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Nichts gegen Frau Hierse, ich lese sie gern, aber das mit dem "Deppenapostroph" ist wohlfeiles bildungsbürgerliches Ressentiment.
Vor allem, wenn man in Betracht zieht, auf welchen Hund der Journalismus in Sachen Sprache und Genauigkeit gekommen ist.
Manchmal empfinde ich Schmerzen beim lesen mancher Artikel, weil sie einfach so schlecht sind.
Vor allem wenn sie gemäß der unsäglichen Mode verfasst sind, die vorschreibt, dass der Autor wichtig ist, nicht die Geschichte.
Auf die Spitze treiben das die Podcasts, die ich, käme ich an die Macht, verbieten würde.
@Jim Hawkins Artikel nicht gelesen, aber das eigene Ressentiment gegen Podcasts im Kommentar untergebracht, prima.
@Wonko the Sane Ach naja, wer ohne Fehler ist, der starte den nächsten Podcast.
Am besten einen, der sich so anhört, als würden sich ein paar Erstsemester in einer Kneipe plappernd unterhalten.
@Jim Hawkins Das Deppenapostroph verdient nicht, mit so viel Schmerz um die verlorene Jugend beladen zu werden.
@Wonko the Sane OK, the kids are not allright und das leider in vielerlei Hinsicht.
Allerdings waren es ja wir, also ich jedenfalls, die nichts besseres weitergeben konnten.
Wie wär's mal mit Oli's Büd'chen?
Das wär' mal kreativ ;-)
@tomás zerolo Ich setz´ noch einen dr´auf:
In Oli`s Büd`chen spielen Baby`s mit Handy´s
Autofahrer:innen stellen ein Viertel aller Verurteilten in Deutschland. Doch vielen fehlt Bewusstsein für ihre Taten.
Der Fetisch mit der Rechtschreibung: Deppen’s Apostroph
Medien melden: Ab jetzt soll in Eigennamen wie „Bärbel’s Büdchen“ der Apostroph erlaubt sein. Dabei war er das schon. Ein Depp, wer das nicht wusste!
Für „Erika’s Eckkneipe“ und „Bärbel’s Büdchen“! Illustration: taz
Der Mensch ist ein Depp, dafür gibt es reichlich Belege. Keine andere uns bekannte Spezies hat es zum Beispiel geschafft, sich allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Trotz so dermaßen gründlich an ihrem eigenen Lebensraum zu vergehen, dass er unbewohnbar zu werden droht. Vom verlässlichen Erfolg populistischer Oberdeppen und komplett nutzlosen Erfindungen aus dem Hause Tchibo ganz zu schweigen.
Konsequent also, dass auch menschengemachte Publikationsorgane ab und an herumtölpeln. Vergangene Woche machte von Stern bisSWR3 und Kölner Stadt-Anzeiger die Meldung die Runde, dass der sogenannte Deppenapostroph jetzt dank einer Entscheidung des Rats für deutsche Rechtschreibung offiziell verwendet werden dürfe.
Vorbei also die Zeiten, in denen Spießbürger mit Rechtschreibfetisch bei jeder Gelegenheit mit dem Finger auf Bärbel’s Treff, Oli’s Büdchen und Cem’s Trinkhalle zeigen können! Jedenfalls ein bisschen, denn Bärbel, Cem und Oli würden glücklicherweise weiterhin oberpeinliche, deppenhafte Fehler machen, wenn sie von Bärbel’s Briefmarkensammlung, Cem’s Winterjacke oder Oli’s Mutter schrieben.
Besserwisser wissen: „Die Verwendung des Apostrophs zur Abgrenzung des Genitiv-s bei Eigennamen ist möglich, wenn die Gesamtkonstruktion ein Eigenname ist“, lautet die bereits im Juli aktualisierte Regel. Und sie hoffen insgeheim, dass die Schlechterwisser schon noch genug Fehler machen werden, über die es sich herziehen lässt.
Die Meldung zum Häkchen hat allerdings einen Haken. Wirklich unzulässig, geschweige denn verboten war der „Deppenapostroph“ auch vorher nicht. Schon im amtlichen Regelwerk des Rechtschreibrates von 2006 steht der Satz: „Von dem Apostroph als Auslassungszeichen zu unterscheiden ist der gelegentliche Gebrauch dieses Zeichens zur Verdeutlichung der Grundform eines Personennamens vor der Genitivendung -s oder vor dem Adjektivsuffix -sch: Carlo’s Taverne, Einstein’sche Relativitätstheorie.“ Carlo hat also nichts falsch gemacht. Wer Carlo ausgelacht hat, allerdings schon.
Laut Duden ist der Depp ja eine besonders im süddeutschen, österreichischen und schweizerischen Sprachgebrauch verbreitete „abwertende Bezeichnung für einen einfältigen, ungeschickten Menschen, Tölpel, Dummkopf“. Ein Depp ist also gewissermaßen ein Stolperer, und ein Stolperer braucht vielleicht einfach etwas, woran er sich festhalten kann. Überlegenheitsposen zum Beispiel. Oder die gelegentliche Dosis anlasslose Aufregung.
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Kommentar von
Lin Hierse
taz-Redakteurin
Lin Hierse ist Redakteurin der wochentaz und Schriftstellerin. Ihr neuer Roman "Das Verschwinden der Welt" erscheint am 29. August bei Piper.
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