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Baerbock und die GrünenInhalte statt Personalia

Parteipolitik handelt immer von Menschen. Und eine Kanzlerkandidatin mit beschädigter Glaubwürdigkeit ist keine gute Verkäuferin der Inhalte.

Vernachlässigte Sonnenblume auf der Landesdelegiertenkonferenz der Grünen in Thüringen Foto: Bodo Schackow/dpa

D ie Grünen pflegen – so wie andere Parteien im Bundestag auch – ein trautes Ritual zu Jahresbeginn: die Fraktionsklausur. Die Bundestagsfraktion versammelt sich an meist beschaulichem Ort weit weg von Berlin, schüttelt den Feiertagsdusel ab und sortiert das politische Jahr vor. Die Presse steht auf den Gängen des Tagungshotels herum.

Bei solch einer Gelegenheit rückte einmal eine Gruppe Jung-Abgeordneter mit einem Papier an, das im Kern verlangte: Die Grünen sollten sich stärker um Inhalte als um Personalfragen kümmern. Was ja immer so schön wie wahr ist.

Die damalige Fraktionschefin Renate Künast – noch ungehaltener, als sie ohnehin meistens ist – schnaubte mir dazu in den Schreibblock: „Also bei mir ist jetzt Wahlkampf.“ Keine Befassung. Was soll der Quatsch, sollte das heißen.

Politische Linien an getäfelten Wänden

Tatsächlich stand in jenem Frühjahr irgendwo eine Landtagswahl an, um die es aber gar nicht ging. Die Szene war deshalb so lehrreich, weil sich an den braun getäfelten Wänden des Tagungshotels plötzlich ganz große politische Linien erkennen ließen – allerdings als strategisches Knäuel. Denn natürlich war der Aufruf, sich um Inhalte statt um Personalia zu kümmern, eine Attacke auf die Fraktionschefin – und damit eine Personalie. Der Aufruf der Fraktionschefin, wegen Wahlkampfes die Reihen zu schließen, konnte dann prima als Verweigerung kritisiert werden, an echten Inhalten zu arbeiten.

Ich habe vergessen, ob der Vorfall das Jahr für die Grünen damals noch eingetrübt hat. Aber Künasts Augenrollen fällt mir seither stets ein, wenn irgendwer in oder von der Parteipolitik fordert, es müsse doch um Inhalte statt Personal gehen. Die kurze Antwort lautet: Geht nicht. Erst recht nicht im Wahlkampf. Die Parteipolitik, wie wir sie kennen und so fix auch nicht ändern können, handelt immer von Menschen, die sich Inhalte zu eigen machen, und von Inhalten, die durch Menschen transportiert werden.

Und nach den Gesetzmäßigkeiten der Parteipolitik ist eine Kanzlerkandidatin mit beschädigter Glaubwürdigkeit keine gute Verkäuferin der Inhalte mehr, selbst wenn es sich bei diesen Inhalten um, sagen wir: ernsthafte Klimapolitik handelt.

Die gute Nachricht ist: Außerhalb der Parteipolitik müssen keine Reihen geschlossen werden, und man kann auch Inhalte von Personen trennen. Bei Medien gehört das sogar zur Jobbeschreibung. Nicht alles ist Strategie, manchmal ist ein Argument auch einfach ein Argument, und wer eine Meinung vertritt, macht sich nicht gleich zum Büttel oder zur Schergin eines politischen Gegners oder einer sonstigen bösen Übermacht.

Wer die Meinung vertritt, dass Annalena Baerbock womöglich keine optimale Kanzlerkandidatin mehr ist, wäscht nicht die Wäsche der Klimazerstörer, sondern zieht erst einmal nur Schlüsse aus der öffentlichen Gesamt-Gemengelage. Bevor Nachfragen kommen: Ja, dies ist auch eine Reaktion auf die Debatten, die ein taz-Kommentar zu Wochenbeginn ausgelöst hat.

taz am wochenende

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In einer Analyse, die nur aus Diskursen und Gegendiskursen besteht, die verstärkt oder eben bekämpft werden, wird jede Meinungsäußerung zum Vehikel einer höheren Kraft. Die Meinungsäußerin ist dann nur ein Werkzeug, dumm genug, sich zum Sprachrohr der Falschen zu machen.

Dabei ist doch so klar, wie verkürzt so ein Deutungsschema ist, dass es weder denen gerecht wird, die sich an einer Diskussion beteiligen, noch der Sache selbst. Welcher Sache noch genau? Ach, da sind gleich mehrere: Klima, ja genau. Aber auch: demokratische Öffentlichkeit. Politische Kultur. Vertrauen in die Kraft des Arguments.

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Ulrike Winkelmann
Chefredakteurin
Chefredakteurin der taz seit Sommer 2020 - zusammen mit Barbara Junge in einer Doppelspitze. Von 2014 bis 2020 beim Deutschlandfunk in Köln als Politikredakteurin in der Abteilung "Hintergrund". Davor von 1999 bis 2014 in der taz als Chefin vom Dienst, Sozialredakteurin, Parlamentskorrespondentin, Inlandsressortleiterin. Zwischendurch (2010/2011) auch ein Jahr Politikchefin bei der Wochenzeitung „der Freitag“.
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31 Kommentare

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  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Warum muss man auch immer Geisteswissenschaftler für ernste Themen aufstellen.



    Nach dem Krieg, wenn es um den Aufbau einer Demokratie geht - okay.



    Aber jetzt geht es um die Transformation der Wirtschaftsweise.



    Haben die keine Physikerin/Chemikerin bei den Grünen?

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Was macht spezifisch Naturwissenschaftler zu geeigneteren Politikern? Keine Kanzlerin/Ministerin/Staatsekretärin setzt sich selbst hin und entwirft oder rechnet Modelle. Die Arbeit von Politikern ist die Verhandlung und Durchsetzung von Ideen. Die können auch aus der Wissenschaft kommen.



      Die Frage ist nämlich, wem die Politikerinnen zuhören. Und da habe ich bei den Grünen durchaus mehr Hoffnung, dass der Wissenschaft mehr Ohr geliehen wird, als der Sales&Strategy-Abteilung von FirmaXYZ.



      Und Naturwissenschaft schützt auch vor politischem Unsinn nicht. Wenn ich die promovierte Physikerin Dr. Merkel völlig ungeniert von "Quantensprüngen" reden höre, oder sie den objektiven Leistungsbegriff der Physik pervertiert in wirtschaftlichen Kontexten herumwirft, platzt mein inneres Multimeter.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @dasOimel:

        "Keine Kanzlerin/Ministerin/Staatsekretärin setzt sich selbst hin und entwirft oder rechnet Modelle. "

        Aber grundsätztlich verstehen sollten die die Modelle schon. Und das es mehrere Lösungsmöglichkeiten im Umgang mit der Natur gibt, aber keine Kompromisse.

      • @dasOimel:

        Zumindest würden Naturwissenschaftler:innen wissen, wovon sie reden - wenn es um die Energiewende geht, die ja bei den Grünen das zentrale Thema ist. Ein "Kobolde" hätte es da nicht gegeben.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Stimme Ihnen absolut zu. Ich träume von einer Naturwissenschaftler:in, die etwas von Energie (-Umbau) und evtl. Wirtschaft etc. versteht, als idealen Kandidaten der Grünen. Ich fasse es immer noch nicht.

  • Jetzt - so kurz vor der Bundestagswahl - bitte bloß keine Inhalte auspacken. Am Ende haben die Leute wieder nur völlig überzogene Vorstellungen von der Zeit nach der Wahl. Klar ist auf jeden Fall: Wer Armin Laschet wählt, kriegt mindestens Andy Scheuer. Mensch, willst Du wirklich mehr?

  • Inhalte.

    Endlich redet mal jemand von Inhalten!

    Und die einzige, die diese maximal überzeugend darlegt, ist Wagenknecht in ihrem Buch.

    Inhalte, die ein phantastisches Wahlprogramm sind und der Partei das Überleben sichern könnte, deretwegen die Autorin jedoch von der Partei ausgeschlossen werden soll.

    Suche ich in Baerbocks Buch nach ein paar Inhalten - ihre Bullerbü-Kindheit interessiert mich nicht - stellt sich automatisch Enttäuschung ein.

    Tatsächlich braucht man für Inhalte Format!

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - wirft ein:

    “ Welke Sonnenblume / Winkelmann

    Ich dachte, da kommt noch was. Aber da war der Text schon zu Ende.



    "Sie [Annalena Baerbock] hat sich nicht bereichert..." mal wieder.



    (Hinnerk Untiedt, Master of Derailing).



    Aber es kommt immer mehr, was erklärt werden muss:



    www.spiegel.de/pol...-8e71-e8dfe20d70a6



    (Was würde Heinrich Böll wohl über das Führungspersonal von B90/Die Grünen - und über die Ausrichtung der taz sagen?)



    Zur Klarstellung: Die Unionsparteien sind und waren für mich immer unwählbar. Grün und taz haben die zu lange als natürliche Koalitionspartner (und Nr. 2 nach der BTW 2021) eingeschötzt. Und Merkel wurde zu wenig kritisiert. Warum auch immer. Die Nichtpolitik dieser Dame über 30 (in Worten "dreißig") Jahre ist doch bekannt. - Aber sie hat sich wohl nicht bereichert.“

    kurz - OUTING! by Lowandorder - wa!



    Ja. Jetzt isses soweit. Was her! Aber!



    Ja. Ich bekenne - Habe mir ein Dissertation-Stipendium 1000 DM/Monat



    Reingepfiffen = 20Tsd DM ++ & Skandal!



    & Däh! Die Arbeit nicht abgeschlossen!



    Wie sojet ging? Naja - Grafög - Gelle!



    Wörtlich - GraduirtenförderungsGesetz -



    Die einsamste Zeit meines Lebens!



    & Däh - jenseits von allem => Panne =>



    Verstiegen in der Eigernordwand! - 😱 -



    Break! => Refi - 2. Examen => Richter.



    & Irgendwann Voll Wonne in die Tonne! (Mein Doktorvater - bhäb - nie verziehn)

    kurz&knapp - Annalena hat nach allem nix dazu verdient! Gellewelle & Gut is!



    Also - Es steht nirgendwo - daßste mit sojet - Stipendium hin oder her - wat abliefern mußt => Tonne - is auch ok •



    (Hab dann - um den schlechten Geschmack loszuwerden - n paar Aufsätze losgelassen. Aber.



    Jeder Jeck is anders! Newahr.



    Normal.

    Frauman muß auch Jönne - Könne!

  • RS
    Ria Sauter

    Wer wirklich glaubt, die Grünen oder Annalena Baerbock könnte den Klimawandel aufhalten, ist mMn völlig naiv.



    Heute ist ein Milliardär ins Weltall geflogen. Auf der Warteliste stehen 6000 Reiche, die das auch möchten.



    orf.at/stories/3220618/

    Wir können hier soviel Klimaschutz leisten, wie wir möchten. Die Katastrophe wird nicht aufhalten zu sein .



    Dafür gibt es zuviele reiche Vollpfosten, die durch andere Vollpfosten erst reich geworden sind.

  • Diese langanhaltende beschäftigung mit dem thema ist schon sehr seltsam: Denn Annalena Baerbock hat sich nicht bereichert.

    Bereichert haben sich in den letzten jahren so viele hochrangige cdu- und csu-ler in zahllosen affären, wer sie vollständig nennen wollte, müßte ein dickes, sehr dickes buch schreiben. Oder mehrere, sollte es gleich alle skandale seit 1949 behandeln.

    Trotzdem ist es frau Barbock, die für die verspätete meldung legaler bezüge heftigst abgewatscht wird. Wo bleibt, beispielsweise die empörung über Armin Laschets van-laack-skandal: mit zwei aufträgen über 38,5 mio und weitere 4 mio euro. Ohne ausschreibung und ohne auf andere angebote von firmen aus nrw zu reagieren.

    Baerbock hat ihre verspätete meldung im märz 2021 von sich aus nachgeholt.

    Der vormalige teilhaber einer lobbyagentur mit klienten aus der medizin- und pharmabranche, Jens Spahn, wurde 2018 bundesgesundheitsminister. Bei einem spendendinner mit einem dutzend unternehmer wurde zur zahlung von je 9.999 euro aufgefordert. Ist das bereicherung? Vergessen, daß Spahn die illustre runde mitten in der pandemie traf, am morgen des tages das volk im zdf über "hauptansteckungspunkte...beim feien, beim geselligsein" belehrte?

    Nur zum reinhören zwischen min:sec 00:50 und 01:16

    www.zdf.de/nachric...ober-2020-100.html

    Wer weitere vorwürfe gegen die grüne kanzlerinkandidatin sucht wird fündig bei:

    www.der-postillon....1/06/baerbock.html

    • @hinnerk untiedt:

      "aber frau lehrer, sie dürfen mich nicht schelten, der armin war noch viiiiel unartiger als ich!"

      glauben sie wirklich, hr. untiedt, daß das zieht?

    • @hinnerk untiedt:

      Much all weesen. Aber.

      Eh hier einer tot vom Dachfirst fällt.



      Der angewandte Bäcker hat mich schon immer erheitert.



      Theoretisch weiß ich auch, wie frauman



      Brot 🥖 bäckt.



      & Däh & NICHT Annalena Koboldina 🙀



      Die Bäckereifachverkäuferin - 🥖 🍞 🥖



      m.youtube.com/watch?v=CLXe1tzD4o4 - aber fast -



      Morgens in der Bäckerei,

      Na Mahlzeit

      • @Lowandorder:

        Ich finde es ja gar nicht dumm, was olle Reinecke an anderer Stelle geschrieben hat:

        taz.de/Die-Gruenen...782406&s=reinecke/

        Und: Wenn sich die Grünen nicht langsam Eier wachsen lassen, wird das nichts mehr.

        • @Jim Hawkins:

          anschließe mich - da hett de Jung mal sorgfältig gearbeitet! Normal!!

          kurz - Wäre nur gerne Mäuschen in dem Hühnerstall Linkes Portal - 😂😂😂😂 -



          Bayernkurier Immergriins taz!



          Die ham sich da doch nen 🐺 gegriffelt!



          Daßse begannen im Kohlenkeller kein Schatten meht zu werfe! Gellewelle!



          & Däh! SpätzleSpezial Schlagobers =>



          Fjutscher2 - mi Hans Welzer & le petit



          cheflereporter Peter Unfried mittenmang dabei - 🥚j🥚j🥚 - unser



          SUPERHYPERPIPER (remember ”alter Blödmann“ sei Perle zu Lindner!!;))((



          Promoten unisono diesen Schmarn CDU



          Interview mit Diana Kinnert



          : Die Einsamkeit der Jugend



          Die Unternehmerin und Politikerin Diana Kinnert sagt, dass die jungen Leute am stärksten unter der Pandemie leiden. Wirklich? Und warum?“



          DIANA KINNERT



          Die Frau: Unternehmerin, Politikerin, Publizistin, Beraterin, Gründerin, Geschäftsführerin Newsgreen GmbH



          Denksendung bei phoenix: Denken mit Kinnert und Welzer



          Jahrgang 1991, geboren und aufgewachsen in Wuppertal (Elberfeld). Trat mit 17 in die CDU ein.



          Das Buch: Diana Kinnert und Marc Bielefeld: Die neue Einsamkeit. Und wie wir sie als Gesellschaft überwinden können. Hoffmann und Campe 2021 – 448 Seiten, 22 Euro



          Das Gespräch mit Kinnert fand per Zoom statt.“ Ach was! © Loriot

          kurz - In-sich-Geschäfte - sind normal verboten! Aber das Wasser muß schon Oberkante Unterlippe stehen - Wennste dich als Journaille‘ste steigbügelhaltend so fett läßt gehn •

          unterm——- vgl näher Lowie et al. =>



          taz.de/Wahlkampagne-der-CDU/!5782401/

          • @Lowandorder:

            Ja, die Frau Kinnert:

            "Ja, an dieser Stelle muss ich immer versichern, dass ich nicht links bin. Ich wünsche mir nicht, dass Sozialpopulisten von außen um den immer höheren Mindestlohn wetteifern."

            Sozialpopulisten von außen mischen sich in das organische Geschehen zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten ein. Das natürlich einvernehmlich ist. Sitzen doch alle im selben Boot.

            Wo kämen wir da hin?

            Der Mindestlohn wird höher und höher und irgendwann fahren die ganzen Knechte mit dem Mercedes zur Arbeit.

      • @Lowandorder:

        Nicht bereichtert? Alles ist relativ und und ein 4jähriges Stipendiat für eine Doktorarbeit sind ja nicht Nichts. Statt sich dieser Arbeit zu widmen (in 4 Jahren sollte sowas trotz Geburt eines Kindes abzuschliessen sein, zumal es nichts Experimentelles sondern etwas mit Literaturstudium war), hat sie mindestens 4 Parteiämter ausgeübt und sich für den Bundestag beworben.

        • @TazTiz:

          Wie meinen?

          Sach aber mal so: Dicke Hose aber lose!



          Als ich las - “…was mit Völkerecht…“



          Dachte ich “Chapeau - Max Weber & die dicken Bretter!“ Zerstuben - wie in denn



          Unnerbüx die Flusen - 🙀😱 - Allewetter



          War uns Trallafittimaus doch n Graus •

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""beschädigter Glaub-würdig-keit-beschädigter"" und das Deutungschema -



    ""Für welche Sache genau?""



    ==



    Suche nach einer rabenschwarzen Stecknadel in einem riesigen Heuhaufen namens verspätete Meldung der Weihnachtsgratifikation, und verbesserungswürdige Zitierpraxis bei Sachbüchern und darüber hinaus eine durchgeknallte Diskussion ob nun Sachbücher eher allein oder im zeitgemässen ""Networkingstil"" geschrieben werden??? -

    ---- Gegen ----

    einen Verkehrsminister der BundesMilliarden einfach mal so in die Tonne getreten hat, gegen einen Laschet, der Semesterarbeiten verschluderte und Oberhäuptling einer Partei ist, in denen Ex-Mitglieder nicht nur an Maskendeals auf Kosten der Gemeinschaft dick verdienen - von Tendenzen in bestimmten Parteien mal ganz abgesehen Giftgaseinsätze und den Gebrauch von Nervengiften anderswo peinlich verdruckst ohrenbetäubend weg-zu-verschweigen.

    Wer Mücken wie verbesserungswürdige Zitierpraxis zum Elephanten aufbläst und päpstlicher als der Papst hysterisch Verrat schreit beim Verpennen von Meldeterminen -



    zeigt an seinen Kompass verloren zu haben und dringend der Heilung bedarf - damit er zeitnah die Fähigkeit zum Argumentieren zurück gewinnt und -- die Notwendigkeit erkennt, schleunigst die Bedeutung des Wortes "Verhältnismässigkeit"" zu erlernen.

    Wenn Rosa von Praunheim Recht hatte mit seinem Spruch - ""Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt""-- dann sollte es auch möglich sein in diese Gleichung das Substantiv vor dem Komma auszutauschen und dafür Annalena Baerbock einzusetzen.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Wer im Amt versagt, gehört abgewählt oder von der Verantwortung entbunden. Wer schon vorher versagt & schummelt, wird es im Amt vermutlich auch tun. Daher sollte so jemand nicht in Verantwortung gebracht werden.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Bezeichnend auch, dass im letzten Absatz des Artikels ein entscheidendes Wort fehlt:

      FAKTEN.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      Frau Baerbock ist nun NICHT pervers? Was soll das? Als Rosa v. P. den Film drehte, gab es noch den § 175. Unter welcher vergleichbaren Repression leidet nun die Kanzlerkandidatin? Dieser Vergleich ist so dermaßen lächerlich wie unverhältnismäßig im ansonsten substanzlosen Kommentar.

      • 0G
        06438 (Profil gelöscht)
        @Chutriella:

        ""Als Rosa v. P. den Film drehte, gab es noch den § 175.""



        ==



        .... den es seit 27 Jahren nicht mehr gibt - aber was sich von Praunheim in Siebzigern nicht hatte vorstellen können - - und andere auch nicht - - das dieses lebensfeindliche Gesetz aus dem 19. Jahrhundert heute in seiner Wirkung durch Hassbotschaften aus Teilen der Gesellschaft verlängert wird.

        Diese Welle der Ignoranz schwappt über - in alle Bereiche gesellschaftlicher Auseinandersetzungen - und hinsichtlich der Diskussion um Annalena Baerbock ist das deutlich an der Unverhältnismässigkeit und an der Unsachlichkeit der geäußerten Kritik zu erkennen.

        Der Punkt:



        Für oder gegen Baerbock ist nicht der Punkt um den es geht - mit anderen Worten in Anlehnung an den Spruch



        von Praunheim -""nicht Baerbock ist das Problem - sondern der Versuch von Baerbockgegnern die Diskussion zu verunsachlichen um sich um die eigentlich notwendige Diskussion herum zu drücken - indem sie Lappalien im Brustton eines ultra-bürgerlichen Bürgers mit ultra-präsizer implizierter vorgeschobener



        Gesetzestreue in den Vordergrund rücken"".

        Die derart harsch vorgetragenen Anschuldigungen setzen sich dem Verdacht der Verlogenheit aus - und das ist wohl der Kern der Botschaft die von Praunheim im Jahr 1970 wohl gemeint hat.

  • Im Grunde geht es nicht um Frau Baerbock. Es war schlicht eine unzureichende Vorbereitung des Wahlkampfs und eine extrem ungelenke Behandlung der Krise. Gleich ob Baerbock oder Habeck, natürlich wird an der Glaubwürdigkeit gerüttelt. Nicht umsonst stehen Liz Mohn, Friede Springer und Herbert Burda mit ihren Medienunternehmungen der CDU nahe. Alter Geschichte, die die Grünen eigentlich kennen sollten.

    Und da wirken die "Kleinigkeiten" schlicht wenig professionell.

    Und heutzutage ist die Person dann auch mediales Trägerelement für die Inhalte. Das verschärft in solcher Situation die Zuschreibungen hin zu Beschreibungen wie "Hochstapelei". Und schwupss ist auf Grund nachlässiger Arbeit im Vorfeld das Momentum futsch.

  • Habecks Versuch, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete als "Hilfe zur Selbsthilfe (!)" zu verkaufen, eingefangen hat (Reminiszenzen an den ersten deutschen Kriegseinsatz unter Rot-Grün auf dem Balkan im Entstehen eingefangen hat:

    "Baerbock gegen Waffenlieferungen

    Spitzenkandidatin Annalena Baerbock bekräftigt, dass die Grünen Rüstungesexporte in Kriegsgebiete ablehnen. Robert Habeck hatte daran Zweifel gesät" (27.5.21)

    Umgekehrt wird ein Schuh draus: wegen der Inhalte wird die Kandidatin über Lappalien - empfehlenswert: taz.de/Vorwuerfe-g...Baerbock/!5782076/ - durch den Dreck gezogen.

    Und die Taz, Silke Mertins, hat die Vorhut gegeben.

  • > Und nach den Gesetzmäßigkeiten der Parteipolitik ist eine Kanzlerkandidatin mit beschädigter Glaubwürdigkeit keine gute Verkäuferin der Inhalte mehr, selbst wenn es sich bei diesen Inhalten um, sagen wir: ernsthafte Klimapolitik handelt.

    Die Grünen müssen, was Klimaschutz angeht, offensichtlich sowieso zu viele Kompromisse machen. Vielleicht sollte man deswegen, und da Baerbock nun wohl auch /wegen/ ihres Einsatzes für Klimaschutz abgesägt wird - gleich die Direktkandidaten auf der Bundes-Klimaliste wählen und diese unterstützen.

    Die Zweitstimme kann man ja durchaus noch den Grünen geben - die Klimaliste stellt ja bewusst nur Direktkandidaten auf, um den Grünen keine Zweitstimmen wegzunehmen.

    Ich will damit nicht sagen, dass die Grünen nichts Positives machen, das tun sie sehr wohl, aber beim Thema Klima ist es eben - und das sage ich als angewandter Physiker - ganz eindeutig nicht genug.

    Und es sieht ganz danach aus, als ob sich auch in Deutschland die Stimmung erst ausreichend ändert, wenn hier die Vögel vor Hitze tot vom Himmel fallen.

    • @jox:

      Hey danke für den Tipp mit der Erststimme für die Klimaliste, also Stimmensplitting.

      Ist es wert über die Möglichkeit einmal nachzudenken. 🙂

      • @Oliver Tiegel:

        Schauen Sie sich die Karten der Ertstimmen bei der letzten Bundestagswhl an. Dann wissen Sie, was passiert, wenn die linke Hälfte der Bevölkerung da herumsplittet.

        Es ist ein Irrglaube, so zu tun, als würde man jemanden wählen. Die Abgeordneten sind primär der Fraktionsdisziplin und sekundär ihrem eigenen Gewissen verpflichtet. Nicht denen, die sie wählen.



        Wer aber NICHT gewählt wird, hat in der demokratischen Entscheidungsfindung nicht mehr zu sagen, als jeder beliebige Hansel von der Straße.

        Diese Wahl muss eine Wahl GEGEN die CDU/CSU werden.

    • @jox:

      Frau Baerbock wird nicht "auch/ wegen/ ihres Einsatzes für Klimaschutz abgesägt". Niemand ausser sie und ihr dilettantisches Umfeld in der Parteiführung ist an ihrem Absturz beteiligt. Sie ist für die verlorene Glaubwürdigkeit einzig und alleine selber verantwortlich. Ich würde sie als zutiefst unehrlich bezeichnen.

  • Der eigentliche Punkt ist doch, dass ein solcher Artikel wie der hier ÜBERHAUPT NUR erscheint, solange es gegen BAERBOCK geht. Es geht also weniger um etwas, was GESCHEHEN ist (Fehler, Ungeschicklichkeiten usw.), sondern um etwas, was FEHLT: Nämlich der gleiche Furor gegen MÄNNLICHE Kandidaten. Bei denen kommt niemand auf die Idee, auf diese Weise gegen sie anzuschreiben, wie es leider auch in der taz geschieht.

  • Man kann eine Debatte doch gutheißen, ohne sich als ,,vorderste Speerspitze" daran zu beteiligen! Kann man die Diskussion, ob Frau Baerbock den Klimawandel jetzt für uns noch stoppen kann oder welche Fehler sie gemacht hat, nicht einfach denen überlassen, die das wichtig finden? Anstatt zu den ersten zu gehören, die Rücktritte fordern oder schlaue Thesen wie die von ,,Merkels gelehriger Schülerschaft" aufstellen? Im ,,Veggie" - Wahlkampf war man als Grüne zu ,,radikal", man wurde auch von der TAZ in die ,,Mitte" geschrie(b)en. Anstatt im aktuellen Wahlkampf die Radikalität des Programms zu untersuchen und darüber zu schreiben, ob und wie die Welt noch zu retten ist, möchte man anscheinend ,,Recht gehabt haben", falls es zu einer Wahlniederlage kommt. Nach dem Motto: Wenn man sich schon nicht mehr auf der Seite der Sieger sieht, möchte man wenigstens die Niederlage vorausgesehen haben. So können antizipierte Ego-Verletzungen die Realität, die sie befürchten, auch erzeugen, wie von Noelle-Neumann auch schon mal behauptet. Im Grunde verbirgt sich dahinter vielleicht die ganze deutsche Misere: lieber Hofmeister sein als für Revolutionen zu kämpfen.

  • Naiv, mehr fällt mir zu Bü90/Grüne nicht ein. Naivität als Argument für Mehrheitsfindung einzusetzen, mag in einer haltlos wie sorglos behüteten Wohlstandsumgebung ein Zugpferd sein, spätestens nach der Qualifizierung in einem verantwortungsvollen Amt oder Auftrag versagt das sofort. Zuletzt hörte ich, die Grünen hätten sich zu sehr auf die Inhalte konzentriert, das haben sie nicht. Sie haben aus den Grünen eine Partei für Personensucht Programme gemacht, das wiegt schwer. Insofern sind Bü90/Grüne eine weitere demokratische Partei, mehr nicht. Es fehlt nach wie vor eine sowohl alternative wie oppositionelle Zuversicht, die durch eine kommende Politik gestützt wird. Im Moment stehen erneut alle Zeichen auf die konservative Union, mit ihrem Wohlstandspudel SPD.