piwik no script img

Bundestag reagiert spät auf Hamas-TerrorDurchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution

Ampelfraktionen und Union im Bundestag einigen sich auf eine lange geplanten Resolution gegen Judenhass. Der Entwurf enthält auch umstrittene Forderungen.

Mahnwache vor der Synagoge am Fraenkelufer in Berlin-Kreuzberg Foto: Joerg Carstensen/dpa

Berlin taz | Nach langen Verhandlungen haben sich die Fraktionen von SPD, Grünen, FDP und Union am Freitagabend auf einen Entwurf für eine Resolution gegen Antisemitismus geeinigt. Das Papier mit dem Titel „Nie wieder ist jetzt: Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken“ liegt der taz vor. Darin finden sich auch umstrittene Punkte, etwa ein Bekenntnis zur IHRA-Definition von Antisemitismus. Und auch die schon vorab viel kritisierte Forderung nach mehr Kontrolle bei der Auszahlung staatlicher Gelder findet sich in dem Text.

Ausgehandelt haben das Papier die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, Dirk Wiese (SPD), Konstantin von Notz (Grüne), Konstantin Kuhle (FDP) und Andrea Lindholz (CDU/CSU). Sie teilten am Samstagmorgen mit: „Mit dem Antrag setzen wir ein klares Zeichen, den Antisemitismus in unserem Land wirksam und nachhaltig zu bekämpfen.“ Deutschland trage „vor dem Hintergrund der Shoah eine besondere Verantwortung für den Schutz jüdischen Lebens.“

Der Entwurf beginnt mit einer Bestandsaufnahme. Seit dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei Antisemitismus in Deutschland „auf einem seit Jahrzehnten nicht dagewesenen Niveau.“ Das gelte sowohl für rechtsextremen und islamistischen Judenhass als auch für „israelbezogenen und links-antiimperialistischen Antisemitismus“.

Das Papier bekräftigt einen Beschluss des Bundestags von 2019, der sich zur sogenannten IHRA-Definition von Antisemitismus bekennt. Diese wird von zahlreichen Regierungen weltweit verwendet, ist aber umstritten, weil sie Antisemitismus sehr weit fasst. Nach der Definition ist etwa auch die pro-palästinensische Boykottbewegung BDS als klar antisemitisch einzuordnen. Und der Entwurf geht noch weiter: „Auch ein Betätigungsverbot oder ein Organisationsverbot von BDS in Deutschland“ solle geprüft werden, heißt es darin.

Gesinnungsprüfung und schärfere Gesetze

Gefordert wird im Entwurf zudem, dass die IHRA-Definition maßgeblich dafür sein soll, an wen öffentliche Gelder fließen. Es dürften keine staatlichen Mittel an Organisationen gehen, die „Antisemitismus verbreiten, das Existenzrecht Israels in Frage stellen, die zum Boykott Israels aufrufen oder die die BDS-Bewegung aktiv unterstützen.“ Wie das überprüft werden soll, steht nicht im Entwurf. Manche fürchten, dass die Passage so ausgelegt werden kann, dass auch legitime Kritik an Israels Regierung finanziell ausgetrocknet wird. Insbesondere Wis­sen­schaft­le­r*in­nen und Künst­le­r*in­nen drohe eine Art Gesinnungsprüfung, fürchten manche. Der Resolutionsentwurf enthält aber auch einen Absatz, der explizit die Meinungs-, Kunst- und Wissenschaftsfreiheit betont.

Antisemitismus im Bildungssektor wird gleich mehrere Absätze gewidmet. Unis und Schulen sollen vor allem dabei unterstützt werden, Vorfälle zu bestrafen: „Dazu gehören die Anwendung des Hausrechts, der Ausschluss von Unterricht oder Studium bis hin zur Exmatrikulation in besonders schweren Fällen.“ Der Kampf gegen Antisemitismus solle zudem in die Curricula aufgenommen werden. Seit dem 7. Oktober 2023 war es immer wieder zu antisemitischen Vorfällen an Universitäten gekommen, Anfang 2024 sorgte der brutale Angriff auf einen israelischen Studenten in Berlin für bundesweite Bestürzung.

Nicht zuletzt fordert der Entwurf die Bundesregierung auf, Gesetze so zu verschärfen, dass An­ti­se­mi­t*in­nen schärfere Konsequenzen drohen. Dies gelte „in besonderem Maße im Strafrecht sowie im Aufenthalts-, Asyl- und Staatsangehörigkeitsrecht“. Auch an anderen Stellen legt der Text einen starken Fokus auf Antisemitismus unter Aus­län­de­r*in­nen und Immigrant*innen, etwa wenn er ein „erschreckendes Ausmaß“ von Judenhass konstatiert, „der auf Zuwanderung aus den Ländern Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens basiert“.

Und auch außenpolitische Forderungen finden sich in dem Papier. Die Bundesregierung müsse sich weiterhin für die „Existenz und die legitimen Sicherheitsinteressen des Staates Israel als ein zentrales Prinzip der deutschen Außen und Sicherheitspolitik“ einsetzen. Israel habe das Recht, sich gegen Angriffe zur Wehr zu setzen und seine Bür­ge­r*in­nen zu schützen. Bemühungen, eine Zwei-Staaten-Lösung in Nahost voranzutreiben, gelte es zu verstärken, gleichzeitig brauche es mehr Härte gegenüber dem Iran. Die Bundesregierung müsse sich weiter dafür einsetzen, dass die iranischen Revolutionsgarden auf EU-Ebene als Terrorgruppe eingestuft werden.

Der Einigung vom Freitagabend waren monatelange Verhandlungen vorausgegangen. Ursprünglich wollten Ampelfraktionen und Union die Resolution schon 2023 im Bundestag beschließen, doch daraus wurde nichts. Auch das zwischenzeitlich ausgegebene Ziel, wenigstens zum ersten Jahrestag des Hamas-Massakers am 7. Oktober einen Durchbruch verkünden zu können, verfehlten die Verhandler*innen. Nun können die Fraktionen immerhin vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht am 9. November ihre Einigung verkünden. Der Antrag soll laut den Fraktionsvizes der beteiligten Parteien in der kommenden Woche in den Bundestag eingebracht und verabschiedet werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

46 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.                   Die Moderation                             
  • Ein Bärendienst.

  • Solche Gesetze haben kleine hässliche subtile Folgen : Jemand will Lehrer, Beamter werden. Bei der Eignungsprüfung wird die Frage gestellt, vielleicht nach "Irritationen" über posts in sozialen Medien, oder einfach so: Boykottieren Sie waren aus Israel?



    Und dann heißt es das politische gewollte Statement abliefern. Egal ob wahr oder nicht. Es ist eine dünne Scheibe in der Salamitaktik zur Beschädigung von Demokratie.

    • @Monomi:

      Das gab es schon 1972 mit dem Radikalenerlass, bei dem Anwärter für den öffentlichen Dienst auf ihre Verfassungstreue überprüft wurden.

      Zum Glück handelt es sich bei der Resolution nicht um ein Gesetz, sie ist daher rechtlich nicht bindend und hat im Gegensatz zu o.g. Erlass nicht die demokratische Grundordnung sondern die Gesinnung im Sinne.

      Und eine eigene Gesinnung und freie Äußerung dieser Meinung wird durch das Grundgesetz garantiert.

      Etwas anders sieht die Lage in diesem Fall jedoch aus, wenn es um öffentliche Förderungen geht. Hierauf gibt es keinen Rechtsanspruch. Das die Politik mit dieser Resolution jetzt einen Rahmen geschaffen hat, der Förderprojekte nicht mehr ausschließlich nach inhaltlichen Kriterien beurteilt sondern u.U. auch die Gesinnung einzelner Projektteilnehmer mit einbezieht, ist schon bedenklich und kann leicht in Willkür ausarten.

      Es ist grundsätzlich keine gute Idee, wenn sich der Staat im Stile einer Sittenpolizei gebährt.

      In einer Demokratie ist es eigentlich die Aufgabe der Gesellschaft gegen Antisemitismus vorzugehen, der Staat kann das unterstützend begleiten, sollte aber nicht auf regulierende Maßnahmen zurückgreifen.

  • Ich verlinke mal diesen Beitrag zu dem Resolutionsentwurf von Ampel und Union vom August des Jahres - den Text des Protestbriefes der jüdischen Intellektuellen dazu habe ich leider nicht mehr gefunden.



    taz.de/Debatte-um-...solution/!6029657/



    Wenigstens sollten die hartgesottenen Israel-Lobbyisten auf DIESE jüdischen Stimmen hören. Ein Jerzy Montag ist da in meinen Augen die definitiv bessere Referenz als Volker Beck - die Verhandler hinter den verschlossenen Türen haben dieses Gesprächsangebot leider ausgeschlagen. Schade, eine weitere Chance im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus ist vertan worden.

  • >Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken<

    Schützen und bewahren ist ok - Religionsfreiheit, genau wie für andere Nudelanbeter.

    Aber stärken? Noch mehr Religiosität bewirkt nichts Gutes.

    • @A. Müllermilch:

      Es war klar wie Kloßbrühe, dass sich die vulgär-atheistischen Stimmen auch noch in diese Debatte einklinken bzw. ihren Senf dazu geben müssen - leider absolut deplatziert, denn um das Thema religiöser Sinn oder Unsinn geht es HIER überhaupt nicht.

    • @A. Müllermilch:

      Jüdisches Leben ist nicht nur Religion, sondern auch eine Kultur. Diese zu stärken, kann im Kampf gegen Antisemitismus nur dienlich sein.

      • @Waldreamer:

        Auf die Kultur dieses Religionsstaates wie wir sie täglich in den Nachrichten zu sehen bekommen, kann ich gerne vollständig verzichten.

        • @Monomi:

          Es geht um die Bekämpfung von Antisemitismus hierzulande.

          Ganz abgesehen davon können Sie in keinem Fall die Gesamtheit einer gruppenbezogenen Kultur nur auf das Handeln einer aktuellen Regierung runterbrechen.



          Auch wenn's nur Wiki ist, hier eine kleine Starthilfe:



          de.wikipedia.org/w...C3%BCdische_Kultur

        • @Monomi:

          Inwiefern ist jüdisches Leben in Deutschland für Sie ein Religionsstaat, den Sie täglich in den Nachrichten zu sehen bekommen?

    • @A. Müllermilch:

      Jetzt müssten Sie erklären, wo Sie wahrnehmen, dass jüdische Religiösität in diesem Land "nichts Gutes bewirkt. "

      Ich wäre gespannt.

  • Für die Rechtsextremen in Israel, die wie z.B Dov Lior , Oberrabbiner von Hebron und Kiryat Arba im südlichen Westjordanland undVorsitzender des „Rates der Rabbiner von Judäa und Samaria “, erklären, dass selbst eine Million Araber „nicht einmal einen jüdischenFingernagel wert“ seien, ist das ein praktisches Gesetz.

    Menschen, naheliegende Nazivergleiche äußern zu menschenverachtenden rechtsextremen Ideologien in Israel kann so in DE per Resolution ein Maulkorb verpasst werden.

    • @Rudolf Fissner:

      Sehe ich auch so.



      Danke das Sie das so geschrieben haben

  • Ich hoffe, dass das Judentum und das jüdische Leben in Deutschland auch vor dem Rechtsextremismus geschützt wird, wie er sich aktuell in Israel bis in die Regierung hinein breit macht. Diesen Rechtsextremen darf in DE keine Plattform gegeben werden!

    • @Rudolf Fissner:

      Dem Rechtsextremismus, wie er sich in der israelische Regierung breit gemacht hat, darf aber auch kein Schutzraum gewährt werden.

    • @Rudolf Fissner:

      Die durch ihre Verwendung des Wortes "Rechtsextrem" entstehenden Bezüge sind verwirrend, ungenau, generalisierend und führen zu nichts.

      Dabei wäre es doch so einfach gemeinsam festzustellen, dass dort einzelne Personen zu tiefst Menschenverachtende Ansichten haben und diese auch versuchen in die Tat umzusetzen.



      In dieser Betrachtung ist eine "rechts"/"links" Zuschreibung so hilfreich wie ein Loch im Dach bei Regen.

      Solche Gestalten finden sie in jeder Gruppe Menschen. Und wenn sie das abstreiten, zeige ich ihnen die in ihrer Gruppe die ebenfalls Menschenverachtend denken, reden oder sogar handeln. Genau deswegen haben wir überall Gesetze, Verfassungen und Staaten. Eben damit nicht 1, 2, 3 oder 300 Wahnsinnige für uns sprechen oder handeln können!



      Aus der reinen Anwesenheit grausamer Figuren lässt sich das was sie vortragen nicht herleiten. Schon gar nicht, dass der gesamte Staat Israel so zu bewerten ist wie diese Handvoll Hardliner und Extremisten in ihrer Gemeinschaft.



      Zu diesem Zeitpunkt gibt es 10.000 und 1 Argument gegen so eine steile Behauptung und den damit verbundenen Chauvinismus.

      Sie wissen doch; Alle Athener sind Menschen, aber nicht alle Menschen sind Athener ..

      • @Thomas O´Connolly:

        Nur, dass diese "Handvoll Hardliner und Extremisten" die Regierung, basierend auf einer Parlamentsmehrheit, stellen. Die Opposition mag vielleicht lautstark demonstrieren, hat aber, abgesehen von Gantz in 2019, seit 15 Jahren keine Wahl mehr gewonnen. Daraus schließe ich, dass die "1, 2, 3 oder 300 Wahnsinnige"(n) durchaus mehrheitsfähige Positionen vertreten.

  • BDS antisemitisch?

    Kann nicht sein!

    Im internationalen Führungsgremium sitzen zwar Hamas und Islamischer Jihad an der Spitze, aber die vertreten ja nur das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser, oder?

    bdsmovement.net/bnc

    "The current members of the BNC are:

    Council of National and Islamic Forces in Palestine"

    Und das ist der famose Council:

    en.wikipedia.org/w...and_Islamic_Forces

    Da mittlerweile ja alles egal ist und auf den Straßen "Sinwar, Sinwar" und "Hamas, Hamas" gerufen wird, macht das den Kohl wohl auch nicht mehr fett.

    Live und in Farbe, festgehalten vom Jüdischen Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus:

    www.facebook.com/j...s/2037359833361152

    Juckt auch keinen. Nicht mal die Polizei.

    • @Jim Hawkins:

      Vielen Dank für die Links, aber das ändert nichts an der problematischen Verwendung eines BDS-Likes als Beweis für Antisemitismus, ohne Einzelfallprüfung.

      Zum Einen weiß nicht jeder diese Zusammenhänge im Detail und auch dann können einzelne Ziele des BDS o.k. sein, auch wenn im Vorstand die falschen Leute sitzen.

      Das Problem ist doch, das ein Like auf ein Photo auf dem irgendwo ein Plakat mit einem - bei genauer Recherche - dem BDS zuzurechnenden Text zu sehen ist zum Verlust des Arbeitsplatzes führen kann. Heute schon.

      • @Sonntagssegler:

        Kennen Sie denn einen Fall, in dem jemand seinen Arbeitsplatz wegen des von ihnen beschriebenen Szenarios verloren hat?

    • @Jim Hawkins:

      Danke für die Zusammenstellung der Links. Es kann nicht oft genug betont werden, der BDS ist und bleibt eine antisemitische Organisation und ist mitnichten die friedliche Widerstandsgruppe, als die sie immer wieder romantisiert dargestellt wird.

      Leider fallen immer noch zu viele Menschen auf diesen Wolf im Schafspelz rein.

    • @Jim Hawkins:

      Doch, mich juckt es schon, @Jim Hawkins. Und Gott sei Dank gibt es sie, die progressiven Linken, die sich gleichermaßen gegen jeglichen Antisemitismus und Rassismus wenden, die Halle und Hanau zusammen denken, Islamophobie und Judenhass nicht gegeneinander ausspielen und an der Seite aller Opfer von menschenbezogenem Hass stehen.



      Als ich mich zu Beginn der Neunzigerjahre als Student in der Kurdistan-Soli-Bewegung engagierte - es ging damals hoch her: Autobahnblockaden und Selbstverbrennungen kurdischer Aktivisten, dann das PKK-Verbot - sagten mir türkische Freunde, ich könne nicht länger ihr Freund sein, wenn ich mich weiter für die kurdischen Belange einsetze. Einige kurdische Freunde betrachteten mich ebenso mit Misstrauen, weil ich mich mit türkischen Linken, Sozialdemokraten und Liberalen abgab. Es war damals unvermeidlich (und bitter), dass sich einige gemeinsame politische Wege trennten.



      Wahrscheinlich stimme ich mit Ihnen überein, dass wir als Linke in Sachen Antisemitismus heute vor einer ähnlichen Wegscheide stehen - was mich aber nie daran hindern wird, Empathie für die Opfer auf beiden Seiten zu zeigen und Kritik an Israel zu üben, wo es notwendig ist.

      • @Abdurchdiemitte:

        Danke für diese Differzierung, die eigentlich selbstverständlich sein sollte.

  • Es droht die Gefahr, dass ein Gummiparagraf nun Netanyahu und Israel vor Kritik und Boykott schützt, wo es doch um Juden gehen sollte, aller Nationalitäten.



    Die bewusste Verwechslung von Juden, Israelis, Israel und Regierung wird von der Hamas wie Netanyahu betrieben - sie sollte als Verneblung erkannt und beendet werden.

    BDS ruft zum Boykott von 'israelischen' Produkten aus den illegalen Siedlungen auf: Was kann man dagegen haben?



    Lassen wir uns klar im Kopf bleiben, gegen Antisemitismus sein und zugleich kritisch gegenüber jedem Land, das besatzt und sich so aufführt wie gerade Israel unter Netanyahu (oder Marokko in der Westsahara).

    • @Janix:

      BDS ist nicht salonfähig zu machen



      Zu den Erstunterzeichnern des BDS-Aufrufs von 2005 gehört das Council for the National and Islamic Forces in Palestine (PNIF) mit der Hamas, Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), deren Generalkommando (PFLP-GC), Palästinensische Befreiungsfront (PLF) und Islamischer Dschihad in Palästina sollte reichen

      BDS setzt sich mitnichten für einen nur für einen Boykott aus isarelischen Sieldungen ein, sondern auch für einen kulturellen und wissentschaftlichen, öknomischen Boykott von Israelis ein.

      Wichtige BDS vertreter glänzen mitunter auch mit solchen Zitaten ""„ Nur Israels Rückzug aus den 1967 besetzten Gebieten zu fordern, würde die BDS-Ziele gefährden und Israel vom Apartheid- und Rassismusvorwurf auch auf eigenem Gebiet befreien" oder "Den Terrorangriff der Hamas auf Israel 2023 (7. Oktober) bezeichnete das BDS-Büro am selben Tag als „machtvolle bewaffnete Reaktion der unterdrückten Palästinenser in Gaza“"

      Den BDS geht es darum, dass Israel verschwindet, dass sie es mit friedlichen Mitteln versuchen ändert nichts an ihren Ziel.



      Wer gegen Hamas udn für Frieden ist kann BDS nicht gutheißen.

      Weitere Gründe hat Hawkins gut zusammengefasst

  • "Manche fürchten, dass die Passage so ausgelegt werden kann, dass auch legitime Kritik an Israels Regierung finanziell ausgetrocknet wird."

    Man kann nicht "austrocknen", was es nie gegeben hat. Ich bin fast 60 und ich kann mich nicht an eine Zeit (oder eine Aussage/einen Inhalt/eine Person) erinnern, in/mit/bei der eine Kritik an der Politik Tel Avivs in Deutschland NICHT mit Antisemitismus gleich gesetzt worden wäre. Es dauerte nicht länger als 1 Tag (vor Social Media) bzw. 1 Stunde (mit Social Media), bis sich die Lawine aus der Ecke wälzte. Es GIBT in Deutschland keine legitime Kritik an Israel. Selbst wenn während dieses 1. Tages/ der 1. Stunde Zustimmung kam - sobald der erste Antisemitismusvorwurf gekommen war, war diese Zustimmung weg und kam nicht wieder. Völlig, aber wirklich völlig, egal, worum es ging. Was übrig bleibt, ist dann die Zustimmung, die Keiner braucht: Die der echten Antisemiten. Das ist jetzt mit dem IHRA basierten Beschluss nur offiziell geworden. Das ist Alles.

    • @Fossibaerin:

      Vielleicht liegt es schlicht daran, dass es in der Realität vielen wirklich schwer fällt, nicht in Antisemitismus abzugleiten.

      Zeigen ja schon die verschiedenen Kommentare unter diesem Artikel.

      Komischerweise gelingt es bei Islamismuskritik vielen recht gut, nicht in Antiislamismus abzugleiten.

      Nur wenige würden deutsche Staatsbürger türkischer Herkunft pauschal für Erdoğans Politik verantwortlich machen.

    • @Fossibaerin:

      Wieso kann ich dann die Kriegsführung Israels im Detail, einzelne Kriegsverbrechen, Versagen der Regierung usw. kritisieren ohne das mir jemals der Vorwurf gemacht wurde Antisemit zu sein?

      Wichtig ist halt sich von Antisemiten und vor allem von Terroristen und Klerikal-Faschisten abzugrenzen. Und nichts irgendeinen Mist zu unterstützen der von Leuten erzählt wird die die "Blutlegende" im 21. Jahrhundert verbreiten oder glauben beim Kapitalismus handele es sich um ein Verschwörung gegen den kleinen Mann und Juden müsse man als gutes Werk des Tages ausrotten.



      Schwierig wird halt wirklich wenn man auf sowas reinfällt oder halt anderweitig das Existenzrecht Israels unterminiert, angreift oder sogar abstreitet.

      Warum fällt das so gefühlt 89% der sich links lesenden Menschen in diesem Land so unfassbar schwer?



      Diese 89%+ bekommen es in der Tat nicht hin hier eine Haltung zu beziehen die nicht zumindest Wasser auf die Mühlen alter oder neuer Antisemiten gießt.

      Das man dann keine Gelder bekommt ist jetzt nicht der größte Skandal. Eher das Gegenteil wäre der Fall.



      Da darf man mehr erwarten, vor allem wenn man Padde dafür hinlegt als Gemeinschaft.

      • @Thomas O´Connolly:

        Es kann offenbar nicht sein, was nicht sein darf. Wenn es nicht möglich ist, einem rechtsradikalen Staat das Existenzrecht abzusprechen, so wie man es selbst mit anderen nicht rechtsradikalen, aber "imperialistischen" Staaten machen könnte, schiebt man differenzierte Kritik in eine Ecke mit Islamismus. Es ist ja möglich, zwischen Staat und Religion und Menschen zu unterscheiden. Auf allen Seiten. Dasselbe Scheitern der öffentlichen Debatte ist bei der Ukraine und Russland zu sehen. Kritisiert man die Ukraine, muss man gleich Putinversteher sein. Kritisier man Russland, muss man gleich Waffen liefern. Unser Land braucht dringend Bildung.

      • @Thomas O´Connolly:

        Diese Art von Beschwerden erinnert mich jedes Mal an die gängige Pegida/Aluhut rhetorik bei der ebenfalls ein Tabu herbei fantasiert wird gegen das man sich rebellisch informiert werden. Obwohl in jeder Talkshow gegen das angebliche Tabu verstoßen wird und Massen an Büchern darüber geschrieben werden.

        Aber gerade diese Denkverzerrung ist leider typisch für viele Menschen und das nicht nur bei den Thema Israel , auch wenn sie sich hier mit unter sehr deutlich zeigt und es eben auch eine Denkverzerrung wie sie auch in antisemitischen Weltbildern immer wieder zu finden ist.

  • Zwar kann der Kampf gegen Antisemitismus nicht scharf genug geführt werden, allerdings schiessen die Formulierungen dieser Resolution übers Ziel hinaus. Insbesondere, wenn der klare staatliche Auftrag, Judenhass hierzulande zu bekämpfen und strafrechtlich zu verfolgen, mit der Implementierung deutscher Staatsräson gegenüber dem Staat Israel verschränkt wird. Ich halte das für falsch, was wiederum mit der fehlerhaften Konstruktion der IHRA-Antisemitismus-Definition zu tun hat, der sich Deutschland leider verschrieben hat.



    Wenn wir Israel-Kritik (Ich lasse mal die Debatte außen vor, was das im Einzelfall sein soll) kriminalisieren und damit unterdrücken, andererseits die Causa Aiwanger irgendwie als „Jugendsünde“ oder „Dummer-Jungen-Streich“ abtun und darüber zur Tagesordnung übergehen, ja, dann läuft in diesem Land gewaltig was schief, was die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit dem Problem des Antisemitismus angeht.

    • @Abdurchdiemitte:

      Wenn Sie monieren, hier würde die Bekämpfung des Judenhasses unzulässig mit der dt. Staatsräson gegenüb. Israel verknüpft, dann ignorieren Sie die völlig unstrittige Erkenntnis der Antisemitismusforschung, dass der moderne Judenhass heute vor allem Gewande des Israelhasses auftritt. Die vermeintlichen Unzulänglichkeiten der IHRA-Def. werden übrigens durch Wiederholung nicht richtiger. Die IHRA-Def. erlaubt explizit Kritik am Staat Israel, mag da die BDS-nahe "Jerusalemer Erklärung" auch das Gegenteil behaupten.



      Auf der anderen Seite möchten Sie ausklammern, was eigentlich "Israel-Kritik" sein soll, sprechen aber gleichzeitig davon, diese würde "kriminalisiert". Nein, was ich von der Regierung Nethanjahu halte, habe ich auch hier mehrfach erklärt. Und, Überraschung: Bis heute kein Besuch vom Verfassungsschutz! Dass andererseits Vorgänge wie auf der Documenta oder das öffentliche Verteilen von Süßigkeiten anlässlich des 7. OKt. nicht mehr unter "Israel-Kritik" fallen, sollte doch wohl Konsens sein? Das Gejammere über den vermeintlich repressiven Staat kann ich da immer weniger ertragen, zumal wenn ich mir die bisweilen äußerst aggressiven Auftritte der "Israel-Kritiker" so anschaue.

      • @Schalamow:

        Was ich unter Israel-Kritik verstehe, habe ich in meinen Kommentaren nun doch schon mehrfach erklärt. Also noch einmal in der Kurzversion zum Mitschreiben (so langsam wird’s aber ermüdend): 1. die völkerrechtswidrige israelische Besatzungs- und Siedlungspolitik im WJL mit ihren apartheid-ähnlichen Strukturen und der Tendenz zur Annexion der besetzten Gebiete.



        2. die Unverhältnismäßigkeit der israelischen Kriegsführung in Gaza und im Libanon (als Reaktion auf den Hamas-Terror vom 7. Oktober letzten Jahres).



        Es ist ja nicht bloß meine Privatmeinung, dass die IHRA-Antisemitismus-Definition eine unzulässige Verschränkung dieser Kritik mit dem Generalverdacht des Antisemitismus erlaubt, indem hier der Begriff israelbezogener Antisemitismus eingeführt wird. Mag sein - und ich widerspreche auch nicht, dass es so ist -, dass Judenhass tatsächlich ein Motiv für Israelkritik sein kann. Die o.g. Punkte sind es für sich genommen jedoch definitiv nicht. Die Argumentation der IHRA ist hier (bewusst?) unscharf, entspricht nicht wissenschaftlichen Standards und öffnet so der Ideologisierung bzw. dem politischen Missbrauch Tür und Tor.

    • @Abdurchdiemitte:

      Das ist immer spannend, wie sich die Diskussionen beim Thema Israel so entwickeln.

      Oft landet man überraschend schnell im Postfaktischen.

      Wo bitte wird Israekritik kriminalisiert?

    • @Abdurchdiemitte:

      Ja, es ist so viel einfacher und falscher, israelisches Handeln mit anderen Maßstäben zu messen und nicht universalistisch. Entweder immer attackierend oder - häufiger - immer entschuldigend.



      Das lenkt so "schön" vom Antisemitismus à la Aiwangers oder Höckers ab.

  • Besser und ehrlicher als ich erwartet habe.

    "Gesinnungsprüfung?"

    Antisemitismus ist kein Fall von Kunst- oder Meinungsfreiheit.

    Soviel Differenzierung und Reflexion muss sein.

  • "Nach der Definition ist etwa auch die pro-palästinensische Boykottbewegung BDS als klar antisemitisch einzuordnen."

    Gibt es daran tatsächlich noch ernsthaften Zweifel?

    "Etliche BDS-nahe Gruppierungen verklärten oder verherrlichten die genozidale Gewalt der Hamas als Befreiungsschlag, die offizielle Webseite rief am 8. Oktober verstärkt dazu auf, die Kampagne zu unterstützen. Und die Terrorgruppen Hamas, PFLP, Demokratische Front zur Befreiung Palästinas (DFLP) und Islamischer Jihad in Palästina (PIJ), die Israel am 7. Oktober angriffen, sind durch die Koalition „Palästinensische nationale und islamische Kräfte“ bis heute Teil des sogenannten BDS-Nationalkommittees." www.amadeu-antonio...antisemitismus-13/

  • Sich von Netanayahu und seine Truppe einreden lassen, dass der Staat Israel besonderen Schutz vor kritischen Äußerungen genießen sollte, ist grob fahrlässig und lenkt vom Zentralen ab: Juden, ob Israeli oder nicht, welcher politischen Auffassung oder religiösen Ausprägung auch immer, haben Anspruch auf Schutz und Solidarität gegen Antisemitismus.



    Netanyahu als Regierungsschef in Israel hat hingegen keinen Anspruch, machen zu dürfen, was er will. Genauso wie sich Marokko endlich aus der Westsahara verziehen sollte

    • @Janix:

      "... lenkt vom Zentralen ab: Juden, ob Israeli oder nicht, welcher politischen Auffassung oder religiösen Ausprägung auch immer, haben Anspruch auf Schutz und Solidarität gegen Antisemitismus."

      Oder noch allgemeiner: Menschen, unabhängig von ihrer politischen oder religiösen Einstellung, haben Anspruch auf Schutz und Solidarität gegen jede Form von Diskriminierung und Verfolgung.

  • „Insbesondere Wissenschaftler*innen und Künstler*innen drohe eine Art Gesinnungsprüfung, fürchten manche.“

    Ist das jetzt eine Projektion der BDS Bewegung?

  • Diese Resolution ist unsinnig, denn (i) sie schießt über ein positives Ziel, wie friedlicher Dialog und gegenseitige Akzeptanz, hinaus, sie ist (ii) kontraproduktiv und (iii) entlarvt die liberale Demokratie als Hoax.

    (i) Die IHRA wurde gegründet, um einen Standard für ein Selbstverpflichtung zu Bildung und Information über den Holocaust, zu setzen. Später wurde daraus ein Instrument zur Zensur jeder offenen Diskussion über Themen wie Judentum und die Politk des Staates Israel.

    (ii) Es gibt immer noch weltweit zahlreiche Menschen, die an eine 'jüdische Weltverschwörung' glauben. Die IHRA-Definition und diese Resolution sind Wasser auf die Mühlen ihrer antisemitische Gesinnung.

    (iii) Die liberale Demokratie, die weniger auf egalitäre Mitbestimmung denn oligarchische Herrschaft setzt, steht in vielen Aspekten für bürgerliche Freiheitsrechte, z.B. auf Eigentum, Reisen usw., und deren Verteidigung. Diese 'Demokraten' haben zugleich weniger Bedenken, ausgerechnet bei Freiheiten, wie Kunst-, Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, die eine Opposition für Öffentlichkeit nutzen könnte, Einschränkungen zu machen.

    • @Stoersender:

      Das Ziel dieser Resolution soll aus Ihrer Sicht ein friedlicher Dialog und gegenseitige Akzeptanz sein?

      Zwischen wem denn?

      Zwischen den jüdischen Gemeinden in Deutschland und antisemitischen Organisationen, wie dem BDS, oder antisemitischen Personen?

      Weil Antisemitismus eben eine legitime Meinung ist?

      Weil alles andere Wasser auf den Mühlen der Antisemiten wäre?

      Dann sind diejenigen, die sich mit Juden in Deutschland solidarisch zeigen, eigentlich schuld am Antisemitismus?

      Ihre Sichtweise irritiert mich.

  • Weiter so mit bürokratisch-kapillarer Durchsetzung von abstrusen Definitionen zur De-Legitimierung von politischem Dissens.

  • Ich möchte beitragen, dass ich für diese Resolution enorm dankbar bin und hoffe, dass die angekündigten Gesetzesvorhaben zeitnah umgesetzt werden. Aus den Köpfen können wir Juden- und Israelhass nicht verbannen, aber die Umsetzung in Handlungen, Worte und Taten unterbinden und konsequent strafrechtlich verfolgen.

    • @*Sabine*:

      Ich widerspreche Ihnen da. Die IHRA Definition ist zu weit gefasst und widerspricht sich in Teilen.



      "Gesinnungsprüfung" vs "Meinungsfreiheit"



      Beides geht nicht.



      Hatten wir hier schon mal. Zuerst kam die "Gesinnungsprüfung" danach das Ende der "Meinungsfreiheit"



      Erst von einer kleinen Bewegung dann erfasste es alle.



      Gruselig!