu sein. Das können Gewerkschaften auch meistens schlecht, weil sie die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten haben.

    • @wxyz:

      "Schweigen" bedeutet dann "keine rechtspopulistischen Aussagen machen" bei ihnen, nech? Und der "ismus" ist eine Ablehnung der neuen Rechten und ihnen gar nicht recht. Und ihr letzter Satz überführt sie als einer, der sich, siehe Artikel, in der Opferrolle wähnt. Wie müssen sie sich winden.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Hätte die AfD das Sagen, sie würde ohne mit Wimper zu zucken alle Ratten und Schmeissfliegen aus dem Verband werfen.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Würde sie ? Woher du wissen ?

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Thomas Schöffel:

        Ja nun, was denken Sie denn wo diese Partei hinaus will?

         

        Soll ich Ihnen jetzt dutzende Zitate von Parteimitgliedern und Amtsträgern servieren?

         

        Strengen Sie mal Ihre Fantasie an. Die AfD ist in der Regierung oder stellt sie sogar.

         

        Wem geht es dann an den Kragen? Klar, erstmal den ganzen Kanaken. Und dann den Linken. Das lassen die sich doch nicht entgehen.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Aha, ein paar Zitate von Mitgliedern reichen schon aus. Sieh mal einer an. Im ADAC sind bestimmt auch ein paar Reichsbürger. Wollen Sie jetzt deshalb den ADAC verbieten lassen?

           

          Kommentar gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich.

          Die Moderation

    • @88181 (Profil gelöscht):

      genau das unterscheidet von Demokraten...

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Justin Teim:

        Das ist schon richtig.

         

        Ich wollte darauf hinaus, dass die Rechten eigentlich nur gewinnen können.

         

        Bleiben sie drin, pellen sie sich ein Ei darauf, dass die laschen Linken nicht mal einen Rauswurf hinbekommen.

         

        Fliegen sie raus, können sie sich als Opfer gerieren, darin sind sie ja Weltmeister.

      • @Justin Teim:

        hm, die Demokraten haben im Gegensatz zu den vermeintlichen Nichtdemokraten noch kurz Bedenken und tagelang Bauchschmerzen ...

  • Aha. Da soll also das Wort mal wieder vom Werkzeug zur Waffe gemacht werden im Kampf um „die Deutungshoheit über den Zustand einer Gesellschaft“. Irgendwie kommt mir das seltsam bekannt vor.

     

    Auch der Schriftstellerverband der DDR hat seinerzeit oft und gern mit Ausschlüssen gearbeitet. Wer sich nicht ideologisch „überzeugen“ lassen wollte von den Kollegen Einzelgängern, der wurde vor die Tür gesetzt. Natürlich ganz demokratisch, nach vorheriger (Kampf-)Abstimmung. Das „Werkzeug“ hatte wohl versagt in solchen Fällen. Zur Strafe dafür hat es sich nachher missbrauchen lassen müssen. Zum Zwecke scheinheiliger Begründungen der Ausschlüsse beispielsweise.

     

    Im Jahre 1989 sollen die 931 Mitglieder und 118 Kandidaten des Schriftstellerverbandes der DDR aus dem Haushalt des Ministeriums für Kultur, das die Rechtsaufsicht über die Schreiberlinge hatte, die damals gigantische Summe von 2,5 Millionen Mark erhalten haben. Die „politische Anleitung“ erfolgte direkt aus dem dem ZK der SED, die „Absicherung der Linie Schriftsteller“ wurden vom MfS selbst übernommen. Viel Aufwand für so ein paar Buchstaben und Worte. Geholfen hat das alles nichts. Trotz aller anderweitiger Bemühungen der privilegierten Mitglieder des Schriftstellerverbandes ist die DDR heute Geschichte.

     

    Der Zustand einer Gesellschaft lässt sich wohl doch nicht allein dadurch verbessern, dass man sich ihre Schwächen nicht eingesteht und Störenfriede in die dunkle Ecke stellt. „Klare Signale“ müssen halt nicht nur gesendet werden, sondern auch (freiwillig) empfangen. Können und Wollen und Dürfen müssen eine Einheit bilden, sonst ist das Wort vergeb‘ne Liebesmüh‘.

  • Rassismus ist nun einmal keine Meinung, sondern Verbrechen.

    • @amigo:

      Ist das so?

      Oder ist das einfach eine Phrase, um sich als Richter aufspielen zu können?

      Nur weil jemand etwas denkt, ist das kein Verbrechen, zumindest noch nicht.

      • 2G
        2284 (Profil gelöscht)
        @Struppi:

        Bist du durch? Natürlich ist das so.

         

        Ich zitiere: "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."

         

        Rassismus spricht eben diese Würde einigen Menschen ab, diese muss jedoch von der staatlichen Gewalt gewahrt werden.

         

        Das Grundgesetz zitiert ihr neurechten Lauchs doch bei jeder Gelegenheit, da sollte die Transferleistung, das auf den eigenen Rassismus zu übertragen doch nicht so schwer sein, könnte mensch meinen. (Uhh, mensch statt man, darf ich das sagen oder schreit dann gleich wieder irgendwer der einen Blogeintrag über den Klappentext von 1984 gelesen hat "Neusprech"?)

         

        Und mit Denken hat das nix zu tun, denken kannste was du willst. Um die menschenfeindlichen Äußerungen und Handlungen, die mit dem Denken gerechtfertigt werden, gehts. Was du denkst weisst im Endeffekt sowieso nur du, bis du es kundtust. Merkste selber, wa?

        • @2284 (Profil gelöscht):

          Offenbar ist die Lektüre meines letzten 1984 Klappentextblogeintrags zu lange her. Wieso ist "mensch" Neusprech, bzw. könnte so betitelt werden?

           

          "Bist du durch?" "Neurechten Lauchs" und das bei dem Artikel, wie wärs selbst mal mit Transferleistung?

  • 2G
    2730 (Profil gelöscht)

    Letztens im Buchladen: Kunde: "Ist die Autorin auch Mitglied im Schriftstellerverband ist? " Antwort des Buchhändlers: "Nö. Kunde: "Och - issser nicht? Ich hatte zwar eine gute Rezension gelesen, aber wenn sie nicht Mitglied ist, kauf ich auch das Buch nicht.."

    Schon mal erlebt, eine derartige Szene? Also ich noch nicht....

     

    Was also soll das Ganze? Was genau ist das im Artikel beschworene "Qualitätsmerkmal" in der Realität wert? (Kleiner Hinweis an die Schriftsteller unter uns: Es gibt neben der Fiktion tatsächlich eine Parallelwelt, genannt Realität).

     

    Ist der ganze Zinnober letztlich nicht doch nichts anderes als eine "Ach-wie-toll-und-antirassisitisch-sind-wir"-Aktion, bei und nach der sich deren Organisatoren besonders gut fühlen?

    Wenn sie schon keine bis wenige ihrer Werke verkaufen, dann können sie so doch wenigstens ihre richtige (nicht rechte!) "Gesinnung" offenbaren.

     

    Kinnersch, ein Berufsverband ist ein Berufsverband. Nicht mehr und nicht weniger. Da braucht's keine Gesinnungsschnüffler.

    Die können in den Parteien tätig werden. In den Kirchen. Meinetwegen auch beim FC Bayern...überall da, wo Gesinnung Qualitätsmerkmal ist.

     

    Bei Schriftsteller kommt's drauf an, ob er schreiben kann. Das kann er letztlich übrigens auch ohne Verband (vielleicht sogar besser). Oder er gründet einen eigenen, z.B. den SOG: Schriftsteller ohne Grenzen.

    • @2730 (Profil gelöscht):

      Ich verstehe auch nicht, wieso sich hierzu dermaßen viele äußern, denen man schon in den Postings anmerkt, dass "Deutsch" bestimmt nicht ihr Lieblingsfach gewesen sein kann (gilt auch für mich).

       

      Ein Verband ist ein Verein, der von mir aus beschließen kann, was er will, solange ich ihm nicht angehöre.

  • "Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren.". das klingt sehr nach 1984..

  • Naja, man kann auch schreiben, ohne diesem Verband anzugehören, das ist ja nicht gerade ein Berufsverbot.

     

    Und natürlich ist das problematisch. Es ist immer problematisch, wenn man die Grenzen der Toleranz ausloten muss. Alles zu tolerieren, auch die Intoleranz, ist nicht mehr tolerant.

     

    Das Schlimme ist nicht die AfD, das Schlimme ist die Tatsache, dass in einem Land mit der Geschichte Deutschlands Rechtspopulismus wieder gesellschaftsfähig werden will. Aber immerhin, diesmal wird keiner sagen können "woher hätten wir wissen sollen, wie das endet".

     

    Sich irgendwie zu wehren ist da manchmal einfach ein Versuch, das nicht einfach so geschehen zu lassen.

  • Aus dem Text und seinem Fazit spricht viel Unsicherheit und sehr wenig Vertrauen auf die Stärke des eigenen Arguments. Das ist nicht nur Schade, vor allem auch unnötig. Noch schlimmer aber: Die Argumentationslinie des Textes entspricht genau jenem angeblich "linksgrünen" Verbotsdenken, das die AfD immer ihren Gegnern unterstellt. Herr Gauland setzt vermutlich bald ein Dankesschreiben an Herrn Seidl auf...

  • Wurde eigentlich schon mal ein Autor wegen Linksextremismus jenseits des demokratischen Spektrums aus dem Verband ausgeschlossen? Google liefert dazu gar nichts....

    • @TheBox:

      Nee, es wird ja auch, wenn man den Artikel gelesen hätte, klar, dass niemand wegen Rechtsextremismus ausgeschlossen wird, sondern weil er die Worthülsen übernimmt, die nach Ansicht des VS die Deutungshoheit der Worte verändern.

       

      Bitte nennen Sie mal ein Beispiel, wo dies im linksradikalem Bereich mal einem Schriftsteller gelungen wäre.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @TheBox:

      Falls es Sie beruhigt: in den 1970er Jahren wurde unter Willy Brandt der sogenannte Radikalenerlass eingeführt. Der sollte Linke vom Staatsdienst fernhalten.

       

      Damit konnte beispielsweise ein Postbote aus Marburg von der Verbeamtung ausgeschlossen werden, dessen alleiniges "Vergehen" die Mitgliedschaft in der DKP war und dem tadelloses Verhalten im Dienst bescheinigt wurde.

       

      Trotz fehlender Sympathie für die AFD sehe ich in den aktuellen Bestrebungen eine Analogie. Für mich ist ein solcher Umgang mit demokratischen Parteien skandalös und eines wirklichen Rechtsstaats unwürdig.

       

      Freiheit ist stets die Freiheit der Andersdenkenden. (Rosa Luxemburg)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        "der sogenannte Radikalenerlass"

         

        ...der im Endeffekt wohl nur sehr wenige Personen tatsächlich betraf.

         

        "von der Verbeamtung ausgeschlossen werden, dessen alleiniges "Vergehen" die Mitgliedschaft in der DKP"

         

        Ein Beamter erfüllt hoheitliche Aufgaben und hat eine besondere Treuepflicht gegenüber seinem Dienstherrn. Das passt nicht so ganz mit dem Wunsch nach Umsturz zusammen. Der Postbote hätte die Verbeamtung also sowieso nicht mit seinen Grundwerten vereinen können, so war es doch ganz hilfreich, diese Gewissensbisse gleich ganz zu umgehen.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Naja, ich würde schon unterscheiden zwischen einer Tätigkeit im öffentlichen Dienst mit im Zweifel hoheitlichen Aufgaben und einer einfachen Vereinsmitgliedsschaft.

        z.Z. werden ja auch die ersten "Reichsbürger" aus dem öff. Dienst entfernt, was ich für absolut richtig halte.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Horst Horstmann:

          Ich halte Zwangsmassnahmen nur für der Weisheit allerletzten Schluss.

           

          Was die sich selbst Reichsbürger nennenden Menschen angeht: das sind einzelne Personen. Beim "Radikalenerlass" war eine ganze Partei betroffen, nicht konkrete ahndungswürdige Handlungen einzelner Betroffener.

           

          Dies ist mit den Worten des Mitstreiters Rainer B. der Vergleich von Äpfeln mit Glühbirnen.

  • wer die Freiheit der Rede und der Gedanken einschränken muss, hat wohl geringes Vertrauen in die eigenen Argumente. Man bedenke, das gleiche kann sich auch leicht ins Gegenteil verkehren, dann sind auf einmal die Linken außen vor und geächtet.

     

    Ich bin eher dafür, auf die Kraft der Argumente zu vertrauen, gerade bei Schriftstellern, als auf Ausschlüsse.

  • aus Angst vor dem Tod begehen sie Selbstmord. Immer und überall. Parteimitgliedschaft in einer nicht verbotenen demokratischen Partei als Ausschlusskriterium. Dämlicher kann man die afd gar nicht unterstützen.

  • 8G
    82741 (Profil gelöscht)

    "Manchmal ist es nötig, die Freiheit des Wortes zu beschränken, um sie zu bewahren."

     

    Wow, Neusprech und Doppeldenk in einem Satz.

     

    Säuberungen kommen wieder in Mode.