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Datenschützer über neue Patientenakte„Es ist ein Leichtes, unbefugt auf Daten zuzugreifen“

Schweigen oder widersprechen? Ex-Bundesdatenschutzbeauftragter Ulrich Kelber erklärt die elektronische Patientenakte – und wie er sich entschieden hat.

Wer soll was über mich wissen? Lesegerät für die elektronische Pa­ti­en­t:in­nen­ak­te Foto: Tim Wegner/epd
Interview von Svenja Bergt

taz: Herr Kelber, bekommen Google, Meta, OpenAI und Co in Zukunft auch noch unsere Gesundheitsdaten?

Ulrich Kelber: Das ist möglich. Sie müssen natürlich einen entsprechenden Antrag stellen. Aber die Gesundheitsdaten aus den elektronischen Patientenakten, die pseudonymisiert an das Forschungsdatenzentrum fließen, können dort auch von Privatunternehmen für medizinische Forschung genutzt werden.

taz: Alle gesetzlich Versicherten, die nicht widersprochen haben, bekommen eine elektronische Patientenakte – die ePA – von ihrer Krankenkasse eingerichtet. Die Ärz­t:in­nen müssen diese Akten dann mit den Gesundheitsdaten der Versicherten befüllen. Was kommt hier auf die Versicherten zu?

Kelber: Auf alle Fälle eine große Verantwortung. Denn jede und jeder muss entscheiden: Glaubt man, dass für einen selbst die Vorteile überwiegen, wenn alle Ärzte auf die eigenen Gesundheitsdaten zugreifen können? Gibt es vielleicht einzelne Befunde oder Diagnosen, die man verbergen möchte? Oder schätzt man das Risiko insgesamt so hoch ein, dass man lieber ganz widerspricht?

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taz: Wie hoch schätzen Sie das Risiko ein?

Kelber: Die ePA 3.0, die jetzt kommt, hat definitiv in einigen Bereichen niedrigere Standards in Sachen Sicherheit als ihr Vorgänger. Und ihr fehlen wichtige Funktionen, zum Beispiel um zu steuern, wer auf welche Inhalte zugreifen darf.

taz: Der Vorgänger, das ist die ePA, die sich die Versicherten schon in der Vergangenheit freiwillig einrichten lassen konnten, wenn sie das bei ihrer Krankenkasse beantragt haben. Die hat nur kaum jemand genutzt.

Kelber: Beim Vorgänger wurde zum Beispiel jede einzelne ePA noch mal separat verschlüsselt. Das fällt jetzt weg und das ist sicher eine Verschlechterung.

taz: Wird jetzt vielleicht mehr Wert auf Komfort und einfache Bedienbarkeit gelegt und das geht zu Lasten der Sicherheit?

Kelber: Komfort ist kein Argument für weniger Sicherheit. Heutzutage ist es möglich, hochsichere Systeme zu bauen, die trotzdem gut bedienbar sind. Nein, hier wurde die Sicherheit und der Schutz der Patientendaten einfach an vielen Stellen überflüssigerweise vernachlässigt.

taz: Bei der Verschlüsselung also, an welchen Stellen noch?

Kelber: Nehmen wir zum Beispiel die Zeitspanne, in der etwa Ärzte auf die Daten zugreifen können. Hat die Patientin einmal ihre Krankenkassenkarte bei einer Arztpraxis eingesteckt, dürfen alle Mitarbeitenden dieser Praxis 90 Tage in deren ePA lesen und schreiben. In einer Apotheke sind es immer noch drei Tage. Das ist beides zu lang. Warum soll die Apotheke, nachdem eine Kundin dort war, noch drei Tage auf die Daten zugreifen können? Und zwar nicht nur auf den Medikationsplan, sondern auch auf andere Gesundheitsdaten.

In einer Apotheke können Dutzende Menschen arbeiten, in einer Versandapotheke auch mal Hunderte. Da wäre es ein Leichtes, unbefugt auf Daten zuzugreifen. Oft ohne, dass sich hinterher nachvollziehen lässt, wer das war. Denn dokumentiert wird in der ePA nur, welche Einrichtung auf die Daten zugegriffen hat und nicht, welche Person.

Es gibt Fälle, in denen Menschen erpresst werden, weil medizi­nische Daten in falsche Hände geraten sind

Dazu kommt: Patienten können nicht mehr einstellen, dass ein Dokument, zum Beispiel das Ergebnis einer Blutuntersuchung, vom Hausarzt eingesehen werden kann, aber von der Zahnärztin nicht. Gerade Patienten mit sensiblen Diagnosen, zum Beispiel HIV, oder bei einem Schwangerschaftsabbruch, befürchten zu Recht Stigmatisierung. In der freiwilligen ePA ließen sich Dokumente noch arztbezogen verbergen. Nun werden solch sensiblen Daten ohne Not schlechter geschützt.

taz: Welche Folgen kann das konkret haben?

Kelber: Es gibt schon Fälle, in denen Menschen erpresst werden, weil medizinische Daten in falsche Hände geraten sind. Ein Fall aus Finnland: Hier sind die Daten des Anbieters, der die meisten psychotherapeutischen Behandlungen durchführt, an Unbefugte gelangt. Die Betroffenen wurden erpresst.

taz: Wer würde denn hierzulande in solchen Fällen haften?

Kelber: Das wird wohl erst vor Gericht entschieden werden – genauso wie mögliche Schadensersatzansprüche. Aber der Fall aus Finnland zeigt: Längst nicht alles landet vor Gericht. Denn wenn die Betroffenen nicht wollen, dass ihre Depression öffentlich wird, dann werden sie wohl kaum eine Anzeige erstatten, die dann in ein öffentliches Gerichtsverfahren mündet.

taz: War es ein Fehler, auf Opt-out umzustellen, also darauf, dass alle die ePA bekommen, die keinen Widerspruch einlegen?

Kelber: Es wäre jedenfalls das Mindeste gewesen, das Opt-out anders umzusetzen. So, dass weniger Daten automatisch in die Akte fließen. Zum Beispiel nur die verordneten Medikamente oder Daten für Notfallzwecke. Bei allen anderen Informationen hätten die Versicherten dann aktiv entscheiden müssen, ob diese in die ePA sollen. In Idealfall wäre das gemeinsam mit dem Arzt passiert – sodass Behandelnde und Patienten Vor- und Nachteile gemeinsam abwägen.

So wie es jetzt ist, wird die Verantwortung auf die Versicherten abgewälzt. Die müssen laufend reinschauen in ihre ePA-App und sich überlegen: Wer soll welche Daten sehen dürfen? Welches Risiko gehe ich hier ein? Und gerade für die älteren Patienten, für die diese zentrale Akte ja die größten Vorteile bringen soll, und die zu Teilen gar kein Smartphone nutzen, ist das überhaupt nicht praktikabel. Ich halte das alles für nicht gut durchdacht.

taz: Auf dem Kongress des Chaos Computer Clubs wurden neue Lücken vorgestellt, mit denen Unbefugte auf die Akten von Pa­ti­en­t:in­nen zugreifen können. Wie groß ist das Problem?

Kelber: Das ist groß. Hier geht es teils auch um Lücken, auf die bereits die Datenschutzbehörden vor Jahren hingewiesen haben. Nämlich, dass es vergleichsweise leicht ist, sich einen Heilberufsausweis samt entsprechendem Schlüssel zu verschaffen – die braucht man, um auf die Akten von Patienten zuzugreifen. Und, noch gravierender: Die CCC-Experten haben gezeigt, dass es möglich ist, Zugriffs-Tokens für die Patientenakten beliebiger Versicherter zu erstellen. Damit lässt sich potenziell Zugriff auf die Daten aller Versicherten erlangen – ohne, dass deren Karten eingelesen werden müssen.

Im Interview: Ulrich Kelber (SPD)

war von 2019 bis 2024 Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit. Als solcher hat der Informatiker die Einführung der elektronischen Patientenakte begleitet.

taz: Am 15. Januar ist die ePA in Modellregionen in Franken, Hamburg und NRW gestartet, ab 15. Februar soll sie laut Plan für alle kommen. Sollten die Pa­ti­en­t:in­nen in den Modellregionen jetzt schnell widersprechen?

Kelber: In den Modellregionen ist das Risiko nicht so hoch. Denn hier dürfen nur die teilnehmenden Praxen und Apotheken auf die Daten zugreifen, da kann sich niemand von außen so einfach reinmogeln. Aber vor dem bundesweiten Start müssen solche Lücken geschlossen werden. Denn 70 Millionen gesetzlich Versicherte – das ist der Daten-Honeypot in Europa.

taz: Was raten Sie Versicherten?

Kelber: Pauschal zu- oder abraten kann ich nicht. Das Wichtigste ist, sich gut zu informieren und auf dieser Basis eine Entscheidung zu treffen. Für manche Menschen kann es richtig sein, die ePA zu nehmen – für andere, ihr zu widersprechen.

taz: Und wie haben Sie sich selbst entschieden?

Kelber: Ich habe keine Krankheiten, deretwegen ich Stigmatisierung befürchten müsste. Ich erwarte auch keine Nachteile im Job oder wenn es darum geht, eine Versicherung zu bekommen. Daher werde ich der ePA Stand jetzt nicht widersprechen.

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16 Kommentare

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  • Aufgeklärte Konsumenten sollen selber entscheiden, was ihnen der Nutzen einer digitalen Anwendung an Preisgabe persönlicher Daten wert sei. Dieser Slogan, der auch Skeptiker überzeugen soll, hat mindestens 3 Haken.

    Die Mehrzahl der potenziellen User kann gar nicht überschauen, was mit ihren persönlichen Daten möglich ist. Dazu müssten sie (a) die Technologie dahinter verstehen und (b) in die Zukunft schauen können.

    Freiwillig zustimmen können potenzielle User nur, solange es noch echte, funktional analoge Alternativen gibt. Diese werden aber immer weniger und irgendwann ist dann jeder gezwungen die neue Technologie zu nutzen, um massiven Nachteile zu vermeiden oder überhaupt noch Teil zu haben.

    Gefährlich sind nicht unrealistische Dystopien digitaler Herrschaft oder die realistische Möglichkeit des Datenmissbrauchs. Gefährlich ist, dass die digitalen Technologien denen, die sie kontrollieren, vorher unbekannte Möglichkeiten der Manipulation von Daten, Datenanalysen, Nachrichten und Meinungen verschaffen. Das passiert schon längst, wird aber versteckt oder in neue Geschäftsmodelle verpackt, die Usern mehr Komfort und Nutzen versprechen.

  • Der einzige Vorteil hier ist, dass kommerzielle Pharmaunternehmen kostenfrei mit Forschungsdaten versorgt werden und dann auf den Gewinnen Milliardengewinne machen und Kranke Menschen rund um den Globus mit der Gesundheit abzocken dürfen.



    Die ePa ist eine riesige Subvention der Pharmaindustrie! Solange medizinische Forschung nicht gemeinnützig durchgeführt wird, kann ich jedem nur abraten, diese Konzerne zu unterstützen, die mit Patenten und Wucherpreisen weltweit Menschen in den Ruin oder Tod treiben!



    Dazu ist es nicht schwer, dass riesige Tech Konzerne diese Daten bekommen und dann mit den vorhandenen Daten, die sie schon besitzen, nutzen um die Anonymität wieder aufzuheben und sie den Nutzern zuordnen können.



    Denn zu jeder Diagnose gehört ein Arzt, also Ort und eine Zeitangabe. Gerade für Google ist es da ein Leichtes, zu jedem Datensatz die entsprechende Person zu ermitteln.

  • "Kelber: Ich[...]"

    Hat mir mal schön den Abend versaut,Ulrich!



    Hatte Dich bisher als ordentlichen "Genossen" abgespeichert, aber diese reine Ich "habe nix zu verbergen" Begründung,im vollen Bewusstsein aller Schwächen und tragfähigen Gründe, leistet also nur Vorschub zur Stigmatisierung derjenigen die tatsächlich widersprechen!

    Zudem nützt es keinem Kritiker sondern nur den Befürwortern wenn gerade Du nicht widersprichst,denn "dann kann es ja so schlimm nichts sein".

    Wird also keine kollektive Ablehnung geben,wirst bekloppt!

    Das ganze Prinzip dieser Akte ist falsch und schwachsinnig,Gesundheitsdaten haben digital genau einem zur Hauptverfügung gestellt zu werden,dem Patienteneigentümer mit kontrollierten sicheren Verarbeitungsvorrausetzungen in den Praxen und zwar dezentral als einzige Garantie dass keine zentrale Speicherung gehackt werden kann,



    Wie sogar ausreichend in der Praxis bewiesen wurde!: techcrunch.com/202...ecords-ransomware/

    www.wired.com/stor...-hack-data-breach/

    Auch nur anzunehmen dass es gerade im Faxland besser laufen könnte,ist doch schlicht lächerlich!

  • Man muss fragen, ob die hochgelobten IT-ler wirklich ihr hohes Honorar wert sind? Ebenso die im Ministerium Beauftragenden sowie die sonstigen Eingebundenen?



    Wenn ich zum Arzt, in eine Klinik oder in eine Apotheke gehe, dann "habe ich eine Grund", der niemanden etwas angeht - oder nicht? Wir arbeiten seit Jahrzehnten mit Plattformen, die sicher sein müssen?! Es gibt auch in unserem Land Anwendungen, die jeden Tag sicher über die Bühne gehen, ohne Datenklau und mit ausführlichem Protokoll zu Zugriffen auf Personenbasis (gerichtsfest)?



    Notärzte sagen, der Patient ist schon tot, bis man die Daten in der Akte gefunden habe, weil man jeden Bericht einzeln abrufen und darin suchen muss?



    Was genau ist also der Nutzen und für wen? Wer muss welche Fähigkeiten aufweisen, dass daraus ein Nutzen für wen entsteht? Warum ein eApp, wenn nur 48% der Menschen über 65 Jahre ein Smartphone nutzen? In dieser Zielgruppe läge ja voraussichtlich der höchste Nutzen (Medikamente, Mehrfacherkrankungen etc.)?

    Und warum wird die ePA für Privatpatieten nicht "verpflichtend" eingeführt bzw. " ist aus rechtlichen Gründen keine Weiterleitung von Daten für Forschungszwecke" vorgesehen?

  • In baltischen Staaten gibt es seit Jahren elektronische Patientenakten. Welches Niveaus haben dortige Sicherungen? Wie sind die Erfahrungen? Was sprach dagegen, erprobte Systeme zu übernehmen? Der Presse nach handelt es sich beim deutschen System bisher um eine Dateisammlung im PDF-Format. Das wäre armselig.

    Ich selbst lasse seit 2 Jahrzehnten alle meine Behandlungen in einer Uni-Klinik vornehmen. Dort sind (fast) alle Abteilungen vernetzt. Dort gibt es eine fachübergreifende Patientenakte von mir. Ich erlebe das als Vorteil.

    Eine funktionierende Patientenakte hilft denen, die schnell einen Arzttermin benötigen. Sie können nun den Arzt aufsuchen, der den nächsten freien Termin bietet.

    Ich behaupte, in den meisten ePA werden keine bedenklichen Informationen wie Geschlechtskrankheiten oder Depressionen enthalten sein. Wenn doch, kann der Bürger Opt-Out wählen. Allerdings sollten Krankenkassen den Bürgern mit ePA einen Nachlass geben, da Doppeluntersuchungen seltener anfallen.

    Die Hälfte der Gesundheitskosten eines Lebens fallen in den letzen beiden Jahren an. Für diese Gruppe sind Lebensversicherungen und Jobangebote kein Thema.

    Ansonsten 100.000 EUR Strafe bei Datenverstößen.

  • Hab' ich das richtig verstanden? Herr Kelber war die letzten 5 Jahre maßgeblich an der Gestaltung der epa beteiligt und sieht heute eklatante Versäumnisse?



    Gerade was die Digitalisierung betrifft, scheint es, Deutschland kriegt es nicht auf die Reihe. Hat er deshalb seinen Job abgegeben? Bei einem track record wie oben würde ich mir schon Sorgen um meine berufliche Zukunft machen.

  • Erstaunlich finde ich, daß keine Protokollierung der PA-Zugriffe stattfindet, das ist eigentlich seit Jahrzehnten Stand der Technik. D.H, das ist bewußt weggelassen worden was wiederum heißt niemand soll wissen wer auf die Patientenakten alles zugreift.

  • "Ich habe keine Krankheiten, deretwegen ich Stigmatisierung befürchten müsste."



    Ja, noch nicht. Jedenfalls nichts, was bereits erkannt bzw. diagnostiziert wurde. Aber wer kann schon in die Zukunft schauen? Und wenn dann doch etwas Entsprechendes aufkommt, hat man akut andere Sorgen als eine Akte, die man möglicherweise schon längst wieder vergessen hat.



    Wenig vorausschauend ...

    • @Tetra Mint:

      Wenn es eines Tages soweit ist, den Zugriff sperren!

      Wann dieser Tag gekommen ist, kann jeder für sich selbst am besten endscheiden. Und spätestens ab 67 interessiert das weder Arbeitgeber noch Versicherer. Da kann man froh sein, wenn man plötzlich irgendwo eingeliefert wird, wenn in der Notaufnahme die Patientendaten umgehend zur Verfügung stehen.

      Wenn die Elektonische Patientenakte tatsächlich Doppeluntersuchungen spart und sich Ressourcen des Gesundheitswesen effizienter nutzen lassen, dann sollten Krankenkassenmitglieder mit Elektonischer Patientenakte einen Beitragsrabatt erhalten.

  • Ein Bedarf an sicherer, professioneller Datenerfassung besteht. Wer aufgrund von Krankheit, Unfallfolgen etc. auf Diagnostik und Behandlung angewiesen ist und immer im Bilde über Behandlung/Unwägbarkeiten der jeweils aktuellen Diagnostik sein muss, weiß darum, wie kräftezehrend das bei ohnehin enormem Kräfteverlust ist. Nicht immer liegen alle Bilder und Befunde überall vor - nicht immer sind sie der/dem Patient*in zur Hand. Entscheidend ist das v.a in Akut-Situationen wie Bewusstlosigkeit und permanenter Akutsituation bei schweren Krankheiten bzw. diagnostischen Unwägbarkeiten. Diese stellen auch eine große seelische Belastung dar. Menschen in dieser Situation die Verantwortung für das Datenmanagement aufzubürden, ist eine weitere Zumutung im Namen von "Effizienz" und "Eigenverantwortung". Diese Unfähigkeit, wenigstens in medizinischen Fragen, Situationen absoluter Schwäche zu begreifen und Fürsorgepflicht verantwortungsvoll zu administrieren, ist immer wieder erschreckend. Wenn es Effizienz und Kostenersparnis dient, glaubt „der Markt“ an „das autonome Individuum“ weit über das Grab hinaus: „Ja, hätten Sie was gesagt! – Sorry, ich war tot.“

  • Da hat man dann auch nebenbei gleich ein Register für Menschen mit psychiatrischer Diagnose. Einfach nur Filter setzen

    taz.de/Problematis...-der-CDU/!6056569/

  • Die Art und Weise, wie die ePA jetzt eingeführt wird, ist undemokratisch und unwissenschaftlich.

    Undemokratisch, weil die Betroffenen, also die Patient:innen zu keiner Zeit die Chance hatten, die Entwicklung der ePA mitzugestalten und dabei ihre Bedürfnisse einzubringen. Statt dessen wurde die ePA durch abgehobene Bürokraten und Technokraten hinter verschlossenen Türen entwickelt. So sieht eine Formaldemokratie aus, also eine, die dem Namen nach eine Demokratie ist.

    Unwissenschaftlich, weil unabhängige Informatiker:innen ihre Expertise an keiner Stelle der Entwicklungsprozesse einbringen durften. Ihre einzigen Verlautbarungsmöglichkeiten waren einige Medien und das Internet. Doch das kratzt die Politik und die Gematik in keiner Weise.

    Grundsätzlich müssen in einer demokratischen und progressiven Gesellschaft IMMER, bei allen Projekten die betroffene Bevölkerung sowie unabhängige Wissenschaftler:innen von Anfang bis Ende wirksam mit einbezogen werden. Das gilt nicht nur für die ePA.

  • Für mich ein weiterer Beweis wie unfassbar unfähig unsere Politik ist.



    Komplettes Totalversagen.



    Auf ganzer Linie.

    Wissenschaftler und Fachleute sagen unisono dass das Zeug nichts taugt (in Sachen Datenschutz) aber die Politik labert uns die Tasche voll das wäre ja wohl nicht so schlimm.

    Das konnten wir schon beim Atommüll beobachten, beim Abgasskandal, beim Schulsystem und und und.

    Aber einen PUA wird es nicht geben. Dazu fehlt eine echte Opposition.

  • Die fehlende Filterfunktion und unvollständige Dokumentation der Zugriffe ist ein Funktionsmangel den ich als Programmierer von Webanwendungen unbegreiflich finde. Das wäre zwei Basisfunktionionen und dass diese vielleicht nicht einmal Teil der Projektausschreibung lässt sich nur mit technischer Unkenntnis oder böswilliger Absicht erklären. Hat man aus den Skandalen von unberechtigten Datenzugriffen bei der Polize gelernt? Was nicht dokumentiert wird kann kein Beweismittel werden denkt man sich wohl.



    Schön wäre auch eine Informationspflicht bei jedem einzelnen Zugriffen. Die Patienten sollen ruhig erfahren wer, wann auf welche Daten der Patientenakte zugreift.

    • @Thomas Koll:

      Sehr gute Idee! Automatisches Meldung der Zugriffe an den Patienten.



      + Unberechtige Zugriffe und unberechtigte Veröffentlichungen mit hohen Geldstrafen belegen

    • @Thomas Koll:

      Dafür können die Programmierer nichts.

      Das wurde bereits beim Konzept verbockt.

      Da müssen auf jeden Fall Köpfe rollen.

      Entweder die der Entscheider weil die nicht auf die Experten gehhört haben oder die der Experten weil sie das nicht gesehen bzw. nicht weitergetragen haben.

      Aber was wird geschehen ? - Nichts.



      War ja schliesslich nicht deren Geld sondern unseres.