Bund-Länder-Runde zur Coronapolitik: Entschieden unentschieden

Die Warnungen des Expertenrats vor Omikron sind drastisch – die politischen Schlussfolgerungen der Ampel daraus leider nur halbherzig und zögerlich.

Olaf schilz Hendrik Wuest Franziska Giffey bei der PK

Olaf Schulz Hendrik Wuest und Franziska Giffey am Dienstag Abend nach den Beratungen zur Corona-Pandemie Foto: Bernd Jutzczenka/reuters

Laut dem Expertenrat der Bundesregierung hört sich alles ziemlich düster an. Die Infektionszahlen sinken zwar derzeit. Die neue Omikron-Variante habe aber eine „nie dagewesene Verbreitungsgeschwindigkeit“ und unterlaufe zudem den bestehenden Infektionsschutz. Das alles könne zu einer „explosionsartigen Verbreitung führen.“ So steht es in dem am Dienstag gefassten Beschluss von Kanzler Olaf Scholz und den Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen der Länder. Die Informationen sind auf dem Tisch. Angesichts dieser drastischen Worte kommt einem die Schlussfolgerung daraus aber mindestens halbherzig vor.

Dass Bund und Länder auf Boostern und Impfen setzen, ist vollkommen richtig. Aber die verschärften Kontaktbeschränkungen werfen Fragen auf – ob sie grundsätzlich ausreichen, aber vor allem, was den Zeitpunkt betrifft. Spätestens ab dem 28. Dezember dürfen Geimpfte und Genese höchstens zu zehnt zusammenkommen, Kinder unter 14 werden nicht mitgezählt.

Großveranstaltungen dürfen dann nur noch ohne Zuschauer stattfinden, Clubs und Diskos machen dicht. Die scharfen Kontaktbeschränkungen für ungeimpfte Personen bleiben bestehen. Der gesetzte Beginn, „spätestens ab dem 28. Dezember“, ist völlig beliebig und Ausdruck politischer Unentschiedenheit.

Es ist kein Geheimnis: Die Län­der­che­f:in­nen sind sich uneins. Für Mecklenburg-Vorpommern werden die Maßnahmen etwa früher gelten, für andere Länder erst ab dem 28. Dezember. Ganz nach dem Motto: Erst Weihnachten, dann die Pandemiebekämpfung. Alles daran ist falsch, wenn gleichzeitig Krankenhäuser, Polizei oder Feuerwehr oder Stromversorger sich gerade auf ein worst-case-Szenario vorbereiten müssen, falls mit der Omikron-Varinate zu viele Arbeitskräfte ausfallen. Olaf Scholz hätte die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzen müssen, stattdessen hat er sie mit seiner Rede eingeschläfert.

Was die zermürbte Bevölkerung nach zwei Jahren Entbehrungen verdient hat, ist nachvollziehbares Handeln. Eine schnelle Reduktion von Kontakten hilft jetzt, um das Personal in den Kliniken zu schonen und die Überlastung der Kliniken zu verhindern. Weihnachten hin oder her. Und zu klarer Kommunikation könnte auch gehören, dass die neue Bundesregierung neue wichtige Informationen – wie neue Beschlüsse etwa – sofort in möglichst vielen Sprachen zur Verfügung stellt. Auch dies ist, wie so vieles andere auch, nicht passiert.

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Jahrgang 1984, ist Redakteurin im Parlamentsbüro der taz.

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