piwik no script img

Bedeutung des Urteils zu Xavier NaidooAntisemitismus beim Namen nennen

Das Landgericht Regensburg beschließt, dass der Sänger Xavier Naidoo nicht Antisemit genannt werden darf. Ein Urteil mit gefährlicher Symbolkraft.

Mehr als nur ein schlechter Sänger: Xavier Naidoo Foto: dpa

Xavier Naidoo spricht bei Treffen von sogenannten „Reichsbürgern“, übernimmt in seinen Liedern Wordings der neuen Rechten und reproduziert judenfeindliche Stereotype. Doch ist Naidoo ein Antisemit? Niemals. Zumindest darf man ihn künftig nicht mehr als einen bezeichnen. So lautet das Urteil des Landgerichts Regensburg vom vergangenen Dienstag. Das Urteil hat noch keine Rechtskraft. Geklagt hatte der Sänger der Band „Söhne Mannheims“ gegen eine Referentin der Amadeu Antonio Stiftung, die noch in Berufung gehen kann.

Diese hatte im vergangenen Jahr vor Publikum gesagt: „Er ist Antisemit, das ist strukturell nachweisbar.“ Laut Richterin Barbara Pöschl konnte die Referentin ihre Vorwürfe nicht belegen. Zwar handele es sich bei der Aussage der Referentin, um eine Meinungsäußerung, doch hier überwiege das Persönlichkeitsrecht des Sängers. Richterin Pöschl verkündete in ihrer Urteilsverkündung, dass Naidoo nicht „in seinem ganzen Tun und Denken als Antisemit einzustufen ist“.

Gerade diese Argumentation verdeutlicht, wie schwierig das Urteil ist. Es wirft die Frage auf: Ist jemand ein*e Antisemit*in, wenn er oder sie etwas Antisemitisches sage? Wer das bejaht, muss demnach auch Menschen, die etwas Rassistisches oder Sexistisches sagen, als Rassist*innen oder Sexist*innen bezeichnen. Doch wer bitte sind die Menschen, die noch nie einen stereotypen Witz erzählt haben? Die sich immer einmischen, wenn sie diskriminierendes Verhalten sehen? Die noch nie eine PoC für ihr gutes Deutsch gelobt haben oder sie gefragt haben, woher sie „wirklich“ kommen?

Menschen, die noch nie jemanden diskriminiert haben, durch Gedanken, Worte oder Taten, gibt es nicht. Sie dann als Rassist*innen, Sexist*innen oder Antisemit*innen zu bezeichnen, ist richtig, denn es zeigt auf, wie ganzheitlich und strukturell diese Diskriminierungsformen sind. Denn Diskriminierung ist nie das Fehlverhalten eines*r einzelnen. Es sind Denkmuster und Strukturen, die unsere Gesellschaft verinnerlicht hat und ständig reproduziert. Doch wie dann unterscheiden zwischen einer Alice Weidel, Xavier Naidoo und der Nachbarin?

Entscheidend ist, wie wir damit umgehen, wenn wir selbst oder andere erkennen, was wir sagen, denken oder tun. Ob wir versuchen, unser Verhalten kritisch zu hinterfragen und daraus lernen.

Antisemitische Klischees und Codes

Wer das nicht tut, ist das Problem. Und einer von ihnen ist Naidoo. Er widerspricht der Aussage der Referentin, er sei Antisemit. Er begründet es damit, dass sein Sohn ja einen hebräischen Namen trage. Doch diese Argumentation ist in etwa so haltbar, wie „Ich bin kein Rassist, ich habe einen schwarzen Bekannten“ oder „Ich kann kein Sexist sein, denn meine Mutter ist ja eine Frau“.

Die Referentin der Amadeu-Antonio-Stiftung bezieht sich im Prozess auf seine Liedtexte, in denen er Antisemitisches reproduziert. Dort singt er: „Baron Totschild gibt den Ton an“. Er benutzt Totschild als eine Chiffre für die jüdische Bankerfamilie Rothschild und reproduziert damit die Verschwörungstheorie, dass Juden die Allmacht über das Finanzwesen hätten. In einem weiteren Lied heißt es: „Muslime tragen den neuen Judenstern. Alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“ Darin ist nicht nur eine Verharmlosung des Holocausts, sondern auch Hetze gegen Muslim*innen zu lesen.

Naidoo behauptete vor Gericht, diese antisemitischen Klischees und Codes nicht zu kennen. Und zeigt damit, dass er das Problem nicht verstanden hat oder nicht verstehen will. Als eines kann man ihn damit auf jeden Fall bezeichnen: ignorant.

Falsches Signal

Wenn wir antisemitische Äußerungen und Verschwörungstheorien nicht mehr als solche benennen, ist das falsch. Das Gerichtsurteil vermittelt den Eindruck, es sei okay diese Stereotype zu reproduzieren und erweitert damit den Bereich des Sagbaren.

Es entsteht eine Grauzone, die damit auch künfitg weiter genutzt werden kann, um Menschenverachtendes weiterzuverbreiten. Doch gerade in Zeiten, in denen Hass auf Juden und Jüdinnen in Deutschland zunimmt und junge Männer mit Kippa auf offener Straße verprügelt werden, ist es notwendig, die Dinge beim Namen zu nennen.

Und das hätte auch im Urteil von Naidoo passieren müssen. Denn die Kunstfreiheit wurde beim Urteil berücksichtigt, nicht aber welchen Einfluss und welche Reichweite Naidoo mit seinen Liedern hat. Und wenn Naidoo nicht als Antisemit bezeichnet werden möchte, sollte er aufhören Antisemitisches zu sagen. Vielleicht sollte er besser wieder von irgendwelchen steinigen Wegen singen. Oder einfach gar nicht mehr.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

45 Kommentare

 / 
  • Antisemiten tolerieren es nicht, wenn man das Kind beim Namen nennt. Die Frage, die ich mir gerade stelle, ist es strafrechtlich relevant, wenn man ein Antisemit ist? Ist es verboten, ein Antisemit zu sein? Falls die Antworten "nein" lauten, warum darf jemand, der bei einer anderen Person antisemitische oder rassistische Äußerungen vernimmt, nicht sagen: "Du bist ein Antisemit" oder "Du bist ein Rassist"? Wenn das mein Eindruck von der Person ist, dann kann ich es als freie Meinungsäußerung sagen. Klar, Antisemitismus wird sofort mit Holocaust in Verbindung gebracht, und wer will schon gerne in die Nähe von Massenmördern gerückt werden. Wenn also jemand nicht als Antisemit bezeichnet werden darf, gibt es ein Gesetz, wonach es verboten ist, antisemitische Äußerungen zu machen?

  • Was hat er denn nun antisemitisches gesagt. Das vermisse ich so oft bei der Taz. Ein Fass aufmachen, damit man jemanden als Antisemiten bezeichnen kann, aber keine konkreten Beispiele nennen. Da regen sich die ganzen rechten Spackos zurecht auf...

    • @axel prosbt:

      Sie haben den Artikel offensichtlich nicht ganz oder nur unaufmerksam gelesen. Für einen Kommentar hat es scheint‘s dennoch gereicht?

      • @Konrad Ohneland:

        ja und wenn man den artikel liest, liest man nur fehlerhafte vorwürfe...

        hat den irgendjemand der diskutanten den text des liedes überhaupt gelesen..??

        also alle mal in klausur und nicht von den jungjournalisten flausen in den kopf setzen lassen

  • Wir haben beim Wort "Antisemit" zwei Tendenzen. Zum einen ist es eine absolute Abwertung einer Person, die einer sozialen Vernichtung gleichkommt. Hier hat das Gericht recht, dass es die Hürden hoch hängt. Gleichzeitig ist aber die Schwelle um etwas als antisemitisch zu bezeichnen immer weiter abgesenkt worden. Nach diesem Maßstab wäre die Bezeichnung durchaus gerechtfertigt gewesen. Um immer höhere Zahlen von Sexismus, Rassismus, Antisemitismus zu bringen, werden immer neue Formen identifiziert, so dass der Begriff ständig ausgeweitet wird. Gleichzeitig wird der Begriff skandalisiert. Beides zusammen funktioniert aber auf Dauer nicht. Entweder verwässert der Begriff durch seine Ausweitung oder aber er wird durch die Skandalisierung eingeschränkt. Lösungsmöglichkeit wäre es, zwischen harten und weichem Antisemitismus begrifflich klar zu trennen. Weicher Antisemistismus ist von Meinungsfreiheit gedeckt, kann aber als gesellschaftliche Fehlentwicklung kritisiert werden. Harter Antisemitismus sollte dagegen als Straftat verfolgt werden.



    Wer etwa Facebook und Zuckerberg oder auch Rothschild kritisiert, dem könnte weicher Antisemitismus vorgeworfen werden, wenn er Nichtjuden weniger stark kritisiert. Wer dagegen den Holocaust leugnet, die Vernichtung Israels fordert oder gar selbst Gewalt anwendet, begeht harten Antisemitismus. Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir hier klarer trennen.

    • @Velofisch:

      Harter Antisemitismus, weicher Antisemitismus, wie wärs noch mit einem halb-harten Antisemitismus? Gibts für den weichen dann auch Pillen?

  • Die Autorin behauptet, "Menschen, die noch nie jemanden diskriminiert haben, durch Gedanken, Worte oder Taten, gibt es nicht. Sie dann als Rassist*innen, Sexist*innen oder Antisemit*innen zu bezeichnen, ist richtig". Laut der Autorin gibt es also *nur* Antisemiten. Die Richterin wird dagegen im Artikel so zitiert: "Richterin Pöschl verkündete in ihrer Urteilsverkündung, dass Naidoo nicht „in seinem ganzen Tun und Denken als Antisemit einzustufen ist“." Nach dieser Deutung gibt es *gar keine* Antisemiten, denn wenn ich morgens zum Klo gehe, tue ich das in nicht-antisemitischer Weise. Und wenn ich die Vögel auf der Terrasse füttere, mach ich das auch nicht antisemitisch. Also gibt es niemanden, dessen *ganzes* Tun und Denken antisemitisch ist. Ein Urteil wie ein Blankoscheck!

    Was denn nu? Alle oder keiner? Egal?

  • Ich kann zwar weder Herrn Naidoo noch seinen jammerigen Gesang leiden, aber ist DAS wirklich alles, was die Dame von der Amadeu-Antonio-Stiftung als Begründung für ihren Vorwurf vorweisen kann?



    "Die Referentin der Amadeu-Antonio-Stiftung bezieht sich im Prozess auf seine Liedtexte, in denen er Antisemitisches reproduziert. Dort singt er: „Baron Totschild gibt den Ton an“. Er benutzt Totschild als eine Chiffre für die jüdische Bankerfamilie Rothschild und reproduziert damit die Verschwörungstheorie, dass Juden die Allmacht über das Finanzwesen hätten. In einem weiteren Lied heißt es: „Muslime tragen den neuen Judenstern. Alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“ Darin ist nicht nur eine Verharmlosung des Holocausts, sondern auch Hetze gegen Muslim*innen zu lesen."



    Letzteres würde ich so wie es hier steht sogar klar als Kritik an der vorherrschenden Hetze gegen Muslime lesen.



    Die intellektuelle Dünnbrettbohrerei geht aber noch weiter:



    "Menschen, die noch nie jemanden diskriminiert haben, durch Gedanken, Worte oder Taten, gibt es nicht. Sie dann als Rassist*innen, Sexist*innen oder Antisemit*innen zu bezeichnen, ist richtig"



    Ergo sind wir sowieso alle R*, S* und A*, der Vorwurf somit bedeutungslos. Wtf?

    • @Flipper:

      Also der „Totschild“-Spruch ist lehrbuchmäßiger Antisemitismus (und schadet damit der Kritik am Finanzkapitalismus – doppelt daneben).



      Mit der Muslime-Judenstern-Sache haben Sie natürlich recht. Auch wenn der Vergleich selbst völlig realitätsfern ist.

  • www.google.de/amp/...-a-455029.amp.html

    Er ist zumindest Aluhutträger und Anhänger von Verschwörungstheorien. Es ist sicher nur ein kurzer Weg von dieser Position zum Antisemitismus, wenn dieser nicht eh zur Idee der Reichsbürgerbewegung zugehörig ist. Außerdem ist er ein zu stupidem Pathos neigender Idiot, der sich für irgendwie erleuchtet erlebt.



    Ein Wutbürger wie aus dem Bilderbuch.

  • Gut, dass das Gericht nicht diesen Tunnelblick hat, der aus Blödmännern sofort Rassisten oder Antisemiten macht. Mehr als die hier zitierten Textzeilen kenne ich nicht. Wenn man daraus so schwere Vorwürfe wie Antisemitismus oder Rassismus ableiten will, muss man ein seltsames sprach- oder kunstpolizeiliches Sendungsbewusstsein haben.

    • @Rolf B.:

      Wie schwer dieser Vorwurf wiegt ist eine Frage der Begriffsauslegung. Dem Dafürhalten der Autorin nach trifft er alle Menschen:

      „Menschen, die noch nie jemanden diskriminiert haben, durch Gedanken, Worte oder Taten, gibt es nicht. Sie dann als Rassist*innen, Sexist*innen oder Antisemit*innen zu bezeichnen, ist richtig, denn es zeigt auf, wie ganzheitlich und strukturell diese Diskriminierungsformen sind.“

      Ich halte solche Inflationierungen für politisch sehr unklug (muss wohl nicht erläutern warum), sie liegen aber stark im Trend.

    • @Rolf B.:

      Antisemitismus beginnt nicht erst, wenn Juden vergast werden, sondern hat viele Nuancen.

      • @Nicky Arnstein:

        Kommentar entfernt. Bitte Netiquette beachten.

  • In jedem Fall unappetitlich. Antisemitismus ist nicht zu goutieren. Fragt sich, wann ein Antisemit, Antisemit genannt werden darf.

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ...wo liegt hier eigentlich das Problem?



    Jeder, auch Sie, Frau Schwarz, darf Herrn Naidoo auch weiterhin als sog. Antisemit bezeichnen.



    Vor Gericht sollten Sie dann allerdings eine schlüssige Erklärung vorlegen können, wieso Herr Naidoo in Ihren Augen ein sog. Antisemit ist.



    Alles und jeden als 'Antisemit', 'Rassist' oder 'Sexist' zu bezeichnen führt nicht weiter und macht auch keinen Sinn.

  • Ich wundere mich, warum hier diese beiden noch eher moderaten Textzeilen zitiert werden, die krass antisemitischen Klopper sind doch ganz andere... (z.B. "Für eure Puppenspieler seid ihr nur Sachverwalter")

    Wenn sich das Urteil nur auf die beiden genannten Zeilen stützt, dann kann ich es nachvollziehen... irgendwas ist es dann aber falsch gelaufen in dem Verfahren, wichtige Belege nicht vorgebracht/berücksichtigt...

  • Schade, dass man zu Antisemiten nicht mehr Antisemiten sagen darf, was aber bestimmt noch geht, ist:



    'Herr Naidoo unterstützt mit Worten und Taten struckturen die für ihre antisemitischen Haltungen bekannt sind und sorgt dadurch das Antisemitismus wieder salongfähig wird.'

  • Den Sänger finde ich absolut unsymphatisch und recht arrogant.



    Seine Liedtexte kenne ich kaum.



    Die zwei Beispiele interpretiere ich aber auch eher als Gesellschaftskritik an Bankern bzw. an Islamphobikern. Den angeblichen Antisemitismus aufgrund dieser Zeilen sehe ich doch eher als schwach konstruiert an.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Darf ich ihn einen Deppen nennen?

    • @970 (Profil gelöscht):

      Ja!

  • Habe ich nicht vor kurzem erst gelesen: Das muss der Rechtsstaat aushalten?

    Ohne das Lied zu kennen (man darf mich gerne aufklären) erscheint mir die zitierte Songzeile in der es heißt, dass alle Muslime Terroristen sind, als Gesellschaftskritik. Insb. mit dem Hinweis auf den Judenstern. Man brandmarkt sie in der Öffentlichkeit und separiert sie. Das ist die Aussage, die ich den zwei Songzeilen entnehme.

  • Wenn jeder schon etwas Antisemitisches gedacht hat und jeder dadurch Antisemit ist, dann verliert das Wort jegliche Bedeutung.

    • @Christian:

      Welche antisemitische Gedanken sind Ihnen denn schon mal so durch den Kopf gegangen?

  • Darf man ihn dann als "den Sänger, den man nicht als Antisemiten bezeichnen darf " nennen?

  • ...kein falsches Zeugnis wider Deinen Nächsten...



    ist auch im deutschen Recht zum Glück ein hohes Gut.

    Darüber sind schon Viele gestolpert, aber das hat nichts mit der Grenze des Sagbaren zu tun.



    In dem Prozess geht es darum, dass man öffentlich bekundete persönliche Vorwürfe tatsächlich beweisen kann.

    Die zitierte öffentliche Aussage von Frau Pöschl war daher juristisch einfach nur dumm. (Persönlich ist sie mir sympathisch.)

    Besser wäre gewesen:



    - Herr X verwendet antisemitische Texte



    - Herr X unterstützt Reichsbürger, indem er bei Ihnen auftritt



    - etc.

    Die Botschaft wäre bei allen Zuhörern in derselben Intensität angekommen.



    In dieser Hinsicht kann man von der Kommunikation der AfD oder z.B. von Herrn X noch viel lernen.

  • Da trieft ja nahezu jeder Absatz vor logischen Fehlschlüssen.



    Bitter!

  • Ich bin ganz anderer Meinung als die meisten Zeitungen.

    ich sehe Xavier Naidoo hier eindeutig in der Opferrolle. Leute die versuchen ihm irgendwie solche Unterstellungen zuzuschreiben und sich da meiner Meinung nach hinein steigern. Natürlich gibt es die Möglichkeit die genannten Aussagen so zu interpretieren wie die besagte Referentin. Betrachtet man die Person Naidoo als ganzes, so kommt man zu dem Schluss, dass der Begriff Antisemit nicht Zutrifft.

    Bezüglich der Totschild - Passage ist in meinen Augen die Interpretation zutreffender, dass Rotschild als Symbol des Finanzwesens und deren Macht über unsere heutige Politik dient und nicht als Hassymbol gegen Juden.

    Und was die Passage angeht:



    „Muslime tragen den neuen Judenstern. Alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“

    Die Interpretation ist VOLLKOMMEN aus dem Zusammenhang gerissen und instrumentalisiert wurden. Die Passage dient als Symbol, dass der Westen Muslime als neues Feindbild aufbaut und sie ja durch Ihren Glauben und Hautfarbe meist deutlich sichtbar in der Gesellschaft sind, (ähnliche wie der Judenstern damals). Xavier Naidoo positioniert sich KLAR und deutlich gegen Krieg und Kriegstreiberei vom Westen gegen die Muslime. Das hier versucht wird Judenfeindlichkeit herauszulesen ist völlig überzogen und nicht angebracht.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Henrik WM:

      Die Passage zeigt das eigentliche Problem auf: Naidoo schreibt Texte auf geringem Niveau, die er mit seiner Stimme aufmöbelt. Schöne Stimme, schlechte Texte. Solange er Liebeslieder für Gott geschrieben hatte, war das nicht so stark aufgefallen.

    • 9G
      96830 (Profil gelöscht)
      @Henrik WM:

      Die Rothschilds sind tatsächlich ein Paradebeispiel für böse Kapistalisten, und ansich würde ich Ihnen recht geben.



      Bei Naidoo ist es aber definitiv Antisemitismus.



      Schauen Sie sich da doch mal den Zusammenhang an:



      "Baron Totschild gibt den Ton an, und er scheißt auf euch Gockel



      Der Schmock ist'n Fuchs und ihr seid nur Trottel"



      Da wird direkt Bezug darauf genommen, dass es sich nicht nur um böse Kapitalisten handelt, sondern um böse JÜDISCHE Kapitalisten.

    • @Henrik WM:

      "dass Rotschild als Symbol des Finanzwesens und deren Macht über unsere heutige Politik dient"



      Und warum pickt er sich gerade eine jüdische Bankerfamilie aus? Warum nicht Warren Buffett oder einen anderen?



      Der Typ ist ein Antisemit!!!

      • @Andreas J:

        Weil man mit dem Namen Rothschild eine größere und auch bestimmtr Zielgruppe erreicht. Sogar dann, wenn man den Namen verbalhornt. X.N. spielt mit dem Namen und bringt den Tod ins Spiel. Was wohl die Botschaft dieses Wortspiels ist?

    • @Henrik WM:

      „Muslime tragen den neuen Judenstern. Alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“



      Sie schreiben: "Die Passage dient als Symbol, dass der Westen Muslime als neues Feindbild aufbaut und sie ja durch Ihren Glauben und Hautfarbe meist deutlich sichtbar in der Gesellschaft sind, (ähnliche wie der Judenstern damals)."



      Der Judenstern war eine von den Nazis den Juden per Gesetz auferlegte äußerliche Kennzeichnung, welche Juden auf den ersten Blick erkannbar machen sollte (wenngleich doch die Antisemiten angeblich Juden sofort aufgrund der "rassischen Merkmale" erkennen konnten) . Es wäre mir neu, dass der Westen Muslime z.B. mit einem Halbmond, kennzeichnet. Ein solcher Vergleich relativiert also die Kennzeichnungspflicht der Juden unter den Nazis. Und ich wüsste auch gerne, wie Sie von der Hautfarbe eines Menschen auf seine Religion schließen können. Finden Sie das nicht etwas rassistisch? Insgesamt ist Ihre Argumentation für mich an den Haaren herbeigezogen. Sie überzeugt mich nicht, dass der genannte Sänger nicht das ist, als was er nicht genannt werden darf. Denn es geht ja auch nicht nur um seine Liedertexte, sondern auch um das Publikum, vor das er aufgetreten ist.

      • @Nicky Arnstein:

        Vielen Dank für Ihre Antwort.

        Wie ich in meiner ursprünglichen Aussage gesagt habe, könnte man es so interpretieren bezüglich der Totschild / Rothschild-Passage. Unter der Sicht ist die Wortwahl durch Herrn Naidoo schon unglücklich gewählt. Nimmt man die Passage aber im Zusammenhang mit dem zugrundeliegenden Songtext, so sehe ich es als Symbol für das Finanzwesen und anderen Wirtschaftszweigen, die durch Lobbyismus und anderen Instrumenten großen Einfluss auf unsere Politik nimmt.

        Was die Passage mit den Muslimen angeht so Bedarf es bei der heutigen Berichtserstattung gar keinen Halbmond als Kennzeichnung. Unsere Politik ist überproportional ausgerichtet bezüglich Terrorismusbekämpfung aus Islamisch geprägten Ländern. Unsere Medien berichten jeden Tag davon. Auf Dauer entsteht so ein Feinbild von Menschen aus dem arabischen Raum. Dadurch entsteht Hass und aus den entstehen Konflikte und Kriege. Konzerne und Politik schüren das noch alles.

        Mit meiner Aussage habe ich einen Stereotyp aufgegriffen nach der unterstellt wird, dass alle arabisch aussehenden Menschen Muslime sind. Vllt. war meine Formulierung unglücklich aber keinesfalls rassistisch gemeint. Das ist aber ein gutes Beispiel was bei Xavier Naidoo passiert. Ein Satz wird genommen und schlecht oder anders interpretiert worden. Das gesamte Auftreten von ihm kann trotzdem nicht als Antisemitisch bezeichnet werden. Es war weder offen kommuniziert, noch wiederholt worden. Das wurde von Anfang an so von ihm (Naidoo) kommuniziert worden.

        Was das Publikum angeht vor dem Naidoo spielt. Da ist die Frage was er singt, und was er im Konzert sagt und rüberbringt. Er kann nix dafür welche Personen seine Tickets kaufen und seine Konzerte besuchen.

        • @Henrik WM:

          Wollen Sie leugnen, dass sich der Terrorismus in den letzten 20-30 Jahren vor allem in muslimisch geprägten Ländern abspielt und dass die Täter Muslime sind, die obendrein im Namen Allahs Attentate verüben? Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, dass die zunehmende Hinwendung von Muslimen zu radikalen Formen des Islam, was sich u.a. auch dadurch ausdrückt, dass Burkas und Schleier zunehmend das Erscheinungsbild europäischer Städte prägen, zu Ängsten vor islamistisch motivierten Terror führt und zu einer Ablehnung gegenüber solchen radikalen Erscheinungsformen, die man mit Terror verknüpft? Natürlich sind nicht alle streng gläubige Muslime Terroristen, dennoch lehnen die meisten die westliche Kultur und Freiheit ab. Siehe Saudi Arabien, wi erst jetzt Frauen gnädigerweise Auto fahren dürfen.

    • @Henrik WM:

      "Bezüglich der Totschild - Passage ist in meinen Augen die Interpretation zutreffender, dass Rotschild als Symbol des Finanzwesens und deren Macht über unsere heutige Politik dient und nicht als Hassymbol gegen Juden."

      Ziemlich naive oder heuchlerische Interpretation. "Rothschild" gehört zu der Kodierung von Namen, die von Antisemiten sofort mit Juden/Judentum assoziiert werden. Siehe diesen ausführlichen Artikel, in dem es um die jüdische Bankiersfamilie Rothschild geht, deren Name schon von den Nazis für ihre antisemitische Propaganda missbraucht wurde.

      www.welt.de/politi...EU-auffressen.html

      • @Nicky Arnstein:

        Na ja, es gibt die Bank Rothschild noch und die wurde von Gerhard Schröder beraten. Daher hat er nach eigener Aussage den Namen gewählt, um auf die Verknüpfung der Politik mit den Banken hinzuweisen. Hört sich für mich erst mal plausibel an. Wenn es in den Liedern von ihm (die ich alle nicht kenne) gerade einmal zwei Passagen gibt, die man zudem entschlüsseln muss, um auf einen antisemitischen Hintergrund zu schließen, ist das ein wenig dünn.

        • @Strolch:

          Es gibt nur jüdische Banken, die mit der Politik anbändeln? Oder was wollen Sie nun sagen? Oder war das reiner Zufall, dass er sich die Rothschilds in bester antisemitischer Tradition ausgesucht hat?

      • @Nicky Arnstein:

        ich würde es besser finden, wenn sie in ihrer antwort auf henrik wm´s antwort der logik des diskurses folgen, anstatt einen artikeln der welt ((springer-presse aka hart recherchiert und eher um ausgleich auf allen ebenen der gesellschaft bemüht (vorsicht ironie!)) zu verlinken

        eigene worte, eigene gedanken und eigene urteile führen uns weiter, als ewig widerzukauen was medien vorsetzen

        danke an meine vorschreiber, nicht nur ich finde den artikel hart! hinkend. in diesem falle fällt es mir sogar schwer dies mit Engagement zu entschuldigen.

        kollegahahaha out

        • @Komi:

          Sie müssen es schon mir überlassen, welchen Medien ich mich in Sachen Antisemitismusberichterstattung bediene. Mit Ihrer klischeehaften, aus der 1968er-Generation stammenden Anti-Springer-Presse-Haltung gewinnen Sie höchstens bei Alt-Linken einen Blumentopf. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren überzeugen: welche Medien lesen Sie, um sich in Sachen Antisemitismus zu informieren?

          • @Nicky Arnstein:

            und weil es gerade so gut passt....

            www.nachdenkseiten.de/?p=45061

            aber bitte nicht nach dem schlagwort antisemitismus suchen.

            lesen-verstehen-mit dem eigenen weltbild spiegeln-erkenntnisgewinn gewiss

            und nicht ärgern lassen, sonne soll scheinen und wir diskutieren hier doch bloß

          • @Nicky Arnstein:

            Liebe(r) Nicky,

            ja schade das man es immer noch erwähnen muss. Wort-Gedanke-Bild-Meinung...think about it

            und auch mit einem Blumentopf wüsst ich sinnvolles anzufangen.

            Doch solange ich meine eigenen Gedanken formuliere muss ich auch keinen Quellennachweis führen...Punkt 1

            Punkt 2, nachdem Sie sich Adorno, Horkheimer, Foucault und vll noch weitere Querverweise zu Gemüte geführt haben, beschäftigen Sie sich bitte mit den Gedanken, welche sich Hannah Arendt zum Themengebiet Antisemitismus gemacht hatt und danach können Sie mich gerne nochmal in der Bibiliothek nach meiner Literatur Liste fragen.

            Aber nicht schummeln und dokus auf n24 gucken

    • @Henrik WM:

      Danke..

      Das scheint das Gericht übrigens auch genau so gesehen zu haben wie Sie.

      Hatte Frau Pöschl eigentlich mehr als die zitierten Stellen gegen Herrn X aufzubringen?

  • Liebe Autorin,

    Der folgende Satz aus dem vierten Absatz des Artikels ist hoffentlich nicht so gemeint, denn er erscheint mir als ziemlicher Unsinn bzw. widerspricht der Logik aus dem dritten Absatz.

    Menschen, die noch nie jemanden diskriminiert haben, durch Gedanken, Worte oder Taten, gibt es nicht. Sie dann als Rassist*innen, Sexist*innen oder Antisemit*innen zu bezeichnen, ist richtig, denn es zeigt auf, wie ganzheitlich und strukturell diese Diskriminierungsformen sind.

    Wenn prinzipiell immer Alle ausnahmslos Rassisten etc. sind, macht die Zuweisung dieser Eigenschaft an einzelne Personen ebenfalls prinzipiell keinen Sinn mehr.

    Obwohl ich Ihre Gedanken zu verstehen meine (und überwiegend teile), kann ich Ihrem Artikel so wie er formuliert ist daher nicht wirklich folgen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Der Mann ist mir dermaßen unymphatisch - ich halte ihn für einen aufgeblasenen Wicht. Allerdings ist Antisemit bei den genannten Beispielen etwas weit hergeholt.



    Wenn alle Juden Baron Rothschild wären, wäre es antisemitisch. So ist es Bankerfeindlich, mit einer Prise Antisemitismus. So ähnlich, derber noch und doch intelligenter hat sich Marx auch geäußert. Und wenn man aus „Muslime tragen den neuen Judenstern. Alles Terroristen, wir haben sie nicht mehr gern.“ Hetze gegen Muslime herausliest, dann sollte man in seiner Blase weiterschwimmen.