Coronalage in Deutschland: Düstere Aussichten für Dezember
Der RKI-Chef betont, dass die Zahl der Coronatoten steigen wird. Bei ungebremster Welle würden bis Weihnachten fast 20.000 Menschen sterben.
![Ein sarg mit der Aufschrift Corona. Ein sarg mit der Aufschrift Corona.](https://taz.de/picture/5231263/14/coronatote-krankenhaus-sarg-1.jpeg)
Wie Wieler bei einer live gestreamten Anhörung der sächsischen Landesregierung am Mittwochabend betonte, sterben derzeit 0,8 Prozent der registrierten Neuinfizierten. Er rechnete daher vor, dass von den am Mittwoch neu registrierten 50.000 Infizierten unweigerlich rund 400 Menschen sterben werden.
Die Kurve der Toten folgt der Kurve der Infektionen derzeit mit rund 12 Tagen Verzögerung. Daher ist es jetzt schon nahezu sicher, dass der 7-Tage-Mittelwert der Toten von heute 191 um nochmals 80 Prozent auf 340 Ende November steigen wird. Der Höchststand der 3. Welle wird damit bei Weitem übertroffen werden, er lag am 30. April bei 241.
Innerhalb der nächsten 12 Tage werden mithin mehr als 3.000 Menschen an Corona sterben. In wenigen Tagen wird auch die Marke von 100.000 Coronatoten insgesamt in Deutschland erreicht werden. Daran gibt es, wie Wieler zu Recht sagte, nichts mehr zu ändern.
Eine so exakte Projektion über die kommenden 12 Tage hinaus ist nicht möglich. Aber es lässt sich vorhersagen, wohin die Pandemie führt, wenn sie sich mit dem aktuellen Tempo weiterentwickelt.
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In den vergangenen vier Wochen stieg die Zahl der Neuinfizierten nahezu kontinuierlich um rund 40 Prozent pro Woche. Mal schien dieses Wachstumstempo noch viel höher, mal war es niedriger. Aber das dürfte im Wesentlichen durch Meldeverzögerungen rund um den 1. November begründet sein, der in vielen Bundesländern ein Feiertag war.
Geht man davon aus, dass die Fallzahl weiter mit diesem Tempo steigt und sich auch an der Sterberate nichts ändert, dann wird die Zahl der Toten an Weihnachten auf im Schnitt 1.000 pro Tag ansteigen. Bis zu den Festtagen werden dann annähernd 20.000 Menschen insgesamt an Corona sterben.
Diese Zahlen sind, anders als die Prognose bis Ende November, zum Glück nicht in Stein gemeißelt. Sie zu senken ist die Aufgabe des Bund-Länder-Gipfels.
Einen großen Effekt könnte aber auch das Verhalten der Bevölkerung zeigen. Bei den vorhergehenden Wellen war auffällig, dass die Zahlen der Neuinfektionen meist schon sanken, bevor staatliche Maßnahmen wirksam wurden. Offenbar hatte bereits die Diskussion darum dazu geführt, dass viele Menschen freiwillig und vorsorglich ihre Kontakte eingeschränkt hatten.
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