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Bürgerschaftswahlen in HamburgDanke, Hamburg!

Georg Löwisch
Kommentar von Georg Löwisch

Hamburg zeigt supersympathisch, was wahre Bürgerschaft heißt. Deutschland sollte sich daran ein Beispiel nehmen.

Wahlsieger: Der Hamburger Vorsitzende der Grünen-Fraktion Anjes Tjarks feierte am Sonntagabend Foto: dpa

B ürgerschaft, das klingt ein wenig satt und zufrieden, nach Alster und Michel, denn so heißt in Hamburg das Parlament. Was aber wahre Bürgerschaft heißt, das hat sich am Sonntag gezeigt: Die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt, sie holen sich ihre Politik zurück.

Ja, das Hamburger Ergebnis sagt erst mal nur etwas über Hamburg – aber was es sagt, daran sollte sich Deutschland verdammt noch mal ein Beispiel nehmen. In dieser Stadt haben die Menschen am Sonntag dokumentiert, dass sie ihre Demokratie stabil halten wollen. Dass sie zugleich endlich mit der Zukunft anfangen möchten, zuvorderst mit Umwelt- und Klimaschutz, denn ausweislich der Wahlnachfragen am Sonntag ist dies das wichtigste Thema, mit Abstand.

Eine Partei des Retro, die Ressentiment und Rassismus versprüht, holpert in diesem Hamburg nur gerade mal so ins Parlament. Die AfD am Limit. Danke, Hamburg!

In Hamburg war anderes wichtig. Wie viele Autos wollen wir im Stadtzentrum? Wie oft kommt der Bus? Was kostet er? Setzen wir im Kampf gegen die Klimakrise nur auf technische Erfindungen – oder müssen wir unser Leben ändern? Geht das Kohlekraftwerk Moorburg früher vom Netz? Was tun gegen die Wohnungsnot?

Nicht der Jurassic-Park

Nein, in Hamburg ging es nicht um die Krisen im Jurassic-Park von Berlin, jenem Abenteuer-Horror, bei dem man nie genau weiß, wann die Echsen umkippen und auf wen sie draufplumpsen. Die neuen Vorsitzenden der SPD wurden vorsorglich gar nicht eingeladen. Und der CDU in den aufgescheuchtesten Wochen ihrer Leidensgeschichte mag ja auch lieber niemand zu nahe kommen. All das schien weit weg, als läge Hamburg nicht an der Elbe, sondern irgendwo oben am Skagerrak. Die Hamburger diskutierten über ihren Alltag und ihre Zukunft. Super sympathisch, diese Stadt.

Und ja, diese Bürgerinnen und Bürger haben etwas hinbekommen, nicht nur weil sie die Wahlbeteiligung im Vergleich zum letzten Mal gesteigert haben. Sondern eben auch weil die AfD nur mickrige 5,3 Prozent schafft. Eine Partei, die in etlichen Wahlkämpfen den anderen ihre Sprüche aufgezwungen hat, war diesmal bloß am Schluss mit einer Frage präsent: ob sie überhaupt wieder reinkommt ins Parlament. Und das in einer Stadt, in der die rechtspopulistische Schill-Partei einst mit 19 Prozent in eine Regierung einzog. Aber vielleicht haben genau jene Jahre Hamburg einigermaßen immunisiert.

Diese Bürgerschaft ist nicht bürgerlich im Sinne des Bourgeois, was man in Hamburg wahrscheinlich mit dunkelblauen Goldknopfzweireiern oder grünen Wachsjacken verbindet und mit Pfeffersack übersetzt. Und erst recht bildet sich hier nicht jene „bürgerliche Koalition“, mit der sich die AfD zu maskieren versuchte. In Hamburg wirken Bürger als Citoyens, sie tragen das Gemeinwesen, stellen es über ihre Interessen, und ja: Dazu zählt auch eine Protestkultur, die nicht erst seit G20 hart für Bürgerrechte streitet.

Das ganze Setting ist umso eindrucksvoller, je mehr Deutschlands klassische bürgerliche Partei verfällt, die CDU. In Hamburg, wo es ihr sowieso selten gut ging, schaffte sie jetzt den Totalausfall. SPD und Grüne veranstalteten mit Peter Tschentscher und Katharina Fegebank einfach frech ihr eigenes Rennen.

Sozial-ökologische Spektrum wächst

Der strategische Erfolg der Grünen besteht auch darin, dass es ihrer Anhängerschaft mittlerweile völlig wurscht ist, dass die Partei im Bund auf eine Koalition mit der Union hinarbeitet, im Land aber Rot-Grün propagiert. Die Grünen nehmen trotzdem der Linkspartei Stimmen weg – als praktisch einzige Konkurrenz überhaupt.

Linke quer durch die Parteien heben nach Wahlen gern den Zeigefinger. Sie sagen dann mit gutem Grusel: Strukturell sind die Parteien rechts im Spektrum gefährlich stark, zwischen SPD, Grünen und Linkspartei wurden aber wieder mal nur Stimmen umverteilt.

Nun, in Hamburg kommen die drei zusammen auf 72,3 Prozent. Das liegt daran, dass sie mehr und mehr ausgreifen. Die Linkspartei profiliert sich mit Sozialthemen, hat zudem Erfolg bei Unter-25-Jährigen. Die SPD lässt der CDU wenig Raum, ist Honoratiorenpartei, Rentnerpartei und Polizeipartei. Die Grünen sind das Original in der Klimafrage. Kein linkes Lager ist das, sondern ein breites, links-liberal-sozial-ökologisches Spektrum voll Citoyens, die was wollen.

Und dafür steht Hamburg eben schon: Die Bürgerschaft, die diese Republik trägt, sie wandert nach links.

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Georg Löwisch
Autor
Viele Jahre bei der taz als Volontär, Redakteur, Reporter und Chefredakteur.
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46 Kommentare

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  • Die Grünen haben hinter sich ein kampferprobtes Bürgertum die gestalten wollen und weltoffen sind. Die CDU-CSU



    eins das dogmatisch im Denken des kalten Krieges verweilt und von



    Theodor Maunz nur mühsam wegkommt. ihnen sollte man sagen Franz Josef gab den alten Genossen Geld.

  • vorsicht Grüne



    der zugewinn in hamburg kommt mangels Alternativen.

  • Die spannende Frage, die alle Kommentatoren ausblenden, ist aber: was geschieht mit den Stimmen der AfD bei der OB-Wahl? Was ist, wenn die Nazis für den SPDKandidaten stimmen?

  • Ich bin von diesem Kommentar Georg Löwischs enttäuscht - inhaltlich und vor allen stilistisch.

  • Herr Löwisch träumt sich die Wahl schön: Die Cum-Ex-SPD und die Anti-Mietendeckel-Grünen sind etwa so links wie Merkel und Laschet.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Kennen Sie eine REALE Alternative, die zur Wahl stand? Eine, die besser gewesen wäre?

      Verteilen Sie meinetwegen "Links"-Schildchen. Politik machen eh andere.

      Von den ralen Möglichkeiten ist mir diese noch recht angenehm.

      In Sachen Cum-Ex und Mietendeckel sind die Messen im Übrigen noch nicht gelesen.

  • Ein großbürgerlich konservativer Landesverband der SPD und die dem "grünen" Kapitalismus anhängenden Grünen, sind für den Wirtschaftsstandort Hamburg ein Garant für ein prosperierendes "Weiter so" mit Gutes-Gewissen-Aufkleber.

    Sie stehen für Citoyens, die genau das wollen: Keine Veränderungen des Staus quo! U n d für die Bourgeoisie, die längst erkannt hat, dass mit z u s ä t z l i c h e m Klimaschutz und dem daraus folgenden z u s ä t z l i c h e n Wachstum, z u s ä t z l i c h e Gewinne generiert werden können.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Drabiniok Dieter:

      "U n d für die Bourgeoisie, die längst erkannt hat, dass mit z u s ä t z l i c h e m Klimaschutz und dem daraus folgenden z u s ä t z l i c h e n Wachstum, z u s ä t z l i c h e Gewinne generiert werden können."

      Endlich sagt es jemensch mal so deutlich!

  • Die SPD war in HH immer eine extrem konservative Partei. Die Grünen erst nach einer ideologischen Kehrtwende um 180 Grad.



    Vielleicht ist es einfach so, dass rechts neben den beiden führenden Parteien kaum mehr Platz ist (?).



    Ansonsten stimme ich HANNES HEGEL (unten, 9.00) zu. Am " 'Festival der Demokratie' aka G20-Polizeiorgie " kann man erkennen, wer in HH regiert und regieren wird. Diesen Polizeieinsatz hätte ich mir nur unter einer AfD Regierung vorstellen können.

  • Wie jetzt - Danke Hamburg, weil die AfD drin ist? das verstehe, wer will.

  • Was sind wir aus dem Häuschen.

    Und das:

    "Bürgerschaft, das klingt ein wenig satt und zufrieden, nach Alster und Michel, denn so heißt in Hamburg das Parlament. "

    Das Parlament heißt Alster und Michel?

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Bei Justierungen von Programmen bleibt die Poesie mitunter auf der Strecke.

      Ich freue mich, dass Herrn Löwisch die seine noch zur Verfügung steht. Bei Ihrem Post entdecke ich eher ein Vakuum.

      Als CDU-Anhänger hat man es nicht leicht in diesen Tagen.

      "Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung." (Volksmund)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Als CDU-Anhänger?

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Als CDU-Anhänger.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            "Als CDU-Anhänger."

            Mein Beileid... :(

  • Das Ergebnis für die AfD gestern zeigt IMHO eines: Wähler dieser Partei sind für das demokratische Spektrum nicht erreichbar. Wenn die Partei - wie gestern geschehen - ziemlich exakt die gleiche Anzahl Stimmen erhält wie 2015, und das ein paar Tage nach dem Morden von Hanau, kann man es sich sparen, zu versuchen das Klientel wieder für demokratische Parteien zu begeistern. Wenn das selbst nach Morden nicht passiert, passiert es nie.



    Ebenso lächerlich ist nun die These, es handle sich um Protest.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      Steile These. Weil also insgesamt genauso viele Menschen AfD gewählt haben wie vor 5 Jahren, sind es auch exakt die gleichen Personen.

      Vor den Aktionen in Thüringen und Hanau war die AfD bei 7-8%, letztes Jahr noch bei 8-10%. Da spielen natürlich mehr Faktoren eine Rolle als die von mir genannten. Aber der Trend ist denke ich deutlich.

      www.wahlrecht.de/u...ndtage/hamburg.htm

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Die AfD war vor fuenf Jahren noch eine ganz andere Partei als heute. Auch die Waehlerschaft duerfte sich deutlich gewandelt haben.

        Bundesweit bzw. bei der Ost-AfD vielleicht mehr, aber auch in Hamburg, wo frueher deer rechtsliberale Prof. Lucke fuer die AfD stand.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      Um Wähler zu kämpfen lohnt sich für politische Parteien fast immer.

      Ob diese Wähler AfD wählen - und ob die Motive dafür Protest und Widerspruch sind - ist für mich nachrangig.

      Da Wähler, egal welcher Partei, höchst komplexe und auch widersprüchliche Wesen sind, ist es auch möglich, sie an einer Stelle abzuholen - und andere Aspekte zu vernachlässigen.

      Menschen sind verführbar. Oscar Wilde meinte einmal: Ich kann allem widerstehen - nur nicht der Versuchung.

      Wer in AfD-Wählern NUR Show-Freaks und Monster sieht, wird für solche Gedanken kaum offen sein ...

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Ausweislich der Wahl gestern ist die Situation der AfD-Wähler hierzulande exakt dieselbe wie die der Trump-Wähler in den USA. Wie Trump so treffend bemerkte: "I could stand in the middle of Fifth Avenue and shoot somebody and I wouldn’t lose any voters". DAS wurde für die AfD-Wähler in Hamburg (in hiesigen Kontext natürlich) bewiesen.



        Und nein, ich sehe in AfD-Wählern weder "Freaks" noch "Monster". Ich sehe in AfD-Wählern Rechtsradikale Fanatiker, die für die Demokratie verloren sind. Und DAS müssen wir IMHO endlich akzeptieren.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Kaboom:

          NEIN, absolut nicht.

          Solange das Ankreuzen auf Wahlzetteln jedem selbst überlassen bleibt, gibt es dieses WIR nicht.

          • 7G
            74450 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            "Solange das Ankreuzen auf Wahlzetteln jedem selbst überlassen bleibt, gibt es dieses WIR nicht."

            Gibts das "wir" also nur, wenn uns der Politkommissar beim wählen über die Schulter guckt? :D

        • @Kaboom:

          "...DAS wurde für die AfD-Wähler in Hamburg (in hiesigen Kontext natürlich) bewiesen...."

          Wenn das ein Beweis sein soll (auch im hiesigen Kontext), dann Gnade uns Gott vor solchen Menschen wie Ihnen.

          • @Weiße Blase:

            Nun, gewisse Kreise mögen das anders sehen, WIR Demokraten erwarten nach rechtsradikal motivierten Morden Reaktionen bei Wählern, die angeblich gar nicht aus Überzeugung eine rechtsradikale Partei wählen, sondern aus Protest. Und wenn diese Reaktion nicht stattfindet, gibt es IMHO nur eine einzige Interpretation des Vorganges: Die angebliche Motivation Protest ist ganz schlicht eine Lüge. Diese Leute lehnen UNSERE Art zu leben genauso ab wie es radikale Islamisten tun. Nur die Opfer sind andere.

  • Bei niedrig stehender Sonne werfen auch Zwerge lange Schatten - alte Volksweisheit. 1. Da Jubelt die SPD, obwohl sie prozentual der größte Verlierer der Wahl ist. 2. Die Hamburger SPD ist politisch die CSU der Sozialdemokratie. 3. Die Grünen werden den Nachweis erbringen müssen, ob sie ihre Verdoppelung auch in mehr Einfluss auf die Landespolitik durchsetzen können. Es droht eher die weitere Kretschmanisierung - auf dem Weg zur Öko-CDU. 4. Es gelingt der AfD, trotz Hanau, trotz Höcke in der Hansestadt mehr Stimmen zu bekommen, als etwa die FDP..... Freude ist zulässig - Euphorie aber fehl am Platz.

  • Der wahre Bürger weiß:

    Nach dem zweiten Glas Sekt ist die Welt supersympathisch!

    • @pitpit pat:

      Dann kann auch Herr Löwisch behaupten:

      "Die Bürgerschaft, die diese Republik trägt, sie wandert nach links."

      Und ich frage mich: Wie weit rechts stand denn vorher die Bürgerschaft?

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Aber, aber, das wissen wir doch.

        Hamburg ist sicherlich nicht die Stadt, die einem zwangsläufig zu Toleranz und Weltoffenheit einfällt. Hamburger Kessel schon eher.

        Und dennoch halte ich (Stichwort: kleineres Übel) Freude für angemessen. Es sei denn, Ihnen wären 30% CDU, 10% FDP, 10%AfD lieber.

        Alternativen sind nur die, die auch zur Verfügung stehen.

        Ich träume von anderen Konstellationen. Ganz ohne FDP.

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Ich habe längere Zeit in HH gelebt. Das Bürgertum in HH ist durchaus weltoffen, jedoch nicht -wie in Berlin- auf Multikulti getrimmt. Streng konservativ und weltoffen schließen sich zumindest in HH nicht aus. Im Gegenteil. Sonst wäre der Erfolg der Grünen nicht zu verstehen.

  • Der ehemalige SPD-Finanzsenator steht auch für fehlende Konsequenz bei Cum Ex Geschichten, während viele Grüne inzwischen nicht mehr auf postindustrielles Wirtschaften setzen, sondern auf Tesla, also auf individuelle Motorisierung durch viele kleine Schrottkisten, über wahnsinnige Produktionsabläufe, wenig recycling und "more of the same". Die Stimmung ist gut, auch bei mir, aber wenn man tiefer über die Themen nachdenkt, drängt sich einem die Notwendigkeit einer ganz anderen Politik auf.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Ataraxia:

      Fehlende Konsequenz: das stimmt.

      Leider können Wähler nur zwischen dem wählen, was im Sortiment ist. Und da kann dann am Ende die Wahl auf das kleinere Übel fallen.

      Bürgerliche Parteien sind wahrlich kein Born der Freude und bieten wenig Anlass zu Jubelarien.

      Im Bund und in der EU hat die SPD - gerade in Sachen Cum-Ex - großen Nachholbedarf.

      Kluge Wähler werden ihr dabei helfen, indem sie sie mit der Nase in den stinkenden Haufen drücken. ;-)

      • RS
        Ria Sauter
        @76530 (Profil gelöscht):

        Hoffen wir auf das "in den stinkenden Haufen" drücken

    • @Ataraxia:

      @R&B und Hannes Hegel:



      Ihr habt ja beide recht! Das ist leider auch ein Problem an uns Linken: wir haben (oft leider) recht – aber niemand will es hören! Menschen sind gut darin, die Wahrheit nicht hören zu wollen, insb. dann, wenn es weh tut!



      Deswegen bin ich mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass es besser ist, eine positive Idee rüberzubringen, statt „Die anderen machen nur Schrott – dass will ich nicht.“ lieber „Ich will …“.



      Im Hamburg bringen SPD und Grüne jeweils von den Wählern positiv bewertete Ideen rüber; natürlich sind diese im kapitalistischen Rahmen, natürlich kann es gut sein, dass die Ideen nicht ausreichen, Grüne und SPD in Hamburg nicht die Welt retten. Aber CDU, FDP und AfD werden das auch nicht tun. Die rot-grüne Regierung muss Sie beide ja nicht davon abhalten, in HH mehr zu tun in die richtige Richtung (ich wünsche viel Erfolg dabei und freue mich auch über Ihre Unterstützung 😊).



      Liebe Grüße E.

    • RS
      Ria Sauter
      @Ataraxia:

      Zustimmung in allen Punkten.

  • Die SPD in Hamburg hat das 'Festival der Demokratie' aka G20-Polizeiorgie zu verantworten - Untersuchung? Fehlanzeige. Die Grünen stehen eher für kosmetischen Klimaschutz, indem sie Morburg zulassen - aber bitte nur mit riesigem Ventilator, damit die Kondenswolken nicht sichtbar über der Stadt hängen. Die CDU hat damals mit Schill paktiert (der sich so bürgerlich geben konnte wie es die AfD noch imm versucht), und würde es jederzeit wieder tun. Die FDP? Naja... Und das Hamburger Wahlvolk? Das ist scheinbar genau das: Satt und zufrieden.

    • @Hannes Hegel:

      Es hat zum Großteil nicht die Faschisten von der AfD gewählt. Das ändert nichts an den berechtigten Einwänden gegen die Politik der anderen Parteien. Aber es ist ein besseres Wahlergebnis als in Ostdeutschland und Baden-Württemberg. Das ist trotz allem ein Ergebnis, das einen freuen kann und leichten Optimismus zulässt.

  • Jepp, die Bürgerschaft wandert nach Links. Ich kenne kein Linkes Project das jemals auf Dauer funktioniert hätte. Nicht Eines , aber vielleicht kennt Ihr welche.

    • @Reinhard Roller:

      Vielleicht haben Sie nur nicht richtig geschaut. Aber vielleicht ist Ihre Bemerkung einfach absurd.

    • @Reinhard Roller:

      Die Hamburger SPD als "links" zu bezeichnen hätte ja fast "heute show"-Qualität :-D

      Zu Ihrer anderen Frage eine Gegenfrage: kennen Sie ein Rechtes Projekt, das auf Dauer funktioniert hätte?

    • @Reinhard Roller:

      bitte was , so gut wie alle gesellschaftlichen Entwicklungen, der letzen Jahrhunderte sind Linke Projekte gewesen.

      • @Dezimalrentner:

        Faschismus vergessen?



        "so gut wie alle gesellschaftlichen Entwicklungen, der letzen Jahrhunderte sind Linke Projekte gewesen."

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Äh, SPD juhuu, CDU buhh? Die Sozen haben rund doppelt soviel Prozentpunkte verloren wie die Schwarzen. Das eine soll ein fulminantr Sieg sein, das andere Auflösung?

    • @80576 (Profil gelöscht):

      Mit der Statistik ist das so eine Sache.



      Ihre „Prozentpunkte“ sind die Anteile von ALLEN Wählern. Ihre Argumentation tut so, als ob z.B. die SPD vorher 100% gehabt hätte.



      Gegenrechnung: Sagen wir, die SPD wäre von 45,6 % auf 40 % gesunken. Dann wäre dann ein Minus von 12 % ihrer Wähler aus 2015.



      Die CDU ist von 15,9 % auf 11,2 % gesunken und hat damit fast 30 % ihrer Wähler eingebüßt.



      Sieg bei einer Wahl bedeutet übrigens, die stärkste Fraktion geworden zu sein – egal, wie die Gewinn-Verlust-Rechnung ausfällt.

  • "Eine Partei des Retro, die Ressentiment und Rassismus versprüht, holpert in diesem Hamburg nur gerade mal so ins Parlament. Die AfD am Limit."

    Auf der anderen Seite sind deren Wähler äußerst zäh. Trotz Mega-Shitstorm nach Erfurt und Hanau nur geringste Verluste und das auf äußerst schwierigem Pflaster in der Hansestadt. Wie würde die Partei abschneiden, wenn sie gesellschaftlich anerkannt wäre und medialen Rückenwind wie die Grünen hätte?

    Man sollte zur Sicherheit auch nochmal die absoluten Zahlen vergleichen, die ich jetzt nicht parat habe. Hat die Wählerschaft der AfD im Vergleich zu 2015 nominal abgenommen? Die Wahlbeteiligung ist ja deutlich gestiegen. Zumindest mussten FDP und besonders die CDU deutlich mehr Federn lassen. Hamburg ist politisch in vielen Dingen ein Sonderfall und nicht repräsentativ für den Rest der Republik. Die Hamburger SPD war im Prinzip immer eine rotlackierte CDU.

    • @Jan:

      2015: 44784 Stimmen für die AfD



      2020 (vorläufig/vereinfacht): 44370



      Die absoluten Verluste liegen also im Bereich der Sterberate. Das Ergebnis zeigt genau eins: Die Eindämmung des parlamentarischen Faschismus funktioniert einzig durch neu wählende, vor allem junge Menschen im urbanen Milieu. Dass das nicht auf Flächenländer (im Osten) zutrifft, liegt auf der Hand.